Hier nun die Fortsetzung:
Tag 7 Rakita – Breznik Batanovci- Radomir-Bobovdo- Sapareva Banja 110 km Es wird deutlich bergiger und die Berge bewaldeter. In stetigem Auf und Ab umfahren wir auf kleinen Straßen die Hauptstadt Sofia.In den kleinen Orten, die wir passieren, säumen überall Straßen-Cafés die Straße. Trotz baufälliger Fabrikanlagen, sozialistischer Architektur und erstaunlicher Waldvielfalt macht alles einen mediteranen Eindruck.
Sapareva Banja ist ein Ferienort, der aber über kein erkennbares Zentrum verfügt und in dem sich die Feriengäste offensichtlich, bis auf einige Sofioter Wochendtouristen, in überschaubaren Grenzen halten. In einem Café wird uns das Flußufer als Zelplatz empfohlen. Während wir auf die von Häusern gesäumte Piste dorthin holpern, werden wir von einem Anwohner auf eine Wassermelone eingeladen und erhalten unter Beigabe einer Flasche Bier, die Information, dass die für unsere morgige Fahrt geplante Route über das Rila-Gebirge nur bis zum Pass geteert sei. Fahrräder kämen aber “problemlos”durch. Na ja, wir werden es probieren. Weil der Boden am Flußufer sehr steinig ist, fragen wir eine versammelte Männerunde in einem Kleingarten, wo wir zelten können. Dort werden wir zu Schnaps, Fisch und Salat eingeladen und sind froh, dass wir das Bier beisteuern können. Es folgt eine angeregte Diskussion in vier verschiedenen Sprachen. Letztendlich zelten wir im Garten neben den Bienenstöcken, die Bienen sollen angeblich nicht vor 9 Uhr morgens in Aktion treten. Ich bekomme von unserern Gastgebern noch eine Gurke und 2 gigantische Riesentomaten für´s Frühstück in die Hand gedrückt
Tag 8 Saparevo Banja- Pantschishte – Lovna-Vada-Govedarci-Borovec 52 km Der Tag fängt gut an: eine hyperaktive Biene sieht sich bereits um halb sieben genötigt meinen Ellebogen zu perforieren, der alsbald in nicht unerheblichem Umfang anschwillt. Wir starten fluchtartig Richtung Rila-Gebirge, dessen Überquerung heute ansteht. Mit einem leckeren Börek im Magen radeln wir in angenehmen Serpentinen auf verkehrsarmer Straße bergan. Für Branos 2 fach Übersetzung ist die Steigung allerdings grenzwertig und er kann nicht wie ich locker durchpedalieren, sondern muss die Vollgas-Pause-Technik einsetzen, die ich für unglaublich kraftraubend halte.
Am Pass angekommen gönnen wir uns in einer einladenden Berghütte ein Kaltgetränk und fahren an mehreren Hotels und dem Rila-Infozentrum vorbei, bis die Straße abprubt in einer Baustelle endet. Rechts der Straße sind mehrere Hotelneubauten zu bewundern und unser Kiesbelag wechselt wieder zu Asphalt. Aufatmen ist angesagt, aber nicht lange. Wir überqueren einen im Bau befindlichen Skilift und befinden uns auf steiniger Piste, die sich den Hang hochschraubend immer schlechter wird, bis sie nahtlos in einen Wanderweg übergeht. Wir konsultierern die Karten und befinden, dass wir auf dem korrekten Weg sind (was ich nachblickend bezweifle). Halb fahrend, halb schiebend kommen wir an einer Alm/Berghütte raus. Ein weiterer Verlauf der “Straße” ist nicht erkennbar.
