Strecke............... Aachen . Altkirch (CH) bei caminaro Prolog:............... „…. genug gebastelt.“Im März 2016 kaufte ich mir eine toll geschnittene Wohnung in der Stadt der goldenen Nüsse und dachte, dass ich damit eine zusätzliche Einnahme generieren könnte, weil die Bude vermietet war. Doch ich hatte die Rechnung ohne die Wirtsleute gemacht, die, nachdem ich ihnen mitteilte, dass ich die Miete leicht erhöhen werde, kündigten. Ich dachte nur:
"Scheisze, jetzt ist der Sommer im Eimer, Du musst renovieren." In diesem Zustand bekomme ich keine drei Cent für die ergänzende Altersvorsorge.
Bis zum Kündigungstermin hatte ich noch Zeit und flog erst mal nach Lyon, um mit der
schönsten Schluchtentour durch Frankreich anzufangen. In La Beauté, Isserteaux an der D53 saß ich am zweiten Tag der Reise vor diesem Haus und hoffte inständig, dass es mich nicht ganz so arg treffen möge.
Zwei Tage nach meiner Rückkehr aus Montpellier übergaben mir die Mieter die geräumte Wohnung.
Übergeben musste ich mich erst später. Fahrradfahren war nicht mehr angesagt. Zwei Freunde hier aus dem Forum stiegen mir aufs Dach, um die Kamine zu checken und mich für weitere Touren zu motivieren.
Mein Leben war ab sofort geprägt von Müll, Dreck, Staub, Schutt, Zement, Gipskarton,
Göppinger Profilen , Ardex und Salmiak-Reiniger mit 25% Ammoniak. Die Fensterrahmen wurden wieder weiss. 20lfm Zwischenwände landeten auf der Deponie. Aus Zement wurde Estrich.
Im Dezember entschied ich, selber einzuziehen und terminierte den Umzug auf April 2017.
Nix war wirklich fertig. Die Küche plante ich neu, wurde Stammkunde bei Ikea und dem örtlichen Holzhändler. Birke Multiplex grau-geölt ist schon eine geile Oberfläche. Das dauert. Als einzige Radtour quetschte ich eine verkürzte Anfahrt zum Forumstreffen ins Gewerk.
Endlich unterwegs. Endlich wieder aufm Ledersattel. Endlich saubere Luft.
Mannomann, was war das schön. In Erfurt wurde ich, dank unseres Ausfluges nach Bad Sulza, reich beschenkt, saß danach in Neuss aufm Balkon und überlegte, was mit ‘nem Korken, der von Herzen kam, so alles machbar sein könne. Zwischendurch trockneten
verleimte Gehrungen in lauer Sommerluft. Gelegentlich flötete Ingo durch die Leitung: „Sachma Jürgen, sollen wir uns Mitte August in Altkirch treffen und den Jura rocken?“
„Ja klar. Ich bin topfit. Machen wir. Ich muss aber vorher noch ein paar Möbel planen, das Zeug bauen, den Keller fertig einräumen und ein wenig auf dem Rad trainieren. Sonst wird aus dem geplanten Rockkonzert im Jura ein Helene Fischer Abend im Kurpark von Bad Oeynhausen.“Das mit dem Korken beschäftigte mich länger als gedacht. Die doofen Schweden haben keine 50er Schränke mehr. Die ausgeklinkte Kühlschrankseite musste noch von mir mit Mosaik gefliest werden und ich wollte unbedingt einen Müllunterschrank, der mit ‘nem Knietouch auf- und zugeht. Selbst ist der Mann. Die Zeit verrinnt. Ich bring mein Rad zum Händler und sprech:
„Mach mal bitte ne Inspektion, speiche das Vorderrad neu ein und erledige den Ölwechsel für die Dose gleich mit. Ich habe keinen Bock mehr, auch nur einen Handschlag zu machen, muss noch einen Track planen, wie ich am besten durch die Eifel, durchs Gaybachtal, an Luxemburg vorbei zur Mosel komme.“ Mein Händler gibt Gummi und nach Rücksprache mit unserer Moderatorin Mütze plane ich über Metz, Nancy, Epinal, Bains-les-Bains nach Ronchamp zu strampeln. Ein Besuch der Kapelle Notre-Dame-du-Haut von Le Corbusier gehört schließlich zum Pflichtprogramm eines jeden freischaffenden Heimwerkers.
