Nach dem Vorspann folgt hier nun die Hauptshow
Zur Geschichte:Seit einiger schwirrt mir der Gedanke durch den Kopf, dass ich für längere Radreisen in ferne Länder und abseits der Straßen was Neues haben möchte. Das
rote VeloTraum ist in die Jahre gekommen, es machte mir auf meiner letzten längeren Radreise im Frühjahr in Südafrika auch keinen richtigen Spaß mehr auf solchen Pisten damit zu fahren.
Des Weiteren bin ich in den letzten Jahren mit dem Velotraum auch nicht mehr so richtig zufrieden gewesen, unter anderem blätterte
der Lack nach wenigen Jahren ab, dann ist mir im Frühjahr 2017 auf meiner Japan Radreise
die Gabel gebrochen/verbogen und zuletzt sind mir auch noch
Gewindeösen am Hinterbau abgerissen.
Also, was Neues muss her, zumal ich mich in das Velotraum auch nie richtig verlieben konnte.
Aber was genau soll her??
Für flotte Radreisen auf überwiegend aspahaltierten Straßen habe ich ja das
Koga Terraliner und das
Surly LHT.
Da ich im Gegensatz zum Velotraum diese beiden Räder liebe
, ist zumindest die Firma Surly in die engere Auswahl gekommen. Aber was wollte ich eigentlich genau?
Hier mein Anforderungsprofil an das "Neue":1) Ich wollte ein Rad mit der Möglichkeit sowohl Scheibenbremsen wie auch V-Brakes montieren zu können.
2) Es sollte die Möglichkeit bestehen, das Rad auf 559 (26") oder 584 (27,5") fahren zu können.
3) Breite Reifen bis eventuell 75mm (3") sollen eine Option sein.
4) Die Möglichkeit für Bikepacking soll gegeben sein.
Aufgrund dieser 4 Kriterien bleiben halt nicht mehr viele Möglichkeiten und ich blieb beim Surly hängen. Aber welcher Rahmen? Der Troll? Der ECR oder der Ogre?
Ich war unentschlossen.
Ich kontaktierte ein Forumsmitglied, von welchem ich wusste dass es zum Forumstreffen nach Lauterbourg kommt und ein Surly Troll besitzt. In Lauterbourg hatte ich dann Gelegengheit das Troll probefahren zu können, allerdings nicht das aktuelle Modell sondern das Modell 2015/2016.
Nach der Probefahrt war ich mir unsicher. Ist das Troll der richtige Rad für mich? Es fuhr sich gut, allerdings war der
Jones H-Bar Lenker montiert, welchen ich sehr "komisch" fand. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass der Rahmen mir viel zu klein ist, obwohl das Forumsmitglied in etwa genauso groß ist wie ich. Das Forumsmitglied konnte mir nicht sagen, um welche Rahmengröße es sich bei diesem Troll handelt. Das Forumsmitglied hat die Maße aus dem Katalog genommen. Mitlerweile weiß ich, dass es sich um die Rahmengröße S gehandelt hat.
Eigentlich hatte ich mit dem Troll schon abgeschlossen. Aber wie der Zufall es so will, konnte ich während eines beruflichen Aufenthaltes in Graz das aktuelle Modell der Saison 2018/2019 probefahren und dann auch noch in Größe M und komplett anders aufgebaut was die Sitzposition betrifft wie beim Troll des Forumsmitgliedes.
Und nach der Probefahrt in Graz war ich begeistert vom Fahrgefühl auf dem Troll.
Also, die Entscheidung war gefallen, es wird ein Troll
Dann habe ich nach meiner Rückkehr aus Graz erst einmal zuhause meinen Bestand gecheckt, was ich noch so als Reserve in meinem Ersatzteillager so habe. Das Thema Antrieb und Schaltung war dann relativ schnell durch. 9-fach ist meine Lieblingsschaltung und der Bestand war komplett und ungebraucht vorhanden.
Nun aber die Frage, 559 oder 584, Scheibenbremsen oder V-Brakes?
