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#243971 - 04/25/06 03:44 PM
Ostertour
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Hallo, wie bereits erwähnt wollte ich zu Ostern von Dresden durchs Böhmische, dann entlang der Alpen nach Lindenberg im Allgäu fahren. Hier nun ein kurzer Bericht:
13.4. Vormittags gab es noch jede Menge zu tun, sodaß ich erst nach 12:30 loskam. Schon in Pillnitz machte ich jedoch halt, weil mein Rad fürchterlich flatterte. Ich hoffte das Problem durch Anziehen der Speichen zu lösen. Es wurde aber nur wenig besser. In Dresden war der Elberadweg wieder OK. Das Hochwasser war schon überall abgelaufen. Kurz vor Heidenau war noch eine kleine Furt zu durchqueren, weil Wasser von einem Feld ablief. In Obervogelgesang war jedoch Schluß - Radweg überflutet. Also zurück nach Pirna und dort in die S-Bahn, da nicht klar war, ob der Radweg auf der anderen Elbseite durchgeht und ob in Königstein die Fähre in Betrieb ist.
Das Fährproblem veranlaßte mich auch schon in Bad Schandau auszusteigen und über die Brücke zu fahren. Radweg war mir aus genannten Gründen zu unsicher. Hinter der GRenze habe ich dann die Spiegelreflex in eine der hinteren Taschen gepackt. Das hat das Flatterproblem behoben, war aber nervig, wenn ich fotografieren wollte.
Decin war netter, als ich es in Erinnerung hatte. Am Ortsausgang habe ich noch den Tesco leergekauft und in Nebocady im Restaurant Kovarna, also der Schmiede, gegessen. In Velke Brezno bin ich aus dem Elbtal rausgefahren, da ich mir eine Stelle zum wild Zelten suchen wollte. Die Straße ins Böhmische Mittelgebirge war enorm steil und ich fand ein Plätzchen an einem ehemaligen Sträßchen, welches nur noch zum Vieh auf die Weide treiben genutzt wird. Am Rande einer solchen habe ich mich niedergelassen. Die Wiese war ein Stück weiter von Wildschweinen durchwühlt. Habe aber keinen nächtlichen Besuch bekommen. Das absolute Highlight war übrigens ein Schwarzstorch, keine 50m von mir entfernt. Ankunft war übrigens kurz vor 19:00. Es war meist bedeckt, kurz sonnig und z.T. Nieselregen.
68km, Schnitt 19,17km/h
14.4. Karfreitag: Früh war's mächtig kalt im Zelt, sodaß ich schon um 7 Uhr aufgestanden bin. Das ehemalige Sträßchen führte noch weit den Berg hoch Da wurde ich wenigstens richtig warm. Irgendwie stimmte meine Position auf dem Rad aber nicht. Ich saß deutlich zu hoch, was auf das Wechseln der Pedale von Haken und Riemen auf Klickpedal vor der Tour zurückzuführen war. Es ging immer weiter hoch durch ein kleines militärisches Übungsgelände. Oben noch Schneereste und toller Blick auf Erzgebirge (noch weiß), Böhmisches Mittelgebirge mit Mileschauer und Böhmisches Becken mit dem Rip. Paßhöhe dürfte mehr als 600m gewesen sein. Danach Abfahrt nach Leitmeritz. Schöne Altstadt aber viel Verkehr und der Markt war ein einziger Parkplatz mit Durchgangsstraße. Raudnitz habe ich ausgelassen und bin direkt nach Melnik gefahren. In Steti habe ich die Elbseite gewechselt. Das war gut, da verkehrsarm und flach. Auf diesem Stück passiert man einige größere Chemibetriebe, was dem Weinort-Flair von Melnik nicht gerade zuträglich ist. Melnik war etwas verschlafen. Habe in einer Gaststätte gleich neben dem Schloß gegessen, wo ich früher schon mal war (Schlafradler wird es kennen).
Hinter Melnik wurde die Landschaft recht flach und eintönig. dafür der Wind umso heftiger. Stara Boleslaw war hübsch, ist aber sehr klein. Die Brücke über die Elbe nach BRandys war offenbar nach dem Hochwasser noch gesperrt. Man kann sich kaum vorstellen, daß die Iser eigentlich ein reißender Gebirgsfluß ist, wenn man sie kurz vor ihrer Mündung überquert. Lysa und Podebrady waren OK. Das Radfahren macht in der langweiligen Umgebung des Böhmischen Beckens nicht besonders viel Spaß.Richtung Kolin wurde es dann ganz übel. Viel Verkehr, schnurgerade Straße und Sturm schräg von vorn rechts und sowohl Knie als auch Achillessehne fingen wieder an Probleme zu machen.
