Eine Frage an die Techniker hier. An meinem 'Stadtrad'(Bianchi Propeller Rahmen), das ich einem Kollegen abgekauft habe, ist ein abenteuerlicher Mix aus Shimano und NoName Teilen verbaut. (Wurde meinem Spezl als 'Alles Shimano, alles vom Allerfeinsten' in einem 'Zweirad Fachmarkt' so verkauft!)Ich benutze das Rad jeden Tag bei jedem Wetter zur Arbeit, unsere Junioren am Wochenende zum Prospekte verteilen mit diesen schweren Zeitungsausträger - Taschen. Das Rad dürfte ca. 5 Jahre alt sein, wobei es ca. drei Jahre nur in der Garage rumstand. Wir dürften mit dem Rad seither ca. 10 000km gefahren sein. So: An dem Rad ist ein Shimano Altus Schaltwerk, daß ich seit einiger Zeit weder zum vernünftig rauf- oder runterschalten kriege. Auf den Schaltern steht Shi. ST EF29-7. Kette und Ritzel habe ich vor ca. 1000km zum 2. Mal erneuert, ist jetzt Shi. 7fach und HG71 dran. Kann das sein, daß das Schaltwerk einfach fertig ist? Feder oder so? Schaltzug (bzw -spannung) bringt nix, wird entweder schlecht oder noch schlechter. Ich frage nur, weil ich mir die Arbeit sparen will, das Schaltwerk zu tauschen, um dann festzustellen, daß es doch der Schalter ist...

Schäden an und um das Schaltwerk erkennt man an:

• Mal ohne geklemmten Schaltzug durchbewegen und wackeln. Das Schaltwerk sollte sich leichtgängig voll bewegen lassen (größtes bis kleinstes Ritzel) und nicht allzu sehr Spiel haben im Parallelogramm.
• Die Feder ist gebrochen.
• Die Röllchen sollten in einer Linie unter dem Ritzel stehen. Also mal auf das zweitgrößte Ritzel schalten und am RItzel entlangschauen; die Kette und die Röllchen sollten in einer Ebene mit dem RItzel sein, nicht zur Seite wegstehen. Sonst ist das Schaltauge/Schaltwerk verbogen.

Wenn das keine ernsten Probleme hervorbringt, dann ist es nicht das Schaltwek. Als nächstes mal die Schalthebel unbelastet durchschalten (Zug in die Hand nehmen, leicht daran ziehen, 3 mal durchschalten hoch-runter). Wenn das klappt, sind es wahrscheinlich nicht die Hebeln.

Dann bleibt noch das einzige Verschleißteil an der ganzen Kiste übrig: Zug & Zughüllen. Das war bis jetzt immer Schuld, wenn einer meiner Schützlinge Schaltprobleme hatte. Züge können nach und nach reißen, das Schaltverhalten wird dabei immer schlechter. Die Zughüllen können auch ausfransen, brechen oder intern durchscheuern, auch das führt zu undefiniertem Schalten.

Ich würde ebenfalls zuerst die Züge & Zughüllen tauschen. Nimm mal das Schaltwerk in die Hand und wackel daran. Spürst du viel Spiel? Bei den teureren Schaltwerken ist keines spürbar. Die Schaltrollen können auch fertig sein, auch das eine Fehlermöglichkeit.

edith: Schaltauge verbogen wäre auch möglich

Danke für Eure schnellen Antworten. Züge und Zughüllen hatte ich schon getauscht, vergessen zu erwähnen. Das Schaltauge (der Rahmen hat ein austauschbares)sieht rein optisch gerade aus. Das mit dem Spiel probier ich nachher mal, mfg Rudi

Sind auch die Züge sinnvoll verlegt? Nicht selten sieht man wildeste Bögen und Gegenbögen, alles sehr reibungsbegünstigend. Und hoffentlich bessere Bowdenzughüllen und keinesfalls Bremszughüllen? Als zweiten Kandidaten hätte ich die Schalthebel in Verdacht. Dort sitzt die Rasterung und die haben nicht unbedeutend Einfluss auf die Schaltpräzission. Erst als dritte Baustelle würde ich mir das Schaltwerk vornehmen. Meist ist dies aber nicht die Ursache der Probleme. Altus ist zwar untere Schublade, funktioniert an zahlreichen Alltagsrädern aber problemlos.

Ich hatte auch Probleme beim Einstellen der Schaltung. Allerdings nach einem umfaller auf die Kettenseite. Das Schaltauge sah auch hier einwandfrei gerade aus, als ich es dann aber direkt neben das neue gelegt habe war eine leichte Krümmung erkennbar!

Hallo Sammy, es funktionierte ja das ganze Jahr in unserem 'Stall'. Als ich die Züge gewechselt habe, habe ich alles so verlegt wie's vorher war, und habe auch in die Endkappen keien 'Kinken' reingekriegt. Hoffe ich. Und ja, es sind Schaltungszüge, die anderen Nippel passen so schlecht in die Schalter rein. Servus, Rudi

Mit der etwas naiven Zugfrage wollte ich nur ne ganz stupide Fehlerquelle ausschließen und dir kein Stümpertum unterstellen. Hoffe das ist nicht falsch angekommen.

