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#1310287 - 11/12/17 06:08 PM
La Grande Boucle du Doubs
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La Grande Boucle du Doubs
Kühle Pedalvariationen zwischen oben und unten um ein jurassisches Schleifenidyll im Spiegel präziser Zeitwertgedanken
Dargestellt in 2 Post-doc-graduate-Jura-Forschungs-Exkursionen und 2 Poesie-ExtraktenInhaltsverzeichnisEinführung in die Zeitwertgedanken (gleich hiernach) Poesie-Extrakt I: Die ZeitElsgau – SundgauMontagne Lomont – Pays Horloger – Franches MontagnesPoesie-Extrakt II: Le DoubsDen erfahrenen Forumsleserinnen und –lesern wird nicht entgangen sein, dass meine umfängliche Dissertation zur Großen Jura-Prüfung eine Denk-würdige Krönung meines juristischen/jurassischen Radreisewissens darstellt, wenngleich rechtswissenschaftliche Erkenntnisse sich dort kaum finden lassen – könnte man das doch seines mehrdeutigen Begriffes wegen vermuten – ebenso wie solches Wissen über die nochmals gleichnamige Erdzeitepoche der Paläontologen. Google schmeißt bei „Jura“ meist sogar eine Kaffeemaschine als erstes in die Suchergebnisse. Kaffee ist zwar immer eine willkommene Zugabe der Reisekulinarik, doch Kaffeemaschinen sind im Jura nur eine Randerscheinung, wenn wir es mal großzügig erweitern wollen auf Kaffeemühlen, deren Entwicklung (mehr noch Mühlen für Pfeffer) am Anfang einer bekannten Velo- und Automobilfirma standen und deren historische Exponate sich in einem Museum am Rande des Juras und zu Ufern des Doubs bewundern lassen (indes auch heute noch hochwertige Mahlwerke zur Freude von Hausfrauen und -männern produziert werden). Überraschend referiert mein Examensexposé dort mehr über Aufklärungsphilosophie, die von der Schülererziehung, Glaubensfragen, Demokratieverständnis bis zur erotischen Selbstbestimmung reicht. Der Jura also nicht nur ein urtümliches, nicht selten archaisch anmutendes Landschaftsmodell, sondern auch ein Urquell des modernen, geistreichen wie freien Weltdenkens, das umso mehr heute von plakativen Gedankenfetzen bedroht scheint, als Stammtischgeschwätz nicht neu, aber in seiner digitalen Verbreitungsgeschwindigkeit und –dimension eine wahrhaftige Gefahr für das durchdachte Argument und die menschliche Gemeinschaft generell. Aufklärung tut Not, heute mehr denn je. Es wäre nicht der akademischen Kreise würdig, gäbe es nach der Examinierung nicht eine Vertiefung von Wissen und Forschung auf der Basis des Erreichten. „Nur die fortgesetzte Bemühung bewirkt Mühelosigkeit“, heißt es von Robert Walser geistreich, etwas unterschlagend, dass die Mühsalen des Radfahrens trotz fortgesetzter Bemühung im Alterungsprozess selten geringer werden, während die Berge immer größer zu wachsen scheinen. Doch war ja hier von Forschung, von Wissen oder auch einfach von der Gabe des Schauens die Rede. Einige Forumistas wie etwa Juergen und Hansebiker haben die prüfungsrelvante Erkundung jurassischen Wissens auf nicht unerkleckliche, wenn auch andere Weise aufgegriffen und vertieft. Einschlägige Forumsliteratur dazu ist leicht zu finden. Die Folgen meiner wissenschaftlichen Aufbereitung des Juras – immer wieder in selbstauferlegte, wenngleich strenge Prüfungsmaßstäbe eingeflochten –, darf ich insofern als nachhaltig bewerten. Wohl auch dürfte es bisher keine folgenreichere Zusammenkunft von Forumsradlern gegeben haben, welche da am Bieler See am Anfang der vertieften Jura-Forschung gestanden hat. Der damalige Organisator Markus dürfte sich immer wieder die Augen reiben, welche jahrelangen akademischen Folgewirkungen dieses Treffen bei einigen Veloadvokaten ausgelöst haben. Gewiss ist der Kreis der jurassischen Examensradler klein geblieben, was aber weiterhin für die Exklusivität und schwierige Nahbarkeit der Landschaft und ihrer Menschen spricht. Ökonomisches Update und Kampf um ForschungsmittelEs gingen nun einige Jahre ins Land, bis mir im Jahre 2016 und 2017 neue Forschungsmittel bereitgestellt wurden, um die jurassische Forschung weiter voran zu treiben. Leider sind die allseits bekannten Mittelbeschränkungen der öffentlichen Hand und privaten Gönner hier besonders drastisch wirksam, erweist sich der Jura immer noch als schwer erreichbar. Nimmt man die Bahnbetriebe aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz als Maßstab, befindet sich die Dreiländerzusammenarbeit auf dem Niveau des 19. Jahrhunderts. Weder kooperieren die Eisenbahngesellschaften mit geeigneten Verbindungen, noch können dergleichen Buchungen aller Art grenzüberschreitend vorgenommen werden, von den Klimmzügen bei der Velomitnahme mal ganz zu schweigen. Städte wie Basel oder Strasbourg sind in ihren bahntechnischen Knotenpunkten zu Systemgrenzen aufgerüstet worden, obwohl es dererlei Beschränkungen zur Straße nicht gibt. (Ich will nicht spekulieren, ob die Schießscharten der Schweizer Armee auf der Strecke vom Doubs-Weiler La Goule nach Le Noirmont herauf nicht doch noch mal besetzt werden könnten, um den französischen Feind auch in der menschenleeresten Gegend zu bekämpfen – und sei es im Kampf um die Gourmet-Krone jurassischer Zauberköche.) Auto-frei vs. Bahn-Schranken, ist das Europa? Selbst die Sprachgrenzen scheinen im Fortschrittszeitalter fester denn je, Mehrsprachigkeit im frankophonen Schweizer Jura ist eher selten – abgesehen von der ohnehin bekannt mürrischen Zurückhaltung des Eidgenossen. Gelingt die Überwindung der Grenzen trotz aller Hindernisse, steigen die geldwerten Kosten in unangenehme Höhen bzw. weiten sich die Fahrzeiten ähnlich zu Interkontinentalreisen aus. Entspechend gestaltet sich der Kampf der Bewilligung von Forschungsmittel immer schwieriger – schlicht durch die Preis- und Währungsgestaltung der Eidgenossen. Konnte ich 2016 noch ca. 10 % vom Frankenpreis abziehen, um zum Europreis zu gelangen, hat sich ein Jahr später der Kurs auf fast 1:1 eingependelt (ich erlebte noch Zeiten, als der Franken 1:1 zur D-Mark stand). Einige Betriebe sind nicht mehr bereit, überhaupt die Differenz zu berücksichtigen (einmal waren es bei ca. 59 CHF umgerechnet ca. 62 €). Das Komplettmenü in Morteau (F) kostete samt Wein etwa die Hälfte des nicht ganz kompletten Menüs in La Goule (CH). Kaum noch verblüffend dann, dass es bei den Franzosen nochmal klar besser war, wertiger in den Zutaten, finessenreicher in der Zubereitung und auch die Räumlichkeiten den Schweizern klar überlegen. Sicherlich hier etwas drastisch zugespitzt, aber doch kein Einzelfall. Ich will hier immerhin erwähnen, dass bei der ersten Reise das Essen in St-Ursanne sogar ein paar Euro günstiger war als im sehr ländlichen Gasthof im französischen Sundgau, doch auch hier überzeugten Qualität, Quantität und Ambiente in Frankreich deutlich mehr, sodass man „gerne“ etwas mehr Geld gibt. Die irrwitzige Preisentwicklung lässt auch immer mehr Schweizer darüber grübeln, ob das noch lange gut gehen kann (genau genommen ist das Problem zu ungleicher Einkommen und Preise europäisch und sogar global, eine Ursache von Massenmigration). Wie ein Basler Radlerpaar (in der Bahn nach Lyon für Rhoneradweg weiter südlich zu fahren) bestätigte, wird nicht nur kräftig immer in Deutschland eingekauft, sondern floriert auch das Bestellwesen (für Internetangebote) über deutsche Freunde in den Nachbarstädten wie Lörrach. Die Spuren der inselförmigen Hochpreisentwicklung in Europa zieht auch weiterhin sichtbar seine Spuren. Der Investitionsstau veralteter Gastbetriebe trat einmal mehr deutlich ins Auge wie in St-Ursanne, auch das Gerichteangebot der Speisen scheint mir eher altbacken 70er-Jahre -Stil, wenn auch die Qualität nie schlecht ist. Alter Charme ist okay, manchmal ist aber das wohl nur ein vorgeschobenes Argument für mangelnden Willen zur Innovation und Investition. Sperrmüllstühle darf man auch mal austauschen! Für Schweizer lohnt das Arbeiten in vielen Branchen kaum noch. Die gehobenen Löhne können ja unternehmerisch gesichert nur in bestimmten Bereichen bezahlt werden. Vor allem kleine und mittlere Gastbetriebe machen ein schlechtes Geschäft, die Gäste bleiben aus, das Personal zu teuer, Handwerker zu teuer für Investitionen usw. Selbst das einstige Ladenzeitwunder Schweiz mit gehobenen Binnenkonsum ist heute spartanisch: In Le Locle, Sitz mehrerer weltbekannter Uhrenfirmen wie etwa Tissot, gab es am Samstag nach 12 Uhr schon keine geöffneten Uhrengeschäfte mehr, ohnehin waren derer kaum welche zu sehen. Das Geschäft verlagert sich auf den Export, die Vogelgrippe in China löste einst eine Krise in der Schweizer Uhrenindustrie aus, – weil es an chinesischen Touristen mangelte, die die Prestigezeitmesser in großen Mengen auch mal gerne überteuert kaufen. Immer weniger Gäste auch in den touristischen Kleinoden am Doubs wie im pittoresken St-UrsanneSo wenig Osterbetrieb wie in St-Ursanne habe ich schon lange nicht mehr gesehen, ohnehin haben dort bereits ca. der Hälfte der Betriebe, jahreszeitlich oder gänzlich geschlossen, innerhalb eines Jahres die Lage nochmal schlechter. Vom Campingplatz abgesehen, war es an Pfingsten – immerhin ein Monat weiter in der Jahreszeit – auch nicht wirklich besser. Unerklärlich auch, dass der pittoreske Ort an der Spitzkehre der Doubs-Schleife ausgerechnet an Ostern komplett aufgerissen wurde, sodass die Häuser nicht mal zu Fuß sicher erreichbar waren – manche haben dann Hotels/Restaurants lieber ganz dicht gehalten, bevor noch jemand in die Grube fällt. Ich will nicht verhehlen, dass der Camping in St-Ursanne noch ungewöhnlich günstig ist mit 15 SFr (mit Resten meines Fränkli-Bestandes bezahlt, etwa 14,30 €, das Jahr zuvor zahlte ich noch 12 €, was allerdings schon damals günstiger als der offizielle Umrechnungskurs war); dass es dort auch ein Hostel und günstiges Restaurant gibt, dass man im Hotel/Restaurant „La Couronne“ günstiger übernachten könnte als in vielen „Logis de France“-Hotels, derer es kaum noch günstige gibt; dass ich dort beim Ostermenü vom Hauptgericht mit Lammfilet (und peinlich kleinen Minikroketten) einen sättigenden kostenlosen Nachschlag bekam. Letzteres war sicherlich aber auch den wenigen Gästen geschuldet, wäre der Koch wohl auf dem Lamm sitzen geblieben (rosa, en point gegart!). Gäste gab es zwar, aber zu wenige für einen Ostersonntag. Magie der Wiederkehr im Spiegel des neuen Forschungsthemas der horologischen und nicht-horologischen ZeitwerteNun also nochmal Jura, nicht zuletzt der An- und Abreisemöglichkeiten wegen auch mit mehr Sundgau als eigentlich gewollt. Da reihen sie sich dann wieder, die zahlreichen mystischen Akzente dieses Tafel- wie Faltengebirges, das gleichzeitig Alpenpanoramaterrasse und Alpenvorgebirge ist: Wunderschauplatz lieblicher Wasserspiegel wie üppiger Wasserfontänen wie auch rauer, gar als sibirisch titulierter Hochebenen mit Moorwiesen und -seen. Weniger wild, und doch auch häufig steinmauerngegliederte Kulturlandschaft mit Löwenzahnteppichen im Frühjahr, schon oft nahe am Bild von Parklandschaften. Fast ein Prägestempel von Erdgeschichte und Erosionszeit die tiefgreifenden Schluchten – hier an der Doubs-Schleife sehr augenfällig vertreten –, oder gar ausgewachsene Talkesseln (hier: Cirque de Consulation), und noch mysteriöser die Karsterscheinungen mit Schlucklöchern, Höhlen und Quellen aus Felsen heraus (hier: mehrere Doubs-Versickerungen/Saut du Doubs, Source du Dessoubre). Und dann schließlich der gut gefütterte Mantel der Vergänglichkeit, die Unschärfe der Zerfallzeit im Kontrast zur Wiedergeburt als Abbild zyklischer Zeitachsen, die Verweilästhetik des Augenblicks mit verwunschenen Mooszottelbärten, mit eingeknickten, gesplitterten Biografien von Astwerken, mit federlichten Samenbüscheln, mit Uferlampions von sonnenleuchtenden Sumpfdotterblumen, mit dem Abhängen von splissigen Lianen - archaisch anmutende Urwälder an schattig beschirmten Fließgewässern, den rauschenden Metronomen der Hydrozeit. Wir wollen nicht vergessen, dass hier in den entrückten, gering besiedelten Gebieten und nicht selten als verarmt geltenden bäuerlichen Regionen auch zivilisatorische Hochkultur – ja sogar Präzisisionstechnologie entwickelt wurde und wird, wenngleich ihr Höhepunkt überschritten scheint. So führte die zweite dieser Reisen durch das Pays Horloger (Uhrenland), exakt so nur zur französischen Seite benannt, letztlich aber auch treffend die gegenüberliegende Schweizer Seite so zu bezeichnen, der offiziell der Titel „Freiberge“ vergeben wurde – also überwiegend nackte Wiesengrate und Hochtäler mit oft inselförmigen Hainen, zu den Ufern und Steilabbrüchen des Doubs hin allerdings zur Blätterzeit kaum durchsehbar überwuchert von großen Waldflächen. Das Land der Uhrmacher ist auf seltsame Weise ähnlich zum Schwarzwald (zumindest zur Höhe auch dunkle Nadelwälder mit Hochweiden), sind es doch auch dort lange Winternächte gewesen, die die Menschen in geduldige Beschäftigungen getrieben hat, zu tüfteln, filigrane und präzise Zeitmesser zu bauen. Sind die traditionellen Häuser zunächst sehr verschieden, dort charakteristisch dunkle Holzbauten, hier eher helle Steinbauten, ähneln sie sich in beiden Regionen durch große Hofbauten und Dachstühle – im Schwarzwald aber steil und wie eine Schutzhaube gebaut, hier recht flach und offen ins Land schauend gewiesen, als wolle man jeden Sonnenstrahl nutzen oder sei man frei im Denken. Das ist nicht falsch gedacht, konkurriert z. B. der ländliche Jura-Kanton mit den Metropolkantonen in der Schweiz wie Genf, Basel oder Zürich um die liberale Krone – so etwa abzulesen an den politischen Urnenentscheiden. Wo die Zeit langsam fließt, entstand oft das Handwerk präziser Zeitmesser – so auch im Pays Horloger zu beiden Seiten der oberen Hälfte der Doubs-SchleifeUhrenmuseen gibt es mehrfach, etwa in Morteau und Villers-le-Lac in Frankreich, oder in Le Locle in der Schweiz. Besucht habe ich keine dieser Stätten des Uhrenhandwerks, was nicht nur an ungünstigen Öffnungszeiten zu meinem Routenverlauf lag, sondern auch an mangelnder Flexibilität bei doch sehr anstrengenden Witterungsbedingungen und den kurzen Reisezeiträumen. Dies soll mich aber nicht davon abhalten, Gedanken über den Wert der Zeit zu verlieren, auch ein wenig das zu revidieren, was ich schon weiter oben erwähnte. Denn der veraltete Charme da und dort wirft auch die Frage auf, ob er nicht auch sein Gutes hat, ein Kontrapunkt zur übereifrigen Moderne. Was braucht der Mensch? – Tisch und Stuhl und auf dem Gedeck ein gutes Stück nachhaltig produzierten, schmackhaften Käses, ein Stück guten Fleisches – gewiss zu sein, dass die Kühe und Hühner hier keiner Massentierhaltung anheim gefallen sind. Viehzucht gehört im Jura zu den Innovationsfaktoren – die weltweit geschätzten Charolais-Rinder verdanken wir dem Zuchthandwerk jurassischer Bauern. Und sogar der Wein ist nicht weit, von den Rebenhängen der großen Juraseen in der Schweiz, oder von den Abhängen des südwestlichen französichen Jura wie etwa bei Arbois (vgl. dazu mehr in der „Großen Jura-Prüfung“) – auch dort moderne Kulinarik aus traditionellen Wurzeln, wobei alte Rebensorten zu neuem Ruhm gelangen. Landwirtschaft erscheint gegenüber städtischen und industriellen Räume als traditionell und rückständig, wie Jon Mathieu in seiner historischen Übersicht über die Entwicklung des Alpenraums bemerkt. „Bei genauem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass die ‚Modernität’ mehrdeutig und nicht genau lokalisierbar, sondern eher das Produkt einer gesellschaftlichen Zuschreibung war.