Ich war von Berlin nach Polen mit dem Fahrrad im Sommer 2004 unterwegs. Langsam wurde es spät, aber ich wollte unbedingt ein bestimmter Campingplatz erreichen, der auf meine Karte angegeben war. Also machte ich enormen Tempo, um noch vor Dunkelheit mein Ziel zu erreichen. Dass es knapp sein würde, war mir auch klar. Unklar war welche Strasse ich abbiegen müßte, also fragte ich 2 Mädchen, die mir sagten, ich könne diese Strasse nehmen, die allerdings bald zu einem Trampelpfad wurde. Mir kam Bedenken auf, ob diese Straße wirklich zu dem Campingplatz führen würde, der hier irgendwo sein muß. Dann sah ich den Campingplatz.
Leider war ich auf der falschen Seite eines Stacheldrahtzaunes. Der richtige Weg war auf der anderen Seite des Zaunes. Zurückgehen kam für mich nicht in Frage. Es blieb folglich nur ein Weg übrig, ich muss über den Zaun kommen. Ich hob mein Fahrrad hoch und mit aller Wucht warf ich es mit samtem Gepäck über den Zaun. Das Fahrrad blieb mit dem vorderen Schutzblech im Zaun hängen, wobei am Schutzblech erheblicher Schaden entstand. Das war nicht mehr zu ändern!
Dann war ich an der Reihe, den Zaun zu überwinden. Durch mein Gewicht brach der Zaun zum Teil ein, er war rostig und alt. Zufällig kam ein älteres Ehepaar vorbei spaziert und fanden zu Recht, dass mein Überklettern des Zaunes wirklich für den Zaun nicht gut war. Dabei habe ich mir blutige Kratzer und eine zerissene Stelle an meiner leichten Jacke eingefangen. Gut, läßt sich auch nicht mehr ändern! Ich erklärte, warum ich diese Aktion mache und zum Campingplatz wolle, bevor es dunkel wird. Der Mann versuchte mir zu helfen, um über den Zaun zu gelangen, indem er den Stacheldraht von mir fern hielt. Wir haben gut 8 Minuten versucht, jedesmal bekam ich mehr Kratzer ab. Der Zaun war nicht zu übersteigen. Ich hatte schon genug Schaden am Zaun, meinem Fahrrad und an mich angerichtet. Ich mußte einsehen, ich werde diesen Zaun nicht übersteigen können, auch nicht mit fremder Hilfe.
Dann machte der Mann den Vorschlag, es woanders am Zaun zu versuchen. Diese Idee war mir gar nicht im Sinn gekommen. Links von mir, etwa 30 Meter von mir entfernt war ein großer Baum. Also ging ich dahin und gucke, da links vom Baum war ein großes Loch im Zaun, durch welches ich und mein Fahrrad quer gehalten genug Platz gehabt hätten, um einfach durch zu spazieren. Wir alle mußten grinzen, Lachen war mir nicht zumute, dafür hatte ich zuviel Schaden angerichtet.
Moral der Geschichte: überlege erst, bevor du blindlings ein Zaun mit deinem Fahrrad übersteigen willst, der nicht zu überwinden ist. Ein Loch ist bestimmt nicht weit.