Von Ronchamp nach Altkirch ist es nur ein Katzensprung. Auf dem Weg gibt es in Dannemarie einen ausgezeichneten Chocalatier. Den anschließenden Track durchs Jura hatte ich in einer stillen Minute schon im Januar geplant. Doch dazu später mehr……………..
Der Schreiner baut die Abtrennung zur Ankleide und zum Schlafgemach mit
einer raumhohen Tür. Den Türstopper liefere ich passend dazu.
Die Fortsetzung folgt mit der Reisebeschreibung und Gedanken zum zweiten Weinkorken in Kürze Teil 1:............... „von Neuss nach Bains-les-Bains.“Den ersten Tag schenke ich mir. Ingo wird mich vielleicht am Ende der Tour nach Neuss begleiten. Dann muss es sauber sein. Das neue Bad will glänzen. Mir tut es zudem sehr gut, vor der gepackten Fuhre im Wohnzimmer zu hocken, mich auf die Zugfahrt morgen nach Aachen zu freuen und einfach abzuschalten.
Über den ersten Radltag auf der Vennbahn nach Monschau würde ich liebend gerne das Mäntelchen des Schweigens legen. Nur so viel:
„Beinmuskeln haben eingepflanzte Fi-Schalter. Sie machen einfach Klick, bevor die Fasern bei KM 49,2 reißen. Diese klugen Fasern senden als letzten Warnhinweis deutliche Verbrennungsanzeichen an die Nozizeptoren in der Unterverteilung.“Das erste Frühstück der Tour verzehre ich auf einem harten Holzstuhl. Zwischen Popo und Holz befinden sich gefühlte vier halbe Semmeln, auf denen ich leicht schaukelnd das Gebotene verzehre. Ich muss recht mitgenommen aussehen.
Wieder auf dem Sattel schwindet ganz langsam das Gefühl der Niedergeschlagenheit. Euphorie wäre ein eher unpassender Ausdruck für das Gefühl, was sich da langsam Platz macht. Gelassenheit? Ja, nennen wir es Gelassenheit.
„Liebe Gelassenheit, ich begrüße dich auf dem Weg ins wundervolle Sundgau. Fühle dich herzlichst eingeladen, mir den Weg nach Frankreich zu ebnen. Wir werden eine schöne Zeit miteinander haben.“Bei
genauerer Betrachtung kommt mir in Sourbrodt der Gedanke, dass Belgier keine Fi-Schalter benötigen und für alle Probleme eine pragmatische Lösung kennen.
Ich komme noch einmal auf den schönen Tag in Bad Sulza zurück und bin damit beim zweiten Weinkorken.
Er soll einen Ehrenplatz über meinem Arbeitsplatz einnehmen. In Verbindung mit einem Textilkabel kann der Korken quasi als Stromauslass für eine Wandleuchte dienen. Soweit die Theorie.
Die Realisierung verschiebt sich jedoch ins Jahr 2018, da der Arbeitsplatz immer noch nicht fertig ist.
Kennt ihr 1&1?............... „Ein Vertrag & 1 Problem.“In meinem neuen DSL-Vertrag ist die Möglichkeit enthalten, kostenlos mit dem Handy ins Festnetz zu telefonieren. Anrufe ins Mobilnetz kosten 9,5ct pro Minute. Soweit so gut. Die Roaming Gebühren sind ja EU-weit abgeschafft.
Schon in Sourbrodt bemerke ich, dass kein Netz vorhanden ist. In Waimes gibt es immer noch keins. Auf dem Weg nach St. Vith werde ich langsam unruhig und halte eine Gruppe Radfahrer an. Ja, sie haben eine Mobil-Flat nach Deutschland, leihen mir ihr Telefon und die sehr freundliche Dame im Call-Center erklärt mir, dass mein Umsonst-Händy-Vertrag nur in Deutschland gelte.
