Warum ich es dieses Mal so lange vor mir hergeschoben habe, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht liegt es an der Zwiespältigkeit, mit der wir diese Tour erlebt haben.

Wie dem auch sei, so habe ich mich wie immer bemüht, den Charakter der beiden Regionen einzufangen und separat davon die harten Fakten zu Strecke, Unterkünften und was man sonst noch so zum Leben braucht wiederzugeben.

Erstmals habe ich mir erlaubt, von unseren zwischenmenschlichen Erlebnissen, die wir mit diesem lebenslustigen Volk der Italiener immer so haben, etwas preiszugeben.

südliche Abruzzen und Molise - unbekanntes Land

Streckeninfos, -beschreibungen und Kommentierung

Ja, ja Fotos gibt es natürlich auch

Gerhard





Edit: Bilder untereinander angeordnet (wg. Gesamtbreite)
atk

Hallo Gerhard,

welche Freude, heute deinen Bericht vorzufinden. Ich habe schön öfter mal nachgeschaut, ob sich was tut, aber leider immer nur "arriva subito". Aber das Warten hat sich gelohnt. Toller Bericht. Ich habe mir gleich die Karte geholt, um die Strecke nachzuvollziehen. Diesmal gings ja richtig kreuz und quer.

Eurer Problem mit der Hitze wundert mich ehrlich gesagt nicht unbedingt. Wir sind in 2006 in der zweiten Maihälfte von Bologna über den Campo Imperatore bis Pescara gefahren. Obwohl also einen Monat früher, hatten wir bereits da ebenfalls mit der Hitze zu kämpfen. Ich würde mittlerweile eher Anfang Mai in diese Region fahren.

Das Gebiet, das ihr diesmal unter die Räder genommen habt, steht auch noch auf meiner to-do-Liste, zumal wir unsere letztjährige Tour als bisheriges Radlhighlight noch gut in Erinnerung haben. Allerdings wird das leider noch ein paar Jährchen dauern. Mal schauen.

Schade eigentlich, dass ihr nicht öfter unterwegs seid. Eure Berichte sind immer ein Highlight.

Volkmar

Hallo Volkmar,

danke für die Blumen, aber mir gefallen fast alle Seiten, die in diesem Forum präsentiert werden, und sorry für das lange Warten. Ich sehe ja an den Zugriffszahlen der Seite, dass sie überraschend populär ist. Auch wenn ich längere Zeit nichts daran mache.

Die Hitzewelle hat uns böse überrascht. Wir sind ja nicht das erste Mal Mai/Juni in Mittelitalien und meistens war erst Mitte/Ende Juni das Wetter so stabil, dass man ohne Winterausrüstung die Hochebenen befahren konnte. Im Mai 2003 z.B. sind wir unverrichteter Dinge aus den Monti Sibillini heruntergekommen, es war arschkalt und windig.
vedi:


2005 dann in den Abruzzen war das Wetter Ende Juni ideal, 2 Wochen vorher gingen dort Sintfluten nieder. Man wird sich auf die Wetterkapriolen in Zeiten des Klimawandels einstellen müssen.

Gerhard

Hallo Gerhard,

habe auf Deinen Bericht gewartet und ihn mit Interesse gelesen. Einen großen Teil der Strecke sind wir ja selbst bei unserer Touren 2002 nach Amalfi und 2005 nach Sizilien gefahren.

Wir waren dieses Jahr fast gleichzeitig in Nordspanien unterwegs, wo das Wetter trocken und nicht so warm war. Mir war es dort aber manchmal schon zu kühl (Einmal morgens nur 10 Grad - bibber). Hab aber von der Hitzewelle in Italien gehört und war - nicht nur - deshalb auf Deinen Bericht gespannt.

Hab mal bei wetteronline den Rückblick angesehen. Die Hitze dürfte vergleichbar mit der im Juni 2002 gewesen sein (auch damals war eine Hitzewelle - insbesondere an der Ostküste Thema im ital. Fernsehen). Damals sind wir nach Amalfi gefahren. Wir hatten das Glück, dass wir zu der größten Hitze gerade durch die Höhen von Terminillo und Abruzzen gefahren sind. Da hat man nicht mehr so viel davon gemerkt. Ich weiss noch, dass es mir auf dem Campo Imperatore (ca. 2100 m) recht kühl vorkam. Nur in den Tälern (Aquila, Fucino) war eine "Bullenhitze". Auf dem Terminillo in 1900 m Höhe waren selbst dieses Jahr im Juni max. 18 Grad gemessen worden. Wie Du schon geschrieben hast, kann es in den Höhen bei mäßigem Wetter recht kalt sein. Und bei Regenwetter kann man das wohl komplett abhaken. Man muss deshalb schon einigermaßen stabile Wetterverhältnisse haben.

