Liebe Leute!
Es ist Weihnachten. Und als Forums-Neuling
gebe ich meinen Einstand mit einer wahren Weihnachtsgeschichte
(und gleichzeitig der Vorstellung meines Rades und einwenig aus meiner Biographie).
Sozusagen ein schriftliches Dankeschön für die vielen hilfreichen Tipps, die ich hier gelesen habe.
An Weihnachten will sich Robert seinen zweiten Rad-Traum in diesem Jahr erfüllen. Es handelt sich dabei
um eine Reise in die Vergangenheit. Ein Gefährt aus Stahl, das er schon einmal besessen hatte, mit dem er
Erinnerungen verbindet an 2 Städte, Fahrten und vor allem eine Frau. Zu diesem zweiten Rad-Traum später mehr.
Einen ersten Traum hatte er sich vor einigen Monaten erfüllt: Ein bei ebay ersteigertes Centurion-Lhasa-Kathmandu Reiserad.
Ein Schnäppchen für 260€. Sehr gut ausgestattet. Der Kauf hat eine Vorgeschichte: Robert hatte als Kind viel Fahrrad gefahren,
die Freunde wohnten auf den Nachbardörfer. Als 16-Jähriger stieg er aufs Leichtkraftrad, trank viel Bier, nahm in 3 Jahren 15kg zu.
Als Student fuhr er wieder Rad, sein Körper wurde wieder fest. Als er 20 war, sprach ihn ein Bekannter an: "Wir fahren zu dritt nach...
Norwegen und wollten dort 14 Tage mit dem Fahrrad umherfahren. Kommst Du mit?" - Robert kam mit, die Reise war aber eine Katastrophe:
Sein klappriges Rad machte technische Probleme, im August regnete es bei der Stadt Bergen ununterbrochen wie aus Kübeln, es war die regenreichste Zeit
des Jahres, am regenreichsten Ort Europas. Es ging ständig steil bergauf oder bergab. Und die anderen Drei waren Freunde, er war als vierter Radler sozusagen
das fünfte Rad am Wagen, Robert fror und wurde ständig nass, weil seine Kleidung schlecht war. Dann machten sich die Drei an einer langen Steigung - wie immer
goss es - den "Spaß", ihm davonzufahren. Später warteten sie auf ihn feixend am Straßenrand. Robert fuhr mit Wut im Bauch und Tränen in den Augen an ihnen vorbei.
Er schwor sich: Nie wieder Camping-Urlaub mit dem Rad. Nie wieder! Nie! Doch das sollte sich ändern, wie wir später erfahren werden. Er fuhr selbstverständlich weiter Rad:
Zur Uni, zur Arbeit, zum Baggersee. Immer kurze Strecken. Mit einem Rennrad, dass er sich in 1991 in Berlin gekauft hatte: Marin Limited Edition. Leuchtend grüner Lack
auf schwarz abgesetzt, Shimano 105-Ausstattung, stabiler Stahlrahmen. Damit fuhr Robert auch mal über Feld- und holprige Radwege. Der Rahmen und die Gabel
nahmen alles klaglos hin, die Felgen waren irgendwann hin, die Shimano-Gruppe samt Tretlager auch. - Dann zog Robert an den Rand des Schwarzwaldes.
Zur Arbeitsstelle waren es acht Kilometer, Autofahren lohnte nicht. Er kaufte sich ein gebrauchtes Centurion-Lhasa-Expedition. Die Entscheidung war
eher zufällig, von Räder hatte er keine Ahnung. Nach 6 Jahren und rund 10000km waren Kette, Shim.-Deore-Schaltung, Reifen und Tretlager fertig.
Eigentlich wollte Robert die Teile ersetzen lassen, doch ein Händler hatte im Januar 2009 gerade ein Hercules Trekkingrad aus der Vorführung:
Deore-Gruppe, Gepäckträger, die Größe passte wie angegossen, im Internet fand sich ein guter Testbericht und das Rad wiegt keine 13 Kilo.
Es fuhr sich sehr schnell, fast wie ein Rennrad. Statt 650 nur 450€, und der Händler sagte: "Wir haben 12-Volt-Licht montiert!" 12 od. 6 Volt -
Robert wars egal - was sollte der Unterschied sein? Wenig später sah er ihn und war begeistert. Außerdem kostet die Lichtanlage ca. 300€.
