Von Karlsruhe in die Ardenneneine Kurzreise6 1/4 Tage, ca 640 km zuzüglich der Strecke Germersheim – Karlsruhe ( ca 40 km)
Reisende mgabri und natash
Übernachtung: Zelt , 1x privat im Haus Räder: klassische Randonneure mit breiterer Rennbereifung
Gegen Mitte/Ende April ergibt sich eine Woche Urlaub zwischen zwei Jobs. Ich bin zwar aus unterschiedlichen Gründen gesundheitlich noch ein wenig angeschlagen, aber wir müssen ja nicht direkt ins Hochgebirge fahren. Und weil das Frühjahr bekannlich aus Westen kommt und dort keine hohen Berge und somit keine frostigen Temperaturen zu erwarten sind, wenden wir uns in eine uns bislang wenig beachtete Gegend - Richtung Westen-Nordwesten ins Saarland und weiter nach Luxembourg. Und wenns noch rausgeht wollen wir auch noch nach Belgien reinschlenkern.
Das erste Ziel ist Saarbrücken, wo wir endlich mal ein befreundetes Forumsmitglied heimsuchen wollen. Die restliche Route ist variabel und wird unterwegs entschieden.
Leider ist mir in Belgien meine Kamera entwendet worden, so dass vieles unbebildert bleiben muss, weil Micha seltener fotografiert, als ich das tue.
KA- Wörth-Wissembourg-Fischbach/Dahn-Schweix-Boussviller-Habkirchen-Böbingen-Saarbrücken Der Tag beginnt mit leichtem Nieselregen und der erste Plattfuß ereilt uns bereits vor der Wörther Brücke in Karlsruher Stadtgebiet, das wir, da wir weit im Osten wohnen, in voller Breite durchqueren müssen. Michas Hinterreifen ist stark abgefahren. Das ist aber nicht schlimm, wir fahren ja in kein Fahradladenmangelgebiet und erstehen auf den nächsten Kilometern akzeptabelen Ersatz. Bald überqueren wir die ehemalige Grenze nach Frankreich
und legen erst in Weißenburg (Wissembourg) eine Vesperpause ein. Weiter geht es auf bekannter Route entlang der Grenze Pfälzerwald/Nordvogesen durch schöne, frühlingshafte Landschaft.
Auf den kleinen Wegen und Straßen wird es nach Verlassen des Lautertalradwegs zunehmend hügeliger, aber uns gefällts. Nur ein Lokal, das uns Kaffee verkaufen würde, findet sich auf unserer einsamen Route lange nicht.
Wir erreichen von Lothringen kommend, das nicht minder hügelige und frühlingshafte Saarland. Die hiesigen Radwege scheinen übrigens gemeinhin mit Altglascontainern verwechselt zu werden, weswegen wir alsbald auf die Straße wechseln. Später rauschen wird dann ein wenig geschafft zur Saar herunter und über den Saarradweg nach Saarbrücken, wo am Ufer der Saar einiges los ist.
-Saarbrücken-Völklingen-Saarlouis-Hemmersdorf-Büschdorf-Orscholz-Saarburg Wir haben uns natürlich mit unseren netten Gastgebern verquatscht und kommen ungewohnt spät los, werden aber immerhin ein Stück des Wegs ortskundig begleitet. Auch liegt mir der gestrige Tag mit seinen stark 165 km ein wenig in den Knochen, ich bin augenblicklich leider nicht so fit , wie ich das gerne wäre. Deshalb bleiben wir erst einmal ein wenig an der Saar zum einrollen. Der Saarradweg führt an der Autobahn entlang, was ein zweifelhaftes Vergnügen ist.
Später biegen wir dann in die Hügel des Bliesgau ab, wo wir durch kleine verschlafene Orte und schöne Landschaft uns an der Grenze zu Lothringen bewegen.
Die geringen Höhenunterschiede werden durch steigungsintensivere Anstiege wettgemacht und wir beschließen in Hinblick auf meine miese Kondition eine kürzere Etappe einzulegen.
Die berühmte Saarschleife möchte ich aber trotzdem sehen,so bald kommen wir hier ja nicht mehr vorbei. Und weil es Sonntag ist, sind wir dort auch nicht allein. Hübsch ist es dennoch.
Unsere Begleitung wendet sich nun zurück nach Saarbrücken und wir beschließen nur noch bis Saarburg zu rollen, wo rund um den Wasserfall in der dortigen Innenstadt viel Betrieb herrscht
Saarburg-Hamm-Konz-Grevenmacher-Wolper-Consdorf-Beaufort-Diekirch-Ettelbruck-Heiderscheid Weiter gehts an der Saar bis zu deren Mündung in die Mosel. Und weil die Fähre über die Mosel leider außer Betrieb ist, können wir erst in Grevenmacher nach Luxembourg übersetzen, was sämtliche ursprünglichen Tourpläne über den Haufen wirft.
Hier geht es dann wieder in sonnige Hügel, in denen das frühlingshafte Grün zaghaft sprießt, auch wenn der Frühling dem im Oberrheintal noch ein wenig hinterherhinkt.