Mein Blutdruck steigt. Der Mund wird trocken. Frau Gelassenheit tritt mir auf die Füsse. Zorn wandelt sich in Gleichmut. Nach 10 Minuten bietet 1&1 mir an, dass für zusätzliche 4,95 Euro pro Monat der Vertrag europaweit gilt.
Bis die Leitung freigeschaltet wird, könne es aber noch dauern. Morgen? Vielleicht.
Herzlichen Dank an die freundliche Radlertruppe.
In St. Vith darf ich das Telefon eines anderen Radlers benutzen, rufe meine Mutter an und erkläre ihr, dass ich nicht erreichbar bin. Morgen? Vielleicht? Ich melde mich. Mama ist 89. Ich kümmere mich oft um sie. Sie sorgt sich oft um mich. Das Ritual, auf einer Radreise am Ende des Tages zu telefonieren, tut ihr gut und ich bin auch beruhigt.
Dauerregen in der Nacht. Dauerregen am Morgen. Immer noch kein Netz.
Während ich meinen Krempel packe, verwerfe ich die Planung, ab Burg Reuland nach Ouren und dann direkt an der Our auf Luxemburger Seite nach Dasburg zu radeln. Dieser Trampelpfad hätte mich gereizt, ist aber bei Nässe eher ein schwieriges Unterfangen. Außerdem befürchte ich, in Luxemburg nicht telefonieren zu können.
Der Eifel-Ardennen-Radweg führt mich Richtung Prüm. In Pronsfeld bekomme ich ein Privatzimmer für 25,-.
Das Zelt trocknet in der Garage, die Waschmaschine wäscht und am Läppi plane ich, über den
Enztal-Radweg (Eifel) zum Gaybachtal zu fahren.
Dort gibt es den
Matthiasweg Die Fortsetzung folgt in Dankbarkeit an zwei Forumskollegen und der Frage, ob Elektrozäune gefährlich sind. .........................................................................................Vor einigen Jahren, ich plante gerade, wie ich durch die Eifel am besten
nach Biel zum Forumstreffen fahre, traf ich mich mit
Uli zu Haxenfleisch und ‘nem leckeren Dröppke beim Füchschen in Düsseldorf. Zum einen lag mir etwas daran,
Uli kennenzulernen und zum anderen erhoffte ich mir, ein paar Tipps für die Eifel zu bekommen. So saßen wir beim Köbes, malten Kringel auf Papierkarten und verbrachten einen netten Abend. Ein Tipp grub sich dauerhaft in mein Hirn ein:
„Fahre durchs Gaybachtal. Es ist eines der ursprünglichsten Täler in der Eifel. Es gibt keine Straßen, keinen Krach. Es erwartet dich Natur pur!“Auf der Tour nach Biel hatte ich nach Wirrungen an der Our, keine große Lust mehr, mich von
Stolzembourg an der Our hoch nach Bauler zu quälen. So musste das Gaybachtal bis heute auf mich warten.
Kurz hinter Pronsfeld biegt der Enztal-Radweg vom
Prümtal-Radweg mit einer fiesen Rampe rechts ab.
Ich folge der alten Bahntrasse. Am alten Bahnhof in Üttfeld koche ich mir den Spätfrühstückskaffee .............
.......... freue mich über Marterpfähle am Weg
.......... und erklimme hinter Zweifelscheid den Anstieg Richtung Bauler mit 12% bis 16% im Fußgängermodus.
In Bauler suche ich mir einen Weg durchs Dorf und frage am letzten Haus mit einem Wink auf meine Fuhre einen Ureinwohner:
"Ist der Weg durchs Tal nach Obersgegen fahrbar?" "Ja, geht gut. Da wo es flach wird, fährst Du links und dann immer geradeaus."Vorweg: Der Mensch war schon länger nicht mehr im Tal.
Hier, am Ende der Zivilisation, ist der Matthiasweg anständig ausgeschildert. Die Piste hat leicht geschotterte und gut fahrbare 16% abwärts.
