Hallo,
wie schon in den letzten Jahren: zu Ostern ruft Italien und wir steigen auf die Räder. Dieses Mal nur zu zweit und ohne Kinder. Hier ein kurzer Bericht und ein paar Bilder von unserer diesjährigen Ostertour: von Sillian / Osttirol nach Ravenna / Emiglia Romagna.
Vorweg grob die
Routenführung:
- Erster Tag: von Sillian auf dem Drauradweg nach Toblach und großteils auf der Trasse der alten Dolomitenbahn über Cortina d’Ampezzo nach Pieve di Cadore und am Piave entlang weiter nach Belluno.
- Zweiter Tag: von Belluno am Piave entlang bis Valdobbiadene und weiter nach Treviso
- Dritter Tag: von Treviso nach Süden und in einem Bogen an Venedig vorbei nach Chioggia.
- Vierter Tag: Von Chioggia im wilden Zickzack nach Süden, die Flüsse Brenta, Etsch und mehrere Nebenarme des Po überquerend bis Goro.
- Fünfter Tag: von Goro entlang der Valli Bertuzzi nach Comacchio und entlang der Valli di Comacchio nach Ravenna.
- Sechster Tag: Rückreise mit dem Zug von Ravenna über Bologna und Franzensfeste nach Innichen und mit dem Rad zurück nach Sillian.
Samstag, 16.04.2011: Die Tour beginnt mit etwa 15 km Drauradweg, bis wir in Toblach nach Süden ins Höhlensteintal abbiegen und ab jetzt den Lungo Via delle Dolomiti benutzen, der großteils auf der Trasse der alten Dolomiteneisenbahn (stillgelegt 1962 und 1964) verläuft.
Drauradweg bei Vierschach:
Am Toblacher See:
Zu heiß ist es heute noch nicht:
Die Drei Zinnen zeigen sich heute wolkenverhüllt:
Bis Schluderbach geht das ganz gut; die Oberfäche ist großteils gut geschottert, nur an manchen Stellen ist der Belag grob und lädt mehr zum Schieben denn zum Fahren ein. Ab Schluderbach liegt immer wieder harter und vereister Schnee auf dem Radweg; gelegentlich müssen wir absteigen und schieben wir.
Die Bahntrasse wird im Winter als Loipe für den Schilanglauf benutzt; entsprechend verfestigt ist der Schnee und entsprechend hartnäckig hält er sich in den kalten Schattenlagen.
Manchmal zeigt sich die Bahntrasse von ihrer ruppigen Seite
Und etwas später von ihrer eisigen:
Auf der Passhöhe entschließen wir uns wegen der (Schnee-) Verhältnisse auf dem Radweg zur Abfahrt auf der Staatsstraße und wir rauschen hinunter nach Cortina d’Ampezzo und unseren ersten Espresso dieser Tour.
Ab Cortina ist der Radweg durchwegs in perfektem Zustand, meist asphaltiert und verläuft wunderbar angelegt hinunter bis Calalzo. Kurz voher, in Pieve di Cadore, müssen wir auf die Staatsstraße und rauschen in mehreren Kehren hinunter nach Perarolo ans Flussbett des Piave.
Für die Abfahrt nach Cortina wechseln wir vom vereisten Radweg auf die schnelle Staatsstraße
Cortina d’Ampezzo:
Radweg unterhalb von San Vito di Cadore:
Alte Eisenbahntunnel (mit Beleuchtung)
Rasante Abfahrt nach Perarolo di Cadore
Hier beginnen die langen Kilometer gegen den Wind, der hier immer von Süden kommt. Die alte SS 51 ist kaum befahren, alle paar Minuten sehen wir einmal ein Fahrzeug mit Motor. Kurz vor Longarone wechseln wir die Flussseite und kurz vor Ponte nelle Alpi wieder zurück auf die Westseite und haben noch ein paar, teilweise staubige Kilometer bis Belluno.
Lange Kilometer gegen den Wind bis Belluno:
Sonntag, 17.04.2011Wir verlassen Belluno, halten uns südlich des Piave und erleben wechselnden Verkehr: teilweise sind wir auf die Hauptstraße (mit breitem Seitenstreifen) angewiesen, dann gibt es wieder für mehrere Kilometer eine verkehrsärmere Alternative.
Belluno:
Wo das Tal enger und die Straße kurviger wird, zeigen Biker im Rudel gerne, wie laut es werden kann, wenn die PS-Zahl der Gefährte höher ist als der IQ der Fahrer. Das ergibt beeindruckende Dezibel-Werte.
An der Talenge bei Vas gibt es eine sehr schöne und ruhige Tunnelumfahrung:
Danach weitet sich die Landschaft und wechselt von Grünland zu Wein- und Obstbau. Der Anstieg nach Valdobbiadene muss natürlich mit einem Glas (Überraschung!!) Prosecco begossen werden.
