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#459907 - 08/11/08 04:32 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées
[Re: veloträumer]
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Mühsam schreite ich voran, aber jetzt geht es weiter - wer lesefaul ist, kann sich gleich ans Ende beamen für die Bildergalerie... Teil 2: GaliciaDo, 19.6., Ponte Barxas - Cortegada - Ribadavia - Melon - (exc. Mezas/Rio Cerves) - A Caniza - Pto. d. Moncelos (800m) - Pontevedra - Portonovo C: Portonovo 12 € AE: Sardinen, Rahmgeschnetzeltes, Rw, Crème Catalane 18 € 132 km, 15,4 km/h, 2.110 Hm Morgens schaut der anbei wohnende Pfarrer (?) vorbei, während ich mein Zelt (sehr feucht) einpacke. Nach einem lautem Gruß geht er wieder. Mit nur noch wenig Kuchen dauert es bis Ribadavia, bevor ich mein Frühstück aufstocken kann. Auf dem Lande ist die Versorgung oft sehr schlecht, manchmal gar keine Läden, zuweilen ein kleiner Tante-Emma-Laden mit unzureichendem Angebot. Die Strecke am Rio Mino geht auf und ab, nicht leicht, aber auch nicht schwer. Der Fluss erscheint - nicht immer zu sehen – fast mystisch, dunkel und still, mit abgestorbenen Baumstümpfen, immer etwas einer Urlandschaft gleich wie ich es gerne mit den Gewässern des Jura verbinde. Ländliche, kleine Orte, gegen Ribadavia breitere Auen durch Nebenflüsse und mit Weinreben bepflanzten Hügel. Ribadavia ist ein kleines regionales Einkaufszentrum – nettes, aber nicht spektakuläres Ortsbild. Weiter auf bester Straße, etwas mehr Verkehr und ein etwas längerer Anstieg führt zu einem Parkplatz kurz vor Melón. Hier kann man fast eben zu den untersten Kaskaden des Rio Cerves gehen, ein Kiosk hier ist später geöffnet. Bei gutem Wetter als Bade- und Picknickplatz genutzt, ist hier jetzt mittags bei Sonne/Wolken-Gemisch niemand. Ein Wanderweg über dicke Steine führt weiter hinauf, unter der Autobahnbrücke hindurch. Mit dem Rad nicht zu bewältigen. Weil ich von den schöneren Wasserfällen und Badegumpen im oberen Bereich gelesen habe, will ich die Straße durch den Ort nach oben fahren, die später zum Fluss wieder zustößt. Diese Straße (Richtung Sportplatz) ist aber mit einer höllischen steilen Rampe versehen, führt dann wieder in eine Mulde mit einem kleinen Dorf. Dort führt der Weg nach unten – sieht erst gut gangbar, auch mit geschobenen Rad aus. Irgendwann wird’s aber immer steiler, bis ich irgendwie mitten drin hänge – zurück zu anstrengend, runter ein gewisses zeitraubendendes Wagnis. Mitten drin dann erst mal Pause an wunderbaren Kaskaden, dann schweißtreibend das Rad nach unten geschoben – immer wieder muss ich es hochheben, zeimlich weit unten die Taschen ganz abnehmen und das Rad extra tragen. Empfehlen kann ich die Exkursion so eigentlich nicht – besser das Rad unten anketten und den Weg ohne Ballast nach oben gehen. Mittlerweile durchgehend sonnig und einigermaßen heiß, fährt es sich zäh nach A Caniza, danach folgt eine schöne Passauffahrt nebst Ginstergelb, rosa Fingerhut und Windmühlen auf den gegenüberliegenden Berg. Mit dem Puerto de Moncelos erreicht man zwar den einzigen Pass der Strecke nach Pontevedra, jedoch ist das längst nicht der letzte Anstieg. Es folgt ein aufreibendes Auf und Ab mit saftigen Anstiegen und mein Zeitfenster wird doch sehr eng. Trotzdem: Es sind herrliche Eindrücke, dichte Wälder mit rauschenden Bergbächen, mal Buchenwald, mal Birken, mal Kiefern, mal Eukalyptus, mal blumenreich, mal offene Weiden, mal Kühe, mal Ziegen, kleine Dörfer und Weiler, nur sehr wenige Autos, dann wieder weite Panoramablicke – immer aber werden Wasserläufe gekreuzt. Die zentralen Straßen laufen generell selten an Flüssen entlang und das Flussnetz in Galizien ist sehr verzweigt – fürs Radeln eine schwierige Topographie. Mehr Richtung Küste nimmt die Besiedlung zu, mehr Autos und intensivere Landnutzung – immer aber noch dichte Wälder zwischendrin, die Steigungen werden etwas gemäßigter, wenn auch zum Schluss nochmal sehr zäh. Sollte es normalerweise Richtung Küste eher sonniger werden, passiert hier Umgekehrtes: Von der Küste drängen dichte, dunkle Wolken auf das Binnenland, ca. fünf Kilometer vor der Küste ist es geradezu düster wie bei Weltuntergang. Aus den Wolken dringt hin und wieder leichter Niesel. Pontevedra ist nur schwer auszumachen – einmal durch die Wolken, zum anderen kein wirklicher Panoramapunkt vorhanden. Alle Küstenhügel dicht bebaut, die Berge ziemlich dicht ans Meer reichend. Pontevedra erscheint als Industriestadt wenig einladend, sehr dichter Verkehr. Ohne den Stadtkern zu suchen, entscheide ich trotz später Stunde weiter zu radeln, muss wenig später mit Licht weiterfahren. Zum Glück kann ich zunächst Tempo machen, bevor ein leichtes Auf und Ab das Tempo wieder drosselt. Der erste Camping befindet sich in Portonovo, erst danach folgen zahlreiche weitere. Der Platz liegt nicht am Meer, wenig attraktiv, es gibt aber Chalets, Swimming Pool und einen ordentlichen Sanitärbereich. Da es bereits nach 23 Uhr ist, es im Camping außer einem Sandwich nichts mehr gibt, stelle ich nur meine Taschen ab und fahre schnell Richtung Hafenpromenade, um dort etwas zu Essen zu finden – die zermürbende Fahrt des Tages hat doch spürbar ein dickes Loch in den Magen gefressen. Eine gute Rahmsauce zum Fleisch sei besonders erwähnt, weil (gelungene) Saucen in der spanischen Küche doch eher selten sind. Den Zeltaufbau muss ich dann des nachts bei Nieselregen vornehmen. Fr, 20.6., Portonovo - San Vicente - Cambados - Isla de Arousa - Vilanova - Vilagarcía - 24 - Enfesta - (N 550) - Santiago de Compostela C: Las Cancelas 9 € AE: Pasta Meeresfrüchte, Hähnchen, Rw, Eis 8 € 126 km, 17,7 km/h, 1.005 Hm Der Morgen beginnt wie der Abend: immer wieder Niesel, der Himmel etwas freundlicher, das Zelt natürlich nass – noch keinen Sommer habe ich so oft morgens ein feuchtes Zelt gehabt (von außen oder innen) wie in diesem und in Nordspanien. In Portonovo schaue ich mir am Hafen die Fischer an, die ihren Fang immer wieder vor den Möwen sichern müssen. Im alten Ortskern auf einem kleinen Hügel mit engen Gassen werde ich vom Duft frisch gebackenen Brotes erfasst. Es ist auffällig, dass in Spanien überall Panaderias (Bäckereien) das Brot eigenständig backen und offenbar der Einfluss großer Bäckerketten sehr gering ist. Man kann fast immer direkt bei der Backstube kaufen – entweder durch eine Fenster oder in einem spartanischen Verkaufsraum. Der Vertrieb ist einfach organisiert, d.h. das Brot wird an umliegende Supermärkte geliefert. Entsprechend hat fast jeder Supermarkt frisches, gut gebackenes Brot. Vornehmliche Brote sind Baguette, das ausgezeichnet schmeckt (zuweilen gibt es auch Baguette-Varianten wie in Frankreich, wobei die Spanier eine dickere Variante gegenüber dem dünnen originalen Baguette bevorzugen), sowie meist eine Art Bauernbrot, das rund, kastenförmig oder auch als Stange ebenfalls sehr locker gebacken wird. Ähnlich wie in Frankreich findet man auch häufig verspielte Formen beim Brot, zopfartig geflochten, Kränze u.ä. Meist bieten die Panaderias auch noch Croissant und ein paar süße Teile an, vielleicht auch einen Kuchen – allerdings eher wenig Varianten. Für mehr Süßes und Kuchen muss man in Bäckereien, die über ein professionelles Ladengeschäft verfügen oder in Konditoreien (Pastellerias), oft mit Cafe. Bei noch trüber Witterung folgt eine einfache Route nebst einiger schöner Strandbuchten. Die Strecke ist einigermaßen stark befahren. Über eine Art Dammstraße (nach Osten eigentümiche Brackwasserlandschaft) führt zur Halbinsel O Grove mit einem leicht hügeligen Rundkurs. Der Exkurs lohnt bei gutem Wetter, zum einen wegen der (auch von der Straße nicht einsehbarer) Strände und dem Blick auf die Muschelfischer bei San Vicente del Grove mit noch geruhsamen Dorfcharakter und eher zurückhaltendem Tourismus. O Grove ist schon ein recht großer Ort mit viel Verkehr, der auch auf der breiten Oststraße der Halbinsel herrscht. Abstecher sind möglich auf eine kleinere Insel mit Hotels und Golfplatz. Wieder zurück von der Halbinsel, führt die PO 550 nicht direkt an der Küste entlang, sondern teilweise mit Meerblick über Weinberge – als bekannte Weinstraße ausgewiesen und mit teils sehr schöne Weingütern und durchgehend besiedelt. Dabei ist die eine oder andere kurze giftige Steigung zu nehmen. Mittlerweile entstehen immer mehr Wolkenlücken, es bleibt aber grundssätzlich bedeckt. Cambados ist ein pittoreskes Städtchen, wo ich nochmal Proviant aufstocke. (Nicht jedes Obst ist immer günstiger in Spanien als in Deutschland, Orangen aber immer.) Wenig später die Fahrt über eine ein lange Brücke zur Isla de Arousa. Ohne in den Hauptort der Insel zu fahren, kann man gleich nach Süden abbiegen, an Campingplätzen vorbei zu einer Naturschutzzone, an deren Ende ein tolle Strandbucht liegt. Ich bleibe bis zur Flut, es ist sehr warm, aber nur phasenweise sonnig. Entsprechend bin ich außer ein paar Naturschutzgebietwanderern der einzige dort. Erst als ich gegen 17 Uhr den Strand verlasse, wird der Himmel völlig blau und die Forstsetzung der Etappe verläuft schattenlos entsprechend bei recht großer Hitze. Mit Villagarcía passiere ich eine ziemlich große Stadt mit hohem Verkehrsaufkommen, durch Baustellen und rush hour ein Staukessel. Man muss aufpassen die richtige Abfahrt zu erwischen, denn Santiago de Compostela ist nur mit dem Autobahnzubringer ausgeschildert. Ich brauche also eine zweiten Anlauf, um die Küstenstraße zu finden. Hier ist die Fahrt etwas entspannter und an der Mündung des Rio Ulla in die Ria de Arousa gibt es im Zusammenspiel vom Blau des Wassers mit dem Grün der Weinberge eine eindrückliche Farbkomposition. Da ich mir zeitlich keine Umwege und zusätzliche Höhenmeter mehr zugestehen will, wähle ich die N 550 nach Santiago. Die ist trotz paralleler Autobahn absolut voll, bei Padron ein längerer Stau, an dem ich nur mühsam vorbeikomme. Dann aber zunächst leichte Fahrt bei ordentlichem Tempo, schließlich wird es immer hügeliger und ich investiere entsprechend viel Energie, um nicht gar so spät einzutreffen. Zwar soll es auch westlich einen Camping geben, kann aber keine Ausschilderung finden – es bleibt nur die Auschilderung des Campings Nähe Richtung Flughafen im Osten der Stadt. Etwas unübersichtlich wegen der ausgehenden (radfahrgesperrten) Schnellstraße und zuvor Zickzack rauf und runter, ist der Weg dorthin mühsam, zum Schluss noch eine steile Rampe. Wenn man sich auskennt, empfiehlt es sich mitten durch die Altstadt (Fußgängerzone) zu fahren, weil dann das Auf und Ab entfällt. Der Camping liegt aber in einem angenehm ruhigen Stadtteil (Sportanlagen) und ist ca. 2 Kilometer von der Altstadt entfernt. Ich treffe einen jungen Schweizer, der als Radpilger den Jakobsweg gefahren ist, er möchte von A Coruna zurückfliegen und noch (wie ich) die galizische Küstenroute via Finesterre abfahren. Ich entnehme seiner Schilderung allerdings, dass er die Küstenstrecke unterschätzt und warne ihn – diese meine Einschätzung wird sich noch bestätigen. Nach dem small talk (der Schweizer ist Selbstversorger) und etwas Kleidung gewaschen, ist es nun doch einigermaßen spät – ich nehme entsprechend mein Rad zur Fahrt in die Stadt. Es herrscht eine sehr lebendige, angenehme Atmospäre, überall mit kleinen Kneipen und Restaurants in den Gassen, die meist mit großen Pflasterquadern gestaltet sind (was etwas angenehmer fürs Radfahren ist als kleine Pflastersteine). Erstmals bemerke ich, das es in spanischen Restaurants meist ein günstiges Menu del Dia gibt (bei uns eigentlich nur mittags angeboten). Ich lasse mich auf ein 8-Euro-Menü (Wein, Wasserr inkl.) in einem doppelstöckigen Massenrestaurant ein – okay ich werde satt, aber so ein wirklicher Genuss ist es nicht, zudem sehr laut. Nun, immerhin sparsam. Sa, 21.6., Santiago de Compostela - Noia - Muros - Cée - Fisterra - Cabo Fisterra - Fisterra (~) C: wild, 0 € AE: Calamares, Filet, Rw 21 € 140 km, 18,2 km/h, 1.395 Hm Trotz Hügellage nahe der Großstadt: Auch hier ist das Zelt morgens nass, die Sonne kommt spät. Weil ich abends kaum was gesehen habe, also eine Stadtbesichtigung. Zunächst natürlich wieder in zwei Bäckereien, u.a.leckerer Nusskuchen. Auch hier in allen Straßenzügen kleine und größere Backstuben. Auch für mich als Nichtpilger ist die große Kathedrale von Santiago sehr eindrucksvoll. Sie besteht aus einem Gewirr von Einzelfiguren, Verzierungen, Nebentürmchen, Bögen, Uhren und abgestuften Dachebenen, die das Bauwerk nicht nur mächtig sondern gleichermaßen auch grazil und zerbrechlich erscheinen lassen. An einem Seitenportal liegt ein schöner Garten, der eine meditative Morgenstimmung verbreitet. Zum Hauptplatz hebe ich mein Rad über Stufen hinunter, dort sammeln sich bald immer mehr Pilger, eine ganze Reihe Radler auch dabei. Pärchen, Gruppen, Einzelne, schließlich touristische geführte Horden – dazwischen immer wieder skurille Pilgergestalten. Direkt hier auch das älteste Hotel Spaniens, einst als Pilgerherberge konzipiert und heute mit den entsprechenden Verzierungen als solche noch zu erkennen, ist sie mittlerweile eine Nobelunterkunft, vor der herausgeputzte Butler das legere Pilgervolk wohl nicht ganz ohne Missfallen beobachten. Luxus und Armseligkeit dicht beieinander. Mein eingekauftes Frühstück vertilgt, noch mit einem bewundernden deutschen Touristen (gläubig, aber kein echter Pilger) unterhalten, geht es bei intensiver Sonne abwärts – denke ich – Richtung Noia. Doch nach dem ersten Schwung folgt auch hier ein satter und langer Anstieg, eher kurz danach die Abfahrt zum Meer, an der Mündung des Rio Tambre wieder einer dieser eindrücklichen Atmosphären der Rias. Dunkles, schlammiges Brackwasser bei Ebbe, teils auf Grund liegende Boote, die auf die Flut warten, um sich wieder im Wasser wiegend aufzurichten und wechselnde Blautöne Richtung Meer. Darüber eine eigenartige Verteilung von tiefhängenden Wolken, ein ganz eigenes Mikroklima scheint für jede Ria zu gelten, dort mal eine Bucht im Küstennebel eingehüllt, wenig weiter der strahlendste Sonnenschein. Die Luft ist zwar im Grunde kühl, durch die Sonne empfinde ich es aber ziemlich heiß, erst bei Abfahrten merkt man die eigentlich Lufttemperatur. Durch das Meeresklima ist aber auch diese kühle wieder anders, empfindet die Haut als angenehm, und bei Wolken fällt es oft nicht auf, ob man nun ein dürftiges Singlet oder zwei Lagen mit Unterzieh-Shirt und Radtrikot an hat. Nun, ich darf zunächst weiter das tiefe Blau des Meeres bewundern. Genieße im Angesicht der systematischen Anordnung der Flöße der Muschelfischer in einer kleinen Strandbucht vor Muros die Sonne und verzehre nach reichlich Berg- und Talfahrt einige Vorräte. Waren die Auf und Abs bisher noch leicht, folgen gegen Ende der Route nach Finesterre immer mehr giftige Steigungen – so vor und nach Cée. Mittlerweile hat sich der Himmel komplett eingetrübt, irgendwann ist die Wolkendecke so dick, dass es für das sommerliche Triathlon-Outfit zu kühl wird. Auf der Strecke nach Cée beeindrucken noch eine Dünenlandschaft und majestätische Granitblöcke an den Küstenbergen zur Rechten, die Häuser oft im gleichen Farbton wie der Fels eine optische Einheit bildend. Weit reicht der Blick nicht, die Bergkuppen sind in Wolken gehüllt. Von Fisterra aus kommt nochmal eine 3 km lange Auffahrt zum berühmten Cabo Fisterra (Finisterre) – dem Ende der Welt, wie es so schön heißt und symbolisch für den Pilger, der hier nicht mehr weiter kann, da sonst der Atlantik ihn verschlucken würde, markiert ein in Stein gehauener Schuh diesen Punkt. Es ist dämmrig, der ersehnte Sonnenuntergang bleibt aus, alles ist in düsteres Grau getaucht. Nichtsdestotrotz herrscht auch jetzt noch Besucherandrang, zu Fuß werden die letzten Kilomter zum Kap erwandert. Viele sind nur gewöhnliche Touristen, die hier wohl hier ihre einzige Urlaubsanstrengung bewältigen. Mal wieder sind auch Motorradfahrer da, die wie auf den Gebirgspässen ihr Trophäenfoto machen – welche Leistung es auch immer sein soll, die da auf dem Feuerstuhl abgesessen wurde. Natürlich feuern mich auch etliche Spaziergänger in unterschiedlichsten Sprachen an, wohl glaubend auf meinen letzten Kilometern zu sein – aber es ist ja eigentlich erst der Anfang der Tour. Auf dem Hinweg habe ich einen Camping gesehen, der allerdings über den nächsten Hügel zurück liegt. Heute mit hohem Tempo über die vielen Auf und Abs, will ich nicht mehr über diesen Berg, in Fisterra selbst gibt es keinen Camping. Schon im nächsten Ort, esse ich in einem Strandrestaurant. Dort sieht man überall Feuer – es ist Sonnenwendfeier. Daher sind sogar folgende, entlegenere Strände bereits mit feierndem Volk belegt – ungünstig fürs Wildcampen. Nun, es ist nach Mitternacht, der Körper möchte ruhen – da bleibe ich schließlich in einer Nische an einem Strandweg zwischen Farn und Blumen, nur mit Unterlage und Schlafsack, die Luft zwar mild genug, aber durch aufkommenden Niesel wird’s dann feucht. Ich schütze mich etwas mich der übergelegten Zeltplane, doch komme ich nur zu wenig Nachtruhe. So, 22.6., Fisterra (~) - Cée - Molinos - Ponte do Porto - Laxe - Malpica - Noicela - Arteixo C: Balcebo 10 € AE: Tapas div., Rw 19,50 € 119 km, 14,9 km/h, 1.710 Hm Am Morgen ist es weiterhin düster, immer wieder nieselt es. Ich muss Schlafsack und Zeltplane nicht ganz trocken einpacken, auch ist es nicht sonderlich früh, Tag und Nacht sind ja kaum zu unterscheiden. Auf dem Weg nach Cée kommt mir d e r Pilger schlechthin entgegen: Wüste graue Haare, eine leichte Sportshort, nackter Oberkörper, ein großer Stock und offene Jesuslatschen, mit enormen Schritttempo, die Jakobsmuschel kleppernd, sich selbst nicht schonend, dem Körper alles in asketischer Weise abverlangend und das Ziel der entschlossen vor Augen. Weitere Radpilger grüßen (oder auch nicht), mit dem Abzweig von Cée nach Molinos bleibe ich dann aber einsam mit dem Nieselregen – mal stärker, mal schwächer – allein. Die Inlandsroute verläuft ebenfalls auf und ab, Weideland, Eukalyptuswald, ein grünes Picknickidyll – sehr abwechslungsreich und sehr schön, wäre es nur etwas wärmer und trockener. Mir fallen die hórreos auf – traditionelle Kornspeicher mit Luftschlitzen, die, auf Stelzen gebaut, für ungeliebte Nager unerreichbar sein sollen. In Galizien sind sind häufig aus Stein gebaut, werden heute zu allen möglichen Zwecken genutzt und aus touristischen Gründen auch weiter gepflegt. (Ich habe von galizischen hórreos kein Foto.) Auch neue Häuser haben sie noch, als Rümpelkammer, Garage, Trockenraum etc. offenbar beliebt. In der Folge werden die Auf und Abs heftiger, Meerblicke sind selten, meist geht es durch wechselnde Waldlandschaften, die Straßen sind wenig befahren, zuweilen auch stark holprig. Es ist wohl warm genug, im Meer baden zu gehen – doch ein so düsterer Himmel und ein teils auch bistiger Wind, lässt mich den versuchten Strandaufenthalt in Laxe schnell wieder abbrechen. In Malpica ist es mittlerweile überwiegend sonnig, auf der über offenes Land und neu asphaltierten Straße Richtung Carballo wird es sogar vorübergehend heiß. Malpica ist ein verbauter Küstenort, die Strecke danach langweilig. Bei Buno zweige ich auf eine sehr schmalen und schlechten Nebenstraße ab, dichter Wald, mit einigen heftigen Steigungen, bevor es steil zur Küste runter geht. Bei Noicela gibt es eine breite Strandbucht, doch flach bleibt es auch hier nicht lange. Es folgen einige weitere Steilstücke, im engen Auf und Ab – ein Mann ruft mir irgendwas mit Tourmalet zu – ja da will ich auch noch hin – aber die Steigung dort ist doch um einiges leichter (wenngleich natürlich erheblich länger). 