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#960173 - 07/27/13 08:48 PM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: Thomas 67]
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Keine Flagge am Rad. Wozu auch? Um zu symbolisieren, ich solidarisiere mich mit dem Land, durch das ich gerade radel? Tu ich das wirklich?
Gruß Tom
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#960191 - 07/27/13 10:57 PM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: Rennrädle]
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... du verbindest die EU mit Europa? nun, ich vertrete ja eher das Motto: "Für Europa, gegen die EU" [mod] bitte driftet nun nicht in eine politische Diskussion sondern bleibt beim Thema [/mod] daher auch off-topic und daher hab ich auch nicht mehr dazu geschrieben Aaber...wieder was neues gelernt bezüglich der europaflagge wusste nicht, dass es diese seit 1955 gibt
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#960223 - 07/28/13 08:29 AM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: Tom11]
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Keine Flagge am Rad. Wozu auch? Um zu symbolisieren, ich solidarisiere mich mit dem Land, durch das ich gerade radel? Tu ich das wirklich?
Gruß Tom Höflichkeit, Respekt und Anstand gegenüber dem Gastland? Und Tradition sei eben falls angeführt. So zumindest haben es meine Ausbildner in der Hochseesegelei begründet. Ich gebe zu: Auf dem Schiff mach ich es. Auf dem Fahrrad nicht - da fehlt die Tradition. Der Rest wäre vorhanden.
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#960496 - 07/28/13 09:27 PM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: Wulfram]
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moin mal ne doofe frage an die "beflaggten" fahrer: wie befestigt ihr die flagge war im baumarkt wegen einer geeigneten plastikstange schauen - gibts nicht und eine holzstange bricht (resp wenn sie es nicht tut ist sie zu dick und schwer) um mal zurück zur Frage der Befestigung zu kommen. Ich habe gar keine Landesflagge, - ich habe aber, um die Aufmerksamkeit anderer Verkehrsteilnehmer_innen zu erringen, die Bremer Bundeslandflagge: Für mein Liegerad habe ich eine billige Kinderwimpelbefestigung zur Verbindung an das Rad (hinten an die Sitzschale geschraubt) gekauft. Die Billigplastikfaserstange habe ich dann nach ca. 30cm (von unten) abgekniffen;darauf stecke ich dann 2-3 Alu-Zeltstangenelemente, an einer habe ich die Speckflagge befestigt. So kann ich auch nach Bedarf, (Zugtransport oder die Liege muss knapp irgendwo runter geschoben werden), den Wimpel mit Fahnenstange schnell abmachen, kürzen oder wieder reinstecken. Wenn ich mit dem Bob-Anhänger fahre, kommen die Zeltstangen mit der Flagge in die vorgesehene Befestigung des Bob. Ärgerlich ist, dass bei meine Speckflagge,von irgendwelchen Leuten für die kroatische Landesflagge gehalten wird. wanz
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Lieber Heidenspass statt Höllenqual |
Edited by aighes (07/29/13 07:40 AM) Edit Reason: Beleidigung entfernt |
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#960648 - 07/29/13 11:14 AM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: hipster]
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Keine Flagge am Rad. Wozu auch? Um zu symbolisieren, ich solidarisiere mich mit dem Land, durch das ich gerade radel? Tu ich das wirklich? Gruß Tom Höflichkeit, Respekt und Anstand gegenüber dem Gastland? Und Tradition sei eben falls angeführt. So zumindest haben es meine Ausbildner in der Hochseesegelei begründet. Ich gebe zu: Auf dem Schiff mach ich es. Auf dem Fahrrad nicht - da fehlt die Tradition. Der Rest wäre vorhanden. Richtig, in der Schifffahrt hat es Tradition und ist teilweise auch Pflicht. Wobei das mit der Pflicht eher die Segler und Motorbootler trifft als den Paddler. (Dito die Schiffsnummer. - Und ähnlich bei Flugzeugen die Luftfahrzeugkennzeichen.) Die Traditionalisten leiten dann auch für Paddler eine generelle "Pflicht" ab. Im Straßenverkehr wüsste ich nur von der Pflicht des ovalen Schildes mit dem Nationalitätszeichen. Wobei das auch wieder nur die motorisierten betrifft. Von den Traditionalisten unter den Wassersportlern für Radfahrer das analoge herzuleiten passiert zwar immer wieder, doch halte ich das für reichlich überzogen. Ich finde jeder soll tun und lassen was ihm behagt, sofern nicht etwas Anstoß erregendes ans Rad gebamselt wird. (Dasselbe gilt für die jedes Jahr wiederkehrenden, meist unerfreulichen Diskussionen, über eine angebliche Grüßpflicht unter Radfahrern.)
