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#1308987 - 11/03/17 02:13 PM
Podgorica nach Istanbul mit Prolog
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INHALTSVERZEICHNISTeil 1: Vorwort(e) - Forumstreffen Erfurt - von Erfurt nach Berlin Teil 2: Haupttour (Tag 1-5: Montenegro mit Durmitor Nationalpark, durch Serbien zur Donau) Teil 3: Haupttour (Tag 6-9: Donau in Serbien, Rumänien mit Transalpina nach Transsilvanien) Teil 4: Haupttour (Tag 10-15: Rumänien mit Transfagarasan, Bulgarien mit Schwarzmeerküste, Türkei) Teil 5: Haupttour (Tag 16-20: Türkei mit dem Tourenziel Istanbul) VORWORT ZUM VORWORTEinen Bericht zu schreiben und hier einzustellen, ist für mich doppelt sinnvoll. Zum einen habe ich ein schreckliches Namensgedächtnis und das Erstellen eines Berichts hilft mir dabei, die Tour mit den diversen Ortsnamen einmal festzuhalten. Zum anderen will ich aber auch denen danken, die mir – wie die letzten Jahre auch – hier im Forum bei der Planung der Strecke mit vielen Tipps und Hinweisen geholfen haben. Vielen Dank!Für die relativ begrenzte Zeit, die mir für meine jährliche Radreise zur Verfügung steht, hat es sich bewährt, die Strecke im Detail zu erarbeiten und dann als GPS-Track mitzuführen. Ich plane keine Tagesetappen, aber ich habe eine genaue Vorstellung von der Streckenführung. Das hat mir in der Vergangenheit und auch diesmal geholfen, wirklich schöne Wege zu nutzen, die ich bei "spontaner Wegwahl nach Karte unterwegs" wahrscheinlich nicht gewählt hätte. Hat man den Luxus eines großen zeitlichen Freiraums, kann man das sicher anders angehen. Ich bin aber auch deshalb gerne mit dem GPS-Gerät unterwegs, da mein Orientierungssinn leider auch nicht besonders gut ausgeprägt ist … Ich habe die vergangenen Wochenenden genutzt, um den Bericht fast fertigzustellen. Es wird wieder ein langer Bericht mit vielen Bildern. Insgesamt fünf Teile erwarten Euch. Obwohl ich den Text für den ersten Teil schon in einem Texteditor vorbereitet hatte, komme ich jetzt erst in einer kleinen Pause dazu, ihn ins Forum zu stellen. Ich hoffe, Ihr müsst auf den Rest nicht zu lange warten ... VORWORTEigentlich ist "Podgorica-Istanbul" nicht die ganze Wahrheit. Die Tour begann schon in Deutschland, da es mir gelungen ist, das Forumstreffen in Erfurt "vorzuschalten". Da dann der Flug nach Podgorica von Berlin mit der damals noch aktiven "Air Berlin" vorgesehen war, hatte ich noch die Strecke von Erfurt nach Berlin mit einem Abstecher über Tschechien zum Warmfahren eingeplant. In Berlin traf ich meine Familie und wir hatten ein wenig Zeit für einen gemeinsamen Städteurlaub, den der Rest der Familie fortsetzte, während ich schon die ersten Kilometer in Montenegro unterwegs war. Leider ging die Radtour nicht ohne Komplikationen über die Bühne. Diesmal spielte die Gesundheit nicht so mit, wie ich mir das für meine Touren wünschen würde. Die Probleme gingen schon auf der Strecke nach Berlin los und zwangen mich auch zu – zum Glück nicht allzu drastischen – Änderungen meiner Haupttour. Dazu aber mehr im Bericht. Der Reisebericht hat etwas auf sich warten lassen, da mir meine Arbeit zurzeit sehr wenig Freiraum lässt. Insgesamt war die Tour sehr attraktiv und abwechslungsreich. Ich denke, dass die Kontraste durch die Fotos wiedergegeben werden. Warum Podgorica und warum Istanbul? Bei meiner Tour 2015 führte mich mein Weg zum ersten Mal durch Montenegro. Ich fand dieses kleine Land (so wie auch die anderen Balkanstaaten) sehr attraktiv. Da ich gerne Berge mag, war das Land der "schwarzen Berge" natürlich ein guter Einstand. In der Türkei war ich noch nie und als ich die Tour plante, war die unangenehme Beziehungskrise zwischen der Türkei und den europäischen Ländern – insbesondere auch Deutschland – schon in vollem Gange. Ich dachte, dass ich am ehesten einen Eindruck von der Situation gewinnen könnte, wenn ich die Türkei zumindest ein Stück weit mit dem Fahrrad erkunde. Die Kontakte, die ich dort knüpfen konnte, bestätigten mir das, was ich eigentlich schon immer wusste. Die Menschen sind überall in den meisten Fällen freundlich und hilfsbereit. Es ist die Politik, durch die sich Interessensgruppen Vorteile verschaffen wollen, die zu Konflikten und Spannungen führt. Auf diese Politik will ich aber in meinem Reisebericht nicht näher eingehen – es geht um eine Radreise! Istanbul bot sich somit als Ziel an, auch, weil ich von dort direkt nach Bremen fliegen konnte. Wie immer hatte ich auch auf dieser Tour mein Zelt und meine Kochausrüstung dabei. Deutlich mehr habe ich aber diesmal immer wieder Privatunterkünfte, Pensionen und Hotels genutzt – was auch ein wenig mit meinen gesundheitlichen Problemen zu tun hatte. Wild gezeltet habe ich diesmal gar nicht. Meine sonstige Ausrüstung hatte ich bereits letztes Jahr und in meinen früheren Reiseberichten (z. B. Thessaloniki-Rosenheim - eine 11-Länder-Reise (Reiseberichte)) ausführlich beschrieben. An ihr hat sich nichts geändert. Das Fahrrad ist nun derart konfiguriert, dass ich keine großen Verbesserungsmöglichkeiten sehe. Wie immer waren auch diesmal durchaus "naturnahe" Wegabschnitte dabei, die sicherlich nicht jedem angenehm erscheinen würden. Daher ist beim Nachfahren meiner Strecken etwas genaueres Hinsehen sinnvoll, wenn man lieber nur auf geteerten Wegen unterwegs sein will. Kurz zur Statistik für die Liebhaber von Zahlen. Meiner Meinung nach sind die Zahlen nicht wirklich relevant, wichtig war, dass die Tour mir Freude gemacht hat – und das hat sie! Dennoch … Forumstreffen Erfurt (25.