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#13646 - 07/05/02 06:28 AM kulturkampf des liegerades...
ansgar
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heute schon das magazin der süddeutschen gelesen????

ggggrinnns

leider gibt es den text nicht im netz, wenn ich morgen lust hab scan ich den mal ein.
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#13735 - 07/05/02 07:58 PM Kulturkampf gegen fortschrittliche Fahrradtechnik ? [Re: ansgar]
HeinzH.
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Hallo Ansgar,
natürlich ist der Artikel im personell mit diesem Forum stark verquickten Liegeradforum schon rum. Matthias schrieb heute dort:


>Im heutigen Magazin der Süddeutschen Zeitung ist eine Polemik zum Thema Liegeradfahren. Insgesamt eher dümmlich. Der Autor hat so ziemlich alles an Vorurteilen verbraten, was Exklusiv-Upright-Fahrer so im Hirn haben.

Kleiner Auszug :

"Aber, so höre ich Sie sagen, Liegeräder sind doch so bequem. Bequem. Nun ja, bequem ist auch, sich mit dem Zeigefinger ein Nasenloch zuzuhalten und lässig zur Seite zu rotzen und spotzen, so wie es die Fußballer tun."

So geht das in einem durch. Schade um die die Zeit meines Lebens, die ich mit dem Lesen des Artikels verbracht habe.

Oder wars etwa "VORSICHT SATIRE" und ich habs nicht gemerkt ?

Gruß

M.<

Johannes P. antwortete und ergänzte:

>>Ich finde den Artikel eigentlich gar nicht so schlecht. Am Anfang werden die ganzen Vorurteile augezählt, stimmt. Aber gegen Ende kommen genauso übertrieben die ganzen Vorteile:

"Bleiben die physikalisch-technischen Vorteile. Der Luftwiderstand beim Fahren verringert sich mit der Sitzhöhe. Und zwar nicht linear, auch nicht im Quadrat, sondern, wir halten uns fest: in dritter Potenz! Halbe Sitzhhöhe bedeutet sieben Achtel weniger Luftwiderstand. Mit dem Liegerad fährt man mit weniger Kraft, daher ausdauernder, und am Ende schneller.
Nun hat auch die Weltradsportvereinigung UCI Ahnung von Physik, weshalb sie den ersten Liegeradfahrer, der einem ihrer offiziellen Radrennen teilnahm (und natürlich gewann) nachträglich disqualifiziert und die Liegeräder bis in alle Ewigkeit von öffentlichen Wettbewerben wie etwa der Tour de France ausgeschloss. Verboten. Aus. Vorbei."

Es wird auch noch die Bequemlichkeit der Liegeräder angsprochen und als deren Fehler (!) ausgelegt, denn, so die Schlussfolgerung,

"Fahrradfahren hat nichts mit Bequemlichkeit zu tun. Es muss anstrengend sein. Ein Fahrradfahrer will Gegenwind spüren, er freut sich darüber, wenn er sich die Berge hocharbeiten darf, wenn ihm die Lunge aus dem Leib zu fahren droht. Die Qual ist der einzige Zweck des Fahrrads. Wer nicht leiden will, nimmt das Auto. Fragen sie Jan Ullrich."

Liegeräder sind schneller und bequemer. Was woll'n wir mehr?
Abgesehen davon, dass der Artikel wohl nicht so ernst gemeint ist, glaube ich, zu Ende gelesen hinterlässt er doch kein so schlechtes Bild.
Ich hoffe nur, alle lesen ihn auch zu Ende, der Anfang ist doch sehr provokant.

Aber lieber so einen Artikel als gar keinen Artikel, ist meine Meinung.<<



Dem ist nicht hinzuzufügen, jedenfalls nicht von mir....

Gruß aus der freien und Hansestadt an Elbe, Alster und Bille,
HeinzH.


Demokratie lebt davon, daß sich die Bürgerinnen und Bürger aktiv einbringen...
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#13748 - 07/06/02 07:40 AM Re: Kulturkampf gegen fortschrittliche Fahrradtechnik ? [Re: HeinzH.]
ansgar
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ich habe jedenfalls recht laut gelacht beim lesen - und, der artikel konnte meine meinung nicht ändern, weder kaufe ich mir morgen ein liegerad, noch gebe ich meine akzeptanz den liegenden gegenüber auf. (eigentlich beneide ich euch doch!). gerne würde ich die sache mal ausprobieren, leider kenne ich niemanden, außer einem freund, der ca. 2 m groß ist (ich: 1,70), der mir mal sein radl leihen würde.

trotz allem fand ich die logik des affrontes durch öffentliches liegen gelungen:

Auszug: "Öffentliches Liegen, daruaf hat sich unsere Zivilisation geeinigt, ist nur in streng definierten Situationen erlaubt. Im Freibad. Am Strand. In einigen ausgewählten Parks, bei Open-Air-Rockkonzerten, auf Liegestühlen und Sonnenliegen, in der ersten Klasse von Tranatlantikflügen sowie in der Bettenabteilung von Kaufhäusern"

Einerseit wahr, leider, andererseit natürlich völlig überzogen dargestellt. Wie sich unsere Gesellschaft selber gängelt ist, nicht nur in diesem Bereich, ganz schön ätzend. da bin ich froh nicht in einer gesellschaft zu leben, wo das noch viel ausgepräter ist...

ansgar
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#13749 - 07/06/02 07:53 AM Re: kulturkampf des liegerades... [Re: ansgar]
jenne
Unregistered
Ist die Süddeutsche heute mit dem Artikel noch überall zu bekommen? Muss mal schauen. Ansonsten wäre scannen ganz toll. Bin neugierig auf den ganzen Artikel.
j.