“ (S. 210, in: Jon Mathieu „Die Alpen – Kultur, Raum, Geschichte“, Reclam, Stuttgart 2015) Diese Erkenntnis scheint für Zukunftsfragen immer wichtiger zu werden, und dabei nicht nur Natur- und Nachhaltigkeitsapekte berühren, sondern auch die visionären Perspektiven aus dem Silicon Valley hinsichtlich neuer Wirtschaftsformen, die an Systeme traditioneller Kulturen jenseits der kapitalistischen Wachstumsgesellschaft europäischer Prägung erinnern. Zeite(en) kann (können) nicht nur vergehen, sondern auch wiederkehren. Dieser ganze Schnickschnack des elektronischen Beschleunigungskonsums mutet überdrüssig an, wenn doch ruhig da liegt der Fluss, der Doubs – keinerlei Eile, nur wenige Gefällstufen nimmt er für sich selbst in Anspruch. Die Angler, der Hecht, die Forelle und der Karpfen jeden Tag frisch aus den Gewässern fischen: nur mit Geduld stellt sich der Erfolg ein. Was braucht also der Mensch, wenn er die Zeit achtet? Er hat jetzt hier Zeitmesser entwickelt, von weltweit geachteter Präszision, schon immer geschätzt, und doch schmeißt er heute die Zeit weg – achtlos, ohne den Atem der Zeit noch zu kennen. Das alte Handwerk entstammte damals noch dem Lauf der Zeit der Menschen – es war kohärent, heute kommt die digitale Anonymität von irgendwo, von Billigwerkbänken in Ostasien oder sonstwo. Es begann wohl mit dem Puls des Quarzes, weiter mit dem Chip, übermannen wie Spinnennetze jeden freien Gedanken, kanalisieren und managen jeden Handgriff, denken für uns voraus und rauben Zeit um Zeit. Das Versprechen ist der Zeitgewinn, das Ergebnis ein Verlust an Zeit. Technologie und Werte entkoppeln sich. Der Zeitwert entwertet, der Werte an sich weniger. Zeit, nicht mehr zeitlos, sondern eine Endlosschiene der Zeitpflichten, technologische Zeitraster – die neue Zeit, rastlos. Was braucht der Mensch wirklich? – Vielleicht: JURAaaa!!! Braucht die Moderne mehr Schneckentempo um den Käfig des rastlosen Hamsterrades zu entkommen?Okay, auch eine Karte: Michelin Bourgogne/Franche-Comté 1:200000 (alte Ausgabe aus 2002, noch mit Campingplatzeintragungen auf frz. Seite) reicht für alles (GR 5 ist auch eingetragen), sogar davon nur ein kleiner Ausschnitt. Weitere Reiseliteratur ggf. in bereits vorhandenen Berichten, wobei Sundgau i.d.R. im Elsass-Reiseführer behandelt wird (der südliche Grenzland-Sundgau, stärker hügelig geprägt und hier schwerpunktmäßig befahrene Teil, wird auch als „Elsässischer Jura“ bezeichnet). Selbst der atmosphärisch gelungene Jura-Führer von Jenni/Ikenberg ist für hier besprochene Routen der fortgeschrittenen Seminaristen wenig hilfreich – mal von der schmackhaft einladenden Beschreibung zu Wengers Gourmet-Restaurant in Le Noirmont abgesehen (mit kaum hier als Fahrradnomaden zu erwartender Klientel). – Und ja, liegt nahe – Gedanken über die Zeit. Eine der geistreichsten Lektüren dazu: Rüdiger Safranski: Zeit – Was sie mit uns macht und was wir mit ihr machen (Fischer-TB). Nicht Jura, sondern Philosophie. Fürs Jura reicht eben nicht eine Fakultät. Jura ist universell und essentiell – Zeitenraum, au coeur du temps, in Gedanken und in der Technik zugleich. Auch einen Blick hier wert, über sein Biografie mit dem Jura verbunden: Robert Walser für Müßiggänger (Insel TB).Zeit kann auch zeitlos sein: Die Uhr ist stehen geblieben. Als ich nach 15 Jahren wieder nach St-Hippolyte kam, da schien alles unverändert – ein bisschen schicker, ja, aber immer noch ein Fleck, an dem man verweilen kann, ohne Rauschen der Moderne, altes Gemäuer, ruhiges Wasser, Terrassenblicke, die Bäume hängen über dem Wasser, ein Aquarell ganz ohne Maler geglückt, ohne ge-appte Zeitwerte – zeitlos. Und diese Orte sind überall. In St-Ursanne – gleichwohl 15 Jahre her – spekulierten einst drei junge Damen, ob ich vom Schweiße überflossen vielleicht nackt in den Dorfbrunnen springen würde. Diese Gefahr bestand heuer beide Male nicht – ob an Pfingsten oder Ostern –, die Temperaturen waren das, was man „frisch“ nennt. Die Neu- und Gewerbebauten sind weiterhin überschaubar, dem Bevölkerungsschwund scheint man kaum Herr zu werden – die Kehrseite der mittelalterlichen Idylle. Mal sehen, was sie jetzt mit dem historischen Pflaster im Zentrum machen. Orte, in denen die Zeit stehen geblieben scheint, geben ein Bild zeitloser Malerei am Doubs abNoch ein Stück zeitverlorener die Orte am Doubs weiter abwärts – so wie Clerval oder L’Isle-sur-le-Doubs. In beiden Orten gibt es heute Döner-Buden, das gab es früher auf dem Lande in Frankreich nicht – nicht einmal Wein im Ausschank, stattdessen nur versalzener Ayran. Ich meine auch, heute mehr Speditionsverkehr am Doubs entlang – in Clerval war der Camping nicht so ganz leise, sicherlich die Frequenz des Verkehrs nicht hoch, aber auch nicht still. Doch sonst steht die Zeit still, die Ufernischen der Orte am Doubs träumen wie ehemals. Die traditionellen Restaurants stehen mehr im Abseits, mehr Verfall als Aufbruch, geschlossene Betriebe – weniger Geld, man geht seltener essen, Touristen waren – hier zu Ostern – kaum unterwegs. Auf dem Eurovelo 6 sah ich (das kleine Stück war etwa 25 km lang) eine einzelne Radlerin am Freitagmorgen. Karfreitag ist in den meisten Teilen Frankreichs kein gesetzlicher Feiertag (Elsass aber wohl!) – auch das macht Ostern recht klein dort, wenig Ausflugsverkehr. Ein visueller Unterschied aber wohl zur Schweiz: eine kleine Osterdeko gibt es fast überall, ein Hase auf der Fensterbank, ein Hühnchen auf einem Gartentisch oder eine organisierte Eiersuchaktion für Kinder wie im Park des Uhrenmuseums in Morteau. In der Schweiz hingegen waren Osterhasen und seine Eiergelege fast unbekannt, sogar in Boulangerie, Tea-Room oder Patisserie – schon fast eine freudlose Nüchternheit, der schönen Dinge überdrüssig? Die Märchen gehen verloren – fantasielose Moderne oder zuviel Geld? Paradise Papers statt Paradiese? Woher soll die Poesie noch fließen? – Was braucht der Mensch? Velophile Interpretation einer topografisch anspruchsvollen FlussschleifengeografieGewiss, die Große Doubs-Schleife kann man sehr verschieden interpretieren. Beziehen wir die gesamte Schlucht mit ein, kann man die Trennlinie nach Westen etwa zwischen St-Hippolyte und Morteau ziehen. Der Doubs macht noch zwei weitere markante Knicke, und zwar eine West-Nord-Schleife bei St-Hippolyte und eine Nord-West-Schleife bei Montbéliard. Beide Kehren kann man auch als Teile der Gesamtschleife sehen, mit der sich die Fließrichtung des Doubs von Osten komplett nach Westen ändert. Damit begrenze ich hier den Raum der Schleife mit der Linie Clerval – Morteau, also eine sehr weit gefasste Interpretation. Ein Übersicht der Region mit beiden Touren gibt es hier (violette Punkte = 1. Tour, grüne Punkte = 2. Tour). Zu der weiteren Interpretation gehören die zahlreichen Auf- und Abfahrten zum Doubsufer, derer ich auch mit diesen beiden Touren noch nicht alle im gesetzten Raum der Schleife erradelt habe, aber doch sehr viele. Es sei hier den Flussradlern gesagt, dass es keine durchgehende Zu-Uferberadlung des Doubs für die gesamte Schleife gibt – zumindest nicht für gängige Touren- bzw. Reiseräder mit Gepäck. Weiterführende Uferwege (meist Pisten) gibt es zu Teilen zwischen Morteau und St-Ursanne immer wieder, manche davon enden aber als Sackgasse oder führen später nach oben. Andere Wege sind offiziell für Radler gesperrt oder sogar nur Wandertrail. Wanderer finden auch den GR 5, um Teile der Doubs-Schleife zu erkunden, gewiss hat dieser den gesamten Jura im Fokus. Diese Ufer-Varianten sind sodann erreichbar über die Talpunkte der Staustufen mit den Brückenverbindungen, derer ich die meisten hier überfahren habe. Viele dieser Orte eignen sich auch als Fixstandorte mit ausreichender Infrastruktur inkl. Camping, um Wander-, Kanu- oder MTB-Touren zu unternehmen. Kleiner Mäander am unteren Ende der großen Flussschleife: Der Doubs bei ClervalLetztlich beziehen meine beiden Touren ihre Spannung aus den unterschiedlichen Landschaftselementen in der Frosch- und in der Vogelperspektive, sowie in dem Blick in das Hinterland des Doubs. Gewiss braucht es dafür nicht nur einer bergfähigen Schaltung, sondern auch die Bereitschaft, im ständigen Wechsel recht anspruchsvolle Steigungen anzugehen. Einige davon sind heftige Rampen, andere bleiben überraschend gemäßigt. Lassen wir einmal die Ausgangsbasis des Oberrheins mit dem Sundgau außer Betracht, bewegen sich beide Touren im maximalen Höhenbereich zwischen ca. 300 m und 1200 m, wobei die maximal durchgehende Steigung eher unter 600 Hm gelegen haben dürfte – also unter alpinen Dimensionen, wie man sie an anderen Stellen des Juras eher fahren könnte. Mehr zu beachten ist die fortgesetzte Staffelung von Höhenstufen. Auf den Hochebenen ergeben sich nochmals „Gipfelhöhen“, die bis über 200 Hm von den Hochtälern abweichen können, weil die besiedelten Hochtäler wie etwa mit Le Locle und La Chaux-de-Fonds oder Maiche, Charquemont und Damprichard in einer Synklinale liegen, die zu beiden Seiten mit einer Antiklinalen überhöht wird. So sitzt man in einem „Loch“ (geografisch gesehen zwischen zwei Sattelgraten), wie mir eine Dame im ca. 900 m hoch gelegenen Le Locle sagte, weil es zu zwei Himmelsrichtungen jeweils einschließende Bergrücken gibt, die bis auf über 1200 m hoch reichen können. Lediglich in einer vorgegebenen Richtung ergibt sich eine recht flache Hochtaltransversale, die auch für den Eisenbahnbau genutzt wurde. Einige wenige Stellen ermöglichen einen Engpassdurchbruch ohne die Sattelüberhöhung der Antiklinale, so etwa gut zu sehen am Col des Roches, wo ein kleiner Tunneldurchstoß einen flachen Übergang aus der synklinalen Hochtalebene hinunter zum Doubstal ermöglicht (auch dort die Bahn weiter nach Morteau geführt). Diese Antiklinalanstiege aus den Hochtälern heraus weisen nicht zuletzt auch knackige Steigungen auf, fehlt diesen Anstiegen ja meist eine Talflucht. Die klassische Berg-Tal-Konstruktion wird hier nicht zuletzt auch dadurch aufgehoben, weil das Wasser in Teilen über Karstböden versickert, also die Hochtäler keine oder nur schwach ausgeprägte Oberflächenabflüsse haben. Unterbrochen wird diese Hochebenenstruktur eben durch den markanten Einschnitt des Doubs mit seinem sodann eigenartigen Richtungsverlauf als Schleife. Für die Doubs-Strecke Besançon – Montbéliard darf ich noch weiter zurückblicken auf eine Reise im Jahre 2004, einschließlich von Besichtigungen etwa des Peugeot-Museums in Montbéliard. Für die Kurzreisen nunmehr galt es großstädtische Besichtungsprogramme eher auszublenden und sich auf Landschaftseindrücke zu beschränken. So wählte ich für die zweite Reise einen Stimmungseinstieg am flachen Doubs und einen kleinen Ort, dort wo bereits der heutige Eurovelo 6 (EV 6) verläuft – also westlich von Montbéliard, das zu Deutsch auch auf den schnuckeligen Namen Mömpelgard ob seiner württembergischen Grafschaftsgeschichte hört. Es sei der geografischen Bestimmung hinzugefügt, dass der Doubs hier (gleichwohl EV 6) von Montbéliard abwärts die Grenze von Jura und Burgund markiert, also zweier Landschaften gerecht werden muss – und das gelingt ihm geradezu gelassen und immer wieder mit lieblichen Winkeln auf still ummantelter Schönheit. Gewiss, wer Jura in all seinen Facetten kennenlernen will, darf nicht am EV 6 kleben bleiben. In den synklinalen Hochtälern konnten sich trotz der schwierigen Jura-Topografie Eisenbahn und Wirtschafszentren etablieren: Die Uhrenstadt Le Locle auf ca. 900 m HöheZu beiden Reisen kristallisierte sich nicht ganz zufällig St-Ursanne als Dreh- und Angelpunkt heraus, nicht zuletzt wegen der zentralen Lage strategisch wichtig am Wendepunkt der Doubs-Schleife gelegen und Schnittpunkt mehrerer Auf- bzw. Abfahrten. Auch hier ergaben sich dann Dopplungen zu einer früheren, sogar der ersten Reise durchs Jura im Jahre 2002, da ich damals dem Fluss zwischen St-Ursanne und St-Hippolyte ganz gefolgt bin. Diesmal habe ich die Strecke fast komplett wiederholt, wenn auch stark gestückelt, folgend den ständigen Auf- und Abfahrten zu den Seiten. Andere Teile blieben allenfalls Schnittpunkte mit früheren Reisen, so etwa Gigot, bis wo ich einst dem Unterlauf des Dessoubre folgte, diesmal hingegen aufwärts dem Oberlauf bis zur Quelle. Auch Uhrenstädte querte ich schon mal auf meiner Jurareise-Herbstreise 2010 mit Grenchen und La Chaux-de-Fonds, die hier nicht auf dem Programm standen. Fortsetzung folgt
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen |
Edited by veloträumer (11/15/17 08:55 PM) |
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#1310293 - 11/12/17 06:48 PM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: veloträumer]
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Hallo Matthias,
heute werde ich es wohl nicht schaffen, den Bericht noch gründlich zu lesen - ich bin schon gespannt. Wolltest Du am Anfang Links einfügen? Die scheinen zu fehlen ...