@Matthias: Als ich den Hinweis auf deinen Weg las, war mir klar, dass ich dahin muss. Im Jura und in Bayern bin ich ja oft deinen Wegen gefolgt und dabei nicht schlecht gefahren.
An dieser Stelle zweigt ein Weg
durch den Gaybach ab, der zur
Gaymühle führt. Ich bin sichtbar erleichtert,
nicht diesen Weg ins Tal genommen zu haben.
Auf meinem Weg hat es zwei relativ feste aber schmale Brücken.................
................. und mehrere feste aber umgestürzte Bäume, die eine Weiterfahrt unmöglich machen.
Ich hadere mit mir, mit Matthias, mit Uli, mit Garmin, mit Google und allem, frag mich, warum es nicht auch der Mosel-Rhein-Main-Bodenseeradweg sein kann.
"Frau Gelassenheit, hatten wir nicht eine Vereinbarung?"Linker Hand erstreckt sich hinter dem Elektrozaun eine matschige Wiese mit mehreren Kühen. Drunter oder drüber? Zurück? Niemals!
Zitternd vor Angst fasse ich erstmalig in meinem Leben an einen Elektrozaun. Durchaus bereit, diesen mit der Knipex zu durchtrennen. Doch nix passiert.
Also drüber.
Das erste Mal ohne alles. Beim zweiten Gang schleppe ich die 4 Taschen durch den Matsch. Zum Schluss folgt das Fahrrad. Die Kühe gucken doof
In der nächsten Hütte gibt es erstmal frischen Kaffee..............
Ein Fuchs huscht über den Weg. Ein Bussard kreist über den Bäumen. Schmetterlinge tanzen in der Luft. Ruhe. Natur pur. Was geht’s mir gut.
„Lieber Uli,
dir und dem Floh, den Du mir ins Ohr gesetzt hast, bin ich aufrichtig und ewig dankbar. Ich liebe solche Wege!“ Etwas später begrüßen mich zwei Statuen. Sind sie die Wächter der Idylle?
Ein Stück hinter dem Abzweig nach Biesdorf nehme ich die Abkürzung über den Buckel nach Wallendorf. 3 Bananen und 1 Liter Milch brachten genug Energie für die letzte Rampe des Tages.
Eine schöne Terrasse oberhalb des Campingplatzes an der Our mit einer noch vielfach schöneren und verlockenden Speisekarte überzeugten mich, hier zu übernachten.
Wer sich meinen gefahrenen Track anschaut wird feststellen, dass ich reichlich kreuz- und quer durchs Dorf geradelt bin. Das lag daran, dass man hier ein deutsches Handynetz vergeblich sucht. Lediglich auf der Brücke rüber nach Luxemburg hab ich Empfang. 1&1 hat den Vertrag noch nicht freigeschaltet. Irgendein Hirnloser bei denen erzählt mir was von einer
Initialsperre. Ich werde bewusst grantig. Manchmal sollen leise Töne ja fehl am Platze sein. Eine wenig freundliche Mail schick ich hinterher.
Der Abend endet mit einem beruhigendem Brückentelefonat nach Neuss, einer hervorragenden französischen Zwiebelsuppe, der besten aller Forellen ever und süßen Erdbeeren mit einem verdienten Schlag Sahne obendrauf.
Landgasthof "am Häffchen" Bin mir nicht mehr sicher, was ich zum Essen getrunken habe. Es reichte jedenfalls aus, die Nacht im Zelt durchzuschlafen. Nebenan gab es einen holländischen Karaoke-Abend
@alle, die gerne mal direkt der Our von Ouren am Dreiländereck nach Dasburg und anschließend dem Gaybach bis Wallendorf an der Our folgen möchten, kann ich
diese Strecke bei GPSies nun aus eigener Erfahrung wärmstens empfehlen, auch wenn der Anstieg von der Our auf die Höhe nicht jedem schmecken wird.
Plätze für Hängematten oder kleine Zelte gibt es reichlich.
In meinem Tagebuch zum 5. Tag stehen zunächst die folgenden Worte: - mit dem Regengott geschimpft
- mit 1&1 geschimpft
- mit 1&1 gemailt
- Frühstück
- geht doch
Zum
Müllerthal geht’s langsam und angenehm ab Grundhof aufwärts. Ein kleiner
familiärer Campingplatz bietet mir karaokefreie Ruhe. 200m weiter bietet
die Heringer Mühle hervorragenden Apfelkuchen.