18 % ist hier das Mindeste. Bis zum letzten Zipfel und auch auf der mittlerweile wieder stärker befahrenen Straße vor Arteixo (es geht langsam auf das schon weithin sichtbare A Coruna zu) bleibt es bei Auf und Abs, wenn auch etwas gemäßigter. Noch vor dem Ort Arteixo liegt der Camping, über eine steile Zufahrt (nach unten) zu erreichen und sehr schön direkt am Meer gelegen. Ich erlebe erstmals eine Meer-Sonne-Abendrotstimmung – eher selten bei dieser Reise aufgrund der vielen Wolken. Anbei gibt es gute Tapas, unausweichlich diesmal Fußball-EM im TV, die Spanier gewinnen gegen Italien. Gesättigt sinke ich bei Meeresrauschen in den Schlaf. Mo, 23.6., Arteixo - La Coruna - Sta. Cruz - Sada - Perbes - Pontedeume - Ferrol - Castro - Meiras - Valdovino C: Valdovino 11,50 € AE: Meeresfrüchtesalat, Rw, Calamares, Torte, Cafe 8,30 € 113 km, 14,7 km/h, 1.230 Hm Das Zelt ist ausnahmsweise mal trocken, die Sonne lässt sich noch Zeit. Es gibt für Radler von Westen zwei Einfahrtmöglichkeiten nach A Coruna, die man am Kreisel ausgehend Arteixo wählen kann (die dritte ist die Autobahn, eine vierte ist ggf. am Meer möglich, von der mir aber der Campingwart abgeraten hat – zu schwierig und umständlich). Viel Verkehr gibt’s auf beiden Strecken, meine nördlichere Variante ist wohl noch etwas steiler, man kommt durch unansehnliche Industrieanlagen, hässliche Häuserblocks und ist froh, wenn man die Fußgängerzone erreicht. Ich suche ein möglichst nördlichen Punkt, um die Stadt außen am Meer zu umrunden, was ich empfehlen kann (gleichwohl kann ich nichts zur Innenstadt sagen). Das Privileg einer Großstadt am Meer ist, mit Stadtstränden ein legere Brücke zwischen Businesswelt und Freizeitaktivität zu bauen. So sieht man Strandbesucher schon am frühen Morgen, Jogger oder Radler auf dem Boulevard oder den intellektuellen Zeitungsleser vor der Brandung. Ein erste weite Strandbucht mit eher nüchterner Wohnblockfront im Hintergrund zieht sich schon lange hin, doch nach dem Herkulesturm – dem ältesten im Betrieb befindlichen Leuchtturm der Welt – folgen weitere Strandbuchten, erst dann nach etlichen Kilometern die Hafenanlagen, der Yachthafen, der Hauptboulevard mit eindrücklicher Häuserfassade und die gediegenen Parkanlagen. An den Strandbuchten vorbei führt neben der Straße ein Radweg. Ein schönes Bild geben die roten Straßenlaternen ab – mit Liebe zum individuellen Detail im Mast mit einer kleinen Malerei versehen. Es gibt außer dem Herkulesturm noch einiges zu sehen, ich nehme nur ein paar flüchtige Eindrücke mit. Trotzdem vergeht eine Menge Zeit auf dieser Promenadenroute mit Fotostops und Frühstück. Die Ausfahrt erst gegen 12:30 Uhr, nicht ganz einfach zu finden, weil mal wieder für Autos reservierte Tunnels die Orientierung erschweren (und fehlende Auszeichnung der Alternativen). Ich streiche daher die geplante Inlandsschleife am Rande des Naturparks Fragas de Eume und beschränke mich auf die Küstenfahrt via Santa Cruz – Sada – Perbes – Pontedeume. Es ist sonnig und heiß, trotzdem erlaube ich mir erst sehr späte am Nachmittag eine auch nicht allzu lange Strandpause in Perbes. Das Auf und Ab bis Pontedeume ist weniger heftig als das der Vortage, doch bin ich etwas matt. Vom netten Hafenstädtchen Pontedeume geht es dann über einen längeren Anstieg Richtung Ferrol – nebst starkem Verkehr, und dann hinunter zur Dammbrücke über die Ria de Ferrol. Die Stadt Ferrol, als Stadt des Schiffsbaus und des Militärs bekannt, überrascht als elegante Einkaufsstadt – ist aber architektonisch unauffällig. Folgt man der Ausschilderung Valdovino, gelangt man nicht auf die von mir gewünschte AC 116, sondern über die Schnellstraße nach Castro mit Anschluss auf die AC 566 – meist schnurgerade und reizlos. Das merke ich zu spät und nutze allerdings in Castro die Gelegenheit, über eine Nebenstraße nach Meiras auf die AC 116 zu kommen. Diese kaum befahrene Verbindung ist eine reizvolle Waldstraße (nur mäßige Steigung), während das Reststück auf der AC 116 bis Valdovino doch eher langweilig ist. In Valdovino (unterer Ortsrand) befindet sich ein schöner Camping – wie ich am nächsten Morgen sehe, gibt es direkt unten am Meer einen weiteren. Di, 24.6., Valdovino - Cedeira - Ortigueira - Porto do Bargueiro - Viveiro - Foz C: San Rafael 7 € AE: Hähnchenschnitzel, Rw, Mandeltorte, Cafe ca. 18 € 125 km, 16,7 km/h, 1.640 Hm Das Zelt ist auch heute trocken, Sonne am Morgen aber mal wieder ein unerfüllter Wunsch. Ich schaue mir noch den Dünenstrand an, der zusammen mit dem Flussdelta eine Naturschutzzone bildet – und für den ursprünglich hier angedachten Ruhetag auch ein erholsames, weitläufiges Paradies bereit hält. Die Küstenstraße geht weiter auf und ab, durch Wald, hinunter an die Ria de Cedeira mit einer mystischen Atmosphäre und der Brücke im ruhigen Wasserspiegel wie es kein Maler hätte besser machen können. Es ist kühl, ziemlich windig und und ab und zu fallen ein paar Tropfen. Nach Cedeira kommt man auf der AC 566 auf eine Hochebene, am Straßenrand finde ich eine ganze Reihe Walderdbeeren. Wieder am Meer bei Mera, läuft nun parallel ein Eisenbahnlinie, die in der Folge immer mal wieder von der Straße gut zu sehen ist, aber auch ab und zu abweichend oder durch Tunnels verläuft. Nach Ortigueira eine Bucht mit vielen kleinen spitzen Felsinseln vorgelagert. Bei Porto Bagueiro gibt es dann sogar eine schöne Radfahrbrücke und einen herrlichen Sandstrand, an dem ich länger verweile, während ich die geplante Exkursion zum Leuchtturm am Punta de kla Estaca de Bares streiche – es wären etliche Höhenmeter mehr geworden, die mich die verdiente Pause gekostet hätten. Viveiro lockt dann mit markanter Strandbucht, alter Brücke, engen Gassen, pittoresken alten wie bunten neuen Häuserfassaden, lebendig bevölkerten Plätzen und einem internationalen Flair wegen der vielen Touristen zum Verweilen. Es wäre schon spät genug für Etappenende, aber ich versuche dann doch mit engagiertem Tempo mein Planziel zu erreichen. Die Auf und Abs werden Richtung Foz gemäßigter, bald ist die Straße breit, stark befahren. Vor Foz noch liegt der erste, etwas abgelegene Camping fast am Strand, den ich um 22 Uhr erreiche. Einer weiteren Exkursion müde, gebe ich mich mit dem etwas bescheiden Essensangebot dort zufrieden. Mi, 25.6., Foz - San Cosme - Praia St. Cathedrais - Ribadeo - Pto. Marco de Alvare (575m) - Lugo H: Mar del Plata 30 € o.Fr. AE: Rührei m. Pilzen, Lachs, Rw, Torte, Cafe ca. 20 € 128 km, 16,6 km/h, 1.330 Hm Der Sommer kommt nicht in Schwung – der Tag beginnt mit Niesel, das Zelt wieder nass und der Himmel düster als würde es bald Nacht. Foz ist ein touristisches Zentrum und die angrenzende Nationalstraße extrem stark befahren. Im zunehmenden Regen macht es jetzt wenig Spaß. Mit dem Einbiegen auf ruta de praias ebbt der Verkehr drastisch ab, es geht durch kleine Küstenorte, oft Villen in Systembauweise, aber auch noble Einzelbauweisen – weitere Anlagen sind im Bau und offenbar auch bei Nicht-Meerblick begehrt. Zahlreiche Strände folgen, kleine wie mittelgroße, aber alles in einen Tränenschleier gehüllt. Am Strand As Catedrais herrscht noch kein großer Betrieb – das hat seinen Grund: die Steinbögen sind erst sichtbar und begehbar bei Ebbe und das dauert noch Stunden. Mittags kommt man dann schon ein Stück vorwärts, der große Bogen ist sichtbar und ein paar gute Fotos lassen sich machen, wenn man etwas mutig halb im Wasser steht. Bevor ich abreise spricht mich noch ein spanisches Paar an, die von einer Radtour in Schottland erzählen – und bemerken, dass das spanische Wetter ja eigentlich schottisch anmuted. In Ribadeo und später am Tag wird es zwar trockener, aber es bleibt ungemütlich, windig und kalt. Besonders eindrücklich hier der Torre de los Moreno, aber auch sonst schöne Fassaden, die auf eine bourgoise Tradition der Stadt verweisen. Zunächst bildet die Ria de Ribadeo das Delta des Flusses Eo, bevor dieser eine mäandernde Flussform annimmt. Im unteren Bereich gibt es ein besonders artenreiches Naturschutzgebiet, das Vogelfreunde erfreuen dürfte – allerdings auch für solche Exkursionen sollte es besseres Wetter geben. Die N 640 schwingt zunächst auf und ab und erst spät beginnt der dann allerdings kräftige Passanstieg. Alte Brücken und enge Felsdurchbrüche begleiten den Anstieg, der Verkehr bleibt mäßig. Seitwärts zweigen immer wieder einsame, steile und schmale Nebenstraßen ab. Auf der Passhöhe gibt es zwar eine offene Landschaft, aber durch die Wolke ist nichts zu erkennen. Kälte und Wind treiben mich sofort weiter nach unten. Nach einer kleinen Abahrt nach Meiras, geht es in unzähligen, wenngleich nicht sehr schwierigen Auf und Abs über weithin überblickbares Hügelland ohne Besonderheiten. Beeindruckend dann jedoch der riesige Römerwall in Lugo, die Mauer lässt sich oben ablaufen und wird wohl gern als Treff bei einheimischen Jugendlichen oder auch zum Jogging genutzt. Der Rest der Stadt ist gleichfalls großräumig angelegt, wirkt ruhig, aber auch etwas langweilig. Entgegen der Angabe auf der Michelin-Karte gibt es in Lugo keinen Campingplatz! Auch eine Art Jugendherberge hat um 22 Uhr bereits geschlossen. (Ich war zwar etwas früher in der Stadt, habe aber erst ein paar Fotos gemacht und dann länger die Herberge suchen müssen.) Wildcampen ist auch außerhalb der Stadt in der Umgebung mindestens ungünstig wenn nicht gar unmöglich. Es bleibt mir nur, mich nach ein Hostal umzuschauen. Das Zimmer im Mar del Plata ist nett, aber sehr eng, die 30 Euro gehen insbesondere für eine Großstadt in Ordnung. Zu Fuß suche ich dann nach Essbarem, man suche am besten in den kleineren Seitengassen als an den großen Plätzen. Do, 26.6., Lugo - Sarria - Samos - Pto. El Poyo (1337m) - Seoane do Courel - Alto do Boi (1061m) - Quiroga – Vlaster?/Montefurado? C: wild 0 € AE: SV 138 km, 13,8 km/h, 2.260 Hm Auch an diesem Morgen ist der Himmel sehr trübe, aber immerhin kein Regen. Die Straße nach Sarria ist wenig aufregend – einzig die zahlreiche Storchennester sorgen für ein paar Hingucker. Sehr starker Verkehr – und eine weitere Straße befindet sich im Bau. Sarria eigentlich auch kein lohnenswertes Etappenziel. Richtung Samos dann stärkere Anstiege, Picknickplätze für Pilger, die auch zahlreich an der Straße zu sehen sind, weitere Radpilger ebenfalls häufig – alle natürlich in umgekehrter Richtung zu meiner. Einige Pilger sind zu Stein geworden… Ein idyllisch gelegener Ort ist Samos mit einem großen Kloster – selbst kleine Brückengeländer sind als Jakobsmuschel gedrechselt. Mittlerweile sorgt die Sonne für schweißtreibende Pedalumdrehungen. Es folgen noch steilere Anstiege zum Poyon-Pass, bei Samos leuchtend grüne Auenwälder, weiter oben bunte Bluemenwelten und endlos viel gelber Ginster mit süßen Duft. Das lockt auch zahllose Schmetterlinge an. Eine einzelne Pilgerfrau staunt über den bepackten Radler, wenig später grüßt ein Radpilger mit „El Camino“ – ja, das Pilgerfieber hat sie alle erfasst. Dann ein landschaftliches Highlight: Die Sierra del Courel auf enger schmaler Straße, zunächst abwärts. Sprudelnde Bergbäche, grüne Blätterdächer, gelbe Ginsterhänge, tropfende Moospolster, entrückte Bergdörfer, uralte Kastanienbäume, bunte Schmetterlinge, grüne Eidechsen, launige Kurven. Ein Baustellenschild ignoriere ich, stoße dann auf die Baustelle, wo gerade asphaltiert wird. Ich komme vorbei, etwas später kann ich auf bester neuer Straße hinunter. Es scheint, als würden die Spanier auch intensiv die kleinsten Straßen in guten Zustand versetzen. Doch die Freude kommt zu früh, denn bei Folgoso do Courel beginnt dann die Baustelle aufwärts. Es liegt als Untergrund für den neuen Asphalt ein unangenehmer Schotter, die Straße ist zwar freigegeben – aber eben unter schlimmen Bedingungen. Und die Passauffahrt ist ohnehin steil. Es ist ein ziemlich aufreibendes Rumrutschen, letzte Bautrupps packen ein und wirbeln Staub auf, den ich schlucken muss. Am Alto do Boi sieht es nach unten zunächst besser aus, bald aber auch hier Teilbaustellen. In ein oder zwei Jahren ist hier wohl alles perfekte Straße – leider nicht zu meiner Reisezeit. Die Zeit ist dahin und ich muss mich mich auf ein ungenaues Ende der Etappe einstellen. A Pobra ist nicht mehr erreichbar (extrem viel Höhenmeter), daher versuche ich A Rúa zu erreichen. Leichtere Auf und Abs folgen dem Rio Sil in stiller Landschaft, eher schwach besiedelt und teils schluchtartig. Trotzdem ist die Straße gut frequentiert. Ein guter Wildcampplatz will sich nicht finden und es ist bald dunkel. Da ich zum Essen etwas Licht gebrauchen kann, fahre ich zunächst in ein kleines Dorf zum Kirchplatz und verspeise Thunfisch, Calamares, Muscheln, Oliven u.ä. aus dem Dosen-Proviant. Im Ort schlagen überall Hunde an, kein geeigneter Schlafplatz. Schließlich lande ich an einem etwas zurückgelegen Picknickplatz an der Nationalstraße und unweit des Rio Sil. Ich begnüge mich wieder nur mit Schlafsack ohne Zelt, durch die Nahe Straße und die Bahnstrecke, auf der des Nachts hin und wieder Güterzüge verkehren, bleibt der Schlaf nur oberflächlich. Fr, 27.6., Vlaster/Montefurado - (A Rua) - Freixido - Alto de Covelo (1052m) - Viana do Bolo - Alto do Canizo (1085m) - Portilla de la Canda (1262m) - Padernolo (~1350m) - Puebla de Sanabria C: Isla de la Puebla 10,40 € AE: Calamares, Steak, Eis, Rw, ca. 18 € 119 km, 15,2 km/h, 2.005 Hm Der Tag beginnt bei trüben Himmel, auch in dieser Nacht wurde Schlafsack und die übergezogene Zeltplane feucht. Ziemlich ermattet und unausgeschlafen starte ich Richtung A Rúa, dort noch vor dem Ort der Abzweig nach Freixido. Ich komme weder durch die Orte oder es gibt keine Geschäfte – so kommt noch Hunger zur schlechten Verfassung hinzu. Nach Freixido windet sich die Straße steil durch Weinberge hinauf bei zunehmend mehr Sonne. Nach einer kleine Zwischenabfahrt durch weite Panoramalandschaft kehre ich in die Raststätte „Bella Vista“ ein, um endlich bei Bocadillo und Kaffee neue Kräfte zu schöpfen. Auf der Toilette kann ich mich auch rasieren und etwas abwaschen. Immer noch in offener Panoramalandschaft folgt nach dem Covelo-Pass Viana do Bolo, wo ich mich weiter versorgen kann. Nahe bei ein Stausee, an dem man auch zahlreiche Bademöglichkeiten findet. Im Hintergrund sieht man einen rötlichen Erdabbruch, der mit dem Blau des Sees ein tollen Kontrast liefert. Hier also erstmal Siesta bei großer Hitze. Zeit auch, um Zeltplane etc. zu trocknen, einige Klamotten mit Wasser auszuwaschen. Die anschließende Auffahrt bleibt anspruchsvoll, Heidelbeersträucher begleiten, es gibt keine Wasserläufe und mein Trinkvorrat ist zu Ende, während Wind und Hitze mich austrocknen. Doch bald ist Canizo mit Brunnen erreicht. Es beginnt ein Hochebene mit Auf aund Abs, Windmühlen, Ginster, Weideland, lose verteiltes Felsgestein. Trotz um die 1000 m Höhe ist die Hochebene auch eine wichtige Verkehrsader – Autobahn und sogar Bahnlinie. Bis zum Portilla de la Canda quert die Straße mehrmals die Autobahn – dann – hier endet Galizien und beginnt die Region Castilla y León – verläuft die Autobahn gerade nach oben, während die alternative Straße mehrere Flusstäler quert, dazu in großen Ausbuchtungen von der Generallinie wegführt. Kräftige Auf und Abs, Bergbäche, alte Kastanien und bäuerliche Bergdörfer säumen den Weg. Der höchste Punkt – Padernolo – ist kein echter Pass, von da an aber mäßig abwärts durch Bergdörfer, in denen u.a. Käse als regionale Spezialität verkauft wird, offenbar touristisch gut erschlosen. Bald ist die Straße nur noch flach, einigermaßen zäh zu fahren, eine Hochebene mit Bergen weit weg am Horizont. Puebla de Sanabria liegt auf einem Hügel, der Camping jedoch in einer Talmulde. Negativ: Das Velo kostet extra und soviel wie ein Motorrad! Das essen im Camping-Restaurant ist ganz ordentlich, wenngleich es im Ort atmosphärisch schöner gewesen wäre (aber mal wieder sehr spät und müde,daher keine weiten Wege mehr). Bildergalerie Galicia (bitte Bild anklicken): Fortsetzung folg
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#460389 - 08/13/08 06:44 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées
[Re: veloträumer]
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es geht weiter, nach Norden - Bildergalerie wieder am Ende Teil 3: Castilla y Leon (Nordwest) – Sierra de la Cabrera, Sierra del Teleno, Montes Aquilianos, Reserva Nacional del los Ancares Leoneses, Reserva Nacional de Degana (Asturias), bis VillasecaSa, 28.6., Puebla de Sanabria - Puente de Sanabria - Alto del Penon (1840m) - Truchas - Alto Las Portillinas (1950m) - Alto El Morrodero (1760m) - Ponferrada C: wild 0 € AE: Spaghetti Bolognese, Rahmfiletsteak, Crepes, Rw 32,50 € 108 km, 13,1 km/h, 1.990 Hm Die schöne Lage des Campings und scheinbar entrückte Hochebene des Sanabria-Tales schützt nicht vor Zivilisationslärm: Das Rauschen der nahen Autobahn lässt sich die ganze Nacht vernehmen, späte rückkehrende und feierlaunige Zeltnachbarn verkürzen die Nachtruhe zu meinem Ärger. Seit langer Zeit gibt es mal wieder Morgensonne – das Zelt aber leicht feucht (Nacht kühl, naher Bachlauf). Die Besichtung des kleinen, charmanten Städtchens mit steilen Gassen und einer Burg schieben die Abfahrt auf 10 Uhr hinaus. Um die Etappe über drei hohe Pässe bei intensiver Sonne und zu erwartender Hitze zu schaffen, entscheide ich mich in Puente de Sanabria gegen die Exkursion an den Lago de Sanabria. Absehbar geht es dorthin auch mit Steigungen hin und daraus würde leicht ein Halbtagesprojekt. Der erste Teil führt durch einen teils schattigen schönen Wald und saftig-grüne Kulturlandschaft. Man folgt erst der Ausschilderung Rozas, dann Doney de la Requiada. Auf einer Kuppe mit Brunnen eröffnet sich erstmals ein weiter Blick auf die Sierra de la Cabrera – weithin offene Berge mit niedriger Vegetation. Eine kleine Abfahrt nach Doney und schon beginnt ein zäher Anstieg, schattenlos trotz zeitweiligem Kiefernwald, sonst Heidekraut, Ginster, Bergblumen, Geröllhänge, auch Weideland. Richtung Escuredo sind einige Autos noch unterwegs, danach ist das Blechmobil von großer Seltenheit. Obwohl die Luft nicht gar so heiß ist, entwickelt sich aufwärts unter der klaren Sonne ein große Hitze. Da kommt ein großer Brunnen inmitten der offenen Bergwelt gerade Recht, anbei noch ein Hain, um etwas auszuruhen. Das Panorama ist grandios am Alto del Penon, eindrucksvoll das Farbspiel aus Lila, Gelb und Grün von Heidekraut, Ginster und Kiefer, dazu hellgrauer Fels, wie sorgsam aufgeschüttet. Die Abfahrt durch eine sehr grüne Landschaft, Wiesen und Wälder mit sprudelnden Bächen, kleinen Wasserfällen. Bei Truchillas ein Parkplatz, von dem man zu einem See gelangen kann. Alte Steinhäuser bilden romantische Dörfer, bilderbuchhaft eine Pitonbrücke in Truchas und Steinmauern sind es auch, die die folgende Auen- und Berglandschaft parzellieren. Der Rio Eria bildet ein flaches Auental, Weiden, Espen und Pappeln, immer wieder auch Ginster dazwischen leuchten in hellem Grün und Gelb. Umher die Berge der Sierra del Teleno. Nach Corporales dann der verschärfte Anstieg, immer mehr Ginster und wohlgeformte Graspolster zieren die Hänge, unten noch die Haine am Fluss entlang. Schließlich nur noch schwache Vegetation, weites Panorama. Nahezu glaube ich mich auf der Passhöhe, geht es noch ein Stück weiter über