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Gruß, Arnulf
"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot) | |
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#1310295 - 11/12/17 07:01 PM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: Keine Ahnung]
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Wolltest Du am Anfang Links einfügen? Die scheinen zu fehlen ... Ja, aber die Links exisitieren noch nicht. Ich habe jetzt das System des internen Inhaltsverzeichnisses (Navigation zu den Beiträgen innerhalb eines Threads) kultiviert und alle umfangreicheren (alten) Reiseberichte damit versehen. Wenn der Bericht fertig ist, kann man z.B. per Klick sofort zum 3. Berichtsteil springen usw. Den Algorthythmus habe ich schon vorgeschrieben, deswegen wirkt es jetzt noch unfertig. Es weiß aber auch jeder Leser nun, was noch auf ihn "zukommt". Damit müsste sich die Zahl der frustiert-enttäuschten Dauerklicker reduzieren lassen - ich denke halt digital-prosozial.
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#1310312 - 11/12/17 07:55 PM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: veloträumer]
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Prima, dann warte ich wie immer, bis Du mit deinem bericht am Ende bist. Gruß
Nat
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#1310365 - 11/13/17 08:24 AM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: veloträumer]
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Hi Mattias, endlich folgt ein Bericht von dir, bei dem ich in bescheidenem Rahmen mitsprechen kann. Einen Blick in die erste Fotogalerie hab ich riskiert und freu mich umso mehr auf das, was jetzt kommt. Lieben Gruß Jürgen
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#1310369 - 11/13/17 08:45 AM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: veloträumer]
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Ja, aber die Links exisitieren noch nicht. Na, dann weiß man ja zumindest jetzt schon, was noch kommen wird. Ich hoffe, dass ich heute einmal eine kleine Pause nutzen kann, um den ersten Teil zu lesen.
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Gruß, Arnulf
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#1310372 - 11/13/17 08:58 AM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: Juergen]
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Diesmal habe ich den Text sogar vollständig gelesen, aber […]die erste Fotogalerie hab ich […] trotzdem nicht gefunden. Wo ist die denn versteckt? Viele Grüße, Holger
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#1310378 - 11/13/17 10:08 AM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: Holger]
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Ein Übersicht der Region mit beiden Touren gibt es hier (violette Punkte = 1. Tour, grüne Punkte = 2. Tour).
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#1310385 - 11/13/17 11:15 AM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: Juergen]
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Da ist der Link aber auch bestens versteckt. Ich hatte vorhin auf Holgers Beitrag hin extra gesucht und ihn nicht gefunden.
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#1310388 - 11/13/17 11:22 AM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: Juergen]
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Ein Übersicht der Region mit beiden Touren gibt es hier (violette Punkte = 1. Tour, grüne Punkte = 2. Tour). ach so - ich dachte schon, ich hätte Bilder übersehen.
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#1310391 - 11/13/17 11:27 AM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: Thomas S]
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Da ist der Link aber auch bestens versteckt. Ich hatte vorhin auf Holgers Beitrag hin extra gesucht und ihn nicht gefunden. Damit war aber nicht gedacht, die Bildergalerie zu präsentieren, sondern nur die geografische Besonderheit der Doubs-Schleife und meine Reiserouten nahezulegen (deswegen auch nur der Link zu einem Foto, in dem Fall Scan eines Kartenausschnitts). In gewisser Weise liegt bei diesem "Bericht" der Fokus auch etwas anders als auf einer reinen Tourbeschreibung und steht in Anlehnung des Stils der Großen Jura-Prüfung (Sprachstil, Denkanstöße, Wortspiele usw.). Falls die Frage noch kommen sollte: Nein, ich habe keine GPSies-Routen zusammengestellt - wer den Wegen Folgen will, muss o.a. Darstellung nutzen.
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#1310420 - 11/13/17 02:14 PM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: veloträumer]
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Falls die Frage noch kommen sollte: Nein, ich habe keine GPSies-Routen zusammengestellt - wer den Wegen Folgen will, muss o.a. Darstellung nutzen. Hallo Matthias, ich habe nun eine kleine Pause genutzt (ganz klein darf sie bei dem anspruchsvollen Text nicht sein ), um diesen ersten Abschnitt zu lesen. Es gibt so einige Unterschiede in meiner Herangehensweise, Touren zu fahren und zu beschreiben, und der Deinigen. Vielleicht liegt es daran, dass ich doch eher der (vielleicht zu) nüchterne Naturwissenschaftler bin ... Gemeinsam ist uns aber sicherlich, dass wir uns offensichtlich in der gleichen Gegend wohlfühlen würden. Dort, wo Du Radtouren machst, mache ich das auch gerne (oder habe es gemacht). Somit müsstest Du nun doch einmal auch Rumänien in Betracht ziehen. Aber es gibt eben etliche Unterschiede. Ich kann ohne mit den Wimpern zu zucken an edlen Restaurants vorbeifahren und mir dann im Supermarkt die Packung Tortellini für das Abendmahl kaufen, welches etwas später möglichst den nötigen Nachschub an Kalorien liefern muss, nachdem ich das einfache Mahl auf dem Campingplatz zubereitet habe. Meine Berichte sind nicht kurz, aber meist eher nüchtern. Zu Geschichten um die Erzählung herum nehme ich mir selten Zeit. Ich bin ein großer Fan von GPS und - ich gebe es zu - auch schon fast abhängig davon. Karten schaue ich mir gerne an, aber mit einer Karte des Maßstabs 1:200.000 würde ich meine geliebten "kleinen Wege" nicht finden, über deren Qualität ich manchmal schimpfe, die mir aber den Naturgenuss abseits der "bekannten Pfade" liefern. Gerade, weil dieser Reisebericht wieder "anders" zu werden verspricht, werde ich ihn sicher gerne weiterlesen. P.S. ... und ich bedaure, dass Du GPSies und Co. nicht nutzt. Ich könnte mir Deine Strecke besser vorstellen. Du weißt ja - mein Orientierungssinn ...
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Gruß, Arnulf
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#1310422 - 11/13/17 02:21 PM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: veloträumer]
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Tine
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Ganz lesen werde ich das Werk erst, wenn es auch ganz ist. Für den Anfang kann ich mir aber schon mal sagen, dass dies ein Bericht ganz nach meinem Geschmack ist. So viel Grün! Meine Taschen bekommste aber trotzdem nicht. Grüße, Tine
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#1310463 - 11/13/17 08:30 PM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: ]
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Meine Taschen bekommste aber trotzdem nicht. Ich habe nochmal unter dem Stuhl nachgesehen - meine sind noch da. Offenbar wuden die Taschen doch zweimal verkauft.
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#1310471 - 11/13/17 09:39 PM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: Keine Ahnung]
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Es gibt so einige Unterschiede in meiner Herangehensweise, Touren zu fahren und zu beschreiben, und der Deinigen. Vielleicht liegt es daran, dass ich doch eher der (vielleicht zu) nüchterne Naturwissenschaftler bin ... Deswegen steht auch oben drüber "post graduate". So ganz will ich dich als Physiker aber nicht entlasten: Über die Zeit (und den Raum) sind wohl auch noch heute Philosophie und Physik aufs engste miteinander verbunden. Seitdem mit der Relativitätstheorie die Vorstellung der Zeit als Konstante aufgebrochen wurde in eine voneinander abhängig variable Beziehung aus Zeit und Raum, ist zudem die Vorstellungskraft über das, was Zeit eigentlich ist, in unserem Alltagshirn weitgehend unfassbar geworden. Mehr als jemals zuvor obliegt es also auch an den beteiligten Wissenschaften, die Aufklärung und Vorstellung von Zeit zu schärfen. Unzweifelhaft für mich, dass dabei verschiedene Vorstellungen von Zeit auch mehr Bedeutung bekommen - auch ganz jenseits der Wissenschaften. In dem oben von mir genannten Buch analysiert Rüdiger Safranski die Beziehung der physikalischen, modernen Raum-Zeit auf die alltäglichen Zeitvorstellungen noch genauer, ohne dass ich hier darauf eingehen kann. Ich bin ein großer Fan von GPS und - ich gebe es zu - auch schon fast abhängig davon. Karten schaue ich mir gerne an, aber mit einer Karte des Maßstabs 1:200.000 würde ich meine geliebten "kleinen Wege" nicht finden, über deren Qualität ich manchmal schimpfe, die mir aber den Naturgenuss abseits der "bekannten Pfade" liefern. Es ist wohl deinem Orientierunsgssinn aber hier nicht förderlich. Ich habe zum Spaß mal auf einem 24-Zoll-Bildschirm mir zu meiner Karte vergleichbare Ausschnitte in GoogleMaps (normal und Gelände) und GPSies angeschaut. GoogleMaps ist noch besser als GPSies. Bei beiden erkennt man den Verlauf des Doubs nicht durchgehend, bei GPSies eigentlich gar nicht. Man kann den Verlauf anhand von Gebirgsschummerung und Grenzverlauf erahnen, dazu braucht es aber geografische Vorkenntnisse, wie der Doubs verläuft. Geografische wichtige Bezeichungen, die du auch in meinem Text findest/finden wirst wie Montagne du Lomont, Franches Montagnes - selbst Gorges du Doubs - usw. findest du selbst beim Zoomen nicht! Im angenäherten gleichen Bildschirmausschnitt finden sich bei GPSies nicht einmal die wichtigsten Orte der Reise wie etwa Morteau, St-Ursanne, Porrentruy, Clerval, St-Hippolyte. Im Kartenscan (der recht schlecht ist, weil alte Karte; weil als DIN-A3-Scan zu große Datei, daher skaliert) kann man mit gutem Auge oder bei perfekten Scan sogar einen Weiler wie La Goule entziffern (3-4- Häuser). Alles auf einen Blick, auf DIN-A3 sowieso. Der hier verwendete Ausschnitt für beide Touren entspricht ziemlich genau einem DIN-3-Blatt auf einer 1:200000-Karte. Ich möchte die Diskussion nicht ausweiten im Allgemeinen, besonders aber für Frankreich und Michelin-Karten ist die Aussage der versteckten Wege sehr gewagt. Selbst 1:100000-IGN-Karten sind meist unnötig, weil sie kaum mehr Wege zeigen, nur gewisse Details. Bezogen hier auf diesen Raum kann ich dir sagen, dass alle Straßen und Wege (auch die Schotterpiste) auf der Karte verzeichnet sind. Seitenwege dazu noch zu fahren ist heikel, kommst du auf Wandertrails und ggf. auch fahrradverbotene Pisten. Es gibt natürlich da und dort noch Fahrwege, die nicht drauf sind. Mit meiner Jura-Erfahrung kann ich dir aber eher davon abraten. Selten Landschaftsgewinne, oft herb zu fahren (steil). Konkret kann ich mich aber nur an eine solche "Abkürzung" erinnern, auf der Herbstreise 2010, wo ich das Militärsträßchen nur auf GoogleMaps gefunden habe und nicht auf Straßenkarte. Es gibt hier eine Ausnahme: Der Eurovelo 6 zwischen L'Isle-s-Doubs und Clerval ist nicht auf der Straßenkarte. Warum? - Den gab es zur Drucklegung meiner Karte noch gar nicht. Ich gehe auch davon aus, dass der Treidelweg dort 2002 noch nicht asphaltiert war. Führt der EV6 weiter auf kleinen Sträßchen, die es schon gab, sind diese Sträßchen auch auf der Karte. Nach m.E. sind gewichtige Radwege auf neuen Michelin-Straßenkarte als rote Linie eingezeichnet - bin aber nicht ganz sicher, ob auf 1:200000 oder nur auf 1:150000. Für den Beitrag hier ist es ungemein wichtig eine Vorstellung vom Verlauf des Doubs zu haben (Überschrift!) und die gesamte Abgrenzung zu sehen, die Typik des Auf-und-Abs zu verstehen usw. Auch wenn du es morgen vergessen haben solltest, die geografische Orientierung kommt auch nur mit der Übung wie das Ausrechnen mehrdimensionaler Matrizen. Digitalkarten fördern dieses Sehen leider weit weniger und sind übrigens auch zweidimensional. und ich bedaure, dass Du GPSies und Co. nicht nutzt. Ich könnte mir Deine Strecke besser vorstellen. Du weißt ja - mein Orientierungssinn ... Sicher ist eine GPSies-Linie optisch leichter zu lesen, aber auf Kosten oben genannter geografischer Details. Ein bisschen unterliegst du einem Widerspruch, denn wenn ein Track meinerseits für dich interessant sein sollte, dann würdest du ja quasi nur auf Wegen fahren, die der o.a. genannten Straßenkarte entsprechen. Beachte auch, dass ein GPSies-Track das einzige ist, was nicht Ergebnis meines Reisegedankens und meiner Tour ist - es ist im Falle des Falles eine reine Kulanzarbeit für Leser aus diesem Forum, die nicht mehr ohne Track sich die Welt vorstellen können. Hilfreich ist es eigentlich weniger, denn wer fährt schon die Routen exakt nach - jeder reist anders an, hat andere Zeiträume zur Verfügung usw. Lieber wäre ich beide Touren am Stück mit zusätzlichm Tag gefahren - dann sähe der Track wieder anders aus. In diesem Fall ist die Region auch überschaubar, Nachbauen für jeden geübten GPSies-Anwender ein leichtes. Ein Track ist hier auch aus anderen Gründen nicht angemessen - das steht eigentlich im ersten Beitrag auf indirekte Weise. Ich möchte jetzt aber nicht noch meine eigenen Texte interpretieren - es soll auch interpretationsoffen bleiben. Mein Jott, iss dat lang - dafür ist der nächste Teil überschaubar.