Ich hoffe, dass nächstes Jahr wieder mal ein "normales" Jahr wird, denn wir wollen ja durch Basilicata und Kalabrien im Juni fahren. Und da waren die Temperaturen dieses Jahr noch höher als in der Mitte. Mir machen zwar Temperaturen um 35 Grad nichts aus (drüber allerdings schon) aber meinem Kumpel.

Noch Fragen:

Wie sah es am Wochenende/ in der Woche mit den Rennradfahrern aus? Waren wie üblich viele unterwegs oder haben die sich auch aufgrund der Hitze zurückgehalten?

Warum hast Du kein Foto von Celano in Deinem Album?

http://www.regione.abruzzo.it/TURISMO/images/tci_celano_castello.jpg

Gruß
Peter

Hallo Peter,

ja, unsere Route deckt sich wahrhaftig auf einigen Teilstrecken mit dem, was Du schon gefahren bist und beschrieben hast. Und ich muß ehrlich sagen, Deine Infos waren die einzigen, die ich z.B. die Strecke N 5 L'Aquila - Celano und weiter gefunden habe. Dementsprechend verlinke ich auch auf Deine Seite. Nochmals Danke!

Celano... da hatte ich mir mehr versprochen. Das Castello ist ohne Zweifel imposant, die umlaufende Promenade aussichtsreich, aber der Rest des Städtchens traurig. Es liegt an der Durchgangsstraße und hat wenig Charakter. Dafür haben wir eine wirklich gute Trattoria für die abruzzesischen Basics gefunden. Ich habe die Adresse in den Streckenbeschreibungen aufgenommen.

Ich habe schon gesehen, daß Du/Ihr in die Basilikata wollt. Ich kenne nur Matera, das als Stadt mit unglaublicher Historie schlichtweg sagenhaft ist und einen Tag Aufenthalt lohnt. Ich kann mir vorstellen, dass der Apennin dort unten dem im Alto Molise ähnelt. Es wäre Euch zu wünschen, immer 4 % und eine herrliche Landschaft.

Rennradfahrer (ciclisti di corsa) waren nicht sehr viele unterwegs. Eine Gruppe aus Pescara hatten wir auf der Zugfahrt von Sulmona nach Avezzano mit im Abteil, die von dort aus zurückfahren wollten. Lustige, fitte Typen, die es aber nicht glauben konnten, daß eine "junge Frau" lieber mit dem Rad durch die Abruzzen saust als am Strand zu liegen. Wieviel Gepäck usw. war 1 h Gesprächsthema.

Und besseres Wetter... ist Euch allemal zu wünschen.
Un saluto
Gerhard

Hallo Toller Bericht,
ich fahre über Weihnachten auch in die Gegend, meine Frau ist gegen mein Fahrrad, ich muss da noch mal Überzeugungsarbeit leisten. Sie hat wahnsinnige Angst vor der Steigung der Abbruzen. Mal sehen.
Am End sitze ich noch im Bus.....

Danke auch für die tollen Bilder!
Jakob

"4 - 6 % Steigung haben die meisten Bergstraßen in den Abruzzen und sind damit anstrengend aber angenehm zu pedalieren. Sie sind oft nicht das Problem einer Abruzzen-Expedition auf zwei Rädern. Die großen Entfernungen, die weit auseinanderliegenden Zielorte schon eher, die Unkenntnis der Besonderheiten dieser Bergwelt so weit im Süden und vielleicht auch eine falsche Einschätzung der eigenen Belastbarkeit..." so habe ich das nach unserer ersten Abruzzen-Tour beschreiben.
Vielleicht läßt sich Deine Frau ja davon beeindrucken, dass meine Mitradlerin viel lieber in die Abruzzen fährt als nochmals in die Toscana.

Gerhard

Bild

Edit: Bild wegen Übergröße in Link umgewandelt. atk

Ich kann die Einschätzung von Gerhard nur unterstützen - weiche Steigungen, angenehm zu fahren, wenn man sich genügend Zeit lässt und sich bei den Distanzen nicht verschätzt. Wenn's aber früh dunkel wird - und kalt? - und die nächste Unterkunft weit weg, dann wird es schon ungemütlich. Habt ihr die Winterzeit bedacht?