eine Höhenstraße, noch weiter ansteigend, bevor ich endlich den Alto Las Portillinas erreiche – der wohl höchste Straßenpass der Cordillera Cantabrica, sofern man auch diese Gebirgszüge dazu zählt – ganz eindeutig ist die Abgrenzung ja nicht. Hier geht der Blick schon nach Norden, kruzgrasige, strauchige, fast nackte Bergrücken, auf denen zahllose Windräder ihre ganz eigene Landschaft bilden. Die schon in den Bergschatten der tief stehenden Abendsonne führende Abfahrt bereitet mir sorgen, nochmal die gleichen 1950 m Höhe zu erreichen wie zuvor – das würde zeitlich nicht mehr aufgehen. Der Anstieg alsbald dann inmitten der Windradberge bleibt dann doch unerwartet kurz, weil der Alto El Morredero nicht wie auf der Michelin-Karte 1950 m sondern tatsächlich nur 1762 m hoch ist! – Bekannt ist der Morredero-Pass auch aus der Vuelta der Profis, dort war er schon Bergankunftsziel, aufgesprühte Namen auf der Fahrbahn zeugen davon. Die Straße dient zudem als Zufahrt für etliche Wintersporteinrichtungen. Entsprechend ist die Straße hier wesentlich besser ausgebaut als auf der Südseite bzw. der Anstieg zum Portillinas-Pass. Die rasante Abfahrt wird aber bald häufiger durch Flachstücke gebremst – dennoch, der Anstieg von Norden dürfte äußerst kräftezehrend sein. Ponferrada liegt bereits im Dämmerlicht, als ich das weite Becken mit auch einiger Industrie im Tal erkenne. So komme ich im Dunkeln gegen 23 Uhr dort an, und erstmal hungrig. Direkt bei der imposanten Burg ein Restaurant mit italienischer Küche, etwas teuer, aber als Ausgleich schon ins Auge gefasst, die milde Nacht irgendwo mit Wildzelten zu überbrücken (kein Camping in Ponferrada). Es gibt etwas viel wichtigtuerisches Personal, das Filetsteak mit Rahmsauce ist ausgezeichnet, leider ist die Sauce der Spaghetti Bolognese nicht angemessen konsistent, noch kann man die Crepes mit Schokosauce als gelungen bezeichnen, wenn sie in der Schokotunke geradezu ertränkt wird. Es scheint mir das Problem der spanischen Küche mit den Saucen zu sein – jedenfalls hätte man für den Preis hier mehr erwarten dürfen. Ponferrada am Samstagabend, das bedeutet Nightlife, beginnend etwa ab Mitternacht – ein Boulevard des Sehens und Gesehen-werdens, Eitelkeiten, Sonderlinge, Künstler und Gaukler, Weltenbummler, sexy Outfits und Trendmode, Touristen, Pilger, Jetset, Machos, überall offene Bistros, Restaurants, Bars, Fackeln und Lichter, beleuchtete Häuserfassaden und Kirchtürme, Plätze und Gassen, Treffpunkt und Kontaktbörse, ein großes Tor zum Plauschen und Feiern für Kinder, Alte und viel Jugend. Stadtauswärts ist nicht alles ausgeschildert, muss mich durchfragen. Doch wo übernachten, wenn nicht Hotel? – Nun, ziemlich weit stadtauswärts, Indutriegebiet, beginnen hinter einem Fabrikgelände Felder und Auenwald. Dort lässt sich das Zelt leicht aufbauen, wenn auch eine spürbare kühle Feuchte sich unangenehm auf die Haut legt – während es zuvor in der Stadt geradezu tropisch warm war. Und Ruhe ist hier des Nachts am Wochenende auch nicht – von irgendwo dringen Disco-Sounds durch die Nacht – bis in den Morgen, erst um 8 Uhr ist Ende. So, 29.6., Ponferrada - Carucedo - Las Médulas - Carucedo - La Barosa - Cacabelos - Candin - Pereda de Ancares C: Pereda de Ancares, incl. … AE: Filetsteak, Rw, Spiegelei, Pudding, 17 € 104 km, 12,4 km/h, 1.640 Hm Das Zelt natürlich wieder nass, mühsam lugt die Sonne durch den Morgendunst. Zunächst fährt es sich leicht am Rio Sil entlang, leicht oberhalb, sanft steigend, kleine Orte, liebliche Landschaft, dann bergiger, bewaldet. Eine kleine Abkürzung zum Aussichtspunkt Las Médulas gibt es, verfehle aber die Straße, weil nicht eindeutig ausgezeichnet. So lande ich nach Zwischenanstieg doch in Carucedo, dem unteren Ausgangspunkt. Es besteht die Möglichkeit, ziemlich geradeaus nach Las Medulas zu fahren, von dort lässt sich das Gebiet der kuriosen Felsenwelt zu Fuß erkunden, wahrscheinlich auch mit dem Fahrrad. Man hat hier aber nur die Froschperspektive. Zu dem Aussichtspunkt bei Orellan gelangt man über einen Abzweig nach Osten. Diese Straße ist in vielen Abschnitten höllisch steil – ich schätze, dass es Spitzen bis ca. 20 % gibt. Kurz vor dem Aussichtsplateau befindet sich der Touristenparkplatz, auch Busse kommen hoch. Las Médulas ist eine Art Naturwunder von Menschenhand geschaffen. Die Römer – mal wieder – haben hier große Mengen Gold gefördert. Dazu haben sie die Berge durchlöchert und anschließend mit großen Mengen Wasser aus der Sierra de Cabrera via Kanalsystem geflutet. Vom abgetragenen Erdreich blieben kuriose Felsformationen übrig. Die Gänge und Schächte waren schmal, scharfkantig und sehr gefährlich, in denen zahlreiche Arbeiter ums Leben kamen. – Wer weiß, ob die Spanier das Gold der Inkas noch gesucht hätten, wenn nicht die Römer hier schon alles weggeschafft hätten… Vom Aussichtsplateau gibt es auch als Radroute ausgewiesene weitere Wege, die aber nicht auf die unten liegenden Wege zwischen den Felsen führen. Der Rundkurs nach Las Médulas ist nun nicht mehr asphaltiert, zunächst ein Steilstück, das ich auch nur schieben kann bei dem rutschigen Pistenuntergrund, dann wechselnd gute Piste, markante Besichtungspunkte sind augeschildert. Nach unten teils sandige Piste. In Las Medulas Restaurants und Übernachtungsmöglichkeiten, aber in bescheidenem Rahmen und gemütlich. Die Wege vom Besichtigungszentrum aus bin ich dann nicht mehr abgefahren (oder gelaufen). Die von mir vor der Reise recherchierte Verbindung vom Lago Carrucedo nach la Barosa existiert zwar (nicht auf Michelin-Karte), ist aber nicht ausgeschildert. Der Nase nach aber eindeutig. Die Topgraphie allerdings mal wieder unerwartet. Habe ich hier eine Ebene erwartet, geht es mal wieder steil hinauf. Müde und mit wenig Proviant, weil Sonntag doch in kleinen Orten alles geschlossen ist, finde ich nach den verpassten Restaurant-Gelegenheiten in Las Médulas erst in einer Raststätte an der N 120 eine Stärkung. Es ist nur mäßig sonnig, aber sehr schwül, ein sehr ermüdendes Radlwetter. Nach einem schwungvollen Abschnitt auf der N 120 folgen weniger befahrene Nebenstraßen nach Cacabelos – Weinanbau, Kirschen u.ä., Auenwälder. Richtung Vega de Espinaredo gibt es zwei Varianten. Meine über Villabuena, erst leicht durch Espenwald, dann mit mäßig-starkem Anstieg nach San Pedro de Olieros, an säulenförmigen Felsformationen vorbei, teils schluchtartig. Danach auf und ab auf enger Straße bis kurz vor San Martin de Moreda, dort kann man nach Burbia, wo es einen Camping gibt, abzweigen (Sackgasse). Die gut ausgebaute Straße nach Vega de Espinareda ist etwas stärker frequentiert, offenbar sind Camping und Freizeitangebote in Burbia als Ausgangspunkt in den Nationalpark beliebt. Über eine schweißtreibend zu erklimmende Berghöhe (Ausflugslokal) gelange ich vom Rio Ancares zum Rio Cúa – beide lassen sich nicht durchgehend entlang fahren, daher der komplizierte Wechsel. Von Vega aus ließe sich etwas einfacher am Rio Cúa entlang fahren um nach Asturien zu gelangen, dann aber nur über den Puerto de Cienfuegos. Schwieriger die Route zurück zum Rio Ancares und weiter via Candin. Zunächst die Straße nach Candin – sie ist gerade im Bau, d.h. unerwartet Schotter, ziemlich rutschig, aufreibend. Einige wenige Autos reichen, um mich in große Staubwolken zu hüllen. Der Anstiegswinkel auch ganz ordentlich. Klar ist, weit komme ich heute nicht mehr. Die zwei folgenden Pässe Richtung Asturien nicht mehr machbar. Ab dem höchsten Punkt der Strecke ist zwar die Abfahrt asphaltiert, aber in schlechtem Zustand. Es gibt nur noch Weiler und kleine Ansiedlungen. Auch Candin besteht nur aus wenigen Häusern, darunter immerhin ein kleines Hotel mit Restaurant an der Kreuzung. Wenig weiter, allerdings nicht auf meiner Route, gibt es in Pereda de Ancares einen Camping. So fahre ich das Tal ein Stück weiter hinauf, der Ort aber sonst fast frei von Infrastruktur. Auf dem Camping (ortsauswärts nach oben) verfügt immerhin über eine Bar, wo es auch etwas zu Essen gibt, wobei das aufgetischt wird, was vorhanden ist. Zu dem Steak mit Pommes bietet mir die Dame Spiegelei an – das passt nun nicht gerade gut zusammen – aber der ausgehungerte Radler greift mal wieder nach allem, was den Schein des Essbaren weckt. Ich komme hier gerade rechtzeitig mal wieder als Glücksbringer für fremde Fußballnationen: Im Jahre 2000 radle ich in Frankreich und Frankreich gewinnt die Fußball-EM, im Jahre 2006 radle ich durch Italien und Italien gewinnt die WM, im Jahre 2008 nun befinde ich mit Velo in Spanien – und siehe da: Spanien gewinnt die EM!!! – Das ist heute Abend, der Kreis der Feiernden ist hier zum Glück klein und der Spot gegenüber mir als Deutschen, dessen Nation gerade geschlagen den Fußballplatz verlässt, hält sich in Grenzen. – Immerhin: Ich habe diese Prognose hier im Forum vorher verkündet! – Ihr dürft schonmal Tourvorschläge für 2010 machen, für wen ich dann das Fußballglück erradeln soll… - ich höre schon, mach doch mal ’ne Deutschlandtour… Mo, 30.6., Pereda de Ancares - Candin - Pto. d. Cientuegos (1686m) - Pto. d. Cienfuegos (1686m) - Campa de Tormaleo (1037m) - Llanda - Sisterna - Alto del Campillo (1078m) - Degana - Pto. d. Cerredo (1359m) - Villablino - Villaseca H: La Terraza 40 € m.Fr. AE: Patates, Gambas, Rw, Rauchfleisch, Milchreis 25 € 84 km, 10,8 km/h, 1.775 Hm Kann man wenigstens hier so weit entlegen in den Bergen ruhig schlafen? – Ja, aber nicht ausschlafen: Das Weckkommando besteht aus einfallslosem, monotonen Kickereckiii, Hahn mit Harem streift ums Zelt. Kein Wunder, dass es zu jedem Essen Ei gibt… Die Sonne kommt wegen der Berge spät, immerhin sind die gewaschenen Sachen fast trocken, was dem leichten Wind zu verdanken ist. Vielleicht hätte ich noch etwas warten sollen, um mich gleich hier zu versorgen, denn in Candin gibt es nichts wie auch im letzten Dorf, bevor für lange Zeit die Zivilisation verschwindet. Es sind nur noch ein paar Notanker in der Tasche und das muss reichen bis ca. 19 Uhr – wie ich nicht ahne, genauso nicht wie den Charakter der folgenden Wegstrecke. Nach Suertes endet jeglicher Asphalt – auch hier irrt die Michelinkarte! – die gesamte Strecke von Suertes bis Tormaleo ist offroad. Es beginnt gleich mit einem Viehweg, Pfützen, ein Bauer kommt mir entgegen – was soll ich ihn nach der Straße fragen? – die Sache ist eindeutig, zurück eigentlich keine Alternative (da ist ja auch schon Schotter, s. Vortag.). Dann folgt die Kuhsperre, kräftige, gut gehörnte Rinder. Da empfiehlt sich erstmal absteigen und langsam vorbei. Nach den Wasserlachen steigt es stärker an, über Steinblöcke, fast Wandersteig, dann wieder etwas bessere Waldpiste und weiter oben durchgehend Schotter der üblen Sorte, kleine Teile musste ich schieben, der Rest war langsamstes Tempo bei hohem Kräfteverschleiß, wenngleich die Anstiege wohl nicht ganz so steil sind. Und dennoch: landschaftlich sensationell, die überhängenden Bäume unten, überall Wasserläufe, Kaskaden, Blumen. Noch nicht weit voran, pausiere ich an einer Brücke mit kleinem Fluss – es wird heute sowieso anders als geplant. Da war erst mal der Ehrgeiz weg. Die letzten Obstvorräte auch. Im offenen Gelände, in heißer Sonne, schweißüberströmt, hören die Berge meine Flüche, während mein Auge von der Schönheit verzückt ist. Auf dem Puerto de Cientuegos (Pass nicht ausgewiesen) gibt es superweiche Wiesen nebst dem allseitigem Blumensträußen. Die Abfahrt schon etwas besserer Schotter, unten ein paar Kühe zu sehen. In einiger Entfernung auch der Blick nach Guimara, der letzte Ort auf der Strecke entlang des Rio Cúa. Auch von dort aus aber nur Piste, wenngleich weniger steil und optisch besser. So lässt sich auch der erste Teil zum Puerto de Cienfuegos (Pass nicht ausgewiesen) besser fahren, wird aber bald aufgrund des dick aufgeschütteten Schotters so rutschig, dass sich die Qualität der des ersten Passes annähert. Insgesamt dieser Pass noch offener und weniger spannend, wenngleich ähnlich wie der erste. Die gleiche Höhe der beiden fast gleichlautenden Pässe scheint diesmal auf der Karte zu stimmen. Von hier an fahre ich durch Asturien, kehre aber nach dem Puerto de Cerredo zu Tagesende nochmal in die Ausgangsprovinz León zurück. Die Abfahrt hier extrem steil, eine Prüfung für die Bremsen, das Rad kaum zu halten. Ein weites Panorama öffnet sich, bald fallen Ortschaften im Tal ins Auge und ein großer Tageabbau für Kohleförderung. Bei einer unausgeschilderten Verzweigung bleibt nur der Instinkt – fahre rechte Hand und komme oberhalb von Tormaleo direkt beim gleichnamigen Pass raus (linke Hand wahrscheinlich nach Luina). Endlich ein Straße von feinstem Asphalt! – Die Tageszeit weit vorangeschritten, schon vom Vortag her gewaltiger Rückstand, habe ich längst beschlossen, die Runde über den Puerto del Connio und den Puerto de Ranadoiro zu streichen und gleich nach Osten durchzufahren. Immerhin erreiche ich durch diese erhebliche Abkürzung so doch noch fast mein Etappenziel. Die Fahrt nun durch einen riesigen Talkessel und Canyon, die Straße weit rum, faszinierende Berghänge, ideales Terrain für Geier und andere Greifvögel. Auf der Straße starke Frequenz von Kohle-LKWs. Bei Sisterna ein erneuter Anstieg, nicht aus der Karte zu ersehen, ziemlich schwer. Aber nicht sehr lang. Aus wasserreichem Wald heraus hinauf in aussichtsreiches Wiesen- und Hügelland. Nach der Abfahrt nach Degana suche ich auch hier vergeblich geeignete Verpflegung – ein kleiner Krämerladen hat nicht mal Brot, nur Cracker u.ä. Immerhin dann endlich in Cerredo ein kleiner Lebensmittelladen, unglaublich schlecht aber auch hier das Angebot – das man eine einzelne faule Tomate noch zum Verkauf anbietet, ist eigentlich schon frech. Eigentlich wäre es besser, eine Bar aufzusuchen. Immerhin ein paar Dosen, abgepackte Milchbrötchen, Joghurt, etwas Süßes – gewissermaßen Frühstück und Mittagessen am Abend... Der Puerto Cerredo ist dann einfach zu nehmen viel Wald, oben Kuhwiesen, Abfahrt nach Villablino, einigermaßen städtisch, Wintersportort. Noch leicht aufwärts bis Villaseca, dann wird’s steiler. Ein Möglichkeit zum Wildcampen scheint sehr schwierig, Nacht wird wohl auch kalt. Ohne ein richtige Mahlzeit geht es jetzt sowieso nicht weiter. Ich kehre in den Ort zurück und nehme Qaurtier im Hostal „La Terraza“. Die Zimmer sind nett eingerichtet, wenn auch wieder sehr klein, es gibt keine Nummern, sondern ich wohne z.B. im Zimmer „Auerhahn“ (urogallo), der Auerhahn ist dann auch auf dem Schlüssel als Messingbeschlag. Für das kleine Bergdorf ohne Attraktionen ein doch recht hoher Preis, das Frühstück verdient keiner Erwähnung (Kaffee, eine dicke Toastscheibe mit Marmelade). Anbei gleich zu Abend gegessen, gute und große Tapas. Ich bin trotzdem kein Fan der Tapas – nicht zuletzt bekommt man selten eine geeignete Speisefolge hin. Es ist immer ein bisschen wild zusammengewürfelt – insbesondere wenn dann das eine oder andere ausverkauft ist. Der Service ist meist auch damit überfordert, die Gerichte nacheinander aufzutischen, bzw. Zusammengehöriges gleichzeitig. Bildergalerie Castilla y Leon (NW) – wie immer Bild anklicken: Fortsetzung folgt.
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#460703 - 08/15/08 08:56 AM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées
[Re: veloträumer]
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Hallo Matthias, ich habe Deinen Beitrag jetzt erst entdeckt, da kann ich ja lange warten, dass da was in "Reiseberichte" aufkreuzt. Wie immer eine korrekte Auflistung von gefahrenen Strecken, Höhenmetern und Pässen (ich weiß das bei mir nie und bin zu faul das nachzuforschen)und : DES ABENDESSENS. Das ist originell und gefällt mir! Das es in Nordspanien feucht ist wundert mich nicht, man bedenke die Nähe zu den britischen Inseln. Als wir vor ein paar Jahren da oben herumgekurvt sind, hat man vor lauter Nebel die ganzen Windmühlen nicht gesehen...Mir geht es allerdings so wie Dir, ständige Nässe macht mich auch mürbe, ich befürchte aber, dass wir uns auf immer feuchtere Sommer einstellen müssen. Bin gespannt auf die Fortsetzung. LG nat
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#460730 - 08/15/08 11:19 AM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées
[Re: natash]
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Hallo Matthias, Das es in Nordspanien feucht ist wundert mich nicht, man bedenke die Nähe zu den britischen Inseln. - So gesehen liegt Karlsruhe natürlich in der Einflugschneise der Londoner Flughäfen...
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#461557 - 08/19/08 05:02 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées
[Re: veloträumer]
