Strecke............... Luberon bei Caminaro Lenker gerade, Lenker und Griffe mit Luftpolsterfolie umwickelt, Pedale auf den Gepäckträger geklebt, Karton besorgt, Karton zugeschnitten. Der Sattel schaut oben raus. Die Luft bleibt in den Reifen, das Rad bleibt rollbar und Dank des Ausschnittes funktioniert auch der Seitenständer mit Karton. Das Rad am Abend im Düsseldorfer Flughafen bei Eurowings ohne Probleme abgegeben, mit Freunden noch ne Pizza gegessen.
In Marseille liegt das Rad unten und fremde Koffer werden mit Karacho auf den Lenker geschmissen. Nix passiert, den Spiegel hatte ich demontiert. Wasser gebunkert, Route geändert und mit dem TER von
Vitrolles Aeroport Marseille nach
Arles gerollt.
Der angeblich schönste Platz in Arles mit dem grün-gelben
Café van Gogh ist nicht mehr als eine ernüchternde Tourifalle. Die Arena ist natürlich geschlossen, die Pizza gegenüber der Touristeninfo mehr schlecht als recht.
In der Jugendherberge schlafen 6 Männer in einem Zimmer. Nur zwei wollen nicht nach Santiago. Keiner schnarcht. Wohl geruht. Bon voyage!
Geplant hatte ich zunächst, von Marseille nach Nizza zu fahren, um einen Teil der schönsten Schluchten Frankreichs innerhalb meines Leistungsspektrums zu erradeln.
Die schönsten Schluchten (Gorges) in Frankreich (Länder)Die Hinweise und Tipps waren allumfassend. Nichts konnte eigentlich schief gehen. Dass Eurowings ein kleines Fluggerät von der LGW einsetzt, den Abflug um drei Stunden verschiebt und die französische Bahn am Tag meiner geplanten Rückfahrt streikt, kostet mich Nerven, war aber letztendlich nicht wichtig.
geplante Strecke Marseille-Nizza bei GPSies Die ersten Tage waren herrlich.......... Arles . Barbegal . Maussane-Les-Alpilles . Les Baux-de-Provence . Saint-Remy de Provence Camping Pegomas: 14,66 Euro Kurverei ins Gewerbegebiet. Im Intermarché stehen Gaskartuschen nicht im Regal. Beim Decathlon kaufe ich eine, die mich in Lebensgefahr bringen wird. Der Bäcker ist in Ordnung und der Weg Richtung Les Baux-de-Provence beschaulich.
Die alten Mühlen von Barbegal bieten windgeschützte Plätze für den ersten Kaffee on Tour und schöne Ausblicke ins Tal.
In Maussane-Les-Alpilles, ich bin auf der Suche nach Käse, Salami&Co, entdecke ich den Garten Eden.
Le Jardin des Alpilles Wer Fisch braucht, ist auf der gegenüberliegenden Straßenseite bestens aufgehoben.
Saint Louis pêche Wohlgemerkt: Ein besser ausgestattetes Lebensmittelgeschäft braucht ihr im ganzen Lubéron nicht zu suchen.
Ausgestattet mit dem nötigsten, lege ich auf der D27 hinter Manville die Kette aufs kleine Blatt. Dort wird sie bleiben. Immer!
In Deutschland ist es mittlerweile üblich, dass Obst und Gemüse in gedoppelter Plastikummantelung auf die Welt kommt.
eine Quelle von hunderten Vor dem Anstieg nach Les Baux wachsen in blühenden Bäumen Erdbeeren. Auf gelben Butterblumenwiesen finden sich ebenso saftige und süße rote Fraises.
Gut gestärkt tut der Aufstieg nur halb so weh. Das liegt auch an der schönen Kulisse, die dem Auge immer etwas neues und Interessantes bietet.
In Saint-Remy de Provence gibt es an der
Rue Lafayette, zunächst was frisches.