-27.05.): Fahrtage Fahrrad: 3 Tage Gesamtstrecke Track: 173 km Insgesamt bewältigte Höhenmeter: 2.000 m Durchschnittliche Tagesleistung: ca. 60 km / 670 m GPS-Tracks: Tour nach Arnstadt zu den Drei Gleichen und Tour nach Weimar und Buchenwald Erfurt – Berlin (28.05.-02.06.):Fahrtage Fahrrad: 6 Tage Gesamtstrecke Track: 622 km Insgesamt bewältigte Höhenmeter: 5.220 m Durchschnittliche Tagesleistung: ca. 110 km / 870 m GPS-Track: Erfurt - Berlin Podgorica – Istanbul (04.-22.06):Fahrtage Fahrrad: 17 Tage Gesamtstrecke Track: 1.830 km Insgesamt bewältigte Höhenmeter: 24.250 m Durchschnittliche Tagesleistung: ca. 110 km / 1.430 m GPS-Track: Podgorica - Istanbul Die Strecken sind bei GPSies zu finden und dürfen natürlich auch heruntergeladen werden. Die Links habe ich angegeben. Ich habe hierbei aber lediglich die Grundstrecken (geplante Strecke, evtl. korrigiert unter Berücksichtigung der tatsächlich gefahrenen Strecke) abgelegt und nicht all die kleinen Abstecher (Zeltplatzsuche, Besichtigungen usw.) eingeschlossen. Diese zusätzlichen Kilometer ergeben sich auf so einer Tour automatisch … FORUMSTREFFEN ERFURTDER ERSTE TAG (25.05. – 12 KM / 160 M + ZUGFAHRT)Bis kurz vor dem Start des Forumstreffens war ich unsicher, ob ich daran teilnehmen könnte und ob ich danach mit dem Fahrrad weiter nach Berlin fahren würde. Da Ende Mai Prüfungszeit ist, musste ich auf die Einteilung der Prüfungen warten und - ich hatte Glück! Keine Prüfungen Ende Mai und damit Zeit, zum ersten Mal an einem Forumstreffen teilzunehmen. Am Himmelfahrtstag bestieg ich den Zug in Bremen, um dann mit der Bahn nach Erfurt zu fahren. Die wenigen Kilometer bis zum Campingplatz „Erfurt am See“ waren ein sehr einfacher Einstieg in meine diesjährige Radreise . Ich denke nicht, dass ich viel über das Treffen berichten muss. Hierzu gibt es ja bereits etliche Beiträge im Forum (siehe Forumstreffen 25.05. - 28.05.2017 (Treffpunkt)). Das Zelt war (relativ) schnell aufgebaut und mit Thoralf als Nachbarn fand gleich ein erstes Moderatorentreff statt. DER ZWEITE TAG (26.05. – 84 KM / 1.060 M)Natürlich wollte ich nicht auf dem Zeltplatz bleiben. Daher hatte ich mir für den nächsten Tag die von Uwe angebotene Tour zu den „Drei Gleichen“ ausgesucht. Die Tour war nicht sehr anstrengend und so konnte ich doch einige Forumsmitglieder ein wenig näher kennenlernen – schließlich war dies das Ziel meiner Teilnahme am Treffen. DER DRITTE TAG (27.05. – 77 KM / 790 M)Auch am folgenden Tag hatte ich mich wieder für eine Tour gemeldet, die eher gemütlich erschien. Nach dem Frühstück ging es los. Weimar war das Ziel und um es nicht zu gemütlich werden zu lassen, schloss ich mich dort der Gruppe an, die das KZ Buchenwald besuchte. Beim Abschließen des Fahrrads vor dem KZ musste ich wohl an den Stellhebel des Lockouts meiner Federgabel gekommen sein. Zumindest war er so lose, dass er – von mir unbemerkt – bei der rasanten Abfahrt im Anschluss an den Besuch der Gedenkstätte abgesprungen ist. Erst bei einem kurzen Stopp etwas später bemerkte ich den Verlust. Zum Glück war Matthias (Veloträumer) aufgefallen, dass irgendetwas auf die Fahrbahn gefallen sei, als ich hinunterbrauste. Also habe ich mich von den anderen Fahrern "abgesetzt" und bin nochmals hoch Richtung Gedenkstätte gefahren. Und tatsächlich entdeckte ich am Straßenrand das kleine Teil. Ich hätte den Lockout später sehr vermisst … TOUR ERFURT – BERLINDER ERSTE TAG (28.05. – 147 KM / 1.230 M)Am letzten Tag des Forumstreffens brach ich früh auf, um meine Tour nach Berlin anzutreten, von wo aus ich dann nach Montenegro fliegen wollte. Da noch etwas Zeit war, hatte ich einen kleinen Umweg über Tschechien eingeplant. Die erste Etappe führte mich durch Erfurt, Weimar, Jena und Gera. Es war recht warm und ich empfand diesen Teil recht anstrengend. Bild: Ilm in Mellingen (zw. Weimar und Jena) Bild: In Jena ...Für die erste Übernachtung suchte ich mir einen Campingplatz. In Mannichswalde wurde ich fündig. Inmitten von Planwagen baute ich mein Zelt auf – das einzige Zelt auf dem Campingplatz. DER ZWEITE TAG (29.05. – 103 KM / 1.570 M)Der zweite Tag meiner "Berlintour" war sogar noch anstrengender als der erste, da es zum einen recht heiß war und zum anderen zum Teil recht beachtliche Steigungen zu bewältigen waren – einige auch auf Feldwegen, was die Sache nicht einfacher machte. Bild: Heinrichsort bei Lichtenstein (zw. Zwickau und Chemnitz) Bild: Aus Indiana Jones: "Nur der bußfertige Mann wird bestehen …" (gilt auch für Frauen …) Bild: Drebach im ErzgebirgeGleich zweimal