Es ist Zeit genug, einen kleinen Spaziergang durch das Tal zu machen und den Abend im Restaurant mit ‘nem geilem Hamburger und Schokotorte ausklingen zu lassen. Sehr empfehlenswert.
............... „ …….weiter nach Frankreich.“Die Übernachtung auf dem Campingplatz mit tollen sanitären Anlagen, Croissants, Baguette, Zucker und einer Rolle Klopapier kosten 13,50 Euro. Da kann man doch nur frohlocken.
Das Müllerthal bleibt apart.
Die Strecke über die Hügel Richtung Junglinster erscheint eher luftig, macht aber Freude. Plötzlich erscheinen 8% Steigung leicht, 9% funktionieren kurzfristig. Die Beine fühlen sich prima an.
In Wormeldange suche ich ein Café und treffe eine vierköpfige Familie auf Rädern. Woher? Wohin? BlaBla…………..
Als ich erfahre, dass sie die Mosel bis Koblenz und den Rhein bis Bonn fahren wollen, trete ich wohl ins Fettnäpfchen.
„Habt ihr keine bessere Idee“, war wohl die falsche Antwort.
Ja, aber ehrlich jetzt.
Die N10 auf Luxemburger Seite ist ja nun wirklich nicht das Gelbe vom Ei. Den Kaffee trinke ich folglich alleine.
Den Anstieg in Remich zu den Tankstellen nehme ich gerne in Kauf. Tabak ist halt viel billiger als in Frankreich.
Schengen ist ja noch ganz hybsch.
Der Moselradweg in Frankreich ist jedoch wesentlich hybscher. Gar kein Vergleich zu der völlig überfüllten rechten Talseite mit dem Radweg zwischen Eisenbahn und 3-spuriger Straße.
Der
Camping Municipal in Sierck-les-Bains bietet alles, was das Radlerherz begehrt. Lange sitze ich unter dem Vordach der Rezeption, futtere Mitgebrachtes und quatsche Radlerlatein mit Deutschen, Holländern und Schweizern.
Auf dem Weg
von Sierck-les-Bains nach Metz war ich so richtig in Schwung, eins mit dem Rad, eins mit meiner Ausrüstung, eins mit mir und eins mit 1&1. Nix tut weh, der Radweg an der Mosel ist superb, das Wetter spielt mit, der Wind pustet wie gewohnt und seit Aachen von vorne. Gelegentliches Telefonieren mit Neuss und Lübeck lässt mich fragen, womit ich das verdient habe. Glückskind! Vor lauter Freude vergesse ich sogar das Photographieren.
Ein Düsseldorfer Ehepaar auf dem Weg zum Atlantik lässt mich ein wenig daran zweifeln, ob ich eigentlich immer und alle Wege akribisch vorplanen muss. Die beiden speisen am Wegesrand, sind echt nett, fahren nur der Nase und der Karte lang.
Wohin?
an den Atlantik.Und dann?
ans Mittelmeer.Und dann?
in die Provence.Und dann?
Rufen wir dich an und fragen, wie wir am besten zurückkommen. Wir radeln zusammen nach Metz und verbringen einen schönen Abend miteinander. Im Oktober sind beide wohlbehalten in Düsseldorf wieder angekommen. Sie haben mich tatsächlich aus Südfrankreich angerufen.
Naja, ein paar Bilder hab ich doch……………….
Metz gefällt mir gut. Einen ganzen Sonntag schlendere ich zwischen dem traumhaften Campingplatz am Ufer der Mosel, der geschlossenen Markthalle, der Kathedrale mit ihren wunderschönen Glasfenstern und unzähligen Cafés hin und her.
Gab es für den gestrigen Abend drei ausgedruckte Restaurantempfehlungen von der Campingplatzrezeption, besuchte ich heute das
Le Bouche à Oreille aus der Liste und drückte mir die Nase an der Scheibe der verschlossenen Türen platt. Tränen rannen mir beim Lesen der Speisekarte aus den Augen. Kochen mit Käse. Ein Traum. Ein Gedicht. Ein verpasster Augenblick.