Mir war klar, dass ich beim Troll ohne Probleme 584er Laufräder einbauen kann. Ich habe dann Surly kontaktiert, wie breit der Hinterbau ist. Also 584er Laufräder bis 62mm Reifenbreite stellt kein Problem dar. Sollte ich mal umrüsten auf 75mm Reifenbreite (3") kommt ein "Fatbike" Laufradsatz ins Haus. Für "normale" Reifengröße bis 54mm ist der 559er markt fast nahezu tot. Und ich wollte beim Aufbau des neuen Rades dann doch "mit der Zeit" gehen und habe mich für 584er Laufräder und Scheibenbremsen entscheiden. Bei den Scheibenbremsen hatte ich eine Bedingung, aufgrund Transporte bei Land, Wasser und zu Luft sollte es keinen hydraulischen Scheibenbremsen werden.
Und hier kommt nun der Hauptdarsteller,
Surly Troll Farbe ist
pea lime pie soup, die Rahmengröße ist
M/18"Steuersatz ist ein
Ritchey WCS Logic Als Vorbau habe ich einen 17°
Procraft SL in 100mm Länge mit Lenkerklemmung 31,8mm gewählt
Der Lenker kommt ebenfalls aus dem Hause Procraft, es handelt sich um
Procraft Pro XC. Die Lenkerlänge ist 600mm, der Lenker hat einen Winkel von 12°.
Am Lenker ebenfalls verbaut sind noch
Ergon GP1-L Lenkergriffe, Avid Speed Dial 7 Bremsgriffe sowie
Shimano Deore SL-M590 3/9fach Schalthebel (aus meinem Bestand)
Die Frage des Laufradsatzes gestaltete sich etwas schwieriger. Vorne sollte es auf jeden Fall ein Laufrad mit Nabendynamo werden, nicht mal unbedingt für die Beleuchtung, sondern viel mehr für die Stromversorgung meines Elektrokrams unterwegs. Hinten war die Entscheidung auch relativ schnell klar. Es wird ein Laufrad mit ensprechender Nabe für Steckachse. Dafür ist der Troll Rahmen eigentlich auch ausgelegt. Laufräder mit Spannachse und 135mm Einbaubreite sind beim Surly Troll eher suboptimal. Der Hinterbau beim Troll ist hauptsächlich für Steckachse konstruiert. 135mm Einabubreite geht nur mit Adpaterstücken und bei einem Aus-/Einbau im Pannenfall ist es schon etwas Fummelei. Mit Steckachse aber genial und bei Steckachse hat man auch den Vorteil, dass das Laufrad immer 100% zur Bremsscheibe zentriert ist.
Eigentlich wollte ich selber was einspeichen, bin dann aber auf ein unschlagbar günstiges Angebot bei Kurbelix gestoßen. Für 280€ hatte man einen Tag lang einen Laufradsatz im Angebot mit
SON 28 Nabendynamo, SLX Steckachsennabe 12x142mm eingespeicht in
Exal B25 Felgen. Alleine der SON und die SLX Nabe kosten schon zusammen um die 280€.
Also habe ich zugeschlagen zumal ich schon ein Laufrad von Kurbelix habe und mit der Qualität sehr zufrieden bin. Auch mit den jetzigen gelieferten Laufrädern bin ich zufrieden, beim Hinterrad habe ich etwas die Speichenspannung erhöht. Das einzige was mich etwas stört, vorne habe ich 36 Loch, hinten 32 Loch (was aber durch die Auswahl der Nabe für Steckachse geschuldet ist, da 36 Loch bei Steckachsennaben sehr, sehr rar sind. Mir fällt da nur die Saint Nabe ein).
Als Scheibenbremsen habe ich mich für die
AVID BB7 entschieden, vorne habe ich eine
D=180mm Shimano SLX SM-RT64 Bremsscheibe eingebaut, hinten eine
D=160mm große Scheibe (ebenfalls eine Shimano SLX SM-RT64 Bremsscheibe). Beide mit Centerlock Aufnahme. Ein hydraulisches System wollte ich nicht haben, ich habe beim Transport schon gerissene Leitungen gehabt und es ist echt eine Sauerei dann. Da sind mechanische Bremssysteme doch unkomplizierter. Und bei Felgenbremsen hat mich das hydraulische System auch echt nicht überzeugt.
Breminnenzüge uns Aussenhüllen habe ich welche von
Jagwire verlegt.