musste ich einen Platten flicken . Beim ersten Mal waren zwei Schnitte im Schlauch, allerdings so, dass sie nicht einem "Snakebite" zugeordnet werden konnten. Ich weiß immer noch nicht, was die Ursache war. Der Reparaturerfolg war aber leider nicht von langer Dauer. Nach ca. 40 Kilometern war der Reifen wieder platt. Die Schnitte waren zu groß. Ich musste nun zum Ersatzschlauch greifen. Da ein starkes Gewitter angekündigt wurde und der nächste Campingplatz zu weit weg vom Weg lag, ging ich schließlich in Marienberg ins Hotel "Weißes Roß". Da mich der Zeltplatz in Mannichswalde nichts gekostet hatte (der Besitzer hatte keine Lust, am Abend wegen mir die Kasse zu öffnen, und meine Abfahrtszeit lag offensichtlich noch vor seiner regulären Frühstückszeit), relativierten sich die Kosten. DER DRITTE TAG (30.05. – 104 KM / 1.650 M)Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich mich auf meinem Weg nach Berlin ganz langsam auf die eigentliche Tour vorbereiten könnte. Aber auch der dritte Tag hatte es wieder in sich . Bild: Deutsch-tschechische Grenze bei KienhaidInsbesondere die extremen Steigungen auf zum Teil nur geschotterten Wegen machten mir zu schaffen und ließen auch das Material leiden. Bild: Bei Duchcov, TschechienBei einer Abfahrt verursachte ein erneuter Platten einen Sturz in einer Kurve – zum Glück konnte ich mich gut abrollen und ich überstand diesen kleinen Unfall ohne Schaden. Allerdings hatte ich ein kurzes Stimmungstief, welches bei der Untersuchung des Plattens seinen Tiefpunkt erreichte. Der neue Schlauch wies einen Riss am Ventilansatz auf. Zum Glück hatte ich noch meinen eigentlich defekten Schlauch vom Vortag, den ich nochmals dicht bekam. Ohne Ersatzschlauch ging es nun weiter. Bild: Teplitz-Schönau (Teplice, Tschechien)In Usti nad Labem kam wieder ein Gewitter herangezogen, so dass ich erneut ein festes Quartier vorzog. Bild: Aussig (Ústí nad Labem, Tschechien)DER VIERTE TAG (31.05. – 85 KM / 260 M)Als ich mich in der Früh auf das Fahrrad schwingen wollte, entdeckte ich zu meiner großen Freude , dass nun zur Abwechslung der Vorderreifen platt war. Ich habe bereits Radreisen durchgeführt, bei denen auf 2000 Kilometern nie ein Reifen platt war. Diesmal holte ich diese Pannen aber in kürzester Zeit nach. Mit dem letzten Flicken, der noch in meinem Reparaturset war, konnte ich den Schlauch wieder dicht bekommen. Zum Glück fand ich am Vormittag einen Radladen, bei dem ich mich gleich mit zwei Ersatzschläuchen und etlichen Flicken eindeckte. Ausgestattet mit dieser Sicherheitsreserve hatte ich natürlich auf der ganzen weiteren Tour bis Istanbul keine Platten mehr . Das wusste ich allerdings zu dem Zeitpunkt nicht. Zu meiner großen Freude stellte ich fest, dass ich mir wohl eine Blasenentzündung geholt hatte . Da ich mich ja noch mit meiner Familie in Berlin treffen wollte und sicherheitshalber vor meiner „großen Tour“ noch einen Arzt aufsuchen wollte, entschloss ich mich, das Stück nach Dresden abzukürzen, indem ich den Zug dorthin nahm. Bild: Brühlsche Terasse (Dresden)Zum Glück hatte ich für den nächsten Morgen in Senftenberg einen Arzttermin bekommen können. Bild: Festung SenftenbergVon Dresden ging es flach Richtung Berlin. In Senftenberg fand ich endlich einen Campingplatz, ohne heftige Gewitter befürchten zu müssen. DER FÜNFTE TAG (01.06. – 91 KM / 230 M)Der Arzt meinte, dass es wohl keine bakterielle Geschichte sei, sondern eher eine Reizung. Ich könne wohl weiterfahren, solle die Sache aber "beobachten", was ich dann auch gemacht habe (beides ). Die letzten Etappen vor Berlin waren relativ "gemütlich" und die Beschwerden ließen nach – ich war zuversichtlich. Durch den schönen Spreewald ging es zum Campingplatz "An der Geisterschlucht – Jessern". Geister hatte ich nicht gesehen und schlafen konnte ich ungestört. Bild: Radduscher Buschmühle bei Vetschau/Spreewald Bild: Mittelkanal (Innerer Oberspreewald)Bild: Schwielochsee im OberspreewaldDER SECHSTE TAG (02.06. – 92 KM / 285 M)Auch die letzte Etappe vor Berlin war flach, aber die Landschaft hat mir gut gefallen. Bild: Im Scharmützelseegebiet. Bild: Crossinsee in Königs Wusterhausen (Grenze Berlin - Brandenburg).In der Pension, in der ich mich mit meiner Familie treffen wollte, kam ich bereits vor 14 Uhr an. Das gab mir ausreichend Zeit, mein Zelt zu trocknen und Wäsche zu waschen, so dass für den Abflug zwei Tage später alles vorbereitet war. Meine Frau und Kinder brachten sowohl einen Karton für das Fahrrad als auch noch einige "Ausgehkleidung" mit, so dass ich nicht mit Rad- oder Outdoorklamotten durch Berlin flanieren musste, was meine Kinder als äußerst "peinlich" empfunden hätten – mir wäre es egal gewesen. Der folgende Tag lief unter "Ruhetag mit Familie", was ich als recht angenehme Unterbrechung empfand und was mir auch das Gefühl gab, etwas zur Erholung meiner Blase beizutragen, die sich allerdings sowieso nicht mehr unangenehm zurückgemeldet hatte. Ende des "Prologs" - Der nächste Teil wird dann den eigentlichen "Radreise-Bericht" beginnen ...