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Edited by veloträumer (11/13/17 09:40 PM) |
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#1310472 - 11/13/17 09:41 PM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: veloträumer]
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Poesie-Extrakt I: Die Zeit
Der Wecker schlägt im Takt, immer gleich – regelmäßig, fortdauernd, ohne Ende – die Zeit fließt dahin, unaufhörlich, tick-tack, tick-tack.
Die Zeit wird zum Strom, übergießt die Gedanken, schwemmt sie fort; ich denke nicht mehr, fließe nur noch dahin, mit der Zeit – gleichmäßig und weiter, das Meer verschlingt die Ströme und die Wellen und das Geröll und die Zeit fließt weiter ruhig, gleichmäßig, immer im Takt, tick-tack, tick-tack.
Im Dunst steige ich aus dem Meer, schwebe, schwebe höher und spüre mich nicht mehr und höre die Zeit nicht mehr wie sie schlägt im Takt und pocht und fließt, weiter im Gleichmaß – ich bin entronnen! –
nur noch ein Schleier benetzt mich – es ist? die Zeit! – tick-tack, tick-tack.
Fortsetzung folgt
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#1310541 - 11/14/17 10:20 AM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: veloträumer]
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So lange kann ich Dir nun nicht antworten, wie Du es getan hast ... Die Nähe der Physik zur Philosophie ist sicherlich gegeben. Allerdings sind es eher die theoretischen Physiker, die sich in dieses Grenzgebiet wagen. Ich bin Experimentalphysiker ... Vielleicht hast Du mich missverstanden. Ich mag GPS nicht so sehr wegen der dafür zur Verfügung stehenden Karten, sondern mehr, um mich unterwegs besser auch auf kleinsten Wegen zurechtzufinden. Ich verwende für meine Planung immer verschiedenes Material - auch Papierkarten. Aber ich nutze auch elektronische Karten und Dinge wie Satellitenaufnahmen oder Street View. Daraus "entwickle" ich meinen Track und das GPS-Gerät dient mir später im Wesentlichen dazu, dem Weg nachzufahren oder auch einmal, um schnell einen Supermarkt oder Campingplatz oder andere "POIs" zu finden. Die Qualität der OpenStreetMaps ist regional sehr unterschiedlich, wobei einige der von Dir genannten Orte durchaus dort bekannt sind, aber einfach nicht dargestellt werden - das hängt mit der Verarbeitung und Darstellung der Kartendaten zusammen, die sehr unterschiedlich sein kann. Du kannst z. B. bei Caminaro einige der von Dir aufgeführten Namen eingeben und wirst die Orte finden, ohne dass dabei eine Anzeige in der Karte hierfür existiert. Hier ist dann sicher die Hinzunahme weiterer Karten sinnvoll - so, wie ich es in der Planungsphase ja auch mache. Aber eigentlich will ich das gar nicht hier diskutieren. Wie ich ja schon geschrieben habe, lese ich Deine Berichte gerne und da ist es erst einmal egal, wie Du Dich zurechtgefunden hast, solange Du Deinen Weg eben finden konntest.
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Gruß, Arnulf
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#1310636 - 11/14/17 07:14 PM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: veloträumer]
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Es gibt hier eine Ausnahme: Der Eurovelo 6 zwischen L'Isle-s-Doubs und Clerval ist nicht auf der Straßenkarte. Warum? - Den gab es zur Drucklegung meiner Karte noch gar nicht. Ich gehe auch davon aus, dass der Treidelweg dort 2002 noch nicht asphaltiert war. Führt der EV6 weiter auf kleinen Sträßchen, die es schon gab, sind diese Sträßchen auch auf der Karte. Nach m.E. sind gewichtige Radwege auf neuen Michelin-Straßenkarte als rote Linie eingezeichnet - bin aber nicht ganz sicher, ob auf 1:200000 oder nur auf 1:150000. Update: Ich wollte ja nur eine Tastatur kaufen (geniale beleuchtete Variante, total tippfreundlich!, möchte aber keine Produktwerbung machen - ich hoffe auf weniger Tippfehler...) und bin neben noch beim Buchladen vorbeigelaufen - ohne Kartenabteilung geht bei mir ja nicht. Wie vermutet: Sowohl in den Karten Michelin Regional (1:200000) als auch in den Michelin Local (meist 1:150000 in Frankreich) sind Radwege separat gekennzeichnet. Die Local-Serie wirbt damit sogar auf der Titelseite, vermutlich sind hier mehr Radwege drin als in der Regionalserie, auf jeden Fall auffälliger. Die Kennzeichung ist grün/weiß gestreift oder gepunktet - wie man es sehen will). Zusätzlich gibt es beiderseits ein Symbol für Rad- & Laufweg. Natürlich in der Regional-Serie schwieriger zu erkennen - nicht für Seniorenbrillen geeignet, das Radwegwegsymbol ist aber gleichfalls deutlich. Ebenso wie erwartet: Die Radwegauszeichnung gilt nur für explizite Radwege, so also hier für die Strecke L'Isle-s-Doubs bis Clerval, ab Clerval wieder Straßenmarkierung ohne Radwegsymbol (also in beiden Karten keine durchgehende Kennung des EV6; wenig mehr im übernächsten Beitrag zum EV6). Die von mir vermuteten roten Linien dürften sich auf ältere Michelin-Editionen beziehen, die mittlerweile durch andere ersetzt wurden.
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#1310637 - 11/14/17 07:18 PM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: veloträumer]
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La Grande Boucle du Doubs I (Est/Nord) Elsgau – Sundgau feat. Maître Fromager et Affineur Bernard Antony, Clos du Doubs, St-Ursanne, Porrentruy, Source d'Ill14.-16.5.2016 | 3 Tage | 325 km | 4565 Hm Sundgau – Zwischenspiel mit versteckten GenussmomentenStreng gewertet ist diese 3-tägige Pfingstreise nicht mehr als ein Tagesausflug in den Jura, der Rest entfällt auf An- und Abreisewege durchs Sundgau, jene hügelige Zwischenlandschaft zwischen Oberheinebene, Elsass, Vogesen, Jura und Burgund – meist in den Orten bereits mit elsässischem Fachwerk hübsch zurecht gemacht, touristisch aber weniger besucht. Im Osten des Sundgaus, also Basel-Umgebung, finden sich weniger der Teiche, die typisch den Karpfenbestand fürs Sundgau sichern samt mancher Legende ob seiner goldenen Farbe in frittierter Form (Pays de la Carpe Frite). Es gibt hier zahlreiche Alternativen zu radeln, deren attraktivste ich bereits auf meiner Großen Juraprüfung gefahren bin (Burg Landskron, Lützeltal). Weitere Anknüpfungspunkte zum Sundgau (Belfort, Altkirch) gibt es in meinem Vogesen-Sammler Vogesen-Tripel 2012 & die Folgen (Tour I/Petit Ballon). Erster und dritter Tag lassen sich natürlich auch miteinander verbinden und anders kombinieren. Es seien daher die besonders lohnenswerten Routen und Ziele zusammengefasst, gleich mit dabei auch die Sundgau-Wege vom Schlusstag der zweiten Reise berücksichtigt. Mit einer Burgruine wartet Ferrette auf, deutlich oberhalb des Ortes, ab Torbogen nicht mit Rad zu erkunden, nur zu Fuß. Die Besichtung der Ruine fällt auf den Schlusstag der zweiten Reise, ich fuhr aber bereits auf der ersten Reise durch den Ort. Erklärungen zur Historie sind auch in Deutsch auf dem frei zugänglichen Gelände vorhanden, weite Ausblick vor allem in den flachhügeligen Sundgau, zur anderen Seite auf die erste Juraerhebung. Die Gründung der Burg Ferrette (Hohenpfirt) entsprang um 1100 der Grafschaft Mömpelgard, wie weite Teile von Elsass und Sundgau einst Herrschaftsgebiet des Hauses Württemberg waren. Ferrette stieg zunächst zu einer mächtigen Grafschaft auf, verlor dann aber zunehmend an Bedeutung, als sich die Machtzentren nach Altkirch und Thann verschoben. Im 14. Jahrhundert wechselte Ferrette in die Habsburger Machtsphäre und wurde an verschiedene österreichische Adelshäuser belehnt. Mit dem Westfälischen Frieden 1648 änderte sich der Herrschaftsraum erneut zur französischen Hoheit. Nach Jahrhunderten adeliger Herrschaft fand auch die Burg von Ferrette ihr Ende im Geist der französischen Revolution 1789, als Teile der Burg niedergebrannt wurden und den königlich eingesetzten Vögten ein Ende bereitete. Ferrette ist auch als Ort recht charmant um den Burgberg gebaut, innerorts kann man zwischen gemäßigtem Anstieg im weiten Bogen auf der Straße wählen oder Steilrampe über historisches Pflaster. Eine besondere Adresse gibt es in Vieux Ferrette, das entgegen seines Namens weniger historisch anmutet als Ferrette selbst, tatsächlich aber der ältere Ort ist. An einem Ortszipfel des also eher langweiligen Dorfes befindet sich das Geschäft mit kleinem Restaurant von Bernard Antony, auch als Käsepapst bezeichnet und einer der honorigsten Käsekenner in Frankreich, wo das ja eine olympische Disziplin ist. Die Käsesorten sind weniger Lokalspezialitäten, sondern mehr ausgewählte Stücke aus ganz Frankreich – pasteurisierte Milch ist dabei tabu, aromatische Hochkultur gewiss – für geübte Gaumen ein wahrhaftiges Erlebnis. Der kleine familiäre Laden floriert auch wegen Schweizer Publikumsverkehr, denn die Preise sind hoch. Das kleine Restaurant bietet stilvolle Bewirtung, sodass man eine Käseprobe mit Weinbegleitung genüsslich zelebrieren kann. Wem es nur um den Käseeinkauf geht, kann sich auch informieren, wann und wo er einen Stand auf den umliegenden Märkten bereit hält, in Altkirch auf jeden Fall. Von Ferrette aus erreicht man auch einen weiteren Grenzort zwischen Sundgau und Jura – Winkel. Lohnenswert der Weg dorthin von Courtavon (immerhin zu Saisonzeiten ein Camping) über das hübsche, von einem Dorfbach durchflossene Levoncourt, aber auch der Weg über Liebsdorf empfiehlt sich und hält sein Namensversprechen. Winkel mag jetzt keinen spektakulären Anblick bieten, doch sollte man den Ort komplett durchradeln und zum Schluss noch einen kleinen Anstieg in Kauf nehmen. Man gelangt zur Source d’Ill – liebevoll, mit künstlerisch erotisch-geschwungen modellierten hellem Stein in Szene gesetzt. (Tatsächlich spielt die Skulptur von Anne Rochette auf die hügelige Landschaft des Sundgaus, aber auch auf den weiblichen Charakter an, der Quellen in der Volkskultur zugedacht wird.) Ein Platz zum Ausruhen und Enspannen. Eine asphaltierte Steilrampe lässt sich noch weiterfahren zu einer Höhe (Bildstoeckle), und weiter per Stichstraße zu einem Ausflugslokal. Mountainbiker kommen auch quer über den Berg und können weitere Varianten erschließen. Zwischen Ill-Quelle und Bildstoeckle befindet sich auch der Marokkanerweg, in Teilen identisch mit der Straße. Es waren einst Marokkaner, die hier den französischen Verteidigungsring der Maginot-Linie verstärkten, befürchtend, dass die Deutschen einen Überfall über die Schweiz auf das Elsass führen könnten. Als die Bewohner von Winkel 1940 evakuiert wurden, sollte das marokanische Regiment das Dorf weiter beschützen, wurde jedoch wenig später an der nordvogesischen Front verheizt. Da das Verhältnis zwischen der elsässischen Bevölkerung und den marokkanischen Soldaten als besonders freundlich galt, steht der Marrokanerweg heute auch als Symbol für die französisch-marokkanische Freundschaft. Wer will, kann von Winkel abwärts auch der gesamten Ill nach Altkirch folgen (oder umgekehrt). Ganz so spektakulär idyllisch, wie sich die Ill in Orten