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#961560 - 07/31/13 10:06 PM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: Thomas 67]
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Servus!
Als Österreicher werde ich in nicht-deutschsprachigen Ländern manchmal für einen Deutschen gehalten. Wir Schnitzel-Esser sind das gewöhnt, trotzdem brachte es mich schon auf den Gedanken, prophylaktisch rot-weiß-rote Flagge zu hissen. Aber das schmeckt mir in Wahrheit überhaupt nicht. Lieber sollen die mich in die falsche Schublade stecken, als dass ich nationalistische Zeichen benütze.
Blöderweise schubladisiere ich selbst auch. Mir fiel bei unserer jüngsten Tour (Saar-Lor-Lux) auf, dass ich immer auf die Satteltasche von anderen Radlern schiele. Wenn mir eine Ortlieb-Garnitur entgegenkommt, läutet bei mir die Piefke-Glocke und ich grüße auf Deutsch. Dass ich selbst die Made-in-Germany-Taschen am Rad habe, irritiert mich komischerweise überhaupt nicht. Und jetzt, wo ich darüber nachdenke, fällt mir ein, dass ich sogar eine sehr deutsche Fahrradmarke unter meinem Hintern habe. Und da soll mich keiner für einen Preußen halten...
In diesem Sinne: Freundschaft! Und vergesst Cordoba nicht!
Ahoi, Mundl
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#961566 - 07/31/13 10:45 PM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: Mundl]
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Lieber sollen die mich in die falsche Schublade stecken, als dass ich nationalistische Zeichen benütze. Nur zur Erinnerung, national ist nicht dasselbe wie nationalistisch. Mir persönlich ist lieber, jemand heftet sich ungezwungen eine Flagge ans Rad, als dass er innerlich über Schubladen nachdenkt. Viele Grüße, Stefan
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#961587 - 08/01/13 06:36 AM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: StefanS]
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Ob national oder nationalistisch ist eine Frage der Sichtweise und Bewertung. In den vergangenen Jahrhunderten sind unter dem Zeichen von Länderflaggen so große Verbrechen begangen worden, dass ich mir die Dinger sicher nicht aufs Rad klebe. Wenn ein anderer da weniger Skrupel hat, stört mich das aber überhaupt nicht.
Und zum Nachdenken über Schubladen: Mich interessiert schon, warum in unserer Kultur Länderflaggen so wichtig sind, woher das kommt und wie sehr ich selbst diese Verhaltensmuster übernehme. Wir könnten hier theoretisch ja auch darüber diskutieren, ob wir unsere Schuhgrößen, Sternzeichen oder die Namen unserer Ehefrauen demonstrativ auf den Drahtesel geben. Offensichtlich ist das Bedürfnis da weniger gegeben.
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#961588 - 08/01/13 06:44 AM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: Mundl]
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Das Zeigen der Farben gegen die Feinde ist ein Ritual der Vorzeit. Sie machen stark. Entstanden aus dem Totemismus. Gepflegt in Antike, mittlerer und moderner Zeit. * meine Farbe ist übrigens Himmelblau
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Edited by Barfußschlumpf (08/01/13 06:45 AM) |
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#961624 - 08/01/13 08:29 AM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: Mundl]
