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#1549921 - 05/07/24 06:18 PM Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria
Indalo
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:
:1600
:frFrance
esSpain

[ von up.picr.de]

September 2023, gut 1.600 Kilometer, drei Wochen
14.300 Höhenmeter laut komoot, 17.777 Höhenmeter laut caminaro

Der Track auf komoot

Der Track auf caminaro


Das sogenannte leere Spanien umfasst etwa 270.000 Quadratkilometer, also ungefähr drei Viertel der Fläche Deutschlands, beziehungsweise gut die Hälfte der Fläche Spaniens. Auf dieser Fläche leben insgesamt nur etwa 4,5 Millionen Menschen. Etliche Provinzen haben eine Bevölkerungsdichte ähnlich wie Lappland.
Der Großteil der Bevölkerung lebt an den Küsten oder im Großraum Madrid, zwischendrin herrscht weite Leere.

[ von up.picr.de]
Fenster eines verlassenen Hauses

Dicht besiedelt war das iberische Inland auf Grund seiner Kargheit noch nie. Im 19. Jahrhundert gab es mehrere Auswanderungswellen Richtung Lateinamerika wegen Missernten und Hungersnöten, der spanische Bürgerkrieg zwang ebenfalls viele vor allem republikanisch gesinnte Familien ihre Dörfer zu verlassen. In den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts veranlasste Franco die Schließung der Schulen und Gesundheitszentren in den Dörfern, dadurch waren die Kleinbauern gezwungen in die Städte ziehen und zu Industrieproletariat zu mutieren, die Fabriken brauchten Arbeitskräfte.

[ von up.picr.de]
„Auf Grund der Lebensumstände mussten wir auswandern, verbunden mit der Illusion und der Hoffnung eines Tages zurückzukehren“


In den letzten Jahren gab es aber auch zaghafte Wiederbesiedelungen mit Aussteiger- und Selbstversorgerperspektiven, seit Corona kommen auch Homeoffice-Konzepte in abgelegenen Dörfern hinzu, sofern die Internetverbindung stabil ist. So richtig einfach ist das aber alles nicht.

Vor einigen Jahren erschien ein Buch welches in Spanien selbst für große Diskussion sorgte, „La España vacia. Viaje por un pais que nunca fue“ von Sergio del Molino. Dieses Buch setzt sich recht detailliert und kritisch mit dem Leben und den Zuständen im verlassen spanischen Inland auseinander und hat es immerhin geschafft das Thema in den dortigen politischen Diskurs einzubringen.
Das Buch ist inzwischen auch in deutscher Übersetzung erschienen, „Leeres Spanien. Reise in ein Land, das es nie gab“, Verlag Wagenbach.

[ von up.picr.de]
„Kläranlage jetzt!“

Durchs leere Spanien bin ich immer mal wieder gekreuzt, mit dem Auto, dem Zug oder mit dem Rad und war immer wieder fasziniert von der Abgeschiedenheit und der Weite dieser Landschaften.

Diesmal wollte ich einmal längs durchs Land radeln, beginnend in Irun an der Atlantikküste und an der Grenze zu Frankreich und endend in der Nähe von Almeria am Mittelmeer.
Die Wochen vor der Tour durfte ich mich auf Grund einer Operation am Bein nur sehr wenig bewegen und dementsprechend unfit trat ich diese Reise an. Deshalb dachte ich in Bordeaux zu starten. Ein paar Kilometer Vorlauf in flacherem Gelände wäre nicht die schlechteste Idee bevor ich mich ins bergige Spanien aufmache.
Über die sogenannte Vélodyssée an der französischen Atlantikküste entlang hatte ich schon mehrfach gelesen, würde mich als Hauptziel zwar nicht großartig interessieren, aber so zum Aufwärmen fand ich die Strecke ganz ansprechend.

Da kam es mir ganz gelegen, dass ich hier im Forum über einen Zug gelesen hatte welcher jeden Samstag direkt von Freiburg wo ich wohne nach Bordeaux fährt, ein TGV mit Fahrradmitnahme. Wie sich aber herausstellt, fährt zwar der Zug an sich direkt, das Fahrradabteil wird jedoch erst in Straßburg angekoppelt, was dazu führt, dass ich mit Regionalzügen dem direkten Zug vorausfahren muss, auf Grund von Überfüllung in Kehl mit dem Rad des Zuges verwiesen werde, und gerade noch rechtzeitig in Straßburg ankomme. Der Rest der Fahrt verläuft dann problemlos.
Danke an dieser Stelle an Kathleen_O, die mir den Fingerzeig bei der Recherche gegeben hat.

Der Sommer war in ganz Europa elendsheiß und ich bin etwas in Sorge, ob es in Inlandsspanien im September eventuell noch zu warm sein könnte. Aber just zu meinem Reisestart ist für Südwesteuropa ein Temperatursturz von an die fünfzehn Grad angesagt, dazu unbeständiges Wetter. Letztendlich bin ich dann noch nie soviel bei Regen und Gewitter in Spanien unterwegs gewesen wie auf dieser Tour. Eigentlich wollte ich viel mehr auf Schotterpisten fahren, aber ich muss unterwegs öfter meine Pläne ändern.

In Bordeaux übernachte ich in einem Hotel am Bahnhof und bin am nächsten Morgen gleich so hibbelig dass ich nicht die Muße aufbringe mir noch die Altstadt anzukucken was mir später ein wenig leid tut. Stattdessen fahre ich mit dem Regionalzug noch aus dem städtischen Agglomerat raus und startete meine Reise.

[ von up.picr.de]

Und zwar gleich mit einem Umweg, Freunde von mir machen zufälligerweise Urlaub ganz in der Nähe auf einem Campingplatz direkt am Meer so das ich es mir nicht nehmen lasse, dort noch auf einen rotweinschwangeren Abend vorbeizukucken.

Von dort fahre ich hinter den Dünen über eigenständige straßenferne Radwege nett durch die Kiefernwälder bis ans Cap Ferret, setze von hier mit einer kleinen Fähre nach Arcachon über, das Rad muss aufs Dach. Die berühmte Düne von Pilat lasse ich rechts liegen, dort ist es mir zu wuselig. Ab dieser größten Wanderdüne Europas verläuft die Fahrradstrecke über die nächsten 75 Kilometer größtenteils parallel zu vielbefahrenen Straßen, das geht zwar gut zu fahren, ist aber nicht gerade idyllisch. Die erste Stunde nach der Düne ist der gesamte Wald niedergebrannt, das hat schon was dystopisches, eine Blechlawine von Verbrennerfahrzeugen in beide Richtungen mit aufgeschnallten Rädern und Surfboards in dieser verkohlten Landschaft.

[ von up.picr.de]

Ab Höhe Mimizan verläuft die Vélodyssée dann wieder auf eigenständiger Strecke durch die Kiefernwälder. Man fährt zwar immer hinter den Dünen und das Meer ist quasi nie zu sehen, aber alle paar Kilometer quert man eine Stichstraße die zum Meer führt und an deren Enden liegt jeweils ein kleiner Touriort mit Cafés und Restaurants und Stränden.

[ von up.picr.de]

Diesen Abschnitt bis Boucau finde ich eigentlich ziemlich nett, etwas monoton zwar, aber ohne Autoverkehr und ganz gut zum eingrooven.
Ich sehe etliche Reiseradler und Radlerinnen, mit einigen quatsche ich kurz, fast alle fahren die Vélodyssée zur Gänze aus, immerhin etwa 1300 Kilometer.

[ von up.picr.de]

Ab Boucau droht akut schlechtes Wetter mit viel Regen und schweren Sturmböen und ich habe eigentlich den Plan dieses ganze städtische Agglomerat von Bayonne über Biarritz bis nach Saint-Jean-de-Luz mit dem Zug zu durchqueren, je nach Wetter sogar bis Hendaye.
Wie ich aber in Boucau am Bahnhof stehe, der Zug wäre in wenigen Minuten gekommen, flüstert mir so ein süßes, hinterhältiges Stimmchen irgendwas ins innere Ohr, von wegen wie unendlich wertvoller und moralisch hochwertiger es doch wäre die gesamte Strecke zu radeln und jetzt mit dem Zug zu kneifen nur was für verwöhnte Schönwetter-Weicheier wäre. Ich bin so töricht auf dieses Stimmchen zu hören und quäle mich zur Strafe die nächsten Stunden bei starkem böigen Seitenwind und richtig schwerem Regen über vielbefahrene Innenstadtstraßen, verfahre mich in irgendwelchen Villengegenden und fluche auf Küstenwegen über plötzlich auftauchende 20%-Steigungen. Von Biarritz kriege ich gar nichts mit vor lauter Konzentration darauf nicht weggeweht zu werden.

Ab Saint-Jean-de-Luz wird das Wetter wenigstens wieder ruhiger und ich will eigentlich diese bekannte Corniche-Basque-Küstenstraße entlangfahren, lande aber statt dessen auf einer ausgeschilderten Radstrecke, die auf dem oberhalb liegenden Hügelkamm entlangläuft. Darüber bin ich trotz des heftigen Aufstieges lrtztlich ganz froh, weil ich später von oben sehen kann, dass die enge Küstenstraße zu dieser Uhrzeit sehr stark befahren ist, da hätte ich keine Freude dran gehabt.