Kolin ist aber auf jeden Fall sehenswert. Ich wollte jedoch nur noch in Kutna Hora ankommen. Über kleine hügelige Sträßchen ging es dann dort hin. Nach kurzem Verfahren unterwegs und langem Kampf gegen Wind und Steigung kam ich dann gegen 19:00 Uhr auf dem geöffneten (Gott sei Dank) Zeltplatz an. Nach dem Duschen ging es mir wieder gut, sodaß ich noch ein wenig die Stadt erkundete und essen ging.
155km, Schnitt 20,1km/h, gesamt 223 km
Der nächste tag fing mit einer etwas ausführlicheren Besichtigung des Weltkulturerbes Kutna Hora an. Der Dom war leider geschlossen. Das Wetter war ausnahmsweise sonnig und der Wind blies mir zwar noch immer entgegen, war aber schwächer. Das Böhmische Becken war schon hinter Kolin zu Ende und so war es zunächst hügelig, aber noch recht angenehm zu fahren. Im Tal der Sazava wurde ich von einer kleinen Burg begrüßt. Danach wurde es heftig. Nie hätte hier ich solch heftige Anstiege vermutet. Erst später fiel mir auf, daß es eine nur unwesentlich längere Route entlang eines Flüßchens gegeben hätte. Die Straße war trotzdem sie eine Nummer hatte, sehr winkelig und in einem äußerst schlechten Zustand. Ständig ging es steil bergauf und bergab, z.T. von einem Schlagloch ins nächste auf zentimeterdickem Streusand, der noch vom Winter da war. Die Hussitenstadt Tabor hat mir ausgesprochen gut gefallen. Eigentlich wollte ich dann auf halber Strecke zwoschen Tabor und Budweis einen Zeltplatz ansteuern, leiß mich aber dann verleiten noch weiter zu fahren. In Tyn an der Moldau war in 12 km Entfernung ein Zeltplatz ausgeschildert. Der wäre gerade recht gekommen. Die Fahrt dahin war natürlich wieder einmal mit heftigsten Anstiegen verbunden. Die Kühltürme des AKWs Temelin hatte ich immer im Blick. Irgendwie war der Zeltplatz aber nicht existent. Also weiter nach Hluboka. Oberhalb des Örtchens gibt es eine hübsche Burg. Es waren mehrere Pensionen ausgeschildert. Aber es gab auch ein Schild auf dem Stand, es seien nur noch 9km bis Budweis. Also doch noch bis dahin. 20 min vor 9 war ich dann endlich angekommen. Die Zeltwiese war patschnaß, aber ich habe trotz Dunkelheit noch ein trockenes Fleckchen gefunden.
166km, Schnitt 19,3, gesamt 389km
16.4. Nach Frühstück im Zelt wegen Nieselregens ging es dann gegen 10 Uhr los. Zurück in die Stadt zu fahren hatte ich keine Lust. Außerdem hatte ich vor, dieses mal Nationalstraßen zu fahren, um den vielen Hügeln aus dem Weg zu gehen. IRgendwie wurde ich meine Schmerzen nicht mehr los. Erst mal habe ich nach ein paar 100 m an einer Tankstelle wieder angehalten, um Waffeln und Cola zu kaufen. Das war eine sehr gute Idee. Danach ging es gleich ein bißchen besser.
Die N3 fuhr sich sehr gut, da zum Osterwochenende wenig Verkehr war und die Straße recht breit war. Anschließend fuhr ich auf der N39, von der ich aber bald wieder abbog um mir das Kloster Goldenkron (Zlata Koruna) anzusehen. Eine Führung lehnte ich dankend abm da ich befürchtetem daß die Fußböden nicht so ganz Schuhplattenkompatibel sind.
