Guten Abend,
nach Überprüfung unserer Urlaubstage, anderer Verpflichtungen und dem üblichen Zwischensemesterkrams sind meine Freundin und ich zum Entschluss gelangt dieses Jahr von März bis April durch Südfrankreich zu reisen. Wir werden von Köln aus mit dem Nachtzug über Basel nach Genf fahren. Dort starten wir grob an der Rhone entlang in den Süden wo wir dann die küstennahen Gebiete erkunden möchten.

Habt ihr Empfehlungen zu angenehmen und sehenswerten Routen? Interessant sind für uns neben schönen und einsamen Hügellandschaften auch historische Sehenswürdigkeiten. Witterung schreckt uns nicht, da sind wir flexibel und eher abgehärtet. An Routen müssen es nicht die Tour-de-France Pässe sein, aber ein paar Steigungen sind ebenfalls kein Problem.

Welche Literatur würdet ihr als Reiseführer empfehlen?

Schonmal vorab vielen Dank für Tips und Anregungen!

Hängt davon ab, ob ihr auch größere Städte sehen wollt (Lyon, Vienne, Valence) oder ob es doch eher ländlich sein soll. Die Rhone wirft landschaftlich insgesamt nicht so viel ab.

Vorschlag 1: Genf - Bellegarde -(westliche Höhenroute, etwas Arbeit) Seyssel - Aix-les-Bains - (via Radstraße) - Chambery (studentisches Flair, ab Seyssel alles flach) - durch die Chartreuse (Hauptachse ist stärker befahren, Alternativen ggf. anstrengender) - Voreppe - sofern via Vercors (anstrengend): - Grenoble - Gorges de la Bourne (eindrucksvoll) - überprüfen, welche Felstunnelrouten frei sind - Col de Rousset (abwärts Serpentinen in Lavendel-Landschaft) - St-Die - Bourdeaux - Nyons (sehr schön) - Carpentras - Avignon - ...

Vorschlag 2: Statt über Bellegarde über Annecy/Lac Annecy nach Aix-les-Bains. Wenn man die Hauptverkehrsachsen meidet, wird es aber recht bergig. Annecy aber wunderbar (Stadt, Promenade)

Vorschlag 3: Wenn das Vercors zu anspruchsvoll sein sollte, an der Isère ab Vorepppe sich Richtung Valence hangeln, und dann östlich der Rhone ruhige Hügelroute via Crest nach Nyons suchen. Variante über Bourdeaux ist dann auch noch möglich.

Zuerst einmal würde ich trotz eurer Wetterhärte zu bedenken geben, dass es um die Zeit in den nördlichen Alpen-nahen Regionen sowie den höhergelegenen Gegenden des Zentralmassivs um die Zeit noch Schnee geben kann. Ich würde deshalb nicht in Genf starten, sondern eher Mittelmeer-nah radeln wollen.

Als Buchtipp empfehle ich die beiden Süd-Frankreich-Bücher aus der Cyklos-Reihe des W.Kettler-Verlag. Mit den Routenvorschlägen bin ich sehr zufrieden gewesen.

Seit wann gibt es einen Nachtzug nach Genf?

Gruß
Uli

mit Umstieg

Die können es auch gar nicht sein, weil die im März noch Wintersperre haben.

Konkrete Routenempfehlungen habe ich eigentlich nicht - an Eurer Stelle würde ich mir einige Orte oder Landschaften aussuchen, die Ihr sehen wollt, dann gibt es meist genügend einsame Routen, um sie zu verbinden.

Wenn Ihr nicht gerade an der Rhone lang fahrt, gibt es beiderseits Hügel satt, da Ihr quer zu den Flüssen fahrt und das französische Straßennetz ohnehin nicht gerade den geographischen Gegebenheiten folgt. Östlich der Rhone gibt es eine etwas sanftere Hügelzone, westlich davon geht es gleich ins Zentralmassiv.

Ein paar Ziele östlich der Rhone: Lac d'Annecy; Chartreuse-Massiv wie von Matthias empfohlen ist auch sehr schön, aber gleich 800 Hm am Stück, also schon eher "TdF-Niveau"; der Palais idéal bei Hauterives (irres Teil); weiter südlich z.B. Vaison-la-Romaine in der Vaucluse, Orange, ...

Westlich der Rhone z.B. Le Puy-en-Velay; die Route von da zum Gerbier de Jonc führt eher langsam bergauf, fand ich wunderbar einsam und sehr schön; Vallon d'Arc und Umgebung.

