Mauritius
Eine Runde um die Insel
420km
Diese Reise war als Überraschung für Darina geplant. Hmmm. Kurz nachdem ich die Flüge gebucht habe schlug sie Mauritius als Sommerreiseziel vor. Ich war so unvorbereitet dafür, dass mein abruptes NEIN die Überraschung zunichtemachte. Ein paar Monate lang versuchte ich abzulenken, aber ohne Erfolg. Immerhin wusste ich, dass mein Entscheid nicht gegen ihre Wünsche war (;
Ein Direktflug mit Edelweiss hat uns hingebracht. Das angenehme dabei ist, dass diese Fluglinie neben einem 23kg Gepäckstück auch ein Sportgerät umsonst mitnimmt. Was es nicht gab, war ein Glas Champagner um das Neue Jahr irgendwo über dem Äquator zu feiern. Oder vielleicht gab‘s eines und wir schliefen durch.
In der Ankunftshalle haben wir als erstes einmal Jacke und Socken ausgezogen. Bei den Temperaturen braucht‘s sowas wirklich nicht. Die Räder waren schnell zusammengeschraubt und nach 10km radeln waren wir morgens um 8 schon an der Blue Bay am Schwimmen. Das war dann auch der Rhythmus für den Urlaub. Auf einer 2040km 2 Insel sind weisse Strände wichtiger als 80km Tage.
Wir sind dann auch im Uhrzeigersinn um die Insel damit die Strände immer auf unserer Strassenseite waren. (die Briten waren hier)
Das bringt uns zu einer kurzen Geschichte der kurzen Geschichte des Landes. Als die Holländer im 16ten Jahrhundert landeten gab‘s Dodos und Ebenholz, als sie nach 2 gescheiterten Kolonisierungsversuchen abzogen waren die Dodos und das Ebenholz weg. Dafür gab‘s Mäuse und Ratten.
Im 18ten Jahrhundert kamen die Franzosen. Sie brachten Zuckerrohr und tausende Sklaven von Madagaskar, Mozambik und Westafrika.
Im 19ten Jahrhundert kamen die Britten und tauften die Ile de France auf Mauritius. Zu dem Zeitpunkt gab‘s 78000 Einwohner, davon waren 63000 Sklaven. Die Sklaverei wurde bald darauf abgeschafft und durch „freiwillig“ angeworbene Zwangsarbeiter aus Indien ersetzt. Mit der Zeit kamen auch chinesische Händler dazu. Mitte des 20ten Jahrhunderts
waren Kolonien nicht mehr in Mode und die Inseln bekamen die Unabhängigkeit. (nicht ohne vorher noch den Chagos Archipel abzuzwacken und deren Einwohner umzusiedeln)
Wir hatten einen anstrengenden Radeltag, mit 1000 Höhenmetern. Bei 30°C und mit Feuchtigkeit gesättigter Luft war das definitiv eine richtige Trainingseinheit, sie brachte uns aber auch zu den Sehenswürdigkeiten des Chamarel Wasserfalls, der 7 farbigen Erden, einem Aussichtspunkt über die Black River Schlucht und zum Hindu Heiligtum am Grand Basin.
Es gibt noch einige alte Häuser wie das Maison Eureka, wo man in den guten alten Zeiten von Herr und 1000 Dienern träumen kann, aber da die statistischen Chancen auf so ein Leben auch dannzumal so gross waren wie ein Sechser in Lotto betrachten wir das besser etwas nüchterner.
Eine weitere historische Hinterlassenschaft ist der jüdische Friedhof. 1940 wollten fast 3600 jüdische Flüchtlinge aus Wien, Danzig und Prag ins britische Mandat von Palästina. Da sie keine Papiere hatten wurden sie nach Trinidad und Mauritius verschifft und bis zum Kriegsende interniert. Etwa 1300 schafften es 1945 nach Haifa. 128 die die widrigen Umstände nicht überlebten wurden da beerdigt.
The last brother von Nathacha Appanah ist ein empfohlenes Buch zu diesem Thema.
Die Hauptstadt Port Luis hat eine moderne Seite am Hafen, voll mit Restaurants und Läden, dahinter gibt’s dann den Markt und Chinatown mit mehr Essen und Einkaufsmöglichkeiten.
Noch etwas weiter hinten ist die zweitälteste Pferderennbahn der Welt. Hier kann man durchaus mal einen Tag Strandentzug überleben.