wie Altkirch, Colmar oder Strasbourg präsentiert, ist sie dann auf dem Lande dazwischen nicht. Insofern nett zu fahren, aber nicht die erste Wahl in der Region. Wenn wir schon bei den erotischen Reizen der Ill sind: Sundgau-Jura ist auch eine Region der Liebe (ich verweise schon mal auf Le Locle in der zweiten Reise) – wer hätte das gedacht? – Dazu ein Blick Ill-abwärts in das ländliche, nahezu unauffällige Werentzhouse, gleichwohl an der Achse Oberrhein/Basel-Region – Ferrette gelegen. Das historische Erbe des Sundgaus ist eingebunden in ein Museum, das sich auch der Liebe widmet – Schwerpunkt ist aber eine historische Postkartensammlung, auch über die Geschichte der Postkarte selbst. Von außen dominiert hingegen die Hommage an die Liebe. Das Musée des Amoureux et du Patrimoine Sundgauvien ist leider nur mit sehr kleinen Öffnungszeiten bedacht am ersten Sonntag des Monats und dann nur nachmittags. Während im Westen Orte wie Beaucourt oder Delle bereits von der Urbanisation Montbéliards geprägt sind, gelangt man unmittelbar nordöstlich von Delle in die typische wie auch verlassenste Ecke der Teichlandschaft des Sundgaus. Hier hat man nun manchmal Mühe zu bemerken, ob man in Frankreich oder der Schweiz ist. Nicht jeder Ort bietet überhaupt Möglichkeiten zum Einkaufen oder ein Restaurant. Etwas versteckt fand ich in Rechésy eine gute Adresse für das Abendmahl. Mal irgendwo ein Zelt aufstellen in den feuchtkalten Auen ist hier allerdings weder einfach noch angenehm. Okay, dieses Pfingsten hätte auch Ostern sein können – das hatten wir auch schon mal wärmer. Sa 14.5. Stuttgart | per Bahn | Weil am Rhein (FR) - Hesingue - Folgensbourg - Werentzhouse - Demnach - Vieux-Ferrette - Ferrette - Hippoltskirch - Kiffis - Moulin Neuf - Lucelle - Charmoille - Asuel - La Malcôte - Les Malettes (799 m) - Sceut Dessous - La Roche - Montfaucon - St-Brais (1000 m) - Soubey (476 m) - Montenol (743 m) - St-UrsanneÜ (Fr/Sa): C Huningue W: sehr windig, einige Täle windgeschützt, meist bewölkt, auch etwas Regen, sehr kühl, max. ca. 16 °C, meist 10-14 °C S: Fromage Antony (Vieux-Ferrette) AE (H/R des Deux Clefs): Kalbsnieren, Rahmsauce, Pommes, Gemüse, Salat, Rw 35,20 SFr Ü: C St-Ursanne 12 €, Warmdusche funktioniert nicht 123 km | 1930 Hm | 13,4 km/h Ganz im Nordwesten des Kantons Jura liegt eine fast vergessene Region, die selten genannt wird – weder mit dem französischen Namen Ajoie, noch dem deutschen Elsgau. Weitgehend ist das Gebiet mit dem Bezirk bzw. einem ehemaligen Grafschaftsbereich (mit 2-3 Vogteien) von Pruntrut identisch, einheimisch französisch heute Porrentruy, gleichnamig der Hauptort. Natürlich kann man die Route auch zunächst ganz nach Westen über Porrentruy legen, doch würde man so zunächst etwas außerhalb typischer jurassischer Landschaftelemente bleiben. Schneller ist also der Jura über St-Ursanne erreicht – und da ist man sogar schon mittendrin. Die doppelbergige Überfahrt von Ferrette ins Lützeltal nach Moulin Neuf ist landschaftlich reizvoll, aber auch anspruchsvoll. Eher noch etwas anstregender ist Route jenseits von Lucelle, wenn man über Asuel nach La Malcôte aufsteigt, ein sehr enges Weidetal, schon ein wenig alpiner Almcharakter, verkehrsarm – die denkbare Alternative zu der auch ansprechenden Route von Delémont über Les Rangiers nach St-Ursanne, allerdings verkehrsreicher, auch mehr Fels und Wald (mit Walderdbeeren und Heidelbeeren) meiner Erinnerung nach. Statt dem schnellen Sturz hinunter nach St-Ursanne von Les Malettes (Gasthaus verlassen, vgl. auch letzter der Tag der zweiten Reise), bietet sich die Fahrt der Corniche du Jura zu den Franches Montagnes an. Wer aussichtsreiche Blicke in das tief geschnitte Doubs-Tal erwartet, wird entäuscht sein. Trotz der steilen Uferfelsen, konnte sich ausreichend Wald ausbreiten und meist noch auf einen überhöhten Grat, der selbst die letzten Ausblicke verwehrt. Zu entlaubten Jahreszeiten gibt es einige Blicke mehr, aber auch nur wenige. Ausblicke hat man hingegen immer wieder mal in die anfangs recht zerfurchte Hochebene mit weiten grünen Weidewiesen, aber auch karstigen Felsreihen zwischendrin. Von Sceut Dessous kann man den Kurs abkürzen und nach St-Ursanne abfahren, ohne den Doubs zu queren – wohl mit mehr Ausblicken, aber auch waldreich bestückt. Die Corniche weiter ausgefahren – immerhin die 1000-m-Marke erreichend, erlaubt dann die erste Talabfahrt mit Doubs-Überqerung von Montfaucon hinunter nach Soubey (Bild), schon etwas mehr als ein Weiler fast ein kleines Dorf in idyllischer Lage in der Flussenke, aber kaum Platz sich dort auszubreiten. Gleich steigt man also wieder an, letztlich bestehen sogar mehrere Auffahrtsvarianten. Hier folge ich dem Höhenrücken, der Clos du Doubs, der die innere Zunge der Doubs-Schleife bildet und direkt nach St-Ursanne hinunterführt. Aussicht hat man länger ab Soubey, nach oben Rapsfelder, danach wieder weniger freier Blick. So 15.5. St-Ursanne (430 m) - Col de la Croix (789m) - Courgenay - Porrentruy (430 m) - Col de Montvoi (858 m) - Glère - Vaufrey (401 m) - Grotte de Réclère (658 m) - Réclère - Pierrefontaine - Blamont - Glay - Hérimoncourt - Vandancourt - Beaucourt - Delle - Faverois – RechésyW: teils sonnig, teils heiter, auch mal stärker bewölkt, sehr windig, daher auch recht kühl, nur wenig wärmer als am Vortag AE (R La Vielle Ferme): Meeresfrüchte-Pastete, überb. Pfanne m. Kart., Schinken, Munsterkäse, Eis Birne Helene, Rw, Cafe 38,60 € Ü: C frei 97 km | 1675 Hm | 12,7 km Für die hier gefahrenen Verbindungen vom Doubs nach Porrentruy und wieder zurück, nur wenig weiter abwärts in Glère sei angemerkt, dass es sich um recht harte Anstiege handelt – und zwar zu beiden Seiten. Das gilt auch für die Route von Vaufrey nach Réclere mit der Höhle und prähistorischem Park, wo ich wegen Besucherandrang (viele Familien, Kinder) und der ungemütlichen Witterungsverhältnisse den Besuch verworfen habe. Von den drei harten Anstiegen ist der von Porrentruy über den Col de Montvoi noch der gemäßigste. Porrentruy liegt also keineswegs auf einer Hochebene, sondern auf nahezu gleicher Höhe wie St-Ursanne am Doubs, nur getrennt durch einen Höhenrücken. Die Niederung um Porrentruy verweist dann auch schon auf den auslaufenden Jura, zeigt aber noch Karsterscheinungen. Porrentruy (Bild) ist schon etwas betriebiger, hat Gassen mit Geschäften und das Gesicht der Stadt lebt von mehreren Türmchen – vom Stadttor bis zu denen vom überhöht gelegen großen Schlosskomplex. Auch hier musste ich wegen der giftigen Windeskälte dem wärmenden Frühstück in einem Tea-Room gegenüber einer Schlossbesichtigung den Vorzug geben, sodass ich über das magere Besichtigungsmoment etwas unglücklich bin. Wärmezeit schlägt Besichtungszeit. In Glère zurück an der Flussschleife, gleitet man naturnah am Doubs entlang, kaum Verkehr dabei – ein romantisches Idyll in Grün, garniert mit gelben Wiesenblühern. Manchen Baum hat sich der Doubs erobert, ihn zum nackten Stamm entkleidet, deren gleißende Reflektionslichter dem Betrachter die Iris weiten. Vaufrey grüßt mit alten Schloss- und Kirchengemäuern, in Zeitlupe gefasster Verfall, bewahrt für Genießeraugen. Diese schauen unausweichlich in die wasserspeienden Löwenköpfe des Dorfbrunnens – Gesichter mit vermoosten Narben der Zeit – Zeit im Strahl, erfrischender Quell der Wasserkreisläufe – Vergänglichkeit und Wiederkehr in einem Bild. Sogar die Sonne wollte sich hier nicht verweigern, ihr mildes Frühlingslächeln auf die Wangen zu senden. Großartige Verweilzeit! Eine hübsche Entdeckung war das Vallée du Gland, bis zum Zusammenfluss in Glay von Creuse und Doue gespeist, nach recht plötzlichem Karstabfall unterhalb von Blamont öffnet sich ein liebliches Wiesental. Glück im Unglück erwischte mich dem Riss des Seilzugs am Umwerfer. Der Feiertage wegen konnte ich ja keine professionelle Hilfe erwarten, Radeln war nur noch in kleinen Gängen möglich – ungünstig vor allem für den letzten Tag, wo es schon Strampelstrecken mit weniger Bergprofil geben sollte. Da grüßte ein älteres Ehepaar in Hérimoncourt vom Bürgersteig. Ich grüßte zunächst gedankenlos zurück, überlegte aber dann, vielleicht ist da jemand radfahreraffin. So drehte ich um, und fragte, ob sie vielleicht eine Idee hätten, wo ich Abhilfe finden könnte. Der Mann erkärte sich als dem Rennradfahren zugeneigt und meinte, in seiner Garage könnte sich was finden. Wir mussten etwas durchprobieren, der erste Seilzug war zu kurz, doch es fand sich dann ein passender. Die Frau brachte Kaffee und Gebäck, im Haus sprangen mehrere Enkel herum. Immer wieder wunderbar, welche Geschichten das Radreisen schreibt. Pannenzeit wird zur Begegnungszeit. Mo 16.5. Rechésy - Pfetterhouse - Courtavon - Winkel - Source d'Ill - Bildstoeckle - Winkel - Hippoltskirch - Oltingue - Bettlach - Hagenthal - Folgensbourg - Ranspach - Helfrantzkirch - Bartenheim - Sierentz - Kembs - Ottmarsheim - Neuenburg - Müllheim | per Bahn | StuttgartW: Bewölkt, zunehmend auch regnerisch, sehr kühl, windig 105 km | 960 Hm | 15,2 km/h Vgl. Anmerkungen zu Anfang der Reisenotizen zum Sundgau Bildergalerie La Grande Boucle du Doubs I (83 Fotos): (die Bilder der Burg Ferrette entstammen alle der folgenden 2. Jura-Kurzreise, da sie hier inhaltlich besser reinpassen)Fortsetzung folgt
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#1310673 - 11/14/17 09:42 PM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: veloträumer]
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Ein schöner Aspekt solcher Radreisen ist die Begegnung mit freundlichen und hilfsbereiten Menschen - in allen Ländern. Das kannst Du ja sicherlich nicht nur basierend auf dem geschilderten Ereignis bestätigen.
Ich freue mich auf die Fortsetzung Deines detaillierten Berichts.
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#1310677 - 11/14/17 09:54 PM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: Holger]
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.... - von Hansjörg Schneiders Hunkeler las ich schon häufiger. . Lieber Leo!
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...in diesem Sinne. Andreas | |
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#1310747 - 11/15/17 12:11 PM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: Keine Ahnung]
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Ein schöner Aspekt solcher Radreisen ist die Begegnung mit freundlichen und hilfsbereiten Menschen - in allen Ländern. Das kannst Du ja sicherlich nicht nur basierend auf dem geschilderten Ereignis bestätigen. Sicherlich, eine episch lange Ansammlung von Geschichten... - Was mich ein wenig nachdenklich macht, dass ich offenbar selber nicht mit gleicher offener Empathie durch die Welt laufe, sprich: der Deutsche ganz i.A. es nicht so gut gelernt hat, offener auf fremde Menschen zuzugehen (Mentalität, Erziehung). Gerade heute scheint ja das Misstrauen wieder stärker zu werden, obwohl man sich digital kaum noch was veheimlicht.