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Es wird bei dem Wetter Zeit für eine Fortsetzung - so soll es sein (Bildergalerie wieder am Ende): Teil 4: Asturias, Cantabria I, Castilla y León – Reserva Nacional de Somieda, Parque Nacional de los Picos de Europa, bis Playa OyambreDi, 1.7., Villaseca - Piedrafita - Pto. d. Somiedo (1486m) - Pola de Somiedo - Alto de la Farrapona (1708m) - Pto. Ventana (1587m) - La Plaza - Caranga - Alto de la Cobertoria (1173m) - Pola de la Lena - Ujo C: wild 0 € AE: Wildgulasch, Rw, Käsekuchen ca. 18 € 135 km, 13,5 km/h, 2.620 Hm Entgegen meiner Annahme des Vorabends bleibt die Steigung Richtung Piedrafita gemäßigt. Eindrucksvolle Bergketten zeichnen den Horizont der leicht hügeligen Hochebene, der Rio Sil verschlafen ruhig unter Brücke in ein Schlucht nach Norden sich wendend (eine Abkürzung hier direkt entlang möglich). Direkt am Abzweig zum Puerto de Somiedo wäre auch in Piedrafita ein Hostal gewesen, möglicherweise etwas günstiger. Die weitere Fahrt nur ganz leicht ansteigend, erst kurz vor Santa Maria del Puerto ein wenig anziehend. Pferde- und Kuhweiden, in der kleinen Talsohle ein paar Wasserfälle und die sanft geglätteten Hügelberge prägen das Bild. Der Puerto Somiedo, nunmehr in Asturien, beendet die Hochebene, weitgeschwungen eine Abfahrt dürch immergrüne Wiesenhänge mit Ginster und Wald durchsetzt, die Berge nun mächtiger und näher rückend, schroffer, eher eine alpine Berglandschaft. Nach den ersten Siedlungen beginnt die Schlucht am Rio Somiedo, wird zunehmend schmäler, der Fluss rauschend nahe daneben. In Pola de Somiedo besteht dann wieder Versorgungsmöglichkeit, der Ort ein wenig touristisch, Camping, ein paar Souvenirs mit etwas handwerklich Kunstfertigkeit – was ich auffällig selten in Nordspanien gesehen habe, auch Postkarten bekommt man keinesfalls überall. Da ist noch Marktpotenzial. Ich schaue in Umgebungskarten zum Wandern und Mountainbiken und bekomme daher ein paar wertvolle Hinweise für die Weiterfahrt, denn meine Michelinkarte führt etwas in die Irre wegen einer falschen Passbezeichnung: Der vom Verlauf her eigentlich richtig eingetragene Pass – auch die Höhe ist korrekt – heißt tatsächlich Alto de la Farrapona! – Der Puerto de la Mesa existiert auch, allerdings als Wandersteig, der von der nämlichen Passstraße oberhalb von Salienca abzweigt und weiter nördlich liegt. Der untere Teil des Alto de la Farrapona nach Pola ist ebenfalls Schlucht, eindrucksvolle Felsen, Gesteinsfalten, Felsnadeln, viele Blumen – sehr schön. Bäuerliche Besiedlung – auch einfache Unterkünfte bis hin zur letzten Siedlung Salienca zu finden. Dort beginnt der stärkere Anstieg, die Straße ist neu asphaltiert. Sie dient als Zufahrt zu mehreren Seen, die vom Farrapona-Pass aus zu Fuß oder mit dem Rad zu erreichen sind, Autos müssen auf einem Parkplatz am Pass abgestellt werden. Ich besuche die Seen nicht, weil es abwärts geht und ich anschließend wieder unbekannt viele Höhenmeter zurück muss und die Zeit schon weit vorangeschritten ist. Es ist außerdem sehr kühl und wolkig, da geben Bergseen kein gutes Bild ab und Spaß macht es auch weniger. Auf der Passauffahrt sieht man einige der traditionellen Cabanas (Teitos), die von den Wanderhirten im Sommer genutzt wurden bzw. werden – denn auch heute noch leben etwa 50 Familien dieser Hirtennomaden mit einer ganz eigenen Kultur und Folklore im Somiedo-Gebiet. Eine andere Attraktion sind die Horreos, Kornspeicher, deren typische asturische Variante auf der Ostseite des Farrapona-Passes in Torrestio besichtigt werden können. – Noch ein Fehler in der Michelin-Karte: Die Ostseite ist abwärts bis zur ersten Siedlung nicht asphaltiert! – Die Piste ist optisch recht ordentlich, an einigen Stellen allerdings stark ausgewaschene Rinnen und dann doch sehr rutschig. Die Landschaft anders, viel offener, unten lieblich, Wiesen und Weiden mit Kühen und Pferden, bald sehr viel Ginster, der auch die unteren Hänge der Berge beim Puerto Ventana prägt. Dieser Pass auch wegen Gegenwind von Süden nicht schwer, aber zäh – weites Panorama nach Süden. Nach Norden dann wieder ein deutlicher Landschaftwechsel, alpine Wald- und Wiesenlandschaft, grandiose Kurven an Hängen mit dichter Vegetation und verschiedenen Baumarten, dazu Blicke ins Bergtal. Bald schnürt sich das Tal zur Schlucht zusammen, grandiose Felsen schießen empor. Dieser Teil ist eigentlich eindrucksvoller als der zweite Teil, der als La Senda del Oso bzw. Teverga-Schlucht bekannter ist. Am Ende der ersten Schlucht lässt sich ein Berg durch halboffene Höhlengänge (Bärenpfad, irgendwo gibt es dann auch ein Bärenhaus) erwandern oder erradeln oder eine Höhle besuchen (mit Führung, es gibt ein Tickethäuschen dort). Mein Zeitfenster ist mal wieder weit nach hinten gerutscht. Ich könnte einfach durchrauschen nach Oviedo und damit ein attraktives städtisches Etappenziel zu guter Stunde erreichen – allerdings bei den bekannten Problemen für eine preiswerte Unterkunft und einem Rückstand gegenüber dem Plan. So bleibe ich lieber auf meiner geplanten Route und beginne bei Caranga den Weg etliche Höhenmeter hinauf, wohl wissend, dass ich in die Dunkelheit kommen werde. Ich rechne mir aus, irgendwo ein einfache Unterkunft zu finden, doch bleibt das am oberen Bergteil aus – nur ein exklusives Hostal findet sich in Llanuces nicht allzu weit unter der Passhöhe. Im unteren Teil gibt es einen Stausee mit Anglerromantik, weithin im Tal sind die Berghänge besiedelt, Häuser mit roten Ziegeldächern und oft bis in hohe Steillagen weit abseits der Hauptstraße. Der Pass gewinnt zunehmend seine Kontur – sehr steil, unnachgiebig, ohne Erholungsabschnitte. Aufgesprühte Namen bedeuten, dass hier die Vuelta der Profis unlängst hinauf fuhr. Der Alto de la Cobertoria (Name nicht auf Michelin-Karte) erweist sich schließlich als einer der schwierigsten Pässe meiner Tour! Oben fahre ich schließlich in eine Wolke, es ist ziemlich kalt, mittlerweile dunkel. Dann auch noch Baustelle: Die gesamte Ostseite im Bau, erst eine Umleitung, dann über die Sandpiste hintunter, teils kaum eine Seitenbegrenzung zu erkennen. Keine Abfahrt, sondern heftige Bremsorgie, alles sehr steil. Das Tal unten dann genau wie befürchtet: Pola de Lena ein großer Ort, kaum touristische Infrastruktur, Gewerbe- und Wohnstadt, an einer zentralen Verkehrsader – Autobahn, Eisenbahn. Es gibt ein 3-Sterne-Hotel – möchte ich vermeiden. Gehe erstmal gegen 24 Uhr essen in einer gemütlichen Taverne. Der Wildgulasch schmeckt wenig nach wild, ziemlich fade, seltsame Zubereitungsart (fast gekocht). Dafür ist der Käsekuchen mit Heidelbeersauce köstlich. Ich frage noch einen Tavernenmitarbeiter nach einer preiswerten Unterkunft, evtl. ein geeigneter Wildcampingplatz. Er weiß eigentlich keinen Rat, außer einem Hostal, dass aber geschlossen ist. Die Gegend hier absolut intensiv bebaut und bewirtschaftet, Gewrbe, Industrie, dann die Verkehrsachsen, keine freien Felder etc. Irgendwo eine kleiner Rückraum zur Straße an einem Schuttplatz hinter Holzbalken, lege meinen Schlafsack mit Unterlage aus – es ist hier unten erstaunlich mild. Ein Zelt ließe sich hier nicht aufbauen. Zudem Nacht schon weit vorangeschritten. Überall an den Hängen bellen Hunde, die offenbar meine Anwesenheit riechen. Keine Ruhe. Etwas eingenickt, ungefähr 4 Uhr nachts – es beginnt zu regnen, erst Niesel – packe die Zeltplane über mich – dann stärker werdend – beschließe zu packen – dann gießt es bereits aus Kübeln. Notdürftig zusammengerafft, Schlafsack und Unterlage mit Schnellspanner auf den Gepäckträger und weiter auf der Straße. Ich erreiche Ujo, eine Art Sanatorium oder Schule mit Veranda – erstmal unterstehen. Der Regen ebbt etwas ab. Ein riesige Zeder im dazugehörigen Parkgarten bietet geradezu trockenen Unterschlupf – also hier wieder hin mit dem Schlafsack. Ein paar Tropfen kommen aber auch hier durch, ein grelle Lampe sorgt zusätzlich für schlafloses Kopfzerbrechen. Mi, 2.7., Ujo - Cabanaquinta - Pto. d. San Isidro/Pto. Brana (1520m) - Cofinal - Pto. de Las Senales (1625m) - Pto. d. Tarna (1490m) - CL635/N625 - Pto. d. Panderruedas (1450m) - Posada de Valdeón H: Fonda Begona 24,50 € m.Fr. AE: Bocadillo, Rw 5 € 126 km, 13,3 km/h, 2.170 Hm Nach fast schlafloses Nacht versuche ich auf der Veranda meine Sachen trocken zu reiben – es bleibt regnerisch. Irgendwann kommt jemand aus dem Haus, grüßt, sagt aber sonst nichts. Im Tal des Rio Aller hängen die Wolken tief, düster das Licht – immerhin trockene Abschnitte oder nur leichter Niesel. Aber sehr kühl, sobald ein Wind geht, richtig kalt. Das Tal hier flach, parallel zur AS 112 (Kraftfahrstraße) mit etwas weniger Verkehr durch eine Kette von Orten, Gemüse-, Obstanbau dazwischen – nicht aufregend, aber hin und wieder ein bisschen idyllisch. In Cabanaquinta kaufe ich dann meinen Proviant zusammen, ich kann aber kaum etwas essen. Kaum lugt die Sonne heraus, ist sie wieder weg, bohrt sich ein kalter Wind in den Rücken oder nieselt es wieder auf mein gerade ausgebreitetes Frühstück. Das ist Radtour spaßlos. Der weitere Verlauf des Isidro-Passes weitgehend einfach, sehr offenes Gelände, nach kleinem Feldurchbruch dann aber doch noch zäher, etwas steiler über offene Bergwiesen mit Felsbrocken, Kühen, Pferden und Ziegen, verteilte Bauernhöfe. Kalt und windig am Pass, mit Dorf, Camping, Chalets, Wintersporteinrichtungen. Puerto de San Isidro und Puerto Brana bezeichnen übrigens denselben Pass. Wieder geht es nach Süden mit den typischen weiten Berglandschaften nebst Ginster und Weiden, zaghafter Tourismus, wieder Cabanas, ein kleiner See. Nach einer Abfahrt dann eine überraschende ebene Auenlandschaft. Eine südländische Allee, Feuchtwiesen mit Störchen, Greifvögel am Himmel, Getreidefelder. In Pueblo de Lillo finden sich hübsche moderne Cabanes, die als Casa Rurales fungieren. In Cofinal noch eben, am Rast- und Spielplatz pausiere ich, trockne Schlafsack und Zeltplane. Es ist bei wenigen Sonnendurchbrüchen warm – sobald die Wolken dichter werden aber wieder kühl, der Wind tut sein übriges. Kurzschlaf. Es beginnt eine nicht so schwere Passauffahrt mit sehr abwechslungsreichen Facetten – Wasserfälle (los Forgones), Farne, Buchen, Birken, Kiefern, Heidekraut, Disteln, Ginster, Fingerhut, Kleeblumen, seltsame Gräser, Doldengewächse usw. – toll. Ich habe einen guten Rhythmus, doch das Wetter will nicht besser werden – auch die obersten Waldhänge vernebelt wie der Puerto de Las Senales selbst – schnell weiter, runter zum Puerto de Tarna, in meiner Fahrtrichtung nur Überrollpass nach unten, landschaftlich langweiliger. Mittlerweile vier Lagen auf dem Oberkörper. Nach Südost wieder weite Wiesen- und Weidehügel mit Ginsterbewuchs, Flusslandschaft mit Pappeln, alter Brücke. Wieder Baustelle, Fahrbahn wird ausgebaut, durch vorausgehenden Regen teils matschig, komme aber schnell durch. Es folgt ein großer Stausee, unter düsteren Wolken und im kalten Wind. Ich muss meine lange Hose überziehen, aber mir frierts weiter. Sommer ist nicht, Winter scheint nah. Die Auffahrt zum Puerto del Ponton (kurz vor dem Pass abgezweigt) ist sehr leicht zu fahren – leider verhindert das Wetter eine schnelle Fahrt. Es regnet bald stärker, stehe kurz bei einem Bauernhof unter, des Bauern Hunde bellen aber nicht einladend, auch wenn der Bauer die Lage entspannt. Es ist auch Zeit weiterzufahren, also durch den Regen, wieder etwas schwächer. Mit dem Abzweig zum Puerto de Panderruedas wieder eine neue Landschaft, weiche, feuchte Bergwiesen, von Wasseradern durchflossen, von Hainen durchsetzt, geradezu lieblich. Das Panorama nicht sichtbar, Wolken überall. Am Pass dann doch noch ein Rest der großen Bergwelt nach Norden zu erkennen. Die Abfahrt muss ich etwas langsamer angehen, weil zu kalt. Fest steht: die Nacht nicht im Zelt! – In Soto de Valdeón kann ich ohnehin keinen Camping ausmachen – auch wenn es nach Michelin- und lokaler Ortskarte dort einen geben soll. Ausgeschildert ist aber nur der Camping in Santa Marina de Valdeón (im Anstieg auf der anderen Seite zum nächsten Pass). In Soto auch kein Restaurant. Also zum Hauptort Posada de Valdeón. Ein Centro Rurales bietet das Zimmer für 45 Euro an. Verhandlungsunwillig. Nein, Danke. Mitten im Ort eine Pension. Dort nur 20 Euro, Frühstück kommt aber extra. Kurz vor 22 Uhr Küche bereits geschlossen wie im gesamten gesamten Bergort – untypisch Spanien, aber typische Berge. Lediglich ein urtrockenes, liebloses Bocadillo, das in der Hand halb zerbröselt, bietet mir ein nobler aussehendes Hotel/Restaurant an. Dafür gibt es eine satte Negativwertung. Im Zimmer öffne ich dann noch eine Dose Calamares und verspeise diverse Käse- und Kuchenvorräte. Ich bin ja nicht auf Diätreise. Do, 3.7., Posada de Valdeón - Pto. d. Pandetrave (1562m) - Pto. d. Glorio (1609m) - La Vega - Potes - Panes - Las Arenas C: Naranjo de Bulnes 9,60 € AE: Spaghetti Cabrales, Patatas, Rw, Pudding ca. 16 € 110 km, 16,6 km/h, 1.100 Hm Endlich mal wieder eine erholsame Nachtruhe! – Morgens beim Frühstück einige weitere Einzelreisende – sie wollen hier die Cares-Schlucht erwandern – ein Deutscher und eine Belgierin. Das Frühstück noch ganz passabel – Toastbrot, Marmelade, frittierte Teigringe, Kuchen, Madelenas. Ein Wunder – der Morgen im herrlichsten Sonnenlicht! – Die Bergkulisse der Picos de Europa grandios! Man fühlt sich wie in den Dolomiten. – Mit Brot und Kuchen der örtlichen Bäckerei geht es nun eine steile, enge Straße nach Santa Marina de Valdeón. Traumhafte Ausblicke – immer wieder neu die Perspektiven, faszinierende Bergblumenwiesen, blaue Lilien, frühmorgendliche Lichtbrechungen. In Santa Marina weniger Hotels als in Posada, aber auch alles Nötige vorhanden, dazu ein traumhaft gelegener Camping. Oberhalb des Ortes dann die Straße breiter und weniger steil. Das Bergpanorama aber bleibt sensationell. Schroffe zackige Felsen wie auch sanfte Kuppen. Die Südseite des Pandetrave-Passes wieder mit überschwenglichem Ginstergelb, Pappeln und grünes Buschwerk entlang des Flusses. Der liebliche Charme wandelt sich in Gargantas zu einer eigenartigen Felslandschaft, fast schwarz das Gestein, im starken Kontrast zum Ginster. Es beginnt aufwärts gleich eine recht kurze Schlucht mit nämlichen Gestein, die einen besonders exotischen Reiz ausübt. Auch dieser Teil verdient eine 5-Sterne-Wertung. Mit der Ortschaft Lláneves de la Reina endet die Schlucht und weite offene Bergweisen entfalten eine enorme Blumenvielfalt. Ein Fluss bietet eine Möglichkeit für die Siesta. Mit dem Puerto de San Glorio fahre ich erstmals nach Kantabrien rein. Das Gebiet um die Picos de Europa teilen sich gleich drei autonome Regionen Spaniens, daher auch der stete Wechsel der Regionen bei meiner Teilumrundung dieses Bergmassivs. Wie schon in Asturien – hier vielleicht noch stärker – fallen die roten Dachziegeldächer auf, sehr intensiv in der Farbe und massiv dick. Die Abfahrt nun ein berauschendes Erlebnis, langgezogene Kurven, das Gefälle eher mäßig, wird aber durch die Konstanz ordentlich schnell, sensationelles Panorama ins Tal mit Bergwiesen und Bergdörfern, in der Ferne Bergketten der Cordillera Cantabrica. Weiter unten wird es schluchtartig, Büsche und Wälder rücken näher. Bei einem Fotostop im oberen Teil saust ein Rennradler an mir aufwärts vorbei – es ist ein Profi, wie der gleich drauf folgende Begleitwagen verrät. Eigentlich herrscht heute Kaiserwetter, trotzdem ist die Luft nur ca. 22-23 °C warm und mit dem aufkommenden Wind Richtung Potes sinkt die Fühltemperatur deutlich, ich muss die Windjacke überziehen. Potes dann ein quirliger Touristenort, internationales Sprachengewirr, Terrasen, Balkone, Villen, alte Bürgerhäuser, mittelalterliche Gässchen, Türme, Holzfassaden – Souvenirs und Verkauf regionaler Produkte aus dem Liébana-Gebiet überall. Besonders hervorzuheben das Käseangebot (Blauschimmelkäse u.a.), Wurstwaren aus Hirsch und Wildschwein sowie Liköre. Auch ein Schokoladenladen weckt meine Aufmerksamkeit… Das Preisniveau ist ziemlich hoch, unterscheidet sich nicht von dem für gute Produkte in Frankreich. Leider fehlt mir die Zeit, die Bergstraße nach Fuente Dé (Stichstraße) abzufahren. Ich habe den Eindruck, dass sich das lohnen würde. Bald beginnt die eindrucksvolle Schlucht La Hermida – auf einer Länge von 20 km vom Fluss Deva geschaffen, mit Felswänden bis zu 600 m hoch. Eingangs sehe ich mich dem Gegenwind ausgeliefert, fürchte die Kanalwirkung der Schlucht. In diesem Moment fahren zwei Radler an mir vorbei – ein Vater mit seinem Sohn. Er erkundigt sich nach meinem Vorhaben und gibt mir einem aufmunternden Klaps. Beide scheinen davonzuziehen, ich merke jedoch, dass der Wind doch weniger stark als angenommen ist. Zu dritt fliegen wir dann entlang der Schlucht, mit ca. 32-35 km/h. Der Junge ist gerade mal 10 Jahre alt! – Nach kurzer Führungsarbeit halt ich mich hinten, um während der Fahrt Fotos zu machen – nicht einfach bei solcher Geschwindigkeit, stetigen Kurven und zahlreichen Autos, die auch noch die Kurven schneiden. Inmitten der Schlucht leigt der Ort La Hermida, hier verabschieden sich die beiden und ich fahre zwar auf hohem Niveau, aber etwas entspannter weiter. In Panes noch ein kurze Stärkung aus dem Potes-Proviant und weiter geht die Fahrt, nunmehr am Rio Cares entlang, idyllisch im eng bewaldeten Tal, bald zur Schlucht sich verengend. Die Steigung sehr mäßig, fast flach, erst spät ein paar kleine Steigungen. Nur so kann ich auch noch bei Dämmerung Las Arenas erreichen. Der Camping noch vor dem Ort, mit Restaurant, offenbar beliebt für Kanu- und Raftingtouren. Sehr originell die geräumigen Sanitäranlagen, ein bisschen Western-Stil, zweistöckig angelegt. Im Restaurant gibt es Spaghetti mit dem Käse der Gegend, dem Cabrales-Käse. Es ist ein sehr intensiv-herber Streichkäse, der aus Kuhmilch oder Kuhmilch und Ziegenkäse bestehen kann. Als Käse nur auf dem Brot fast schon zu streng, ist er ideal, um Saucen zu kreieren, die nicht nur zu Pasta, sondern auch zu Fleisch passen. Fr, 4.7., Las Arenas - Poncebos/Cares-Schlucht - Las Arenas - AS115/AS114 - Alto de las Estazadas (?m) - Alto de Ortiguera (?m) - Llanes - Playa la Ballota - Colombres - San Vicente - Playa Oyambre C: Playa Oyambre 9,60 € AE: Käsekroketten, Steak, Rw, Pudding, Cafe 23,50 € 105 km, 15,1 km/h, 1.070 Hm Die Nacht war trotz niedriger Meereshöhe ziemlich kalt, Sonne zunächst hinter Wolken, Abreise ein wenig spät. Zunächst verlasse ich die AS 114 um weiter dem Rio Cares und seiner Schlucht zu folgen. Schon morgens sind etliche Autos auf der gut ausgebauten Straße unterwegs. Die Schlucht hier immer imposanter, der Fluss fast neben der Straße. In Poncebos gibt es dann weitere Auffahrtmöglichkeiten nach Bulnes und Tresviso (einer der wichtigen Käseorte). Wer sein Auto stehen lässt, kann auch mit der seit 2001 bestehenden Standseilbahn nach Bulnes, um dann weiter in die Bergwelt der Picos de Europa zu wandern. Noch ein kleines Stück weiter am Cares-Fluss ist dann Schluss für Autos und ein Wandersteig führt oberhalb in die Schlucht weiter nach Cain auf der südlichen Seite. Der Steig ist nicht mit dem Rad befahrbar und für das Begehen mit Radschuhen ungeeignet. Geradeaus, nur gemäßigt steigend, führt ein Fahrweg entlang der Schlucht. Es wundert mich, warum alle Wanderer den schwierigen Steig nehmen und nicht geradeaus laufen. Nun, ein knapper Kilometer später ist dann auch für mich Schluss: Gestein von einem Erdrutsch blockiert die Piste, die wahrscheinlich befahrbar wäre, wenn hier keine Hindernisse wären. Ober durch die ganze Schlucht führt, weiß ich nicht (müsste nach Karte so sein). Ich fahre zurück in mittlerweile kräftiger Sonne, kaufe mir Proviant in Las Arenas und folge weiter der AS 114, die bald ein paar stärkere Steigungen aufweist. In Poo dann der sensationelle Blick auf die greifbar nah erscheinende Kette der Picos de Europa mit dem Naranjo de Bulnes, der mit 2519 m zwar nicht der höchste (Torre de Cerredo, 2648 m), aber bekannteste Berg der Kette ist. Monolithisch stakt er wie ein stumpfer Keil aus dem Boden heraus. Nach der Passüberquerung verlasse ich die AS 114 und damit die Bergwelt, es geht Richtung Küste in gemäßigter Abfahrt und mit leichtem Gegenhang im unteren Teil. Llanes zeigt eine Reihe hübscher Seiten, alte Burganlage, pittoreske Fassaden, reizvoller Stadtstrand, heimeliger Hafen, quirlige Gassen mit Sidrerias, wo der beliebte Apfelwein in kurioser Weise serviert wird (langer Strahl ins Glas, wozu ein gewisse Kunstfertigkeit gehört). Ich gönne mir keine lange Pause, weil ich eigentlich am Playa Ballota meine Siesta machen möchte. Diesen erreiche ich abseits der Hauptstraße via Cué (Villen, Ferienhäuser, Golfplatz) zu später Nachmittagsstunde und über eine üble, steile Schotterzufahrt, auf der sogar die Autos wegrutschen. Aber bekanntlich müssen schöne Plätze schwer erreichbar sein… - Da bald das Meer mit der Flut den Strand einnimmt, ist das Vergnügen auch nur von kurzer Dauer. Zurück auf der Nationalstraße herrscht starker Verkehr, aber ein breiter Seitenstreifen macht die Sache ziemlich erträglich. Mit ein wenig Rückenwind komme ich schnell voran. Mit Beginn der Autobahn an der Grenze zu Kantabrien ebbt der Verkehr auf der Nationalstraße deutlich ab. Von einer Anhöhe aus weite Blicke auf die Hügelketten des kantabrischen Gebirges, die vielen Wolken in den Bergen machen mich unruhig – nicht ganz zu Unrecht, wie der folgende Tag zeigen wird. Unter mir liegt dann San Vicente, dass mit seinen Brücken und der geschützen Meeresbucht ein fotogenes Kleinod bildet. Im Ort gibt es mittelalterliche Bauten, unten reihen sich zahlreiche Fischrestaurants aneinander, in denen schon gegessen wird, während ich noch weiterziehen möchte. An Stränden mit Surfern vorbei stehen noch ein paar steile Rampen aus, bis ich direkt beim Playa Oyambre campiere (weiter Campings in der Nähe). Auf dem großen Campingareal dominieren Stammgäste, außerhalb der eigentlichen Anlage der Platz für die Nomadencamper, dort die Sanitäranlagen drittklassig, aber der Platz über dem Strand erstklassig. Nur ein Hauch von Sonnenuntergang. Das Restaurant ist zwar okay, aber doch ein bisschen zu teuer. Bildergalerie Asturias, Cantabria I, Castilla y León – wie immer Bild anklicken: Fortsetzung folgt.