Im Zentrum von Irun auf spanischer Seite suche ich mir eine Bar mit Terrasse, bestelle mir Bier und Pinchos (nordspanisch für Tapas) und werde von einer Gruppe rüstiger Damen mit pfadfinderähnlichen Halstüchern auf benglisch (bayrisches Englisch) angesprochen, wie lange ich denn mit dem Rad für „den camino“ geplant hätte. Ich stehe erst auf der Leitung bis ich checke, dass ich hier neben einer Herberge auf dem Pilgerweg nach Santiago pausiere. Als ich den Damen erkläre, ich würde ganz säkular nach Andalusien radeln wollen und hätte mit „dem camino“ nichts am Hut, verlieren sie sofort jegliches Interesse an mir, was mir nicht ganz unrecht ist.

Da nachts viel Regen angesagt ist, zelte ich in Hondarriba auf dem Campingplatz, hänge noch unvernünftig lange in der Bar des Platzes rum und freue mich über die Pincho-Kultur und die moderaten Preise.

Am nächsten Tag will ich aus nostalgischen Gründen über den Jekzibel nach San Sebastian radeln. Vor vielen Jahren kam ich hier mal als junger Autostopper längs und ein patriotischer Baske lies es sich nicht nehmen, extra für mich den Umweg über diesen Bergrücken hoch über dem Meer zu fahren um mir die Schönheit seiner Heimat zu zeigen.

[ von up.picr.de]

Ich bin etwas skeptisch vor dem Aufstieg, weil der Abend reichlich lang war und ich mich nach den ersten drei Tagen noch nicht so wirklich fit fühle. Aber alles gut, ich kann die Strecke in einem Rutsch durchfahren, die Aussicht ist wirklich wunderschön.

[ von up.picr.de]

Auf der anderen Seite des Berges noch oberhalb der Abfahrt kehre ich in einer netten Cantina ein, esse zu Mittag und studiere den Wetterbericht. Ab dem nächsten Nachmittag soll es für mehrere Tage stark regnen und windig werden.
Ich kalkuliere hin und her, und beschließe schweren Herzens aber sehenden Auges San Sebastian auszulassen und mich direkt Richtung Pamplona aufzumachen. Der nächste Abschnitt soll schon recht einsam werden und ein mehrtägiges Unwetter sitze ich lieber in einer Stadt aus als in den Bergen. Gleich am Anfang eine mehrtägige Pause in San Sebastian zu machen, dazu bin ich zu unruhig, aber bis Pamplona könnte ich es gerade so schaffen.

Ich schlängele mich also an San Sebastian vorbei bis Andoain wo die Via Verde del Plazaola beginnt. Diese ehemalige Bahnstrecke führt sehr schön Richtung Navarra hoch durch ein abgelegenes Tal, in dem auf die nächsten vierzig Kilometer nur ein einziges Dorf liegt und eine einzige Straße gekreuzt wird. Vor dem ersten Tunnel sind noch ein paar Spaziergänger unterwegs, der Tunnel ist verriegelt und die Umfahrung ist ein wenig kompliziert, danach treffe ich insgesamt noch drei Forstfahrzeuge bis zum nächsten Mittag.

[ von up.picr.de]

Die Schotterpiste führt durch ein liebliches waldiges Tal kontinuierlich leicht ansteigend.

[ von up.picr.de]

Es ist sehr feucht und grün, die Via Verde wird ihrem Namen gerecht.

Die Route führt auch durch mehrere Tunnel, der oberste und längste ist beleuchtet, alle anderen nicht. In manchen gibt es wassergefüllte Schlaglöcher, im Großen und Ganzen aber ist die Trasse gut befahrbar.

[ von up.picr.de]

Ich finde eine schöne Biwakstelle am Bach.

[ von up.picr.de]

Nach dem höchsten Punkt im Tunnel geht es durch das nächste Tal wieder runter nach Navarra, irgendwann kommt eine Autobahn in Hörweite dazu, später muss man zwingend auf eine stark befahrenen Straße, aber es gibt wenigstens einen breiten Seitenstreifen.

Kurz vor Pamplona biegt der Radweg nochmal von der Straße weg und verläuft über Felder, allerdings sehr ruppig. Hier halte ich noch kurz an einem potentiellen Biwakplatz, einer Kapelle mit Vordach und daneben ein kleiner Picknickplatz. Ich komme ins Überlegen, Regen ist angesagt für die nächsten drei Tage, aber alle Hotels in Pamplona sind recht teuer für meine Verhältnisse. Vielleicht doch hierbleiben und so schlimm wird’s nicht werden? Aber der Wetterbericht prognostiziert ergiebigen Regen und Temperatursturz, am Himmel sehe ich Cirrenwolken aufziehen, vor denen habe ich Respekt.

Ich buche mir mit per Internet ein teures Hotel für zwei Nächte in Pamplona. Eine gute Stunde später schaffe ich es gerade noch so vor die Hoteltür als ein Wolkenbruch mit Gewitter losbricht, zwischendurch hagelt es auch. Es regnet die ganze Nacht richtig stark durch, am nächsten Vormittag in einer Bar sehe ich erste Bilder im spanischen Fernsehen von überschwemmten Dörfern, weggespülten Häusern und treibenden Autos. Am Mittag laufe ich im immer noch strömenden Regen ins Stadtzentrum, sehe die berühmte Gasse durch die sich einmal im Jahr Mensch und Stier ein krudes Wettrennen liefern, aber außer ein paar Santiago-Pilgern und mir ist niemand unterwegs und die Stimmung ist auch nass und trist.

[ von up.picr.de]
In jedem Souvenirladen steht auch ein ausgestopfter Stier.


Als es am zweiten Abend seit inzwischen 24 Stunden immer noch ergiebig regnet, ändere ich meinen Routenplan für die kommenden Tage. Eigentlich wollte ich ab Pamplona in die Banderas Reales fahren, ein einsames Wüstengebiet das unbewohnt und nur von Erdpisten durchzogen ist. Ich kenne aber auch die Berichte u.a. von Veloträumer und love2bike hier im Forum, wie sie in diesem Gebiet im Matsch versunken sind. Der iberische Lehmschlamm ist nicht zu unterschätzen und nach 40 Stunden starkem Dauerregen will ich Erdstraßen vorerst tunlichst vermeiden. Weil die weitere Wetterprognose auch sehr regnerisch aussieht, verzichte ich auch auf den Aufstieg in die Berge von Soria über Pisten, so wie ich ihn eigentlich analog zur Tour von love2bike geplant hatte. Im Fernsehen häufen sich die Katastrophenbilder und ein Teil der betroffenen Gebiete liegt auf meiner Route für die nächsten Tage. Ich plane also um, von Piste auf größtenteils Asphalt.

[ von up.picr.de]

Ich verlasse Pamplona auf dem Pilgerweg nach Santiago und bin beeindruckt wie viele Menschen auf diesem Weg unterwegs sind. Auf wenigen Kilometern sehe ich viele Dutzend wenn nicht sogar über hundert pilgernde Menschen. Es fängt wieder an stark zu regnen, ich philosophiere gerade über diese Massenwanderung, als plötzlich irgendwas mit meiner Schaltung nicht mehr stimmt, erst mal ignorieren bringt leider nichts und ich muss vielmehr feststellen, dass beim Schalthebel für hinten die Plasteführung von der Zugzufuhr abgebrochen ist. Kaum hat das Ding dreißig Jahre, schon geht’s kaputt, Skandal! Ich ziehe mich strategisch in eine Dorfbar zurück und klage dem Wirt mein Leid. Der kann mir zwar auch nicht helfen, hört mir als guter Wirt aber zu und spendet Trost. Danach repariere ich das Malheur mit einem Dutzend Kabelbindern, zum Glück habe ich mir in Pamplona nach Bauchgefühl eine Packung auf Vorrat gekauft.
Das Flickwerk wird die nächsten 2000 Kilometer halten.

In Puente de la Reina biege ich nach Süden ab, komme an den verschlossenen Ausgrabungen einer römischen Stadt vorbei und schlängele mich erst auf nassen Schotterpisten dann auf Asphalt bis nach Calahorra durch, von dort geht erst ein paar Kilometer recht langweilig auf einem Bahntrassenradweg parallel zur einer vielbefahrenen Straße bis kurz vor Aurol. Ab dort wird der Radweg wesentlich ansehnlicher und führt durch ein recht hübsches Tal, die Trasse verläuft straßenfern bisweilen durch Auwälder am Flüsschen entlang, dann wieder durch kleine Felder und Gärten.

[ von up.picr.de]


[ von up.picr.de]
„Ein Baum für Europa, engagiert im Kampf gegen den Klimawandel!“

In Arnedillo endet der Fahrradweg, es gibt eine öffentlich zugängliche heiße Quelle mit einem großzügigen und sehr sauberen Pool.

[ von up.picr.de]

Ab hier geht es in die Berge, die Einsamkeit beginnt, später am Tag soll es schon wieder gewittern. Ich komme noch bis Yenguas, einst ein berühmtes Grenzdorf zwischen Soria und La Rioja, sogar eine Episode von Don Quixote handelt hier. Das Dorf hatte mal über tausend Einwohner, jetzt sind es nur noch etwa achtzig. Als ich nachmittags ins Dorf einfahre, ist es dunkel wie in der Nacht, so dick hängen die schwarzen Wolken in den umliegenden Bergen, ich flüchte gerade noch in eine Bar, als die Schleusen sich öffnen. Es regnet stundenlang ohne Unterlass, die Dorfstraßen sind schon bald Sturzbäche, an biwakieren ist nicht zu denken. Eine Pension gibt es noch im Dorf, dort quartiere ich mich ein, nicht ganz billig, aber manchmal muss es halt sein.

Abends komme ich noch ins Gespräch mit dem 24-jährigen Bürgermeister, der mir von einem Bergdorf weiter oben erzählt, in dem eine 95-jährige Frau ganz alleine wohnt seit ihr Mann vor zwanzig Jahren gestorben ist. Er fährt einmal die Woche hoch und kuckt nach ihr, sie hat noch Schafe, Ziegen, einen Garten, einen Kartoffelacker und seit kurzem auch einen Esel zum Wasser holen weil der Dorfbrunnen dort oben inzwischen trocken ist.