Hinter Goldenkron ging das Sträßchen natürlich wieder stark bergauf und bergab. Das wunderschöne Cesky Krumlov war mir bereits bestens bekannt. Ich ließ es daher rechts liegen. Ab hier ging es wunderschön im Tal der Moldau entlang. Der Anstieg war gleichmäßig, der Verkehr gering und der Straßenzustand hervorragend. So macht Radfahren Spaß. Rozmberk ist eine eindrucksvolle etwas finster wirkende Burg, hoch über einer engen Moldauschlinge gelegen. Vyssi Brod markierte das Ende des von mir befahrenen Moldauabschnitts. Ich bin der Moldau grob ab Tyn und exakt ab Cesky Krumlov gefolgt. Vyssi Brod ist sehr idyllisch gelegen, klein, aber hübsch. Sehenswert wäre sicher das Kloster. Es gibt auch, bedingt durch die nahe Grenze zu Österreich einige Vietnamesenläden, aber nicht so viele, wie in Hrensko.
Der Paß nach Österreich war nicht sehr steil, gute Straße, wenig Verkehr. Die tschechische Grenzstation war ein gutes Stück ins Landesinnere versetzt. Oben auf ca. 800m lagen noch Schneereste. Österreich begrüßte mich mitSonnenschein, hat es sich dann aber doch überlegtund einen Hagelschauer hinterhergeschickt. Ich hoffte auf eine einzige lange Abfahrt zur Donau. Ein Blick auf die gleich in Bad Leonfelden an einer Tankstelle erworbene Karte Oberösterreichs belehrte mich jedoch eines Besseren. Die Straße folgte nur grob einem Bachlauf, was häufige steile Gegenanstiege zur Folge hatte. Einen weiteren heftigen Regenschauer wartete ich unter dem Vordach einer Bak ab. Meine Knie rechte Achillessehne machen mir trotz mehrfacher Korrektur meiner Sitzposition zunehmend zu schaffen. Vielleicht wird es ja auf dem flachen Abschnitt entlang von Donau und Inn besser.
Endlich im Donautal kurz oberhalb von Linz angekommen, ging es zunächst durch flaches Agrarland. Bei Aschach habe ich dann die Donau überquert und befand mich ab dort, inzwischen im Dauerregen, auf dem Donauradweg. Gegen 19:00 kam ich auf einem Zeltplatz gegenüber dem Ort Untermühl im hier tief eingeschnittenen Donautal an. Zum Essen gab es im angeschlossenen Gasthaus natürlich Wiener Schnitzel.
122km, Schnitt 20,0, gesamt: 511km
17.4. Schon beim Aufstehen merkte ich, daß Knie und Achillessehne immer noch schmerzten. Zu Essen hatte ich nur noch wenig, also fuhr ich mit halb leerem Magen los. In Schlögen mußte man per Fähre an das andere Ufer wechseln. In Niederramma habe ich dann Kuchen und Kaffee gefrühstückt. Die Schmerzen wurden trotz der flachen Strecke immer stärker. Das nochmalige Verstellen des Sattels und ein leichtes (wahrscheinlich viel zu spät durchgeführtes) EIndrehen der Schuhplatte brachte nur kurzzeitig Erleichterung. Das Fahren wurde zur Qual. Habe dann kurz vor Passau in einem Gasthof Mittag gegessen. Aber auch danach wurde es nicht besser. Noch ein, zwei km am Inn entlang und ich mußte einsehen, daß es so nicht weitergeht. Aufgabe, Bahnhof, Zug über Plattling, München nach Röthenbach, von dort von meiner Frau abgeholt, Schluß.
64km, Schnitt 20,0km/h, gesamt: 575km
Fazit: Die Tour war eigentlich wunderschön. Ich war motiviert und noch gut bei Kräften, wenn nur nicht die Schmerzen gewesen wäre... . Den zweiten Teil von Passau nach Lindenberg muß ich wohl ein anderes mal nachholen. Das Problem lag auch in dem von mir gesetzten Zeitlimit. Ich wollte bereits am Dienstag den 18.4. ankommen, um noch ein paar Tage mit Frau und Kind zu verbringen. Solche Strecken durch so bergiges Gelände sollte man halt doch nicht ganz ohne vorheriges Training angehen. Dazu kam noch, daß ich aus vorheriger leidvoller Erfahrung wußte, wie schlecht ein zu tief eingestellter Sattel für die Knie ist und ich deshalb die Sattelposition zu spät und zu zögerlich korrigiert habe. Keine Ahnung, wieso ich dann trotzdem Knieprobleme bekam.