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Edited by veloträumer (11/15/17 12:11 PM) |
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#1310765 - 11/15/17 01:12 PM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: Holger]
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Deine geographische Eingrenzung würde ich jedoch anzweifeln - zwischen Sundgau und dem Burgund liegen doch ein paar km. Herrje, du machst es mir nicht einfach, mich mal kurz zu fassen. "Sundgau = Hügel- & Teichlandschaft zwischen Vogesen, Jura, Oberrheingraben, Elsass und Burgund" bedeutet: Vogesen, Jura, Oberrheingraben sind geografisch-geologische Begriffe, markieren die Grenzlage zwischen den Gebirgszügen und der Hauptebene, zwischen mindestens drei Landschaftsytpen. Elsass und Burgund sind eher kulturelle Regionensbegriffe, dem Wandel der Zeit häufig unterlegen. Zudem gibt es auch heutige Verwaltungsbezeichnungen dazu, aber auch zu Jura und Vogesen (als Department, Kanton) - die decken aber selten historische oder natürlich verbundene Regionen ab. Sohwohl die Vogesen sind auf mehrere Departments aufgeteilt wie auch der Jura auf frz. Seite und ebenso auf Schweizer Seite auf mehrere Kantone. Franche-Comté (also wesentliche Teile des Jura; = Freigrafschaft Burgund) ist im weiteren Sinne "burgundisch", besonders auch historisch weiter zurück. Die Burgundische Pforte (bei Belfort, zugleich Vogesen und Sundgau) bezeichnet die Kultur- und Landschaftsgrenze des Alemannischen zum Burgundischen, auch anders formuliert zum Frankophonen, zu Gallien. Du musst mir vor allem einen Vorwurf machen, dass ich die im Osten angrenzenden Schweizer Horden nicht erwähnt habe, sind sie doch kulturell als auch herrschaftlich nochmal eine dritte bis vierte Spezies in dem Länderdreieck (die vierte sind die Elsässer). Weiters: Das Department Haute-Saône steht ein bisschen verloren zwischen den heutigen Regionen des heutigen und historischen Kern-Burgunds zur einen Seite, ist aber auch andererseits bereits Teil der Vogesen-Region. Für mich ist es daher naheliegend, auch aus heutiger Sich die Trennlinie zwischen einer jurassischen Region (also dem Jura-Höhenzug folgend) und dem Burgundischen zu unterscheiden, fehlt es doch an einer geeigneten geografischen Überbezeichung für die Hügel nordwestlich des Doubs (geologisch wohl schon Zentralmassivsockel), der flussabwärts von Montbéliard die Grenze zum Jura markiert. Landschaftlich ist der Doubs dort eigentlich schon mehr "burgundisch" mit den sanften Hügeln, und dem stillen Wasser samt Schiffsstraße auf begleitenden Kanälen - so wie für das Burgund typisch. Der Doubs oberhalb Montbéliard hingegen ist "jurassisch" mit den immer wieder auftauschen Kalkabbruchkanten, dem gestuften Übergang auf die Hochebenen und den tief eingeschnittenen Schluchten. Beiden Gebieten ist gemeinsam eine große Stille der Gewässer, wenn auch immer wieder aufgebrochen durch Kaskaden, meist der Verkarstung geschuldet - so weit weniger im Burgundischen zu finden. Das französische Jura als Teil des Burgundischen ist besonders hervorgehoben in der historischen Herrschaftsphase im späten ersten Jahrtausend, so nachzulesen über das Königreich Burgund (das ist jetzt aber für mich auch Neuland). Dort gut zu sehen auf der zweiten Karte mit der "Grafschaft Burgund" und "Transjurana" - eine rechte interessante Bezeichnung, meine ich. Meine Regionsbezeichnungen hier möchte ich mehr entlang von Landschaftsformen und/oder Gebirgszügen ableiten, die Kulturräume nur als Hilfestellung. Der Sundgau, das ist hier die markante Feststellung, ist noch nicht richtig Jura, aber auch nicht mehr Vogesen, er ist vom Burgundischen wie vom Elsässischen geprägt, aber auch noch vom Alemannischen des Oberrheins und den eidgenössischen Stämmen des Schweizer Mittelandes und der Weltstadt Basel. Es ist eben, wie der Name "Burgundische Pforte" sagt, eine Schnittstelle, ein Durchlass, ein Übergangsland von verschiedenen Landschaften, Gebirgssockeln und Kulturen, in dem man gerne frittierten Karpfen isst. Das Burgundische gehört in jedem Fall dazu, sogar namentlich. Zu allem Überfluss haben die Franzosen jetzt auch noch Franche-Comté und Bourgogne als neue Region Bourgogne-Franche-Comté zusammengelegt - also sich wieder mehr den größeren historischen Burgund-Regionen angenähert.
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#1310777 - 11/15/17 01:21 PM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: veloträumer]
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Deine geographische Eingrenzung würde ich jedoch anzweifeln - zwischen Sundgau und dem Burgund liegen doch ein paar km. Herrje, du machst es mir nicht einfach, mich mal kurz zu fassen. […] Also ob Du es versuchen würdest Aber ich kann Deinen Einlassungen natürlich folgen, so tief bin ich da gar nicht gegangen. Ich bin da eher von meiner Mental Map ausgegangen, und da zähle ich beispielsweise Besancon nicht zum Burgund. Viele Grüße, Holger
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#1310792 - 11/15/17 01:56 PM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: Holger]
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so tief bin ich da gar nicht gegangen Aber es heißt ja in der Überschrift u.a.: Post-doc-graduate-Jura-Forschung...
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#1310888 - 11/15/17 08:50 PM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: veloträumer]
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La Grande Boucle du Doubs II (Ouest) Montagne Lomont – Pays Horloger – Franches Montagnes – Sundgau feat. Cirque de Consolation, Source du Dessoubre, Chocolaterie Klaus, Gorges & Saut du Doubs, St-Hippolyte, Château de Ferrette13.-17.4.2017 | 4 ¼ Tage | 372 km | 5925 Hm Do 13.4. Stuttgart 12:59 h | per Bahn | 19:06 h L'Isle-sur-le-Doubs - via Eurvelo 6 – ClervalW: sonnig, 16-10 °C AE: gem. Dönerteller, Salat, Pommes, Ayran 15,50 € Ü: C Municipal 6,30 € 22 km | 40 Hm | 17,1 km/h Ein Wort muss hier noch zur Anfahrt gemacht werden, derer Hürden schon im Vorfeld groß genug waren. Der Zug von Belfort nach Lyon war dann aber mit den hohen Schmaleinstiegen für Radler eine Zumutung, die vorhandene breite Ladetüre wollte das Personal nicht bedienen. Noch unfreundlicher, wenn man beim Aussteigen gerade sein Fahrrad auf dem Bahnsteig hat, der Zufgührer schon in die Pfeife trillert, während die Taschen noch im Zug liegen. Nicht verhindern konnte ich bei der Aktion eine kleine Prellung am Handballen. Solche Bahnkultur gehört an den Pranger gestellt. Der Kunde wird hier als ungeliebter Störfall behandelt. Daumen deutlich nach unten! Fasse ich das abendliche Anradeln und den mehr oder weniger abgesoffenen Schlusstag zusammen, erreicht die Ostertour rein rechnererisch nicht mehr als 4 Tage. Das Anradeln entlang des Doubs auf dem Eurovelo 6 verlängerte sich allerdings schon mal deutlich gegenüber der geplanten Straßenroute. Den Eindrücken zu Folge gewichtet diese Strecke aber mehr als die Distanz bemessen ist, denn diese stillen Momente der hübschen Orte, insbesondere im Startort L’Isle-sur-le-Doubs, inspirierten spontan. Es ist Entschleunigung durch Ansichten, es ist Genusszeit im Spiegel der Fließbewegungen. Oder auch: Zeit im Spiegel. Denn der Doubs kennt viele Spiegelflächen. Der Radweg verläuft teils über Nebenstraßen (jeweils eine Weile nach L’Isle und Clerval), dann auch ein längeres Stück auf eigener Flussroute, wobei die Straßenführung teils am gegenüberliegenden Ufer auszumachen ist. Ein radspezifisches Info-System findet sich an einer Säule an der Einfahrt nach Clerval. Der Doubs ist hier in Teilen zweigeteilt in natürlichen Flusslauf und schiffstauglichen Schleusenkanal (Schiffe sind hier Freizeitboote kleinerer Art, derer aber keine unterwegs waren, einige verankert in L’Isle zu sehen). So führt der Radweg mal am Fluss entlang, mal am Schleusenkanal, umgekehrt zur Straße, soweit von dieser getrennt. Die Straße allerdings nimmt auch mal eine Flussbiegung raus und verkürzt den Weg. Da aus dem Hinterland immer wieder Straßen zum Doubs anrücken, gibt es auch Abschnitte mit Straßen zu beiden Seiten, kleine Orte wie Clerval sind zuweilen ungewöhnlich vielschichtige Knotenpunkte (von Clerval aus kann man ca. 10 Richtungen ansteuern!). Daran gemessen ist der Verkehr dann trotz einiger Transitspediteure sehr gering. Immerhin verläuft ja auch eine Autobahn in der Nähe, die trotz einer Flussüberbrückung auf diesem Streckenabschnitt keinerlei Störungen an der Flussromantik verursacht (außerhalb des Sicht- und Hörfeldes). Mit Erreichen von Clerval sehe ich an einem Restaurant die Jalousien fallen – wie sich zeigte, das einzige geöffnete Restaurant im Ort. Die Essenszeiten sind knapp bemessen, weil der Koch Geld kostet und Gäste zu wenige. Naja, es gibt noch Fastfood à la Döner, immerhin mit ein paar Sitzgelegenheiten, bei der anziehenden Kälte des Abends schon ersehnt. Es hinderte allerdings eine Französin nicht in Minirock und ohne Strümpfe rumzulaufen, wie auch andernorts bei einstelligen Temperaturen und durch den Wind besonders niedrigen Fühltemperaturen T-Shirts, kurze Hosen und kesse Kleidchen (auch Rennradler mit Sommeroutfit) den Franzosen einmal mehr als harten Burschen oder gestähltes Mädel zeigten (in der Schweiz traditionell zurückhaltender). Der Camping liegt ganz passabel am Ufer des Doubs, allerdings mit hartem Boden. Um Heringe in den Grund zu stoßen, braucht es Bohrmaschine oder Schlaghammer. Fr 14.4. Clerval – D 27 – Ansuans - Grossey-le-Grand - Col de Ferrière (592 m) - Belvoir/Château - Sancey - Laviron - Pierrefontaine-les-Varans - Gigot - Consolation/exc. Parque de Cirque de Consolation (Cascade) - Source du Dessoubre - Fuans - D 242 - Auberge du Mont Fuans (900 m) – MorteauW: meist sonnig, windig, kühl, ca. 3-16 °C AE (Le Chaudron): Schnecken-/Crevetten-Cocktail in Sahnesauce, Zitronensorbet, Filetsteak in Morchelschaumsauce, Pommes, Karottenpüree, Kartoffelpuffer, Ruccolasalat, Heidelbeerkuchen, Cafe, Rotwein (Käseverzicht) 30,30 € Ü: C Le Cul de la Lune 10,20 € 87 km | 1565 Hm | 12,8 km/h Der kleinen Fortsetzung am idyllischen Doubs nach Aufwärmen der Finger mit den ersten Sonnenstrahlen (der Camping selbst bleibt durch einen Berg länger im Schatten, während zur anderen Flussseite Boulangerie und Café schon lange im Lichte stehen) folgt alsbald ein gemäßigter Anstieg, zunächst Wald, dann Weidewiesen mit Bauernhäusern, dann wieder Wald bis zum Erreichen einer eher offenen Hochebene der Lomont-Bergkette, deren Rücken mit Windmühlen zur Stromerzeugung bestückt sind. Das Grün ist zuweilen schon bis auf 600 oder 700 m ausgeschlagen, wenngleich natürlich noch nicht an allen Bäumen. Viele Schlüsselblumen begleiten am Rande, Ausblicke nach Clerval sind lange möglich, soweit der unterste Abschnitt überwunden ist. Die Lokalität am Col de Ferrière ist saisonabhängig und nur für Tagesausflügler, weil kein Feiertag auch nicht geöffnet. Das gilt auch für die Burg von Belvoir (Bild), für die ich einen Umweg und eine Stichstraße einlegte. Zu Ostersonntag (Juli/August jeden Tag) hätte ich die Burg gegen Eintrittsgeld besichtigen können, an diesem Tag wurde ich jedoch verjagt, womöglich stehen hier private Nutzung und öffentliches Kulturgut nebeneinander mit einer Kompromissformel. Wer möchte, kann im royalen Ambiente auch heiraten oder Seminare abhalten. Ein Antrag auf ein jurassisches Seminar ebendort abzuhalten wurde allerdings von meiner Forschungsgeldgenehmigungskommission bereits umgehend abgelehnt. Der Umweg zur Burg lohnt sich aber auch ohne nähere Besichtigung, ist der kleine Ort drumrum schon ein Kleinod und die Aussicht hier wunderbar. Der nächste, auch eher als gemäßigt zu bezeichnende Anstieg führt an der Reculée du Dard vorbei, einer eher kleinen, aber eindrücklichen Felswand, die den gestuften Anstieg des Jura vom Doubs durch beeindruckende Felskessel charakterisiert. Für die von Greifvögel und Eidechsen gerne bewohnte Schlucht kann man eine zusätzliche Wanderung ab dem Aussichtsplateau einlegen und je nach Wasserlage eine Karstquelle finden. Eher im Zeichen des Käses, allen voran des [/i]Comtés[/i], stehen die agrarischen Hochebenenorte Laviron und Pierrefontaine. Schon wenig unterhalb von Pierrefontaine taucht man erneut hinunter ins urwüchsige Tal von Val, Reverotte und schließlich Dessoubre – ein mystisch anmutendes Spiel aus Wald, Wasser, Licht, Fels, Steinkugeln, zotteligen Moosbärten und Sumpfdotterblumen. In einer großen Kehre noch zuoberst dreht sich die Straße in eine besonders markante