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Graffiti in einem verlassenen Dorf

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Am nächsten Morgen beim Kaffee klagt die Wirtin über die Einsamkeit, das Wetter ist wieder schön und ich klettere weiter die sorianischen Berge hoch, zwischendrin kommt eine kleine Ausgrabung von Dinosaurier-Spuren direkt an der Straße.

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Nach dem höchsten Punkt habe ich eine ewig lange Abfahrt bis Soria, Verkehrsaufkommen so ca. drei Fahrzeuge pro Stunde.
Kurz vor Soria quäle ich mich noch über einen ausgeschilderten Radweg, der in schlechtem Zustand ist, selbst die zwei Mountainbiker schimpfen, die ich auf dem Weg treffe.
Die Provinzhauptstadt Soria selbst ist so klein, dass ich schon wieder aus der Stadt draußen bin, als ich noch gar nicht das Gefühl habe richtig reingefahren zu sein. Ich stärke mich in einem schönen Café direkt am Fluss und fahre gleich weiter.

Hinter Soria geht es längere Zeit schnurgerade und eben auf einer weiteren Via Verde durch endlose Sonnenblumenfelder.

[ von up.picr.de]

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Es wird schon Abend und ich finde nirgends eine gute Biwakstelle, die wenigen potentiell geeigneten Plätze sind alle verschlammt. Schon bei Dunkelheit fahre ich in ein Dorf ein, dass auch mal über tausend Einwohner hatte, inzwischen aber Großteils verlassen und im Verfall begriffen zu sein scheint.
Am Dorfplatz finde ich eine offene Bar mit sehr seltsamer Stimmung. Am Nebentisch regt sich ein Zuschauer so über eine stattfindende Schachpartie auf, dass er im Zorn den Tisch mit samt dem Schachbrett umwirft, an einem anderen Nebentisch erklärt eine ziemlich dicke junge Frau ihr Erziehungskonzept. Sie hätte vier Töchter zuhause und wenn sich eine davon schlecht benimmt, bekommen alle vier für den Rest des Tages nichts zu essen, damit sie sich gegenseitig beibringen wie man sich gut benimmt.
Ich find es etwas gruselig hier und bin heilfroh als ich letztendlich am Dorfrand noch einen ruhigen und versteckten Picknickplatz zum Biwakieren finde.

[ von up.picr.de]

Am nächsten Tag geht es durchs Grenzland der ehemaligen Königreiche Kastilien und Aragón zuerst über wellige Hügel und dann durch eine kurze Schlucht runter ins breite Tal des Rio Jalón. Eigentlich wollte ich noch geringfügig weiter östlich die Sierra de Amantes mit in meine Tour einbauen, von dort habe ich sehr schicke Fotos gesehen, unter anderem hier im Forum von love2bike. Aber auch dieses Gebiet ist nur durch Erdstraßen erschlossen und genau dort hängt laut Regenradar ein Gewitter, auf diese Konstellation habe ich wahrlich keine Lust. Stattdessen fahre ich auf Landsträßchen und treffe vielleicht fünf Autos auf 50 Kilometer. Ich komme an einem halben Dutzend weitgehend verlassener kleiner Dörfer vorbei. Von etwa jeweils fünfzig Häusern, erscheinen eine Handvoll noch bewohnt zu sein.

[ von up.picr.de]

[ von up.picr.de]

[ von up.picr.de]

Ich steuere den Thermalsee in Alhama de Aragón an, das Dorf ist ein alter Kurbadeort, die Quelle kannten schon die Römer, allerdings sind die meisten Badeanstalten und Hotels schon seit vielen Jahren aufgegeben und im Verfall begriffen. Nur ein Hotel ist noch intakt und tut so, als ob es nach wie vor ein mondänes Grand Hotel wäre.
In Mitten der großzügigen Gartenanlagen findet sich ein Thermalsee mit 28 Grad heißem Wasser und Liegestühlen. Ich zahle den Eintritt an der Hotelrezeption und frage den Wächter der am See aufpasst ob ich mein Rad mit ins Badegelände nehmen kann, kein Problem sagt er. Ich schwimme und faulenze und eine Stunde später steht der selbe Wärter ganz aufgebracht vor mir, ich müsse mein Rad sofort entfernen, der Herr Direktor persönlich hätte sich beschwert. Abstellen solle ich es auf dem Hotelparkplatz relativ weit weg, das finde ich wiederum nicht annehmbar und fahre weiter.

[ von up.picr.de]
Der Thermalsee

Über den nächsten Bergrücken komme ich ins wunderschöne Tal des Rio Mesa dem ich etwa 35 Kilometer folgen werde. Das Tal ist auf beiden Seiten von etwa hundert Meter hohen Felsen gesäumt, in denen eine große Zahl von Geiern lebt, im Tal selbst finden sich noch intakte Dörfer und viele kleine Obst- und Gemüsegärten. Hinter dem Dorf Jaraba, auch ein Kurort, findet sich in einer Seitenschlucht ein eindrucksvolles Felsenkloster.

[ von up.picr.de]

In dieser Seitenschlucht will ich eigentlich wild zelten, finde auch einen geeigneten Platz, aber warum auch immer fühle ich mich dort nicht wohl. Das passiert mir selten aber manchmal beim Wildcampen dass ich einen geeigneten Platz finde, mich dort aber ein unwohles Gefühl beschleicht. In der Regel suche ich mir dann einen anderen Platz, weil gut schlafen werde ich dort eh nicht können, egal ob das Gefühl trügerisch oder vorahnend gewesen wäre.

Ich fahre jedenfalls zurück ins Dorf und finde einen aufgelassenen Fußballplatz mit Sichtschutz. Vor dem Zeltaufbauen fahre ich aber noch zur nahegelegenen Bar und lerne dort ein Pärchen kennen mit denen ich gemeinsame Bekannte habe wie sich im Gespräch herausstellt, was für ein Zufall.

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Am nächsten Tag fahre ich weiter durch das Tal, im vorletzten Dorf gibt es noch einen Mini-Lebensmittelladen mit sehr beschränktem Angebot, im letzten Dorf kommt noch eine ganz kleine Bar, ich reklamiere Hunger, der Barkeeper meint zwar, er hätte nur Getränke und zaubert mir dann doch eine sehr leckere Tortilla. Verkehrsaufkommen gleich Null.
An einem Rastplatz am Fluss sehe ich ein vollbepacktes Reiserad stehen, das erste seit Tagen, ich halte an und sehe keine Menschenseele, ich warte gute fünf Minuten, aber niemand taucht auf.

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Nach dem letzten Dorf geht es steil den Hang hinauf auf eine Hochebene, es ist mittags, kein Schatten und ziemlich heiß. Ein Auto kommt mir entgegen, der Fahrer hält, fragt mich zuerst ob ich verrückt sei, dann ob es mir gut geht, ob ich Wasser bräuchte, und empfiehlt mir zu guter Letzt die Bar im nächsten Dorf.

Das nächste Dorf hat stolze acht Einwohner und nichts desto Trotz eine geöffnete Bar. Ohne Bar kein Dorfleben, sagt der Nachbar der gerade „Schicht“ hat. Die Bar wird als kollektives Nachbarschaftszentrum betrieben, jeder hat einen Schlüssel, und eine Person hat „Schicht“. Das würde soweit ganz gut funktionieren, besser als keine Bar auf jeden Fall. Dem kann ich nur zustimmen.

Ich komme mit einem Landwirt ins Gespräch und frage ihn wie denn das alles so funktionieren würde mit der Agrikultur, ich sehe bestellte Äcker überall, verlassene Dörfer und nirgends Traktoren, geschweige denn offensichtliche Agrarbetriebe.
Er nimmt mich mit zu einem nahegelegenen unscheinbaren Schuppen, drinnen steht einerseits ein Mähdrescher, der gehört den Bauern aus den umliegenden Dörfern als Kollektiv, und zum anderen ein Hightec-Traktor, das wäre seiner. Er pflügt und erntet hauptsächlich nachts, da ist es kühler und das Wild im Feld würde eher flüchten als tagsüber. Auf dem Acker kann und darf sein Trecker autonom mit GPS fahren und dabei kuckt er Serien auf Netflix.
Sein Traktor hätte eine Viertelmillion gekostet, er würde fünfmal so viel Fläche bearbeiten wie sein Vater, der wiederum schon fünfmal so viel Fläche bearbeitet hat wie der Großvater. Aber er hätte auch fünfmal so viele Schulden, hauptsächlich wegen dem Traktor, wie sein Vater und der wiederum hätte fünfmal so viel Schulden wie der Großvater gehabt.

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Nach diesem interessanten Nachmittag fahre ich etwa 25 Kilometer auf Landsträßchen über eine abgeerntete Hochebene und sehe dabei zweimal das Postauto und sonst kein einziges Fahrzeug. Zehn Kilometer vor Molina de Aragón fahre ich auf die Nationalstraße und zähle ein sieben Autos auf diesem Abschnitt.

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Molina de Aragón hat viel Geschichte, ist aber auch nur ein Kleinstädtchen in Mitten von nichts. Ich finde einen Fahrradladen auf Google, als ich davor stehe, scheint dieser verrammelt und verlassen. Ich frage in der Bar um die Ecke, der Fahrradladen wäre schon geschlossen gewesen als er die Bar vor sieben Jahren übernommen hätte, sagt der Wirt. Mal wieder auf dem neuesten Stand das Google!