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#461586 - 08/19/08 06:39 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées
[Re: veloträumer]
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hai Matthias, echt tolle Bergfotos Ansonsten: diese Michelinkarten für Spanien haben mich mit ihrer Ungenauigkeit auch schon ziemlich geärgert - und : diesemal hast du ja echt eicne Vorliebe für federvieh! LG nat
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#462491 - 08/23/08 06:27 AM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées
[Re: veloträumer]
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Holá Matthias Herzlichen Dank für den faszinierenden Bericht und die Tolle Fotos. Hasta la vista
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#462538 - 08/23/08 12:05 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées
[Re: natash]
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So, jetzt kommen u.a. Viecher, die du nicht in Spanien vermuten würdest (Bildergalerie wieder am Ende): Teil 5: Cantabria IISa, 5.7., Playa Oyambre - Rioturbio - Ruisenada - Comillas - Cabezon - Sopena - Pto. d. Palombera (1260m) - Reinosa H: San Roque 42 € m.Fr. AE: Gegrilltes Gemüse, Entrecôte, Rw, Schokotorte 25 € 82 km, 11,9 km/h, 1.460 Hm Der Morgen beginnt mit dem, was die Wolken des Vortages über den Bergen andeuteten: Mit Regen und einer Küste Grau in Grau. Zeltabbau mit einer Stunde Verspätung. Der Naturpark Oyambre schweigt andächtig still mit Brackwassern, aus denen seltsame Baumstümpfe herausschauen, ruhige, schilfgesäumte Seen folgen mit reicher Fauna. Die Fischreiher haben wohl gut frühstücken bei solchem Wetter… - Mein Versuch, auf Nebenstraßen nach Cabezón zu gelangen, scheitert an mangelnder Auszeichnung. Ich ende nach einigen steilen Auf und Abs in einer Sackgasse auf einem Bauernhof. Der Regen teils heftig, stehe ein wenig unter. Eine Dame rät mir ab, die von mir geplante Route zu fahren, weil zu schwer und zu kompliziert. So kehre ich quasi im Kreis herum wieder nach Comillas zurück, ohne jedoch die Stadt durchquert zu haben. Die CA 135 ist stark befahren, wenig romantisch, aber auch einigermaßen leicht im Anstieg. Mäßig auch das Gefälle hinunter nach Cabezón. Seit zwei Tagen deutet sich der Bruch meines Ständers an, so ist es gerade recht, als ich stadteingangs einen Radhändler entdecke, der zu meiner wie auch seiner eigenen Verwunderung ein passendes Exemplar findet (15 €). Trotz kurzer Regenpause bleibt die Witterung garstig – kalter Wind nährt das Rheumagefühl in den Knochen. Es herrscht gerade Markttreiben in der Stadt. Leider lässt sich auch der hier frisch erworbene Proviant nicht mit Genuss verzehren, zu ungenehm die Wetterfront. Wenig weiter, eine Flusspark. Mache ein Regenfoto, ein Auto hält an. Ein Mann steigt aus – will ermich was fragen? – Nein, er gratuliert mir zu meiner Radtour, und bedeutet mir, dass er mich schon in der Gegend von Santiago de Compostela gesehen hat. Nach dieser kurzen Aufmunterung drückt wieder die Sicht in die anstehenden Berge auf das Gemüt. Tiefhängende Wolken lassen eine Wasserfahrt befürchten, die den jetzigen Niesel noch übertreffen wird. Das Val Cabuérnigo am Rio Saja entwickelt sich selbst noch im trüben Schleier zu einem landschaftlichen Highlight. Dichter, teils sehr schattiger Wald hängt bis über die Straße – erst alleenartig, Eichen, dann wilder, im oberen Teil dann fast ausschließlich Buchen – viele davon uralt, aufs seltsamste verwachsen – jeder Baum für sich ein Kunstwerk der Natur. Auf den Weiden fällt ein besondere Rinderrasse auf, die dieser Region ihre spezielle, geschätzte Fleischqualität liefert: Graurinder mit stark gewundenen Hörnern. Im unteren Teil kleine Orte mit einigen Unterkunftsmöglichkeiten. Zu dem stärker werdenden Regen kommt nun auch noch Müdigkeit. Ich suche kurzen Unterstand an einer Bushaltestelle, zu unbequem jedoch für einen Kurzschlaf. Ich denke sogar an Etappenabbruch, geradeweil eine nette Pension hier einläd. Doch wird’s was kosten – und schon jetzt so früh aufgeben? – Sage nein, und treibe weiter aufwärts. Nach dem Dokumentationszentrum des Naturparks Saja-Besaya endet jede Besiedlung, schier endlos erscheinen mir die Kurven hinauf in der triefenden Wolke. Trotz aller Unbill halte ich inne an der Dreifachkaskade – eine zauberhafte Anordnung von fallendem Wasser – bin zutiefst beeindruckt und spendiere für den Baumeister Natur spontan Applaus. Nur schwer lassen sich unter den Bedingungen überhaupt Fotos machen. Wie schön muss dieser Puerto de Palombera bei Sommerwetter sein!? Ich hoffe auf der Südseite schnell unter die Wolke zu kommen. In der Tat ist hier die Wolkenuntergrenze höher, es wird bald trocken. Doch keine Spur von Wärme. Es ist auch hier herbstkalt, grauer Himmel. Selbst weithin im Süden, soweit das Auge blicken kann, keine Wolkenlücke. Ganz Spanien in Grau? – (Der Schein trügt, zu gleicher Zeit erlebt der Süden und die Mitte große Trockenheit bei großer Hitze.) – Eine offene Hochebene breitet sich aus. Nach der kurzen Abfahrt springe ich vom Rad, von gewichtigem Schüttelfrost erfasst. Ich versuche es mit neuen Handschuhen, da die alten tropfnass sind. Doch bleibt das Kältezittern, kann kaum den Lenker gerade halten. Wohl erhalte ich heute den ersten harten Schlag gegen mein Immunsystem, was möglicherweise verschleppt Tage später noch nachwirkt. Mir ist nun alles am Wegesrand egal, kein Interesse in Fontibre die Ebro-Quelle per pedes zu besuchen. Dabei verpasse ich eine wohl noch günstige Pension in Fontibre, weil die wenigen Kilometer bis Reinosa leicht fallen. Dort aber nur wenig Unterkünfte. Ob es den in der Karte eingetragenen Camping gibt, kann ich nicht sagen, ich habe ihn erst gar nicht gesucht. Sehe eingangs nur eine 3-Sterne-Hotel am Hang zur Linken, eine größeres casa rurales zur Rechten, wo niemand aufmacht, in der Stadt ein 1-Sterne-Hotel, das belegt ist und lande schließlich im Rahmen meiner Informationsmöglichkeiten im einzig verbleibenden Hotel San Roque (auch 3 Sterne) stadtausgangs entlang meiner weiteren Route mit leider für mich teuren 42 € - das Zimmer immerhin sehr geräumig, das Frühstück bescheiden. Zum Essen laufe ich noch in die Stadt, eine Sidreria scheint sehr begehrt, kein Platz mehr, in der schließlich gefundenen Alternative speise ich aber auch gut. So, 6.7., Reinosa - Corconte - Pto. del Escudo (1011m) - Vargas - Barcenilla - Playa de Valdearenas - Liencres - Cabo Mayor (Santander) C: Cabo Mayor 10,70 € AE: Paella Meeresfrüchte, Kotelett, Rw, Eis 11,50 € 110 km, 17,1 km/h, 735 Hm Gut ausgeschlafen reise ich erst gegen 9 Uhr 45 ab, dicht bedeckter Himmel, 11 °C, kräftiger Wind – Spätherbststimmung. Gerade sattelt in der Straße auch eine spanische Radreisegruppe auf, kurzer Austausch über den einzig Englischsprechenden. Fotomotive finden sich in Reinosa kaum, ein Brücke über den noch jungen Ebro wohl das markanteste Symbol. Auch die folgende Landschaft am Ebro-Stausee liefert nur wenig gute Fotomotive, die Ebene und See zeigen wenig Konturen, das trübe Licht tut ein Übriges. Es ist Sonntag, entsprechend viele Rennradler unterwegs. Vom See sind es nur 200 Hm zum Puerto de Escudo, wo zahlreiche Greifvögel kreisen, auf den gegenüberliegenden Bergrücken sind Windmühlen aufgereiht. Die Abfahrt nicht kontinuierlich fallend, sondern auf und ab und damit zeitraubend. In Ontaneda Rast in einem netten Park, u. a. mit der regionalen Spezialität Quesada, eine Art Milchkuchen, schmeckt anfangs gut, aber bald doch sehr fade und in größeren Mengen gar ziemlich penetrant. Trotz gelegentlicher Sonnenstrahlen bleibt es kühl. Der Rio Pas zeigt auch im unteren Teil ein paar idyllische Seiten. Einen denkbaren Höhlenbesuch (Cueva del Castillo) schlage ich aus (1-2 km Anfahrt). Es folgen auf der Nebenstrecke CA 233 kleine Siedlungen und z. T. einzeln stehende Villen. Die Gegend scheint wohlhabend. Man riecht und ahnt es: die Küste naht. Nochmal ein kurzer steiler Anstieg, Reihenhaussiedlungen, dann fällt der Blick auf die Mündung des Pas-Flusses und die Dünenstrände. Im letzten Flussmäander noch ein Golfplatz. Es geht wieder leicht hoch, dann eine Stichstraße hinunter zum Parque Natural Dunes de Liencres – Eukalyptus- und Kiefernwald, Dünenstrände, teils flach, aber auch schroffe Felsen nach Osten, die hinteren Dünen mit einer ihr eigenen Flora. Wegen Sonntag trotz Nicht-Badewetter ziemlich Betrieb für Picknick oder Spazierengehen. Über dem Meer gibt es nach Norden hin Sonne, sie erreicht aber nicht die Küste. – Zu kühl zum ruhigen Verweilen. – Es ist noch recht früh zum Beenden der Etappe, aber zu spät für Ziele an meiner nächsten Bergroute – ganz abgesehne von dem noch dazwischen liegenden Naturpark Carbárceno. Der geplante Ruhetag in Liencres ward dem Verlauf des Vortages heute geopfert, der möglich Exkurs zur Hähle Altamira damit auch. Ich beschließe, der Karte zu vertrauen und den Camping in Santander zu suchen, obwohl ich die Stadt nicht in meinem Tourplan habe. Die Einfahrt auf einer nördlichen Route ist ziemlich übersichtlich, mehrere breiten Straßen laufen parallel entlang großer Wohnblöcke Richtung Meer. Ich schaue auf einen Busplan – und siehe da: der Camping liegt außerhalb am Cabo Mayor, günstig zu meiner Einfallroute gelegen. Am Stadion vorbei stoße ich auf den Strand El Sardinero im Norden der Stadt, mit gepflegter Promenade, Kunst und blumenreicher Parkanlage, noch weiter in Richtung Cabo Mayor folgen größere Grünanlagen, mehr zum Sporttreiben und Spazierengehen gedacht als zum Flanieren, Golfplatz vorhanden. Dazwischen nochmal Strand. Dann das Cabo Mayor mit schönem Leuchtturm auf großem Felsen, ein kleine Zufahrtsstraße wird abends abgesperrt. Ich besuche im Leuchtturm eine Ausstellung zum Thema Leuchttürme – Bilder verschiedener Künstler, in einem anderen Teil auch allerhand Utensilien mit dem Leuchtturmmotiv – von der Streichholzschachtel bis zum Schmuckwerk (das Fotografieren war nicht erlaubt, aber der Einlass gratis). Der Camping liegt direkt vor dem Tor der Leuchtturmzufahrt. Leider ist man weit weg von der Stadt, zu Fuß zu weit. Ich bleibe daher im Campingareal, um nicht wieder zu spät die Nachtruhe anzutreten. Im Restaurant gereicht das preiswerte Menu del Dia zum Sattwerden, aber nicht zum großen Genuss. Die dichten Wolken über den Bergen und die hier doch noch recht milden Temperaturen zeigen mir, dass es für diese Nacht keinen besseren Ort gegeben hätte. Leider verursacht eine grelle Straßenleuchte (ausgerechnet an der nachts ohnehin gesperrten Leuchtturmzufahrt) direkt anbei unruhigen Schlaf. Mo, 7.7., Cabo Mayor - Santander - Villanueva - Parque de la Naturaleza de Cabárcena - Carbárceno - San Roque de Riomiera - Portillo de Lunada (1350m) - Las Nieves - Espinosa H: casa rural …? 33 € m.Fr. AE: Kotelett, Rw, Käse 15 € 104 km, 11,7 km/h, 1.840 Hm Neuer Tag, neues Glück? – Zumindest hier an der Küste Sonnenschein am Morgen. Viele alte Bürgerhäuser sind fein herausgeputzt, der Prunk vergangen Adels ist gut erhalten. Nicht zuletzt wegen dem Wohnsitz Alfons XIII. im Magdalena-Palast fühlten sich Schöne und Reiche im 19. und 20. Jahrhundert von der geschützten Bucht Santanders angezogen und auch heute gilt Santander als noble Einkaufsstadt mit Boutiquen und kleinen Läden, ganz ohne große Einkaufsmärkte, die außerhalb der Stadt liegen. Mit traumhaften Blick auf das Meer und die Halbinsel Magdalena posiert eine Statue des Seefahrers, Journalisten und Dichters José del Río Saínz „Pick“. Seine Gedichte sind dem Meer verpflichtet wie könnte es anders sein. Doch ist er nicht der einzige Dichter und Literat der Stadt, ebenso wie die Reichen kamen auch die schöngeistigen Wortmaler gerne nach Santander, deren Geist auch heute noch in der Internationalen Universität Menéndez Pelayo weiterlebt und durch zahlreiche Büsten in den schönsten Gärten gewürdigt wird. Weiter südlich (bereits nach der Magdalena-Insel) sitzt Gerardo Diego auf einer Bank, den Blick auf seine „Bucht der Heimat“ verewigt – so heißt es in diesem Werk: Spiegel meiner mürrischen Kindheit, meine klassische, meine romantische Bucht, Trost voller Pracht, Schönste aller Schönen des spanischen Harems. Der Mond badet seine tausend Strahlen in dir – deine Flut, die ich liebe Tag für Tag -, Berge, Himmel und Licht spiegeln sich und huldigen dir. Meine Seele, all deine Stunden, eine nach der anderen, weiß, erkennt, nennt und bindet. Du warst die Wiege, die Amme meines umherirrenden Lebens und Mutter meiner Träume. Der Tod, oh Mutter, vereint mich mit dir, Wasser zu deinem Wasser, Sand zu deinem Sand.Ein besonderer Ort, der städtischen Hektik zu entfliehen, ist die Halbinsel Magdalena, großzügige Parkanlagen, ein Sandstrand mit Holzsteg, ein Leuchtturm nach Osten, ein weiterer auf einer kleinen Insel vorgelagert, der Blick weithin zu den gegenüberliegenden Buchten zwischen Somo und Langre und auf einem kleine Hügel mittendrin der markante Palacio Magdalena, heute Ort für internationale Seminare der Universität. Unterhalb nördlich gelegen alt wirkende Holzbarken – Nachbauten der Schiffe von Vital Alsar (Alzar), der damit den Weg südamerikanischer Einwanderer aus dem Pazifikraum nachweisen wollte. Zu meiner Begeisterung ist die Meerjungfrau zu einem Flirt bereit… So vergeht die Zeit wie im Fluge und bei Mittagshitze fahre ich stadtauswärts. Die Orientierung über die N 623 fällt nicht schwer, doch herrscht übler Lastenverkehr und kleine giftige Steigungen sowie ein austrocknender Gegenwind machen die Sache widerspenstig. (Man kann alternativ den Weg nach El Astillero suchen, von dort gibt dann einen Radweg direkt bis zum Eingang des folgenden Naturparks – ist aber ein Umweg.) Mit Verlassen der Nationalstraße dann weniger Verkehr, bleibt aber weitgehend schattenlos. Der Haupteingang zum Parque Naturaleza de Cabárceno befindet sich in Villanueva (Obregón) im Norden, zwei weitere Ein- bzw. Ausgänge gibt es nach Süden (Sobarzo, Cabárceno). Der Naturpark Carbárceno ist eine ziemlich einmalige Einrichtung in Europa, wohl sogar weltweit. In einem Gelände aus seltsamen Felsnadeln und Steinsäulen, die die Folge des Karstphänomens sind und aufgrund des Eisenerzes ein rötliche Farbe aufweisen, bewegen sich wilde Tiere aus Afrika, Asien und Amerika – gewissermaßen eine Mischung aus Safari-Park und Zoo. Die Schienenwege für die Loren der ehemaligen Eisenerzmine wurden zu Straßen ausgebaut, die sich mit Auto und auch Velo befahren lassen. Die Tiere bewegen sich in natürlichen Landschaften, von hohen Felsen und ergänzt durch Zäune abgegrenzt und für die Besucher gesichert. Für alle Tiere gibt es aber auch Stallungen bzw. Käfige als Rückzugsgebiet, wovon offenbar gut Gebrauch gemacht wird, zumal das Futter ja dort hingelangt und zumindest für die Raubtiere nicht im Freigehege zu erjagen ist. Der Park ohne Tiere wäre schon eine echte Attraktion, mit den Tieren wird er es auch besonders für Kinder und Familien. Es gibt auch Workshops und Lehrprogramme für ganze Schulklassen. Am Haupteingang gibt es neben Bistro und Souvenirladen auch noch ein Reptilienhaus sowie ein Vorführbecken mit Seehunden. Gerade hat u. a. eine Schulklasse auf der Tribüne Platz genommen und es gibt eine Show mit viel Animation zu sehen. Ich verweile aber nicht lange, weil ich ja auch noch weiterfahren sollte. Das Manko der Anlage: der Eintritt ist mit 18 € für Erwachsene und 12 € für Kinder ziemlich teuer – eine CD ist im Preis inbegriffen, leider kein Rabatt für Radler. Wer nicht mit dem eigenen Auto durchfahren will, kann auch offene Buggys ausleihen, Fahrräder lassen sich offenbar auch mieten. Für mich als Fast-nur-Durchgangsradler ein ziemlich ungünstiges Kosten/Nutzen-Verhältnis – ich entscheide mich dann doch für die Durchfahrt (werde noch ob der starken Steigungen gewarnt) und bereue es nicht. Ich fahre eine gewisse Hauptlinie, verzichte aber alle Tiere zu sehen. Löwen, Kängurus und Affen müssen auf den Anblick des verrückten Reiseradlers verzichten, die neu eingerichteten Gorillas noch am Parkanfang lassen sich nicht blicken, die Elefanten und Büffel am Parkende sind soweit entfernt, dass sie winzig erscheinen und kein Fotomotiv ergeben. Es sind etliche steile Rampen zu bezwingen, jedoch keine langen Anstiege. Auch die einmal beschilderten 27 % fallen nicht auf, weil nur ein Minihügel, der sich mit einem gewissen Abschwung vorher problemlos fahren lässt, andere Steigungen mit um die 15 % sind schwieriger zu meistern. Ausgangs in Cábarceno ein kleines, aber umfassendes touristisches Angebot, danach eine offene Weidelandschaft, die nur dünn besiedelt ist, fast kein Verkehr, auf und ab. Man gelangt in Liérganes am Rio Miera wieder fast auf Meereshöhe-Niveau – also kein Höhengewinn durch die Parkdurchfahrt. Es bedarf jedoch nur weniger Kilometer und Höhenmeter bis sich die Wolken wieder festgesetzt haben und fortan es zunehmend kühler werdend in die Berge geht, gleichwohl die Küste sonnig bleibt. Zunächst auch hier auf und ab, bevor das Tal schluchtartig wird und ein ziemlich anstrengender Anstieg folgt – immerhin sind es ja über 1000 Hm. Nur kleine Dörfer, in San Roque de Riomiera tatsächlich ein Camping, wenn auch sonst kaum Infrastruktur, kuriose Gesteinsfalten, dann schon bald offenes Weideland mit cabanas – schließlich die allfällige Wolke am Berg, weniger als 50 Meter Sichtweite – noch vergleichsweise „trocken“, nur leichter Niesel. Noch einmal gelange ich kurz nach Castilla y León, eine bäuerliche Gegend, mit aus Steinmauern parzellierter Kulturlandschaft, sogar ein Bauer noch klassisch auf dem Maultier reitend. Ich bin wieder kältegeschädigt, leichter Schüttelfrost, sehne mich nach einer Festunterkunft – zumindest eine warme Dusche. In Las Nieves zwei Bars, an einer steht der Hinweis casa rurales. Ich gehe hinein, der Wirt geht mit mir zu einem 500 m entfernten Haus, zeigt mir die Räume, alles ordentlich im Gegensatz zur Kneipe, wo Zigarettenkippen und Papier einfach auf den Boden vor die Theke geschmissen werden. Doch er kann mir keinen Preis nennen, muss erst den Besitzer anrufen. Dazu zurück zur verräucherten Kneipe, es dauert ungefähr 20 Minuten, bis jemand erreichbar ist, dann sagt er 45 € - mag sein, das man mir das gesamte Haus vermieten möchte, doch was habe ich davon – und hier so abgelegen in der Provinz ein geradezu unverschämter Preis für eine Einzelperson. Ich lehne ab, er rät mir nach Espinosa zu fahren – es gibt auch sonst keine Wahl, schließlich komme ich jetzt in der Dämmerung keine Pass mehr hoch. Espinosa ist zwar ein größerer Ort, blickt auch auf eine königliche Vergangenheit zurück, doch touristisch ist auch hier Magerkost. Ein Hotel in der Ortsmitte erscheint mir zu teuer zu sein, suche nach Alternativen. Ein junger Mann mit Auto sieht mich Umherirren, frägt nach meinem Ansinnen. Das Hotelzimmer vermutet er um die 50 €. Ich sage ihm, das ich etwas suche für maximal 30 €. Er telefoniert über ein Handy, geleitet mich per Auto noch zu dem casa rural, ebenfalls in der Stadt und wartet mit seiner Freundin, bis die freundliche Besitzerin kommt. Hier bekomme ich ein kleines, nettes Zimmer für 30 €, Frühstück für einen kleinen Betrag extra. Noch schnell in den Ort – mäßig schmackhaftes Abendmahl. Warme Dusche und Bett wirken wie die Nacht im Königspalast. Di, 8.7., Espinosa - Portillo de la Sia (1240m) - Pto. del Asón (682m) - Arredondo - Ramales - Laredo - Castro-Urdiales - Pobena H: Al. Pobena (Pilgerh., Zelt ged.), 5 € Sp. AE: Pollo, Rw, Käsekrok., Eis, Cafe 14,90 € 115 km, 15,0 km/h, 1.290 Hm Das Frühstück ist zum Selbstbedienen, alles vorbereitet, Kaffeeautomat, frische Orangen zum Auspressen, Früchte, Joghurt, Müsli u. a. – sehr ordentlich für die 3,50 €. So geruht und gestärkt fällt mir die 400 Hm im Anstieg zum Portillo de la Sia einigermaßen leicht, viele verstreute graumaurige cabanas in der offen Kulturlandschaft mit Weiden und Steinmauern, hin und wieder auch Blumen, Farne, Haine. Ein wohl seltsamer Kauz verarbeitet Plastik und anderen Zivilisationsmüll zu farbigen Kunstwerken, die er an sein Haus und Bäume gebunden hat. Unweit der Passhöhe kommt bei einer Fotopause ein Läufer an mir vorbei, hat etwa mein Bergtempo mit Rad. Wenig später ein freundlicher Rennradler, kurze Unterhaltung auf den letzen 100 Hm zum Pass. Nebst Windmühlen auf dem Bergrücken nach Norden ebenfalls die Landschaft zunächst offen, weites Panorama, die schrofferen Asón-Berge aber bereits zu sehen und nach Osten dichter besiedelt und sanftere Hügelberge. Hier wie auch später noch die Straße im Bau, hat sie notwendig, denn der Asphalt ist ziemlich schlecht. Dennoch für mich diesmal keine große Behinderung – außer dass zahlreiche LKWs mich weiter unten in Staub einhüllen. Der Puerto Asón nur ein kleiner Gegenhang nach der Abfahrt, dann folgen schöne Serpentinen hinunter mit Blick auf den gegenüberliegenden Wasserfall, der direkt an der Quelle des Asón in einem dünnen Strahl ein charakteristisches Bild abgibt. Zahlreiche Greifvögel kreisen am Himmel, auch ein Geiergebiet. Auf der Straße Kuhherden – zwei Kühe liegen tot am Straßenrand, werden gerade entsorgt. Sie sind offenbar am Steilhang abgerutscht, was mich nicht wundert ob der häufig ungschickten Bewegungen, die die Kühe machen, wenn sie z. B. vor einem harmlosen Radler wegrennen wollen. Die Kuhherde weiter unten passiere ich dann auch ganz vorsichtig, da ich Angst habe, tatsächlich eine Kuh in den Abgrund zu drängen. Da bleiben dann die Viecher stehen und gucken als hätten sie erstmals einen Radfahrer gesehen (joo, so gucken die Menschen manchmal auch…). Offenbar ist hier aber auch mal ein Radtourist zu Tode gekommen, wie eine Gedenktafel kurz unterhalb des Asón-Passes vermerkt – eine Warnung, die enge, holprige Strecke nicht zu wild hinabzusausen. Das Gefälle wird bald schwächer, waldreich, der Asón idyllisch nur mit kleinen Sprudeln. Wer sich für das Gebiet Alto Asón mehr Zeit nimmt, sollte sich auch den Höhlen widmen: Über 4000 Höhlen verzeichnet die Region, etliche mit prähistorischen Zeichnungen, andere eindrucksvolle Tropfsteinhöhlen. Ich komme durch die „Hauptstadt der Welt“ – so nennt sich Arredondo im Volksmund, weil von hier viele nach Amerika aufgebrochen sind, was hier indianische Einflüsse auf die Architektur hatte. Von der Straße sehe ich ein paar wohl steinerne Indianerzelte, der Ort abseits Straße, bin dann zu schnell weiter, als das ich nochmal zurück möchte, zumal es zunehmend heißer wird. Im untersten Teil des Rio Asón dann schon das Meer spürbar, schöne Villen und Bürgerhäuser in Ampuero und Limpias. Kleine Mittagsrast und weiter durch heiße Sonne und bei unangenehmen Gegenwind nach Laredo. Die Wohnblöcke an der riesigen Playa im Nordwesten, die Altstadt ohne Strand im Osten. Dort beginnt gleich eine Schleife nach oben, grandiose Aussicht auf die Bucht. Man fährt nach oben, das Meer wieder entfernt, ein dicht bebautes Hinterland, zweilen die Straße neben der Autobahn. Einige Reiseradler zu sehen, auch Wanderer am Straßenrand – es sind wieder Pilger, denn hier verläuft der El Camino Norte. Bei Nocina hinunter wieder in eine Bucht, leichter dann bis Castro-Urdiales. Leuchtturm, Kathedrale und Fischerhafen bilden eine pittoreske Einheit in Castro-Urdiales, Postkartenmotiv. Doch sind zahlreiche weitere verzierte Häuserfassaden zu bestaunen, touristisches Treiben in den Gassen und am Hafen – trotz oder gerade wegen der Enge bleibt ein lieblicher Charme. Nach Castro-Urdiales folgen einige heftige Auf und Abs, meist Meerblick und nahe der Autobahn. Der Verkehr wird dichter, der Großraum Bilbao kündigt sich an. Unauffällig ist man dann plötzlich im Baskenland, die Orts- und Hotelnamen werden zu Zungenbrechern. Ich folge einer kleinen Straße Richtung Pobena, kann dann bei Erreichen des Meeres auf einem Rad- und Fußweg der Küste folgen (Umweg). Nach Pobena dann aber eine Treppe hinunter, die ich nur nach Abmontieren der Packtaschen bewältigen kann. Der in der Michelin-Karte eingetragene Camping hier existiert nicht! – So, was nun, vor mir nur das Städtemoloch Portugalete/Bilbao/Getxo, die nächsten Campings zu weit im Nordosten der riesigen Bucht, die ja auch erst überquert werden will. (Wie der nächste Tag zeigt, ein Halbtagesprojekt, zumindest wenn man ein wenig besichtigen will.) Der kleine Ort hier hat zwei Restaurants, Hostal auch vorhanden – am nahegelegen Strand La Arena auch weitere Hotels. Schließlich entdecke ich eine Pilgerherberge. Da wäre ich sowas wie der Wolf im Schafspelz – weder in christlicher Demut unterwegs, und auch noch in der falschen Richtung. Nun, ich frage nach, eine junge Dame verwaltet die Herberge, eine Wiese mit Bäumen drumrum. Es kostet eine freiwillige Spende, ich frage, ob ich das Zelt aufbauen kann, ist mir lieber als in einem überfüllten und überwärmten Schlafsaal. Ja, geht, aber wegen der „Leute“ im Ort soll ich bis zur Dunkelheit mit dem Aufbau warten. Es gäbe sonst „Gerede“. Nun, das wirkt auf mich etwas befremdlich, denn wahrscheinlich sind dann auch die in „seltsamen Klamotten“ wandernden Pilger Anlass für Gerede… Nun, für die Nacht reicht es ja, die Straße übrigens auch des nachts nicht ganz ruhig, das Essen nahe bei ziemlich mager, die meisten Tapas ausverkauft – aber immerhin gibt es selbstgemachtes Eis (ziemlich selten sonst). Bildergalerie Cantabria II – bitte Bild anklicken: Fortsetzung folgt.