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Mich interessiert schon, warum in unserer Kultur Länderflaggen so wichtig sind, woher das kommt... Das kommt in Europa so aus dem 18. bis 19. Jahrhundert. Damals sind die Begriffe "Nation" und "Nationalstaat" entstanden. Davor gab es ein derartiges Zusammengehörigkeitsgefühl auf anderer Ebene, nämlich auf der religiösen (Christen (Katholiken, Orthodoxe, Evangelen...), Moslems (Sunniten, Schiiten), Juden ...). Nation ist ein willkürliches Konstrukt und nicht etwa etwas intrinsisch gottegebenes. Warum z.B. Bayern, Schwaben und Preußen eine andere Nation bilden als Tiroler, Wiener und Steirer, obwohl sie mehr oder weniger die gleiche Sprache sprechen, ist ebenso willkürlich. Das Konstrukt der Nation ist so eine Art Ersatzreligion. Relativ bald kam es dann dazu, dass Nation nicht nur Zusammengehörigkeit ausdrückte, sondern auch explizit Abgrenzung gegenüber anderen. Gut zu sehen bei Slowenen, Kroaten, Serben, Mazedoniern, Montenegrinern und Bulgaren; deren Sprachen sich weitaus ähnlicher sind als alle deutschen Dialekte. Als man versucht hat, eine Südslawische Nation (=Jugoslawien) zu formen, war es zu spät. Bulgarien war von vornherein raus, und die restlichen haben auch im gemeinsamen Jugoslawien nie aufgehört, mit dem finger auf die anderen zu zeigen. Die hatten sich einzeln schon selbst als Nation definiert, die sich unbedingt von den (bösen) anderen abgrenzen muss. ...und wie sehr ich selbst diese Verhaltensmuster übernehme. Wir sind so erzogen worden, und wir werden tagtäglich (auch unterschwellig) mit solchen Verhaltensmustern bombardiert. Daraus auszubrechen ist nicht einfach. Gruß Thoralf
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#961647 - 08/01/13 09:10 AM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: Toxxi]
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Dass der Begriff der "Nation" ein recht moderner, erst im 19 Jhd. entstandener und im 20. Jhd etablierter ist, wird mir immer wieder im Urlaub klar, wenn man mal Regionen besucht, deren politische Zugehörigkeit sich häufig geändert hat (Masuren und Istrien als zwei Beispiele).
Seine Etablierung war sicher wichtig, um nach dem Rückgang der Monarchien in Europa die Zusammenfassung diverser Personengruppen zu einer politischen Gemeinschaft zu rechtfertigen, die Begrifflichkeit des Nationalstaates stammt ja auch aus dieser Zeit. Letztlich darum bestimmte Personen zu einem gemeinsamen politischen Gefüge zusammenzufassen.
Den Vergleich mit Religionen halte ich jedoch für gewagt und würde ihn so nicht mittragen. Dafür sind das einfach zwei viel zu verschiedene Dinge (und gerade wenn man an die katholische Kirche und den Vatikanstaat denkt, sollte man vorher ganz genau definieren, wovon man eigentlich spricht).
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#961653 - 08/01/13 09:25 AM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: Mundl]
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Als Österreicher werde ich in nicht-deutschsprachigen Ländern manchmal für einen Deutschen gehalten. Wir Schnitzel-Esser sind das gewöhnt, trotzdem brachte es mich schon auf den Gedanken, prophylaktisch rot-weiß-rote Flagge zu hissen. Aber das schmeckt mir in Wahrheit überhaupt nicht. Lieber sollen die mich in die falsche Schublade stecken, als dass ich nationalistische Zeichen benütze.
Mit meinem wunderschönen allgäuer Dialekt werde ich oft für einen Österreicher, Schweizer oder Südtiroler gehalten. Diejenigen, die sich bessere regionale Sprachkenntnisse haben, hören dann oft einen Tiroler oder Vorarlberger raus Wir sind einmal 'beflaggt' gereist. Als wir den Jakobsweg fuhren, ließen wir für unsere YAKs Fähnchen anfertigen. Darauf war das Gemeindewappen unseres Heimatortes, und Startpunktes, die Jakobsmuschel und der Reisezeitraum aufgedruckt.