Wir gönnen uns ersteinmal Getränke und frischen, überaus köstlichen Joghurt und fragen nach dem Weg. Der Hüttenwirt gibt uns nach einem ungläubigem Blick einen jungen Mann mit, der uns den Weg zeigen soll. In seinem Schlepptau zerren wir unsere Räder über Stock und Stein, bis wir wieder auf eine geschotterte Forsttraße gelangen, wo uns unser Wegführer verläßt. Leider auch die Straße, sie führt in die falsche Richtung, wie wir einer Wanderkarte am Wegesrand entnehmen können. Bevor wir unsere Räder einer Wanderpfad hochwuchten können, ist abermals eine Speiche bei Brano zu ersetzen, der das Gerüttel nicht behagt hat. Jetzt ist langsam auch Eile angesagt, weil spürbar wird, dass ein Gewitter im Anzug ist. Die Leute, die uns begegnen, halten uns für ziemlich durchgeknallt, zurecht! Das ganze ist doch sehr anstrengend und der Spaßfaktor kommt eindeutig zu kurz, obwohl die Gegend grandios ist. Ab Vada gibt es Asphalt, holperig zwar, aber wir sind trotzdem glücklich. Bevor wir in Borovec einfahren muss allerdings noch ein Pass überwunden werden, der leider relativ steil ist noch einmal Kraft kostet. Deshalb rollen wir relativ wacklig nach Borovec hinunter und ergreifen angesichts schicker Hotelanlagen, zahlloser Skilifts, Vergnügungsschuppen und happy-konfetti Atmosphäre schleunigst die Flucht. Sobald wir am Ortsende im Wald die Zelte aufschlagen, kommt auch schon das Gewitter heran.
Tag 9 Borovec – Dolna Banja – Kostenec-Belovo-Jundola – Velingrad 98 km Heute wechseln wir vom Rila-Gebirge in die Rhodopen. Zunächst einmal gibt es eine 30km lange Abfahrt ins Rosental, das weniger romantisch ist, wie der Name vorspiegelt. In Belovo bewundern wir eine Papierfabrik. Über deren Produkte gibt es keinen Zweifel, überall am Straßenrand kann man das hier so beliebte rosafarbene Toilettenpapier und andere Hygienepapiere kaufen. Und schon holt uns ein Gewitter ein, das wir im Café sitzend abwarten. Warum es gerade in einem Ort in dem Klopapier en masse produziert wird keines auf dem Locus gibt, ist mir übrigens ein Rätsel.
Nach Gewitterende bahnen wir uns den Weg durch tümpelartige Wasserpfützen auf den Straßen zur Straße Richtung Jundola, nass wird man sowieso. Es geht abermals 1000hm nach oben, bei Jundola ist der Pass, der das Rila von den Rhodopen trennt. Die Auffahrt führt in gemäßigter Steigung eine Schlucht hoch und ist trotz der hohen Luftfeuchtigkeit sehr angenehm zu fahren. Wir haben gerade unser Zelt getrocknet, da donnert es mal wieder. Am Pass hat es glückerlicherweise etliche Cafés, in einem davon finden wir Zuflucht vor den folgenden sintflutartigen Regenfällen. Danach folgt eine hübsche Abfahrt nach Velingrad mit sehr schönen Ausblicken. Einige der Bergdörfer haben Moscheen, was darauf hinweist, dass hier Pomaken leben, während der osmanischen Besatzung zum Islam konvertierte Bulgaren.
In Velingrad angekommen, beschließen wir, uns ein Hotel zu gönnen, der Himmel sieht schon wieder bedrohlich schwarz aus und die Temperaturen lassen in Hinblick auf den Breitengrad auch zu wünschen übrig.
Tag 10 Velingrad -Sarnica-Dospat – Teshel - Djavolskoto Garlo(Teufelskehle)105 km Heute trennen sich unsere Wege. Brano fährt wieder ins Rosental hinunter und weiter Richtung Türkei, Micha und ich fahren Richtung Süden, tiefer in die Rhodopen hinein. Nachdem die Hotelbesitzerin versichert hat, dass die kleinen Nebenstraßen zum Dopspat-See geteert seien – aber es ginge den Berg hoch – nehmen wir die Straße in Angriff. Leider sind auf den ersten 14 km Bauarbeiten in Gang und der Belag wechselt zwischen, Schotter, Sand und Lehm, was das ganze doch anstrengend macht. Zum Glück hat das irgendwann ein Ende und wir fahren abermals eine enge Schlucht bergan, in der dichte Nebelwolken hängen. Schon wieder grollt der Himmel und öffnet seine Schleusen, wir fliehen in eine Wandererhütte am Wegesrand und bekommen bald Gesellschaft von einem durchweichten Fußgänger, mit dem wir unseren Zwetschgenvorrat dezimieren. Danach ist es so schwül, dass meine Brillengläser permanent beschlagen sind. 1000hm sind abermals hochzukurbeln, durch eine Landschaft, die so ähnlich auch in den südlichen Alpen zu sehen sein könnte, aber deutlich dünner besiedelt und befahren ist. Außer einem Romalager mit Pferdeplanwagen und Baumarktplanenzelten und einigen ärmlich aussehenden, bäuerlichen Holzhäusern ist keine Ansiedlung zu sehen. Dafür gibt es Wald in Hülle und Fülle.