Markt in Port Luis
Der Norden ist vor allen Zuckerrohrland, aber auch mit all diesen wunderbaren weissen Sandstränden. Wie überall sind einige davon privat aber es gibt auch viele wunderschöne gepflegte für die Allgemeinheit. An Wochenenden können sie etwas voll und laut werden, aber ein paar Kilometer weiter ist sicher Einer der auch schön und ruhig ist.
Auch im Norden ist der botanische Garten von Pampelmousses. Da gibt’s dann die gigantische Wasserlilie (bis zu 3m Durchmesser haben die Blätter) und die Lotusteiche, allerhand Palmen und andere Bäume und Gewürze.
Wasserlilien
Lotus
Vanilla Schoten
Gebaut wurde er von den Franzosen als die Holländer die Gewürzinseln fest im Würgegriff hatten.
Botanische Gärten waren in dieser ersten globalisierten Zeit wichtig um Gewürze und Zierpflanzen zu züchten, aber auch um billiges Essen für die verschifften Arbeiterheere an andere Kontinente zu gewöhnen (Brotbaum zum Beispiel)
Das Gärtnern wurde damals populär unter reichen Leuten und exotische Pflanzen wurden zu stattlichen Preisen importiert.
Die Muskatnuss ist ein tolles Beispiel für die Nützlichkeit dieser botanischen Gärten.
Muskatnuss
Einheimisch auf ein paar Inseln der Molukken und gut geschützt von den Holländern die ihren 60000% Profit verteidigten war das Schmuggeln dieser Pflanze ein lukratives und gefährliches Geschäft. Ganz besonders nachdem Ärtze in London erklärten, dass die Muskatnuss als Medikament gegen die Pest wirkt.
Pierre Poivre, der damalige Leiter des Gartens konnte ein paar dieser Bäume rausschmuggeln lassen, zusammen mit Zimt und Nelken. Als die Zucht der neuen Setzlinge erfolgreich war wurden diese mit dem dazugehörigen Wissen weitergegeben. Die Briten taten dasselbe via Singapur, Sansibar und schlussendlich Grenada in der Karibik.
Nathaniel’s Nutmeg von Giles Milton bringt einem diesen Teil der Geschichte auf sehr lesbare Weise näher.
So, nach all der Geschichte wird‘s wieder höchste Zeit den Stränden entlang zu fahren.
Im Südosten wo die Berge wieder bis zum Strand reichen war die Strasse nochmal sehr schön. Schwarze Kiesstrände eignen sich nicht für Hotelanlagen, so dass die Strasse direkt am Meer entlang geführt werden kann. Vieux Grand Port, der alte holländische und frühe französische Haupthafen hat noch ein paar Ruinen und ein kleines Museum, aber jetzt ist es schon Zeit um den Urlaub zu beenden wie er begann, mit schwimmen an der Blue Bay und den 10km frühmorgens zum Flughafen.
Webervögel gibts viele im Osten
Wir können Mauritius als Fahrradurlaub nur empfehlen. Der Verkehr ist zwar zuweilen etwas dicht, aber wir empfanden ihn nie als gefährlich oder gar feindselig. Die Strassen in die Berge sind etwas steil, aber wer früher losfährt als wir sollte es einfacher haben.
Die Leute sind sehr freundlich und entspannt. Die Abkömmlinge der Sklaven und Herren haben diesen Teil ihrer Geschichte hinter sich gelassen und einen prosperierenden Staat geschaffen. Das Finanzwesen, IT und Tourismus geben fast allen eine Chance ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Die Zuckerindustrie nimmt zwar immer noch 85% der Agrarfläche ein, trägt aber mit den 600000 Tonnen gerade noch 3.5% zum GDP bei.
Das Essen ist unterschiedlich wie die Herkunft der Leute, indisch, afrikanisch, chinesisch, europäisch und einen Mix aus allem genannt mauritianisch ist überall erhältlich. Dholl Puri (ein Fladenbrot mit eingewickeltem Linsenbrei und scharfer Sauce) war unser Favorit für etwas schnelles über Mittag.
Englisch ist die Landessprache, aber mit Französisch kommt man weiter. Das überall gesprochene Kreolisch ist auch viel näher am französischen.
Als letztes noch etwas zu den Preisen, für 30-40€ haben wir überall ein Appartement gefunden (Booking) Dholl Puri gab‘s für 1-2€ pro Person und Abendessen 10-15€.
Für einen etwas ausführlicheren Bericht auf Englisch und/oder mehr Fotos könnt ihr
hier klicken.
Viel Spass
Kurt und Darina