Auf dem CP bin ich fast alleine und schlafe sehr ruhig 10 Stunden ungestört. Das lag einerseits an den 48km mit dem Anstieg nach Les Baux, als auch sicherlich an diesem
Café de la Place am Rande der Altstadt, dem grünen Spargel mit einer köstlichen Sauce Hollandaise und dem besten Fondant au Chocolat meines Lebens.
Saint-Remy de Provence . Eyragues . Noves . Caumont-sur-Durance . Le Thor . L'Isle-sur-la-Sorgue . Fontaine-de-Vaucluse Camping-les-Pres ca. 17,- Euro Schmale Wege führen nach Norden. Bäume bieten Schatten im gleißenden Blau. Die Wegführung vor Caumont-sur-Durance über die Brücke fordert vom Radler eine gewisse Kaltschnäuzigkeit beim Queren der Ein- und Ausfahrten.
Übersicht Die römischen Gärten sind zur Mittagszeit bei 36°sowas von dröge, dass ich mich zügig aus dem Café verdünnisiere und schaue, was der Tag noch nettes zu bieten hat.
Le Thor ist ganz nett und lädt an der Brücke über die Sorgue zum Verweilen ein.
Das einzig erwähnenswerte zwischen Le Thor und L'Isle-sur-la-Sorgue sind die vielen Spargelfelder und der Blick auf den Mont Ventoux.
In
L'Isle-sur-la-Sorgue kann ich mich an vielfältigsten Eindrücken nicht sattsehen. Was für eine schöne lebendige Stadt.
Heute bin ich schlauer und möchte jedem, der auf der erwartungsvollen Reise zu den schönsten Dörfern im Luberon ist, empfehlen:
Bleibt hier! Schöner wird es nicht. Macht von hier aus einen Ausflug zur Quelle der Sorgue, fahrt zur Ardeche, legt euch in irgendeinen Pool und trinkt Mojito oder umkurvt das Massif Central. Irgendwas fällt euch schon ein.
Auf dem
Camping-les-Pres an der Fontaine-de-Vaucluse finde ich einen wirklich ausgezeichneten Platz am Flussufer, zahle 17,- Euro für mein Zelt und mich, quatsche mit Wohnmobillisten aus Essen, die liebevoll ihre E-Bikes von R&M betrachten, während sie ihr mitgebrachtes Stauder trinken und mir ein Resto im Dorf mit der besseren Mandelforelle empfehlen.
Das Dorf besteht im Wesentlichen aus einer 300 Meter langen Promenade entlang der Sorgue mit plastikbestuhlten Cafés und Andenkenläden. Am Ende der Promenade gibt es ein etwas besseres Restaurant. Das ist geschlossen und der weitere Weg zur Quelle verrammelt. Da gibt es kein Erbarmen und über den Zaun mag ich nicht klettern.
Nun gut, dann begebe ich mich ins erstbeste Restaurant an der Brücke, futtere meine Mandelforelle, betrinke mich sinnlos mit einem Glas Rosé und zahle freiwillig 27,- Euro mit Bedienung und einem feinen Blick auf den blaugrünen Fluss.
Fontaine-de-Vaucluse . Lagnes . Cabrières-D'Avignon . Gordes . Camping Des Sources 22,50 Euro 13,50 Euro Der Anstieg nach Lagnes ist mit 12% schon recht übel, doch oben erwarte ich mit Freude etwas Neues. Auf einem der vielen Parkplätze im Luberon ist nix los und so rumpel ich
über einen kleinen Pfad zur
Mur de la Peste. Die Landschaft ist nicht überall vertrocknet. Zwischendurch gibt es auch grüne Wiesen.
Der Tennisplatz ist von Hecken verdeckt und der Pool befindet sich hinterm Haus mit den Rollschichten aus altem Gestein.
Die letzte Nacht an der Sorgue bescherte mir 10 Stunden tiefen Schlaf. Wahrscheinlich war das der Grund dafür, dass ich den Weg nach Gordes und weiter unbeschadet überlebt habe. Bei 36° kachel ich die D2 mit ihren lieblichen 9% Richtung Norden. Selbst der abzweigende Radweg bietet 12%. Nein, kühler wirds nicht. Die 2 km zu den Village des Bories in brennender Glut der Steppe schenke ich mir.