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#961679 - 08/01/13 10:40 AM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: derSammy]
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Seine Etablierung war sicher wichtig, um nach dem Rückgang der Monarchien in Europa die Zusammenfassung diverser Personengruppen zu einer politischen Gemeinschaft zu rechtfertigen, die Begrifflichkeit des Nationalstaates stammt ja auch aus dieser Zeit. Letztlich darum bestimmte Personen zu einem gemeinsamen politischen Gefüge zusammenzufassen. Ja und nein. Warum das in Westeuropa recht gut funktioniert hat und in (Süd-)Osteuropa nicht, hat einen recht einfachen Grund: Die Völker und Sprachen sind in der Regel so durchmischt, dass man dazwischen keine räumlich klaren Grenzen ziehen kann. Egal wie man die Grenze auch legt, es gibt gibt immer Minderheiten hüben und drüben. Abhilfe schaffen da nur ethnische Säuberungen. In Westeuropa sind die bereits im Mittelalter erfolgt, als das kein Schwein interessiert hat. Es gab kein Völkerrecht und keine UNO, sondern Herrscher, die einfach tun und loassen konnten, worauf sie Lust hatten. In (Süd-)Osteuropa sind Nationalstaaten ersten gegen Ende des 19. Jh. bis ins späte 20. Jh. hinein enstanden. Nun waren aufgrund der politischen Weltlage ethnische Säuberungen weder zeitgemäß noch möglich. Es ist einfach, aus unserer Sicht zu sagen "na gründet doch Staaten und gut". Das funktioniert nciht so einfach, die Verteilung der verschiedenen Völkerschaften ist einfach viel zu komplex und zu kompliziert. Der Nationalstaat hatte seine volle Berechtigung, aber so langsam entwickelt sich das m.E. zu einem Auslaufmodell. Langfristig braquchen wir irgendeine andere Organisation des Zusammenlebens. Gruß Thoralf
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#961682 - 08/01/13 11:01 AM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: Toxxi]
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... Langfristig braquchen wir irgendeine andere Organisation des Zusammenlebens. ... So was wie United Google? (Nicht ganz unernst gemeint.) Gruß Dietmar
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#961696 - 08/01/13 11:51 AM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: Toxxi]
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Ein wichtiges Kennzeichen einer Nation ist sicherlich die einheitliche Nationalsprache. Die sprachlichen Voraussetzungen für die Nationenbildung waren daher verschieden, Staatengebilde wie Jugoslawien oder die Sowjetunion hatten es da in der Tat schwerer und die Vielsprachigkeit mag einer der Gründe für ihr Scheitern gewesen sein. Andererseits sind auch in Westeuropa Minderheiten nicht ungewöhnlich. Im Grunde kannst du die ganze deutsche Westgrenze abfahren (von den Vogesen bis in die Niederlande und auch Schleswig-Holstein, besonderer (auch politisch nicht völlig stabiler) Brennpunkt: Belgien), die viersprachige Schweiz hernehmen oder auch z.B. an die Sorben zwischen unseren beiden Wohnorten denken.
Ethnische Säuberungen waren ein Bestandteil "der Bereinigung" des Flickenteppichs; in weiten Teilen wurde aber auch freiwillig (oder unter moderatem äußeren Druck) umgezogen oder auch einfach eine andere Sprache gelernt (z.B haben die Masuren größtenteils Deutsch gelernt, obwohl Masuren jahrhundertelang polnischsprachig war).
Und was die Nationalstaaten betrifft: Nun, diese Messe ist gesungen, die Staaten dieser Erde ja weitgehend etabliert. Und ein kurzer Blick nach Afrika verrät, dass das Nationalstaatenmodell da schon in den 50ern ausgedient hatte.
Aber perspektivisch sprichst du doch einen interessanten Punkt an. Die Frage ist schon, ob wir uns zukünftig nicht eher als Europäer, oder zumindest als Mitglieder eines größeren Gebildes fühlen. Gerade für Menschen aus den kleineren Staaten Europas (Baltikum, Malta, Slowenien, Slowakei, BeNeLux) mag dieser doch deutlich weiter über den Tellerrand der eigenen Kommune hinaus gerichtete Blick eine immer stärkere Bedeutung bekommen (ohne dabei das nationale Bewusstsein in Frage stellen zu müssen).