Im Wesentlichen werdet Ihr halt eine Grundsatzentscheidung treffen müssen, ob Ihr an der Rhone, östlich oder westlich davon fahren wollt, und ob es am Mittelmeer eher nach Osten oder Westen gehen soll. Dann kann man auch konkretere Tipps geben.

Viele Grüße,
Stefan

Ich war mehrere Jahre jeweils in den Osterferien an der Durance in Sisteron zum Segelfliegen. Wiederholt habe ich dabei beobachten müssen, dass noch in Gap und weiter nördlich einer Linie Valence/Gap/Barcelonette tiefster Winter mit reichlich Schnee war. Gelegentlich habe ich dann mein Segelflug stehen lassen und bin dann lieber für einige zum Skilaufen gefahren. Sicherer dürfte es zum radeln auf jeden Fall im Bereich Vaucluse-Luberon-Valensole sein. Aber vielleicht ist es ja zur Zeit der geplanten Tour auch deutlich milder. Dann dürften die von Veloträumer genannten Routen recht schön sein. Ansonsten notfalls ab Genf per Bahn etwas in Richtung Süden fahren!

Hallo Mirko,

wir sind im letzten Jahr Ende April von Bordeaux über das Perigord, Toulouse und Teile des Canal du Midi nach Aix en Provence geradelt.
Vorher hatte es 4(!) Wochen geregnet und die ersten Tage unserer Tour waren auch sehr wechselhaft. Stell dich also besser auf derartiges Wetter ein.

Ich möchte dir noch einen Tipp geben:
In der 3.Woche sind wir von Aix per Regionalbahn in den Luberon gefahren .
Die Rundtour war der absolute Höhepunkt ! Tolle Landschaften und gut fahrbar.

Schau mal:

http://de.veloloisirluberon.com/

Viele Grüße
Isi

Da sind ja schon einige Tips zusammengekommen, vielen Dank! Morgen werden wir uns mal näher mit der Planung befassen und euch dann mit Detailfragen löchern.

Noch ein kurzer Nachtrag:
Habe eben die Bilder von einer Südfrankreichtour im Februar (siehe "Wie mit der Bahn nach Süd-Frankreich!?" ) gesehen.
Da war ja traumhaftes Wetter.
Also deshalb solltest du dich wohl nicht von dem vorausgegangenen schlechten Aprilwetter bei unserer Tour abschrecken lassen. War ja vielleicht eine Ausnahme.

Ich hatte im April auch mal Hochsommer auf der REise von Genf nach Avignon, durch Chartreuse und Vercors. Bin fast nur "kurz" gefahren, es war fast immer über 25 Grad warm.

Hier der Link

Mit dem Wetter muss man sicherlich Glück haben. Angenehme Temperaturen und Witterung ist aber zumindest nicht unwarscheinlich, wenn man sich die Klimadiagramme der Städte in der Region anguckt.

Der Luberon ist vorgemerkt, danke!

Vielen Dank Matthias für diese umfangreiche Antwort. Vermutlich wird es auf eine Kombination aus 1 und 2 hinauslaufen. Wir werden die Routen fürs GPS ausarbeiten und dann recht spontan je nach Wetter entscheiden.

Deine Tips berücksichtigen wir auch, insbesondere die Strecke zum Gerbier de Jonc hört sich sehr gut an. Wir sind ja eine Weile in der Region unterwegs und werden uns das sicherlich ebenfalls anschauen wenn die Witterung es zulässt.

An der Küste möchte ich auf jeden Fall die Camarque sehen und später ist die Côte d'Azur angedacht, insbesondere weil die Region nicht im Einzugsbereich der im Frühjahr zum Teil sturmartigen Mistralwinde liegt.

Nochmal zum Wetter:
Es wurde um so besser, je näher wir der Cote Azur kamen...eigentlich schon ab Toulouse.
Und wenn ich so nachdenke, hatten wir in der Provence auch schon sehr warme Tage.
Also wird das schon für euch passen!

Übrigens haben wir den Mistral im Luberon im warsten Sinne des Wortes hautnah miterlebt.
Die Camper hatten Angst, mit ihren Campmobilen abzureisen, weil so eine Böe durchaus so ein Teil zum Wackeln bringen kann.
Zuerst sorgte er für sonniges, angenehmes Wetter und als wir die Hälfte der Rund-Tour erreicht hatten, gab es einen starken Temperatursturz und anschließend einen extremen Wind, der uns Gott sei Dank in den Rücken blies ...so schnell bin ich noch nie einen Berg hinaufgekommen !!!
Dafür kam uns kein Radler mehr entgegen .

