Liebes Forum,

ich plane eine Tour von Dubrovnik nach Sofia mit ca. 10 Tagen. Nicht sehr lang. Hierzu suche ich eine schöne schnelle Route vorrangig Asphalt. Fahre mit leichtem Gepäck und zelte gern. Gibts irgendwelche "Musts"? 100km sind auch in den Bergen tgl. möglich.

Danke und Gruß

Seb

Hallo Seb,
vielleicht hat dir noch keiner geantwortet, weil es zuviele Alternativen gibt. Leider kann ich dir keine durchgehende Streckenempfehlung geben, und letztlich hängt alles voneinander ab. Bei einer Route über Kosovo solltest du bedenken, dass die legale Ausreise nur möglich ist, wenn du auch einen gültigen Serbien-Einreisesstempel hast. D.h. wenn du über Montenegro nach Kosovo einreist, ist der Grenzübertritt von Kosovo nach Serbien offiziell nicht möglich.

Ich schlage dir mal eine erste Teilroute durch Montenegro vor, auf der du einige verschiedene und spektakuläre Landschaften durchfährst. Von Dubrovnik nach Süden zur Kotorbucht (verzweigte und geschützte Fjordbucht mit teils venezianisch geprägten, pittoresken Orten). Diese beradeln bis Kotor. Ein Abkürzung ist per Fähre möglich, dabei würdest du den ruhigsten Teil der Bucht ausschlagen, dafür gibt es zwischen Lepetane vielleicht mehr schöne kleine Ortschaften, auch dort ist nicht so viel Verkehr. Eine Umweg-Variante ab Dubrovnik über Trebinje in BiH und der Einfahrt nach Montenegro am Orjen-Massiv vorbei wäre auch durchaus lohnenswert. Auch eine ander Bogen via Trebinje, dann weiter über Grahovo und in die Kortorbucht bei Risan einfahren, hätte seinen Reiz.

Ab dem sehr sehenswerten Kotor die Lovcen-Passstraße (Serpentinen mit vielen grandiosen Ausblicken, anschließend vorzugsweise die Nationalparkroute) nach Cetinje. Von dort über die alte, langsam verfallene Straße (Abfahrt muss man vorsichtig sein) nach Rijeka Crnojevica (romantische Brücke) am Skadarsee, weitere Hügel- und Panoramafahrt nach Virpazar (idyllisch gelegen) - mit der stimmungsvollen Landschaft dieses riesigen Teichrosenbinnensees auf fast Meereshöhe. Die Fahrt geht dann über einen Damm nach Podgorica - diese Strecke ist recht verkehrsreich. Ggf. lohnt ein Umweg über die Niagara-Fälle (kein Schreibfehler).

Von Podgorica könntest du wählen zwischen einer Panoramaroute und einer Schluchtenroute, wobei auch eine Kombi denkbar wäre. Die Panoramaroute ist deutlich ruhiger. Es geht ab Bioce über zwei Pässe (und an einem berühmten Eisenbahnviadukt vorbei) nach Matesevo, weiter zum empfehlenswerten Bergort Kolasin (viele Übernachtungsmöglichkeiten, gute Küche, ehemalige Partisanenhochburg). Von Kolasin geht es über den Crkvine-Pass in Richtung Moraca-Schlucht, biegt jedoch zuvor in einer scharfen Kurve ins obere Moraca-Tal ab. Via Mijoska geht es über den Semoli-Pass Richtung nach Tusina. Dort gibt es einen asphaltierten Anschluss in die Hochebene von Zabljak. Hat man noch mehr Zeit, kann man noch einen Stichstraßenabstecher nach Poscenje und die Komarnica-Schlucht/Nevidio-Canyon machen. Der Apshalt endet irgendwo. Theoretisch ist auch ein Pistenübergang zur Durmitorstraße möglich - allerdings auf sehr schwierigem Schotter. Bei einer Schnellreise ist es besser zurückzufahren, und die alte Straße Richtung Zabljak zu suchen, die auf die Tusina-Zabljak-Route führt. Die neue Durmitor-Schnellstraße bei Previs/Poscenj (später mit Tunnel) solltest du meiden.

