Zur Übersicht der gefahrenen Route zunächst eine
Karte.
Wir hatten eine anstrengende und aufregende, sehr schöne Tour- viele tolle Erlebnisse, aber auch reich an Pleiten , Pech und Pannen.
Es war nun bereits unsere 3. Lapplandtour in 4 Jahren- eigenartigerweise immer bei Fussballgrossereignissen (WM 2006, EM 2008 und jetzt WM 2010), obwohl ich, als alter Fussballer, gerne die Spiele verfolge.
Wir wussten, dass sich bereits Millionen Mücken auf uns freuen und unsere letzte Philippinentour detlich billiger war- trotz dort meist guten Hotels, 3 warmen Mahlzeiten und viel kaltem Bier, hier dagegen meist im Zelt, von Signore Barilla bekocht und wenig Bier.
Aber wir lieben Lappland. Ausser das Nordkap!!! Warum muss man dort hin? Ich verstehs nicht und werde es wohl nie verstehen!!!
Wir diskutieren das vielleicht mal an anderer Stelle.
Wir waren noch nie in Russland. Jetzt flogen wir mit der Lufthansa von München nach St. Petersburg. Räder konnten so wie sie waren abgegeben werden. Nicht einmal Luft raus. Dafür nimmt die LH aber auch stolze 70 Euro- pro Rad und Strecke. Sollte man denen mal mitteilen, dass sie wirklich übertreiben.
Innerhalb von 45 min waren wir durch die Passkontrolle hatten Räder und Gepäck und bereits meinen neuen Fahrradständer provisorisch repariert.
Am Flughafen holte uns Nick ab, der für Peters Walking Tours arbeitet, der Stadttouren- wie der Name schon sagt- zu Fuss aber auch per Rad anbietet und nette Radltouren in die Umgebung und Kneipentouren etc. Sehr empfehlenswert!!!
http://www.peterswalk.com/In nur 75 min bewältigten wir mit viel Rückenwind die 20km vom Flughafen zum Hotel.
Man würde es- wie wir jetzt wissen- auch alleine schaffen Die Strasse geht schnurgerade vom Airport bis zum Newsky Prospect, der wichtigsten und repräsentativsten Strasse
von St. Petersburg.
Verkehrsregeln gelten für Radler keine. Einbahnstrassen, rote Ampeln werden auch dann nicht beachtet wenn eine Hundertschaft Polizisten daneben steht. Bei Stau fährt man auf dem Gehweg.
Es war toll mit Nick- der ein akzentfreies amerikanisch spricht- die Stadt zu erkunden und nicht nur die Spots wo eine Menge Busladungen von Touristen die Wege versperren, sondern auch kleinere Sehenswürdigkeiten und auch nette Kneipen und Restaurants, die man sonst nie findet. Er riet uns am nächsten Tag zur täglich angebotene Gruppentour zu kommen. Bei dem Wetter seien wir sicher eine kleine Gruppe. Stimmte, wir waren die einzigen Gäste, und es kostete weniger als die Hälfte der Individualtour. Die Radtour, die in der Nähe des Moskovsky Bahnhofs startet ist sehr empfehlenswert. Gute Räder werden auf Wunsch gestellt.
Schlossplatz vor dem Winterpalast, der grösste der Stadt.
Bühne für ein Musikfest am Nationalfeiertag.
der Winterpalast mit angeschlossener Eremitage
zur Zeit der "Weissen Nächte" sind sehr viele Touristen in der Stadt, die Preise- besonders der Hotels - noch teurer als sonst. Die Preise im Stadtzentrum doppelt so hoch wie in München- in den Randbezirken etwas günstiger.
das U- Bahnfahren, aber auch das ganze Leben ist ohne einige Russischkenntnisse nicht ganz einfach. Zumindest die kyrillischen Buchstaben sollte man kennen. Es wird einem auch nicht häufig spontan geholfen. So nett, aufgeschlossen, grosszügig und hilfsbereit die Leute sind wenn man sie näher kennenlernt...... auf der Strasse, in der U- Bahn und besonders in Geschäften scheint ein strenges Lächel- und Freundlichkeitsverbot zu herrschen. Und es wird strikt befolgt!
der Newsky Prospekt mit dem Singer Haus, Cafe und Bücherei.