Felswand, aus der ein dünner Wasserstrahl herunter tropft, die Quelle der Val. Ein anderer Teil des Wassers diffundiert quasi still unten aus einem Felstunnel. Auch Wasser ist ja ein Zeitmesser, besonders wenn es tropft. Dann ist Wasser wie ein Uhrenschlag, wie ein Ritzelrasten im Uhrenwerk. Insofern klaut der Jura häufig die Zeit, wenn die Karstböden das Wasser schlucken. Aber Zeit ist unbestechlich – irgendwo wird das Wasser wieder ausgespuckt. Und dann hat der Jura wieder das, was ihn auszeichnet: Eine Welt mit viel Zeit, fast bis zur Krönung des Zeitlichen – der Zeitlosigkeit. Wer dem Wasser im Jura lauscht, der hört die Zeit und ihre Geschichten. Das Wasserelement ist nun bestimmend nicht nur hinunter, sondern auch wieder aufwärts entlang dem Dessoubre ab Gigot (Hotel/Restaurant). Mit Mühlenromantik und Moossteinkaskaden nähert man sich dem Abzweig zum Cirque de Consolation, wenn man die Hauptroute zur Hochebene bei Fuans verlässt. Sie ist aber auch erreichbar über eine sehr schmale, wenngleich steile Straße, deren wesentliche Rampe beim ehemaligen Kloster (Kunstaustellung, Ausflugslokal) beginnt, wo man durch eine (gezäunte) Parkanlage hindurch mit Madonnengrotte weiter zu einem Wasserfall und ggf. als Wanderer auch zum Roche du Prêtre aufsteigen kann, wo sich der Felskessel aus der Vogelperspektive betrachten ließe. Die dort hinführende Straße zur Höhe ab Fuans war allerdings aktuell gesperrt, sodass ich mich mit der Froschperspektive auf die eindrückliche Felsformation begnügen musste. Folgt man nun der Straßenrampe weiter an Richtung Fuans, streift man unmittelbar an einer größeren Kaskade vorbei, darüber ein Hotel/Restaurant. Hier unmittelbar hinter dem Parkplatz entspringt der Dessoubre, auch wiederum still aus der Unterkante eines mächtigen Felsens. Über Wanderwege lassen sich die Attraktionen auch auf andere Weise miteinander verbinden. Hat man die Hochebene bei Fuans erreicht, leuchtet das Dorf mit Kirchlein wie eine Spielzeuglandschaft über dem Wiesengrün in der Abendsonne. Nunmehr erreicht man eine recht stark befahrene Straße, da die D 461 gesperrt ist, läuft alles über die abkürzende D 242, die hier nochmal bis zu einem Gasthof am Hochpunkt sehr steil ansteigt. Überraschend flach ist hingegen das Gefälle nach Morteau hinunter, das in einer weiten, flachen Talmulde des Doubs liegt und so ein größere Siedlungsfläche bietet. Entsprechend geschäftig ist denn auch Morteau, der Camping sehr zentrumsnah, dennoch eigentlich ruhig, wenn es nicht angrenzend discomusikfeiernde Jugend gäbe, die bis 3 Uhr nachts durchhält. Schlafzeit ist Nachtzeit minus Partyzeit. Partyzeit – auch die gibts im Jura. Die Genussmomente des Abendmenüs nachhaltig noch im Gaumen, konnte ich auch das noch gerade soeben ertragen – der Jura macht gelassen. Sa 15.4. Morteau - Villers-le-Lac - Les Brenets - Col des Roches (919 m) - Col-France (901 m) - Col des Roches - Le Locle - Le Basset/Route des Monts (1200 m) - Les Brenets - Le Saut du Doubs (CH-Seite/exc. F-Seite) - Les Planchettes - Le Basset (1057m) - Biaufond - Fournet (965 m) - Charquemont - Dambrichard - Col de la Vierge (964m) - Charmauvillers - La GouleW: bewölkt, auch regnerisch, sehr windig, kühl, 4-13 °C S: La Fruitière Morteau, Chocolaterie Klaus, Boulangerie/Patisserie Gaume (alle Morteau) AE (La Goule): gem. Salat m. Schinken, Spargel & Schinken, Hechtfilet in Sahnesauce, Karottenpüree, Lauchgem., Reis, Weißwein, Cafe 60 € Ü: C frei 87 m | 1595 Hm | 11,4 km/h Der Wetterwechsel war vollzogen, Sonne nun für den Rest der Reise nicht mehr zu erwarten, die Morgenkälte aber geblieben. Zum Aufwärmen dann eine Einkaufstour durch Käserei (bekanntest Comté und Morbier) mit allerlei auch anderer Spezialitäten (Morteau ist auch für eine spezielle, mürbe Salami bekannt, die in kuriosen Formen bis zum Tannenbaum hin modelliert wird), ein auch mit österlichen Geschenken gut ausstaffierte Boulangerie mit Café (Fisch als Schokomodell) und die hier ansässige, seit 1856 produzierende Chocolaterie Klaus mit Fabrikshop. Neben vorzüglicher Schokolade mit delikaten Füllungen und ausgewählten Kakaosorten wurde Klaus mit Karamellbonbons bekannt. Die Füllungen und Aromen sind typischerweise auch mit jurassischen Produkten gemacht, so wie die Heidelbeere aus den Wäldern oder das Salz aus Salins-les-Bains. Viele Möglichkeiten, sich ungemütliche Kältezeiten zu versüßen. Zeit kann man also auch süßen, würzen oder sonstwie ihren Geschmack verändern. Man kann also Zeit schmecken. Bis zum schweizerischen Brenets ist es flach, dort steigt die Straße schnell ab Grenze und innerorts an, die Steigung aber besonders weiter oben gemäßigt. Wenig Atmosphäre lässt sich aus den „Seen“ der Doubs gewinnen, denn diese sind von der Strecke kaum einsehbar. Die südliche Uferzone etwa bei Villers-le-Lac ist schließlich auch nur eine betonierte Freizeitfläche, die in der aktuellen Wettertristess keinerlei Romantik verströmt. Bereits am Ortsanfang von Villers-le-Lac starten die Ausflugsboote zum Saut du Doubs, deren Fahrt sich durchaus lohnen würde, da die Ausblicke auf die Felswände am Doubs nur von der Wasserfläche aus voll zu genießen sind. Die Anfahrt etwa über den asphaltierten Weg (Schweizer Seite, Rad- und Wanderweg, zu Ausflugszeiten viel Fußvolk, Kinder, ggf. Anliegerverkehr der Ausflugslokale) ist so von Wald verdichtet, dass sich nur wenige Ausblicke auf die Doubs-Mäander und die aufragenden Felsufer gewinnen lassen – bei mehr Laub an den Bäumen natürlich noch weniger. Zwischen Les Brenets und der Fahrt zum Saut du Doubs habe ich aber noch eine Bergschleife über Le Locle eingeflochten, derer es verschiedene Varianten gibt. Neben der Hauptader parallel zur Bahnlinie noch vor Villers-le-Lac über die D 461 mit dem besetzten Zollübergang (der einzige auf beiden Reisen) Col France (m. E. kein Bergpass, sondern nur wegen der Grenze so bezeichnet) bietet sich besser die Strecke durch Brenets zum Col des Roches an. Wer es noch einsamer mag, kann mehrere asphaltierte Wege in Anspruch nehmen, darunter der offizielle Radweg nach Le Locle, der oberhalb von Brenets, die Felsen vom Col des Roches in der Ferne schon erkennbar, von der Straße abzweigt. Weitere Möglichkeiten bestehen etwas weiter unten, aber auch bereits oberhalb von Brenets in den letzten Siedlungszipfeln, wo man mit einem Abzweig später zu einer Vergabelung gelangt, die weitere zwei Varianten ermöglichen. Diese sind die härtesten Varianten, weil der komplette Höhenrücken bis auf über 1200 m überwunden werden muss, bevor man zur anderen Seite nach Le Locle wieder herunterfällt. Derer eine Variante bin ich von Le Locle gefahren, die zwar nach Karte gut zu identifizieren ist, aber explizit mit Ziel Brenets nicht ausgeschildert ist (über Les Recrettes, so aber auch nicht ausgeschildert, sondern zunächst dem Weg nach La Chaux-de-Fonds folgen, dann Richtung Les Planchettes, dann bei der entscheidenden Süd-/West-Verzweigung zum Bauernhof und Restaurant de la Ferme Modéle hinunter, hier Ausschilderung Brenets). Die Route über den einfachen Col des Roches ist aber lohnenswert ob des eindrücklichen Felsengewirrs und der Tunnels, evtl. ist die Umkehrung meiner Route sinnreicher, da man so die bessere Abfahrtsseite erwischt. Traditionelle Villenbauweisen und moderne Architektur mischen sich in Le Locle recht charmant und mit viel Farbe, wenngleich durch den spärlichen Entfaltungsraum, der sich eigentlich nur in der Längsachse für einige parallele, streng symmetrische Einbahnstraßen ergibt, das Ortsbild etwas dicht geschichtet bis überhäuft wirkt. Der Blickfänger ist das fassadenbemalte ehemalige Rathaus mit kleiner Gartenanlage. Dem zu Fuße findet sich sogar eine Banc des Amoureux, die Verliebte einlädt sich hier zu fotografieren und entsprechende Fotos an die Stadt einzusenden, nebst Veröffentlichung in einer Fotogalerie – dann auch eine Verlosung von Liebespralinen wartet. Entstanden ist diese amoröse Werbemaßnahme zur Aufwertung schweizerischer Städte vor einigen Jahren, als sich Le Locle kurzerhand mal als Weltkapitale der Liebe bzw. des Valentinskultues selbst ernannte. Am Valentinstag wird dann das alte Rathaus in entsprechendem Rotlicht illuminiert. Valentinsuhren brachte auch mindestens eine ansässige Uhrenfirma in ihr Sortiment ein. Liebeszeit also. Liebe ist ja eine ganz spezielle Zeit. Man wünscht sich diese zeitlos oder auf ewige Zeit erhaltend, aber Liebe kann nur im Moment leben. Ihr Schicksal liegt in der Vergänglichkeit, mehr als alles andere. Die Vergänglichkeit kann man in Zeiteinheiten messen, aber die Zeit kann sie nicht aufhalten. Die Zeit bleibt, aber sie lässt alles zurück, sogar sich selbst – das ist schon schizophren. Denn die Zeit erfindet sich auch immerzu neu, jede neue Sekunde ist eine andere als zuvor – nur die Einheit bleibt gleich. Und so lässt die Zeit auch die Liebe zurück. Aber die kommt ja wieder – spätestens am Valentinstag und im Kassenfach der Blumengeschäfte oder Pralinenläden. Liebe für die Ewigkeit gibt es bekanntlich auch – hatten wir ja bereits im Museum (Werentzhouse, Sundgau, s.o.). Uhrensymbole finden sich natürlich an vielen Stellen, so als Blumenuhr an einer Straßenverzweigung oder das Denkmal zu Ehren von Daniel Jeanrichard, der Anfang des 18. Jahrunderts das Präzisionshandwerk der Zeitmesser in Le Locle etablierte. Das Uhrenmuseum befindet sich bereits in den obersten Lagen des Bergrückens hinter dem Bahnhof, wo meine bereits beschriebene Rückroute nach Brenets anbeginnt. Schade, dass ich keine Zeit habe für Zeitmessgeräte. So sagte ich mir nach oben blickend, der drohenden Wolken wegen – dunkel, als wäre das Ende des Tages gekommen. Die regnerische Phase des Tages beschränkte sich allerdings nur auf den Abschnitt um den Saut du Doubs. Die Anfahrt, unmittelbar genau in der oberhalb Brenets gelegenen Spitzkehre, aber auch als Variante weiter unten zu finden, ist durch die Bäume dabei noch recht geschützt. Am Saut du Doubs gibt es zu beiden Seiten Ausflugslokale, wobei die französiche Seite deutlich belebter ist, auch mit touristischen Verkaufskiosken verzichtbarem Klimbims, derer bei dem schlechten Wetter allerdings nicht alle auf waren. Der Volksauflauf kann hier plötzlich zunehmen, weil nicht nur weitere Besucher über die französische Seite anwandern, sondern auch die Boote aus Villers-le-Lac und Les Brenets andocken. Wegen des teils zu erwartenden gehoben Ausflugsbetriebs gilt in diesem Bereich sowie für den Zugang zum Aussichtspunkt für den Wasserfall Radfahrverbot. Zwar war just nicht viel Betrieb, sodass ich mich daran nicht hielt, aus einem Kiosk empfang ich aber sofort Gemecker – wohl verkaufen sie auch nur an Leute, die langsam genug an den Buden vorbeilaufen, derweil ja das eigene Auto gleich neben dem Kiosk steht. (Die Brücke ist übrigens nicht autotauglich, es besteht aber auch zur französischen Seite eine Anfahrtsmöglichkeit für die Betreiber, nicht weit dort auch ein Parkplatz für alle Besucher.) Zunächst ist man auf der Brücke bei den Gasthöfen etwas verblüfft, das Wasser verschwinden statt sprudeln zu sehen. Eine Felsstaustufe verschluckt das Wasser und legt einen bemoosten Trockenfluss dem Betrachter aus, wieder eine recht archaisch wie mystisch anmutende Erscheinung. Nur zur Schweizer Seite bemerkt man, wie langsam das Wasser wieder zu sprudeln beginnt und Fahrt aufnimmt. Zur französischen Seite gibt es nach einer Waldpassage ohne Flussblicke zwei Aussichtspunkte, einer unten, der wesentliche aber oben. Nur von dort hat man Frontalsicht auf den Wasserfall, die anderen Sichtplateaus – so auch der schweizerische Aussichtspunkt ebenfalls unten an der Wasserfallkante – erlauben nur Seitenblicke. Mit Weitwinkel ist oben nicht sinnvoll zu fotografieren, man braucht aber auch kein Teleobjektiv, es reicht der obere Porträtbereich mit 70-90 mm Brennweite. Zurück zur Schweizer Seite, führt nun eine Schotterpiste nach Les Planchettes, lange Zeit wenig nach oben, sondern eher halbhoch den Doubs begleitend, Ausblicke sehr eingeschränkt, mehr der Fels zur Bergseite – und auch vor allem noch wegen des spärlichen Laubs. Die Piste ist zwar ordentlich fest, aber nur sehr ruppig fahrbar, also nicht gerade schnell und angenehm für Straßentourenreifen. In den oberen Bereich später gibt es mal Teilasphalt und auch bessere Piste, dafür ist es dort steiler. Nebst Kapelle findet sich oben im kleinen Les Planchettes auch ein vollwertiger Gasthof. Von hier ist es eher flach bis Le Basset (Golfplatz) und dem Abzweig hinunter nach Biaufond, wieder über typische Hochtalwiesen