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„Die Gleichberechtigung ist die Seele der Freiheit, tatsächlich gibt es keine Freiheit ohne sie“


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Irgendeine Festivität wird heute stattfinden, das Städtchen ist geschmückt, Extratische überall herausgestellt, die jungen Damen präsentieren sich schon herausgeputzt, die jungen Herren sind ganz nervös am Gaspedal. Ich bin kurz am Überlegen zu bleiben und mitzufeiern finde aber keine preiswerte Unterkunft und schaue stattdessen dass ich weiterkomme.
Ich folge dem Rio Gallo und kurz bevor eine für ihre landschaftliche Schönheit bekannte Schlucht beginnt, halte ich an und studiere die Karten wo ich denn jetzt übernachten könnte, es wird bald dunkel.
Plötzlich steht ein Mann mit Hund auf Abendrunde vor mir und empfiehlt die kommende Schlucht nicht nachts zu fahren, dafür wäre sie viel zu schön. Stattdessen weist er mir den Weg zu einem versteckten Picknickplatz am Eingang der Schlucht und kommt wenig später mit Bier nochmal wieder.

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Am nächsten Morgen muss ich ihm recht geben, es wäre quasi eine Sünde gewesen die Schlucht des Rio Gallo nicht bei Tageslicht zu passieren, interessante Steinformationen und ein regelrechter Urwald, Verkehr gleich null, irgendwann weit unten in der Schlucht endet die Straße und es geht über gute Piste zur Brücke des Heiligen Pedro. An diesem schönen Platz raste ich und nehme ein Bad im kühlen aber nicht kalten Gebirgsfluss.

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Kurz dahinter beginnt die Piste, die durch das Tal des oberen Rio Tajo führt. Die Piste ist öffentlich zugänglich, offiziell sogar eine Landstraße, gut gepflegt und gut zu fahren, die Landschaft ist sehr schön anzusehen und ich treffe niemanden auf 30 Kilometer, lediglich auf einem Wanderparkplatz steht ein einziges Auto der Größe Fiat 500.

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Die Schlucht ist spektakulär, Felsen, Stromschnellen, Geier, Adler, teilweise 40,50 dieser Vögel in der Luft, gepflegte Schutzhütten, alte Brücken, Brunnen mit Steintrögen und kein Mensch unterwegs, Mitte September.

Nach dreißig Kilometern traversiere ich kurz eine Landstraße und folge der Piste durchs Tal des Rio Tajo weitere fünf Kilometer bis zum Ende der Piste mit Bar und Wasserfall. Der Wasserfall ist jetzt im trockenen Herbst nicht allzu eindrucksvoll, die Bar ist geöffnet und es ist niemand dort außer dem Wirt, der mir einen Biwakplatz am Fluss empfiehlt.

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Runter zum Fluss führt über wenige hundert Meter ein Pfad, eine pittoreske Hängebrücke führt ans andere Ufer, dort beginnt wiederum eine Piste, die nach kurzem steilen Anstieg bis zu einem Bergsee weiter spektakulär durch die Felsen und irgendwann ins kleine Dörfchen Peralejos de las Truchas führt.

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Ich erreiche den Campingplatz in der Nähe des Dorfes knapp vor dem nächsten Gewitter und quartiere mich hier für zwei Nächte ein, weil es auch den ganzen nächsten Tag regnen soll. Der Campingplatz ist erstaunlich teuer, spartanisch, kaum besucht, das junge Team ist sehr nett, Hamburger braten und gute Musik auflegen können sie richtig gut.

Am nächsten Tag laufe ich zu Fuß ins Dorf und kaufe in dem kleinen aber sehr gut ausgestatten Dorfladen ein.

Nach vierzig Stunden Regen fahre ich weiter, dem Tajo kann man von hier nicht mehr mit dem Rad folgen, deshalb wechsele ich auf die westliche Seite des Flusses und klettere eine langanhaltende Steigung mit drei fiesen Rampen hoch, kein einziges Auto kommt vorbei. Oben angekommen finde ich einem kleinen Dorf eine unscheinbare Dorfbar. Ich trinke ein Radler und sitze ganz vergnügt vor der Bar als mir die Wirtin mitteilt, dass sie jetzt mit ihren Enkeln zum kleinen Wasserfall um die Ecke geht. Sie zeigt mir wo der Schlüssel liegt und falls ich noch was trinken will, soll ich mir nehmen, Geld auf den Tresen legen und dann wieder zusperren. Ich solle mich auch nicht wundern, falls jemand kommt und das gleiche macht, alle Nachbarn wüssten wo der Schlüssel liegt.

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Den Nachmittag bummele ich über dieses hügelige Hochplateau, neben vielen Felsen und Geiern komme ich auch an Hochweiden und einer kleinen Flusslandschaft vorbei.

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In einem Minidorf halte ich am Dorfbrunnen und komme mit einem alten Herren ins Gespräch. Er erzählt vom Bürgerkrieg und dass er bis heute nicht verstehen könne warum sich damals die Nachbarn gegenseitig erschossen hätten, obwohl sich doch alle so gut kannten. Sein etwa siebzigjähriger Sohn kommt dazu, meint der Vater hätte als Siebenjähriger erlebt wie der Krieg ins Dorf kam und seit ein paar Jahren würde über nichts anderes mehr sprechen, die achtzig Jahre dazwischen seien wie ausgelöscht. Er entschuldigt sich und nimmt den Vater mit ins Haus, er, der Sohn, müsse heute noch ins weit entfernte Madrid fahren wo er lebt, sein Vater wäre einer von drei noch verbliebenen Dorfbewohnern, vor fünfzig Jahren hätte hier noch über hundert Menschen gelebt. Autos den ganzen Tag, vielleicht ein halbes Dutzend.

[ von up.picr.de]
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#1549924 - 05/07/24 06:33 PM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Indalo]
Indalo
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Kurz darauf biege ich von der Straße ab auf eine Piste, ich will ab hier für ein Stück der recht bekannten Bikepacking-Route namens „motañas perdidas- Vergessene Berge“ folgen, die sich noch weiter in dieses kaum erschlossene Gebirge hineinzieht. Es geht ein Weilchen durch den Wald, schließlich komme ich auf einer baumlosen Hochebene raus und erkenne mit Schrecken, dass sowohl von vorne ein Gewitter auf mich zukommt, als auch eins von hinten hinter mir her zieht. Das ist zwar unlogisch, aber ich mache mir in dem Moment keine tiefsinnigen Gedanken darüber. Vielmehr sprinte ich über Stock und Stein bis zu einer in der Karte eingezeichneten Schutzhütte, die ich jedoch verschlossen und ohne jegliches Vordach finde.

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Und nun? Die Route soll die nächsten zehn Kilometer über einen exponierten kahlen Bergrücken führen, es donnert und wetterleuchtet schon aus allen Richtungen und zudem dämmert es schon unübersehbar. Plötzlich quere ich ein nagelneues Asphaltsträßchen, das noch nicht mal in meinen eigentlich aktualisierten Karten aufscheint. Rechts runter ist nach 10 Kilometern eine Art Jugendherberge in der Karte eingezeichnet, ein paar Kilometer weiter noch ein abgelegener Picknickplatz.
Sonst eher der vorsichtige Bergabfahrer, lasse ich es hier richtig durch den Wald laufen und scheuche mehrere Rehe und sogar eine kleine Wildschweinrotte von der nagelneuen Straße.
Kurz vor der angeblichen Jugendherberge schlägt ein Blitz ganz in der Nähe ein, es regnet immer noch nicht, die Herberge selbst ist verrammelt und hat auch keinerlei Vordach.
Ich sprinte weiter über einen Fahrweg ein kleines Tal hoch bis zum eingezeichneten Picknickplatz, in den Bergen rundherum schlagen weitere Blitze ein, ich finde gerade noch eine gemauerte großzügige Grillhütte als endlich der Wolkenbruch runterkommt. Es regnet die ganze Nacht, allfällige offroad-Ideen für die nächsten Tage werden wieder gestrichen.

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Am nächsten Morgen folge ich weiter der nagelneuen Straße, es geht anhaltend aber gut fahrbar den Berg hinauf, irgendwann kommt ein Straßenbaucamp mit Schotterbergen, Maschinen und Containern. Mir kommt ein Pickup entgegen, der Fahrer in Leuchtweste erklärt mir dass ich hier leider nicht weiterfahren könne, vielmehr müsse ich zurückfahren und könne das nahegelegene Dorf nur über einen etwa fünfzig Kilometer langen Umweg erreichen. Ich bedauere seinen Antrag als unstatthaft ablehnen zu müssen, da fünfzig Kilometer Umleitung für ein Fahrrad einfach zu viel seien, zumal bei dieser anstrengenden Topografie. Das sieht mein Gegenüber gnädiger Weise auch ein und ich darf die Baustelle unter seinem Geleitschutz durchradeln.
Im nächsten Dorf suche ich die Bar, aber diese hat heute Ruhetag, ich finde aber einen kleinen Laden mit der Bezeichnung „ultramarinos“, das entspricht etwa dem deutschen Wort „Kolonialwaren“ und wird eigentlich seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt.

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Ins nächste Dorf Uña sind es laut komoot auf einem Wanderweg 12 Kilometer, auf der Straße hingegen 33 Kilometer. Ich will mir die Wanderwegvariante anschauen, erst geht es noch mit spektakulärer Aussicht an der Oberkante einer Klippe entlang, die Geier surfen hier teilweise wenige Meter entfernt an der Thermikkante.