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#463652 - 08/28/08 08:14 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées
[Re: veloträumer]
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Und wieder ein kleines Stück weiter - so langsam auf dem Weg zur Tour der Leiden... (Bilder wieder am Schluss) Teil 6: Euskal Herria (Span./Frz. Baskenland, Pyrenées I)Mi, 9.7., Pobena - Santurzi - Portugalete - Bilbao - Asua - Derio - Mungia - Fruiz - Gernika-Lumo - Alto Autzagana (230m) - Durango - Manaria (~) C: wild 0 € AE: SV 116 km, 14,2 km/h, 1.190 Hm Um es vorweg zu nehmen: Gab es bisher kleine Störungen und Abweichungen, hin und wieder schlechtes Wetter und einen eher bescheiden Sommmer – so beginnen mit dem Baskenland die massiven Probleme – garstige Wetterverhältnis, Krankheit, entsprechender Leistungseinbruch und deutliche Routenänderung. Der Tag ist durchgehend sonnig und eher heiß. Morgens nervt die junge Herbergsbetreuerin mit dem ständigen Hinweis das Zelt schneller abzubauen – wegen der „Leute“. Obwohl ich fix bin, sind die meisten Pilger noch früher wieder auf Wanderung, müssen sie eben weniger zusammenpacken. Es gibt hier sogar ein einfaches Frühstück. Ich fahre zunächst in einem weiten Bogen um die Bucht (man hätte einen Strandweg via La Arena nehmen können), reichlich stinkende Petroindustrie trübt den Geruchssinn. Das gegenüber der Fabrikanlagen ein recht exklusives Hotel bestehen kann, wundert mich doch sehr. Die Straße hat zunächst ein Radspur, dann sagt ein Schild, Straße via Handelshafen gesperrt. Ich versuche es trotzdem, erst eine Schranke, wenig später ein Zaun und ein bewachtes Einfahrtsportal. Auch auf Nachfrage ist die Durchfahrt am Meer entlang definitiv nicht möglich (auf Michelin-Karte als normale Straße dargestellt). Um nach Santurzi bzw. Portugalete zu gelangen, gibt es mehrere Alternativen, topographisch und in punkto Ausschilderung ist die Lage aber unübersichtlich. Ich fahre über einen Berg, sehe von dort eine Straße mit Radspur parallel und unterhalb meiner Route. Hilfestellung bekomme ich zwischnedrin noch von einem Rennradler. Schließlich steil hinab durch Stadtgebiet zum Hafengelände von Portugalete. Einige kapitale Fische werden gerade direkt zwischen Kutter und Fischmarkthalle verkauft. Nach Norden der Hafen für die großen Personenliner, nach Süden beginnt eine raumgreifende Promenade. Viele sporttreibende Basken am Morgen, viele Männer marschieren oder joggen mit nacktem Oberköper. Ein fester, schneller Schritt auch bei den Frauen. Die Tennisanlagen ebenfalls schon gut besucht. Dann das architektonische Highlight, Unesco-Weltkulturerbe: die Puente Colgante, eine die Hafenbucht überspannende, filigran-aufwändige Stahlkonstruktion, mit einer einer am Seil aufgehängten „Schwebefähre“ – die älteste noch im Betrieb befindliche auf dem Globus. Das 1893 erstellte Bauwerk stammt übrigens unverkennbar von einem Schüler des Erbauers des Eiffelturms. Personen wie Autos können damit übersetzen. Man kann auch per Aufzug mit Führungspersonal hinauffahren und über die Stahlkonstruktion oben entlang laufen. Umher noch mehr Fotomotive, schöne Bürgerhäuser, das Rathaus. Die Promenade noch ein Stück weiter, dann verhindert einen riesiges Industrieareal die Weiterfahrt am Wasser. Es folgen mühsame Steigungen durch Stadt- und Wohngebiete, teils auch Ödland. Extremer Verkehr. Eine moderne Designbrücke symbolisiert die Fahrt in das Avantgarde-Ambiente Bilbaos. Zunächst jedoch hohe Bürgerhäuser, in geordneten Straßenzügen, breite Boulevards. Nicht unbedingt gut ausgeschildert, lande ich nach Nase und Karte fahrend am Park nahe dem Guggenheim-Museum. Kleine, hübsche Tempel, von Junkies belagert. Weiträumiger Park mit Wasserfontäne und Ententeich. Museum für moderne Kunst hier. Die Avantgarde in dieser Stadt omnipräsent. Wenig weiter dann das Guggenheim-Museum, von Baustellen umgeben. Surrealistischer, beeindruckender Bau, der Blumenhund davor allseits beliebtes Fotomotiv für die internationalen Touristen, Japaner fehlen auch heute nicht. Die Zeit für mich bereits weit vorangeschritten, verzichte daher auf einen Innenbesuch. Am Ufer des Kanals Radwege, blumengesäumte Promenadenwege. Dahinter tobt der Autowahnsinn auf den Straßen. Die Ausfahrt aus Bilbao nach Süden wohl noch einfach. Von mir gesucht die nach Norden Richtung Sopelana jedoch irreführend. Versuche es zunächst am Kanal entlang. Ein Autofahrer erkennt mein Ansinnen, warnt mich, dass es eine Sackgasse ist. Zurück, entscheide ich mich entgültig, abzukürzen, nach Mungia. Doch diese Ausfahrt nur durch verkehrsreichen Tunnel, für Radler offiziell gesperrt. Alternative nicht ausgeschildert. Nach einigen Nachfragen gelange ich schließlich auf eine Schnellstraße Richtung Flughafen, mit giftigen Steigungen, in der heißen Mittagssonne und neben rauschenden Verkehrsströmen sehr nervig, zermürbend. Für mich weiterhin verwirrend, erreiche ich schließlich doch die alte Straße nach Mungia – auch noch gut befahren, obwohl parallel Schnellstraße vorhanden. Sehr spät ein Eis aus einer Tankstelle, habe wohl zu lange das Essen hinausgeschoben, wegen Hitze auch keinen Hunger. Versorgung dann in Mungia, nette Wohnstadt, einige historische Bauten. Ich fühle mich schlapp und müde. Weniger Befahren dann die Route nach Gernika-Lumo – überraschend grüner, teils dschungelartiger Wald dann, leichte Hügel, launige Kurven, weniger befahren. Sehr viel Rennradler allerdings unterwegs. Allein heute sehe ich mehr Rennradler als auf der gesamten Tour bisher in Restspanien – die Basken sind radverrückt. Aber auch autoverrückt. Ab Gernika-Lumo nach Amorebieta extrem dichter Verkehr. Strecke sonst eigentlich ganz nett. Kein Höhengewinn, weil nach Autzagana-Pass wieder hinunter. Ebene, leicht zu fahrende Strecke, weiterhin guter Verkehr trotz paralleler Autobahn. In Durango zahllose Wohnkasernen (generell prägend für die Außenbezirke großer Städte in Spanien). Mit dem Abzweig zum Urkiola-Pass deutlich weniger Verkehr. Bereits Abendschatten von den Bergen her. Noch leichte Bergfahrt im unteren Teil. In Izurtza dann scheinbar eine Überraschung: Ein JH-Hinweis. Ich suche sie am Waldrand mit einem alten Turm. Ich erfahre schließlich, die JH gibt es nicht mehr. So bereite ich mich auf ein erneutes Wildcamping ein. Der Urkiola-Pass ist nicht mehr zu schaffen. In der Dämmerung fahre ich nach Manaria die ersten steilen Meter an Richtung Pass. Finde schließlich einen Waldweg mit Zugang zu einer Bergweide, guter Platz. Dosenproviant muss als Abendessen herhalten. Do, 10.7., Manaria - Pto. d. Urkiola (713m) - Landa - Gordoa - Etxarri-Aranatz C: Etxarri-Aranatz ca. 9,70 € AE: Fischsuppe, Filetsteak, Rw, Kuchen, Cafe 16,50 € 81 km, 16,0 km/h, 675 Hm Die Nacht war nach dem milden Abend dann doch überraschend kühl. Durch die Berge hier sehr späte Morgensonne. Ich habe einen schweren Kopf, leichte Übelkeit. Möglicherweise eine Folge der durchgängigen Sonnenfahrt gestern, des wohl zu wenigen, zu späten Essens. Ich starte erst um 10 Uhr 30, komme kaum den Berg hoch. Steil der Anstieg, ein paar eindrucksvolle Gebirgsblicke, erinnern kurzweilig an Dolomiten oder Julische Alpen, dann ist die Sicht durch dichten Wald behindert. Oben wenig Aussicht. Ein Restaurant mit Übernachtungsmöglichkeit wäre dagewesen. Auf der Abfahrt gelange ich durch ein pittosreskes Baskendorf – Otxandio. Es ist äußerst schwierig, Lebensmittelläden auszumachen. Oft kein Schild an der Tür, keine Auslage, abgedunkelte Fenster. Geradezu eine Geheimniskrämerei. Auffällig auch das überall präsente Unabhängigkeitsstreben der Basken. Auf vielen Straßenschildern mit dem Namen der Hauptstadt Vitoria-Gasteiz ist der erste, spanische Namensteil durchgestrichen. Andere politische Sprüche findet man aufgesprüht hier überall in der Provinz. Nur wenig später ein Stausee, äußerst ruhig gelegen. Ich versuche mittels Schlaf meine Kopfschmerzen und die Malad abzumildern. Doch irgendwie kann ich nicht gut entspannen. Der schwere Kopf bleibt. Viele Höhenmeter traue ich mir nicht mehr zu. Da ohnehin in Verzug, streiche ich den Besuch von Vitoria-Gasteiz und die Schleife durch die Sierra de Urbasa – wie ich einem Prospekt am Camping des Abends erkenne, eine eigentlich lohnenswerte Route. Die schnellste Route hier nach Osten führt über Landa an dem großen Stausee Ullibari vorbei. Der See allerdings nur anfangs mit den gut besuchten Badeplatz zu sehen, danach die meist gerade Route hügelig über Wiesen, Felder, Weiden und Dörfer – wenig aufregend, mal ein nettes Kirchlein herausragend. Insgesamt leicht, leider trocknet ein zäher Gegenwind die Schleimhäute schnell aus. Wieder viele Rennradler, eine Gruppe muss wegen Reifenpanne eines Mitgliedes anhalten. Auffällig, dass fast immer auch Frauen dabei sind. Immer noch mit Kopfschmerzen und leichter Übelkeit schleppe ich mich über das Land, versuche auch immer mal wieder das Tempo hochzuhalten. Das geht noch, Steigungen aber fallen mir besonders schwer. Es ist gleichermaßen heiß in der Sonne wie aber auch die Luft immer ein bisschen kühl erscheint. Häufige Pausen. Nach Süden schließlich bauen sich die Berge der Sierra de Urbasa auf – basaltartige Felskanten am Horizont wie ich sie aus den französischen Regionen Drôme oder Dordogne kenne. Ich sehne das Ende des Tages herbei, hoffe auf einen erholsamen Schlaf. Der Camping in Etxarri-Aranatz außerhalb, durch den Ort, über die Bahnlinie und dann innerhalb eines Eichenwaldes schön gelegen. Der Besitzer ruft mir von der Restaurant-Terrasse in drei Sprachen zu – nur in Spanisch nicht – auch ein politisches Bekenntnis – Basken sprechen lieber Englisch als das verhasste Spanisch. Der hohe Bildungsstandard und geübte Mehrsprachigkeit begünstigen dies. Das Abendessen gut, die Übelkeit verschwindet, dafür spüre ich im Laufe der erneut kühlen Nacht Halschmerzen und eine Infektion meiner Nebenhöhlen. Das Immunsystem hat ein Loch bekommen. Fr, 11.7., Etxarri-Aranatz - Irurtzun - Lekunberri - Alto de Uitzi (799m) - Leitza - Pto. d. Usateguieta (695m) - Doneztebe - Irurita - Arizkun - Pto. Izpegui (672m) - St. Etienne-de-Baigorry - St. Jean Pied-de-Port C: Municipal 4,50 € AE: Salat Chèvre Chaud, Spaghetti Bolognese, Rw, Cafe 21 € 134 km, 14,8 km/h, 1.540 Hm Der Tag zu Beginn noch leicht sonnig, Schleierwolken. Die entlegende Route über die NA 1510 schlage ich aus, um ein wenig aufzuholen (schwierige Bergroute). Unklar für mich, ob ab Irurtzun nach Lekunberri parallel zur Autobahn eine Straße existiert (laut Michelin-Karte nicht). Es gibt aber tatsächlich eine Alternativverbindung! – Hätte ich auf die Autobahn ausweichen müssen, wäre es unangenehm geworden, weil sehr starker Verkehr und bald auch ordentlich ansteigend. Auf der Nebenstrecke fast kein Verkehr, zunächst schluchtartig, danach stufenartig steile Rampen. Starker Gegenwind, kalt, dicht bewölkt. Lekunberri lädt mit attraktiven Häuserfassaden ein. Zeit zu Verweilen habe ich bei dem kalten Wind keine. Kurz vor dem Aspirotz-Pass zweigt die Straße zum Alto de Uitzi ab, wieder schwach frequentiert. Oben auch dieser Pass kurz sehr steil. Auch Leitza mit baskischen Vorzeigehäusern. Einen erneuten Versuch, eine Mittagsrast auf einer Bank einzulegen, muss ich abbrechen. Der kalte Wind bohrt sich derart unerbittlich durch die Kleidung, dass ich nicht ruhig sitzen kann. Ist das Sommer im Süden? Wo die Pyrenäen beginnen, ist nicht klar definiert. Geografen setzen die Grenze meistens im Val Bidasoa an. Betrachte ich die Landschaft hier mit den sanften günen Hügeln, so würde ich die Verbindung Pamplona–Tolosa weiter westlich als Grenze ansehen – so macht es auch der Reise-Know-How-Reiseführer. Jedenfalls beginnt hier eine liebliche Berglandschaft, die Straße alleenartig mit sanfter Steigung, darunter die sattgrünen Wiesen, von Bächen durchflossen. Von dem nicht ausgewiesenen Usateguita-Pass schlängelt sich dann die Straße mit nur mäßigem Gefälle als Höhenstraße durch dichten Buchenwald, dann Lärchen, Birken, bevor sie stärker abfällt und aus den Wäldern Felsen hervorlugen, die eine kleine Schlucht bilden. Kurz vor Santesteban finde ich eine geschütze Ecke für die späte Mittagsrast. Es bleibt auch hier auf niedriger Meereshöhe ungenehm kalt. Nicht mehr als 11, 12 °C meistens, vielleicht mal kurz 14 °C. Der Wind setzt die Fühltemperatur nochmal runter. Das Kribbeln im Hals führt nunmehr zu Husten. Ich spüre das Unheil aus den Tiefen der Lunge kommen. Die besorgten Hustenbonbons verpuffen wirkungslos. Auch Santesteban zählt zu den bekannt schönen Ortschaften des Baskenlandes. Nach leichter Fahrt durch Weideland mit vielen Dörfern zweige ich nach Osten ab. Nach Erratz, der letzten spanischen Ortschaft vor der französischen Grenze, beginnt die Passauffahrt, mittelschwer, durch urigen Eichenwald und eindrucksvolle Kehren. Der Reiz der floralen Landschaft wird allerdings stark eingetrübt – immer tiefere Wolken überziehen das Land, es regnet nun langsam immer stärker. Ich versuche unter Bäumen die extremen Schauern abzuwarten, der Wind treibt aber immer neue kräftige Regengüsse heran. Ich verliere erneut eine Menge Zeit, was aber jetzt nicht mehr wichtig ist. Der obere Teil des Izpegui-Passes ist wieder offen, mit weitem Blick auf die typischen grünen Hügelberge der westlichen Pyrenäen. Der Pass bildet die Ländergrenze. Auf der französischen Seite ist die Straße noch schmäler, sehr verwegen in den Berg gebaut, weniger ausgeprägt aber die Kehren. Gleich der erste Ort in Frankreich ist nicht weniger hübsch als der letzte in Spanien. Hier allerdings das typische baskische Fachwerk, die Balken meist in dunklen Rottönen. Überall Hinweise auf lokalen Käseverkauf. Sogar Wein wird hier in der klimatisch eigentlich nicht so günstigen Zone angebaut. Der Regen nun abgeebbt, suche ich noch St. Jean-Pied-de-Port zu erreichen. Dorthin ist zwar kein Pass, aber doch ein kräftiger Hügel zu bezwingen. Die Pyrenäen liegen so dicht in den Wolken, dass ich Zweifel an einer Fortsetzung der Tour durch die Berge bekomme. In St. Jean nieselt es leicht, ringe mich dann doch zur Camping-Übernachtung durch, die Luft milder als zuvor in Spanien. Der Camping zudem gleich an der alten Stadtmauer gelegen, große Bäume vorhanden. Obwohl ich Energie nachlegen müsste, kann ich kaum etwas essen, bestelle ein Portion zuviel. Die Erkältung setzt sich immer tiefer im Brustkasten fest. Durch die Nase kaum noch Atmung. Sa, 12.7., St. Jean Pied-de-Port - C. d'Haltza (782m) - C. d. Burdincurutcheta (1135m) - Iraty (Lac) C: Berghütte 0 € AE: heiße Schoki, Salat, Lammkotelett, bask. Kuchen, Rw 21 € 28 km, 8,0 km/h, 935 Hm Der Tag des Verderbens. Wäre der Vortag schlimm genug gewesen, so gibt es noch Steigerungen. Schon Morgens regnet es noch mäßig und dank Baum kann ich wenigstens das Zelt abbauen. Unter den überdachten Waschbecken lässt sich das Gerät notdürfttig trocken reiben. Die ersten Pilger entschwinden im Regen mit Poncho bewaffnet. Erst Landregen, dann Gewitter. Als der Regen wieder schwächer wird, gehe ich zunächst mit Rad durch die Stadt. Eine wunderschön pittoreskes Ortsbild, baskisches Fachwerk, romantische Brücklein, Stadttor, unzählige Geschäfte mit Souvenirs und lokalen Produkten – Schinken, Würste, Käse, Schnäpse, Weine – auch edle Textil-Boutiquen. Kaum schaue ich in einen Laden, schon tränt der Himmel erneut. Auch die Händler haben wenig Spaß an diesem Tag. Miserables Geschäft – außer: Regenponchos! – Wieder Warten im Cafe. Es ist bereits Mittag. Endlich ein wenig Trockenheit, ein Käseverkäufer macht mir etwas Hoffnung für den Nachmittag. Das Kernproblem aber bleibt: Hier auf 200-300 müM hängen bereits düstere Wolken, drohen ständig heftige Schauern und ist es schon bedenklich kühl. Was also in den Bergen. Sie liegen in dicken Wolken. Dann die Erkältung. Soll ich ganz aus den Bergen rausfahren? – Nach Pau und dann gar mit dem Zug ans Mittelmeer, vielleicht dort ein Hauch von Sommer? – Ich versuche es dennoch in die Berge, wenigstens über Larrau. Mit der Verzögerung des Tages und dem bereits zuvor angestauten Rückstand, muss ich in jedem Fall die geplanten Pässe via spanische Grenze ausfallen lassen. Noch im unteren Teil treffe ich auf zwei Franzosen, die auf einem durch Elektromotor angetrieben Stehroller fahren. Einer der beiden ist behindert, kann offenbar nicht mehr radfahren. Sie wollen eine ähnliche Route wie ich fahren, auch noch zur Tour de France am Tourmalet. Diese Elektroroller fahren erstaunlich schnell auch die gifitgen Steigungen hoch, sind deutlich schneller als ich mit dem Rad, bergrunter ist es umgedreht. So begegnen wir uns noch mehrmals. Am Berg müssen sie den Akku austauschen, daher überhole ich sie dort auch noch einmal. Mittlerweile fahre ich in der Wolke, der Col d’Iraty (mit einem Zwischenpass) sehr steil. Es regnet noch erträglich, aber immer mehr. Die Luft schlecht zum Atmen, ohnehin meine Nase dicht. Mit Erreichen des Col de Burdincurutcheta – was für ein Zungenbrecher! – verstärkt sich der Regen heftig, die Zwischenabfahrt tut ein übriges. Von Aussicht brauchen wir hier nicht reden. In der Talmulde vor der weiteren Auffahrt zum Col d’Iraty liegt ein See, in tief trauerndem Tränenschleier. Direkt an der Straße ein Bistro, hat geöffnet. Die beiden Elektrorollerfahrer sind bereits da. Sie sind aber nicht nur zum Trocknen da: Ihr Problem sind die Akkus. Insgesamt habe sie drei dabei, also ein Ersatzakku für zwei Leute. In einsamen Regionen wird es zuweilen schwierig. Sie laden die Akkus ein wenig auf, um den Col d’Iraty noch zu schaffen und in Larrau zu übernachten. Die Bistrowirtin bucht ihnen ein Hotelzimmer. Bald fahren sie weiter, ich versuche es ein wenig später auch. Ich selbst dachte eigentlich, locker über Larrau hinauszukommen. Doch bei dem Regen wäre ich froh, es bis dorthin zu schaffen. Ca. 300 Hm zum Pass. Dann aber noch eine Abfahrt, das Schwierigste bei solchem Wetter. Es regnet nunmehr noch stärker. Es wäre mörderisch den Berg hinaufzufahren, vom Runterfahren erst gar nicht zu reden. Als ich außen unterstehe, fährt die Wirtin weg, geschlossen. Die Luft mittlerweile bedenklich kalt. Ein breiter, großer Mann strebt vom See her auf mich und das Bistro zu. Dünn bekleidet, offene Sandalen, ziemlich lumpig, mit Zigarette, wandelt er ruhigen Schrittes durch die kalte und stark windige Luft, durch den peitschenden Regen. Geradezu gemütlich. Hat der Mann keine Nerven? – Er frägt mich, ob das Bistro offen ist, sieht ja eigentlich, dass zu ist. „Nein, es ist geschlossen, war aber auf bis vor einer Stunde“, bemerke ich in meinem dürftigen Französisch. Er wiederholt das noch zweimal, nuschelt etwas in den Bart, geht wieder zurück, ebenso unbenommen und ruhig wie zuvor. Das Schicksal nimmt weiter seinen Lauf. Muss ich etwa hier auf 30 cm trockenen Betonrand übernachten? – In nasskalter Einöde? – Ohnehin schon geschwächt und kränkelnd? – Nach schlappen 25 km Tagesleistung? – Nebenan ist noch ein Bauernhof, eine Frau und ein Mann fahren weg. Sie sagt mir, wenig weiter am See vorbei sei ein unbewohntes Haus, wo man übernachten kann, eine Art Berghütte. Da es auf Tagesende zugeht, die Weiterfahrt ausgeschlossen, raffe ich mich auf. Der Wind fegt böig über die Weiden, treibt einem das Wasser ins Gesicht. Ich merke, die Nacht wird sehr kalt. Hinter dem Hügel sind gleich mehrere Häuser. An einem steht Restaurant. Scheint offen zu sein. Es ist wohl nicht das gesuchte Übernachtungshaus. Trozdem, Essen wäre ja nicht schlecht. Und vielleicht bekomme ich weitere Hilfe oder gar Quartier. Tatsächlich bekommt man einfache Menüs, und für den Abend hat sich eine größere Familie oder Gruppe angemeldet, wie die Auslage an einem Tisch andeutet. Sie kommen dann etwas später. Zunächst trinke ich erst mal einen heißen Kakao. Schließlich bestelle ich auch Essen. Mittlerweile ist ein einzelner Ire eingetroffen, mit dem ich mich etwas unterhalte. Er wandert in den Bergen, kein Pilger, sucht eher anspruchsvolle Wanderrouten. Er hat sich bereits in besagten Übernachtungshaus einquartiert, ist nur zum Essen rübergekommen. Der Ire ist schnell wieder weg, ich bedeute ihm ein Wiedersehen in der Hütte. Ich bekomme von der Wirtin noch ein Handtuch ausgeliehen, kann ein wenig Socken und Schuhe antrocken, der offen heizt als wäre Winter. Trotzdem habe ich ständig Schüttelfrost. Gesättigt springe nach draußen, es ist nahezu dunkel, Stühle sind bereits vom Wind umgerissen, mein Rad steht noch. Schnell bin ich an besagtem Haus – eigentlich keine Hütte. Vorne gar ein ordentliche Toilette und eine Dusche – für 50 Cent sogar Warmdusche (ein 50-Cent-Stück liegt sogar noch neben dem Geldkasten). Vielleicht dusche ich noch, aber eigentlich fühle ich mich zu unwohl. Nebenan dann die Stahltür, ich rüttele daran, scheint zu. Dann öffnet der Mann mit Sandalen von zuvor – ein Stein lag vor Tür, weil der Wind sie sonst aufschlagen würde. Der Mann will mich erst nicht reinlassen. Frägt mich, was ich hier wolle. Dann lässt er mich doch rein. Vorne ist Schotter, ein großer Tisch, nach hinten zwei längsartige Raumteile mit Holzbohlen. Also eine Art Massenlager für Wanderer. Der Ire ist unsichtbar bereits im hintersten Teil am Schlafen. Der Franzose hat seinen Proviant auf dem Tisch und weit umher ausgebreitet, lauter Tüten. Es ist klar: Er ist ein Penner, betrachtet den Raum als sein Revier. Nur mürrisch duldet er Wanderern hier zu übernachten, für die die Hütte gedacht ist. Er trinkt aus einem 5-Liter-Kanister Wein, raucht. Zunächst versuchen wir uns in einer freundlichen Unterhaltung – mit meinem Französisch nur schwer möglich. Zum Duschen ist mir mittlerweile gar nicht mehr zumute, möchte nur noch schlafen. Lege mich mit Matte und Schlafsack hin, es ist fast dunkel, nur ein kleines Teelicht brennt noch auf dem Tisch. Der Franzose aber macht keine Anstalten zur Ruhe zu kommen. Er trinkt und redet mit sich selbst… und redet … redet … und trinkt … und spielt am Feuerzeug … und raucht … und redet … und trinkt … und SCHREIT! – Sagt, ich solle den Raum verlassen. – Mir fehlt der Wortschatz, um geeignet zu antworten. Er wird wieder ruhig. Draußen stürmt es, die Tür wackelt ein wenig, einmal fürs Klo hinaus: es ist saukalt, nahe Null Grad. Er trinkt wieder. Redet wieder mit sich selbst. Der Ire macht ein paar kernige Bemerkungen in Englisch, er solle sich hinlegen und schlafen. Er kann noch weniger französisch. Es bewirkt nichts. Und so geht das die GANZE Nacht! Er wiederholt sich, sitzt bis zum Morgen auf dem Tisch und redet und redet, trinkt und trinkt, raucht. Dann schreit er wieder aus heiterem Himmel usw. usw. – Was für eine Nacht! Bildergalerie Baskenland (Bitte auf Bild klicken) Fortsetzung folgt.