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#961723 - 08/01/13 12:50 PM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: derSammy]
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Ein wichtiges Kennzeichen einer Nation ist sicherlich die einheitliche Nationalsprache. D'accord. Die sprachlichen Voraussetzungen für die Nationenbildung waren daher verschieden, Staatengebilde wie Jugoslawien oder die Sowjetunion hatten es da in der Tat schwerer und die Vielsprachigkeit mag einer der Gründe für ihr Scheitern gewesen sein. Bei der Sowjetunion stimme ich Dir zu, bei Jugoslawien nur sehr bedingt. Wie ich oben schon schrieb: Die dort gesprochen slawischen Sprachen sind sich untereinander ähnlicher und verständlicher als die deutschen Dialekte. Willkürlicherweise werden Bairisch, Schwäbisch, Sächsisch etc. nicht als eigene Sprachen angesehen; hingegen Slowenisch, Kroatisch, Serbisch und Mazedonisch schon. Gut, es ist nicht ganz willkürlich, dort gibt es nämlich keine Dachsprache wie das Hochdeutsche bei uns. Die Festlegung, was denn nun eigene Sprache und was nur Dialekt ist, ist nicht eindeutig sondern fließend. Da ist viel Auslegungsspielraum. Andererseits ist das vielleicht auch der Grund, warum Ungarn gerade so extrem natioanlistisch ist bzw. wird. Der sprachliche Abstand zu allen Nachbarvölkern ist immens groß und offenbar sehr identitätsstiftend. Andererseits sind auch in Westeuropa Minderheiten nicht ungewöhnlich. Im Grunde kannst du die ganze deutsche Westgrenze abfahren (von den Vogesen bis in die Niederlande und auch Schleswig-Holstein, besonderer (auch politisch nicht völlig stabiler) Brennpunkt: Belgien), die viersprachige Schweiz hernehmen oder auch z.B. an die Sorben zwischen unseren beiden Wohnorten denken. Ja, das stimmt. Auf dem Balkan, in Mittelasien oder gar in Afrika ist das aber völlig anders. Da ist das alles wild und bunt durcheindergemischt, und nicht mal da oder hier entlang der Grenze eine Minderheit. Teilweise ist eben auch gar nicht klar, wer welchem Volk angehört. Zweisprachige oder mehrsprachige Gegenden sind gar nicht so selten. Aktuell zu sehen in Usbekistan und Kirgistan (beides Turksprachen), die die misslibige Tadshikische Bevölkerung (=persisschprachig) loswerden wollen. Dabei sind die Bergbewohner traditionell immer zweisprachig gewesen, im Moment traut sich niemand mehr persich zu reden, weil er dann gleich als abschiebewürdiger Tadshike gilt. Und was die Nationalstaaten betrifft: Nun, diese Messe ist gesungen, die Staaten dieser Erde ja weitgehend etabliert. Und ein kurzer Blick nach Afrika verrät, dass das Nationalstaatenmodell da schon in den 50ern ausgedient hatte. Genau. Aber perspektivisch sprichst du doch einen interessanten Punkt an. Die Frage ist schon, ob wir uns zukünftig nicht eher als Europäer, oder zumindest als Mitglieder eines größeren Gebildes fühlen. Gerade für Menschen aus den kleineren Staaten Europas (Baltikum, Malta, Slowenien, Slowakei, BeNeLux) mag dieser doch deutlich weiter über den Tellerrand der eigenen Kommune hinaus gerichtete Blick eine immer stärkere Bedeutung bekommen (ohne dabei das nationale Bewusstsein in Frage stellen zu müssen). Das glaube ich auch. Ich bin trotzdem mal gespannt, ob die Staaten des ehemaligen Jugoslawien auch irgendwann an diesen Punkt kommen. Gruß Thoralf
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#961728 - 08/01/13 12:59 PM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: derSammy]
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Ein wichtiges Kennzeichen einer Nation ist sicherlich die einheitliche Nationalsprache. Die sprachlichen Voraussetzungen für die Nationenbildung waren daher verschieden, Staatengebilde wie Jugoslawien oder die Sowjetunion ... Nun gibt's sicher auch noch einen Unterschied zwischen Nationen und Staaten. Die Sowjetunion sah sich ja auch als Vielvölkerstaat. Das Gegenbeispiel ist Polen, das als Staat mehrfach von der Landkarte verschwand, aber als Nation glücklicherweise heute noch existiert. Gruß Dietmar
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#961745 - 08/01/13 02:42 PM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: Toxxi]
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Die sprachlichen Voraussetzungen für die Nationenbildung waren daher verschieden, Staatengebilde wie Jugoslawien oder die Sowjetunion hatten es da in der Tat schwerer und die Vielsprachigkeit mag einer der Gründe für ihr Scheitern gewesen sein. Bei der Sowjetunion stimme ich Dir zu, bei Jugoslawien nur sehr bedingt. Wie ich oben schon schrieb: Die dort gesprochen slawischen Sprachen sind sich untereinander ähnlicher und verständlicher als die deutschen Dialekte. Willkürlicherweise werden Bairisch, Schwäbisch, Sächsisch etc. nicht als eigene Sprachen angesehen; hingegen Slowenisch, Kroatisch, Serbisch und Mazedonisch schon. Gut, es ist nicht ganz willkürlich, dort gibt es nämlich keine Dachsprache wie das Hochdeutsche bei uns. Ein Verdienst von Luther und seiner Bibelübersetzung ins Sächsische Mit deinem Balkansprachwissen kann ich nicht mithalten. Ich hatte Istrien aufgelistet, da kommt zur slawischen Sprache noch Italienisch und Deutsch hinzu. Also schon immer sehr multi-kulti. Aber perspektivisch sprichst du doch einen interessanten Punkt an. Die Frage ist schon, ob wir uns zukünftig nicht eher als Europäer, oder zumindest als Mitglieder eines größeren Gebildes fühlen. Gerade für Menschen aus den kleineren Staaten Europas (Baltikum, Malta, Slowenien, Slowakei, BeNeLux) mag dieser doch deutlich weiter über den Tellerrand der eigenen Kommune hinaus gerichtete Blick eine immer stärkere Bedeutung bekommen (ohne dabei das nationale Bewusstsein in Frage stellen zu müssen). Das glaube ich auch. Ich bin trotzdem mal gespannt, ob die Staaten des ehemaligen Jugoslawien auch irgendwann an diesen Punkt kommen. Ich bin da recht zuversichtlich. Letztlich haben sie in einem zusammenwachsenden Europa (und da zähle ich den Balkan mit dazu) kaum eine ander Wahl und die Vorteile werden recht bald die Sentimentalitäten überwiegen.