Der wunderschöne Blick auf Gordes entschädigt mich.
..........
die Hälfte der Dorffassade wurde zu einem Luxushotel umgebaut. ..........
die Fläche der ausgewiesenen Parkplätze ist größer, als die Grundfläche des eigentlichen Dorfes.
Mit dem Rad an der Hand spaziere ich gefühlte 500m durchs Dorf und hab die Nase voll, als ich an einer kleinen Boulangerie die Menschenschlange betrachte. Die Vorräte, die ich mir in Cabrieres d’Avignon zugelegt habe, sollten noch für zwei Tage reichen. Und wenn nicht, dann kauf ich mir was auf dem Camping nördlich von Gordes. Dort gibt es einen beheizten Pool, einen kleinen Laden und ein Restaurant. (Quelle: Michael Müller Reiseführer "Provence-Côte d’Azur)"
Zu einem Photo reicht die Laune dann doch noch....
Die 9% Steigung nach Gordes verringert sich kaum auf dem Weg zum Campingplatz. Der letzte Rampe zwingt mich zu ganz kleinen Schritten. Sowohl der Tacho als auch das Garmin bieten mir 17% bei mittlerweile 37° an.
Die Frau in der Rezeption macht mir zunächst klar, dass der Pool leer sei, das Restaurant noch nicht geöffnet habe und der Laden geschlossen bliebe. Der Platz koste mit Touriabgabe 22,30 Euro.
"Nein, nicht für eine Woche. Für eine Nacht."
"Wenn ich das bezahlen muss, verlasse ich auf der Stelle Frankreich!" Die guckt mich an wie ein Auto und braucht geschlagene 10 Minuten bis sie mir nach Rücksprache mit ihrer Chefin 13,30 Euro anbietet.
Ich kaufe zwei Bier, bestelle für den nächsten Morgen Brot und betrachte den mir zugewiesenen Stellplatz, den eine 8-köpfige Gruppe Straßenmusiker als Parkplatz neben ihrem Großraumzelt benötigt.
Mein Zelt findet einen anderen Platz, die Jungs sind nett, die Musikübungen erfrischend und zwischen 22:00 Uhr und 05:30 Uhr sind sie still.
Recht früh schweift mein Blick beim Frühstück Richtung Luberon.
Camping Des Sources . Col des Trois Termes . Abbaye Notre-Dame de Sénanque . Gordes . Roussillon . Les Lombards (
Camping Le Pré Lombard 16,50 Euro)Eigentlich sollten Sätze mit
eigentlich verboten werden. Ich kurbel also erstmal vom Campingplatz nach Norden, um mir die Gegend etwas genauer anzuschauen.
Gibt es Richtung Venasque irgendwas, das mein Auge erfreut? Felsformationen? Ne kleine Schlucht? Grüne Wiesen? Kühe auf der Weide? Ne liebenswerte Straßenführung? Irgendwas Lohnenswertes, wofür ich mich abstrample?
Am Col des Trois Termes schau ich nochmals nach Norden, biege links ab, knall die
8 bis 11% zum Kloster runter. und denke klammheimlich an die großartige Abfahrt von Montalcino zur
Abtei Sant’Antimo im grünen Tal. Im Klostergarten am unteren Parkplatz gefällt es mir, auch wenn der Lavendel noch nicht blüht. Nach einem zweiten Frühstück spaziere ich etwas um das Kloster herum und erfahre, dass es durchaus möglich ist, hier für 30,- Euro zu übernachten.
(Klick zur Quelle) Diese Alternative wäre mir gestern sehr willkommen gewesen. Heute will ich weiter. Zunächst zurück nach Gordes und dann zu den Ockerbrüchen in Roussillon.