Zum Glück kaufen wir bereits hier eine Karte von Murmansk und der Kola Halbinsel.
In Murmansk und Umgebung fanden wir keine mehr und die im Garmin war doch sehr dürftig.
Zugkarten hatten wir bereits per Internet gekauft.
Erwies sich als schwieriger als gedacht.
Schliesslich kauften wir sie problemlos in den USA bei RussianTrains.com
http://www.russiantrains.com/Sehr gute Seite, wo auch viel über Züge und Zugfahren in Russland zu erfahren ist.
Die Tickets waren bei der Firma ca 30 Euro teurer als am Bahnhof- dafür aber sicher!
Auf der Homepage und im Merian Führer wurden wir darauf hingewiesen, dass St. Petersburg fünf Bahnhöfe besitzt und die Züge nach Murmansk vom Moskovsky Bahnhof aus gehen.
Man sollte 30 min vor Abfahrt am Bahnhof sein.
Wir waren gar 40 min vorher dort, fanden aber unseren Zug nicht. Es ist auch nicht leicht jemanden zu finden, der eine andere Sprache als russich spricht- schon gar kein Bahnbediensteter. 20min vor Abfahrt bekamen wir dann doch noch heraus, dass unser Zug vom Ladozhki Bahnhof los fahren würde, ein Bahnhof, der in der Auflistung nicht vorkam und wohl erst 2003 eröffnet wurde. Er war auch nicht in unserem Stadtplan- zu weit ausserhalb. So rasten wir- nur die grobe Richtung wissend durch den Verkehr der grossen Stadt und hofften auf Unpünktlichkeit bei russischen Zügen. Bei der DB hätten wir wohl gute Chancen gehabt, nicht jedoch bei der russischen Bahn. Als wir pünktlich am Bahnhof ankamen fuhr der Zug los- wir winkten hinterher und kauften neue Tickets (100,- Euro p.P.)für den nächsten Tag und liessen uns die entsprechende Seite der Zugordnung kopieren, dass die Mitnahme von Fahrrädern ohne Aufpreis gestattet ist. Dann suchten wir ein Hotel, und ich konnte doch noch Deutschland- Australien schaun (4:0).
Am nächsten Morgen sind wir früh genug am Bahnhof, hätten Probleme mit den Rädern bekommen, weil wir sie nicht in unserem Abteil haben wollten um uns bei der 28 stündigen Bahnfahrt noch rühren zu können. Sie standen dann vor der hinteren Tür des letzten Wagens sehr gut.
Heute kommt von der Firma RussianTrains eine Entschuldigungsmail, und es gibt den gesamten Betrag, den wir zahlten retour. Das nenne ich mal fair!
Wir hatten Glück und unser 4 Personen Abteil nur für uns- wie auch alle anderen Mitreisenden.
Zug, Toiletten, Abteile und Wäsche waren sehr sauber. Der Fahrplan wurde stets auf die Minute eingehalten.
Das Angebot im Zugrestaurant war o.k., und ansonsten konnte man sich an den Bahnhöfen versorgen.
Es war eine sehr angenehme Zugfahrt. Pünktlich erreichten wir Murmansk und wurden noch bevor wir das Gepäck auf dem Rad hatten schon vom Geheimdienst besucht. Zwei wirklich nette und freundliche Beamte untersuchten genau unsere Pässe. Sie wussten schon vorher, dass sich 2 Deutsche im Zug befanden. Wir waren die einzigen Ausländer dort, und auch in Murmansk treffen wir keine. Kaufen zum Glück noch mal gut in einem hypermodernen Supermarkt ein, der auch in München liegen könnte. Die letzte Einkaufsmöglichkeit für 300km, wenn man die Tankstellen in der Peripherie von Murmansk nicht mitzählt. Schön ist die Stadt nicht, ist aber auch erst 100 Jahre alt, und nach dem Krieg war sie von Hitlers Luftwaffe in Schutt und Asche bombardiert. Wir fahren gleich raus.