Die Strecke an sich ist durchaus lohnenswert, wenngleich das böhmische Becken nicht viel bietet. Die besuchten Städte waren aber allesamt sehr sehenswert. Besonders hat mir Kutna Hora und Tabor gefallen. Cesky Krumlov ist natürlich mindestens ebenso toll, ich habe es aber aus genannten Gründen nicht besichtigt. Budweis habe ich aus Zeitgründen nur sehr flüchtig gesehen. Ich muß überhaupt sagen, daß es mir vor allem aufs Radfahren ankam. Die Stadtbesichtigungen dienten mehr der Orientierung, wo es sich lohnen würde, noch mal länger Halt zu machen. So jetzt habe ich neben einer immer noch etwas schmerzenden Achillessehne auch noch wunde Finger.
Gruß Georg
PS: Haceks u.a. habe ich komplett weggelassen. Ist mir einfach zu umständlich mit einer deutschen Tastatur.
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#243975 - 04/25/06 03:49 PM
Re: Ostertour
[Re: Krakonos]
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Du bist´n Held. Wir haben von DD bis zur Donau ca 10 Tage gebraucht. Und das wetter war auch besser.
kat&job
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#244042 - 04/25/06 06:04 PM
Re: Ostertour
[Re: Job]
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Erstmal gespeichert, gelesen wird heute abend. Jetzt zuviel (geht aber gut los)
Falk, SchwLAbt
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#244204 - 04/26/06 07:44 AM
Re: Ostertour
[Re: Krakonos]
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Hallo Georg, war ja anscheinend - bis auf deine Schmerzen - eine sehr schöne Tour und macht auch Appetit... Dummerweise hat sich meine eigene Urlaubsplanung leider völlig geändert - man kann das im Thread "Tipps für Tschechienreise" nachlesen. Aber zurück zu dir: warst du denn mit einem für dich völlig neuen Rad unterwegs, dass noch nicht richtig auf dich eingestellt war? Sattelhöhe, etc? Gruss von Martin
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#244236 - 04/26/06 09:34 AM
Re: Ostertour
[Re: Martin W.]
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Nein, es ist so, daß ich recht empfindlich bezüglich meiner Sitzposition bin und die Pedale gewechselt hatte. Mit den Klickpedalen hätte ich den Sattel weiter reinschieben müssen. Das tat ich aber nicht sofort, da ich schon immer das Gefühl hatte, mein Sattel ist eigentlich einen Tick zu tief eingestellt mit den Haken-und-Riemen-Pedalen. Da dachte ich mir, naja, jetzt wird es wohl passen, Du mußt Dich nur daran gewöhnen, daß die Beine jetzt etwas mehr gestreckt sind. Erst später habe ich dann angefangen, den Sattel Stück für Stück weiter rein zu schieben. Es war dann mehr als ein halber Zentimeter.
Dazu kommen noch meine leidigen Time-Klick-Pedale. Die haben zwar Bewegungsfreiheit, man drückt dann aber immer so ein Bißchen gegen eine Feder. D.h. die neutrale Position muß genau passen. Gleich zu Anfang fiel mir auf, daß das für meinen rechten Fuß nicht so ganz stimmte. Dummerweise habe ich die Platte nicht gleich ein Stück gedreht. Nach einer Weile fällt es einem nicht mehr auf, daß der Fuß immer gegen die Feder arbeitet, die Achillessehne hat es aber wohl doch mitgekriegt.
Ein weiterer wichtiger Faktor waren wohl die vielen Anstiege und die langen Distanzen, die ich "aus der Kalten" gefahren bin. Ich habe schon lange keine so anstrengende Tour mehr unternommen und bin augenblicklich sehr schlecht trainiert. Das war wohl ein Fehler.
Gruß Georg
PS: Schade, daß es mit Deiner Tour nicht geklappt hat. Ich hoffe, Du holst das mal nach.
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#244262 - 04/26/06 10:25 AM
Re: Ostertour
[Re: Krakonos]
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Hallo Georg, man lernt eben von Mal zu Mal dazu! Und manchmal hab ich das Gefühl, dass man Reisen auch aus dem Grund macht, um an Erfahrungen reicher zu werden...so mit unerprobten Konfigurationen ein anstrengende Tour zu fahren, kann eben auch mal solche Begleiterscheinungen wie jetzt bei dir nach sich ziehen Meine eigenen Pläne hinsichtlich Tschechien, Polen oder auch dem Elbtal und Dresden werden sicherlich mal wieder hervorgeholt werden - es läuft mir ja nichts davon Lieber Gruss aus Zürich von Martin
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