Wir erreichen einen Bahntrassenradweg, der schön geführt und perfeckt beschildert zufällig in unsere gewünschte Richtung führt.
Wir verlassen ihn dann später, um die berühmten Felsformationen im Müllerthal zu bewundern
und begeben uns nach Beaufort, wo eine schöne Burg zu betrachten ist.
Nach weiteren Aufs und Abs erreichen wir abends einen auf einer windigen Hochebene gelegenen Campingplatz, nachdem wir uns in einem Naturparkparkladen mit preisintensiven aber leckeren Köstlichkeiten eingedeckt haben.
-Heiderscheid-Eschdorf-Bavigne-Harlange-Lutremagne-Bastogne-Bours-Houffalize-Achouffe-Nerismenil- La Roche en ArdenneAm nächsten Morgen geht es zum Sauerstausee, der einsam und ruhig in einer hübschen Landschaft eingebettet liegt
Radfahrern und Fußgängern ist eine Querung auf einer kleinen Brücke möglich, wir genießen die Frühlingssonne und die ruhigen Ausblicke.
Schon heute offenbart sich, dass in dieser Region die höher gelegenen Orte deutlich wärmer sind als die in engen Schluchten gelegenen Täler. Jede Abfahrt gleicht dem Hinabgleiten in einen Eisschrank und ich freue mich, wenn es dann wieder aufwärts geht, wo Wärme undd Licht locken.
Es geht weiter zur belgischen Grenze, die sich unspektakulär auf einer Kuhweide präsentiert.
Die Wallonie wirkt deutlich abgerissener als Luxembourg, was angesichts der Wirtschaftlage natürlich nicht verwunderlich ist. Während in Luxembourg prächtige, gepflegte Höfe mit dicken Mauern und runden Toren das Landschaftsbild beherrschten, bröckelt hier der Putz und hängen Türen nur notdürftig in den Angeln, auch der Bodenbelag wird zunehmend holpriger.
Zwölf hysterisch kläffende Hofhunde später erreichen wir Bastogne. Der berühmte Frühjahrsklassiker
Lüttich-Bastogne-Lüttich findet leider erst in der folgenden Woche statt. Schade, zu gerne hätte ich mir das Spektakel einmal angesehen, die belgischen Fans habe ich noch von der Radsport-WM in Stuttgart vor einigen Jahren in guter Erinnerung.
Nach kurzer Stadtrundfahrt, hier steht alles im Zeichen der Erinnerung an die
Ardennenoffensive, finden wir uns zufällig einmal wieder auf einem Bahntrassenradweg wieder
der uns so gut gefällt, daß wir Ihn bis nach Houffalize fahren, obwohl wir da eigentlich gar nicht hinwollen.
Auffallend ist, daß hier nahezu jeder Ortseingang und etliche Kirchen und Rathhäuser von Panzern geziert werden, ganz so, wie man es aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion kennt, nur dass hier keine roten Blumenrabatten, Sterne und Fahnen zu bewundern sind. Das ist jedoch auch kein Wunder, denn es handelt sich meist um amerikanische Panzer, deren Rolle in der Befreiung von der deutschen Belagerung hier gedacht wird. Wer will, kann sich hier in zahlreichen Gedenkstätten zum Thema näher mit der Geschichte befassen.
Wir bewundern indes vor allem die Landschaft, die einen herben Charme hat und vom Frühling bislang erst einen winzigen Hauch mitbekommen hat
wir kommen auch an einer kleinen Brauerei vorbei, die ganz im Zeichen des Wichtels steht
Den Tag beschließen wir dann im hübschen Ort La Roche en Ardenne, an dem meine Kamera, just in dem Moment, an dem ich mit Micha angeregt die Karte bezüglich des weiteren Wegverlaufs studiere, den Besitzer wechselt, dem ich anhaltenden Durchfall als freundlichstee Heimsuchung an den Hals wünsche.
La Roche en Ardenne-Samrée-Ecdoval-Viesalm-Sant Vith-Winterscheid-Pronsfeld-Prüm Die Nacht war frostig im Tal der Ourthe, unter dem Zelt hat sich eine Eislache gebildet auf der in der Nacht meine Füße geruht haben und der nächste Morgen ist nicht viel wärmer. Wir gönnen uns also erst einmal einen heißen Kaffee in der nächsten Bäckerei und nehmen so gestärkt den Anstieg aus der kalten Tiefe nach oben in Angriff, wo es gleich ein wenig wärmer wird, wenngleich von Frühling nicht viel zu bemerken ist.
Wir finden uns auf einer sehr schönen, aber windigen Hochebene wieder,
passieren Skigebiete und verloren wirkende Orte
die hübsch gelegen sind, während wir uns in Richtung deutsche Grenze vorarbeiten.
In St Vith treffen wir dann ebenfalls eher zufällig auf die Vennbahntrasse, von deren Existenz ich jedoch dank diesen Forums immerhin bereits wusste
wo auch ans geistige Wohl gedacht wird
und rollen auf dieser entspannt bis nach Prüm, das jedoch leider lediglich in Belgien noch als Ferndestination ausgeschildert ist. In Deutschland beschildert man lieber nur den Weg zum nächsten Kuhstall, was ich sehr bedauerlich finde.