PS: Würde mich interessieren, was dir an der Vorstellung, Liegerad zu fahren, nicht gefällt. Was müsste ein Artikel rüberbringen, um das Liegerad wirklich interessant zu machen?
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#13750 - 07/06/02 08:03 AM Re: kulturkampf des liegerades... [Re: Anonymous]
ansgar
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he, stop... ich hab nicht geschrieben, dass mir da was nicht gefallen würde. ich bin nur noch nie dazu gekommen, es auszuprobieren. es gibt allerdings situationen, in denen es mir nicht gefallen würde:

stadtverkehr, mir würde der überblick fehlen
gelände, ich habe das gefühl, da hat man weniger kontrolle über das rad

andererseits gibt es situationen, in denen ich gerne liegerad fahren würde:

lange touren durch schöne landschaft
geile abfahrten
ausdauertraining

bei der radreise bin ich gespalten, einerseit ist es verlockend, gemütlich durch die landschaft zu gleiten (das scheint mir so zu sein), andererseits gibt es da auch reichlich situationen wie die oben genannten (stadtverkehr, schlechte strassen).

vielleicht kannst du mir ja beim nächsten treffen, mal dein rad ausleihen, deine größe müsste ja so ungefähr stimmen, wenn du nix dagegen hast. meine angst ist nur, dass es zu gut wird grins . ich weiss nicht, ob mein konto da mitmacht. (übrigens ein weiterer punkt, der mich ein wenig stört: der preis. aber das ist eine hürde, die bestimmt übersprungen werden würde)

ansgar.

ps: soll ich dir einen scan per mail schicken?
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#13755 - 07/06/02 08:30 AM Re: kulturkampf des liegerades... [Re: ansgar]
HeinzH.
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Moin Ansgar,
nach mehr als 20 000 km auf der Liege, davon die meisten im bundesweit nicht gerade als gemütlich verschriehenen Hamburger Stadtverkehr kann ich einfach mal behaupten, daß es wohl einen Unterschied zwischen "gefühlt" und "gemessen" gibt.
Ich fahre seit 4 Jahren z.B. fast täglich am frühen Morgen mit meinem Lieger zwischen automobilen, aber unausgeschlafenen Fluggästen (häufig aus dem ländlichen Umland) in der Vorfahrt der Hamburger Flughafenterminals 3+4 und muß nicht mehr und nicht weniger aufpassen als auf dem "Up".
Mein letztes Up-Reiserad, es hing seit 1998 ungenutzt im Keller, hab ich letzte Woche an einen Freund verkauft. Auch eine andere Forumsteilnehmerin hier hat (nach nur 4 Monaten auf einem relativ tiefen Liegerad) ihre letzten Brücken zum "Up" per Verkauf abgegebrochen. Ebenfalls eine Alltags-Stadtfahrerin.

Das zum Thema: >stadtverkehr, mir würde der überblick fehlen<

Gruß aus HH von
HeinzH. , der beruflich bedingt einige Jahre (1972 -1977) in Augsburg lebte.


Demokratie lebt davon, daß sich die Bürgerinnen und Bürger aktiv einbringen...
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#13758 - 07/06/02 09:10 AM Re: kulturkampf des liegerades... [Re: ansgar]
Hartmut
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Zitat:
es gibt allerdings situationen, in denen es mir nicht gefallen würde:

stadtverkehr, mir würde der überblick fehlen
gelände, ich habe das gefühl, da hat man weniger kontrolle über das rad

andererseits gibt es situationen, in denen ich gerne liegerad fahren würde:

lange touren durch schöne landschaft
geile abfahrten
ausdauertraining


Hallo Ansgar,

schau doch mal auf die Seite des inoffiziellen Flevo-Fanclubs Abschnitt 4.9
Dort siehst Du das Rad meines Bruders, das sich während der Fahrt vom Lieger zum Upright (und wieder zurück) verwandeln läst!
Ist allerdings ein Einzelstück, und von einer Serienproduktion weit entfernt. zwinker

Flevosierende Grüße
Hartmut
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#13759 - 07/06/02 09:17 AM Re: kulturkampf des liegerades... [Re: ]
ansgar
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cooles teil, aber für meinen geschmack etwas viel aufwendige mechanik.