Im Vorfeld hab ich auch einiges über den Mistral gelesen...es ist wirklich spannend, das mal zu erleben und gehört einfach dazu...zu dieser wunderschönen Landschaft, den alten Dörfern ganz oben auf den Bergen, den weiten Mohnfeldern....ach ja ..

Im März werd ich mal testen, wie das Wetter dort um diese Zeit ist.
Da bin ich in Nizza, juhu !

Ich bin gespannt auf euren Bericht, Mirko.

Ja, der Mistral ist schon ein tolles Erlebnis. Dem Segelflieger öffnet er die Türe zu faszinierenden Wellenflügen in großen Höhen und dem in Richtung Nord-West fahrenden Radfahrer stellt er sich manchmal fast wie eine Wand entgegen! Ich kenne beide Gesichter des Mistral und beide haben für mich ihren besonderen Reiz!

So könnte es eintreten. Das Radrennen Paris-Nizza (März) wurde mal aus dem Zentralmassiv ins Rhonetal verlegt, weil es im bergigen Land zu kalt war. Nicht zuletzt wird es auch das "Rennen zur Sonne" genannt. Insofern sollte man also vielleicht immer eine Fluchtroute hin zur Rhone offen halten - etwa wenn es im Vercors noch recht frisch sein sollte oder gar Schnee liegt.

So, bis an die Côte d'Azur hab ich jetzt einige schöne Routen für die verschiedenen Eventualitäten zusammengestellt. Welche Ziele und Strecken würdet ihr an der Côte d'Azur empfehlen?

Vor allem eine Menge Hinterlandrouten findest du in Teil 3 meiner Westalpen-Tour Provencalische Alpen & Côte d'Azur, weiter unten auch in Teil 4 mit den Seealpen. Da ist natürlich auch einiges Anspruchsvolles dabei, aber nicht alles ist schwer. Die Gegend im Westen von Toulon ist mir weniger geläufig, weil zu lang her. Die Calanches sind zwar reizvoll, aber schwer zugänglich (etwa bei Stop in Cassis zu erkunden oder per Boot, Tauchen?).

Lohnend ist gerade zu der Jahreszeit die Durchquerung des Maurenmassivs (Collobrières - Grimaud). Le Lavandou sollte man dann auch besuchen, da gibt es zu der Zeit Mimosenblüte satt, Mitte März ist auch ein Korso dazu. Hyères ist schmucklos, aber vielleicht wollt ihr auf eine oder mehrere der vorgelagerten Inseln? Traumhafte blaue Karibik-Strände (Porquerolles), Unterwassernaturpark, Wandern (Port-Gros) oder zu Adam und Eva im Paradies (Levant). Auf der Halbinsel nach Giens gibt es evtl. ein paar Flamingos zu sehen. Sehenswerte Orte sind Cogolin, Ramatuelle, aber auch St-Tropez. Von St-Tropez nach Fréjus ist oft viel Verkehr, für einige Teile gibt es Radweg.

Wenn ihr genügend Zeit habt, empfiehlt sich das Estérel-Massiv einmal auf der Küstenstraße und einmal im Innern zu beradeln. Die Inlandstour findet ihr in meinem letztjährigen Korsikabericht (s. Profil) gleich zu Anfang in Kap. 1. In Agay aber nicht campieren - zu touristisch, der Camping dort war auch schlecht, Essen erst recht, sehr viel Nepp. Weiter Richtung Nizza gibt es viel Hässliches, Bausünden in Cannes, Verkehrsachsen zwischen Antibes und Nizza. Besonders sehenswert ist dort Antibes (Altstadt, Künstlerort, Picasso-Museum) samt einem Exkurs der Halbinsel. Evtl. aber auch auf oben verlinkte Ideen zu Inlandsrouten zurückgreifen. Grasse ist für Frauen und Chemiker interessant, weil Parfumstadt (verschiedene Visiten möglich). Für Leckermäulchen ist auch ein Abstecher nach Bar-s-Loup attraktiv. In der Confiserie Florian bekommt man Geschmacksbomben, dass der Gaumen Tarantella tanzt. Oberhalb im Schluchttal gibt es tolle Wasserfälle. Wenn ihr der Kunst wegen nach Nizza fahren solltet, dann ist auch noch Vence eine wichtige Adresse.