Prüm - Weinsheim-Büdesheim-Müllenborn-Lissingen-Gerolstein-Hinterweiler-Waldkönigen-Rengen-Samersbach-Hörschausen-Ulmen-Auderath-Büchel-Cochem-Burgen Die Nacht war wieder recht frostig, da ist es gut, dass es zunächst einmal wieder bergauf geht.
Die hügelige, beschauliche Eifellandschaft gefällt mir ganz gut und auf den Straßen ist sehr wenig Verkehr, weshalb wir Radwege nur dann benutzen, wenn wir das für sinnvoll halten, was nicht allzuoft vorkommt.
Insgesamt ist auch hier der Frühling noch nicht so recht in Schwung gekommen, ganz anders als daheim, wo vieles bereits verblüht ist.
Bald sind wir Gerolstein angekommen, wo wir ein zweites Frühstück einnehmen. Die Mineralquellen sind leider gerade nicht zugänglich.
Im Park treffen wir noch einen vergnügten Wanderer im Seniorenalter, der von Italien hergelaufen ist und quitschfidel wirkt.
Und weil wir in der Vulkaneifel sind, wollen wir nun auch einen der
Maare besichtigen, was wir in Ulmen in die Tat umsetzen.
Von hier wollen wir nun zur Mosel weiterziehen, wo es sich hoffentlich ein wenig wärmer nächtigen läßt.
Leider führt der Radweg an einem Luftwaffenstützpunkt vorbei. Ein Flieger beginnt seinen Startvorgang unmittelbar über unseren Köpfen, der Krach bohrt sich als infernalisches Kreischen in unsere Ohren und schmerzt noch lange nach. Darauf hätten wir wahrlich verzichten können.
Bald kommt die Mosel in Sicht
und wir rauschen hinunter nach Cochem, wo uns sommerliche Wärme und ein Menschenauflauf mit Volksfestcharakter empfängt.
Wir suchen schnell das Weite und stoppen kurz bei einem Weingut, wo ich mir einen Spätburgunder gönne, der schmeckt als wäre es ein Trollinger. Man sollte doch lieber keinen Rotwein in einer Weißweinregion trinken.
Burgen-Brodenbach-Bucholz-BoppardHeute geht es nur kurz über die Hügel an den Rhein, wo wir mit der Bahn den Heimweg antreten wollen.
Die Straße ist bergauf ist wegen Bauarbeiten für den Autoverkehr gesperrt, weshalb wir die schönen Serpentinen in voller Pracht für uns ganz alleine haben.
Schöne Blicke hat es auch
und kurze Zeit später gelangen wir nach Boppard,wo wir in die Bahn steigen.
Eine Verspätung sorgt für eine kleine Umsteigeorgie in deren Folge wir im lieblichen Ludwigshafen hängen bleiben. Im nächsten Zug treffen wir ein Forumsmitglied auf dem Weg zur Spezialradmesse nach Germersheim.
Das ist nicht nur sehr unterhaltsam, sondern sorgt dafür, dass wir unsere Räder noch in den Zug bekommen, weil zwei weitere Radfahrer mit Taschen den verbliebenen prächtigen Fahradstellplatz belegen, der immerhin vier Rädern Platz geboten hätte. Wir drei rücken dann also zusammen und machen es passend.
Leider hat die Mittelrheinbahn in neuen Zügen die Radstellplätze im Regionalverkehr auf der Strecke Mainz-Karlsruhe derart radikal reduziert, daß ein Fahren mit dieser Bahn außerhalb der Winterzeit eigentlich nicht mehr in Frage kommt.
Weil der Zug kurz vor Germersheim enorme Bremsprobleme bekommt, steigen wir dort ebenfalls aus und radeln dann lieber von dort nach dem gemeinsamen Besuch eines Biergartens in Ruhe nach Hause. Ob der Zug Karlsruhe an diesem Tag noch erreicht hat, habe ich nicht weiters verfolgt, hege aber berechtigte Zweifel.
Die Tour war, wenn auch wenig spektakulär, ein sehr hübscher und angenehmer Einstand in das Frühjahr. Mein Konditionstief war ab dem dritten Tourtag wie weggeblasen und sämtliche Steigungen fuhren sich mit Genuß. Für eine eher “ebene” Tour gab es dann doch ein paar Höhenmeter, die vor allem in den engen Schluchten, wie sie in Luxembourg und auch in den belgischen Ardennen vorkommen, sehr ansehnlich sind und Spaß machen.
Deshalb ist so eine einwöchige Tour auch eine schöne Chance Ecken kennen zu lernen, die nicht unendlich weit von daheim entfernt liegen und die man aber trotzdem bislang nicht kannte.
Das Prachtwetter mit nur wenigen Regentropfen am ersten Tag hat natürlich erheblich zum Tourgenuß beigetragen.