Am Pass holt uns ein Kleintransporter ein, ein Mann springt heraus und offeriert uns eine Tüte voller Nektarinen, die so reif sind, dass der Saft das Kinn hinuntertropft - die kommen gerade richtig. Bei dem Mann handelt es sich um einen Moutainbikeguide,der in Dospat MTB-Touren leitet.. Er versichert uns, dass es jetzt bis zum See nur flach sei und wünscht eine gute Weiterfahrt. Bis man den See sehen kann,ist es tatsächlich flach. Die Straße um den See herum ist hingegen nichts dergleichen. Es handelt sich schließlich um einen Bergsee und um den zu umrunden geht es permanent auf und ab. Die Qualität des Belags unterbietet so manche Schotterpiste. Man muss sich zwischen autogroßen Schlaglöchern, die wegen des Regens zu kleinen Seen angeschwollen sind, mühsam einen Weg bahnen. Der Dospat-See sieht im Nebel sehr verwunschen aus,die Sicht könnte trotzdem besser sein. Hinter Dospat biegen wir auf die Straße nach Borino ab, die sich sehr reizvoll bergauf und bergab windet, über mangelnde Höhenmeter läßt sich nicht klagen und die Landschaft mit den an die Hügel geschmiegten Orte ist absolut sehenswert. Wenn nur nicht die ständigen Gewitter wären, ich bin, obwohl wir uns immer unterstellen konnten, klatschnass und 9 Grad C finde ich trotz der Höhe auch recht frisch. Immerhin befinden wir uns nicht an der Gerneze zu Norwegen, sondern an der zu Griechenland. Allerdings sind hier nicht von nichts so viele grüne Wälder. Dennoch - ein solches Wetter habe ich im Balkan erwartet, in den Rhodopen nicht. Wir beschließen entgegen des am Morgen geschiedeten Plans, eine Weile in den Rhodopen herumzukurven und dann einen Bus nach Sofia zu nehmen, da die Zeit knapp wird, direkt Richtung Tal und dann in den Balkan und weiter zur Donau zu fahren, in der Hoffnung, dass es da wärmer sein möge.
Wir biegen ab in die Straße zur “Teufelskehle” einer Höhle, die man, wenn es noch früher am Tag wäre, besichtigen könnte und campieren in der dorthin führenden Schlucht neben einem Fluss. Das ist sehr romantisch und ziemlich feucht-kalt.
Tag 11:Teshel-Devin-Mihalkovo-Kricim-Plovdiv-Dink-RazevoKornare-Tschernozemen Padarsko 155 km Am nächsten Morgen sind die Schlucht und sämliche Berge in Nebel gehüllt, der im Laufe des Vormittags aber langsam die Sonne durchläßt. Wir fahren zurück nach Teshel und dann entlang mehrer Schluchten, Stauseen (mit Wasserkraftwerk) nach Mihalkovo. Die Seen sind malerlisch in einem satten Grün zwischen hohen Felswänden eingebettet und verlocken zum Baden, Bootfahren, Angeln. Was auch möglich ist. Mehrere Wege führen hinunter zu den Seen und werden augenscheinlich auch rege genutzt.
Nach Kricim geht es dann überwiegend nur noch bergab und die Temperaturen steigen fühlbar an.