Meine Bedenken sind denn auch eher Regen, Schneefall und Wintertemperaturen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Abruzzen ein geeignetes Winterradreiseziel sind. Es gibt dort Skigebiete usw., das milde Klimat von den Küsten dringt ja nicht in die zentralen Berglagen vor. Bei meiner Italienreise 2006 habe ich sogar im Juli noch Schneereste in den Abruzzenbergen bei Villeta Barrea/Alfedena gesehen - natürlich nicht mehr auf Höhe der Straßen.

Ich mir auch nicht. Laut www.meteo.it ist z.B. für die nächsten Tage Schneefall in höheren Lagen angesagt.

Es sei denn, es ist die Region Abruzzen gemeint, die sich ja bis zum Meer hinzieht. Aber selbst am Meer dürften in der Regel Wetter und Temperaturen nicht gerade einladend sein über Weihnachten.

Ich hab mal die letzten Wochen das Wetter weiter südlich in Kalabrien beobachtet. Dort waren die Temperaturen zwar höher als bei uns, aber es hat wesentlich mehr geregnet. Auch dort ist in höheren Lagen für diese Woche Schnee angesagt.

Gruß
Peter

Hallo Gerhard,

noch ne Frage. Bei einigen Tagen sind keine Höhenprofile dabei. Hat der CM aufgrund der Hitze versagt?

Gruß
Peter

Nein, versagt hat er nicht. Der CM 436 hat einen Ringspeicher und kann nur eine begrenzte Stundenzahl aufzeichnen. Dann überschreibt er, so daß die ersten beiden Touren den letzten zum Opfer fielen.
Das ist im Übrigen der einzige Grund, warum ich mir irgendwann doch das Nachfolgemodell zulegen werde. Das Auslesen der Daten auf meinen Palm klappt leider nicht.

Gerhard

Hallo Gerhard,
super schöne HP mit tollen Bildern !
Sag mal, ist der Rad Transport in der Bahn tatsächlich in Italien schlechter geworden? Ich hör das jetzt schon zum zweiten Mal.....
Gruß

So generell kann man das nicht sagen. In Italien selbst ist die Radmitnahme zumindest oberhalb von Neapel in den vergangenen Jahren einfacher und verlässlicher geworden, da fast alle R und IRs jetzt Räder mitnehmen. Im Süden kann man sich dagegen auf nichts verlassen, auch nicht auf ein Radsymbol auf dem Fahrplan. Dafür ist dort alles verhandelbar und damit auch lösbar. Wir haben auf dieser Tour mehrfach den Zug für kurze Strecken genutzt und uns nicht darum geschert, ob mit oder ohne Radtransport angegeben war. Für alle Beteiligten, einschließlich der sich geehrt fühlenden Schaffner, war es eine Mords-Gaudi, uns (vor allem die Signora mit einem Fahrrad und soooviel Gepäck) irgendwo unterzubringen. Die Süditaliener sind halt ein ganz netter Menschenschlag! Und wenn sie etwas zu organisieren haben, sind sie glücklich.

Was uns dagegen mehr und mehr zum Verhängnis wird, sind die Streichungen der Züge aus D nach I, z.B. der Nachtzung München - Pescara. Wir kommen eigentlich nur noch bis Florenz oder müssen x-maliges Umsteigen in Kauf nehmen.

Gerhard
(mehr siehe hier)
P.S. Freut mich, dass Dir die HP gefällt.

Wer sagt das? Wir waren letztes Jahr im Inland auf der Strecke Cortona - Modena unterwegs und hatten keine Probleme. Außerdem wird seit einiger Zeit wieder die Fahrradmitnahme auf www.bahn.de auch bei ital. Inlandszügen angezeigt. Ich gehe aber davon aus, dass es ab Fahrplanwechsel wieder auf sich warten lässt ... zumindest im nächsten Sommer (in der Vergangenheit wurden die Daten in der Regel zu spät aus Italien geliefert).

Was die internationalen Verbindungen angeht, hat ja Gerhard gesagt, dass sich zumindest die Verbindung an der Osküste verschlechtert hat.

Mir sind aber die Fahrzeiten so oder so zu lange.

Beispiel:

Trier - Modena ca. 16 h mit dem Zug und Fahrradmitnahme (und das mit oft umsteigen und Risiko, dass man einen Zug verpasst) ca. 9 h mit dem Auto ... Je weiter es nach Süden geht, desto gravierender der Zeitunterschied.