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#961747 - 08/01/13 02:43 PM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: derSammy]
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Ich bin da recht zuversichtlich. Letztlich haben sie in einem zusammenwachsenden Europa (und da zähle ich den Balkan mit dazu) kaum eine ander Wahl und die Vorteile werden recht bald die Sentimentalitäten überwiegen. Hmmm... schau Dir Ungarn als Gegenbeispiel an.
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#961748 - 08/01/13 02:46 PM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: Dietmar]
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Da hast du sicher recht und ich bringe das auch gern durcheinander. (National)staat, Nationalität, Ethnie, Nationalpark - da kann man schon mal den Überlick verlieren Die Materie ist, wenn man genau hinschaut aber wirklich kompliziert und die Definitionen werden teilweise auch von Land zu Land verschieden gehandhabt.
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#961750 - 08/01/13 02:52 PM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: Toxxi]
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Ich bin da recht zuversichtlich. Letztlich haben sie in einem zusammenwachsenden Europa (und da zähle ich den Balkan mit dazu) kaum eine ander Wahl und die Vorteile werden recht bald die Sentimentalitäten überwiegen. Hmmm... schau Dir Ungarn als Gegenbeispiel an. Ja, ein durchaus trauriges Beispiel (wenn auch formal eher nicht auf dem Balkan). Allerdings ermöglichte das zusammenwachsende Europa, das eine (Austausch-)Mitschülerin von mir eine ungarische Rumänin war, eine Ungarin aus der Slowakei, jetzt meine Arbeitskollegin, ist mit einem Deutschen verheiratet und ihre Kinder sind die ersten Jahre in Metz aufgewachsen. Und nächste Woche besuchen wir meinen Patenonkel in Ungarn. Dass die Regierung dort grade am Rad dreht, ist hoffentlich eine zeitlich befristete Epoche der europäischen Geschichte.
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#961799 - 08/01/13 05:19 PM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: derSammy]
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Leider habe ich da meine Zweifel. Die Unabhängigkeitsrhetorik von Orban findet viele Anhänger, mit einer Reihe populistischer Maßnahmen (z.B. dem Absenken der Strom-Wasser-Gas-Kanalisationskosten um pauschal 10%) hat er sich auch etliche Wählerstimmen gesichert, aber am Schlimmsten ist, dass das neue Wahlgesez (2014 im Frühling wird gewählt) eine Einigung der oppositionellen Kräfte schon vor der Wahl voraussetzt. Momentan entstehen Monat für Monat neue Anti-Orban-Parteien, manche auch durch Spaltung vorhandener, so dass es schwer wird sich auf einen Direktkandidaten und eine Wahlliste zu einigen, zumal es auch hier eine 5%-Klausel gibt und etlich der Neugründungen kaum eine Chance haben, ins Parlament zu kommen. Früher war es einfacher: Es gab zwei Wahlgänge. Im ersten trat jede politische Partei einzeln an, nach dem ersten Wahlgang standen zwei Wochen zur Verfügung, dass sich "befreundete" Parteien einigen, wer zu wessen Gunsten zurücktritt. Im zweiten Wahlgang durften nur noch die drei stärksten Kandidaten antreten.