Mit denen hab ich jetzt noch eine Rechnung offen.
Eine Portion von den besseren Pastakreationen lässt mich gut ruhen, auch wenn so ein Dummkopf aus Bochum seinen Stinker auf der leicht abschüssigen Wiese vor meinem Hubba parkt.
Fortsetzung folgtMetz – Liverdun(Nancy) – Bains-les-Bains Der Moselradweg ist sehr ruhig, wird gerade neu ausgebaut und die Strecke entspricht der
Véloroute 50 Charles le Téméraire Noch werden die Radler abwechslungsreich durch den Wald, über schmalste Stege und lästigerweise über die Straße geführt. Das ist ärgerlich. Gelegentlich suche ich linker Hand nach Pisten hinter Bauzäunen. Frischen Beton umgehe ich auf der Wiese.
In Pompey fällt mir auf, dass Vorderrad und Gabel Tango tanzen. Die Achse ist lose und das Steuerlager hat Spiel. Während ich im Schatten schraube, tönt eine Stimme aus nem französischen Kombi:
Woher? Wohin? Wir erzählen einvernehmlich Heldengeschichten, bleiben jedoch unversöhnlich. Denn
„dat, dat beste Bier aus Kölle kommt“ war, ist und bleibt falsch!
15:33 Uhr, genug geradelt.Ich drehe ab nach Liverdun. Auf dem Camping gibt’s ne ordentliche Mahlzeit, nette Holländer und einen Luxemburger, der in 90 Tagen nach Nizza wandert. Chriss verbringt mit mir den Abend vor seinem Zelt, während eine neu ankommende Familie aus Utrecht den ganzen Zeltplatz bis Mitternacht unterhalten muss. Ihr Zelt steht in Schlagweite zu meinem.
6:30 Uhr, genug geschlafen. Utrecht erwacht und spielt nachlaufen im Zelt.
6:45 Uhr, ich habe mir soeben keine neuen Freunde gemacht, packe mein Gerödel zusammen, frühstücke mit Chriss, fahr zum Bahnhof und nehme im strömenden Regen den Zug nach Nancy. Zwei Stunden später kommt der TER nach Epinal. In Thaon-les-Vosges steige ich aus und radel am
Canal des Vosges entlang auf der Véloroute 50 bis zum CP am Lac de Bouzey.
22:30 Uhr Die meisten holländischen Camper gehen in die Disco neben der Rezeption. Ich dichte meine Ohren mit Klopapier ab.
8:00 Uhr. Frühstück am See. Heute werde ich Mütze besuchen.
Ruth hat mich schon vor Wochen eingeladen. Ich bin sehr gespannt und freue mich, unsere Moderatorin kennen zu lernen.
Der Canal des Vosges ist wirklich nett und beschaulich.
Mütze wohnt mit ihrer Familie etwas oberhalb vom Kanal. Schnaufend nehme ich vielfältige Willkommensgrüße entgegen. Francis, ihr Mann, kocht das Mittagsmenu zu dem dann auch Großväterchen Claude im Rollstuhl erscheint.
Mit seinen wachen Augen, seinem Lächeln versucht er seine Pflegebedürftigkeit etwas zu kaschieren. Ein großartiges Gesicht mit hunderten Falten freut sich über den unerwarteten Besuch. Claude erinnert mich sehr an meinen Papa. Sie dürften etwa zur gleichen Zeit geboren sein. Francis Menu mundet ganz hervorragend. So dauert es nicht lange, bis wir beim Kaffee anlangen und mit Ruths Übersetzung viel zu erzählen haben.
Im Garten des Hauses überraschen mich feine Details.
Ruth und ich quatschen übers Forum. Ihre Lebensgeschichte, ihre Aufgaben in der Familie und als Moderatorin sind vielfältig. Sie erledigt diese mit viel Enthusiasmus.
