Stets auf der Suche nach neuen Gegenden für Radreisen im Frühjahr half uns dieses Jahr ein Radiobeitrag über die europäische Kulturhauptstadt 2019: Matera – ein uns bis dato völlig unbekanntes Juwel inmitten der italienischen Provinz Basilikata, die zwischen den – zumindest vom Namen her – wesentlich bekannteren Regionen Apulien (östlich), Kampanien (westlich) und Kalabrien (südlich) liegt. Beim Blick auf die Karte stach uns in der Nähe auch gleich ein weiteres, höchstwahrscheinlich sehr lohnendes Radreise-Ziel ins Auge: Gargano – der „Sporn“ am Stiefel Italiens. Die Route zwischen Gargano und Matera war schnell geplant und als uns die Wetterprognose halbwegs sicher schien, hieß es für uns wieder einmal: Italien, wir kommen.
Eine große Premiere gab es für uns bei dieser Reise: erstmals rückten wir mit unseren Rennrädern und Bikepacking-Taschen aus – bisher waren wir am Rennrad immer nur mit Rucksack mehrtägig unterwegs, was körperlich auf Dauer ermüdend und irgendwann schmerzhaft wird. Mehr zu unserem ersten Bikepacking-Taschen-Fazit haben wir
in einem eigenen Beitrag zusammengefasst.
Zurück zu Apulien und Matera: unsere Erwartungen an Landschaft, Kultur und Kulinarik waren – nicht zuletzt auf Grund unserer faszinierenden Radreisen durch Umbrien und die Marken (2015), Abruzzo (2015, 2017), Ligurien und Piemont (2014, 2017) – zugegeben sehr hoch. Zudem war es die Aussicht auf die ersten sonnig-warmen Rad-Stunden des Jahres, die uns guter Dinge und absolut motiviert am 17. März nahe San Nicandro unseren 6-tägigen „Giro di Puglia“ starten ließ.
Highlights der Reise:
GarganoMit seiner malerischen Kalkstein-Felsküste und so großartigen Städten wie Vieste oder Monte Sant‘Angelo ist der Sporn Italiens auf jeden Fall eine Reise wert. Wer hier etwas mehr Zeit verbringen möchte, kann u.a. eine ungemein große Vielfalt an Orchideen bestaunen (am besten im April), jahrtausendealte Grabesstätten und Felsmalereien in Grotten und Höhlen besuchen oder seltene Wildtiere im Nationalpark beobachten. Zum Mountainbiken, Wandern und Trail-Laufen (Gargano Ultra Trail) gibt es ein dichtes, attraktives Wegenetz.
Am nächsten Morgen strampelten wir die knapp 800 Höhenmeter hinauf in den Pilgerort Monte Sant’Angelo, wo wir u.a. die berühmte Grottenkirche San Michele besichtigten – diese gehört zu den ältesten Pilgerorten im Abendland und ist Teil des UNESCO Welterbes „Die Langobarden in Italien“.
BariDer Weg nach Bari war alles andere als ein Kinderspiel: statt dem prognostizierten Rückenwind kämpften wir auf der 151km langen Etappe nicht nur mit den ruppigen Straßen und dem rasenden Verkehr entlang der Küste, sondern völlig überraschend auch gegen den Wind, zu dem sich kurz vor Bari noch leichter Nieselregen dazu gesellte. Dennoch, oder gerade deshalb: die Ankunft in Bari hatte etwas Magisches. Bari war für uns schon in der Kindheit der Inbegriff vom Süden Italiens – als wichtige Hafenstadt einer der Knotenpunkte im gesamten Adria-Raum … immens reich an Geschichte und an Geschichten.
MateraDie „Stadt der Steine“ – zusammen mit Plowdiw (Bulgarien) europäische Kulturhauptstadt 2019 – hinterließ einen ungemein fesselnden Eindruck. Der Panoramablick von der Piazzetta Pascoli über die „Sassi di Matera“ und den „Parco della Murgia Materana“ mit seinen unzähligen Grotten und Höhlen sucht seinesgleichen. Neben den zahlreichen „oberirdischen“ Monumenten der Stadt sind es natürlich die in Tuffstein geschlagenen Höhlenwohnungen und deren eindrucksvolle Geschichte, die den Besuch Materas so lohnend wie unvergesslich machen. Bis in die 1960er-Jahre wohnten hier Menschen mit Haus- und Hoftieren auf engstem Raum zusammen, bis sie von der Regierung gezwungen wurden, in modernere Gebiete der Stadt umzusiedeln. Viele dieser „Sassi“ wurden und werden mühevoll restauriert – seit 1993 zählen sie zum UNESCO-Welterbe.
Irsina, Monteverde, Deliceto, Bovino, Troia, …Aber auch andere Dörfer und Städte – meist in aussichtsreicher Höhenlage – bieten kulturinteressierten Reisenden eine Menge kostbarer Schätze, ähnlich wie in anderen Regionen Italiens. Und sei es nur beim abendlichen Durchflanieren oder bei kurzen Zwischenstopps in diversen Bars und Cafés am Rande einer schmucken Piazza oder inmitten einer belebten Füßgängerzone … als Reisender wird man hier täglich mit einer großen Portion italienischem Charme & Flair belohnt.
FazitOhne den frischen Dauer-Gegenwind und mit anderen Rädern (straßenbedingt) wären wir auf dieser Route mit Sicherheit glücklicher gewesen. Auch wenn uns viele Regionen in Italien besser gefallen haben – Gargano und Matera allein waren für uns diesen „Giro di Puglia“ absolut wert. Als Reisende fühlten wir uns allerorts (Unterkünfte, Bars etc.) sehr willkommen und wohl.
Nähere Infos und mehr Fotos haben wir auf unserer Website unter:
Radreise Apulien und Matera (Basilikata)