Richtung Plovdiv - immerhin die zweitgrößte Stadt des Landes – schwillt der Verkehr spürbar an. Wir wurschteln uns mehr schlecht als recht durch die Stadt durch, Straßenschilder scheinen schwer geächtet zu sein, ich kann keine entdecken. Wir landen in einem heruntergekommenen Randgebiet und können eine Romahochzeit bestaunen, zu der das halbe Viertel zusammen gelaufen ist und die Musiker begafft. Die Musik ist fetzig wild und die ganze Szene hat etwas von einem Kinofilm.Wir radeln trotzdem weiter und stellen nach viel Herumfragerei fest, dass wir uns auf der falschen Ausfallstraße aus Plovdiv befinden. Statt Richtung Karlovo, fahren wir Richtung Kasanlak. Wir beschließen kleine Querstraßen zu fahren, um auf die richtige Straße zu gelangen. Leider liegen hier Kopfsteinpflaster und Schotter-Sandstraßen hoch im Kurs, was in Verbindung mit einem erneuten Regenschauer die Laune beträchtlich sinken läßt. Nach Karlovo schaffen wir es heute nicht mehr. Wir suchen einen Zeltplatz an der jetzt richtigen Straße und einen Brunnen zum Auffüllen der Wasservorräte, die aber wie verhext, alle ausser Betrieb sind. Also fragen wir im Dorf nach Wasser und werden von einem älteren Herrn direkt zu einem Kaffee eingeladen. Dazu gibt es hausgemachte Sauermilch, Kekse und Zigaretten. Keiner mag glauben, dass wir nicht rauchen, wo hier doch jeder qualmt, was das Zeug hält. Bevor der 5 Jahre alte Rakija aus dem Keller geholt wird, brechen wir mit ausreichend Wasser ausgestattet auf und zelten bei der nächsten Gelegenheit. Vorher bestaunen wir noch den von unserem Gastgeber liebevoll gestalteten Innenhof, der mit Blumen, Malereien, sozialistischen Devotionalien, Schildern und Orden verziert ist und mit Sicherheit viel Arbeit gekostet hat
12. Tag weiter nach Banja, Karlovo,Trojan zum Jazero (See) Sopot 124 km Banja ist ein Kurort der post-sozialistischen Charme mit neu Herausgeputzem kombiniert. Die Frau im Lebensmittelladen schenkt uns eine Tüte frischgebackener Kokosmakronen, die ganz hervorragend schmecken. 15 km hinter Karlovo geht es zum Trojanski Pass (1523m), der uns über den Balkan nach Trojan bringen soll. Uns kommen zwei dick vermummte Reiseradler entgegen, die bergab zu schnell sind, um ein Gespräch anzuzetteln. Ich wundere mich über deren üppige Bekleidung. Es ist zwar eher frisch, aber ein Parka mit zugeschnürter Kapuze scheint mir doch übertrieben. Die Auffahrt würde ich in die Gattung “Genußanstiege” einordnen, mäßig steil geht es in Serpentinen den Berg hoch, mit tollen Aussblicken in jeder Kurve, die allerdings durch den allgegenwärtigen Nebel etwas getrübt werden. Bei der Abfahrt, ich habe nur ein Windjäckchen über Trikot und Armlinge geworfen, verstehe ich die Parkas nur zu gut – es ist rattenkalt. Erst in tieferen Lagen kommt die Sonne raus und wir trocknen das Zelt. Dabei erwischt uns diesmal leider ein Gewitter, ohne dass ein Café weit und breit in Sicht gewesen wäre.
In Trajan kommt aber die Sonne erneut zum Vorschein. Wir sind dort im Tonschalen- und Gartenzwergparadies gelandet. Nahezu jeder Einwohner der Ortes scheint seine Brötchen mit Töpferwaren und Keramikarbeiten zu verdienen, entsprechende Scheusslichkeiten sind am Straßenrand zu bewundern, aber wenn´s gefällt...
Hinter Trajan biegen wir Richtung Sopot – See auf ein hügeliges Sträßchen ab und verschwinden ersteinmal im nächsten Café, weil erneut ein Gewitter im Anmarsch ist. Gezeltet wird dann in der Nähe des Sees, der wie viele Seen dort, zumindest teilweise ein Steilufer hat. Und ohne dieses ewige Hundegebell aus den naheliegenden Dörfern, wäre es bestimmt schön ruhig gewesen...
Das mit den Hunden auf dem Balkan ist ohnehin so eine Sache. Es gibt sie en masse, wild, domestiziert, gross, klein, wuschelig, glatt. Tagsüber liegen sie niedlich aussehend und unschuldig schlummernd am Straßenrand und tanken Kraft für die Nacht, in der sich in ständiger Wiederholung folgendes abspielt: Ein Hund in Dorf A bellt. Die restlichen Hunde von Dorf A stimmen ein. Kaum haben sie aufgehört, fängt Dorf B an, danach bellen Dorf A und B im Wettstreit immer lauter gemeinsam und im Wechsel. Optional kommt noch Dorf C hinzu. Nach einer kurzen Pause geht das ganze von vorne los etc pp. Es fällt mir manchmal richtig schwer Hunde zu mögen, ehrlich.