Die Schluchtenroute würde bei Bioce weiter durch die - allerdings recht stark befahrenen - Moraca-Schlucht führen, am Kloster vorbei. Der Abzweig zum Semoli-Pass läge hier bereits vor dem Crkvine-Pass. Zur kompletten Schluchten-Route würde man aber weiter über Crkvine nach Kolasin, weiter über Mojkovac zur Tara-Schlucht führen. Bei der berühmten Tara-Brücke geht es hinauf nach Zabljak, ebenfalls mit dem Schlenker über dne Bare-Pass denkbar. Auch auf dieser Route ist ein (steiler) Stichstraßenabstecher zum Biogradska-See und Nationalpark ab der Straße Kolasin-Mojkovac empfehlenswert, sofern Zeit übrig. Insgesamt ist die Schluchtroute einfacher als die Panoramaroute.

In der Hochbene von Zabljak lohnt sich ggf. eine Extrarunde über den einfachen, aber reizvollen Bare-Pass, bevor man nach Zabljak einfährt. In Zabljak ist mindestens der Besuch des Schwarzen Sees Pflicht. Es geht anschließend über die Durmitorpassstraße (fast 2000 m) hinüber zum Piva-Stausse und zur anschließend eindrucksvollen Piva-Schlucht (viele kleine Felstunnels) Richtung Bosnien bzw. Foca. Der bosnische Teil ist dann weniger spektakulär. Nach Foca kannst du weiter der Drina nach Visegrad folgen (berühmte Brücke, im Roman verewigt) und dann weiter nach Serbien. Jenseits von Foca mangelt es mir allerdings an konkreten Erfahrungen. Bis Sofia ist diese Route mit gut 1000 km insgesamt denkbar, sofern es jenseits von Visegrad nicht mehr zu vielen Verzweigungen bis Sofia kommt. Mehr zu den genannten Strecken unter Via Dinarica.

Hallo,

wow ich bin ganz schön baff von der Antwort - so viel Infos. Danke! Ich werde das ganze mal ein bisschen einschränken. Der aktuelle Plan umfasst auf jeden Fall Kotor und Umfahrung des Fjords dann weiter über Nordalbanien Richtung Pristina, Skopje, Sofia: Maps Je nachdem wie gut es läuft evtl. Pristina.Es wird wohl recht bergig und demnach weniger km. Spricht etwas gegen die Route (Verkehrsbelastung ähnliches) oder gibt es andere tolle Ecken in dieser Gegend, die in zehn (eigtl. neun)Tagen machbar sind.

Gruß

Seb

Ich würde in Bulgarien auf Deinen Weg nach Sofia wenigstens noch das Rila Koster als Highlight mitnehmen. Das lohnt sich wirklich.

Du radelst dann statt über Kyustendill in Bulgarien nach Blagoevgrad. Ist kein Umweg. Von dort sind es noch ca. 30km bis zum Rila Kloster auf 1100m Höhe.

Wenn Du noch Zeit über hast und ein habwegs geländetaugliches Rad hast, kannst Du eine Durchquerung des Rila Gebirges machen, wie es Michael und Natalie im Jahr 2012 gemacht haben, Bericht siehe hier .

Rila und Pirin Gebirge sind absolut empfehlenswert, kannst Dir auch meine ersten beiden Teile des Bulgarienreiseberichtes durchlesen. Ich habe eine Runde um Sofia letzten Oktober gedreht und dabei waren Rila- und Piringebirge zusammen mit dem Rila Kloster das Highlight der Radreise.

Gruss
Thomas

Die angezeigte Route ist ja nur sehr grob. Du kannst in Nordalbanien von Shkoder auch direkt nach Kukes fahren, ist landschaftlich schön und bergig, aber mit Versorgung muss man da etwas vorplanen, wie überall im bergigen NO Albaniens.
Prizren fand ich schöner als Prishtina und dann die Strecke von Prizren direkt nach Osten führt über eine schöne ruhige Passstraße Richtung Skopje. Die kann ich sehr empfehlen.
In Montenegro könnte man wie schon gesagt auch noch sehr schöne Gegenden erkunden (Durmitor ist super!), aber bei wenig mehr als einer Woche für die gesamte Strecke musst du das wohl an der Seite liegen lassen. Die Kotorbucht ist ja schon mal eins der Highlights dieses Landes.