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Später verschwindet der Wanderweg in einer nassen Geröllrinne, als ich die erste Drahtseilversicherung sehe, kehre ich um. Das sieht zwar abenteuerlich spannend aus, ist mir aber letztendlich zu gefährlich. Ich fahre also das Sträßchen entlang, hier hat der Wald vor kurzem großflächig gebrannt, die Luft riecht noch nach kaltem Rauch.

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Die Abfahrt führt mich durch ein verlassenes Hochtal mit Weiden und Wäldchen, hier streifen mehrere Gruppen von Pferden und Rindern zaunlos umher, Verkehr nicht vorhanden.

Uña liegt an einem schönen Bergsee, ich spähe gerade noch eine Grillhütte als Übernachtungsplatz aus, als das nächste Gewitter über mich hereinbricht, es regnet schon wieder die ganze Nacht.

Am nächsten Morgen fahre ich hoch zur „Ciudad Encantada“, der „verwunschenen Stadt“. Es handelt sich um eine Ansammlung gar wundersamer Steinformationen, die allesamt Namen und Geschichten tragen. Das Gelände ist umzäunt und kostet Eintritt (8€, 2023), es gibt einen Kiosk und eine Resto-Bar.
Auf der Straße von Uña bis zur Abzweigung hoch zur verwunschenen Stadt herrscht endlich mal wieder ein bisschen Verkehr, aber die Straße ist sehr breit und hat dazu noch einen großzügigen Seitenstreifen.

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"Der Kampf zwischen dem Krokodil und dem Elefanten"


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"Das Gesicht eines Mannes"

Als ich mit dem Rundgang durch die Ciudad Encantada fast durch bin, fängt es zur Abwechslung mal wieder an zu gewittern, ich sitze den gröbsten Teil in der Resto-Bar aus und fahre dann zügig ab nach Cuenca, kurz vor der Stadt erwischt mich das nächste Gewitter. Ich flüchte in eine Bar, der Wetterbericht prophezeit Regen bis übermorgen, ich fange an Hotels zu suchen im Netz, frage aber aus einer Laune heraus den Wirt und der besorgt mir innerhalb von wenigen Minuten ein Zimmer für zwei Nächte für zusammen 45.-€. Am nächsten Vormittag ist das Wetter für ein paar Stunden passabel und ich erkunde Cuenca, eine sehr schöne Stadt, toll die hängenden Häuser und beeindruckend die Museen für abstrakte und moderne Kunst.

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"Es gibt Eier von Dinosauriern und Einhörnern"


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In Cuenca konsultiere ich noch zwei Fahrradläden auf der Suche nach einem neuen Schalthebel für mein Fahrrad, werde aber in beiden nur milde belächelt, solche Hebel wären seit mindestens zwanzig Jahren nicht mehr im Umlauf.

Aus Quenca raus muss ich für ein paar Kilometer auf eine stark befahrene Nationalstraße, einen in den Karten markierten Fahrradweg kann ich trotz Suche nicht finden. Kaum verlasse ich die Hauptstraße, befinde ich mich schon wieder im leeren Spanien, kaum Verkehr und halbverlassene Dörfer, aber die Äcker bestellt. Eigentlich will ich mir noch die Ausgrabungen einer alten Römerstadt ansehen, aber das Gelände ist verschlossen, sowie auch das Museum.

Bei einer längeren Abfahrt schwimmt auf einmal das Hinterrad und macht eigenartige Geräusche. Ich halte an und finde insgesamt sieben Speichen extrem locker. Vorsichtig mache ich mich dran diese zumindest handwarm wieder anzuziehen, ohne mir einen Schlag oder eine Acht ins Rad zu ziehen, besonders geübt bin ich darin nicht. Auf einmal hält ein Reiseradlerpärchen aus Holland, die ersten Reiseradler seit der Atlantikküste, sie fahren eine Route von Amsterdam nach Malaga, das GPS kennt den Weg, die Übernachtungsmöglichkeiten kennt das Roadbook. Sie wissen gar nicht so genau wo sie hier gerade sind, von der schönen Stadt Cuenca haben sie noch nie gehört.

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Etwa: „Freiheit ist für sich selbst zu denken und das auch laut äußern zu können“

Wir treffen uns abends auf einem arg verlotterten Campingplatz wieder, wir sind die einzigen Gäste, abgesehen von ein paar älteren Dauerbewohnern. Es soll wieder regnen und ich habe in der Gegend keinen Picknickplatz oder dergleichen gefunden. Uns werden Stellplätze auf Hartgummiboden zugewiesen mit der expliziten Auflage dort keine Zeltnägel einzuschlagen. Mein Zelt steht zum Glück auch ohne, aber das holländische Pärchen mit seinem Tunnelzelt hat gröbere Probleme sich einzurichten. Wir speisen zusammen in der Resto-Bar des Platzes als einzige Gäste zu Abend, das Essen taugt nichts und der Tischwein ist beeindruckend sauer. Seltsamer Platz.

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Am nächsten Tag fahre ich nach Alarcón, einem kleinen mittelalterlichem Dorf mit beeindruckenden Festungs- und Kirchenanlagen. Einen vormittäglichen Regenschauer sitze ich in einer Bar aus. Von hier will ich weiter dem Rio Jucár entlang, der direkte Weg führt über Wirtschafts- und Wanderwege, Asphaltvarianten wären gleich mal über 20 Kilometer länger. Ich mache mich also auf den Weg nach El Picazo und versinke bald im Schlamm. Für die nächsten zwölf Kilometer brauche ich fast drei Stunden.

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In El Picazo angekommen beginnt es schon wieder zu regnen, sogar ziemlich heftig. Ich flüchte in die Dorfschenke und kann zusehen wie sich die daneben verlaufende Straße in wenigen Minuten in einen reißenden Bach verwandelt. Es soll bis morgen Vormittag so weiter regnen, an Weiterfahrt ist nicht wirklich zu denken. Mit Hilfe der Kellnerin organisiere ich mit eine Unterkunft in einem Hotel das seit Jahren schon geschlossen ist, ein Riesenkomplex mit etwa 70 Zimmern, es regnet an vielen Stellen rein und die Atmosphäre ist eher gruselig. Dafür bezahle ich nichts fürs Übernachten sofern ich im angeschlossenen noch existierenden Restaurant zu Abend esse.

Am frühen Abend werden am Dorfplatz Tribünen und Tische aufgebaut. Ich frage nach dem Grund und erfahre dass nachts hier ein Mountainbike Rennen durchkommen soll, nonstop ca. 600km von Madrid nach Murcia. Bei dem Wetter? Es regnet immer noch in Strömen, selbst auf der vorbeiführenden Fernstraße ist kaum ein Durchkommen, im Fernsehen wird gesagt, die Menschen in dieser Region sollten heute besser zuhause bleiben. Gegen zehn Uhr abends füllt sich auf einmal der Parkplatz vor dem heruntergekommenen Hotel mit zig Wohnmobilen und Transportern, alle verziert mit den Logos von Fahrradmarken und Rennställen, hektisch werden mobile Fahrradwerkstätten aufgebaut. Gegen Mitternacht kommen dann die ersten bemitleidenswerten Fahrerinnen und Fahrer angerollt, allesamt dreckverkrustet, und sichtlich durchgefroren und erschöpft. Es gibt Diskussionen und sogar einen leichten Aufruhr, die Rennleitung tagt und beschließt, dass die nächsten 150 Kilometer der Rennstrecke übersprungen werden, da das Geläuf unbefahrbar ist. Und dann wird’s richtig skurril, die eine Hälfte der Teilnehmenden ist nämlich über Rennställe organisiert und wird jetzt mit den Wohnmobilen und Transportern zum nächsten Startpunkt gefahren, die andere Hälfte ist „selfsupported“ und bleibt hier im wahrsten Sinne sprichwörtlich auf der Strecke, für diese Teilnehmenden stehen keine Transportmöglichkeiten zur Verfügung. Immerhin wird die Dorfturnhalle geöffnet und der Zivilschutz bringt warme Decken.
Am nächsten Morgen scheint die Sonne und von dem Radrennen ist nichts mehr zu sehen, die Turnhalle ist verlassen und alle Fahrerinnen und Fahrer sind verschwunden, wie und wohin auch immer.

Mein Plan war eigentlich weiter auf Feldwegen dem Rio Jucár zu folgen bis nach Albacete, aber nach wenigen Kilometern sehe ich ein, dass diese Wege noch viel zu schlammig sind. Auf Straße habe ich keine Lust hier in dieser Gegend, die Landschaft ist komplett flach und die Straßen laufen gerne mal 20, 30 Kilometer schnurgeradeaus, dazu kommt der Wind genau aus der Richtung in die ich will.

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Auf der Karte finde ich einen Kanal der in etwa in meine Richtung führt, dieser bringt das Wasser aus den zentralspanischen Bergen runter an die Südküste, damit die Tomaten dort auch schön wachsen. Neben dem Kanal verläuft ein asphaltierter Serviceweg, mir kommt ein Radfahrer entgegen der mir erzählt jeglicher Verkehr wäre hier verboten, auch Radfahrer müssten eine Strafe zahlen wenn sie erwischt werden. Ich frage ihn warum er denn dann hier fährt und er antwortet ganz stolz dass er ja wüsste zu welcher Uhrzeit die Kanalwächter ihre Kontrollfahrt machen, nach geduldigem Zureden verrät er mir sein Geheimwissen. Bei starkem Gegenwind erreiche ich ohne besondere Vorkommnisse das Dorf Balazote, hier treffe ich auf einen längeren Bahntrassenradweg der bis nach Andalusien führt.