13.Tag Balgarski,Lukovit,Tscherven Brjag,-Knescha -Orjahovo-Gložene ca 140km Es geht Richtung Donau und hoffentlich in wärmeres und trockeneres Wetter. Unsere Vermutung es ginge nur noch bergab wird widerlegt, wir fahren die ganze Zeit durch Hügelland. Unsere Hoffnung bei Orjahovo ein Bad in der Donau nehmen zu können, wird ebenfalls enttäuscht. Unten im Fährhafen zu schwimmen ist unerfreulich, ansonsten liegt die Donau hinter sonnenbeblumten oder bemaisten, manchmal bewaldeten Hügeln im Tal. Heiß ist es hier allerdings, das obligatorische Abendgewitter ist schnell vorbei. Ein rücksichtsvoller Viehirte lotst abends seine Kuh- und Ziegenherde dezent und mit viel Abstand an unserem Zelt vorbei.
14.Tag Kozloduj – Lom -Vidin ca.135 km Lom ist, wenn man die Plattenbauten und Industrieanlagen passiert hat, eigentlich eine ganz hübsche Stadt, hinter der wir einem Trampelpfad hinunter zur Donau folgen. Dass wir uns da wieder hochwuchten müssen ist egal, wir müssen uns dringend einmal wieder waschen. Wir landen in einem improvisiertem Zeltager und werden zum Fischen, Zelten und Biertrinken eingeladen. Weil es noch früh am Tag und ziemlich heiß ist, gehen wir aber lediglich schwimmen,reinigen unsere verschwitzen Trikots und verziehen uns wieder Richtung Vidin, wo wir die Fähre nach Rumänien nehmen wollen. In Vidin gönnen wir uns ein frischgezapftes, kühles Bier an der Donaupromenade und legen die letzten Leva in ein Fischessen an, dass wir ganz stilvoll auf einem Restaurantboot genießen.
Dann radeln wir noch an der Burg Baba Vida vorbei, die noch aus der Zeit vor der türkischen Besatzung stammt und eine der ältesten in Bulgarien sein soll. Beeindruckend ist sie allemal – und bereits geschlossen.
Weil wir nicht auf der Müllkippe zelten wollen und der Himmel bedrohlich schwarz wird, gönnen wir uns ein Motel.
15.Tag Vidin – Calafat - Drobeta-Turnu Severin- Orcova – Barza ca 130km Wir nehmen eine der ersten Fähren am frühen Morgen und setzen bei Nieselregen von Vidin nach Calafat – von Bulgarien nach Rumänien über. In Rumänien scheint ein so großer Bedarf an PKW´s zu bestehen, dass diese in größerer Zahl aus Bulgarien eingeführt werden müssen. Ich befürchte zurecht das Schlimmste in Bezug auf die Vekehrsentwicklung.
Geplant ist, möglichst zügig duch Rumänien durchzurauschen,die Zeit wird nämlich knapp und wir sind ja nun nicht zum ersten mal in diesem Land. Dieses Mal ist unsere Durchfahrt nur Transit, zumal die Walachei nun wirklich nicht die sehenswerteste Gegend Südostteuropas ist. Andere scheinen da – unverständlicherweise – ganz anderer Ansicht zu sein. Uns kommen fünf(!!!)andere Radreisepaare entgegen, die ersten, denen wir begegnen, fahren die Donau hinunter bis zum schwarzen Meer und sind Deutsche. Ich könnte Stein und Bein schwören, dass beides auf die anderen ebenso zutrifft, aber da kommt es zu keinem Gespräch. Merkwürdig, da durchqueren wir eine der unattraktivsten Gebiete der ganzen Reise und es stellt sich heraus, dass andere hier offenbar Vorzüge erkennen, die mir abgehen. Außerdem frage ich mich, wie es andere Leute schaffen, auf einer Radreise wie gerade dem Ortlieb- Katalog entsprungen auszusehen, frisch, sauber und adrett. Wir hingegen wirken schon leicht abgerissen, tragen mit Salzkrusten verzierte Kleidungsstücke, an den Rädern und Taschen kleben Matsch, Stroh und tote Fliegen und meine Schuhe haben gerade angefangen sich von ihren Sohlen zu trennen, was ich später durch den Einsatz von Tape-Verband zu verhindern trachte.