Auf deiner Route wirst du die Faszination des Skadarsees nicht erleben. Sofern dir der Weg über die Lovcen-Berge zu anstrengend sein sollte und du die gesamte Kotorbucht ausfahren möchtest, würde ich empfehlen, wenigstens später in Petrovac nach Virpazar rüberzufahren und von Virpazar die panoramareiche Südwestroute oberhalb des Skadarsees zu fahren. Bei Vladimir kommst du dann auf deine geplante Strecke nach Albanien. Mit Ausnahme von Stari Bar und der alten Ölbäume dort ist die Küstenstrecke um Bar (eher Industriestadt) und bis Ulcinj nicht so überragend. Die Abkürzung dort (ohne Ulcinj) nach Vladimir kenne ich zwar explizit nicht, würde ich aber landschaftlich auch nicht so hoch einschätzen.

Ich probiere grad bei google maps rum: von shkodra bis kukes zeigt er mir keinen direkten weg an. anscheinend geht das aber doch, oder? die strecke sieht gut aus, schön viel berge. bekommt man dort unterwegs nahrungsnachschub bzw. sein feierabendbier?

Ja, die Strecke ist gut zu befahren. Bei Kukes kommst du zwar auf der Autobahn raus, ist aber bei dir kein Problem, da es nur noch den Berg runter nach Kukes rein geht. Ich bin bei gefühlt 40° den Berg hoch und es gab kein cm² Schatten
Versorgung: Nur in der Nähe von Shkoder etwas und in Fushe Arrez und Puke. Sonst sehr dürftig (falls sich nichts geändert hat).

1.kann man bei vau i dejes am see gut übernachten oder etwas einkaufen? das wäre nämlich ein guter etappenendpunkt.

2. wenn ich den shkodrasee nördlich umfahre kann man dort gut wild zelten?

1. Mir kam das Flachland relativ dicht bevölkert vor, vllt aber nur, weil ich vorher durch die Berge gefahren bin. Kann jetzt nicht sagen, wie es in/bei dem Ort aussah. Aber die Hotels waren ziemlich günstig, selbst als Student konnte ich mir das mal leisten (höchstens 10 Euro p.P.). Übernachtung in Shkoder ginge also auch
2. Kann ich noch weniger dazu sagen, weil ich die Küstenstraße entlang gefahren bin.

PS: ich hab bei Fushe Arrez gezeltet, es war aber auch nicht allzu einfach, dort einen guten Platz zu finden.

super, klingt gut. ich denke eigentlich auch dass man die küstenstrasse fahren sollte oder istces verkehrstechnisch so schlimm?

In Virpazar habe ich einmal auf der Parkfläche eines Restaurants gezeltet - mit Zustimmung des Wirtes (hatte zuvor da gegessen). Sonst ist aber wenig Platz dort, nach Norden und Süden steigen die Straßen gleich an. Evtl. noch das Tal mit den Weinbauern - ist aber recht gut bewirtschaftet. Der Damm ist ja eine Straße und eine Bahnlinie - bis Bijelo Polje sehe ich keine Möglichkeit. Das Nordufer ist ja weitgehend Nationalpark und unzugängliches Schilfgebiet. Ob man über ein paar Stichstraßen ein Platz finden kann, vermag ich aber nich zusagen. Von Bijelo Polje ist ein ziemlich exklusives Camp am Wasser erreichbar - da dürfte drumrum kaum Platz sein. Richtung Tuzi gibt es zunächst viel Besiedlung, dann Felder, auch Ödland, aber kaum versteckte Nischen. Vielleicht aber über Nebenwege. Sofern Umweg über die Nigarara-Fälle: Da würde ich in der Nähe einen Platz finden. Jenseits von Tuzi kenne ich nicht mehr.

Nein, es ging. Kann mir aber schon vorstellen, dass es durchs ruhigere, bergige Hinterland auch schön ist. Der Blick aufs Meer und die hübschen Adriastädtchen haben natürlich was, aber es ist eben auch ziemlich touristisch dort.