Umwerfer und Schaltwerk waren noch in meinem Bestand vorhanden. Beide für 9-fach.
Innenlager habe ich ein
Race Face Type X eingebaut (HT2 Technik, ebenfalls aus meinem Bestand).
Als Kurbel habe ich eine
Deore FC-M591 eingesetzt, Abstufung der Kettenblätter 44 - 32 - 22. Länge der Kurbelarme = 175mm.
Als Kette ist eine
Campa C9 aufgezogen, Kassette ist die
SRAM PG 970. Diese Kombination hält bei mir ewig.
Sattel
(Brooks B17) und Sattelstütze
(Thudbuster LT) habe ich vom Velotraum übernommen.
Als Reifen habe ich mich für die
Conti Double Fighter in 50mm Breite entschieden. Es handelt sich hierbei um die Drahtversion. Erstes Fazit, super!
Als Gepäckträger ist ein
Tubus Gargo in Evo Ausführung angebaut.
Die Lichtanlage besteht aus einem
B+M Cyo Premium (80 Lux) Frontscheinwerfer mit Tagfahrlicht. Hinten am Tubus ist von
B+M die LED Leuchte Toplight Flat Senso montiert. Ich mag keinen Kabelverlegung für das Rücklicht am bzw. durch den Rahmen und das Rücklicht ist somit Batterie/Akku betrieben.
Nun kommen wir zu einer der schwierigsten Fragen beim Aufbau des Troll. Der Ständerfrage
Ein vernünftiger Fahrradständer ist für mich ein MUSS. Ich möchte, dass gerade ein beladenes Fahrrad, steht. Es gibt Situationen wo ich schnell an gewisse Dinge ran muss, sei es die Kamera, die Regenjacke, der Fressriegel oder sonstiges. Und ich möchte mir auch keinen Bruch heben müssen bei einem vollbepacktem Rad. Da die Amis keine Fahrradständer kennen, haben die Kosntrukteure von Surly beim Troll auch garantiert keinen Ständer vorgesehen. Und durch den ungewöhnlichen Hinterbau lässt sich mal nicht soeben ein Ständer montieren. Mein heißgeliebter
Platscher Esge Multi kam nicht in Frage. Die Ständerfrage hat mich so einige Abende grübeln lassen. Letztendlich bin ich auf den
Hebie FOX L gestossen. Mir war auch klar, dass ich noch etwas umbasteln musste beim Ständer. Aber durch die Bastelei und durch die Anbringung der Flachstrebe des Ständers mittels einer Schelle an der Hinterbaustrebe hält dieser bombig und macht einen nahezu unzerstörbaren Eindruck am Troll.
Das viele Grübeln hat sich also gelohnt
Die Schutzbleche sind erst einmal nur provisorisch angebaut, es handelt sich hierbei um
SKS Velo 65 Mountain Plastikbleche. Die hatte ich noch rumliegen. Die 3€ Streben habe ich neu dazugekauft. Die ganze Kombination gefällt mir aber nicht und ich werde die wohl wieder demontieren.
Mein Fazit nach nun ca. 250km auf dem Troll sind sehr positiv. Es ist ein tolles Fahrgefühl auf dem Troll. Eine absolut eierlegende Wollmilchsau für viele Anwendungsbereiche.
Kein Vergleich zum sehr trägen und schweren Velotraum. Die Gabel des Surly Troll federt so einiges weg, auf Waldwegen und Schotterpisten konnte ich es bislang testen und habe hier zu keinem Zeitpunkt eine Federgabel oder ähnliches vermisst. Das Troll bietet eine ganze Reihe von Möglichkeiten, vom klassischen Reiserad, Bikepacking wie auch die Variante Fatbike "light" fahren zu können. Der Rahmen ist zwar "gewöhnungsbedürtig" von seiner Konstruktion aber er hat für meine Ansprüche tolle Möglichkeiten. Alleine die vielen Ösen für zusätzliche Flaschenhalter oder auch die Anbringung unterschiedlicher Frontträger machen ihn einfach interessant.
Ich mag die Jungs von Surly und ich mag auch meine beiden "Lieblinge" in meinem Stall
Der schmale Bruder küsst hier seinen kräftigeren Bruder
Ich hoffe, die Show hat Euch gefallen Gruss
Thomas