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Das erste Stück gleich ist wegen Bauarbeiten gesperrt, ich sehe aber keine Baufahrzeuge und auch keine Spuren und fahre einfach weiter. Nach einigen Kilometern endet die Sperre ohne dass ich irgendeine Baustelle gesehen habe.

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Kurz darauf kommt die nächste Sperre und dort geht es wirklich nicht mehr weiter, ein Tunnel ist von einem Erdrutsch verschüttet, dort steht auch ein schon sehr verrosteter Bagger. Ich umgehe den Tunnel auf einem Trampelpfad und ab dort ist Strecke auch wieder gut zu fahren, ich treffe den ganzen Tag auf diesem Radweg keinen einzigen Menschen.

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Der Gegenwind wird immer stärker, nach dem Dorf Alcaraz ist der Radweg für zehn Kilometer unterbrochen und ich muss auf die Nationalstraße, für diese zehn Kilometer brauche ich bergab über eine Stunde, so heftig bläst der Wind. Nachts bietet mir eine Bahnhofsruine etwas Windschutz.

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Kurz vor Ende dieses Bahntrassenradweges biege ich bei La Puerta de Segura ab in die wunderschöne Sierra de Cazorla, dem größten Naturpark Spaniens. Wäre ich dem Radweg bis zum Ende gefolgt, würde ich in den unendlichen Olivenmonokulturen der Provinz Jaén landen.

Über Cortijos Nuevos komme ich zum großen Stausee Tranco de Beas. Am westlichen Ufer verläuft eine Straße, mich lacht aber auf der Karte dieser Wirtschaftsweg am östlichen Ufer an. Kleiner Haken an der Sache ist nur dass dieser Wirtschaftsweg irgendwann das Ufer verlässt und steil über einen Berg klettert um auf der anderen Seite wieder runter zum Ufer zu kommen. Allerdings sehe ich in der Karte einen kleinen gepunkteten Pfad am Ufer entlangführen und denke mir in meinem spätjugendlichen Leichtsinn dass ich da schon irgendwie durchkommen werde, verläuft ja schließlich eben weil am Ufer. Aus der Piste wird ein Weg, aus dem ein Pfad wird, der sich schließlich als feiner Steig im schottrigen Schrofengelände verläuft. Na ganz toll! Ich muss absatteln und mehrfach gehen, auf der Wanderskala hätte der Weg wahrscheinlich eine T4-Bewertung.

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Ich komme zwar ganz gut durch ohne Sturz und ohne Unfall, aber mittlerweile fängt es an zu dämmern, eigentlich wollte ich noch zwanzig Kilometer weiter. Ich stehe im steilen Bergwald, finde aber mit Glück mittendrin eine gut gepflegte Olivenplantage mit uralten Bäumen. Gerade als ich mein Zelt aufbauen will, kommt noch ein Parkwächter vorbeigefahren und hält an. Ich erwarte Ärger, weil ich an anderer Stelle in diesem Naturpark mal Mecker bekommen habe wegen Wildcampens, aber dieser Kollege ist zum Glück umgänglich und hat kein Problem mit meinen Biwakabsichten solange ich hier keine Party veranstalte so ganz alleine.

Ich träume schon seit Tagen davon hier im Tal des oberen Guadalquivir Forelle zu essen. Hier gibt es mehrere Zuchtteiche und die dreimal die hier schon war, gab es jedes Mal frische Forelle. Ich frage gefühlt in allen Restaurants auf dem Weg, aber just heute sind überall die Forellen aus.

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Am Nachmittag mache ich noch eine kleine Wanderung in die beeindruckende Schlucht namens Cerrada del Utero und beschließe auf dem Campingplatz am Ende der Straße zu übernachten weil schon wieder Gewitter droht. Richtige Entscheidung, während des Gewitters sitze ich im Restaurant des Campingplatzes und esse endlich Forelle.

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Am nächsten Tag klettere ich über eine Forststraße durch einsame Bergwälder hoch bis zur Quelle des Guadalquivir, dem wichtigsten Fluss Andalusiens. Direkt an der Quelle, die nur aus dem Boden sprudelt und nicht gefasst ist, hat jemand hingekackt, was für ein Sakrileg, ich bin richtig wütend.
Kurz darauf will ich eigentlich an einem sehr schönen Picknickplatz mit gefasster Quelle eine längere Mittagspause einlegen, aber der hier wohnende Fuchs bedrängt mich so hartnäckig in seinem Trachten mir das Essen zu klauen, das ich nach ein paar Minuten die Flucht ergreife. Weiter oben liegt ein wahrscheinlich anderer Fuchs faul auf der Straße in der Sonne und zeigt sich gänzlich unbeeindruckt als ich an ihm vorbeiradele.

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Die Landschaft hier nennt sich das Tal der tausendjährigen Eiben und man kommt auch an einigen dieser uralten Bäume vorbei. Den ganzen Tag lang treffe ich vielleicht eine Handvoll Menschen und sehe ein einziges Auto, von den Parkwächtern.

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Aussicht vom Llano-Pass, ganz am Horizont ist schon die Sierra Nevada zu erahnen

Am späten Nachmittag erreiche ich endlich den Llano-Pass. 200 Höhenmeter weiter oben befindet sich eine offene Schutzhütte für Wanderer auf dem Gipfel eines Berges mit fantastischer Aussicht, dort will ich übernachten. Zur Hütte führt noch eine Piste hinauf mit über 20% Steigung, ich schiebe und ich keuche und wie ich oben bin, sehe ich dass diese kleine Hütte von einer größeren Gruppe besetzt ist, die bei mir allesamt das Klischee deutscher Oberstudienrat erfüllen. Mir wird auch gleich auf denglisch zugerufen dass die Hütte besetzt sei und ich dort nicht übernachten könne. Ich überlege kurz ob ich Zank beginne, von wegen Hüttenrecht und so und was für eine Frechheit es doch wäre mit so einer großen Gruppe so eine kleine Hütte zu okkupieren. Aber da ich eh kein Bedürfnis habe mit den Herren Oberstudienräten den Abend und die Nacht zu verbringen, drehe ich um und suche mir einen Biwakplatz schon weit unten im Tal. In der Nacht wache ich kurz auf weil es oben in den Bergen gewittrig rumpelt und ich wünsche den Herren Oberstudienräten dass es ordentlich kracht rundum ihre vereinnahmte Hütte. Letztendlich bin ich den Herren sogar dankbar dass ich jetzt nicht dort oben auf dem Gipfel bin.

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Am nächsten Tag verlasse ich die Sierra de Cazorla und bin erstaunt über den abrupten Vegetationswechsel, an den Bergen regnen sich die Stauwolken ab und das Gebiet davor bekommt keinen Tropfen davon ab, Regenschattenwüste nennt sich das Phänomen wohl.

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Ich komme jetzt in das Gebiet der Badlands von Guadix, auch auf spanisch wird diese Gegend „badlands“ genannt, eine andere Bezeichnung ist auch die Wüste von Gorafe, einem kleinen Ort mittendrin.
Auf jeden Fall handelt es sich um eine erosionszerfressene Wüstenei mit abgefahrenen Farben und Formen.
Zu anfangs fahre ich noch durch ein Gebiet das mal bewaldet war, allerdings ist der gesamte Wald vor etlichen Jahren abgebrannt und die Erosion hat alles Erdreich davon getragen, so dass nur noch Baumgerippe im Schotter stehen, eine recht trostlose Angelegenheit.

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Eigentlich eine Forsthütte, aber den Forst gibt es leider nicht mehr.
Im Hintergrund die Sierra de Cazorla


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Am Horizont die Sierra Nevada

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Ich habe keine Lust durch Guadix zu fahren, hauptsächlich weil ich die Straße raus aus der Stadt als stark befahren in Erinnerung habe. Stattdessen schlängele ich mich östlich vorbei über karge und eintönige Felder. Irgendwann folgt mir für eine Stunde ein großer Hund, aber immer knapp außerhalb der Steinwurfweite.

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Schließlich treffe ich bei Dólar auf die alte Landstraße Richtung Almeria, auf der seit Fertigstellung der parallelen Autobahn so gut wie kein Verkehr mehr herrscht.
Eine herrlich lange Abfahrt bringt mich bis nach Los Navarros, wo in der Bar ein betrunkener Mann Streit mit mir anfangen will, was mir nur sehr selten passiert.

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Ich biwakiere ganz in der Nähe und fahre am nächsten Tag die sehr schöne Pistenstrecke durch die Wüste von Tabernas parallel zur Eisenbahnlinie.

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Almeria-Stadt umfahre ich großzügig östlich durch die Gewächshäuser und lande schließlich bei San Miguel de Cabo de Gata am Mittelmeer und fahre über die Piste an der Küste entlang bis San José wo ich pünktlich zur abendlichen Öffnungszeit in meiner Lieblingsbar einreite.

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#1549925 - 05/07/24 06:34 PM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Indalo]
Indalo
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„Die Freiheit, Sancho, ist eins der köstlichsten Geschenke, welches der Himmel nur immer den Menschen verliehen hat; mit ihr dürfen sich weder die Schätze vergleichen, welche die Erde verschließt, noch welche das Meer bedeckt; für die Freiheit wie für die Ehre kann und soll man das Leben wagen“



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„Es sind keine Windmühlen, es sind Riesen!“ Dieses Transparent hing irgendwo am Straßenrand.



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#1549931 - 05/07/24 07:11 PM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Indalo]
qrt
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Wow, was für eine kuule Tour mit einem tollen & ausführlichen Bericht.
Vielen Dank
Kurt
May the road rise to meet you
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#1549933 - 05/07/24 07:29 PM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Indalo]
natash
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klasse bravo, bin gespannt auf die Fortsetzung!