ansgar lach
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#13761 - 07/06/02 09:27 AM Re: kulturkampf des liegerades... [Re: ansgar]
HeinzH.
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Oder schau mal diese Fotos eines nicht ganz so tiefen Liegers an, der trotzdem eine ordentliche Aerodynamik (insb. geringe Stirnfläche) aufweist. Bei 250 W Eingangsleistung 35km/h, das entspricht einem Up-Rennrad in Untenlenkerhaltung. Lieger ohne Unterflur-Gepäckträger, mit 25,4 mm schmalen Rennreifen, Fahrer in Radsportkleidung.
Gruß aus HH
HeinzH.
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Edited by HeinzH. (07/06/02 09:28 AM)
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#13763 - 07/06/02 09:43 AM Re: kulturkampf des liegerades... [Re: HeinzH.]
ansgar
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schon witzig, sobald man sich äußert kommen sie alle und wollen einen missionieren grins grins

ansgar
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#13774 - 07/06/02 01:33 PM Re: kulturkampf des liegerades... [Re: ansgar]
Martin W.
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Hallo Ansgar,

und weisst Du was das Schlimme daran ist? Man bekommt langsam Appetit!!!
Ich lausche seit einigen Wochen immer mal wieder im Liegerad-Forum und wenn das so weitergeht, mache ich mir selber zu meinem runden Geburtstag im Dezember vielleicht ein grosszügiges Geschenk - dummerweise hab ich mir mein Delite erst vor einem halben Jahr gekauft...

Schönes Wochenende von
Martin
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#13775 - 07/06/02 01:42 PM Re: kulturkampf des liegerades... [Re: ansgar]
HeinzH.
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Hallo Ansgar,
ich wollt, mich hätt jemand Ende 1992 missioniert. Hab mir damals für viel Geld ein 26" Reiserad gekauft bzw. selbst aufgebaut. Wie es fertig war (nicht alles, aber vieles vom Feinsten, z.B. Campa Ikarus verbaut, einer Hinterachsnabe mit vier Lagern) hab ich mal gerechnet und bin auf über 4000 DM gekommen.
Hab mit dem Rad einige schöne Fahrradreisen, z.B. 1994 die Elbe, gemacht. Letzte Woche hab ich das Rad mit viel Verlust an einen guten Freund verkauft.
Alle Reisen, die ich mit diesem Rad gemacht habe, hätte ich, noch schöner , mit einem BEVO machen können, da es seit 1992 auf dem Markt war/ist. Aber mich hat ja damals leider keiner missioniert. War später u.a. ne Idee von meinem Orthopäden (Rennradler), nachdem ich ihm von meinen damaligen Rückenproblemen berichtete. Ich hatte vorher die gleichen Bedenken wie Du und glaubte überdies, man könne mit dem Lieger keine Berge fahren.
Entspannte Grüße
HeinzH.
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#13776 - 07/06/02 02:35 PM Re: kulturkampf des liegerades... [Re: HeinzH.]
ansgar
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das dumme ist, ich habe gerade ähnlich viel geld für mein 26er reiserad ausgegeben (rohloff und so)....
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#13777 - 07/06/02 03:12 PM Re: kulturkampf des liegerades... [Re: ansgar]
jenne
Unregistered
>stadtverkehr, mir würde der überblick fehlen

Kommt auf das Liegerad an. Bei Tiefliegern gibt es schon Einschränkungen, man fährt dann angepasst. Ein Heinzsches Bevo dürfte in der Stadt recht ideal sein. Nur Sprünge auf Bordsteinkanten gehen auch damit nicht.

>gelände, ich habe das gefühl, da hat man weniger kontrolle über das rad

Och, bisserl Gelände geht durchaus, also Wald oder so, wie ich mit Thin73 und Frank gefahren bin, ist ok., auch, wenn die beiden mir am Ende des matschigen Waldes noch davon sausen können. Ein Dreirad wie von Frank ist da halt ziemlich unschlagbar :-) und Mikes Up war auch dickbereift (meins hat ja Rennreifen). Prinzipiell ist das Up aber überlegen, wenn es richtig zur Sache gehen soll (Wurzeln, Sprünge...).

>lange touren durch schöne landschaft
>geile abfahrten
>ausdauertraining

Jau, alleine dafür lohnt das Liegerad als Zweitrad (oder später vielleicht Erstrad) schon. Das Upright verkaufen wie Heinz möchte ich aber nicht.

>bei der radreise bin ich gespalten, einerseit ist es verlockend, gemütlich durch die landschaft zu gleiten (das scheint mir so zu sein), andererseits gibt es da auch reichlich situationen wie die oben genannten (stadtverkehr, schlechte strassen).

Kommt auf deine Reise an, aber Axel scheint allround keine speziellen Probleme in Jordanien oder so gehabt zu haben. Ich finde da eigentlich kein Problem, man kommt praktisch überall durch, wenn man will :-).


>vielleicht kannst du mir ja beim nächsten treffen, mal dein rad ausleihen, deine größe müsste ja so ungefähr stimmen, wenn du nix dagegen hast. meine angst ist nur, dass es zu gut wird .

