Hallo zusammen,
Auf der Webseite von Peter White Cycles findet sich ein schöner
Artikel zur systematischen Anpassung eines Rades an seinen Besitzer, den ich für ziemlich interessant halte. Die Besonderheit liegt meines Erachtens darin das die Methode ohne Erfassung der Körpermaße durchgeführt wird, auch sonst übliche Verfahren wie z.B. das Fällen
des Lotes vom Knie zur Pedale, der Vergleich der Länge der Unterarme mit der Distanz von Lenker und Sattel u.ä werden nicht angewandt. Auf diese Weise können auch Räder bzw. Rahmen mit anscheinend zu kleiner oder zu grosser Geometrie auf einfache Weise recht genau auf die körperliche Verfassung (Fittness, Körpergewicht etc.), die Maße und Bedürfnisse des Fahrers angepasst werden.
Ich versucht mal die Konzepte und Methoden aus dem Artikel (soweit ich sie richtig verstanden habe) mit meinen Worten wiederzugeben.
Für ein gutes Verhalten und entspanntes Fahren sollte zwei grundlegende Dinge möglichst gut miteinander in Einklang gebracht werden
- Die Gewichtsverteilung von Fahrer und Gepäck vor und hinter dem Sattel.
- Die Haltung des Fahrers auf dem Rad (Sattel, Lenker, Pedale)
Eine systematische Mothode um dies zu erreichen könnte so aussehen.
Einstellung der Gewichtsverteilung von Fahrer und Gepäck vor und hinter dem Sattel.Die Gewichtsverteilung ist in erster Näherung "gut" wenn das Rad keiner weiteren Lenkung bedarf und allein mit einer Gewichtsverlagerung im Becken gesteuert werden kann.
Neben der horizontalen Sattelposition, über welche wesentlich die obige Balance eingestellt wird spielt die Gepäckverteilung auf dem Rad eine weitere wesentliche Rolle.
Je nach Verteilung des Gepäcks auf dem Rad kann es sinnvoll sein die Sattelposition abweichend z.B. von der sonst gewohnten Position im Stadtbetrieb weiter nach vorne oder nach hinten zu verschieben.
Einstellung der Position des Fahrers auf dem RadDie Position der Kontaktpunkte mit dem Rad bestimmen den Komfort, den effizienten Einsatz der Muskelkraft und die Aerodynamik (bzw. das Sichtfeld) des Fahrens. Die Wahl dieser Kontaktpunkte ist nicht nur von der Geometrie, sondern auch stark vom Typus des Fahrers, dessen Verteilung des Körpergewichts entlang des Körpers und natürlich von seiner Fittness (insbesondere Rücken- und Nackenmuskulatur) und sonstiger persönlicher vorlieben abhängig. Die "optimale" Einstellung kann sich somit mit der Zeit deutlich verändern.
mögliche Vorgehensweise:
- Die Sattelhöhe so einstellen, daß die Beine beim Pedalieren nicht vollständig gestreckt werden können (insbesondere am Berg nicht). Die Lenkerhöhe erstmal auf gleiche Höhe wie den Sattel einstellen.
- Den Sattel erstmal horizontal einstellen, eventuell die Nase (je nach persönlichem Befinden)ein bischen höher, da die eff. Sattelhöhe bei Position weiter hinten auf dem Sattel ansteigt.
- Den Sattel erstmal mittig montieren und dann die Balance wie oben dargestellt einstellen. Tipp für einigermassen fitte Reiseradler: Den Sattel dann unter Beibehaltung einer noch guten Schwerpunktverteilung und Balance auf dem Rad soweit nach hinten wie möglich schieben. Anfänger und Ungeübte verändern erstmal nichts.
- Zur Einstellung der Lenkerposition sollte im ersten Schritt der Lenker so montiert werden, dass man die Hände während des Fahrens ohne Anstrenung vom Lenker anheben kann ohne den Oberkörper zu bewegen. (d.h vorgebeugt mit leicht vom Lenker angehoben Armen fahren und versuchen so auf dem Rad zu balancieren und zu lenken)
- Mit steigender Fittness und besserer Rückenmuskulatur kann der Sattel nach Bedarf weiter nach hinten und der Lenker zur Aufrechterhaltung der Balance gleichzeitig weiter nach vorne verlagert werden.
- Möchte man nun einen möglichst effizienten und kraftvollen Einsatz der Muskulatur erreichen (sportliche Betonung) besteht die Möglichkeit Lenker und Sattel gemeinsam weiter nach vorne zu verlagern. Der dadurch steilere Sitzrohrwinkel ermöglichst einen effizienteren Einsatz des Gesäßmuskels (des größten Muskels im Körper) und entlastet die Oberschenkelmuskulatur. Der "Nachteil" besteht darin daß mehr Gewicht auf den Armen lastet und auch die Rückenmuskulatur stärker belastet wird. Ein Vorteil besteht darin, daß man bessere Lenkkontrolle bei Abfahrten erhält (wichtig z.B. bei Rahmen mit Flatterneigung)
- Senkt man den Lenker weiter ab, verstärken sich diese Eigenschaften im postivem (Effizienz) wie auch negativem Sinne (Komfort) weiter.
- Empfehlung der Lenkereinstellung für Langstreckenradler: die längste Reichweite und die tiefste Position in der man sich betont komfortabel fühlt. Man sollte einen Rahmen so kaufen, daß man den Lenker später noch ein wenig absenken kann.
- Nach der ganzen Einstellarie den Sattel nochmal in der Höhe kontrollieren.
Mit Bitte um Kritik und oder Ergänzung
Gruß,
Markus