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#847078 - 07/21/12 09:55 AM Re: Wie war España? Zwischen Stier und Autobahn [Re: joeyyy]
radius
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In Antwort auf: joeyyy
In Antwort auf: radius



Der Faro bei Zahara de los Atunes. Hier endet der Fahrweg. Ab hier: schieben!

Hier ist jetzt endgültig Schluss mit einer befahrbaren Straße. Wir schieben unsere Räder über ausgewaschene Wege und knorriges Wurzelwerk. Riech doch mal diesen Duft! Diese Luft! Welche Lust! Es hat sogar aufgehört zu regnen. Ja, man kommt hier durch mit Fahrrädern, muss nur so ein bis zwei Kilometer schieben. Das Wagnis einzugehen hat sich gelohnt!



Wieso schieben?




grins

Gruß

Jörg.


Hallo Jörg,
sooo kurz hinter dem Leuchtturm konnte man noch fahren. Aber 100 m weiter haben wir nur noch einen Trampelpfad über Wurzelwerk und Geröll gefunden.
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#847093 - 07/21/12 11:39 AM Re: Wie war España? Zwischen Stier und Autobahn [Re: joeyyy]
radius
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So kurz hinter dem Leuchttum konnte man noch fahren - aber 100 Meter weiter haben wir nur noch einen Pfad zwischen Wurzelwerk und Geröll gefunden.
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#850223 - 07/31/12 12:56 PM Re: Wie war España? Zwischen Stier und Autobahn [Re: radius]
radius
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(Fortsetzung und Schluss)

Von Tanger mag ich an dieser Stelle gar nicht so viel erzählen. So ganz ohne Radfahren war es auch ein wenig langweilig, ehrlich gesagt. Meine Hauptbeschäftigung an dem folgenden vertrödelten Tag war, den Auftrag aus der Heimat auszuführen: "Bring Kurkuma mit!" War nicht so wirklich aufregend, die Besorgung. Das halbe Pfund hat 2 Euro gekostet. Meine Packtasche riecht noch heute danach. Aufregend bis ärgerlich war nur, wie oft man angemacht, angequatscht, verfolgt und belästigt wurde. Aber damit muss man halt rechnen. Und kann auch ganz gut leben damit. Essen und Trinken ist immer noch deutlich
preisgünstiger als bei uns, sogar noch günstiger als in Spanien. Das merken wir auch abends im Restaurant "Petit Berlin", wo die üppige Fischplatte mit Salat und 2 Flaschen Bier für zusammen 11 Euro zu haben ist.

Für die 55km-Rückfahrt in den Industriehafen hatten wir "unseren" Taxifahrer gleich vorbestellt. Der ist überpünktlich da, schon eine Stunde vorher. Und das ist gut so, denn die 12-Uhr-Fähre, die wir uns eigentlich ausgesucht haben, legt schon eine Stunde früher, also um 11 Uhr ab. Vielleicht war das aber auch die verspätete 6-Uhr-Fähre.

Schön, dass wir so früh wieder zurück in Algeciras sind. So können wir uns in Ruhe ein paar Mal verfahren auf dem Weg nach Gibraltar. Die Annäherung an diesen Ort mit dem großen Namen ist alles andere als schön. Man muss eine Zeitlang an stinkenden Raffinerien vorbei, wo zu allem Überfluss auch gerade noch ein stark qualmender Brand ausgebrochen ist. Die Löschhubschrauber mit den lustigen Wassersäckchen darunter bringen zum Gestank noch den Lärm. Früher hab ich solche Düfte öfter im nördlichen Ruhrgebiet wahrgenommen, Gelsenkirchen-Scholven etwa, oder zwischen Rüsselsheim und Frankfurt-Flughafen, oder bei den petrochemischen Lagerstätten bei Ingolstadt. Wie war España? Hier stinkend.


Im Hintergrund der Felsen von Gibraltar

Gibraltar, das ist ja zu bekannt, ist eine Welt für sich. Eine sehr englische. Very british indeed. Man muss sogar beim Überschreiten der Grenze den Ausweis vorweisen, denn Großbritannien, so klärt mich die englische Grenzbeamtin auf, gehört nicht zum Schengen-Raum. Gleich nach der Grenze überschreitet man noch die Rollbahn des Flugplatzes. Wenn ein Flugzeug landet, wird der Übergang kurzzeitig gesperrt. Die Preise sind alle in britischen Pfund ausgezeichnet, aber Euro akzeptiert man natürlich auch.