Ein sanftes “pling” bei Michas Hinterrad deutet auf einen Speichenbruch hin und zu allem Überfluss öffnet der Himmel einmal wieder seine Schleusen und wir flüchten in einen Dorfladen. Dort stellen wir fest, dass in Rumänien seit unserem letzten Aufenthalt nicht nur eine Währungsreform durchgeführt wurde, sondern dass auch die Preisentwicklung einen rasanten Sprung nach oben gemacht hat. Gleiches gilt übrigens auch für den Autoverkehr. Tollste EU-Neuwagen überholen einen in halsbrecherischen Manövern auf nagelneuen Straßen, was in krassem Gegensatz zu der Tatsache steht, dass nach wie vor etliche Menschen bettelarm sind und von den vermeintlichen Segnungen der Konsumgesellschaft nur träumen können. Ensprechend sehen die Orte aus, manche wirken abgerissen, verbraucht und trist wie eh und je, andere werden herausgeputzt und erstrahlen in neuem Glanz. All das gab es in Bulgarien natürlich auch, aber die Gegensätze waren nicht ganz so stark und – um auf die Entwicklung im Autoverkehr zurückzukommen – es leben dort erheblich weniger Menschen.
Das motorisierte Rumänien ist hingegen wirklich unerfreulich. Das Ausweichen auf kleinste Nebenstraßen ist für uns keine Option, hier ist dann wirklich ein MTB gefragt und eine angepeilte Kilometerleistung, die die unsere bei weitem unterbietet.
Wir kämpfen uns nach Drobeta-Turnu Severin durch und versuchen dort einen Zug nach Timisoara zu erwischen. Den gibt es auch, er nimmt aber, da es ein Eilzug ist, keine Räder mit - “sprechen sie mit dem Schaffner”. Weil wir keine Lust haben zusätzlich zum Fahrkartenpreis noch eine nicht kalkulierbare Summe zur Bestechung des Schaffners einzuplanen, beschließen wir, die Strecke dann doch mit dem Rad zu fahren und zwar so schnell wie möglich. Die E 771 nach Orcova, diesmal direkt an der Donau verlaufend, ist zwar landschaftlich jetzt deutlich schöner, aber der sehr starke Verkehr, zu dem sich jetzt auch noch zahlreiche LKWs aus aller Herren Länder gesellen, läßt keine rechte Freude aufkommen.
Wir biegen auf die E 70 Richtung Karpaten ab und zelten zum Abschluss des Tages fernab der Straße an einem Flüßchen, dass idyllisch an ein paar Felsen vorbeirauscht – eine Wohltat für die Sinne!
16.Tag: Barza-Caransebes;-Lugoj... ca 155km Die E 70 zu fahren, ist nicht ganz so schlimm wie befürchtet. Was nervt, sind die zahlreichen Baustellen, bei denen die Straße in Intervallen immer nur für eine Fahrtrichtung befahrbar ist. Erstens muss man ständig anhalten und warten und zweitens bekommt man eine konzentrierte Ladung Verkehr verpasst, was zuweilen zu echten Agressionsschüben führen kann. Ich wäre lieber eine andere Route gefahren, aber erstens haben wir festgestellt, dass der Verkehr auf den kleineren Straßen oft nicht geringer ist und zweitens müssen die Karpaten überquert werden, was bei jeder Alternativroute durch wesentliche höhere Passübergänge und weitere Wege erkauft worden wäre und dafür haben wir keine Zeit mehr– leider.
Caransebeş sieht aus wie aus dem Ei gepellt. Alles ist nagelneu renoviert und ansprechend mit Geranien geschmückt und wir kommen uns in dieser geordneten Wohlanständigkeit vor, wie durchreisende Landstreicher. Hinter Lugoj geht es auf kleinere Straßen, wo der Verkehr aber fast noch schlimmer ist, als auf der E 70, weil die Straße sehr viel enger ist und die meisten LKW-Fahrer zumindest ihr Fahrzeug beherrschen, diese neureichen Aufschneider hingegegen, halten sich für unverwundbar und alle alle anderen für entbehrlich. Es liegen hier auf jeden Fall so zahlreich tote Hunde am Straßenrand, dass man ihnen kaum ausweichen kann.