„Sie haben nach Gordes nur eine Möglichkeit. Sie müssen die Straße zurück, die Sie gekommen sind. Das ist der richtige Weg, denn in die andere Richtung ist die Straße, die da oben den Hang nach Gordes hochgeht, eine Einbahnstraße. Diese Regelung ist neu. Es hat mit den Wohnmobilen Probleme gegeben. Die sind zu breit für die Straße.“ „Was ist mit dem Weg, der direkt am Kloster langgeht?“
„Das ist ein Trampelpfad und Wanderweg. Mit dem Rad kommen Sie da nicht durch.“Na gut, fahr ich halt gegen die Einbahnstraße, die schlimmer erscheint als sie tatsächlich ist. Die Steigung beträgt maximal 11%. Erträglich am späten Vormittag.
Blick auf Gordes von oben...........
In Gordes gibt es auch an einem Donnerstag nicht weniger Touristen als an einem Mittwoch. Ich vergesse, Wasser zu kaufen und nehme die D2 Richtung Roussillon. Der Fahrtwind bläst die Hitze weg, Weinfelder begleiten mich ein paar Kilometer bevor mir die letzten 1500m mit bis zu 17% die Laune versauen. Egal. Das Wasser schenkten mir die Gärtner eines Engländers. Ich habs geschafft. Dass die wunderschönen Dörfer alle auf nem Buckel liegen ist ja nichts neues für mich.
Roussillon ist wirklich schön. Die Farben entsprechen denen der Hochglanzkataloge provenzalischer Keramikhersteller. Die Fassaden leuchten in dutzenden Ockertönen um die Wette.
Direkt am Eingang zu den Ockerbrüchen parke ich die Fuhre, sehe auf einem Teller im Restaurant eine geile Bruschetta, lasse mich nieder, lasse sie mir schmecken, trinke dazu zwei Cola und zahle 25,- Euro. Südfrankreich eben.
Ich bin ja durchaus gelegentlich etwas dekadent, gebe auch mal richtig Kohle für ein schönes Zimmer aus und verfresse meine Altersvorsorge. Heute ist mir nicht danach.
Wo stelle ich mein Rad ab, während ich mir die Ockerbrüche anschaue? Ich finde keinen geeigneten Platz.
Am Rande des Dorfes entdecke ich einen kleinen Supermarkt. Erdbeeren, Kekse, Abendessen und Frühstück landen im Backroller.
Der nächste Campingplatz liegt bei Gargas und entpuppt sich als ruhiges Kleinod im Luberon. Für 16,50 gibt es einen Pool. Im Restaurant gibt es leckere Hamburger für 7,50 und gezapftes Bier für 2,50. Dass die Betreiber des Platzes äußerst hilfsbereit und freundlich sind, sei nicht nur am Rande erwähnt.
Camping Le Pré Lombard . Gargas . Villars . Camping Rustrel Colorado 17,- 13,50 In Gargas soll es einen Kiosk geben, in dem ich eine Batterie für meinen Tacho bekomme. Meinem ist es zu heiß geworden. Alle anderen Akkus sind frisch geladen, haben die Nacht in der Rezeption gut überstanden.
Die Ockersteinbrüche von Bruoux öffnen in 2 Stunden, der Kiosk hat Knopfzellen für jeweils fünffuffzich. Ich nehme zwei und mach mich auf den Weg nach Villars, immer auf der ausgewiesenen Radroute, die mitten durchs Dorf führt.
Zu Villars findet sich nichts im Müller Reiseführer. Auch die Suche hier im Forum endet ergebnislos.
Es gibt keine Maklerbüros, keine Souvenirsläden, keine Eisdielen, keine ausgewiesenen Parkplätze und keine angepinselten Hausfassaden. Irgendwas machen die im Dorf falsch.
So sitze ich nach einem kleinen Rundgang in der
Bar des Amis am Place de la Fontaine und schaue, wie die Zeit vergeht.............
Kinder spielen Fangen, Erwachsene haben Musze für ein Schwätzchen, während der Opa vom Pflegedienst zu einer Bank vor dem Brunnen begleitet wird.
