Der letzte Reisebericht endete in Kasachstan, kurz vor der chinesischen Grenze. Drei Monate später liegt China hinter uns. Wir haben weder eine besonders abenteuerliche Route gewählt noch haben wir durchgezogen um alles zu fahren. Dafür hatten wir viel Zeit das Land kennen zu lernen. China war eine große Überraschung für uns. Ehrlich gesagt hatten wir bei der Planung wenig Lust auf China, viele negative Berichte klangen uns noch im Ohr und die allgemeinen Vorurteile überwogen in unserer Wahrnehmung dieses hervorragenden Radreiselandes. Unser Plan war das Chinavisum in Teheran zu beantragen. Der Reisebuschfunk hat gut funktioniert, sodass wir in Georgien schon mitbekamen, dass sich die Regelungen mal wieder ändern. Wir sind kurzerhand zur Botschaft in Tbilisi und bekamen für wenig Geld ein Dreimonatsvisum mit einem halben Jahr Einreisezeitraum - perfekt.
Unsere Zeit in China lässt sich in drei Etappen aufteilen. Unsere Route seht ihr
hier.
1. Von Kasachstan bis zur Großen Mauer durch die Wüste in Xinjiang und Gansu
2. Urlaub: Zug nach Xi'an und Chengdu
3. Vom subtropischen Chengdu durch Sichuan und Yunnan bis nach Vietnam
Mitterweile sind wir seit fast 9 Monaten auf Tour und hatten eine längere Pause nötig. Im Nachhinein würden wir nicht so lange in Chengdu bleiben (2,5 Wochen), obwohl es eine sehr schöne und lebenswerte Stadt ist, sondern mehr Pausetage im Süden einlegen - das hätte uns den unnötigen Stress erspart mit Zeitdruck zur Grenze zu fahren.
Wir hatten keine größeren Probleme und nur wenig Polizeistress im Nordwesten. Die Hotelsuche war oft anstrengend, manchmal mussten wir das Hotel am Abend doch wieder verlassen (was dazu führte, dass wir beim Klopfen an der Zimmertür schon geduscht waren und unsere Wäsche gewaschen hatten). In Xinjiang sind wir viel Autobahn gefahren. Wildcampen neben der Straße war wunderbar - wir haben einige unserer schönsten Zeltnächte in der Wüste verbacht, auch wenn es oft nervig war, ein Loch im Stacheldraht zu finden, der die Straße von der Einöde getrennt hat.
Wir haben eine Vielzahl unterschiedlicher Landschaften durchfahren und waren immer wieder überrascht ob der Vielfalt. Die besten Straßen auf dieser Reise gab es in China, genau wie das beste Essen. Unsere anfängliche Abneigung wurde zu Begeisterung für das Radreiseland China. Natürlich gibt es auch Schattenseiten: die Internetzensur nervt, genau wie die totale Überwachung, endlose Bürokratie (bspw. beim Geldtauschen), Polizeikontrollen und die Luftverschmutzung, die das Radeln manchmal zur Qual werden lässt.
Nach unserem Grenzübergang bei Horgos im Nordwesten sind wir der G218 gefolgt, soweit es ging. Eigentlich wollten wir irgendwann nach Norden in Richtung Urumqi abbiegen, doch die Straße wurde uns verboten. Es gab auf unserer Route einige Pässe über 3000m, die schon Anfang Oktober gesperrt sein können. Eine befreundete Radlerin wurde dort eingeschneit und musste unfreiwillig ein paar Tage auf der Tankstelle übernachten (einen Tag vorher waren wir dort bei perfektem Sonnenwetter).
Einladung bei einer uighurischen Familie.
Das gute Naan vermissten wir im restlichen China.
Morgendlicher Besuch vor dem Zelt.
Weiter durch Xinjiang geht es entlang der Autobahn, wir folgen der G7 durch Turpan, Hami und machen einen Abstecher nach Dunhuang in Gansu. Hier ist nie so ganz sicher, ob wir hier auf dieser Strecke fahren dürfen oder nicht. Wir werden weder von den Polizisten noch von den Mautkontrolleuren belästigt, aber in jeder Stadt bleiben darf man auch nicht. In Hejing werden wir von einer Truppe Polizisten freundlich aufgefordert, die Stadt gleich wieder zu verlassen und 50km weiter in den nächsten Ort zu fahren. Aber nur, wenn wir schon was zum Mittag hatten, dafür können wir noch bleiben - so typisch chinesisch.
Das Forumsbuff schützt im Sandsturm.
Zeltplatzsuche neben der Autobahn
Zeltplatz auf schwarzer Erde kurz vor Dunhuang in Gansu.
Mogao Caves.
Mogao Caves.
Es wird kalt im Nordwesten.
Das westliche Ende der Großen Mauer in Jiayuguan, ab hier nehmen wir den Zug.
Night Ride in Chengdu.
Andere Radreisende berichten uns von Streckensperrungen und Bauarbeiten südlich von Chengdu. Wir entscheiden uns, erstmal nach Leshan zu fahren und dann einen Schlenker nach Ya'an zu machen, um diesen Sperrungen zu entgehen. In Leshan sehen wir uns den Giant Buddha an. Ein touristisches Highlight unserer Radtour und absolut empfehlenswert.
Giant Buddha in Leshan.
Ab Ya'an folgen wir der G108 bis nach Kunming. Es erwarten uns abwechslungsreiche Landschaften, Zelten ist manchmal schwierig, aber möglich. Wir entscheiden uns oft für die günstigen Hotels, um am Abend die lokale Küche auszuprobieren.
Es ist nicht immer leicht, in Sichuan einen Zeltplatz zu finden.
Auf dem Weg durch Yunnan.
Ananasplantage
In Yunnan erleben wir viel Kultur und den Alltag der Minderheiten (Hmong, Yi und viele andere). Es ist der perfekte Abschluss für unsere Zeit in China - Yunnan ist für uns das Tor zu Südostasien, wir genießen den langsamen Übergang in wärmere Gefilde.
Persönlichere Berichte findet ihr auf unserer Webseite, neben unzähligen Essensbildern und Anekdoten.
Für uns geht es jetzt weiter durch Südostasien in Richtung Singapur.
Liebe Grüße,
Toni + Daniel