Aber die Schaltprobleme gab es schon vor oder erst seit dem Wechsel?
Nunja, wie auch immer, weitere zielführende Tipps wirst du wohl nicht mehr bekommen. Wenn du mit den bisherigen nicht weiter kommst, wäre es wohl mal ratsam, das Rad jemandem in Natura zur Begutachtung vorzustellen.

Hi Sammy, keine Hürde! Ich hab' auch in meinem Originaljob schon Pferde vor der Apotheke k..... sehen. Heißt auf Englisch: RTFM Problem, oder Read the f...ing Manual! Schönes Wochenende an alle, danke für Eure Hinweise, Rudi

Hallo Rudi!

Das Altus-Schaltwerk ist für bekennende Freaks natürlich nicht gut, keine Frage. In der Praxis funktioniert es aber vielleicht nicht ganz so perfekt wie die höheren Schaltwerke, leben wird es wohl ähnlich lange. Meine Frau hat auf ihren beiden fast identen Rädern ein Alivio und ein Altus drauf. Das Altus war eigentlich als Austauschteil gedacht, es war beim Aufbau schon am Rahmen. Beide Schaltwerke funktionieren jetzt schon Jahre, und meine Frau fährt ca. 5500km/Jahr. Ich würde also eher nicht auf Abnützung tippen.

Hast du dich einmal um den Schalthebel gekümmert? Bei uns waren meistens Bowdenzüge und Seile die Ursache für Ärger mit der Schaltung, die nächste Adresse war dann schon der Schalthebel.

Eine weitere Möglichkeit wäre noch eine ganz dämliche Ursache, die ich letzte Woche (wahrscheinlich) am Tandem hatte: Die Schaltwerke stellen sich ja je nach Größe des Zahnrades ein, indem sie sich auffalten oder zusammenziehen. Da das Schaltwerk des Tandems (Deore) schon viele Winter hinter sich hat, sind diverse Lager schon angegammelt und der obere Teil mit dem Parallelogramm ist zu weit nach unten gestanden. Ein simpler, leichter Druck Richtung oben hat genügt, und das alte Ding schaltet wieder wie davor. Nur ich habe die Ursache erst gegen Ende gesehen und davor andere Ursachen ausgeschlossen.

lg!
georg

Meine Erfahrung mit den A-Versionen von Shimano ist, dass im Vergleich zu den teuren Schaltwerken das Schalten etwas schwergängiger vonstattengeht, obwohl der Unterschied nicht wirklich groß ist und quasi nur im direkten Vergleich zu bemerken ist. Schwerer ist die Schaltung auf jeden Fall. Für mein Stadtfahrrad tut es diese Preisklasse voll und ganz. Haltbar sind die Schaltungen auf jeden Fall. Einen Qualitätsunterschied bemerkt man dann bei den noch billigeren Versionen, die man z. B. an den "super günstigen" Baumarkträdern findet.

Eine Stelle fällt mir noch ein: Schau noch mal die Schaltzugführung, voraussichtlich unter dem Tretlager, an. Auch diese Stelle kann schwergängig werden.

Hallo @ Alle,
nochmal besten Dank für Eure Hinweise. Sammy, der Rahmen hat eine obenliegende Zugführung. Habe mir alles noch mal angesehen, und eigentlich wieder nix Richtiges gefunden. Morgen werde ich nochmal ein paar Züge holen, sind eh aus, neue Zughüllen und Kappen habe ich noch satt liegen. Vielleicht habe ich ja doch irgendeine Endkappe vergnaddelt.
Schönen Sonntag noch, Rudi

Nimm zum Ablängen einen Drehmel. So bekommst du die Enden wirklich schön plan.
Ob du Reibung im Zugsystem ist, kannst du ja ganz einfach feststellen, bevor du den Zug am Schaltwerk fest klemmst. Einfach von Hand leichten Zug aufbauen und dann mal den Schalthebel in beide Richtungen durchschalten.

Sammy, danke für den Tip. An den Drehmel habe ich gar nicht gedacht. Dafür liegt der gut verpackt im Keller und verschleißt nicht so schnell!
Rudi

Hallo Sammy,
hatte letztes Wochenende nachgefragt, mußte dann plötzlich die Woche über weg. Die Jungs haben probehalber die Schaltungsröllchen von einem der MTBs umgebaut, und siehe da, die waren's!
Habe mir die gestern angeschaut, von Lagern kann man nicht mehr reden.
Schönes Wochenende

Danke für die Rückmeldung und wieder mal was gelernt. Auch wenn in höheren Gruppen bei Shimano Gleitlager verwendet werden, so habe ich die Schaltröllchen da noch nie final abgefahren.