Kein Problem. Habe schon andere mein jetziges Liegerad fahren lassen, die noch nie zuvor Lieger gefahren sind. Klappte auch erstaunlich gut, obwohl meins ein Tieflieger mit langem Vorbau ist. Bei einem dauerte das Fahrenlernen etwa 2 Minuten, beim anderen klappte es von der ersten Kurbelumdrehung an. Keiner fiel um und ausserdem bin ich bei den ersten Metern ja dahinter :-).

>ich weiss nicht, ob mein konto da mitmacht. (übrigens ein weiterer punkt, der mich ein wenig stört: der preis. aber das ist eine hürde, die bestimmt übersprungen werden würde)

Ja, Lieger sind recht teuer, aber dafür auch meistens schon gefedert und recht hochwertig. Cannondale hat als Massenhersteller ja nun auch einen Lieger rausgebracht, für knapp 3000 EUR;... die kriegen es also auch nicht günstig hin. Ansonsten sind ordentliche Lieger meist ab 1500 EUR; zu bekommen, besser 2000 EUR;.

>ps: soll ich dir einen scan per mail schicken?

Ja, gerne, das wäre super, bitte an jens-seemann@t-online.de .
j.
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#13788 - 07/06/02 09:20 PM Re: kulturkampf des liegerades... [Re: ansgar]
Tourenradler
Unregistered
... und sie wissen auf jede Frage auch gleich eine Antwort! Wie Missionare eben so sind. grins

Mir geht es übrigens ähnlich wie Martin.
Hatte zwar schon mit diesem Kapitel abgeschlossen. peinlich Aber warum nicht nochmal probieren? lach

Vielleicht wäre die Möglichkeit einer Schnupperfahrt für Leute vom Typ der Ich-weiß-nicht-so-recht-Fraktion die Erlösung von ihren quälenden Zweifeln?

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#13790 - 07/06/02 09:43 PM Re: kulturkampf des liegerades... [Re: Martin W.]
rolf d.
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Hallo Martin,

>>dummerweise hab ich mir mein Delite erst vor einem halben Jahr gekauft...

Das soll kein Hinderungsgrund sein:
Ich habe mein veredeltes Delite black auch nur 1 1/4 Jahre gefahren und bin dann letzten Herbst voll auf Liegerad umgestiegen
(gebrauchtes Flux V220 zum Testen, obs mir gefällt, und seit Frühjahr
dazu ein AnthroTech Trike, das mich total begeistert schmunzel lach
Man muß halt wissen, was man mit der Liege anfangen möchte, bevor
man sich entgültig bindet.
Das Delite ruht vorerst nach einer selbst durchgeführten General-inspektion im Keller; verkaufen würde ich es aber nicht, weil
a) ist es mir irgendwie ans Herz gewachsen zwinker
b) weiß ich ja nicht, ob ich nicht irgendwann mal wieder damit fahren
will listig

Also, ich würde Dir Dein Geburtstagsgeschenk gönnen grins

Gruß Rolf
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#13791 - 07/06/02 10:01 PM Re: kulturkampf des liegerades... [Re: ansgar]
jenne
Unregistered
>ps: soll ich dir einen scan per mail schicken?

Danke!
Ich wette, das hat ein Liegeradler geschrieben! Ganz schlau und nur scheinbar gehässig. Tatsächlich jedoch hat er dabei die beiden wesentlichen Vorzüge wie Bequemlichkeit und Geschwindigkeit genannt. Obwohl es natürlich Unsinn ist, dass man bei halbierter Sitzhöhe sieben Achtel an Luftwiderstand verliert. Ansonsten aber ein provokanter Schlauberger :-).
j.

PS: "Missionieren" klingt etwa so als wolle man vom Besseren belehren. Naja, Rennräder oder MTB's etc. haben jedoch aus meiner Sicht durchaus genauso ihre Berechtigung und ihre Vorteile. Daher würde ich das Liegerad ansich nicht als das bessere Rad darstellen, doch andererseits kennen viele das Liegerad noch nicht wirklich und könnten möglicherweise mit einem solchen zufriedener sein, je nach Einsatzbereich. Daher finde ich es nicht schlecht, wenn man da ein bisschen Barrieren abbaut, ggf. die Möglichkeit bietet, sowas mal zu probieren oder auch evtl. unberechtigte Vorurteile abzubauen versucht. Dann kann ja jeder noch für sich entscheiden. So respektiere ich auch einen Freund, der vom Lieger zum Rennrad gefunden hat, weil das Liegerad für ihn einen entscheidenden Nachteil hatte: Er fand keine passende Trainingsgruppe, was sich mit Rennrad als ganz problemlos zeigte. Seitdem fährt er etwa doppelt soviele Jahreskilometer.
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#13794 - 07/07/02 12:58 AM Re: kulturkampf des liegerades... [Re: rolf d.]
MichaB
Unregistered
ich habe u.a. auch ein gebrauchtes Flux V200. OK, ist kein Liege- sondern ein Sitzfahrrad. In Hamburg (wurde ja bereits mehrfach genannt) ist das ja alles ganz nett, und im flachen Land auch. Aber am Berg muß alles aus den Beinen kommen und man kann das Körpergewicht nicht einsetzen. Ich meine Berge, die über 15% Steigung haben und das Kilometerlang. Das mache ich dann lieber mit meinem Rennrad oder - mit Gepäck - auf einem Reiserad. Hat hier vielleicht schon jemand auf einem Liegerad, sage ich mal einen Paß mit 2.000 Höhenmetern, erklommen? Mit Gepäck?