Der Campingplatz Le Colorado, unweit der Ockerbrüche von Rustrel, bietet schattige Plätze,
eine Pizzeria, einen Laden und einen Pool. Zeit für einen ruhigen Nachmittag. Zeit, um endlich mal den Staub aus den Klamotten zu waschen. Bei mittlerweile 38° dürften die recht schnell trocknen.
Da ich nicht schon wieder damit drohen möchte, Frankreich bei den Preisen für ohne Pool, ohne Laden und ohne Resto zu verlassen, schaue ich diesmal nur mitleidig aus der Wäsche. Es fällt mir leicht und wir einigen uns auf 27,- Euro für zwei Nächte.
Der mir zugewiesene Stellplatz im unteren Bereich der Terassenanlage ist ganz nett. Meine Nachbarin fragt mich direkt, ob ich früh schlafen gehen möchte?
Ich bin sofort hellwach. Es stellt sich heraus, dass sie auf eine Gruppe wartet und das Küchenzelt für 21 Leute aufbauen muss. Während ich ihr helfe, die Geschirrkisten aus dem Bus zu laden, erzählt sie mir, dass es in Frankreich eine Organisation gibt, die Menschen mit Handicap auf Reisen begleitet. Jeweils zwei Betreuer sind für eine behinderte Person zuständig und diese wird in einer Art Sänfte zu und durch die Sehenswürdigkeiten getragen. Leider habe ich versäumt, den Bus mit der Internetadresse zu fotografieren. Es muss so etwas sein:
https://tourisme.handicap.fr/art-rando-anes-handicap-1028-10211.phpNach dem freundlichen Hinweis suche ich mir einen neuen Platz, wasche schmutzige Wäsche, trinke zwei Bier für 8,- Euro und vertilge den restlichen Proviant.
In einer PN steht: Mach Urlaub. Leg dich an den Strand. Gute Nacht. RustrelDie Ockerbrüche strahlen im Sonnenlicht und sollen nicht so überlaufen sein wie die in Roussilion. In den Sommermonaten ist jedoch nur am Vormittag ein Besuch ohne organisierte Führung möglich.
Zur Mittagszeit kurbel ich hoch nach Rustrel. Dort soll es eine der besten Bäckereien mit angeschlossener Brasserie im Luberon geben. Außerdem brauche ich neue Vorräte.
"Bonjour Madame, würden Sie mir freundlicherweise sagen, was die Ravioli kosten? Die sehen gut aus."
"Achtzehn Euro"Froh, dass ich nicht achtzig verstanden habe, kaufe ich zwei Croissants, setzte mich draußen auf den Platz, schau mampfend in die Luft und kaufe anschließend beim Lebensmittelhändler Käse, Salami, Erdbeeren, Spargel, Tomaten und ein Glas Marmelade. Baguette ist vom Morgen noch ausreichend vorhanden.
Bei Windstille mit konstanten Temperaturen von 38° bis 17:00 Uhr sinkt die Lust auf weitere Erkundungen des Luberon Richtung Osten auf Null.
Zum Abendmahl gibt es die üblichen zwei Biere für acht Euro in der Camping Bar. Die Preise sind stabil.
Rustrel . Apt . Lourmarin . Camping Les Hautes Prairies 17,- Die 10km runter nach Apt vergehen wie im Flug. Es ist Sonntag. Weißensonntag. Vor der Kathedrale Ste-Anne stehen die Kinder in Reih und Glied. Sie warten auf ihre erste heilige Kommunion.
Die Anzahl offener Sportwagen fällt mir schon länger auf. Alte Ferraris ohne Dach passen gut in die Landschaft. Die 550kg eines Porsche Spyder sind sozusagen das Sahnehäubchen oben drauf. Ich glaube nicht, dass es eine Replica ist.
Apt ist sicherlich erquickender als noch eines dieser schönen Dörfer am heiligen Sonntag. So trinke ich zwei Cappus, verdrücke noch ein Nuss-Croissant und fahr hoch übern Berg Richtung Süden.