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Gruß, Arnulf
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Edited by Keine Ahnung (11/28/17 08:54 AM) |
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#1308989 - 11/03/17 02:55 PM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: Keine Ahnung]
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Schade. Der Track Berlin-Erfurt hätte mich interessiert, aber steckt nur nochmal der Track nach Buchenwald unter dem Link...
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#1308991 - 11/03/17 03:00 PM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: Toxxi]
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Gruß, Arnulf
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#1309008 - 11/03/17 04:26 PM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: Keine Ahnung]
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Ein bißchen ist das wie beim "Faust". Bevor es losgeht, kommt noch der "Prolog im Himmel". Sehr schön zu lesen und ich bin gespannt, was diesem Doktor Faustus noch alles widerfahren wird auf seiner Reise und hoffe, daß nicht am Ende das Fazit stehen wird: "Habe nun, ach, ..... mit heißem Bemüh'n.....und bin so klug als wie zuvor!"
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...in diesem Sinne. Andreas | |
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#1309012 - 11/03/17 04:36 PM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: iassu]
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Heißes Bemühen war ab und an nötig - ob ich nun klüger als zuvor bin? Erfahrung habe ich zumindest gesammelt und eine derartige Menge von neuen Eindrücken, dass ich sicher noch lange von der Reise zehren kann . Vielleicht schaffe ich es, heute Abend den zweiten Teil einzustellen ...
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Gruß, Arnulf
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#1309078 - 11/03/17 09:09 PM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: Keine Ahnung]
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INHALTSVERZEICHNISTeil 1: Vorwort(e) - Forumstreffen Erfurt - von Erfurt nach Berlin Teil 2: Haupttour (Tag 1-5: Montenegro mit Durmitor Nationalpark, durch Serbien zur Donau)Teil 3: Haupttour (Tag 6-9: Donau in Serbien, Rumänien mit Transalpina nach Transsilvanien) Teil 4: Haupttour (Tag 10-15: Rumänien mit Transfagarasan, Bulgarien mit Schwarzmeerküste, Türkei) Teil 5: Haupttour (Tag 16-20: Türkei mit dem Tourenziel Istanbul) So, der Prolog ist erzählt, nun kann der "eigentliche Radreise-Bericht" beginnen ...TOUR PODGORICA – ISTANBULDER ERSTE TAG (04.06. – 81 KM / 1.160 M + HINFLUG)Bereits sehr früh brachte mich meine Frau zum Flughafen Berlin Schönefeld. Das Fahrrad war ja schon vorher im Karton verpackt worden, so dass das Einchecken bei Air Berlin problemlos vonstattengehen konnte. Montenegro unterscheidet sich doch deutlich von der norddeutschen Tiefebene … Als ich – am Flughafen Podgorica angekommen – eine Angestellte fragte, ob ich den Karton zusammengefaltet zurücklassen könne, sagte sie mir, dass das kein Problem sei. Kurz darauf kam ihr Vorgesetzter und machte zunächst einen großen Aufstand. Ich erklärte ihm, dass ich ja extra gefragt hätte und auch gerne selber den Karton z. B. in einen Container schmeißen würde und dass ich doch keinesfalls den schönen Flughafen mit Müll vollstellen wollte. Das besänftigte ihn und plötzlich erklärte er sich bereit, persönlich den Karton für mich zu entsorgen. Bereits um 11 Uhr war ich am Flughafen Podgorica bereit zum Losfahren. Vorbei an den Niagara-Fällen (auch Montenegro hat das zu bieten) ging es zu einer großen Mall, die ich bereits im Vorfeld in meinem Track integriert hatte. Dort kaufte ich mir eine Gaskartusche und Lebensmittel für die Mittagspause. Mittag machte ich in einem Klostergarten in Podgorica. Die Stadt selber fand ich nicht so berauschend und ich bereute nicht, dass ich sie bei meiner letzten Tour durch Montenegro ausgelassen hatte. Ein paar Eindrücke von Podgorica: Bild: Universität Podgorica. Bild: Kathedrale der Auferstehung Christi. Bild: Birziminijum (Überreste der römischen Ansiedlung in Podgorica)Ich war im Süden – es wurde richtig heiß und schon am ersten Tag warteten einige Höhenmeter auf mich. Ich empfand beides aber nicht als unangenehm und freute mich über die gute Wahl meiner Strecke, die mich doch beachtliche Teile abseits der größeren Straße fahren ließ. Bild: Abstecher zu einem der Klöster am Wegesrand – hier ein Nonnenkloster. Bild: Kloster Ostrog. Ohne Verkehr und sehr schön war das letzte Stück vor Niksic, welches entlang der Bahnlinie führte. Dort begegnete mir lange Zeit überhaupt kein Auto. Eine gute Planung der Strecke hat sich doch immer wieder bewährt - und dabei waren die Tipps aus dem Forum sehr hilfreich … Bild: Nun gut, ein wenig Verkehr gab es dann doch … Bild: Und ab und zu müssen hier auch Autos fahren – leider offensichtlich manchmal zu schnell … Bild: Und auch das gehört zum Balkan …In Nikšić fing es heftig an zu regnen, weshalb ich dort schon ein Hotel suchte. Obwohl niemand Englisch verstand, gelang es mir, einen guten Preis auszuhandeln. Das Fahrrad durfte ich in der Rezeption unter ständiger Beaufsichtigung stehen lassen. Angesichts des Hotelpreises dort und auch immer wieder später musste ich mich auch fragen, ob die Mitnahme eines Zeltes wirklich gerechtfertigt sei. Da ich aber eigentlich gerne zelte, werde ich wohl auch in Zukunft das Zelt mitführen. Die Kochutensilien hatte ich sowieso auch immer wieder in festen Unterkünften einsetzen können. DER ZWEITE TAG 05.06. – 114 KM / 2.590 M)Der Regen war am Morgen wieder vergessen. Lediglich der bedeckte Himmel deutete darauf hin, dass da noch Nachschub möglich war. Schnell war ich aus Nikšić wieder herausgefahren. Die Straße war nun größer, aber Verkehr gab es kaum. Auf das, was nun auf mich wartete, hatte ich mich bereits bei meiner Planung gefreut. Es ging hoch in den Durmitor-Nationalpark und nach etwa 100 km mit einer beachtlichen Zahl von Höhenmetern erreichte ich den Sedlo-Pass (1907 m). In der Vorbereitungsphase hatte mich Falk ja bereits in seiner direkten Art darauf hingewiesen, dass ein Auslassen des Durmitor-Gebirges ein Vergehen wäre. Ich gebe ihm in diesem Punkt völlig recht . Der Weg zum Pass und auch die Strecke danach sollte man nicht verpassen, wenn man Höhenmeter und Steigungen nicht generell vermeiden will, was in Montenegro aber sowieso ein Kunststück wäre. Bild:So kann man eine Radreise genießen … Bild: Weg hoch vom Pivsko jezero (Größter Stausee Montenegros). Bild: Blick zurück auf den Stausee und die Brücke, über die ich gekommen bin – offensichtlich gewinne ich Höhe, wohl der Grund, warum ich etwas ins Schwitzen gekommen bin …Bild: Der Blick zum Wegesrand ist höchst erfreulich …Bereits auf dem Weg zum Pass kündigte sich ein Gewitter an, was mich zum Tragen der Regenausrüstung zwang, was schon wegen der niedrigen Temperaturen sehr sinnvoll war. Ich lasse nun Bilder sprechen und denke, dass sie unterstreichen, dass sich die Mühen, den Sedlo-Pass zu erklimmen, durchaus lohnen. Trotz Regens war die Sicht recht gut und die Nebel- und Wolkenschwaden unterstrichen die Wildheit der Landschaft sogar noch. Dennoch war ich froh, in Žabljak ein einfaches Apartment finden zu können, welches mir erlaubte, die nassen Kleidungsstücke wieder trocken zu bekommen. DER DRITTE TAG (06.06. – 119 KM / 1.770 M)Die Fahrt aus dem Durmitor-Gebirge heraus war außerordentlich schön. Es folgte eine lange Abfahrt auf ca. 750 Meter. Danach ging es wieder auf 1400 Meter hoch. Bild: Wenn sie nur alle so wären …Bild: Brücke über die Tara (Hauptquellfluss der Drina).Zunächst war der Anstieg durchaus erträglich. Die letzten 300 Meter waren aber dann extrem anstrengend, da sie auf Schotter mit Steigungen von zum Teil mehr als 10% erkämpft werden mussten. Hier musste ich ab und zu kapitulieren und das Fahrrad schiebend nach oben wuchten, da das Hinterrad keinen Halt mehr fand. Bild: "Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder bleibt wie's ist." Bild: Stückweise mehr als 10% Steigung waren hier doch eine Herausforderung …Pljevlja, die drittgrößte Gemeinde Montenegros, muss man nicht gesehen haben. Zumindest ich kann mich für die Natur deutlich mehr begeistern. Auch die Grenze zu Serbien musste erobert werden. Der Weg dorthin war aber angenehm, da der Grenzübergang offensichtlich nicht extrem frequentiert wird. So konnte ich ohne wesentlichen Autoverkehr die letzten Kilometer in Montenegro zurücklegen. Vor dem nächsten Anstieg fand ich ein Gasthaus, in dem ich mich mit Cevapcici stärken konnte, bevor ich erschöpft ins Bett fiel. Bild: Pension Zlatiborski Odmor Kod Pese bei Bistrica (Serbien).DER VIERTE TAG (07.06. – 135 KM / 2.300 M)Ich wusste ja, dass mich sofort ein Anstieg erwartete und es sollten noch etliche mehr werden, bevor ich schließlich den gebirgigen Teil Serbiens verlassen hatte. Teile der Strecke waren recht schön, andere weniger spektakulär. Bild: Auffüllen des Proviantvorrats …Bild: Nova Varoš (Serbien).Bild: Nova Varoš ist ein nicht untypischer Ort auf meiner Strecke … Bild: Beim Zlatarsee – ein schönerer Teil der Strecke …Bild: Bei Ivanjica … Bild: Serbien machte einen ärmlicheren Eindruck im Vergleich zu Montenegro (hier bei Grab).Zum Teil nutzte ich eine anfänglich größere Straße, wo der Verkehr zwar dennoch nicht sehr dicht war, aber die tolle Landschaftserfahrung in Montenegro nicht mehr erreicht werden konnte. In Čačak reservierte ich über "Booking.com" ein sehr preiswertes Apartment, dass ich dann aber zunächst nicht finden konnte. Bild: Čačak in Zentralserbien. Bild: Noch etwas für Falk …Telefonisch vereinbarte ich mit den Besitzern einen Treffpunkt. Das Apartment war eine private Wohnung in einem modernen Wohnkomplex, welche mit keinerlei Hinweisen versehen war. Ohne die Besitzer hätte ich es nicht gefunden. Diese Unterkunft war echter Luxus zu einem Spottpreis. Der Vorzug einer gut ausgestatteten modernen Küche verhalf mir zu einem guten selbst zubereiteten Abendessen. DER FÜNFTE TAG (08.06. – 197 KM / 2.020 M)Zum Teil mit leichtem Rückenwind kam ich an diesem Tag gut voran. Bild: Frühstückspause bei Bare …Bild: Zum Glück war das nicht der Blick zurück …Einige Schotter- und (deutlich schlimmer) Lehmwege bremsten mich zwar etwas aus, aber die Kilometerleistung war doch beachtlich. Ganz flach war es auch nicht, wie man der Höhenmeterangabe in der Überschrift entnehmen kann. Als ich auf einer schmalen Straße bergab fuhr, kam mir ein alter Mann mit seinem Auto entgegen. Zum Glück fuhr ich sehr vorsichtig, da die Kurven nicht einsehbar waren. So konnte ich soweit abbremsen und ausweichen, dass das Auto mich nur an der linken vorderen Tasche erwischte. Der Autofahrer war deutlich mehr erschrocken als ich und entschuldigte sich vielmals. Erst etwas später bemerkte ich, dass an meinem faiv-Lowrider eine Halteschelle ausgerissen war. Mit einem Kabelbinder konnte ich das aber so gut reparieren, dass ich für den Rest der Tour keine Einschränkung in der Funktionalität dieses genialen Frontträgers in Kauf nehmen musste. Bild: Kirche nahe Racha. Bild: Racha hatte sicher auch schon bessere Zeiten gesehen … Bild: Brücke über die Morava (Hauptfluss Serbiens, Nebenfluss der Donau). Der Zug hat hier natürlich Vorfahrt ... Bild: Richtung Donau werden wieder Hügel sichtbar …Mangels Quartiers und brauchbarer Zeltplätze fuhr ich bis an die Donau, wo ich zunächst in einem Hotel wegen einer Unterkunft anfragte. Es sei alles ausgebucht, wurde mir erklärt. Der freundliche Wirt rief aber einen Bekannten an, der mir wiederum für einen Spottpreis ein Privatapartment überließ. Angesichts des deutlich touristischeren Charakters der Örtlichkeiten entlang der Donau war das wiederum ein Glückstreffer. Bild: Das Apartment sah deutlich besser aus als das Gebäude von außen …Dem Wirt des Hotels dankte ich den Tipp indem ich bei ihm zu Abend aß und er dankte mir das wiederum, indem er für mich ein spezielles Menü kreierte, welches ich mir seiner Meinung nach bei einer Tagesleistung von fast 200 km redlich verdient hätte. Der Meinung war ich auch … Teil 3 demnächst ...
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Gruß, Arnulf
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Edited by Keine Ahnung (11/28/17 08:54 AM) |
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#1309304 - 11/05/17 05:20 PM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: Keine Ahnung]
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Bild: Hier ist die Donau recht weit – etwas später muss sie sich durch eine deutlich engere Schlucht zwängen …Bild: Festung Golubac.Bild: Einer der kleineren Zuflüsse …Bild: Davon gibt es eine ganze Reihe entlang dieses Teils des Donauradwegs …Bild: Sagte ich doch …Es gab zwar immer wieder Zwischenanstiege, die aber alle nicht zu lange und daher auch nicht zu anstrengend waren. Unterwegs traf ich Daniela und Thomas aus Deutschland, die mit dem Tandem von Belgrad zum Schwarzen Meer radelten. Wir unterhielten uns ganz nett. Sie sind übrigens offensichtlich auch echte Fahrradfans und würden eigentlich auch gut ins Forum passen . Ich sah an der Donau noch andere Radler mit Gepäck – die einzigen übrigens auf meiner ganzen Tour. Auf der anderen Flussseite konnte ich Rumänien schon die ganze Zeit sehen. Der Donaudurchbruch "Eisernes Tor" zählt sicher zu den schönsten Teilen der Donau. Bild: Mraconia Kloster am rumänischen Donauufer. Bild: Mittagspause in Tekija.Bevor die Donau sich dann weniger spektakulär weiter Richtung Schwarzes Meer schlängelte, wechselte ich über das Stauwerk nach Rumänien, wo ich in Drobeta Turnu Severin eine Pension aufsuchte. Eine leckere und große Pizza Carbonara und ein halber Liter selbstgemachte Limonade für 5 Euro bewiesen mir (neben ein paar anderer Details), dass ich nicht in der Schweiz unterwegs war … Bild: Grenzübergang nach Rumänien.Bild: Ein zum Glück kurzes Stück musste etwas mehr Verkehr ertragen werden …Bild: Kathedrale in Drobeta-Turnu Severin (Rumänien).Bild: Vieles ist schön hergerichtet – aber nicht alles …Bild: Castelul de Apa. Pension Ambienta – von außen und von innen schön …DER SIEBTE TAG (10.06. – 137 KM / 1.300 M)Auf der folgenden Strecke waren keine anspruchsvollen Höhen zu überwinden. Land und Leute zu beobachten gelingt natürlich auf den kleineren Straßen und Wegen besser als entlang der Hauptverkehrsrouten, die ich ja generell auf meinen Touren zu vermeiden