Ich würde gerne mit der Bahn fahren aber auf dieser Relation ist die Bahn m.E. viel zu langsam. Anders in Frankreich. Dort haben wir den TGV nach Bayonne genutzt und waren - trotz 2 h Umsteigezeit in Paris - sogar schneller als mit dem Auto.

Gruß
Peter

Hallo,
habe gerade im neuen Nachtzugfahrplan der Bahn gelesen (gilt bis Ende 2008), daß es ab München jetzt eine Verbindung bis Rom gibt, mit Fahrradsymbol . Bisher ging es mit Fahrrad immer nur bis Florenz. Von dort aus kommt man mit vertretbarem Aufwand mit Regionalzügen gut auch noch weiter südlich.

Es ist zwar schade, daß die Verbindung München - Pescara gestrichen wurde (bereits seit 2007), aber die Möglichkeit per Zug und Rad jetzt unkompliziert bis Rom zu kommen, ist kein schlechter Ersatz.

Volkmar

So, wie das aussieht, ist es keine Verbesserung. Es ist zwar schön, dass man mit dem Nachtzug jetzt bis Roma Termini kommt, dafür gibt es jetzt statt der zwei Nachtzüge (287 Mü-Roma T. und 289 Mü-Fir.SMN mit Kurswagen nach Venedig) nur noch einen, 389. Die Kurswagen nach Venedig kommen auch noch mit drauf. Und das, wo der 289 regelmäßig im Grenzlastbereich fährt, Doppeltführungen immermal vorkommen und ich auch schon eine Dreifachführung erlebt habe. War Klasse, an der Anzeige stand "D 289 nach Firenze S.M.N ab Gleis 11-13". Es ist allerdings 10 Jahre her, ob man noch so flexibel ist und genügend Fahrzeuge hat, wage ich zu bezweifeln. Das Problem sind die Lastgrenzen zum Brenner, die erst steigen können, wenn mit Mehrsystemlokomotiven gefahrenwerden kann und im Bf Brenner nicht mehr die Trafokühlung ausfällt. Bis dahin kann es aber noch dauern.
Die Fahrplanlage ist übrigens in Richtung Süden die vom alten 287 (ab München Hbf 21.03, an Firenze S.M.N [nicht mehr -Campo di Marte!] 6.18, an Roma Termini 9.05), in Richtung Norden die vom 288 (ab Roma Termini ab 19.10, ab Firenze S.M.N. 21.53, an München Hbf 6.30). Das halte ich für sinnvoll.

Falk, SchwLAbt

Hast Du einen Link?

hier der Link für den neuen Fahrplan: Nachtzugfahrplan 2008

Die Insider-Infos von Falk kann ich natürlich nicht beurteilen. Ich finds halt positiv, dass es jetzt möglich ist, per Nachtzug bis Rom zu kommen, statt nur bis Florenz. Wäre ja vieleicht auch ne Alternative für Gerhards Tour-Anreise gewesen, wenn es die Möglichkeit 2007 schon gegeben hätte . Um dem Moloch Rom zu entgehen, würde ich mich dann einfach noch ein Stündchen in einen Regionalzug setzen, der mich in Richtung der geplanten Strecke bringt und schon kanns losgehen.

Volkmar

»Insider-Informationen« habe ich auch nicht. Ich habe einfach mal Hafas suchen lassen, und die Ergebnisse waren eindeutig. Im Nachtzugfaltblatt steht es so auch.
Noch ein faules Ei: Dresden und Leipzig - München geht nachts auch nicht mehr, es bleibt nur der Talgo von Berlin über Halle nach München. Den 363 hat man nach Basel verlegt.

Falk, SchwLAbt

Für die Anreise in die Abruzzen ist der Nachtzug nach Rom eine gute Alternative. Von dort ist man in 2 h mit dem R in Avezzano und das ist ein guter Startpunkt für Touren sowohl Richtung Gran Sasso als auch nach Süden Richtung Nationalpark. Jetzt müssen nur noch die Anschlüsse passen. Warten wir mal den endgültigen Fahrplan ab.

Was einem gegenüber der Anreise von der Adriaseite aus entgeht, sind die südlchen Marken. Das märkische Hügelland mit den dahinter sich erhebenden M. Sibillini empfand ich bei der Abruzzentour 2005 als einen sehr anmutigen Einstieg in die Hochgebirgswelt. Das Bild zeigt den M. Vettore von Amandola aus. Von den Städten her hat es uns vor allem Ascoli Piceno angetan. So eine lebendige, schöne Provinzhauptstadt sucht man lange!

Gerhard