Hallo Wolfrad,
ich habe an mir selbst die Erfahrung gemacht, dass - je nachdem in welcher Rolle (Autofahrer oder Radfahrer) ich mich selbst gerade befinde, ich Mitglieder der jeweils anderen Spezies als potentielle Aggressoren sehe.
Ein Beispiel: auf meinem täglichen Weg zur Arbeit ärgere ich mich maßlos über jene Autofahrer, welche gerade so weit in die Kreuzung einfahren, dass sie am Radweg zum Stillstand kommen und mein Weiterkommen behindern oder zumindest erschweren.
Als Autofahrer ärgere ich mich vor allem über jene Radfahrer, welche nicht weit genug rechts fahren, um gefahrlos überholt werden zu können. Und wenn ich es dann doch geschafft habe, werde ich vor der nächsten Ampel wieder rechts überholt und das Spiel beginnt von neuem. Fairerweise muss ich aber zugeben, dass ich dieses Verhalten aus der Perspektive des Radfahrers etwas anders sehe.
Ich gebe also zu, dass ich durch mein Verhalten im Straßenverkehr als Radfahrer von Autofahrern durchaus als Aggressor angesehen werden könnte, ohne dass ich selbst subjektiv das Gefühl habe, ein solcher zu sein.
Echte Aggression setzt meines Erachtens böse Absicht voraus. Und genau dieses böse Absicht kann in den meisten Fällen keinem Verkehrsteilnehmer wirklich unterstellt werden, auch wenn er Anlass zum Ärgern gibt.