Die Steigung ist mit maximal 7% auch für mich durchgehend fahrbar. Es gibt keine fiesen Zwischenrampen und gelegentlich auch Nettes zum Anschauen.
Oben, am Abzweig nach Buoux, zögere ich nur kurz. Dann lass ich es laufen und frag mich gar nichts mehr.
So hatte ich mir das vorgestellt. Bettelnde Pferde, eine nette Straßenführung, grüne Bäume, plätscherndes Wasser...........
Kleine und große Wohnmobile schnurren im Sekundentakt nach Bonnieux.
Lourmarin braucht an einem Sonntag im April keinen Vergleich mit einem IKEA am letzten Samstag vor Weihnachten zu scheuen.
Peter Mayle in der Bar bei Gabi zu treffen, ist seit Januar 2018 nicht mehr möglich. Camus starb 1960. Allein die Legende von Sonne und Licht, das die Zimmer fluten, hat Bestand. Das ist in Wanne-Eikel nicht anders.
In der oben verlinkten Seite steht, dass, im Vergleich zu anderen Gemeinden im Luberon, Lourmarin bessere Parkmöglichkeiten bietet. Das ist richtig.
Am Eingang des Dorfes schaust Du zunächst nach links:
.......... dann schaust Du geradeaus:
.......... dann schaust Du nach halbrechts:
.......... Letztendlich schiebst Du dein Rad durch die Gassen
.......... fragst dich, auf welchem Stuhl sich Peter Mayle wohl am liebsten nieder gelassen hat
.......... und kaufst dir dann ne Kugel Eis. Oder lässt es sein.
Ich finde in den verstopften Gassen zunächst keine Möglichkeit, mein Rad in Sichtweite zu einem freien Platz in einem Café abzustellen, ohne dass es jemanden stört. In einen ruhigen Seitengasse gibt es ein Restaurant, über das ich Gutes gelesen habe. Neben dem L'Antiquaire gibt es eine nette Galerie, die ich gerne besucht hätte und vor dem Restaurant stehen zwei kleine Bistrotische.
"Bonjour Monsieur, was kann ich für sie tun?"
"Ich würde gerne eine Cola trinken."
"Das ist nicht möglich. Wir betreiben ein Restaurant."
"Ja, das sehe ich. Doch die Tische sind frei, die Essenszeit ist vorbei und ich sehe im ganzen Restaurant nur zwei besetzte Tische."
"Nein! Wir haben keine Lizenz, ihnen nur eine Cola zu servieren."Mittlerweile gesellt sich auch der Galerist von nebenan zu uns und bestätigt mir die Aussage des Restaurantbetreibers.
Da mir der Anstand verbietet, hier meine Gedanken niederzuschreiben, lasse ich es.
Außerhalb des Dorfes gibt es an einem Kreisverkehr eine grüne Wiese, Schatten unter Bäumen, etwas Restwasser aus der Flasche und eine erfreuliche Begegnung mit einem Wanderer, der von Nizza nach Marseille läuft und eigentlich irgendwo im Wald übernachten wollte. Wir teilen unsere letzten Erdbeeren und Kekse. Irgendwann beschließen wir, unsere Zelte auf dem nahen Campingplatz aufzubauen.
Ich suche mir einen wirklich schönen Stellplatz unter Bäumen aus. Meine Nachbarn kommen aus Bern und Jana, haben kleine Kinder, kleine VW-Busse und sind ausgesprochen herzlich. Dass ich mir beim Einschlagen eines Herings auf den linken Mittelfinger schlage, habe ich 5 Minuten später schon wieder vergessen. Am Abend treffe ich den Wanderer und die Familie aus Jena im Restaurant bei Gabi wieder. Die Spagetti mit grünem Spargel sind lecker und preiswert, das Bier kalt, der Abend erfreulich. In dem doofen Restaurant in der Seitengasse sitzen zwei Gäste, während die übrigen Fresstempel gut gefüllt sind. Recht so!