So eine Streetmachine oder auch ein Kettwiesel würden mich ja schon reizen, aber dann müßte ich etwas aus meinem Fuhrpark verkaufen ...

Gruss,
Micha
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#13798 - 07/07/02 07:33 AM Wettbewerb der Fahrradkonzepte [Re: Anonymous]
HeinzH.
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Moin Micha,

zu Deinem Beitrag fällt mir folgendes ein:

-in Deutschland und in den Niederlanden hat sich die Bezeichnung Liegerad bzw. Ligfiets (NL) für alle Fahrräder durchgesetzt, bei denen das Tretlager kurz hinter oder vor dem Steuersatz angebracht ist und die einen Sitz anstelle eines Sattels aufweisen. Glücklicher wäre ich mit der neutraleren Bezeichnung aus dem englischsprachigen Raum für Liegerad "recumbent" (etwa "zurückgelehnt") Neuerdings wird seitens der Industrie versucht, für Lieger wie dem Flux V200, dem HP Spirit usw die Bezeichnung "Scooter" zu implementieren...

-ganz sicher kann man/frau mit dem Lieger Berge fahren, im Liegeradforum ( www.liegeradforum.de ) werden alljährlich die Urlaubsbilder aus den Alpen gezeigt. Ich selbst bin im letzten Jahr mit 25kg Gepäck mit meinem BEVO u.a. in den Nordvogesen gefahren. Aufgrund des meistens höheren Liegeradgewichtes ist dabei eine entsprechende Schaltung anzuraten. Die FahrerInnen, die viel mit dem Lieger in den Bergen fahren berichtet, daß sie das etwas langsamere Bergauffahren mit dem Lieger beim abwärtsfahren überkompensieren, da dort aufgrund der tiefen Schwerpunktlage sehr viel schneller in den Kurven (Serpentinen) gefahren werden kann.

-der Einsatz des Wiegetritts hat weniger etwas mit dem Einbringen des Körpergewichtes zu tun als vielmehr mit dem Einsatz weiterer Muskelgruppen (und, geben wir es zu, einer Entlastung des Dammbereiches). Dabei kann nämlich lediglich das eigene Körpergewicht plus den vielleicht 10 kp, die am Lenker "gezogen" werden können, ins Kräftespiel gebracht werden. Beim Liegerad, speziell, wenn der Sitz etwas steiler eingestellt ist, kann die volle Kraft der Streckmuskeln in die Tretkurbel eingebracht werden. Diese Muskeln allerdings können im allgemeinen mehr drücken als das jeweilige Körpergewicht plus "Lenkerziehen".
Resümee: Beim Bergauffahren ist das Liegerad langsamer, aber man/frau kommt mit der entspechender Schaltung, eine einigermaßen brauchbare Wegeoberfläche vorausgesetzt, letztlich auf jeden Berg hinauf, den man mit dem Reise- oder Rennrad schafft. Entscheident am Berg ist die Kondition des Fahrers bzw. der Fahrerin.

Würde das Liegerad insgesamt nicht eine Reihe von technischen Vorteilen bieten, hätte es die UCI nicht von 1933 bis heute bei Fahrradrennen (auch in den Bergen) verboten.

Begründung der UCI war und ist: Die Leistung das Fahrers soll im Vordergrund stehen, nicht die Technik. Die Leistung der Fahrer allerdings könnte man auch auf Hollandrädern vergleichen grins .

Bei den Jedermannrennen der Cyclassics in Hamburg waren bis 1998 alle Arten von Fahrädern erlaubt. Seit 1999 nehmen Tandems, Hollandradfahrer usw. noch teil, Liegeräder dagegen wurden verboten. Warum wohl?
Näheres und Fotos zu Liegerädern&Cyclassic hier.

Gruß aus HH-Langenhorn
HeinzH., der nichts gegen traditionelle Fahrradkonzepte hat und auch Dampflokomotiven gut findet zwinker cool grins grins .

Meine private Homepage.

Und hier meine nicht ganz private Homepage.

Demokratie lebt davon, daß sich die Bürgerinnen und Bürger aktiv einbringen...

Edited by HeinzH. (07/07/02 01:09 PM)
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#13800 - 07/07/02 08:30 AM Re: Wettbewerb der Fahrradkonzepte [Re: HeinzH.]
MichaB
Unregistered
> Resümee: Beim Bergauffahren ist das Liegerad langsamer, aber man/frau kommt mit
> der entspechender Schaltung, eine einigermaßen brauchbare Wegeoberfläche
> vorausgesetzt, letztlich auf jeden Berg hinauf, den man mit dem Reise- oder Rennrad
> schaft. Entscheident am Berg ist die Kondition des Fahrers bzw. der Fahrerin.

nun, für extreme Bergtouren kann ich dann wohl mein klassisches Reiserad nicht hergeben. Denn in Zentralasien gings bei mir mit 40kg Gepäck bergan, z.T. mit nur 5km/h. Bei noch langsamerer Fahrt würde ich dann wohl leider umkippen.