Zu später Stunde gehe ich mit einem dankbaren Gefühl schlafen. Im Gepäck hab ich eine Menge Bewunderung für Ruth und eine neue Strecke für mich nach Ronchamp.
Der Abschied am Morgen berührt mich sehr. Worte und Gesten kommen spontan und von Herzen……………………………….Danke!
Bains-les-Bains . Remiremont . Ronchamp Der neue Weg führt mich zunächst 10km nach Süden, bevor ich links in ein kleines verwunschenes Tal abbiege. Welch eine feine Straße (D3), die sich kilometerlang mit kaum nennenswerter Steigung durch das enge Tal der
Sémouse windet. In Saint-Nabord-Fallières muss ich stramm rechts rauf, um über die
Route de la Demoiselle die N57 zu queren und nach Remiremont runter zu rollen.
In der Abtei Saint-Pierre brennen zwei weiße Kerzen. Eine für Claude und eine für Papa.
Beide wurden ihrer Jugend beraubt. Beide wurden zu Erbfeinden deklassiert. Beide haben Söhne, die sich gut verstehen.
Ein Ruhetag ist angesagt. Das
Hotel zum bronzenen Pferd bietet mir das bessere Preis-Leistungsverhältnis. Das Ibis sieht eher aus wie eine herunter gekommene Kaschemme.
Zwei Nächte bleibe ich hier, wasche mein Zeugs, trage Unnötiges zur Post und schlendere durch die Gassen.
Drei Restaurants bleiben mir in Erinnerung:
Das
Le Dahu überrascht mich am ersten Abend mit einem
ganz hervorragenden Cordon Bleu *** Das
Le Presto verlasse ich am zweiten Abend nach der Vorspeise, da es mir dort zu teuer geworden wäre. Ne wirklich, 9,80 für zwei winzige Reisbällchen hinzublättern, ist mir zuviel der Dekadenz.
* Hauptspeise und Dessert werden mir herzallerliebst in wirklich ausreichender Menge im
Restaurant San Remo serviert.
**** Nochwas: Das Frühstücksbuffet im
Le Cheval de Bronze lohnt sich wirklich.
Es ist Samstag, der 12.August. Auf dem Radweg entlang der Mosel höre ich das unglaublich nervtötende Röhren der Knieschleiferfraktion.
Die Route des Crêtes wartet. Als in
Le Thillot Dutzende der Moppedfahrer meinen Weg zum Bäcker kreuzen und die Wolken über der Crêtes nichts Gutes verheißen, verwerfe ich Ruths Vorschlag und kurve rechts ab Richtung
Col des Croix Der Weg ist schweißtreibend, atemraubend und schöne Blicke schenkend. Aber, und das freut mich nach dem Dilemma am ersten Tag sehr, mir ist die Steigung fahrend möglich. Sind ja auch nur 8%.
Oben bieten sich mir drei Möglichkeiten:
Links führt die D16 durch den Wald nach Plancher-les-Mines.
--> Da fährt keiner lang.
Geradeaus geht’s direkt runter Richtung Ronchamp.
--> Da fahren alle lang.
Ich wähle die rechte Variante über die D57.
--> Von dort muss schon mal jemand gekommen sein.
Und überhaupt war das die beste Entscheidung. Ein paar Bilder:
......... am ersten See bin ich noch leicht überrascht.
Auf dem
Weg durch Finnland muss ich nicht hetzen, nicht mit 35km/h vor Bremsen und Mücken flüchten. Die D236 nach
Faucogney-et-la-Mer wird meine neue Lieblingsstraße .........
......... am zweiten See verliebe ich mich mehr und mehr in diese Landschaft.
......... am dritten See ruht alles still.
Ausrangierte Räder stehen Spalier. Sie begrüßten ein paar Wochen vor mir die Helden der Tour.
Die D73 bringt mich schließlich abwärts über Écromagny nach Mélisey.
Campingplatz, warme Dusche, vier Bier, Omelette und Salat: 12,- Euro. Die Ruhe auf dem
Camping La Bergereine war umsonst.
Hinweis: Wer die D236 nach Norden fährt, darf sich auf 12% Steigung freuen.