Sehr hügelig geht´s zu auf dieser kleinen Halbinsel. Mittendrin liegt dann die kuschelige plüschige Fußgängerzone mit Pubs noch und nöcher. Mein Radlkamerad Herbert muss am nächsten Vormittag unbedingt auch noch die Affen besuchen: "Ohne die Affen gesehen zu haben, die einzigen wildlebenden in Europa, fahr ich nicht hier weg." Da ist er hart. Das einzige Mal aber auch während der ganzen gemeinsamen Reise. Konnt´ ich gut mit umgehen.

Dann fahren wir den ganzen Tag Autobahn. Schon wieder! Von Gibraltar bis hinter Estepona. Da hatten wir am Vorabend per Internet das Hotel "Paraiso" gebucht. Das ist wieder mal so ein Zufallsglücksgriff. Zwar liegt es etwas abseits, in einer ausladenden urbanización, die sich um einen riesigen Golfplatz gruppiert, auch etwas höher gelegen, so hoch, dass wir zum Abschluss dieses Tages richtig kräftig schieben (!) müssen, aber es ist sooo schön, sooo gepflegt, sooo billig!! Vier Sterne für 39 Euro. Imponierend groß und mehrgeschossig und so gut wie keine Gäste. Vom geräumigen Balkon herrlicher Blick über Pool, Rasen, Sonnenschirme bis hin zum fernen Meer. Am Abend hocken wir beiden alten Männer mal wieder recht einsam zusammen, umgeben von mediterranen Düften, einschmeichelnder live-Barmusik beim romantischen Dinner-Buffet. Wenn man hier mit der Liebsten weilte... Schade, mir gegenüber sitzt "nur" Herbert. (Entschuldigung, Herbert!)

Ich rede in diesem Bericht immer von "Autobahn"... Wenn man ganz pingelig genau ist, handelt es sich oft nicht um die eigentliche Autobahn, die auf den Landkarten in einer anderen Farbe eingezeichnet ist und die in der Regel auch Mautgebühren kostet. Auf diesen "echten" Autobahnen ist meist das Radfahren verboten. Die Straßen, die wir so oft gezwungen waren zu fahren und die ich als "Autobahn" bezeichnet habe, sind streng genommen "nur" Schnellstraßen, aber vierspurig ausgebaut, mit Leitplanken versehen, mit Mittelstreifen und mit langen Ein- und Ausfahrten. Die Autos haben allesamt ein sehr hohes Tempo. Eben wie auf der Autobahn...

Neuer Tag, neue "Autobahn". Lebensmüde aller Länder: Kommt nach Spanien, kommt mit dem Rad, hier kann euch geholfen werden! Die Straßen direkt am Meer entlang, an der Costa del Sol sind für euer Vorhaben bestens ausgestattet!

Als reine Nervenbündel erreichen wir, trotz allem noch lebendig, nach 59 km den Badeort Fuengirola. Hotel reiht sich an Hotel, Bar an Bar. Unser Urlauberhotel "Beatriz" (wieder am Vorabend per Internet gebucht) liegt am Ortseingang und mit dem Radl sind wir ruckzuck mittenmang. Über den Bettenburgen dräut der Stier.


Fuengirola. Der Stier sieht alles


Durchfahrt Promi-Badeort Marbella

Am Tag vor unserem Rückflug nach München übernachten wir in der Nähe des Flughafens im Hotel Holiday Inn. Wir sind gespannt wie ein Regenschirm, ob unsere Kartons unter der Brückenrampe - versteckt im spitzen Winkel dort - Sturm, Regen und Saubermacher überlebt haben. Wenn nicht, müssten wir noch nach Malaga rein und neue Pappen besorgen. Das wäre einfach zu lästig.