Danach kommen schöne Kilometer auf Nebenstraßen durch landwirtschaftlich intensiv genutzte Gegenden bis Treviso.
Treviso, Palazzo dei Trecento:
Montag, 18.04.2011: Wir verlassen Treviso Richtung Süden in einen strahlenden Morgen in die schönen Ebenen des Véneto.
Bei Mira kreuzen wir unsere Radroute von Ostern 2007 (Verona – Vicenza – Padua – Venedig) und fahren in gut zehn Kilometer Entfernung an Venedig vorbei.
Mira:
Die letzten 25 km des Tages treten wir hart gegen den Wind, bis wir die Umrisse von Chioggia sehen können.
Die Einfahrt in die Stadt und die Durchfahrt bis an den Fährhafen hinterlassen wunderbare Eindrücke.
Blick auf Chioggia Sottomarina im Abendlicht:
Dienstag, 19.04.2011 Von Chioggia fahren wir Richtung Süden, überqueren die Brenta und folgen ihr für einige Kilometer. Wenige Kilometer weiter südlich kommen wir an die Etsch, der wir ebenfalls einige Kilometer folgen, bevor wir die Lagunenlandschaft der Riserva Naturale Bosco Nordio durchqueren.
Etsch, wenige Kilometer vor der Mündung:
Valle Canelle:
Die Fähre in Porto Levante hat entscheiden, heute keine Fähre zu sein und schickt uns in einen Umweg von gut 20 Kilometern, bis wir dann Porto Levante erreichen und weiter durch die schönen Lagunenlandschaften des Po-Delta radeln. Heute haben wir fünf Schlangensichtungen, drei Mal tot (die Schlangen) und zwei Mal lebend; es sind Karbonarschlangen, also grüngelbe Zornnattern in der hier offenbar sehr häufigen schwarzen Farbvariante.
an der Marina von Porto Levante:
Südlich von Porto Tolle kommen wir erstmals unmittelbar ans offene Meer; auch wenn es nur eine Bucht, die Sacca degli Scardovari, ist. Dort werden offenbar in größerem Umfang Muscheln gezüchtet.
An der Sacca degli Scardovari - nicht nur Meer und Muscheln
Einige Kilometer später überqueren den Po di Goro und wechseln damit von der Region Veneto in die Emilia Romagna. Wir übernachten im kleinen Ort Goro in einem Ristorante con allogio. Der ganze Tag war ein wildes ZickZack um von Brücke zu Brücke zu kommen um die vielen Flüsse und Nebenarme des Po überqueren zu können.
Interessante Pontonbrücken:
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Mittwoch, 20.04.2011 Unser letzter Reisetag beginnt mit Patschenflicken und wieder einmal mit viel Rückenwind von vorne. Wir halten uns östlich des Valle Bertuzzi, kommen durch die schöne Stadt Comacchio und fahren westlich an den Valli di Comacchio entlang.
Comacchio:
Valli di Comacchio:
Zu unserer Überraschung am Südufer der Valli: eine Fähre, die fährt.
Die Provinzgrenze ist erreicht; von hier sind es nur mehr 15 km bis Ravenna:
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Ravenna, Piazza del Popolo – unser Ziel ist erreicht:
Es ist erst halb drei und wir haben noch einen langen Nachmittag und einen schönen Abend vor uns.
Frühlingsfarben der Emilia Romagna:
Am
Gründonnerstag machen wir uns wieder auf die Rückreise: mit dem Zug mit Umsteigen in Bologna und Franzensfeste nach Innichen, wo wir noch einmal für ein paar Kilometer auf die Räder nach Sillian steigen.
Fazit: eine sehr schöne Tour von gut 500 km bei traumhaftem, frühsommerlichem Wetter. Die Tagesetappen waren zwischen 80 und 128 km lang, was auch bei ungünstigen Windverhältnissen noch gut und problemlos zu fahren war.
Die Übernachtungen hatten wir fast alle vorgebucht; nur für Goro habe ich untertags einmal angerufen und nach einem freien Zimmer gefragt.
Highlights der Reise waren wieder die Bergwelt der Dolomiten mit vielen Kilometern des Dolomitenradweges, die herrliche rauschende Abfahrt von Pieve nach Perarolo di Cadore, manche Kilometer auf ruhigen Nebenstraßen im Véneto, viele freie Blicke auf die schönen Lagunenlandschaften, die abgeschiedene Sacca degli Scardovari, die schönen Innenstädte von Belluno, Treviso, Chioggia und Ravenna und nicht zu vergessen, viele freundliche Begegnungen mit Menschen in Bars und an der Straße.
Hans