Zum Nationalismus noch eine Begebenheit: Anfang der 70-er Jahre, als ich gerade mit meinem Studium in Ungarn begann und mal nach Esztergom trampte, war die erste Frage, des mich Mitnehmenden, ob ich wüsste, was "Trianon" bedeutet. Und das zu Sozialismus-Zeiten, wo wir eigentlci alle verbrüderte Länder hätten sein müssen.
Aber unterschwellig war dieses Problem immer in der ungarischen Bevölkerung manifestiert, wenn auch nicht so offen sichtbar, wie heute.
In dem Stadtbezirk, wo ich wohne gibt es eine Installation von ca 20 m2 Größe, wo das Ungarn, wie es vor dem 1. Weltkrieg war, in Form einer Landkarte dargestellt ist, jeder der 64 Burgbezirke mit verschiedenfarbigen Steinen dargestellt.
Vor Trianon (eine Stadt bei Paris, in der die Ungarn betreffenden Friedensverträge unterzeichnet wurden) war das Königreich Ungarn relativ selbständig , es bildete zwar eine Personalunion mit dem Kaiser von Österreich, aber hatte eine eigene Regierung, eigenes Parlament. Damals gehörten zum Kgr. Ungarn die gesamte heutige Slowakei, Siebenbürgen (also der Teil Rumäniens innerhalb des Karpatenbogens, die Karpato-Ukraine, Die ehemalige Vojvodina- heute ein Teil Serbiens und der nicht dalmatinische Teil Kroatiens. Mit dem Schiedsspruch von Trianon hat Ungarn zwei Drittel seiner Fläche und bedeutende Industrieregionen verloren. Aber es ist schon schlimm, dass darauf immer noch herumgeritten wird, und von der heutigen Regierung wird oft auf die Ungerechtigkeit des Schiedsspruchs verwiesen. So sollen nach Wunsch der Bildungsministerin die Schüler im Laufe ihrer Schülerdaseins mindestens einmal einen Ausflug in die "abgetrennten" Gebiete machen.
Zu dieser Problematik lohntz es sich übrigens das Interview mit Adam Michnik im aktuellen Spiegel zu lesen.
VG z.Zt aus Leipzig Martin
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#961800 - 08/01/13 05:25 PM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: martinbp]
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Zu dieser Problematik lohntz es sich übrigens das Interview mit Adam Michnik im aktuellen Spiegel zu lesen.
Danke für den Tip. Der kommt sicher in die Reiseliteratur, bis Budapest haben wir ja eine lange Zugfahrt vor uns.
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#961927 - 08/02/13 12:24 AM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: martinbp]
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Vor Trianon (eine Stadt bei Paris, in der die Ungarn betreffenden Friedensverträge unterzeichnet wurden) Eine Stadt wir Trianon wohl nicht mehr werden. Der Vertrag wurde nach dem Ort der Verhandlungen (wenn man den bei den Pariser Vorortverträgen überhaupt von Verhandlungen sprechen kann), dem Grand Trianon am Rand des Parkes von Versailles, bezeichnet. Man muss aber berücksichtigen, dass der Ungarische Nationalismus erst nach dem österreichisch-ungarischem Ausgleich 1867 entstehen konnte und dass sich die ungarischen Herren in den nichtungarischsprachigen Gebieten deutlich heftiger hungarisierend aus dem Fenster beugten, als das vorher im Kaisertum Österreich mit der Germanisierung der Fall war. Zum Heiligen Römischen Reich davor gehörte Ungarn sowieso nicht.
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#961965 - 08/02/13 07:12 AM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: martinbp]
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Damals gehörten zum Kgr. Ungarn die gesamte heutige Slowakei, Siebenbürgen (also der Teil Rumäniens innerhalb des Karpatenbogens, die Karpato-Ukraine, Die ehemalige Vojvodina- heute ein Teil Serbiens und der nicht dalmatinische Teil Kroatiens. ...und das heute österreichische Burgenland. Das war eigentlich das einzige Gebiet, das Ungarn wirklich abgeben musste (im exakten Sinne des Wortlautes). Die anderen Gebiete hatte es de facto sowieso schon verloren und keine politische und militärische Kontrolle mehr darüber.
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#962002 - 08/02/13 09:03 AM
Re: Landesflaggen am Fahrrad?
[Re: Toxxi]
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Danke für Korrekturen und Ergänzungen, auch @ Falk.
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