Auf diesen link hin Böses Erwachen nach Venedigbesuch per Rad. möchte ich zwar den Youtubefaden nicht belasten, dennoch aber etwas bemerken.

Daß Fahrräder, insbesondere solche von Touristen, in der überfüllten Lagunenstadt unerwünscht sind, ist seit langem klar, seit midestens 10 Jahren. Zwar gibt es von Mestre aus den neuen Radweg auf der Brücke, aber wer weiter als bis zur autokompatiblen Piazzale Roma will, sollte sein Fahrzeug dort stehen lassen. Transporte über die neue Brücke bis zum Bahnhof bzw umgedreht sind zwar wegen der schwachsinnigerweise weggelassenen Transportrampen über dieselbe lästig, aber möglich und werden geduldet.

Auch im Bereich Bahnhof sind begleitete und nicht abgestellte Räder kein Problem. Das von den beiden Reisenden gemachte Foto ist aber meiner Einschätzung nach nicht Bahnhofsnähe gemacht worden, so daß die Polizisten nicht annehmen konnten, die Eigentümer wollten nur rüber zur Autostation.

Angesichts dessen, daß ja wohl einer der Zwei bei den Rädern verblieb, den Betroffenen gleichwohl Vorsatz zu unterstellen, sie wollten das Radverbot in der Stadt unterlaufen, finde ich allerdings ziemlich bemüht.

Wer aber keinen Schimmer davon hat, daß Venedig für Räder geschlossen ist, ist einfach ein bißchen sehr naiv.

Mal ganz abgesehen davon, daß das Dabeihaben des Reiserads in der Lagunenstadt selber in den touristisch relevanten Bereichen reiner Murks ist.

Ich bin vor ein paar Jahren nach Venedig gefahren. Es gibt eine ganz normale vierspurige Straße vom Festland, die man ganz normal und natürlich auch legal benutzen kann. Sie endet in der Nähe des Bahnhofs Santa Lucia: openstreetmap. Das "eigentliche" Venedig ist eine Fußgängerzone mit Wasserwegen dazwischen. Und gleichzeitig quasi Sackgasse. Und ziemlich voll. Außerdem haben manche Brücken Treppenstufen. Es gibt dort am Ende der Straße ein oder mehrere Parkhäuser und auch einen Raum für Fahrräder. Da habe ich meines hineingestellt und die Stadt zu Fuß und mit dem ÖPNV angeschaut. ÖPNV sind in diesem Teil von Venedig natürlich Bootslinien, die wie Buslinien funktionieren, nur etwas teurer sind.
Man darf also durchaus bis zu diesem Fahrradraum fahren.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Fahrräder wirklich beim Bahnhof abgestellt wurden und sich daraus dann Probleme ergaben. Dort ist nämlich zumindest auch das Schieben der Fahrräder erlaubt und erst recht das Abstellen. Das Bild in dem Bericht zeigt ja ziemlich klar, dass die Fahrräder bereits an einem der Kanäle gelandet sind. Somit würde ich sagen - "Selber schuld!"

Bereits 2002, als wir zum ersten Mal nach Venedig geradelt sind, machte uns ein Mitarbeiter einer Touri-Info, gleich hinter der Brücke, darauf aufmerksam, dass Radfahren ab Piazzale Roma bzw. Bahnhof nicht erlaubt ist. Daraufhin haben wir uns eine Übernachtung Nähe Bahnhof gesucht. Bei späteren Besuchen haben wir es ebenso gehalten oder sind nach Mestre oder auf den Lido ausgewichen, was auch gesünder für die Reisekasse war.

2017 haben wir erstmals das Schild mit dem "Schiebeverbot" hinter der neuen Brücke über den Canal Grande von Piazzale Roma zum Bahnhof gesehen. Da unser Hotel nur gut 300 m entfernt war, sind wir mit leicht schlechtem Gewissen hingeschlichen. Wir hatten offenbar Glück und sind nicht behelligt worden. Mit dem Fahrrad nach San Marco zu schieben, wäre mir aber nie eingefallen. Das ist zu manchen Tageszeiten selbst ohne Rad schwierig genug.

Den Fuß-/Radweg über die Brücke gibt es auch schon länger, nur das letzte (sehr enge) Stück ist auf ca. 350 m jetzt als Stahlkonstruktion nach "außen" gehängt worden.

Sicher hat Venedig wesentlich größere Probleme als Radfahrer, z.B. die Zerstörung der Stadt durch Kreuzfahrtschiffe oder die Verdrängung der Bevölkerung. Aber so'n Radfahrer ist eben schneller zu greifen als die korrupten Behörden, die sich die Umgehung von Bauverboten gut bezahlen lassen.

Gruß Dietmar

Ganz deiner Meinung.

Eben das habe ich 2011 anders erlebt. Am Bahnhof Venezia S.L. fand sich überhaupt keine Fahrradabstellmöglichkeit. Damals hat es allerdings noch keinen gejuckt, wenn man ein Fahrrad einfach mitnahm. In den Norden zwischen Bahnhof und Krankenhaus verirrte sich ohnehin kaum ein Besucher.