Ein Tipp: Wählt Lourmarin als Etappenziel. Durch die Nähe des Campingplatzes ist es gefahrlos möglich, den Charme dieses schönen Dorfes in den frühen Morgenstunden oder am Abend zu erlaufen.
Lourmarin . Vaugines . Cucuron . Cabrières-D'Aigues . La Bastide-Des-Jourdans . Manosque Camping Flower Provence Vallée 10,75 Euro Heute gibt es ein Jubiläum zu feiern.
"Erst die Arbeit und dann das Vergnügen," war ein geflügeltes Wort, als meine Eltern noch glaubten, mich erziehen zu können.
Die ersten Kilometer schenken mir satte 10% auf der Veloroute durch den Luberon. Die Verlockung ist groß, einfach runter ins Tal zu fahren. Lasst es sein. Ihr müsst sowieso wieder rauf.
Zudem hat in Vaugines das Schwitzen ein Ende und erfreut den Radreisenden mit unerwarteter Beschaulichkeit.
Beschaulich geht es auch am Dorfweiher von Cucuron zu. Vielleicht ist dieser Weiher der meistfotografierte weltweit nach dem im Central Park. Sicher ist jedoch, dass es nirgendwo einen schlechteren Cappu als in dem kleinen beschaulichen Café dort gibt.
Cabrières-D'Aigues ist ein Dorf, dass nirgendwo erwähnt wird und doch einen Umweg durch den Ort von der vorgegebenen Radroute verdient.
In La Motte-D'Aigues gibt es ne kalte Cola. Champagner haben sie nicht. Erst 3080 Meter weiter ist es dann soweit.
Mitten im Nirgendwo zeigt mir der Tacho 20.000 Kilometer an.
Ganz ehrlich: Auch wenn das für viele hier im Forum Peanuts sind, so bedeuten sie doch die ersten 180° einer Weltumradelung.
Unendlich viele Erinnerungen krabbeln in mir hoch. Äußerlich sind die Barthaare seit meiner allerersten Radreise 2009 etwas grauer und der Name grün geworden. Manche behaupten, dass Forum sei ihr Wohnzimmer. Für mich ist es ein Balkon mit großartigen Aussichten.
Danke an die, die mich begleiten und die ich begleiten darf.
Ich freue mich außerordentlich auf die nächsten 20.000 Km.
Radeln wir weiter und begrüßen ein neues Departement.
Kurz vor Manosque auf der D6 zeigt ein Schild, dass dort der Radweg nach Manosque rechts abgeht. Lasst es sein. Wie mir ein Radfahrer versichert, geht der Radweg erst eben, dann rauf und runter, um anschließend hoch zum Campingplatz zu führen. Bleibt auf der Straße. Der Anstieg ist schnell vorbei.
Zum CP geradeaus Der Camping in Manosque ist wunderbar. Mit Glück bekomme ich die letzte kalte Pulle Heineken
Manosque . Gréoux-Les-Bains . Vinon-Sur-Verdon . Saint-Paul-Lez-Durance . Meyrargues . In der Nacht klopft erstmals mein linker Mittelfinger an. Ich ignoriere ihn und penn weiter.
Zum Frühstück werde ich von einer französischen Radlerfamilie eingeladen, die dabei sind, die Radroute durch den Luberon zu beenden. Wir sind in ganz vielen Dingen einer Meinung.
Beim Packen der Radtaschen achte ich immer wieder auf den doofen Finger und denke noch, dass das schon wird.
Die D82 zeigt mir mit aller Deutlichkeit, wer hier bei 36°zu untrainiert ist. Denken, dass das schon wird, ist nicht genug.
In Gréoux-Les-Bains entpuppt sich ein
kleines Restaurant am Straßenrand mit einem hervorragenden Mittagsmenu als Balsam für meine geschundene Seele.
Auf dem Weg zum Campingplatz knallt mir ein Wohnmobilist fast in die Fuhre.