Den Bogen zu meinem Reisebericht von 2020 könnte ich wie folgt schlagen:
„ Bei 40° Hitze schleppe ich mich Stufe für Stufe zum Felsenkloster Panagia Chozoviotissa hoch. Der Wind fegt mir ins Gesicht. Gerade zu stehen ist mir nicht mehr möglich. Weiß flimmert die Fassade im Licht. Selbst für das schönste Blau auf Erden tief unter mir habe ich keinen Blick. Mein Blick richtet sich einzig und allein auf die schmalen Fensteröffnungen des Klosters. Hat Charles-Édouard Jeanneret-Gris hier seine Ideen für die Chapelle Notre-Dame-du-Haut geklaut? Gleich werde ich es wissen. Bilder meiner Radreise von vor 3 Jahren kleben in meinen Händen.“ Am späten Vormittag schiebe ich meine Fuhre, vorbei an
einer Kohlenmine, den harten Anstieg hoch zur
Kapelle Notre Dame du Haut von Ronchamp. Bilder des Klosters auf Amorgos kleben seit 1982 in meinem Hirn.
Während ich so durchs Gelände und durch die Kapelle streife, steht mein Terra gut bewacht vor
„La Porterie,“ die der Architekt
meines Lieblingsmuseums gebaut hat.
Die Fenster faszinieren mich. Sie schauen so griechisch.........
Die freischwebenden Decken von Peter Zumthor
in Vals sind auch nicht schlecht.........
Die Türen schauen schon ein wenig fad.........
Wer mehr wissen möchte, mag hier
vieles nachlesen oder einfach hinradeln.
Während ich auf dem umgeformten Hügel sitze, fesselt mich jedoch der Blick ins Jura. Bis zum Doubs sind es keine 40km..........
Was mach ich jetzt bloß mit meinen Eindrücken? Soll ich wirklich mit dem Rad nach Amorgos? Brauche ich das wirklich? Warum?
Ronchamp . Belfort . Altkirch In Gedanken versunken radl ich erstmal über die Buckel nach Belfort. Ingo wird erst in zwei Tagen in Altkirch eintreffen.
......... nette Streckenführung am Lac Malsaucy
......... nette Leihräder für 45,-Euro/Tag auf dem
Camping de l'Étang des ForgesDie ersten beiden Tipps aus dem
Jurabuch bleiben heute und morgen geschlossen. Die Markthalle hat nur Freitag und Samstag geöffnet. Das
Boeuf Carottes wird auf mich warten müssen.
Ich bleibe auf den Campingplatz, helfe einem Reiseradler unter großartiger und telephonischer Mithilfe von AndreasR und verbringe ne ruhige Nacht.
Die dritte verpasste Gelegenheit des nächsten Tages ist die geschlossene Biscuiterie, Pâtisserie und Chocolaterie
Gerthoffer am Kanal in Retzwiller
Jetzt kann es nur noch besser werden
Das letzte Photo dieses Berichtes entspricht einem der ersten Bilder von unserer gemeinsamen Reise 2015.
KLick Einer muss sich umgewöhnen. Da fährt jemand mit, der neben den obligatorischen Pinkel- und Photostopps auch noch Raucherpausen einlegt. Wunderschön ist für mich, der doch meistens alleine unterwegs ist, dass das alles so reibungslos klappt. Selbst der Ruf nach einem Cappu kommt zeitgleich aus unseren Kehlen, als wir in Dannemarie am Rhein-Rhône-Kanal eine weiß-rote Frittenbude entdecken.
Der Weg am Kanal auf der Veloroute 6 ist flach, die D466 über Aspach eher wellig und durch Altkirch geht’s steil hoch zum Campingplatz. Da morgen Feiertag ist, hat das Resto ausnahmsweise heute geöffnet. Mit Vorräten für gefühlt mehrere Tage in den Packtaschen futtere ich das beste Fondant au Chocolat nach 622km und 5500hm.
Gute Nacht
~ Ende
~ Fin
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Hier steht demnächst der Link auf die Fortsetzung in einem neuen Bericht.
Jura II " Die Patriarchen sind zurück" (Reiseberichte)