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#466562 - 09/10/08 11:02 PM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées
[Re: veloträumer]
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Noch einmal und ein letztes Mal: Hier der Rest meiner Sommertour. Bildergalerie wieder am Ende. Wer alles gelesen hat - „Chapeau!“ Teil 7: Pyrenées II (mit Costa Brava)So, 13.7., Iraty (Lac) - C. Bagargui/C. de Iraty (1327m) - Larrau - Montory - Arette - St. Christau - Louvie-Juzon - Asson - Lourdes C: Sarans 8,50 € AE: Filetsteak, Rw, Schokocreme, Cafe 22,70 € 127 km, 15,3 km/h, 1.375 Hm Nach dem Trauma der vergangenen Nacht gab es für mich nur noch eines: schnell weg von diesem Ort. Auch der Ire war schnell auf dem Weg. Es ist 2 oder 3 °C (auf dem Col d’Iraty gab es später und schon „wärmer“ eine Temperaturanzeige mit 4 °C). Die Wolken immer noch schwer, aber immerhin kein Regen. Es geht durch den Irati-Wald, ein großer Buchenwald sowohl auf französischer wie auch spanischer Seite. Überraschenderweise wenig später im Anstieg ein Camping mit Chalets. Ein weiterer See, auch mit dem Namen Lac d’Iraty. (Möglicherweise heißt der See, wo ich übernachtete, anders.) Auf der Passhöhe dann auch luxuriöse Chalets, Tennisplatz, Wintersporteinrichtungen etc. Der Col d’Iraty ist identisch mit dem Col Bagargui (beide Passnamen als Schild vorhanden, auf Michelin-Karte nur als Col Bagargui vermerkt). Viele Schafe säumen Straße und Weiden, aber auch taucht die Straße in dschungelartigen Wald ein, eng, schmal, holprig und launig zu fahren, wenn es denn nur wärmer wäre. Vor Larrau, der letzten baskischen Ortschaft, ein Gegenanstieg. Dort einige Unterkünfte. Während ich noch überlege mich ins Cafe zu setzen, droht bereits die Wolke aus den Bergen mit weiterem Regen und Schneegriesel mich einzuholen. Ich suche mein Heil in der Flucht aus den Bergen. Es folgt eine Schlucht mit mäßigem Gefälle, nicht spektakulär, aber mir stiller Anglerromantik. Mit der öffnenden Hügellandschaft bei Montory dringen auch erste Sonnenstrahlen aus dichten Wolkendecke. Jeder auch noch so kurze Strahl eine wärmende Wohltat. Der Blick in die Berge bleibt in verhangenen Wolken hängen. Alle geplanten Pässe einschließlich dem Col d’Aubisque (den ich schon 2004 in sattem Regenschleier überfahren bin) werden gestrichen. Mein Plan nun: Trotz der Erkältung am nächsten Tag den Tourmalet mit einem Blick auf die Tour de France versuchen, wenn das Wetter besser werden sollte. Prinzip Hoffnung. Evtl. noch Gavarnie. Falls das Wetter anhält, muss ich noch weiter ins Pyrenäenvorland ausweichen, den Tourmalet weiträumig umfahren. In Arette treffe ich auf einen Reiseradler aus Arizona. Er ist einen Monat in Spanien/Frankreich unterwegs und möchte einen Freund in Hautacam besuchen – dabei die Tour de France erleben. Auch ohne Klickpedalen und mit nicht ganz professioneller Radkleidung fährt er fast mein Tempo. Bis St. Christau fahren wir zusammen, nach einer Pause fahre ich alleine weiter, der Amerikaner möchte doch etwas gemütlicher weiter und zudem nach Laruns. Es folgt ein herrliches Stück Waldfahrt durch den Bois du Bager, eher flach oder abwärts mit unzähligen Kurven. Mal geordnete Baumreihen, mal wild verschlungenes Blattwerk. Kurz die Querung des Vallee d’Ossau, nach kurzem giftigem Anstieg weiter im Auf und Ab durch Hügelland mit Viehweiden und Bauernhöfen. Besonderes Kennzeichen der Region sind die Schafe mit Mohärwolle. Während die „Basken“mütze eine Erfindung des Bearn ist und durch deren Popularität im Baskenland über die Grenzen hinaus bekannt wurde und somit eine Verbindung besteht, ist die Architektur ganz verschieden. Das farbenreiche Fachwerk der Basken weicht einem grauen Mauerton im Verputz und gleichermaßen schiefergrauen Dächern, jetzt gar in trister Symbiose mit den wolkenverhangenen Himmel. Auch Schlösser und Klöster bleiben in diesem Muster. Bei Lestelle-Bétharram üben Gruppen das Rafting auf der schäumenden Gave de Pau. Die mir nun bereits bekannte Strecke bis Lourdes bleibt bei Gegenwind mühsam zu fahren. Von Lourdes aus in Richtung Berge verdichten sich die Wolken, leichtes Nieseln bereits hier. Ich entscheide in Lourdes zu bleiben, auch weil bei meiner Bronchialreizung jedes Grad wärmer zählt. Bei solcher Wetterlage bliebe mir nur den Tourmalet zu streichen direkt nach Bagnéres Richtung Osten zu fahren. Sollte es dennoch schön werden, kann ich immer noch in die Berge fahren, auch wenn es dann besser wäre, noch jetzt am Abend ein Stück weiter nach Argelès vorzurücken. Der Camping in Lourdes (einer von mehreren) ist doch recht weit außerhalb und zu Fuß der Weg ins Stadtzentrum zum Essen schon fast zu weit. Mo, 14.7., Lourdes - Argelès-Gazost - Soulom - Vallée de Cauterets - Soulom - Luz-St. Sauveur - Barèges C: Barèges 7,60 € AE: Salat Meeresfrüchte, Ente, Rw, Käse, Cafe 14,80 € 55 km, 13,8 km/h, 1.030 Hm Nacht und Morgen sind trotz der niedrigen Meereshöhe sehr kalt. Aber es deutet sich sonnengeflutetes Kaiserwetter an. Das ist ein Versuch zum Tourmalet wert. Leider komme ich verspätet erst nach 9 Uhr zur Abreise, wegen der Kälte und doch sehr bedenklichen Hustenattacken. Man könnte meine, es dreht sich Richtung Lungenentzündung. Ich treffe noch eine nomadenreisenden Deutschen mit Mofa. Fährt gelegentlich auch Radtouren. Sein Arbeitsplatz ist nicht weit weg – Airbus Industries in Toulouse. Von dort zieht es ihn in kleinen Touren immer wieder in die Pyrenäen. Etwas südlich finde ich den Radweg wieder, der mir noch als gerader Strich in der Landschaft in Erinnerung ist. Jetzt am klaren Morgen, mit dem herrlichen Blick in die Bergwelt, macht es sogar Spaß hier entlang zu fahren. Unzählige Radler sind unterwegs – Ferienzeit, Nationalfeiertag und – die Tour de France am Tourmalet mit Bergankunft in Hautacam. In Argelès-Gazost ist dann der volle Tour-Tourismus im Gange. Rennradler in allen Schattierungen, fliegende Händler, mit Fähnchen und französischem Nougat. Nachdem ich mein Frühstück samt der regional beliebten tarte myrtille zusammengekauft und verspeist habe, ist es schon reichlich spät. Schneller geht aber nicht, denn immer wieder überfällt mich der Bronchialhusten. Seltsam wenig Betrieb ist auf der D 921, Straßensperre ist hier noch nicht. Es liegt daran, das die gesamten Zuschauer und anreisenden Radler die gegenüberliegende Straße benutzen – auf dieser verläuft die TdF-Etappe mit dem Anstieg Richtung Hautcam. Erst in Pierrefitte-Nestalas sieht man dann die Straßenabsperrung samt Polizei und Ordnern an dem Kreisel, wo beide Straße zusammenlaufen zur Weiterfahrt in die Gorge de Luz. Unglücklicher kann es kaum laufen: Seit 5 Minuten werden auch keine Radler mehr durchgelassen. Das Ende der Tour-Durchfahrt soll bei 16:30 Uhr liegen, die Aufhebung der Sperre erst um 18 Uhr erfolgen. Das ist nicht nur 1,5 Stunden später als der Zeitplan, den ich mir vor meiner Tour ausgedruckt hatte, sondern auch auch fatal für den weiteren Verlauf: Wenn ich jetzt nicht bis Luz-St. Saveur durchkomme, ist es aussichtslos, den Tourmalet heute noch zu überqueren. Fortwährend hat mich das Wetter Zeit, Nerven und Gesundheit gekostet, habe mich trotzdem durchgekämpft und jetzt stellt sich bei schönem Wetter auch noch die Tour de France in den Weg. Statt Belohnung Frust. Da ist schone eine Menge Pech im Spiel. Da ich die Tour de France schon in bester Bergposition einmal erlebt habe, ist mir diesmal wenig danach 5-6 Stunden zu warten, um ein flüchtiges Fahrerfeld mit zweifelhaften Fähigkeiten abzupassen. Auf mein enttäuschtes Sinnieren über der Landkarte hin empfiehlt mir eine Franzose mit Familie im Auto, alternativ ins Tal Richtung Pont d’Espagne zu radeln. Das ist auch die einzige Alternative, es sei denn, ich würde wieder zurückfahren nach Lourdes und den Tourmalet umfahren, um weiter im Zeitplan zu bleiben. So fahre ich doch lieber Richtung Cauterets, herrliche Kurven und wilde Kaskaden, überreiches Grün kennzeichnen die Schlucht. Ich mache eine Reihe Fotos, fahre ohne große Ambition und suche mir lieber einen Sonnenliegeplatz. Vielleicht hilft die Sonnenbestrahlung direkt auf die Bronchien. Ein bescheidenes „Kranken“-Programm gegenüber meinen hochtrabenden Plänen, die Talkessel von Gavernie und Troumousse noch vor der Tourmalet-Überquerung zu erobern. Abgesehen von der TdF-Barriere spüre ich, dass ich meine Etappen kürzer halten muss und Höhenmeter nicht mehr beliebig zu fahren sind. Noch vor Cauterets lege ich die Pause ein. Zurück talbwärts herrscht starker Gegenwind, trotz der guten Sonne fährt kein Rennradler ohne Windjacke. Unten sind die Profis um 16:30 Uhr dann immer noch nicht fertig. Ich bekomme die hinteren Fahrer noch mit. Die Tour 2008 soll auch deutlich langsamer gewesen sein als die Vorgänger-Touren. Weniger Doping? – Oder hat Lance Armstrong eine Leistungslücke hinterlassen? – Ob die Labore das jemals beantworten können – wer weiß das schon? Nun, wider Erwarten löst sich dann doch um 17:15 Uhr die Sperre unmerklich auf und ich kann in die Schlucht einfahren. Obwohl ich Tempo mache, weiß ich um meine vergebliche Bemühung. Einziger Trost: Immerhin kann ich den Tourmalet bereits mit steilen Passagen nach Luz-St. Saveur angehen, denn immerhin findet sich in der letzten Ortschaft auf der Westseite – Barèges – ein Campingplatz. Während ich die mäßige Steigung in der Gorge de Luz problemlos auch mit angemessenem Tempo fahren kann, erweisen sich die steileren Abschnitte mit über 8 % fortan als Auslöser für Hustenanfälle. Die Atmung geht hier einfach zu tief in die Lunge. So muss ich öfters anhalten als mir lieb ist. Am Campingeingang in Barèges steht gerade ein weiterer Reiseradler. Es ist Xibi (kurz für Xavier), ein Radkurier aus Pamplona, überzeugter Baske, mit dem ich mich auf Englisch gut verständigen kann. Auch er sieht sich nicht imstande, den Tourmalet samt Abfahrt vor Einbruch der Dunkelheit zu bezwingen – verlorene Zeit eigentlich, denn ein Stunde oder etwas mehr wäre noch möglich. Laut seiner Nachfrage im Ort ist es der letzte Camping – am nächsten Morgen sehen wir aber einen weiteren noch weiter oben außerhalb von Barèges, auch mit angrenzendem Restaurant. Doch hier ist ebenso gut zu übernachten, direkt neben dem rauschenden Bergfluss. Ich gehe mit Xibi Abendessen – normalerweise kocht er selber, aber immer nur Pasta, da ist er doch gerne für eine Abwechslung zu haben. Zu meiner Verwunderung entpuppt sich Xibi als mittelstarker Raucher. Wir führen eine angeregte Unterhaltung über das Radreisen, Politisches wie Unpolitisches in Spanien usw. Überraschend kennt Xibi sogar einen Radhändler in Pamplona, der sich um einen Vertriebsvertrag für Velotraum-Räder bemüht – sei aber schwierig. Und er kennt das Radforum sogar! – Gegenüber dem Restaurant hat die Feuerwehr einen kleinen Festplatz eingerichtet, spät füllt sich der Platz zum Tanzen. Noch später bereits beim Einschlafen böllert zum Nationalfeiertag das obligatorische Feuerwerk. Müde Radler haben aber keine Lust zum Feiern. Di, 15.7., Barèges - C. du Tourmalet (2115m) - St. Marie-de-Campan - Bagnères-de-Bigorre - Mauvezia - Anères - Montréjeau - St. Gaudens C: Municipal "Le Belvedère" 6,60 € AE: Entrecôte, Rw, Eis, Cafe ca. 25 € 102 km, 14,8 km/h, 1.520 Hm Wenn auch der Vortag durchgehend sonnig war, am Tourmalet schwebte eine Wolke und ich weiß nicht, ob es eine wolkenfreie Fahrt der Tour de France obenrüber gegeben hat. Heute aber ist das Wetter – und bleibt – absolut traumhaft sonnig, ohne jede Wolke. Die Nacht war erstaunlich mild für die Berglage, das Zelt ist trotz dem nahen Bergfluss trocken und die Morgensonne früher als erwartet im Gesicht (Ost-West-Tal). Beim Frühstücksbäcker kann ich mir nicht verkneifen, eine fette Walnusstorte als Proviant zu sichern. Mit Xibi zusammen nehme ich die offene Berglandschaft in Angriff, zunächst trete ich noch schneller, muss aber dann nach der ersten Hustenattacke Tempo rausnehmen. Die Luft ist auch ziemlich kühl und zudem windig. Ja der ganze Körper wirkt auf einmal geschwächt. So fahre ich trotz „guter“ Beine mit großen Mühe den Tourmalet hoch – und in gewisser Weise wiederholt sich die Geschichte, hatte ich doch vor vier Jahren – wenngleich von der anderen Seite des Berges – ebenfalls große Probleme. Xibi hat mittlerweile ein leicht höheres Tempo auf dem Pedal, doch dann steht er auf einmal am Straßenrand. Ein Plattfuß. Der Schlauch hat eine großen Riss, Ursache nicht erkennbar. Meine Vermutung ist, dass das zusätzliche Aufpumpen in Barèges doch zuviel war. Müdes Gummi verträgt manchmal weniger Druck als angegeben. Auf der Straße ist erheblicher Verkehr. Zahllose Wohnmobile sind unterwegs, wahrscheinlich noch von der Nacht vorher, in den Bergen geschlafen nach dem TdF-Erlebnis. Dann fahren Rennradler hinauf, alle im Bemühen, es den Profis vom Vortag gleich zu tun. Einige sausen leichtbeschwingt hoch, andere quälen sich doch bedenklich schwerfällig. Xibi möchte dann, dass wir gemeinsam den Pass erreichen, obwohl ich durch meine häufigen Pausen nicht ganz folgen kann. Am trubeldichten und eiskaltwindigem Tourmalet müssen wir dann erstmal die Fotosession abbrechen, weil ich mit Hustenanfall nicht mehr die Kamera halten kann. Ein Tee soll helfen. Xibi sagt mir, mit dem Husten wäre er nie den Berg hochgefahren. Xibi selbst aber kann feiern: Für ihn ist es die Erfüllung eines Kindheitstraumes, den Tourmalet mit dem Rad zu bezwingen. Der höchste Berg für ihn bisher. Gratulation! Die Abfahrt dann schnell, nur zwei Fotostops baue ich ein, während der Abfahrt lässt die Straße auch Fotografieren bei Tempo 55 zu. Es wird nun immer sommerheißer nach unten hin, die Rennradler nun im Anstieg haben schon schwer mit der Hitze zu kämpfen, nur wenige glückliche Gesichter dabei. Tja, der Mythos fordert eben seinen Schweiß… Nach kleiner Selbstversorger-Mahlzeit in Ste. Marie-de-Campan trenne ich mich von Xibi, seine Route führt weiter Richtung Val d’Aran und Spanien. Meine Route geht durch breiteres Weideland, in gewisser Entfernung die Berghänge. Es ist erschlagend heiß. Die TdF-Begeisterung spiegelt sich in Radfahrerpuppen wider, die überall in Gärten stehen oder an Häusern hängen. Wurst- und Käsespezialitäten werden an der Straße angeboten. Bagnères-de-Bigorre präsentiert sich als lebendige, architektonisch gelungene Kurstadt. Im Park ein weitere Pause. Zwei kleinere Pässe opfere ich zugunsten einer nördlicheren, weniger bergigen Route. Es geht nun durch offenes Land bergauf. Trotz der Hitze ziehe ich wegen Wind und Husten die Windjacke über, während entgegenkommende Rennradler in luftigster Sommerkleidung das Wetter genießen. Ein weites Panorama über das Pyrenäenvorland und die dahinter aufstrebenden hohen Berge fasziniert den Ausblick. Unverhofft dann eine herrliche Waldfahrt, weiteres Auf und Ab. Richtung Mauvezin mit einer mittelalterlichen Burg (Besichtigung samt ritterlicher Vorführungen möglich) überholt mich ein wild schnaufender Rennradler. Wenig später schiebt er das Rad, auf meine Frage nach technischen Problemen, verneint er – alles okay. Der gute Mann – ich vermute eher einen Nichtfranzosen, der ein Rennrad ausgeliehen hat, weil er sofort akzentfrei auf Englisch geantwortet hat – führte hier vor, wie man nicht radfahren sollte: breit gestellte Beine, kraftraubend große Gänge und schon am Bergfuß alles an Energie verschwenden, was der Körper hergibt. Die weitere Route eher abwärts und flach, dennoch zäh zu fahren. Bei Anères muss ich zwangsläufig den Col de Mente aus dem Programm nehmen, weil zu schwer für das ausstehende Zeitfenster. Übernachten möchte ich auch nur, wo es einigermaßen warm ist. Daher bleibe ich zunächst aus den Bergen raus und campiere in St. Gaudens, auf einem kleinen Hügel gelegen, tolle Panoramasicht auf die Pyrenäen vom Camping aus. Der Ort selbst wirkt ziemlich tot. Das zwar gute Restaurant serviert mir das Entrecôte nahezu roh, auch die Bohnen sind nur lauwarm. Das Fleisch zwar sehr gut, aber auch nach Maßgabe vieler „Nobelköche“ ist das unbedingt rohe Rind längst nicht mehr so angesagt – mein Geschmack ist es nicht. Mi, 16.7., St. Gaudens - Encausse-les-Thermes - Col de Buret (599m) - C. d. Portet d'Aspet (1069m) - Augirein - St. Girons - Massat - C. de Four (?m) - C. des Caougnous (947m) - C. de Port (1250m) - Saurat C: Le Montorgueill (?) 8,50 € AE: Entrecôte, Rw, Birne Helene 15,40 € 121 km, 14,1 km/h, 1.750 Hm Nach milder Nacht, weiter sonniger Aussicht, aber weiter anhaltend wüsten Hustenattacken, wieder ein Schrumpfprogramm: Nach dem schweren Col de Portet d’Aspet streiche ich die südlichere, längere und schwierigere 4-Pässe-Route via Col de la Core, Col de Latrappe, Col d’Agnes und Col de Lers zugunsten der nördlichen Route über den ziemlich einfach zu fahrenden Col de Port (der zwei Überrollpässe beinhaltet). Zunächst aber ein kleiner, aber sehr lohnenswerter Umweg über den Col de Buret via dem kleinen Kurort Encausse-les-Thermes. Nicht nur der idyllische Ort fasziniert, sondern auch der dichte, urwaldartige Wald danach. Teile der Strecke werden von Klappstuhl-Besuchern belagert – auch hier verläuft heute die Tour de France. Zum Glück aber ingesamt nördlicher als meine Route. Von der alleenartigen Straße des Buret-Passes hinunter geht es alsbald in den Anstieg zum Col de Portet d’Aspet. Sehr dicht ist der Wald hier, der Flusslauf lange neben der Straße. Schon bald sorgen heftige Steigungsprozente für Schweißtropfen. Auch die überholenden Rennradler kämpfen. Dieser in absoluter Höhe eher unscheinbare Pass ist sicherlich einer der schwierigsten in den Pyrenäen. Aber auch ein sehr schöner. Dichter Wald mit Felsen, Moose, sehr enge Straße, launig. Oben auf der Höhe offen, Ausgangspunkt für Wanderungen, sogar ein Campingplatz hier. Eine kurze Abfahrt nach Osten, kleine hübsche Dörfer, moosidyllische Brücklein, später lange abgeflachte Passage, trotz Flusslauf anbei keine echten Flussrastplätze. In Moulis, schon sehr flach und seltsame Bergpanoramen nach Süden, entdecke ich an der Straße ein Künstleratelier. Jean-Marie Mathon mit dem Atelier le Pyrénoust macht kunstvolle Keramikfiguren – kleine und größere. Der hat z.B. Figuren der traditionellen, auch ausgestorbenen Berufe (z.B. Eisträger) in den Pyrenäen modelliert, sehr schön auch verschiedene Pilze mit geheimsvollen oder lustigen Gesichtern. Ein Schachspiel besteht aus Pilzfiguren, wobei die Bösen (Giftpilze) gegen die Guten (Esspilze) antreten. Auch verarbeitet er kleine Spurenfunde von Gold aus der Region – Ariège (aurum = Gold) = Goldland. Eine weitere Besonderheit sind sein Karikaturen von Radfahrerlegenden wie Raymond Polidor, Eddy Merckx u.a. Die Modelle gibt’s im Internet auch zu kaufen (nicht direkt bei ihm) – sollen dort 100 Euro kosten, der gut deutschsprechende Künstler wollte mir eins für 50 Euro verkaufen – leider immer noch zu viel für mich. Esel und Pfifferling sind schließlich meine Reisemitbringsel von hier. St. Girons beeindruckt durch hübsche Fassaden und als Stadt am Wasser. Noch ist es hier heiß, aber schon bald sorgen Wolken für Abkühlung. Die Gorges de Ribaouto ist zunächst unscheinbar, gewinnt aber zunehmend Schluchtcharakter. Kurz vor Massat prosten mir speisende Rennradler aus einer Bike Ranch zu (Unterkunft für Velofahrer, überall hingen die Radhosen zum Trocknen aus). Der Col de Port steigt dann ziemlich mäßig und lang an. Ich versuche Tempo zu machen, doch dämpfen fortwährende Hustenattacken meine Energien. Am Col de Port ist es dann wieder heftig windig und sehr kalt. Noch vor Tarascon gibt es in Saurat einen Camping (unterhalb des Ortes). Es ist übrigens der einzige Camping in Frankreich