Gruss,
Micha
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#13801 - 07/07/02 08:39 AM Re: kulturkampf des liegerades... [Re: Anonymous]
rolf d.
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Hallo Micha,
eigentlich wollte ich Dir heute antworten, was aber zwischenzeitlich
Heinz getan hat (der offensichtlich viel früher aus den Federn stieg als ich grins ).
Seinen Ausführungen will ich mich voll anschließen; und wie oben schon gesagt, man muß wissen, wo und wofür man seine Liege
einsetzen will lach
Gruß Rolf
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#13804 - 07/07/02 09:03 AM Ja, hat. [Re: MichaB]
Fetzer
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Das war bisher mein höchster Pass mit Liegerad. Gepäck seinerzeit ca. 23 kg, Radgewicht (Streetmachine GT) ca. 21 kg.

Für mich keine Reise mehr aufm "Dammhobel" (den ich aber auch noch nicht verkaufen will). U.A. auch, weil das Fahrverhalten meines Liegers mit viel Gepäck UM KLASSEN besser ist als das meiner früheren (qualitativ hochwertigen) Reiseräder. Liegt vor allem daran, dass der Lowrider nicht mitgelenkt werden muss.

Die Nachteile des Liegerades sind m.E. vernachlässigbar (höherer Regen"eintrag", Probleme mit Lenkertasche und Kartenfach). Berge gehören für mich nicht dazu.

Gruß

M.
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#13820 - 07/07/02 01:57 PM Re: Ja, hat. [Re: Fetzer]
Anonym
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Den Furkapaß bin ich zwar noch nicht per Rad hochgefahren, aber mit bis zu 11% (laut meinem Alpentourenbuch) ist das schon eine nette Steigung und von Andermatt ca. 1.000 Höhenmeter. Oder seit ihr zuerst über den Grimselpaß gefahren? Wie fährt sich es mit einem Lieger auf losem Untergrund? Ich habe mit meinem Flux im losen Sand ohne Gepäck keine Chance; mit dem Reiserad aber auch nur eine sehr kleine.

Bzgl. der von Dir angesprochenen Nachteile Lenkertasche. Ich fahre eigentlich gern nach Karte. Bei Regen fällt mir da nichts brauchbares auf dem Lieger ein. Aber irgendwie gefällt mir die Streetmachine auch immer besser. ...

Gruß,
Micha
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#13830 - 07/07/02 06:10 PM Re: Ja, hat. [Re: MichaB]
Fetzer
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Ne, loser Sand ist auf dem Lieger ebenso Mist wie loser Kies und ähnlich rutschiges Zeug. Man kann halt sein Körpergewicht nicht so schnell bewegen, dass man es zum Ausgleichen von starkem Schlingern des Rades einsetzen kann.

Auch nasses Laub o.Ä. hat mehr Tücken als auf dem "Upright". Man muss aufpassen, dass das Hinterrad nicht blockiert, sonst neigt die Liege zum seitlichen Ausbrechen und wird dann schnell unbeherrschbar. Ist aber alles Übungssache.

Wenn es so steil wird, dass ich unter ca. 5-6 km/h fahren muss, nützt mir auch die grösste Untersetzung nix mehr : das Rad wird zu kippelig (mein kleinster Gang übrigens : 28:32 bei 26" Hinterrad). So geschehen vor 6 Wochen am Wurzenpass (von A nach SLO) : 18% Steigung ! Kam direkt nach zwei Serpentinen und man hatte das Gefühl vor einer Wand zu stehen.

15-Prozenter bin ich aber schon hochgekommen, und das bedeutet für meine innereuropäischen Reisen, dass ich nur extrem selten schieben muss. Ist ja auch keine Schande.

Gruß

M.
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#13843 - 07/07/02 08:44 PM Kultur zum Ausprobieren [Re: ansgar]
WIN
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Den Artikel habe ich leider noch nicht vollständig lesen können,

(bringe die Tastatur aber trotzdem auf Touren, denn ich)

bin aber gerade völlig begeistert von einem Teil unserer Gesellschaft, großen und kleinen Leuten, die im Rahmen eines Schulfestes heute unbefangen Liegerad probegefahren sind. Wer noch nicht an die Pedalen (von Flux V200) reichte, wurde geschoben. Die Mehrzahl der Fahrer/Innen erreichte sie noch knappestest und konnte nach kurzer Zeit selbständig fahren. Auch alle größeren und Erwachsene haben´s geschafft. LAUTER STRAHLENDE GESICHTER.

Also Leute: auf geht´s zum Probieren!? !!!