Gruß

Nat
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#1549955 - 05/08/24 07:57 AM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: natash]
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Hallo Nat,

da muss ich dich leider enttäuschen. Diese Reise war in Almeria zu Ende, da kommt keine Fortsetzung.

Aber Merci vielmals für den Applaus

Indalo
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#1549959 - 05/08/24 09:41 AM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Indalo]
Keine Ahnung
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Tolle Tour. Die gezeigten Wege dürften durchaus auch nach meinem Geschmack sein. Deinen Track habe ich sicherheitshalber gleich einmal abgespeichert zwinker .

Vielen Dank für den Bericht!
Gruß, Arnulf

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#1549962 - 05/08/24 10:16 AM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Keine Ahnung]
Indalo
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Solltest Du da irgendwann mal konkretere Planungen aufnehmen, dann empfehle ich dir auch den Reisebericht "einmal quer durch Spanien" von love2bike hier im Forum.

Die beiden waren auf einer ähnlichen Strecke unterwegs, hatten aber offensichtlich besseres Wetter und deshalb auch mehr offroad-Anteile. Gerade deren Route zwischen Pamplona und Molino de Aragón wäre ich eigentlich auch gerne gefahren.
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#1549964 - 05/08/24 10:35 AM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Indalo]
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Vielen Dank, sehr interessanter Bericht.
--
Stefan
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#1549967 - 05/08/24 10:40 AM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Indalo]
Keine Ahnung
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Danke für den Hinweis. Dieser Track kommt auch gleich in meine "Sammlung" zwinker
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1549971 - 05/08/24 10:52 AM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Indalo]
natash
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Das nix mehr kommt habe ich irgendwie nicht so recht geblickt, obwohl leicht vermutet. Zu meiner Verteidigung kann ich anführen, dass ich gerade viele Herausforderungen in meinem Leben zu stemmen habe, was sich negativ auf meine Aufmerksamkeit auswirkt peinlich.
Diese Leere in Spanien kenne ich ansatzweise von einer lange zurück liegenden Tour vom Baskenland nach Andalusien (mit Schlenkern), vor allen Richtung portugisischer Grenze gabs im Norden kaum noch Einwohner. Gleiches bei einer Pyrenäentour in Aragonien, da gabs stellenweise noch nicht einmal eine geöffnete Bar. Dafür aber schwere Gewitter, die ich absolut gruselig finde, vor allem in felsengesäumten Flußtälern. Du hattest da ja oft Glück mit den Picknickstellen.
Gibts für die eigentlich ein Verzeichnis?

Vermutlich sprichst Du auch halbwegs anständig Spanisch. Ich selbst muss darauf zurückgreifen meine Italienisch- und Französischkenntnisse zu Hispanisieten, was außerhalb Kataloniens nur begrenzt erfolgreich ist.

Gruß

Nat
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#1549974 - 05/08/24 11:11 AM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Indalo]
veloträumer
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Klasse Darstellung und Routenführungen eines tatsählich in vielen Teilen "leeren" Spaniens. bravo Bis auf den Norden un den Süden fehlen mir immer noch die Erkundungen im kastilischen Kernland. Da sehe ich einige Lustmacher in deienm Bericht. Ich hoffe es, nochmal mit Don Quijote näher in Kontakt zu treten.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
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#1549976 - 05/08/24 11:22 AM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: natash]
Indalo
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Ich bin so ein richtiger Gewitterschisser und immer völlig perplex wenn andere Leute da noch fröhlich weiterradeln oder weiterwandern wenns blitzt und donnert.

Spanisch spreche soweit so flüssig dass es für Smalltalk und oberflächliche philosophische Betrachtungen reicht, wenns ins Detail geht fehlen mir dann aber schnell die Vokabeln.

Ein zentrales Verzeichhnis aller Picknickstellen gibt es meines Wissens nicht. Ich helfe mir da oft mit OSMand und suche nach "Picknickplatz" oder "Picknicktisch" bei den POI-Overlays.

Die meisten spanische Dörfer haben irgendwo auf dem Gemeindegebiet einen hübschen Grillplatz für die Ansässigen, die nennen sich entweder "area recreativa" oder "merendero". Da hilft auch google-maps manchmal bei der Suche.
Viele solcher Plätze sind allerdings gar nicht digital erfasst, aber auf den meisten Dorfplätzen findet sich irgendwo eine analoge touristische Übersichtskarte von der Gegend, da sind die dann in der Regel drauf eingezeichnet, nebst anderen Sehenswürdigkeiten.

Du weisst ja was bei zu vielen Herausforderungen des Lebens fast immer hilft, Handy aus und ab aufs Radl.

Edited by Indalo (05/08/24 11:23 AM)
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#1549980 - 05/08/24 11:43 AM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: veloträumer]
Indalo
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Oh, ein Lob vom Veloträumer! (hier fehlt das smiley mit den schüchternen roten Backen)

Wie ich ja schrieb, hatten mich deine Erlebnisse in den Banderas Reales durchaus bei der Routenwahl beeinflusst.

Das Gebirge nördlich und östlich von Cuenca finde ich immer wieder wunderschön und einsam und abenteuerlich, "la serrania de cuenca" ist glaube ich der geografische Name. Allerdings ist das ja auch schon Grenzland zu Aragón.
Die südkatilische Hochebene, "La Mancha" oder auch die "meseta" genannt, finde ich hingegen eher trostlos, wobei das auch seinen spröden Reiz haben kann.
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#1549982 - 05/08/24 11:55 AM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Indalo]
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Ich würde für eine Beradlung erstmal alle Natur- und NAtionalparks im Kernspanien sammeln, um eine Route zu plane. Ich hatte auch schon die Idee, meine Letztjährige Reise (immerhin berits außerhalb der Pyrenäen bei Barcelona) als Nunmehr Iberico-Reise fortzusetzen, da es in den letzten Jahren eine gewisse Fortsetzungen von Regione Richtung Südwesten gab. Gute Fortsetzunge vermiute ich da schon im Westen wie auch südlich des Baskenlandes. Habe jetzt aber erstmal eine heimatnahe Ostroute im Auge, da ich ein bisschen Angst habe, manche "schwierigste" Strecken bald nicht mehr zu schaffen. Eine andere Angst treibt mich um, dass Spanien unter zu großer Trockenheit leiden könnte und Frei-Campingtouren zunehmend schwieriger werden, vielleicht aber ein paar gute Regenjahre nochmal über Spanien hinwegziehen. Wie hast du denn die Wasserversorung erlebt (ggf. auch zunehmende Chlorung, tote Brunne usw.)?
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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#1549987 - 05/08/24 12:21 PM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Indalo]
Hansflo
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Eine beeindruckende Tour und ein sehr schöner, anschaulicher Bericht mit aussagekräftigen Bildern. Vielen Dank dafür. Beachtlich finde ich auch die Tagesleistungen an Kilometern und Höhenmetern. Wenn ich die Gesamtwerte durch die drei Wochen Reisedauer abzüglich der erwähnten Ruhetage dividiere, ergibt das beeindruckende Zahlen.

Vielen Dank fürs Mitreisenlassen.

Hans
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#1549988 - 05/08/24 12:23 PM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: veloträumer]
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An Probleme mit der Wasserversorgung kann ich mich jetzt nicht erinnern, auch nicht an schwerwiegende Chlorungen ausserhalb der Städte.
Ich war fast jeden Tag ein oder zweimal irgendwo in einer Bar und habe dort nachgetankt, oder am Dorfbrunnen. In den Bergen gab es nach wie vor Brunnen, allerdings auch ein paar tote dabei, aber auch nicht in dem Ausmaß dass ich irgendwo eine Durststrecke erleiden musste.
Auch hier hilft mir OSMand öfter mal weiter mit dem POI-Overlay "Wasser".
Ich hatte so etwa vier Liter Transportkapazität, die habe ich allerdings dann auch öfter vollgemacht und auch gebraucht.

In Andalusien gibt so einen Rundkurs durch die Natur- und Nationalparks, nennt sich Transandalus, 2000 Kilometer lang und wunderschön. Da bin ich knapp die Hälfte mal gefahren und die Fortsetzung steht weit oben auf der Liste.
Solltest du so eine Route mal fertig geplant haben, würde ich mich freuen wenn du mir den Track schicken würdest, da wäre ich neugierig.

Die beschriebene Angst kuckt mir inzwischen auch schon manchmal über die Schulter.
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#1549989 - 05/08/24 12:56 PM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Hansflo]
Indalo
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Vielen Dank für die Blumen!

Bei der Leistung allerdings muss ich etwas nach unten korrigieren. Die drei Wochen schrieb ich da ganz zu Anfang des Berichtschreibens hin und habe dann auch nie durchgezählt, weil ich ja auch nicht stringent nach Tagen erzähle.
Habe jetzt noch mal nachgezählt und in Wahrheit waren es 25 Tage, also fast vier Wochen. träller
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#1549996 - 05/08/24 02:28 PM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Indalo]
Hansflo
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Na dann ..., dann nehme ich die Blumen gleich wieder zurück. zwinker

Nein, nicht wirklich, ist ja immer noch sehr beeindruckend angesichts der gefahrenen Wege und des Gepäcks.