Im Osten von Nizza gibt es auch noch hübsche Küstenteile, manchmal sogar etwas ruhig (Cap Ferrat = Villen, Cap d'Ail). Das Hinterland ist ziemlich anspruchsvoll. Monaco muss man nicht gesehen haben - es sei denn, wegen Konto, Casino oder Kunst, Fürsten geben dafür viel Geld her, die Reichen auch (Geldwäsche). Mondän und trotzdem noch sehenswert ist Menton.

Alles klar, ich werde deine Empfehlungen mal mit den Karten abgleichen und meiner Holden dann die Vorschläge unterbreiten. Vielen Dank nochmal!

Ich kann mich Matthias' Vorschlägen nur anschließen.

Ergänzen kann ich, dass Nizza eine sehr sehenswerte Stadt ist. Wenn ihr kunstinteressiert seid, auf jeden Fall. Irgendwo las ich mal, dass es nach Paris die Stadt mit den meisten Museen in Frankreich ist, keine Ahnung, ob das stimmt, aber es hört sich gut an.

Auch architektonisch gefällt mir das Matisse-Museum im Vorort Cimiez sehr gut. In der Stadt das kostenlose Museum für moderne Kunst, mit schöner Aussicht vom Dach. Schöner Kiesstrand entlang der Promenade des Anglais und, und, und.

Und, abweichend von Matthias' Empfehlungen, Monaco fand ich immer klasse. Mit dem Rad die Formel-1-Strecke entlangfahren ist auch mal ein Erlebnis. Ansonsten ist es in der Tat nicht so richtig schön, müsste der dichtestbesiedelte Staat der Welt sein.

Literatur: Ich habe gerne die Côte'd'Azur-Reiseführer vom Michael-Müller-Verlag gelesen.

Schön auch: Erika und Klaus Mann, Das Buch von der Riviera. Und, weiter westlich, die Bücher von Marcel Pagnol, vor allem "Eine Kindheit in der Provence"

Viele Grüße,
Holger

Und wenn man doch in Monaco sein sollte, könnte sich auchein Ausflug nach Menton ca. 10 km weiter östlich anbieten, allerdings ist die Strecke bis dahin nicht so schön, Anfang März ist dort noch das Zitronenfest, das ist klasse. Die Stadt fand ich auch sehr schön,


Michel

Ja, gefällt mir auch. Hatte ich nicht erwähnt, weil das bereits in Matthias' Empfehlungen stand.

Oha, das das letzte Wort exklusiv Signatur noch so wichtig ist, hatte ich nicht gedacht. Naja, wenigstens das Zitronenfest kommt von mir neu.

Michel

Hallo,

bin im Sommer von Aix-les-Bain nach Süden.

Empfehlung:

Grande Chatreusse, St. Jean en Royan dann über den Col de la Machine (tolle Strecke mit gigantischen Aussichten) auf die Hochebene des Vercor (Vassieux-en-Vercors), dann über den Col de Rousset und dann hinunter nach Die (tolle Abfahrt)ins Tal der Drome.
Dann kann man ins Rhonetal und ab nach Süden.

Viele Grüße

Albrecht

Bis dahin d'accord, aber dann würde ich noch weiter durch das Département Drôme fahren. Etwa so, wie es schon Matthias schrieb, Aouste, Saou, Bourdeaux, Nyon, weiter nach Avignon. Für mich eine der schönsten Regionen zum Radeln, noch recht unbekannt, dennoch schon Provence-"Feeling", kleine Sträßchen, wenig Verkehr, und etwas hügelig, mit Mittelgebirgssteigungen.

Gruß
Holger

Hallo Isi,

danke für den Link über das Luberon. Sollte dieses Jahr besucht werden nachdem wir vor einigen Jahren vorbeigefahren sind.

Peter

Freut mich, ihr werdet es genießen!!!!

Hallo zusammen,

zwar etwas "off-topic" - ich suche DRINGEND eine Download-Möglichkeit für den Track
Canal deux Mers aus dem Reisewiki.
Dort kann man leider nicht DIREKT eine gpx.Datei runterladen - ich bekomme es einfach nicht
hin, GoogleEarth stürzt bei mir zur Zeit dauernd ab.
Problem - ich fahre am kommenden Freitag - ist also halbwegs dringend.

Vielleicht hat jemand einen direkten link für für - wäre total genial! euer Michl

www.nazairetonice.wordpress.com