Wenig später stellte er fest, dass er lieber etwas aufrechter sitzen wollte, der Vorbau sich aber nicht, wie es früher bei Rädern möglich war,
verstellen ließ. Der Händler baute ihm gratis einen anderen Vorbau ein, Lenker und damit seine Handgelenke, lagen um 3 Zentimeter höher.
Es ist sinnvoll, beim Fachhändler zu kaufen - zumindest bei diesem.
- Zurück zur Weihnachtsgeschichte. Robert entschied im Frühjahr:
Ich versteigere das Centurion und Marin, mein Hercules ersetzt beide. Fürs Marin gabs 60€, fürs Centurion-Wrack 175€. Das wunderte ihn,
wieso wollen Leute für so ein kaputtes u. 20 Jahre altes Rad so viel bezahlen? Es war sogar noch aus Stahl! Erstaunlich, denn heutzutage
hat doch das viel leichtere u. damit bessere Aluminium den Stahl ersetzt. Außerdem hat es nicht mal eine Federgabel, geschweige hinten
eine Federung! Das haben doch heute alle Räder, bis auf die ganz Billigen. Robert hatte, wie man merkt, keine Ahnung. Bei beiden Rädern
bereute er den Verkauf: Das Centurion hatte er lieb gewonnen, und das Marin war vom 21. - 41. Lebensjahr sein treuester Begleiter. Es war
bei Ausfahrten mit seiner Freundin dabei, es ist drei mal mit ihm umgezogen, es hatte eine einmalige Optik, und es gab nie eine Panne.
Dann kam der Sommer. Ein Freund organisierte eine eintägige Radtour ab einer Flussquelle. 90km. Robert erinnerte sich an Norwegen,
dachte aber: "Ein Tag wird schon nicht so schlimm sein, auch wenn es regnen sollte." Er fuhr mit dem Hercules, hatte Bedenken,
ob seine Fitness langt. Doch siehe da, zusammen mit dem Organisator war er der Sportlichste. Und zu seiner Überraschung
am nächsten Tag kein Muskelkater, es hat sehr viel Spaß gemacht, er hätte am nächsten gleich weiterfahren können.
Der Organisator fuhr wenige Wochen später mit einem Bekannten von der Rheinquelle bis zum Bodensee,
Robert war dazu auch eingeladen, konnte nicht mitfahren, er hatte zu der Zeit berufliche Verpflichtungen.
Die beiden schwärmten wochenlang von der Fahrt, Robert träumte davon. Und dann informierte er sich:
Studierte Homepages mit Beschreibungen von Langstreckenfahrten, gar Weltumrundungen. Träumte,
las über Alu- u. Stahlrahmen, staunte, weil vor 20 Jahren Alu teuer war und als edel galt, Stahl billig,
und dies heute umgekehrt war. Entdeckte eine moderne Nabenschaltung mit dem Namen Rohloff...
Ein neues, stabiles Reiserad mit Stahlrahmen und guter Ausstattung sollte her - würde aber mind.
um die 1500 Euro kosten. Viel Geld. Was ihn wunderte, das Centurion 2009 keine 26"-Reiseräder
im Angebot hatte. Die hatten, dachte er immer, doch damit angefangen: Auf der Homepage las er
unter "Spirit" die Unternehmensgeschichte. Da stand, dass Wolfgang Renner einer der Ersten war,
die Tibet mit dem Fahrrad erkundeten. Sein Bike, ein voll reisetaugliches Centurion-Mountainbike,
das anschließend unter dem Namen *Lhasa-Kathmandu* auf den Markt kam. - Dann entdeckte er
im Okt. ein ähnliches Modell. Im Gegensatz zu seinem Wrack fast neu, auch die Verschleissteile.
Für 260€ wurde es seins. Sogar mit Ortlieb-Lenkertasche, Blackburn-Gepäckträger hinten,
und Tubus-Träger vorn. Er entdeckte, dass hinten auf den Bremsen *Pedersen* stand
und sie selten und etwas Besonderes sind (aber nicht besonders gut bremsen).
Das Lhasa-Kathmandu hatte - im Gegensatz zu seinem Lhasa-Expedition -
sogar angelötete Nippel auf der Hinterradstrebe, in denen zwei
Ersatzspeichen stecken. Robert freute sich noch mehr.
Die Geschichte geht noch weiter: Robert las Einiges
über Rennräder...und plötzlich war sein Marin da,
diese Auktion endet am 1. Weihnachtsfeiertag.
Wird er seinen zweiten Traum bekommen?