Grüße aus MS
WIN
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#13845 - 07/07/02 08:58 PM Re: Ja, hat. [Re: Fetzer]
MichaB
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hm, schieben ist nicht gut. Auf Schotterpiste und z.T. über 15% Steigung konnte ich mein Rad praktisch nicht schieben und wenn ich anhielt, mußte ich das Rad festhalten, damit es nicht bergabrollt. Da hatte ich sehr viel Gepäck. Hier in der Nähe gibts einen Anstieg mit 17%, der vier km lang ist. Vielleicht sollte ich mir mal ein Liegerad ausleihen und ein bischen probieren. Mit meinem Flux und der 8-Gang Schaltung probiere ich das lieber nicht ...

Gruß,
Micha
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#13846 - 07/07/02 08:58 PM Die Evolution ist nicht zu stoppen... [Re: WIN]
Hartmut
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#13847 - 07/07/02 09:18 PM Geburtsagsgeschenk [Re: Martin W.]
WIN
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Hi Martin,

mit deinem Geburtstagsgeschenk befindest du dich in guter Gesellschaft .

Wenn ich mich richtig erinnere, hast du mir vor ein paar Monaten, als ich überlegte, welches Upright ich mir zulegen sollte, dein Radl(fabrikat) empfohlen. Nun, es wurde nach erster Liegeradprobefahrt kurzentschlossen das Flux V200.

Und zum Geburtstag - so gestern beschlossen - schenke ich mir vorausssichtlich letzte Teile für das nächste gebrauchte Liegerad, ein Flevo-bike. Nee, Krösus bin ich wahrhaftig nicht (und hernach wieder sturzpleite). Es gibt aber eine Vielzahl guter Argumente:

- was Neues Ausprobieren
-> fördert berühmte graue Zellen
-> wirkt Verkalkung durch eingefahrene Gewohnheiten entgegen
-> steigert die Lebensfreude (noch mehr)
-> stärkt das Immunsystem...
-> wirkt sich wiederum positiv auf die Mitmenschen aus, ist also auch eine höchst soziale Tat)

- Training im Freien spart den Besuch im Fitnesstudio

- und dann diese Mukkis, die man neu koordiniert und aufbaut: whao!


Fröhliche Grüße
WIN

PS: Letzte Zweifel ausgeräumt? Viel Spaß beim Ausprobieren und studieren...



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#13851 - 07/07/02 10:25 PM Re: kulturkampf des liegerades... [Re: ansgar]
HeinzH.
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So, Ansgar,

hab mir die Mühe gemacht und den Text aus der Süddeutschen bzw aus dem Scan, den Du Jenne gemailt hast, von Hand abzuschreiben.

Damit alle etwas davon haben grins ....

Ich habe viel Spaß schmunzel lach bäh grins beim Lesen gehabt.

Schade traurig , das ich die dazugehörige Karikatur nicht mit hineinstellen kann....

Viel Spaß listig beim Lesen wünscht
HeinzH. aus HH

Es folgt der Text aus der Süddeutschen Zeitung vom letzten Freitag:



LIEGEN SIE BEQUEM?

MIT DEM ERLERNEN DES AUFRECHTEN GANGS ERKLOMM DER MENSCH EIN NEUES ZIVILISATIONSPLATEAU. MIT DER ERFINDUNG DES LIEGERADS HAT ER ES WIEDER VERLASSEN.

Von Christian Gottwald
Illustration: Guido Sieber

Wie ich sie hasse. Abgrundtief hasse. Sie machen mich agressiv. Nicht, weil sie mir irgendetwas getan hätten, nein, es gelingt ihnen durch ihre bloße Präsenz. Ich will hier nicht im Detail schildern, was ich ihnen alles hinterherwerfen würde, nur so viel: Es wären nicht nur Worte. Daher flugs zur Ursachenforschung. Warum, bitte, können Sitzradfahrer so ausgezeichnet provozieren?

Besuchen wir doch in Gedanken eine Sitzradfahrer-Convention, stellen wir uns mitten hinein in den Feind, am besten leicht erhöht auf einen Stuhl – und rufen laut! – noch einmal die Frage: -Warum, bitte, könnt der Sitzradfahrer so ausgezeichnet provozieren!- die Antwort kommt einstimmig wie im Chor: -Liegeradfahrer! Wir sind keine Sitzradfahrer! Wir sind Liegeradfahrer!-

Und da haben wir sie auch schon, die Provokation. Nein es ist nicht der oberlehrerhafte Unterton, der in dieser Begriffsklauberei zwischen sitz&liege mitschwingt, es ist die Tätigkeit des Liegens an sich. Öffentliches Liegen, darauf hat sich unsere Zivilisation geeinigt, ist nur in streng definierten Situationen erlaubt. Im Freibad. Am Strand. In einigen ausgewählten Parks, bei Open-Air-Rockkonzerten, auf Liegestühlen und Sonnenliegen, in der ersten Klasse von Transatlantikflügen sowie in der Bettenabteilung von Kaufhäusern.