und mit Alleencharakter. Nur kurz wäre der Weg nach La Chaux-de-Fond, für Radler gibt es noch eine anspruchsvollere Umwegvariante. Die Straße hinunter zum Doubs taucht in Wald ein, bietet Kehren, ein paar Felstunnels und unten idyllische Gasthöfe, zunächst verschwiegen in einer Nische gelegen, später bei der Brücke mit Inseleffekten an einem weiten Bogen der Doubs, zu zwei kleinen Seen ausgebildet. Wer zur Schweizer Seite bleiben möchte, findet auch hier einen Aufstieg zu den Freibergen und Le Noirmont. Zumindest die französische Seite bereitet zum Aufstieg wiederum eine gemäßigte Variante wie auch die umgekehrt gefahrene Neigung nach La Chaux-de-Fonds so zu beurteilen ist. Den Hochpunkt erreicht man mit Fournet, man durchquert zum gleich hohen Col de la Vierge allerdings wieder eine Hochtalmulde über Charquemont und Damprichard. Es war nun ein gewisses Risiko, hatte ich nur indizienweise das Restaurant in La Goule als geöffnet recherchieren können (eigene Website noch nicht geschaltet). Mit Einbruch der Dämmerung gelangte ich so von Charmauvillers das extrem schmale wie steile (Schild oben gibt 20 % an) Sträßchen zum Doubs-Ufer hinunter, manches Geäst liegt auf der Straße. La Goule liegt zur Schweizer Seite, entsprechend ist auch der Straßenanschluss nur zur Schweizer Seite „belebt“, wohl wird kein Franzose zum Essen an abgelegene Gasthöfe am Doubs in der Schweiz pilgern. Trotzdem finden sich auch zur französischen Seite ein paar Häuser, noch ein Stück oberhalb des Ufers sogar eine eigenwillige Kapelle. Von der Brücke mit Stauwehr ist wiederum eine partielle Versickerungserscheinung des Doubs zu erkennen wie schon am Saut du Doubs. Der Gasthof hatte nun tatsächlich auf und verpflichtend wählte ich natürlich hier ein Fischgericht. Fischzeit eben. Zwar erwirkte ich die persönliche Bewilligung des Gastwirtpaares, nahe des Hauses an ein paar Bootskähnen zu zelten, doch würden sich hier ohnehin weitere Zeltmöglichkeiten finden, führt doch noch eine Piste ein ganzes Stück weiter am Doubsufer zu einem weiteren Gasthof, dazwischen auch Auenwiesen gelegen, an denen sich Fischreiher streiten. Ob sie streiten, weil sie zuviel Zeit haben oder ob es zu wenig Fisch für alle gibt, war nicht rauszuhören. Fischreiher haben übrigens nichts mit Zeitreihen zu tun – aber darüber zu grübeln ist schon sehr zeitverloren, eher schon bekloppt vom dauernden Trommeln der Regentropfen. Auch das ist eben Jura, man kann verrückt werden. Robert Walser wanderte gerne im Jura und wurde verrückt. Friedrich Dürrenmat, ein anderer „Jourist“, brachte uns den Spiegel der irren Welt auf die Bühne. Als Freigeist war er ja ohnehin ein Irrer – Freigeister sind immer irre! Jouristen sind Freigeister – deswegen auch „Freiberge“. Freigeist, FreiZeit – der Jura hat viel(e) Zeit(en) – vor allem unbeugsame Zeit. So 16.4. La Goule - Le Noirmont (971 m) - Saignelégier - Goumois - Fessevillers (861 m) - Trévillers - D 437 - St-Hippolyte - Soulce - Courtefontaine (790 m) - Indevillers - Glère - Ocourt - St-UrsanneW: regnerisch, sehr windig, kräftige Schauern, später bewölkt, kurz heiter, 7-14 °C AE (H/R de la Couronne): Spargel & Schinken, Lammfilet, Gemüse, Kroketten (Nachschlag Hauptgericht!), Törtchen m. Crème, Sahne, Schokomousse, Erdbeeren, Rotwein, Cafe 54 € Ü: C Le Chandelier 15 SFr, warme Dusche funktioniert! 91 km | 1575 Hm | 13,1 km/h Zunächst aber mehr Feuchtzeit – auch unbeugsam. Am frühen Morgen regnet es immer wieder mal leicht und deutet schon mal in den weiteren Tag hinein – denn oben zur Höhe und die Abfahrt von Saignelégier nach Goumois hinunter zur Mittagszeit werden von garstigen Schauern begleitet, mit dem Wind bis zur Schräglage getrieben und bei Temperaturen, wo auch Schnee hätte fallen können. Zunächst aber erfreute die Auffahrt doch ob des schönen Waldes, der sich auf das Felsufer gesetzt hat. Moosiges Grünleuchten auf Baumstümpfen, Rinnsalkaskaden, Blütenreichtum in Violett, Gelb und Weiß und der große Showview kleiner Schnecken machen den anspruchsvollen Aufstieg zum Genussmoment. Oder ist es gar Zeit für Kunst? Robert Walser sagt: „Mir scheint, die Natur führte den Menschen zur Kunst; diese machte ihn wieder auf die Natur aufmerksam.“ Die Bilder hier mischen sich zwischen aquatischem Naturerleben und Aquarell. Den Genussmoment vertiefe ich zum Aufwärmen im Tea-Room von Noirmont, namentlich „Wenger“, derselbe Name des Gourmetkochs mit Restaurant und Hotel unscheinbar am Bahnhof gelegen – das Ostermenü schlägt dort aber mir 250 SFr zu Buche (unter der Woche geht auch was um die 90 SFr, ohne Getränke, versteht sich). Die heiße Schokolade für 4,90 SFr im Tea-Room ist aber auch nicht zu verachten – ohne Sahnehaube, versteht sich, irgendwie muss man ja Geschäft machen. Es war nun deutlich kälter als am Morgen, der mit gut 8 °C der mildeste aller Tage der Osterreise gewesen war (ein Privileg der geschützten Steilufer). So war es trotz kräftigem Schauerregen auch in Goumois am Doubsufer zurück recht erträglich, nimmt man das Bibbern nur wenig zuvor in der Hochtalebene der Freiberge zum Vergleich. Dort trieb es sogar einen Wanderer in einen Unterstand, wo ich mir die ungeliebte Regenhose überstreifen musste. Es blieb nicht viel Lust für Sightseeing, doch gewinnt Saignelégier sicherlich den Schönheitspreis gegenüber dem doch recht nüchternen Noirmont. In Goumois haben bei dem Wetter vor allem Bachstelze und Wasseramsel große Freude. Da zu beiden Seiten gleich mehrere Restaurants und Hotels (auch Camping) einladen, entststeht doch noch ein kleiner Osterrummel – wenn auch mit Schirm und Regenjacken. Osterzeit ja, aber die kleine Ausgabe. Sogar Radler sind auf Tour, folgen mir aber nicht den Berg hinauf, da von einer Essstube angelockt. Explizit gibt es zur Corniche de Goumois (wobei ich den Teil zwischen Charmauvillers und Goumois nicht gefahren bin) zwei eingerichtete Aussichtspunkte, die bei der nun zwar gebesserten, aber immer noch nicht euphorisierenden Wetterlage kaum zum Picknick einladen wollen. Erkennbar sind weitere Ausflugslokalitäten am Doubsufer, die entweder von Goumois oder aber auch direkter von der Corniche erreichbar sind. Wieder aber enden auch diese Abzweige als Sackgasse entlang des Doubs, sodass das in der o. a. Pfingsttour durchfahrene Soubey auch nur wieder im Auf und Ab erreichbar ist, nicht aber ufergetreu von Goumois aus. Der Wind treibt zum Hochpunkt bei Fesseviller von der wieder schnell abfallenden Hochebene weiter unfreundliche Grüße zwischen die Knochen, sodass ich schleunigst mich nach wärmerer Tallage sehne. Weit geschwungene Kurven führen bei sehr gemäßigtem Gefälle nach St-Hippolyte, wo sogar die Sonne einen Ausbruch aus den Wolken riskiert und das Thermometer auf unbeschreibliche 14 °C raufjagt. Der Wind aber macht das Sitzen im Freien quasi unmöglich, dafür trocknet das Zelt schneller. St-Hippolyte – ich sagte es schon, ein Gemälde ohne Maler gelungen – Wiederkehr, Wiederfreude, Träumerzeit, Zeit im Bild, gemeint Foto. Trotz aller Unbill schien mein Timing aufzugehen. Noch einmal auf den Berg hoch, Wald, Weidehänge mit Höfen, dann ein langes Spalier eines niedrigen Felswalls zur einen Seite. Wieder eingetrübt, verwundert in Courtefontaine ein überdimensioniertes altes Waschhaus und Brunnen mit korinthischen Säulen und Schutzpatron. Noch oberhalb von Indevillers passieren zwei Radler mit Taschen, die sich später meiner korrekten Einschätzung nach ob des Outfits als Schweizer bestätigen. Bis St-Ursanne stehen wir noch häufiger im Wechsel je nach Fotopausen, doch täuschen ihre Gepäcktaschen, da sie nur eine Tagesfahrt unternehmen und ab St-Ursanne wieder heimfahren. Ihr Timing: die Abfahrtszeit der Bahn. Der Schweizer Jura ist auch Bahnland. St-Ursanne besitzt dazu ein eindrückliches Symbol mit dem Viaduktbogen, der oberhalb des Campings das Tal nach Norden überbrückt. Die Bahn hat gute Taktzeiten – das merkt man hier, ohne dass es stört. Taktzeit erinnert an Uhr – Zeiten wie ein Uhrwerk. Oder einfachter: Zeitwert Pünktlichkeit. Mo 17.4. St-Ursanne - Les Malettes (799 m) - Cornol - Miécourt - Courtavon - Levoncourt - Höhe Oberlarg (601 m) - Winkel - Ferrette - Riespach - Grentzingen - Hundsbach - Berentzwiller - Folgensbourg - Hesingue - Weil am Rhein 15:49 h | per Bahn | 20:39 h StuttgartW: erst sonnig, danach bewölkt, dann regnerisch, sehr windig, 7-12 °C B: Château de Ferrette AE (Hbf Karlsruhe/Thai-R): gebrat. Hühnerfleisch, gebrat. Reis, Gemüse, Mango-Saft 9,90 € 85 km | 1150 Hm | 14,6 km/h Bevor ich spätestens mit Courtavon den schon oben abgehandelten Sundgau (vgl. erstes Kapitel der ersten Reise) erneut erreiche und im Regen-Wind-Lotto eine kleine Irrfahrt vollführen muss, um überhaupt einen Bahnhof erreichen zu können, ist der jurassische Teil zwar kalt und windig wie eh, aber zunächst noch weitgehend sonnig. Umso schöner eine erfreuliche wie versöhnliche Auffahrt zu Les Malettes, ein leuchtendes Rund der Grüntöne, das Tal unten sogar entlang einem wilden Bergbach, auch eine Felskulisse nach Südwest, variantenreich und vielfältig wie der Jura insgesamt, in den Steigungen ziemlich anspruchsvoll, auch so der Jura bekannt. Dunkel hatte ich auch noch das Abfahrtsgefälle dieser Route in Erinnerung, die ja eher an den Beginn meiner Radreisekarriere zurückweist und an meinen ersten Tag im Jura überhaupt. Jura-Ausklang in Cornol mit Häusern in den Wappenfarben des Kantons Jura, zugleich auch die Farben der Schweizer NationalflaggeEs war sicherlich auch kein Unglück, den Jura früh entdeckt zu haben, sind schon deswegen Wiederkehrgedanken häufig im Gedächtnis gereift und auch Wirklichkeit geworden wie hier berichtet. Nun sind die schwierigen Witterungen mittlerweile zum Schwerpunkt der Touren geworden, obwohl meine Anfänge im Jura hochsommerlich waren. Das hat nicht wirklich die Faszination und Liebe zu diesem Landstrich geschwächt, vielleicht sogar eher gestärkt, ist die liebliche Schönheit und leuchtende Freude doch immer noch etwas mehr wert, wenn sie hart erarbeitet werden musste – eine Härte, die der Jura auch wohlwissend in seine Natur miteingebunden hat. Freuzeit und Härtezeit sind keine Gegensätze, nein sie befruchten sich gegenseitig. Wir kennen es von der Nuss: Hinter der harten Schale verbirgt sich der Genuss, der werthaltige Fruchtkörper, der kernige Geschmack. Die Nuss ist insofern auch ein kleines Wunder. JuraZeit ist also auch WunderZeit – Zeit zum Bewundern, manchmal sogar VerweilZeit, um neue Wunder zu entwickeln, so wie Uhrenwerke, diese filigranen Zeitwerke – also NeuZeit, Zukunft. Der Jura ist auf seine Weise modern. Ich stellte die Frage, was braucht der Mensch wirklich? Ich denke, die Reise war spartanisch, deswegen aber nicht unbedingt billig in allen Belangen – das Wenige, aber Elementare ist ja oft schon teuer genug für die Brötchenerwerbskasse. Ein Kreuz mit dem Land mit dem Kreuz. Doch das Geld ward nicht verloren, sondern gewonnen habe ich Momente des Erlebens, des Wunderns, des Verweilens – Momente, die kürzesten Zeitwerteinheiten, zugleich aber auch die größten Juwelen von sinnhafter Zeitmessung, der Zeitmessung ohne Uhr. Oder nochmal mit Robert Walser, über die Lust unterwegs zu sein: „Es kommt dabei einfach auf den Blick an, auf die Gabe des Schauens, auf die heitere und feine Gewohnheit, richtig abzumessen.“ Die Momente haben nachgewirkt und arbeiten in mir weiter. Es scheint zumindest klar, was ich auch brauche – Zeit für radlerische Forschungsexkursionen (unabhängig vom akademischen Examinierungsgrad), zeitverlorenen Genussmomente, poetische Zeitfenster – und ja, JURAaaa!!! – Au revoir! Bildergalerie La Grande Boucle du Doubs II (147 Fotos): Fortsetzung folgt
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#1310890 - 11/15/17 08:54 PM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: veloträumer]
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Poesie-Extrakt II: Le Doubs
Du Doubs, du Quell Du Quell der Still’ Du Still’ im Bild Dein Bild ein Vers Du Vers im Spiel Dein Spiel mit Zeit Die Zeit ein Grün Dein Grün gemalt Gemalt im Fels Felsenspiegel Spiegelschleife Schleife schluckt Anglerglück und Reiherfraß Dein Fisch geraubt Doch Mägen satt Du Doubs, so ruh‘!
E N D E
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#1312138 - 11/24/17 10:12 PM
Re: La Grande Boucle du Doubs
[Re: veloträumer]
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Französischer Humor? Schöne Bilder, ich glaub die Gegend muss ich auch mal beradeln, aber bei "besserem" Wetter.
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