suche. Bis zu einem gewissen Grad ist für mich durchaus auch nicht so perfekter Straßenbelag akzeptabel solange das Fahren nicht zu beschwerlich wird. Bild: Sieht schlimmer aus als es tatsächlich war …Die Dörfer waren sehr einfach, aber machten einen gepflegten Eindruck – „ländliche Idylle“. Bild: Kirche in Ilovăt.Bei meiner Planung des Wegs durch Rumänien hatte ich versucht, in OpenFietsMap "weiße Straßen" zu vermeiden, und mich auf die gelb eingezeichneten Wege zu beschränken, in der Hoffnung, dadurch allzu üble Wege auszulassen. Dass das aber keine Garantie für guten Wegbelag darstellt, erkannte ich recht schnell. Auf der Kreisstraße DJ671E sollte es durch das Naturschutzgebiet Cheesy Coşuştei gehen. Bis zum kleinen Ort Firizu war die Straße auch ganz in Ordnung. In dem Ort sprach mich eine alte Frau an und redete nachdrücklich auf mich ein, immer auf die vor mir liegende Straße deutend. Ich verstand nichts und erst ein paar Kilometer weiter erahnte ich, worauf sie mich hinweisen wollte. Das Gespräch mit dieser älteren Dame war leider sehr einseitig …Der Weg sah anfangs noch akzeptabel aus, wurde dann aber zusehend schlechter und wäre in Deutschland bestenfalls als miserabler Forstweg durchgegangen. Ich durchfuhr Pfützen, in denen ich bis zur Achse meines Innenlagers untertauchte. Wahrscheinlich habe ich dabei etliche Frösche überfahren, die es nicht schafften, mit großen Sprüngen dem Wasser zu entkommen. Bild: Zum Glück haftete die Erde nicht am Reifen – sonst wäre ein Durchkommen nicht möglich gewesen. Das ging so einige Kilometer ...Dennoch würde ich die Strecke wieder fahren. Der Wechsel zwischen Wald, Felsen und Flussbiegungen war wunderschön und ich erkannte wieder einmal den deutlichen Vorteil des Radfahrens abseits der Touristenstrecken. Idyllische Dörfer, die einen in eine andere Zeit zurückversetzten, trugen zum "Wohlfühlen" bei, insbesondere da die Bevölkerung äußerst freundlich dem sicher äußerst seltenen Radreisenden zuwinkten und auch von ihren von Pferden gezogenen Pflügen aus grüßten. Ich empfand diesen Tag als sehr angenehm und sowohl die Landschaft als auch die Leute waren wohltuend. Bild: Cerna Vârf (Walachei).Der Weg führte auch an der Höhle Ponoarele und der "Gottesbrücke" vorbei, um die sich verschiedene Legenden ranken ( LINK). Eine besagt, dass von dort der Teufel vertrieben wurde – ich bin ihm zum Glück auch dort nicht begegnet … Die Klosterkirche Sfinţii Voievozi in Baia de Aramă ist einen Besuch wert. Immerhin sind Restaurierungsarbeiten offensichtlich im Gange – die Gemälde sind sicherlich erhaltenswert. Die Walachei empfand ich als sehr sehenswert. Die Leute waren freundlich, die Dörfer beschaulich und man fühlte sich in eine andere Zeit zurückversetzt. In Grui (Musetesti) fragte ich in der Pension "La Toscana Rustica" an, ob sie für mich ein Zimmer hätten. Zunächst hieß es, dass keine Zimmer mehr frei wären, dann wurde doch noch eine Kammer für mich gefunden. Der Besitzer gab an, Archäologie studiert zu haben, was man ihm bei der Betrachtung der Innenausstattung abnahm. Er führte mich dann auch zu einer Zeichnung und bot an, mir das Zimmer kostenlos zu überlassen, wenn ich den Maler erraten würde. Ich versuchte mein Glück, aber auf den Maler wäre ich wohl im Leben nicht gekommen – der Führer des tausendjährigen Reiches – wäre er doch beim Malen geblieben … DER ACHTE TAG (11.06. – 100 KM / 2.700 M)Die über 1000 Höhenmeter des Auf und Ab des Vortags waren mir irgendwie gar nicht wirklich aufgefallen und hatten mich auch nicht auf große Höhe gebracht. Nun aber stand die Passüberquerung entlang der Transalpina auf dem Programm und es war klar, dass das nur zu schaffen war, indem ich mein Fahrrad um einige Meter in die Höhe bewege. Ich wurde aber schon bei 700 Metern ausgebremst. Von weitem hörte ich schon aufheulende Motoren und dann fuhr ich erst einmal an einer Reihe von aufgemotzten Rennautos vorbei, die von ihren Teams vorbereitet wurden. Mir schwante nichts Gutes und tatsächlich wurde ich von der Polizei am Weiterfahren gehindert. Ich müsste die erste Runde abwarten und könnte dann vor der zweiten Runde bis zum Ziel des Rennens hochfahren. Ich gesellte mich also zu den Rennbegeisterten am Wegesrand, um zunächst den Einsatz eines Rettungswagens zu beobachten, da bei der ersten Testrunde bereits ein Unglück geschehen war. Endlich war dann die erste Runde des Rennens vorbei und ich wollte losfahren. Mir wurde mitgeteilt, dass ich erst den nächsten Rettungswagen abwarten müsste, es hatten erneut ein Fahrzeug zerlegt und der Fahrer musste ins Krankenhaus. Kaum war der Rettungswagen am Start vorbei, spurtete ich los. Und ich musste mich beeilen, da ich für die Strecke nur maximal eine Stunde hatte. So konnte ich sportlich etliche Höhenmeter zurücklegen, um dann oben im Ziel von einigen jubelnden Zuschauern