Haben Sie, verehrte Liegevelozipisten, in dieser Liste ein Fahrrad bemerkt? Nein? Und warum, glauben Sie dann, als einzige Verkehrsteilnehmer im öffentlichen Raum ungestraft liegen zu dürfen? Und noch dazu in dieser entwürdigenden Haltung, die der auf einem rollenden Gynäkologenstuhl ähnlich ist? Nebenbei: Hier liegt möglicherweise der Grund, weshalb Liegerad fahrende Frauen so gut wie gar nicht zu sehen sind. Also?

Falls Ihnen die Provokation entgeht, die sie mit Ihrem Liegerad auslösen, dann machen Sie doch mal folgendes Experiment: Packen Sie Ihr Ding weg und legen Sie sich auf den Münchener Marienplatz, vielleicht zur Zeit des Glockenspiels, dann ist es da so richtig schön voll mit Leuten, die allesamt stehen oder auf Stühlen sitzen. Nur Sie nicht, denn Sie liegen ja.

Und nun genießen Sie die Blicke der umstehenden Passanten. Es sind die gleichen Blicke, die Sie auf Ihrem Liegerad ernten, wenn Sie durch die Straßen fahren. Und auf einmal merken Sie: Nein, es sind keine Blicke der Bewunderung und die Ursache dieser Blicke ist auch nicht ihr Rad (das haben sie ja weggepackt) und Sie begreifen endlich. Es muß am Liegen liegen.

Aber, höre ich sie sagen, Liegeräder sind doch so bequem! Nun ja, bequem ist es auch, sich mit dem Zeigefinger ein Nasenloch zuzuhalten und lässig zur Seite zu rotzen, so wie es die Fußballer tun. Außerdem spart man Geld für die Papiertaschentücher. Sind das schon ausreichende Argument, es zu tun, zum Beispiel beim Warten an der Ampel?

Bleiben die physikalisch-technischen Vorteile: Der Luftwiderstand beim fahren verringert sich mit der Sitzhöhe. Und zwar nicht linear, auch nicht im Quadrat, sondern wir halten uns fest: in dritter Potenz! Halbe Sitzhöhe bedeutet sieben Achtel weniger Luftwiderstand. Mit dem Liegerad fährt man mit weniger Kraft, daher ausdauernder und am Ende schneller.

Nun hat auch die Weltradsportvereinigung UCI Ahnung von Physik, weshalb sie den ersten Liegeradfahrer, der bei einem ihrer offiziellen Radrennen teilnahm (und natürlich gewann) nachträglich disqualifizierte und die Liegeräder bis in alle Ewigkeit von öffentlichen Wettbewerben wie etwa der Tour de France ausschloss.

Verboten. Aus. Vorbei.

Wenn man genau in die Gesichter der Liegeradfahrer blickt, ist die Schmach dieser Ur-Kränkung aus dem Jahr 1934 noch heute zu sehen. Sie äußert sich in diesem leicht arroganten Blick, der sagen will: Ich gehöre zu jener elitären Minderheit, welche die kulturgeschichtliche Leistung zu verantworten hat, das Rad neu erfunden zu haben.

Jawoll

Dabei ist doch alles nur ein Missverständnis: Das Verbot des Liegerades diente nicht etwa der Blockade einer überfälligen technischen Weiterentwicklung, nein, es diente dem Schutz des gesamten Fahrradsports.

Denn hier steckt der grundlegende Denkfehler, der allen Liegeradfahrern unterläuft: Fahrradfahren hat nichts mit Bequemlichkeit zu tun. Es muß anstrengend sein. Ein Fahrradfahrer will Gegenwind spüren, er freut sich darüber, wenn er sich die Berge hocharbeiten darf, wenn ihm die Lunge aus dem Leib zu fahren droht.

Die Qual ist der einzige Zweck des Fahrrads. Wer nicht leiden will nimmt das Auto.

Fragen Sie Jan Ullrich.
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#13853 - 07/07/02 10:54 PM Re: Ja, hat. [Re: MichaB]
jenne
Unregistered
Schieben ist bei meinem Baron vollbeladen auch sehr schlecht, da ich mich recht tief bücken muss. Unbeladen dagegen einfach, es genügt eine Hand am Sitz. Wegen des beladenen Schiebeproblems habe ich es auf der Fahrt nach Kassel auch gemieden und stattdessen eine andere Notlösung gefunden: Treten bis ich nicht mehr kann, kurz anhalten, 30 Sek. warten und wieder loslegen... Auf diese Weise kam ich auch eine sehr fiese Steigung beladen hoch (knapp 20%, aber weiter oben abschwächend). Ich musste auch mindestens 8 km/h fahren, wenn es ganz steil war, da ich eine Mindesttrittfrequenz brauchte und mit 2fach vorne (42/53, hinten 11-32) darunter zu langsam treten müsste. Weiterhin denke ich auch, dass eben unter 6 km/h zu kippelig wäre, das geht mit Upright besser. Aber es gibt Liegergeometrien, die da ruhiger sind als der Baron, z.B. Birk Comet (www.speedbikes.ch ), womit es dann noch langsamer gehen müsste.
j.
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