Darf man das hier laut sagen?
ICH HAB KEINEN BOCK MEHR...........!
Doch im Prinzip war ich die Aktion selber Schuld. Unkonzentriert? Bestimmt!
Was mach ich jetzt?
Am Unterlauf des Verdon gibt es einen Camping-municipal............ In Vinon-Sur-Verdon
gab es einen Camping-municipal.
In Vinon-Sur-Verdon gibt es ein kleines Hotel mit netten Zimmern und einem guten Koch, der tatsächlich ein feines Menu für 20,- Euro anbietet.
Trotz Desinfektionsflüssigkeit und antibiotischer Salbe brauche ich Schmerztabletten, um überhaupt schlafen zu können. Ich warte dann noch einen Tag, bevor ich mich vorläufig endgültig entscheide, die Tour abzubrechen.
Mannomann geht es mir schlecht mit der Entscheidung!
........... ein letzter Blick auf den Verdon
Frau Apothekerin begutachtet die vereiterte Fingerkuppe und sagt mir:
"Wenn das nicht innerhalb von zwei Tagen besser wird, dann hilft nur aufschneiden."In dem Wissen, dass zwei meiner Freunde einen kleinen Zeh amputiert bekamen, weil sie sich einen Dreck um eine entzündete Blase am Fuß kümmerten, radel ich am dritten Tag Richtung Westen entlang der Durance und steige in Meyrargues in den Zug nach Marseille.
........... ein letzter Blick auf die Durance
Dass ich nicht heule, verdanke ich einem Radlerpärchen aus Berlin. Ich erzähle über dieses Forum und sie schienen ganz Ohr zu sein.
Die Zugfahrt von Meyrargues nach Marseille vergeht mit den beiden wie im Fluge. Wir wünschen uns noch eine gute Reise und beste Gesundheit.
Marseille .......... am Schalter der SNCF frage ich, ob morgen früh um 06:38 Uhr noch ein Platz für mich und mein Rad im TGV nach Straßoburg frei sei.
"Kommen Sie morgen früh um sechs wieder. Vielleicht geht was. Zur Zeit ist aber nichts frei.".......... an der Rezeption vom ibis am Bahnhof frage ich nach, ob sie ein Zimmer für mich haben.
"Wir würden Ihnen aus Kulanz gerne ein Zimmer geben, auch wenn ihre Buchung nicht für heute ist. Doch Sie werden in ganz Marseille kaum noch ein freies Zimmer bekommen. Salzburg ist zu Gast. " Der Concierge empfahl mir noch den nahe gelegenen Boulevard d'Athènes. Dort gäbe es einige Hotels.
Im Windsor werde ich fündig. 50,- Euro für die schwarze Kasse, das Rad steht sicher im Hinterhof, den Chlorgeruch im Zimmer werde ich überleben.
Die Salzburger Fans sind alle friedlich und freundlich, die Stimmung am Hafen erquickend, die Nudeln bei
La mamma richtig gut.
Wetterumschwung............. 06:00 Uhr am Bahnhof Es gibt keinen freien Platz im TGV. Gegen Vorlage meines gebuchten Tickets schenkt mir Madame sechs TER Verbindungen nach Straßburg. Dort würde ich gegen 20:00 Uhr eintreffen. Nach Umstiegen in Lyon . Dijon . Besancon . Belfort . Mulhouse bin ich ne Stunde früher am Ziel und radl nach Kehl in die JuHe. Am nächsten Tag erreiche ich nach Umstiegen in Appenweiher . Karlsruhe . Mainz . Koblenz . Köln meine Heimatstadt um 17:06 Uhr. Pünktlich. Da soll noch mal einer über die Bahn meckern.
Den Finger hat der Doc im Krankenhaus mit der Bemerkung:
"Höchste Zeit!" aufgeschnitten.
~ fin ~ Ende ~ Die Auflistung meiner gemachten Fehler schenke ich mir. Ihr werdet schon dafür sorgen.
Danke für eure Teilnahme
Jürgen