Supermarkt gefunden
Murmansk ist nach wie vor eine wichtige Hafenstadt, auch für die russische Flotte.
ah Ja! gut das russisch Kauderwelsch dabeizuhaben
endlich! unser erster Zeltplatz direkt am Bach
Ruhe, endlose Weiten, kaum Verkehr. Dazu fahren die Einheimischen hier sehr rücksichtsvoll.
Aus Angst vor zu viel Verkehr fahren wir, wie sich hinterher rausstellt unnötigerweise,
nicht auf der E105, die Murmansk mit Kirkenes direkt verbindet. Wir folgen der P12 die weiter im Innenland verläuft und weiter nach Inari in Finnland führt. Wir biegen allerdings 62km hinter Verkhnetulomskoye vorher rechts ab nach Prirechnyy und erreichen in Höhe von Nikel die E105. Auf dieser Strasse kommt manchmal ein bis 2 Stunden kein Fahrzeug, keine Ortschaft, keine Tankstelle, rein gar nix.
Hier haben wir auch endlich mal relativ gutes und warmes Wetter. Ein paar Tage können wir in kurz fahren und ohne Mütze und Handschuhe.
Beim ehemaligen Minenort Prirechnyy verschwindet plötzlich der Strassenbelag. Es ist dick neuer Sand aufgetragen. An Fahren ist meist nicht zu denken. Wir müssen schieben. Im Ort soll es laut Karte eine Tankstelle geben. Unsere einzige Möglichkeit etwas einzukaufen Gibt es aber nicht. Eine Geisterstadt. Die meisten Häuser verlassen. Nur ein paar alte Leute, Hunde und Alkoholiker halten es hier noch aus.
Wir erfahren, dass die Baustelle 35km lang ist. So weit wollen wir nicht schieben. Man kann sich nicht verständlich machen, kein Fahrzeug anmieten. Überlegen gerade ob wir zurück fahren und dann durch Finnland nach Norwegen, ada hält ein Kleinbus mit einer samischen Theatergruppe aus Norwegen, Finnland und Russland, die hier einen Film drehen. Die ersten und einzigen Ausländer, die wir zwischen St. Petersburg und Norwegen treffen. Schon sind wir Bestandteil des Filmes und bekommen von den interessanten, sympathischen Leuten sogar einen Lift bis zum Ende der Baustelle.
schöner Zeltplatz am See.
Am nächsten Tag möchte ich um 16:00 das Spiel der Deutschen gegen Serbien sehen. Noch 80km bis Kirkenes. Viele Leute haben uns erzählt, es sei nicht möglich die Grenze mit dem Fahrrad zu überqueren. Andere sagten es ginge doch.
Die Umweltkatastrophe Nikel lassen wir rechts liegen.
Bald beginnen die Grenzanlagen. Sie erinnern an die frühere innerdeutsche Grenze. Elektrozaun, Stacheldraht, geharkte Sandstreifen, Grenzsoldaten mit Schäferhunden. Von Wachtürmen werden wir beobachtet. Da wir noch immer nicht wissen, ob wir über die Grenze kommen verschwindet die Kamera tief im Gepäck. Alle Soldaten an den Kontrollposten sind korrekt aber sehr freundlich. Man ruft uns noch ein "Wiedersehen" hinterher. Kein Problem mit dem Grenzübertritt!
Grenze von der norwegischen Seite.
geschafft Kirkenes!
Finde 2 min bevor Klose vom Platz fliegt einen Fernseher. Deutschland verliert trotzdem!
Mehr Fotos:http://picasaweb.google.com/uweellger/StPetersburgMurmanskKirkenesLappland62010Teil1#
Die Fortsetzung Kirkenes- Tromsoe folgt mit weiteren Pleiten, Pech und Pannen, schlechtem Wetter und vielen Mücken. Trotzdem war es wunderschön!
Uwe