Wir kriechen rein in die Schräge und... da sind sie! Hurra! Sie liegen noch genau so dort, wie wir sie vor drei Wochen platziert haben. Triumphierend, mit einem dummen Grinsen im Gesicht, schleppen wir sie ins 800 m entfernte Holiday Inn, wo wir die Räder flugfertig verpacken und die Schachteln dann mit ins Zimmer nehmen. Jetzt kann nix mehr passieren.
Es reicht.


Hurra! Die Pappe ist noch da!

Der Flieger am nächsten Morgen hebt pünktlich ab und nach Umstieg in Madrid sind wir wenige Stunden später in der Heimat. Wie España war? Viva España!


Der Karton hat die 3 Wochen überlebt. Wir tragen ihn ins Hotel.


Überblick:
Datum Tagesziel km Hm Hotelname Ü-Preis
(teilw. mit Frühst.)
24.04. Coin 36 544 Hostal (?) 27
25.04. El Burgo 38 894 Sierra de las Nieves 25
26.04. Ronda 29 644 Royal 33
27.04. Ronda 20 230 Royal 33
28.04. Montellano 79 867 Hostal 25
29.04. Sevilla 85 476 Adriano 70
30.04. Sevilla 0 0 Adriano 70
01.05. Jerez 104 514 Itaca 40
02.05. Jerez 0 0 Itaca 40
03.05. Puerto ... 23 140 Puerto de Sta. Maria 60
04.05. Barbate 69 430 Playa del Carmen 35
05.05. Tarifa 51 548 El Asturiano 50
06.05. Algeciras 38 468 Reina Cristina 47
07.05. Tanger 0 0 Rembrandt 40
08.05. Tanger 0 0 Rembrandt 40
09.05. La Linea 40 207 Azur 49
10.05. Estepona 70 620 Paraiso 39
11.05. Fuengirola 59 288 Beatriz 66
12.05. Fuengirola 0 0 Beatriz 66
13.05. Torremolin 45 191 Isabel 45
14.05. Malaga 17 27 Holiday Inn 52

insgesamt:
21 Tage = 21 Übernachtungen
15 Radltage, 4 Ruhetage, 2 Tage für Hin- u. Rückflug
803 km (entspr. 54 km pro Radltag)
7.088 Höhenmeter (entspr. 473 Hm pro Radltag)
Übernachtungskosten: 952 € (entspr. 45 € pro Übernachtung / teilweise inkl. Frühstück)
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#850868 - 08/02/12 02:33 PM Re: Wie war España? Zwischen Stier und Autobahn [Re: Tom72]
Tommy.Steinmetz
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Super Reisebericht, sehr interessant!! Ich habe auch für eine Zeit in Granada gelebt und kenne Andalusien daher bestens. Die Landschaft dort ist so vielfältig, dass kann man sich kaum vorstellen. Und das mit dem Rad zu erkunden, ist eine super Idee!
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#862507 - 09/12/12 07:01 AM Re: Wie war España? Zwischen Stier und Autobahn [Re: radius]
hummeline
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Die Idee mit dem Karton-Verstecken war super. Hab ich auch gemacht.
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#867775 - 10/01/12 06:41 PM Re: Wie war España? Zwischen Stier und Autobahn [Re: radius]
Dietmar
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Glückwunsch zum gelungenen Kartonversteckspiel schmunzel und zum gelungenen Reisebericht. Sprachlich sehr originell und gut geschrieben, wie schon der Bericht zur Reise in den Wilden Osten. Im Ganzen liest sich's besser, habe deshalb gewartet, bis der Reiseschriftsteller alles zusammengeklöppelt hat. schmunzel

Beste Grüße von Dietmar
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#909184 - 02/12/13 09:52 PM Re: Wie war España? Zwischen Stier und Autobahn [Re: radius]
herbai
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Ich bin Wilfrieds Mitradler und [url=http://reise-oldie.de/andalusien2012/pages/andal12-1.htm][/url] hier findet Ihr meine Reisebeschreibung.

Gruß Herbert
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#909186 - 02/12/13 10:01 PM Re: Wie war España? Zwischen Stier und Autobahn [Re: radius]
herbai
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Ich bin Wilfrieds Mitradler und hier findet Ihr meine Reisebeschreibung.

Sooo klappt jetzt der Link

Gruß Herbert
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