auf meiner Tour, wo Toilettenpapier frei verfügbar ist. Das will ich doch mal lobend hervorheben. Wegen der bereits einbrechenden Dunkelheit beende ich hier die Etappe. Es gibt unmittelbar hier nichts zu Essen, aber wenige hundert Meter aufwärts bei der angrenzenden Ferienhausvermietung. Das Essen im Bistro ist allerdings sehr schlecht (fast verkohlte Pommes, die trotzdem weich sind). Do, 17.7., Saurat - Tarascon-s-Ariège - Grotte de Niaux - Ax-les-Thermes - Port de Pailhères (2001m) - la Pla C: La Pradaille 9,60 € AE: SV 81 km, 11,5 km/h, 1.830 Hm Der Vorabend deutete es an: Der Morgen bewölkt bis regnerisch, kühl, windig, garstig. Ich befinde mich in einer höhlenreichen Gegend. In Bedeilhac die erste prähistorische bedeutende Höhle, bin aber noch zu früh, deswegen weiter nach Tarascon. Auch hier der prähistorische Park 2 km außerhalb der Stadt noch geschlossen. Schöne Flusslage der Stadt – leider alles im leidlichen Grau des Himmels und bei giftigem Wind. Dies fordert weiter meine Husten heraus. Es hört sich nicht gut an, der Beginn einer Lungenentzündung könnte es auch sein. Nach Norden wieder tiefe Wolken. Es ist ein Risiko. Und es gibt wieder diesen Gedanken des Tourabbruchs bzw. raus aus den Bergen, mit dem Zug zum Meer – doch Aufgeben liegt mir wohl nicht so im Blut. Als notorischer Medikamentenverweigerer überwinde ich mich für den Kauf von Tabletten in der Apotheke. Auch wenn in der Folge der tiefgehende Bronchialhusten nicht verschwindet (und weitere 10 Tage noch nach der Rückkehr in Deutschland), wirken die Tabletten doch lindernd. Nun habe ich mich für den Besuch der Niaux-Höhle entschlossen, bedeutet allerdings eine separate Anfahrt samt einer satten Steigung vom Ort Niaux aus zum Höhleneingang. Leichter Nebelregen. Das Risiko hier besteht in den Wartezeiten. Ich setze auf Glück. Aber eine Reise mit soviel „kleinem“ Pech gönnt mir dieses Glück nicht. Zwar macht mir ein Dame zunächst Hoffnung, dass ich in 20 Minuten mithinein kann, da evtl. jemand aus der Gruppe rausfällt. Dem ist dann aber doch nicht so. Ich müsste mindestens zwei weitere Stunden warten, danach noch die Besichtigungszeit – das würde dann meine Pläne noch mehr zurückschrauben. Zum gesundheitlichen Knick also noch ein psychischer, denn die Enttäuschung drückt schon auf meine ohnehin nicht gute Stimmung. Nach soviel Kampf bleiben auch noch die die kleinsten Belohnungen aus. So fahre ich nur mit einem Büchlein über die prähistorische Höhle wieder weg, besichtige stattdessen das Pyrenäen-Museum in Niaux (unten) mit vielen Gegenständen des Alltags aus der Region. Unter trüben Himmel verläuft die Fahrt auf der N 20 ziemlich trist. Doch die Wolkenuntergrenze macht Hoffnung, dass ich den Col de Pailhères fahren kann – nicht wolkenfrei, aber vielleicht die Hälfte des Weges. Rechts und links der dicht befahrenen Straße Richtung Andorra und Spanien fallen überall die Höhlen in den Felsen auf. Schubweise treten mittlere Steigungen auf, bevor ich Ax-les-Thermes erreiche. Der Kurort inmitten der Bergwelt (Bergbahn vorhanden) mutet etwas grotesk an mit dem Casino, hat aber auch einen lieblichen Charme. Schöne Häuserfassaden, enge Gassen und unterschiedlichste Touristen prägen das Ortsbild. Zur Entspannung kann ich meine Füße im wohlig warmen Schwefelwasser baden. Der Col de Pailhères beginnt gleich noch im Ort mit den Steigungen, zunächst als gemeinsamer Anstieg auch zum Col de Chioula. Dieser Pass fällt meiner „Krankenfahrt“ ebenso zum Opfer wie der Col de Marmale und der Col du Pradel. In meinem Zustand muss ich 30-40 km gegenüber meinen Plandaten zurückweichen, über 2000 Hm sind nicht mehr drin. Der Pass hält die erwarteteten Versprechen: abwechslungsreiche Flora, rauschende Flusskaskaden, auch ein stiller See, sehr schön. Bei ca. 1500 müM ist dann aber der sichtbare Teil zu Ende. Bei garstiger Kälte, verstärkt durch einen heftigen Wind und nasser Wolken ist nur noch Durchhalten gefragt, Genussradeln ist anders. Auf der Passhöhe bohrt sich der Wind durch alle Textillagen so heftig, dass mir kaum ein Foto des Passchildes gelingt. Nur noch abwärts. Steile, enge Serpentinen, weniger Wolke als zuvor, die Vegetation auch weiter unten deutlich offener. Im ersten Ort endlich etwas milder, doch die Finger sind schon halb taub. Ich schreie mir die Kälte vom Leib, wechsle erstmal die Handschuhe. Ein paar Kinder mit Fahrrädern fühlen sich veranlasst, zu mir zu radeln und nach dem Rechten zu fragen. Sie dachten wohl, dass ich verletzt sei. Nun, diese Kälte hat auch etwas von Rüstungs-durchbohrenden Ritterspeeren. Die Landschaft hier wieder ganz eigen, sehr dünn besiedelt. Ich folge der ersten Campingauszeichnung, sie führt jedoch nach oben, noch mehr in die Einsamkeit. Ein Hotel/Restaurant soll es ebendort auch geben, erfahre jedoch, dass dieses geschlossen ist. So muss ich an meine mageren Vorräte ran – quasi alles Essbare, ein Menü „Wildwuchs“. Zum Glück gibt es einen geräumigen und warmen Sanitärraum, wo ich meine Speisen ausbreite. Eine Franzose mit Sohn unterhält sich dann noch mit mir, der Sohn bekommt die erste Englisch-Lektion von Papa, damit er mich fragen kann, wieviel Kilometer ich gefahren bin. Fr, 18.7., La Pla - Quérigut - C. d. Moulis (1099m) - C. d. Garavel (1256m) - C. d. Jau (1506m) - Prades - Finestret - Baillastavy C: wild 0 € AE: Fleischspieß, Rw, Käse, Obstsalat 18,50 € 89 km, 13,4 km/h, 1.555 Hm Die Wetterwechsel sind krass. Der Morgen, noch kühl, die Sonne wegen der Berge auch spät, ist klar. Da die anstehende Region äußerst wenig Infrastruktur aufweist, muss ich mich unbedingt in Querigut versorgen. Außerdem muss ich etwas mehr frühstücken, weil ich am Abend zuvor ja ein bescheidenes Essen hatte. Querigut, auf einem Hügel mit Burgruine, liegt nun geradezu prachtvoll in dieser kaum berührten, offenen Landschaft unter blauem Himmel. Ein paar Auf und Abs fordern schon Tribut, bevor es auf engster Straße in die bewaldete Schlucht der Aude geht. Direkt dort wieder hinauf den Berg, meistens offene Berglandschaft. Nun mit den Panoramablicken auf die Berge am Pailhères, die ich vortags nicht sehen konnte. Mittlerweile ist es ziemlich heiß in der Sonne, noch wirkt aber die kühle Luft nach. Nach den Wiesen und Weiden der ersten beiden Pässe (nicht sehr schwer) führt der Col de Jau unten erstmal durch sehr schattigen Wald. Enge, launige Kurven geben Fahrspaß, wenn auch bald merkbar ist, dass der Pass keine leichte Nummer ist. Irgendwo raste ich ein längeres Weilchen an dem Bergfluss, den Fischer zu Fuß ersteigen, um in den Gumpen und Strudeln die begehrten Grätentiere zu ergattern. Auch der weitere Verlauf sensationell: Moose, kuriose Baumkreaturen, wechselnde Arten von Urwäldern. Auf der Passhöhe klare Sicht weithin erstmals auf den Pic du Canigou, den mythisch umwandelten Berg der Ostpyrenäen. Von den Weidewiesen oben tauche ich wieder in eine bewaldete Kurvenfahrt ein, zunehmend aber offene Wiesen. Doch langweilig wird es nicht. Bald taucht eine Burgruine der Katharer am Horizont auf, mehr und mehr ragen bizarre Felsen auf, eine begehbare Schlucht dicht unterhalb, ein schönes Kirchlein in Mosset. Weiter geht die Fahrt, der Canigou im Blick, Kurven nahe an abgründigen Felsen entlang, grandios auch diese Seite des Col de Jau – fünf Sterne, auch wenn kein Hochgebirgspass. Endlich sommerlich warm, das Abfahren macht hier Spaß. In Prades ist es auf 350 müM auch am Abend noch richtig heiß. Gerade wird ein abendlicher Markt aufgebaut. Nette Restaurants sind hier, ich könnte die Etappe hier gemütlich beenden – bin aber doch weit im Rückstand. Daher versuche ich noch weiterzukommen – doch der nächste Pass ist nicht mehr zu schaffen. Fruchtbares Land hier im Tal, besonders Pfirsische und Wein. Überall typsiche Zeugen der Katharer – ein Volk, dass seinen Untergang erlebte, weil es sich nicht unterordnen wollte. Weil ich kein Wasser mehr habe, fahre ich noch einen Umweg nach Joch zu einem Brunnen. Auch den letzten Camping schlage ich aus, hoffe in dieser Nacht wild campieren zu können. Doch die untere Anfahrt des Col Palomère verläuft durch eine Schlucht, nur an steilen Hängen teilbewirtschaftet. So erreiche ich schon im Dunkeln Baillastavy, kehre zunächst in einem lokalen Bistro ein, wo ein paar Stammgäste ein Runde Boule angehen. Es gibt eine bunt gemischte Hausmannskost. Der Wirt findet meine Idee gut, am Sportplatz zu campieren. Dort werde ich jedoch von einer Frau vertrieben, die auch laut spielende Kinder zur Ordnung ruft. Zudem brennt die ganze Nacht Flutlicht. Die Frau empfiehlt mir eine Wiese auf der anderen Seite des Flusses. Welche sie meinte, weiß ich nicht, letztlich bin ich auf einem wohl gerade unbewohnten Privatgelände gelandet, was ich im Dunkeln nicht gut erkennen konnte. Aufgrund der steilen Hänge gibt es aber wenig Alternativen. Zur Abwechslung mal eine milde Nacht. Sa, 19.7., Baillastavy - C. Palomère (1036m) - C. d. l. Cescargue (1393m) - Arles-s-Tech - St. Laurent-de-Cerdans - Tapis - Darnius - Figueras C: Pous (H Androl): 13 € AE: Muscheln, Kaninchen, Rw, Cremebällchen, Cafe 24 € 103 km, 14,1 km/h, 1.455 Hm Schon wieder ein Sonnentag. Da scheint der Sommer nochmal alle Register zu ziehen, welche Seltenheit dieses Jahr. Weiter geht die Fahrt durch enges Tal und Schlucht. Auch in Valmanya kaum Infrastruktur, nur Gites zum Übernachten (Ausgangspunkt für Wanderungen um/zum Canigou), finde aber keinen Laden. Die Vorräte mal wieder fast aufgebraucht. Der Pass dann weiter schattig, oben treffe ich noch einen Rennradler, der mich kurz zuvor überholt hat. Ich frage ihn nach dem Zustand der folgenden Piste Richtung Arles-s-Tech. „C’est bon“, meint er. Nun gut, die Piste ist weitgehend passabel, richtig gut zum Rennradfahren aber nicht so geeignet. Hier sind bewaldete Teile selten, der größte Teil ist offen, schottrige Fels am Rand, Blumen und weite Panoramen – ohne Dunst vielleicht bis zum Mittelmeer. Nur drei Autos nehmen die Straße bei meiner Überfahrt in Anspruch. An einer nicht ausgeschilderten Verzweigung nehme man den engsten Winkel in Richtung Turm. Die Route führt hinauf bis zum Tour de Batère (höchster Punkt, kein Pass), der offen aus der Landschaft hervorsticht. Von diesem höchsten Punkt geht es leicht abwärts zum Col de la Descargue, wo herrliche Bergwiesen zum Wandern einladen. Wenig oberhalb exisiert eine Eisenmine, was wohl der Hauptgrund ist, dass dieser Pass asphaltiert ist. Sonst herrscht zunächst offene Einsamkeit, bald aber kurvenreiches Erlebnis durch schattigen Laubwald. Im Tal mit Amélie-les-Bains herrscht lähmende Hitze. So heiß war es noch nie auf meiner Tour. Doch lange pausiere ich hier nicht, denn sonst schaffe ich mein Ziel-Kap am Mittelmeer nicht mehr. Durch den Verzug vom Vortag und der Offroad-Fahrt heute muss ich nun auch den Col d’Ares kippen, weil die Route durch den Vulkan-Naturpark La Garrotxa zu weit ist für die restliche Zeit. Theoretisch möglich, aber würde eine extreme Leistung ohne Pannen und besondere Vorkommnisse verlangen. Zwar kann ich besser fahren als die Tage zuvor, die Wärme hilft auch, aber der Hustenreiz bleibt bestehen. Die volle Leistungsfähigkeit erreiche auf dieser Tour nicht mehr. So wähle ich die leichte Überfahrt nach Spanien über St. Laurent-de-Cerdans mit nur kurzen ernsthaft stärkeren Steigungen. Nach dem netten Städtchen St. Laurent-de-Cerdans auf einem Hügel folgt noch ein Walddurchfahrt, bis sich beim Grenzort Coustouges (Scheitelpunkt 813 müM) die Landschaft völlig ändert. Offene rote Felshänge und niedrige Kiefernwäldern beschreiben eine trocken-mediterrane Zone. Weite Kurven führen zunächst abwärts, gefolgt von zahlreichen Auf und Abs, allesamt ziemlich leicht, aber zermürbend bei großer Hitze. Die Landschaft bietet wenig Abwechslung, fürs Abfahren noch okay, für eine Auffahrt in die Pyrenäen würde ich diese Route nicht empfehlen. Mal eine Allee im Bereich einer Ortschaft, von denen es nur wenige gibt. Auch ein beliebter Stausee bleibt außerhalb der Sichtweite der Straße. Mit Erreichen der N II ist man dann in einer unattraktiven Ebene, die als große Verkehrsader fungiert: Autobahn, Nationalstraße, Eisenbahn-Schnellbahntrasse. So ist das Herausschälen einer Stadt am flachen Horziont wie Figueras ein Erlebnis und ich frage mich, warum genau hier? – Nun, der Camping liegt bereits deutlich vor der Stadt, unter hohen Kiefern, direkt an der Einfallstraße und vorne mit Hotel und Restaurant anbei. Wirkliche Nachtruhe bekommt man hier nicht – der Verkehr ist deutlich zu hören und zudem ist Samstag – da wird gefeiert, irgendeine nahe gelegene Disco sorgt die ganze Nacht für „beating dreams“. Obwohl atmosphärisch nicht das schönste, kann man im Restaurant gut speisen. So, 20.7., Figueres - (Roses) - Cadaques - Cap Creus - Cadaques - Selva de Mar - Portbou - Coll de Belitres (165m) - Cerbère |NZ 20:20-8:34| Strasbourg |TGV 9:45-11:03| Stuttgart AE: Salat Catalane, Dorade, Rw, Crème Catalane 22,50 € 98 km, 15,7 km/h, 1.235 Hm Der letzte Tag ist dann doch ein wichtiger: das Unterthema der Reise „Vom Cap Finisterre zum Cap Creus“ wartet noch auf Erfüllung. Zunächst aber lasse ich mich in Figueras ablenken von der Kunst Salvador Dalís. Das Museum öffnet immerhin in der Hochsaison um 9 Uhr, so kann ich nach einem Kaffee ohne zu langes Warten ein schnellen Gang durch die surreale Kunst unternehmen. Das Werk Dalís ist enorm umfangreich und von eben wortwörtlich surrealer Genialität. Das müssen auch die erkennen, die mit Dalí auf Kriegsfuß stehen. Manches ist überraschend, wenn man nur einige klassische Postermotive kennt. Außer dem Kunstmuseum gibt es auch eine Ausstellung mit ebenso kuriosen Schmuckdesigns von dem katalanischen Weltkünstler (mit dem selben Eintritt zu besichtigen). Die Straße nach Roses ist flach und extrem verkehrsreich. Selbst hier am Meer scheint man nicht sicher zu sein vor den Wetterkapriolen: Von den Bergen her drohen schwere, dunkle Wolken mit Gewitter. Nur ein kleiner Küstenstreifen ist noch hell. Ein paar Tropfen fallen, Blitze in der Ferne. Ein Wettrennen mit dem Wetter – will es mir den letzten Tag auch noch vermiesen. Muss ich die Abkürzung nach Llanca nehmen, um den Zug nicht zu verpassen? – Nein, ich bleibe auf Kurs. Doch dann das: die Hinterradbremse ist wachsweich, scheint kaum noch zu bremsen. – Was ist los? – Ich stelle fest, der Bremszug ist fast ganz gerissen, das Seil bereits in die Länge gezogen. Zwar bin ich in der Nähe von Roses, da gibt es sicherlich einen Laden, wie mir auch ein gerade anhaltender Radler sagt, aber es ist leider Sonntag. Einen Ersatz habe ich nicht, auch eine Radsportgruppe wenig weiter kann mir nicht helfen. Es würde auch nichts nützen, wie ich später zuhause feststellen werde, denn ohne eine geeignete Zange lässt sich der alte Draht gar nicht entfernen. Auch das Einfädeln ist ein heikles Prozedere und unter Zeitdruck nicht von sicherem Erfolg gekrönt. – Also wieder die Frage: Muss ich zurück nach Figueras oder die Abkürzung nach Llanca nehmen und gar ein ergänzenden Zug nehmen? Nein, sage ich – ich fahre auf Risiko. Zwar schätze ich noch etliche Auf und Abs auf der Reststrecke, hoffe aber auf nicht zu starkes Gefälle, weite Kurven und breite Straßen. Die größte Unbekannte bleibt die Stichstraße zum Cap Creus. Eine scharfe Bremsaktion bergab ist nicht mehr möglich, d.h. sehr vorausschauend fahren. Zunächst aber eine mäßige Steigung hinauf durch gestufte Kulturlandschaft mit Olivenbäumen. Der Verkehr auch hier sehr stark. Beim Hochpunkt dann der Abzweig in die Bucht hinunter (sehr mäßiges Gefälle) nach Cadaqués – das sehr begehrte Fischerstädtchen, wo Dalí ein guten Teil seiner Zeit verbrachte. Der Ort dichtgedrängt mit Touristen, Strand direkt an der Promenade, schöne Häuserfassaden. Ich versuche mein Glück noch bei einem Leihradvermieter, die Hauptperson ist aber nicht vor Ort, werde auf später vertröstet, was ich dann ganz ausschlage. Es ist brütend heiß, schwül, aber mittlerweile auch durchgehend sonnig, die Gewitterfront wohl irgendwo gestopt. Eigentlich Zeit, um in einer der traumhaften Buchten außerhalb von Cadaqués in Richtung Cap Creus eine Pause einzulegen. Wie schön wäre es, jetzt noch einen „echten“ Urlaubstag des Nichtstuns zu haben. Tja, und dann könnte ich noch Wochen weiterfahren. Das ist halt der Traum. Doch ich fürchte um mein Zeitfenster. Die Straße zum Kap sehr schlecht, stetes Auf und Ab mit sehr giftigen Steigungen. Nachdem ich die Topographie überblicke, überlege ich sogar den Abbruch dieser Exkursion. Doch ich kämpfe mich über die Hügel, lege alle Kräfte hinein. Das Cap Creus – bis zum Schluss heftig – dann endlich erreicht! Das „Ende der Welt“ im Westen mit dem „Ende der Welt“ im Osten verbunden. – Nur kurz eine Stärkung gewürgt und weiter rase ich zurück, schweißüberströmt den Berg von Cadaqués hinauf – dann weiß ich, die Zeit wird reichen, wenn es keine Pannen gibt. Ein leichte, langgezogene Abfahrt nach La Selva de Mar, Bremsen brauche ich eigentlich nicht. Jetzt bleibt das Meer immer präsent. Das tiefe Blau – faszinierend. Die Auf und Abs sind weniger schwer als erwartet. Ich merke, die Zeit reicht gut, mit einer Bremse geht auch. Dann der nicht per Schild ausgewiesen letzte Pass: Vom Coll de Belitres sieht man hinunter auf Cerbère, die vielen Bahngleise, das auffällige Dreieckshaus. Jubel hinunter, nochmal auf halber Höhe ein Leuchtturm und das allerletzte Kap: Cap Cerbère. Am Parkplatz steht eine Art Kiosk mit Weinprobe – ideal für ein Tourende. Der Rotwein von Banyules ist arg teuer, der von Colliure recht streng, erscheint mir im Preis überhöht. Der Rosé von Colliure jedoch sehr körper- und charakterreich, ungewöhnlich für einen Rosé, ausgezeichnet – eine Flasche kommt in die Tasche. Tatsächlich bin ich früh genug in Cerbére. Es ist noch Zeit, Abschied von Meer und Möwen zu nehmen, in der öffentlichen Dusche zum Stadtstrand gehörig mich zu erfrischen und ein Abschiedsessen meeresgerecht mit Dorade zu vespeisen. Im Nachtzug ist das Radabteil groß genug, um 5 oder 6 Räder zu verstauen. Zunächst bin ich der einzige, in Perpignan stößt noch ein deutsches Paar hinzu. Kurz nach Fahrtbeginn gibt es ein Problem: Der Liegewagen mit dem Radabteil ist offenbar auch als „only women“ gedacht. Ich soll erst meine Sachen fertig essen, dann das Abteil wechseln, sagt mir der Zugbegleiter. Als das Paar aus Perpignan zusteigt, ist die Verwirrung komplett: Nicht nur im selben Wagen, sondern auch noch im selben Abteil Mann und Frau – und das alles im einzigen Wagen mit Radabteil und dem wohl einzigen „Frauenwagen“. Kurz danach ist alles okay. – Es bleibt wie es ist. Das deutsche Paar ist nicht sehr gesprächig. Schlafen kann ich aber gut, der Zug im Fahrverhalten ruhiger als erwartet, lediglich das Fahrgeräusch ist sehr laut (man kann allerdings beigelegte Ohrstöpsel benutzen, wogegen ich aber eine Aversion habe). Der Zug schließlich fast pünktlich in Strasbourg. Das Wetter kühl und wolkig, unsommerlich. Kommt mir irgendwie bekannt vor. Nach einem Café au lait und Croissant im Straßburger Bahnhofbistro verläuft dann auch die Fahrt mit dem TGV problemlos. Gegen 12 Uhr bin ich dann wieder im Büroalltag angekommen – zumindest körperlich. Bildergalerie Pyrénées II – wie immer Bild anklicken: - Ende -
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#466582 - 09/11/08 06:28 AM
Re: Vuelta Verde: Cordillera Cantábrica/Pyrénées
[Re: veloträumer]
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Wunderschön Matthias
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Edited by José Maria (09/11/08 06:28 AM) |
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