Hans
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#1550127 - 05/10/24 03:21 PM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Indalo]
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Ich habe Deinen Reisebericht durchs „leere Spanien“ mit Begeisterung gelesen. Viele der Landschaften und Orte, die Du durchfahren hast, erinnern mich an die Beschreibungen im Buch von Sergio del Molino. Wer selbst noch nie in diesen Landschaften unterwegs gewesen ist, wird kaum glauben, dass es in Europa möglich ist, während einer ganzen Tagesetappe auf dem Rad höchstens ein bis zwei Fahrzeugen zu begegnen. Ähnliches habe ich z.B. in den Provinzen Burgos, Zaragoza und Soria erlebt und man kommt durch so manches verlassene Dorf, dessen letzte Bewohner in vielen Fällen schon vor Jahrzehnten weggezogen sind. In vielen Gegenden Spaniens scheint diese Tendenz noch weiter anzuhalten, sodass darunter welche sind, die zu den am dünnsten besiedelten Europas gehören. Mit einem Blick für diese melancholisch wirkenden Landschaften hast Du dieses Gefühl der Leere und Einsamkeit sehr eindringlich festgehalten - ich nehme an, dass Du die harten Kontraste bewusst zur Verstärkung des Bildeindrucks eingesetzt hast.

Viele Dank für diesen tollen Reisebericht mit Vorstellung von Landschaften und Orten, durch die fast nie jemand kommt.
Martin
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#1550184 - 05/11/24 04:50 PM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Bafomed]
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Vielen Dank für die lobenden Worte!

Ist schon eine sehr spezielle Gegend. Ich war auch schon mal in Lappland unterwegs und auch zu Fuß in Patagonien, aber dort ist die noch ursprüngliche Natur sehr präsent, während im spanischen Inland ja überall zivilisatorische Überreste aus den Jahrtausenden zu sehen sind, Römerstädte und -straßen, keltische Siedlungen, maurische Terrassen und Bewässerungsanlagen...
Was mich immer wieder fasziniert, sind die bestellten Äcker, obwohl kein Mensch mehr weit und breit zu sehen ist. Die Route die ich gefahren bin ist halt auch landschaftlich sehr abwechslungsreich, ich war auch schon mal in der Extramadura unterwegs und im alten Königreich León, dort ist es ähnlich einsam aber viel monotoner.

In Antwort auf: Bafomed
- ich nehme an, dass Du die harten Kontraste bewusst zur Verstärkung des Bildeindrucks eingesetzt hast.

Ja, schon. Mein Grunddilemma war, dass ich die Fotos mit einem Billighandy gemacht habe, das eher langweiliges Ausgangsmaterial bietet, also was sowohl Auflösung als auch Bildqualität angeht. Von daher musste ich teilweise ziemlich an den Parametern schrauben, damit das Foto in etwa so aussieht wie der Eindruck den ich mit meinem inneren Auge gespeichert hatte.
Aber die Gegend an sich ist ja karg und kontrastreich und das Licht auch oftmals ziemlich hart, von daher passen die Bilder schon zur Landschaft und auch zur Erzählung.
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#1550281 - 05/13/24 01:52 PM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Indalo]
kettenraucher
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Herzlichsten Dank für diesen fabelhaften Reisebericht. Eine sehr, sehr intelligente und sympathische Erzählung, großartige Fotos, ein tolles Fahrrad und ein extrem routinierter Fahrer. Chapeau! Chapeau! Chapeau! Neugierig bin ich aber immer noch: Dein Fahrrad hat schon so einige Kilometer auf dem Buckel: Weißt du nach Jahrzehnten im Betrieb, wie viele es mittlerweile sein könnten? Und: Ständig studierst du Karten und suchst nach praktikablen Wegen (so mache ich es auch, jedoch auf viel bescheidenerem Niveau). Sind es Papierkarten und wenn ja, in welchem Maßstab "im leeren Spanien"? Allerbesten Dank und viele Grüße

Edited by kettenraucher (05/13/24 01:54 PM)
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#1550292 - 05/13/24 06:04 PM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Indalo]
irg
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Danke für deinen Bericht!

Er macht Lust, wieder in diese ziemlich leeren Gegenden zu radeln!

lg!
georg
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#1550387 - 05/14/24 04:22 PM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Indalo]
Mooney
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Vielen Dank für deinen exquisiten Bericht! Obwohl ich jahrelang an der Volkshochschule versucht habe, Spanisch zu lernen, wußte ich bis jetzt nicht, daß diese "leeren" Landschaften einen derartigen Raum in dem Land einnehmen.

Wolfgang
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Off-topic #1550390 - 05/14/24 04:51 PM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Mooney]
Bafomed
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Ich kann zur näheren Information nur das Buch "Leeres Spanien - Reise durch in Land, das es nie gab" von Sergio del Molino empfehlen, hier als Podcast mit einer Kurzrezension des Deutschlandfunks: Sergio del Molino - Leeres Spanien - ein interessantes kulturhistorisches Essay zu den Hintergründen für die Existenz dieser nahezu unbesiedelten Landschaften.

Gruß
Martin

Edited by Bafomed (05/14/24 04:55 PM)
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Off-topic #1550437 - 05/15/24 01:08 PM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Bafomed]
Indalo
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Danke für den Link!

Diese Rezension kannte ich noch gar nicht, sie beschreibt das Buch ziemlich gut.
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#1550438 - 05/15/24 01:16 PM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: kettenraucher]
Indalo
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In Antwort auf: kettenraucher
Neugierig bin ich aber immer noch: Dein Fahrrad hat schon so einige Kilometer auf dem Buckel: Weißt du nach Jahrzehnten im Betrieb, wie viele es mittlerweile sein könnten?

So alt ist das Fahrrad so wie es ist noch gar nicht. Vor ein paar Jahren wollte ich unbedingt ein Reiserad und hatte nicht viel Geld, dafür aber den besten Hinterhof-Fahrradschrauber weit und breit. Der hat dann den nackigen Rahmen bei so einer Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt aus dem Schrott gezogen und den Rest aufgebaut, 700€ habe ich ihm letztendlich dafür gegeben.
Kilometerleistung kann ich nur ganz grob schätzen, ich dokumentiere meine Routen nur sehr unvollständig, aber so 25 bis 30.000 Kilometer werdens wohl gewesen sein.
Es ist nicht das leichteste, aber unverwüstlich und sehr einfach zu warten.
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#1550440 - 05/15/24 01:25 PM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: kettenraucher]
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In Antwort auf: kettenraucher
Ständig studierst du Karten und suchst nach praktikablen Wegen (so mache ich es auch, jedoch auf viel bescheidenerem Niveau). Sind es Papierkarten und wenn ja, in welchem Maßstab "im leeren Spanien"? Allerbesten Dank und viele Grüße

Ne, so sehr ich Papierkarten auch schätze, und die topografische Kartographie halte ich durchaus für eine Kunstform, bin doch zu digitalen Karten übergegangen, schon allein aus Kostengründen.
Grundlage aller meiner Planungen sind die opentopomaps, da sehe ich für mich am meisten.
Und wenn ich dann eine Vorstellung habe, wo ich in etwa lang will, spiele ich viel mit bikerouter und caminaro rum. Bei caminaro schalte ich dann auch gerne mal auf die Michelin-Karten um, wegen dem grünen Strich für landschaftlich besonders schöne Strecken.
Bis vor kurzem habe ich auch viel mit komoot geplant, weil dort geht es nach wie vor am schnellsten sich eine Route zusammenzuklicken, aber seit neuestem funktioniert komoot nicht mehr auf meinem betagten Computer. Geht aber auch ohne.

Bei Papierkarten sind die von Michelin nach wie vor meine erste Wahl, in Frankreich in harter Konkurrenz zu den IGN-Karten, die ich eigentlich schöner finde, aber sie haben halt nicht den grünen Strich.
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Off-topic #1550655 - 05/18/24 01:21 PM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: Indalo]
martinbp
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In Antwort auf: Indalo
Grundlage aller meiner Planungen sind die opentopomaps, da sehe ich für mich am meisten.
Und wenn ich dann eine Vorstellung habe, wo ich in etwa lang will, spiele ich viel mit bikerouter und caminaro rum. Bei caminaro schalte ich dann auch gerne mal auf die Michelin-Karten um, wegen dem grünen Strich für landschaftlich besonders schöne Strecken.

Bei Papierkarten sind die von Michelin nach wie vor meine erste Wahl, in Frankreich in harter Konkurrenz zu den IGN-Karten, die ich eigentlich schöner finde, aber sie haben halt nicht den grünen Strich.

Kannst du mir einen Tipp geben, wie man die Michelin-Karten unter Caminaro sichtlich macht? Ich sehe nur Google (karte, Satellit, Gelände) , Cyclo OSM, OSM classic, open Topo und Transport

VG z.Zt aus Leipzig
Martin
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Off-topic #1550674 - 05/18/24 06:58 PM Re: Durchs leere Spanien, Bordeaux nach Almeria [Re: martinbp]
Indalo
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In Antwort auf: martinbp
In Antwort auf: Indalo
Grundlage aller meiner Planungen sind die opentopomaps, da sehe ich für mich am meisten.
Und wenn ich dann eine Vorstellung habe, wo ich in etwa lang will, spiele ich viel mit bikerouter und caminaro rum. Bei caminaro schalte ich dann auch gerne mal auf die Michelin-Karten um, wegen dem grünen Strich für landschaftlich besonders schöne Strecken.

Bei Papierkarten sind die von Michelin nach wie vor meine erste Wahl, in Frankreich in harter Konkurrenz zu den IGN-Karten, die ich eigentlich schöner finde, aber sie haben halt nicht den grünen Strich.

Kannst du mir einen Tipp geben, wie man die Michelin-Karten unter Caminaro sichtlich macht? Ich sehe nur Google (karte, Satellit, Gelände) , Cyclo OSM, OSM classic, open Topo und Transport

VG z.Zt aus Leipzig
Martin

Dafür musst Du angemeldet sein bei caminaro. Kostet nix und kommt auch keine Werbung. Dann erscheint Michelin als zusätzliche Kartenoption.
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