17.Tag: Timisoara- Sannicolau Mare – Szeged ca 150 km
In Timisoara sind wir noch am Vormittag und fahren nach einer kleinen Stadtrundfahrt weiter Richtung ungarische Grenze. Wir sind hier im Banat und somit wieder im Flachland, wo Sonnenblumen, Mais und Straßendörfer ungarischen Baustils die Landschaft dominieren. Viele Dörfer beherbergten einst deutsche Siedler und auf den vielfach frisch renovierten Häusern kann man dann lesen, dass hier beispielsweise Josef und Hermine Zimmermann gelebt haben. Durch den Ort “Liebling” fahren wir aber leider nicht.
In Ungarn angekommen, werden wir nach einigen Kilometern erst einmal von einer Polizeikontrolle gestoppt, die uns nach einem Blick auf die Pässe darüber belehrt, dass man in Ungarn wegen des gefährlichen Verkehrs eine Warnweste zu tragen habe und wir uns auf einer Straße befänden, auf der Fahrräder verboten seien. Da sie uns aber auch keine Alternativroute sagen können, dürfen wir – aber nur bis Szeged – weiterfahren.
Szeged ist eine sehr hübsche Stadt, deren Erscheinungsbild einen derart an Deutschland oder Östereich erinnert, dass man sich fast so fühlt als sei man wieder zu Hause. Wir gönnen uns eine Hütte im örtlichen Campingplatz und können uns so am nächsten Tag sauber und ausgeruht auf die Heimreise begeben, die ebenso wie die Anreise über Budapest nach München geht.
Fazit: Der Urlaub war, auch wenn manchmal ein anderer Eindruck entstehen mag, wunderschön und hat mich abermals darin bestärkt, die Länder Südosteuropas erkunden zu wollen. Die Rhodopen sind leider eindeutig zu kurz gekommen, aber ich bin keine abgehärtete Nordlandfahrerin – feucht-kalte Witterung ist Gift für meine Gelenke und verwandelt mich in eine steife, misgelaunte Nervensäge. Das nächste Mal wäre auch eine Anreise über Griechenland denkbar. Auch das Rila-Gebirge würde ich gerne noch einmal besuchen, aber dann mit dem MTB, um dort kombinierte Rad- und Wandertouren zu unternehmen.
Serbien hat uns übrigens deutlich besser gefallen wie erwartet, weshalb unser Aufenthalt in dem eigentlichen „Transitland“ deutlich länger ausgefallen ist, als geplant. Wir haben Serbien keinesfalls das letzte mal beradelt, eine neue Balkanrundtour (etwa:quer durch Ex-Yugo) ist schon vorgemerkt. Rumänien hingegen, hat für uns bei unserem nun 4. Aufenthalt aufgrund der Verkehrsentwicklung nun doch an Attraktivität verloren. Dennoch behalte ich frühere Rumänienaufenthalte in guter Erinnerung, vielleicht ist die Verkehrssituation in anderen Regionen des Landes auch entspannter.
Ansonsten habe ich auf dieser Reise nie einen ernsthaften Durchhänger gehabt, sondern fand, dass alle Etappen, relativ entspannt zu fahren waren (außer da wo geschoben werden musste) und habe weder den Einsatz des mitgenommen Rads noch dessen Reifenbreite (25er , die reell 27er sind) bereut. Natürlich schwöre ich wie immer, das nächste Mal weniger Gepäck mitzuführen und auch keine gefundenen Hufeisen,Steine und sonstigen Dinge spazieren zu fahren. Natürlich werde ich diese Schwüre bei der nächsten Reise mit der Begründung beiseite fegen, dass es auf dieses oder jenes Kilo jetzt auch nicht mehr ankomme.
Außerden habe ich tatsächlich vergessen meine Forums- Mitfahrer zu erwähnen mgabri und brano (bis Velingrad), wir waren eine nette Truppe, das Zusammenfahren hat mir Spaß gemacht, jederzeit wieder.
Und zuletzt: Ich weiß, dass der Text sehr lang ist. Ihr müsst ihn ja nicht am Stück durchlesen- druckt ihn aus und verwendet ihn beispielsweise als Klolektüre.
Edit:Alle ausländischen Sonderzeichen entfernt und durch hoffentlich irgendwas halbwegs passendes ersetzt