Wie das direkt beim Bahnhof aussieht, weiß ich nicht. Ein Bekannter konnte das Fahrrad in der "Garage San Marco" unterstellen. Das liegt nahe zum Bahnhof. Ansonsten würde ich selber sowieso außerhalb ein Quartier suchen, das Fahrrad dort lassen, und Venedig ohne Fahrrad erkunden. Das Fahrrad ist dort ja verboten und sowieso bestenfalls Ballast.

Das trifft sicher auf manche andere historische Stadtzentren ebenso zu. Ich bin vor einigen Jahren an einem Sonntagvormittag im Juni in Florenz „aufgeschlagen“, von wo aus ich spät abends den Nachtzug nach München reserviert hatte. Ein Rad mit Gepäck ist dann nur ein lästiger Klumpen. Und es an so einem Tag irgendwo mit Taschen, Zelt etc. für mehrere Stunden abstellen, habe ich mich nicht getraut. Beim nächsten Mal würde ich jedenfalls am Vortag anreisen, damit ich auf dem Campingplatz oder in anderer Herberge ein sicheres Depot für Gefährt und Gelump habe.

Bernd

Das kommt darauf an, wie deine Stadtbesichtigung aussieht. Wenn es in Museen oder größere Einkaufsläden gehen soll, ist das mit Rad und von wegen Sicherheit schwierig. Ich habe ähnliches auf einer Radreise in Florenz gemacht und habe einmal morgens eine Runde gemacht, und abends nochmal. Ich hatte da keine Probleme mein Rad zu schieben, teils auch zu radeln. Jedenfalls hatte ich keine Platzangst. Sicherlich gehe ich in solchen Fälle nicht in Läden, wo ich mein Rad nicht genügend im Blick habe. Einkaufsgelegenheiten etwa von guten Lederwaren gibt es aber auch außen auf Straßen und Plätzen. Restaurant zum draußen sitzen fand sich auch, sogar mit Operngesang gleich nebenan.

Problematischer sind Städte, wo tatsächlich überwiegend Treppen und steile Pflastergassen zu begehen sind (Bsp.: Apricale in Ligurien). Das sind aber häufig kleinere Orte, wo das Rad abstellen auch kein Problem ist. Ich brauche allerdings mein Gepäck häufig, weil ich evtl. beim Abendessen mein Klamotten wechsle bzw. mich waschen möchte. Deswegen suche ich doch immer einen Ort, wo ich das Rad hinschieben kann. Da meist auch Autos irgendwie auch in solchen Orten verkehren, ist das auch möglich, aber mit Umwegen.

Ich bin mal mit der Fähre aus Kroatien angekommen und musste einen relativ weiten Weg nehmen, um zur Lidofähre zu gelangen. Ist das jetzt auch illegal?

Kommt halt drauf an, wo die Fähre aus Kroatien landet. Vom Tranchetto aus fahren ja die Linien-Autofähren zum Lido und das ist ja sowieso Autozone. Wenn die aber in Venedig selber anlegen, also zB zwischen San Marco und den Biennale-Gärten, könnte es problematisch werden.

Nachtrag: sehr wahrscheinlich ist aber, daß die Boote aus außereuropäischem Ausland nicht einfach so ohne Weiteres in der Stadt anlegen, sondern draußen landen, wo die Passagiere durch Zollkontrollen etc. laufen müssen. Dort ist dann aber der Weg zu Autozone nicht weit.

Die (Passagier-)Fähren aus Kroatien und kleinere Kreuzfahrtschiffe landen am "Terminal crociere San Basilio" im Stadtteil Dorsoduro an. Von dort kann man immerhin legal 3,1 km bis zur Lido-Fähre auf dem Tronchetto radeln. Klar, dass Autos hier auch fahren dürfen. Aber auch die autofreien Seitengassen rundum die Universitätsgebäude sind in dieser Ecke beradelbar - nur touristisch eben nicht attraktiv. Zu Fuß sind es dann von hier nur rund 750 m zur Ponte della Academia über den Canal Grande. Also wer mal im eigentlichen Venedig straffei radeln möchte sollte in diesen Winkel vorstoßen und vermeidet dann auch das weitere Gedränge auf den üblichen Hauptwegen vom Bahnhof über Rialtobrücke zum Markusplatz.
Grüsse
Frank

Hallo!



Das haben wir auch bereits erfolgreich praktiziert. Ich empfehle dann, das Rad samt Gepäck gegen Gebühr z.B. in der Garage San Marco abzustellen. Anschließend kann man sich ganz entspannt zu Fuß ins Gewühl begeben.



Venedig ist eine faszinierende Stadt. Ein Fahrrad dort ist jedoch ein Klotz am Bein und nur hinderlich.


Gruß LUTZ