empfangen zu werden. Die Passhöhe bei über 2100 m musste ich wieder in Regenkleidung überqueren. „Gemein“ ist, dass nach der ersten Passhöhe nach einer kurzen Abfahrt gleich die zweite Passhöhe erklommen werden muss. Ein paar Impressionen der Strecke geben die folgenden Bilder. Bild: Urdele Pass (2145 m) der Transalpina.Bild: Und die zweite Passhöhe ist erreicht … Bild: Das erinnerte mich an meine Tour in Norwegen … Bild: Der See Oasa …Es war recht kühl und als ich dann am See (Lacul Oasa) ein Zimmer nahm, spürte ich schon, dass das meiner Blase wohl nicht gut bekommen war. Das Leiden, welches ich in Berlin als überwunden gewähnt hatte, war wieder zurückgekehrt. So etwas Blödes! Besonders schlimm war es zwar nicht, aber … DER NEUNTE TAG (12.06. – 167 KM / 1.360 M)Der Tag begann mit einer langen Abfahrt. Sibiu (Herrmannstadt) musste aber „erobert“ werden. Der Abfahrt folgte ein erneuter Anstieg von 500 Metern und auch danach ging es immer wieder auf und ab. Die Strecke war aber gut gewählt und ich musste mir insbesondere die Straße nicht mit viel Verkehr teilen. Bild: Transalpina Richtung Sebes, deutsch Mühlbach, beim Stausee Tău Bistra.Ab und zu konnten nun schon Touristenbusse gesichtet werden – zum Teil besetzt mit Deutschen, die evtl. ihren siebenbürgisch-sächsischen Wurzeln nachspüren wollten. Die Orte haben zumindest in den meisten Fällen auch deutsche Namen. Bild: Jina, deutsch Schinna.Bild: Blick in Richtung Sebes, deutsch Mühlbach.Bild: Poiana Sibiului, deutsch Flussau.Bild: Das Städtchen Rod.Bild: Die Gegend ist schön und die Wege meistens gut, wenn man nicht zu viele Abkürzungen wählt … Bild: Sibiel, deutsch Budenbach.Sibiu selber ist schön hergerichtet und spielt ganz offensichtlich für den Tourismus eine große Rolle. Ich besichtigte Sibiu und grübelte gleichzeitig, wie ich weiter vorgehen sollte. Eigentlich wollte ich noch ein wenig länger in Transsilvanien fahren, aber die Blase machte mir Sorgen und auch das Autorennen hatte mich etwas im Zeitplan nach hinten geworfen. Bild: Sibiu (Hermannstadt) hat einiges zu bieten …Kirchen gibt es in Sibiu viele ... Bild: Katholische Kirche "Heilige Dreifaltigkeit" Sibiu. Bild: Orthodoxe Kathedrale Sibiu.Bild: Evangelische Kirche Sibiu. Bild: Teutsch, Bischoff der evangelischen Gemeinde.Ich fühlte mich trotz der Blasenprobleme fit und so fuhr ich nun ohne weitere Umwege direkt zum Startpunkt meiner Transfagarasan-Überquerung, dem Ort Cârsa. Die kleinen Städte und Dörfer mit ihren mittelalterlichen Bauwerken faszinierten mich. Bild: Befinde ich mich noch in Rumänien?Bild: Kirchenburg Hosman, deutsch Holzmengen.Bild: Da soll es dann morgen wieder hinüber gehen (Blick auf die Karpaten) … Bild: Evangelische Kirche Chirpăr, deutsch Kirchberg.Das letzte Stück der Strecke war ziemlich schlecht und zweimal landete ich bereits in Sichtweite des Ziels vor Furten, die ich bestenfalls schwimmend hätte überqueren können. Ich folgte dann einem in der Karte als gestrichelte Linie eingezeichneten Weg und erreichte dann eine Brücke, die für Fußgänger und zum Glück auch für mich überquerbar war. Bild: Ein bei OpenFietsMap nur noch gestrichelt eingezeichneter Weg – aber immerhin, er ist in der Karte vermerkt. Bild: Brücke zwischen Nou Român, deutsch Wallachisch-Neudorf, nach Cârsa, deutsch Kerz.Die Blasenprobleme hatten wieder zugenommen, was sicher auch an der langen Tagesstrecke lag. Jetzt war in dem Ort endlich ein Campingplatz, aber ich wollte vor der nächsten Passüberquerung nichts riskieren und wählte lieber eine Pension (Moara de Piatra). Zunächst fragte ich dort nach einer Möglichkeit, mein Fahrrad von den dicken Lehmschichten zu befreien, die ich unterwegs aufgesammelt hatte. Ein Wasserschlauch war die Rettung und nach einer halben Stunde konnte ich wieder die Grundfarbe des Fahrrads erkennen. Bild: Pension Moara De Piatra (Mühlstein) in Cârsa, deutsch Kerz.Teil 4 demnächst …
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Gruß, Arnulf
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Edited by Keine Ahnung (11/28/17 12:25 PM) |
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#1309339 - 11/05/17 09:20 PM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: Keine Ahnung]
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Hallo Arnulf, nun habe ich im Gewühl der Fortsetzungsberichte glatt den zweiten Teil, dem ich eigentlich am meisten entgegengefiebert hatte, in Jetztzeit verpasst. Die Nachholung sagt mir, du hast dich an viele meiner Empfehlungen gehalten, aber nicht an alle (mir scheint in Zabljak hast du den Schwarzen See nicht besucht?). Schön, dass du es bis zu den Niagara-Fällen geschafft hast, auch wenn ohne Atlantik-Querung. Die Montenegro-Bilder waren für mich mich ein Rückblick wie ins eigene Wohnzimmer. Muss wohl auch nochmal hin. Mit deinem Rümanien-Teil machst du mich verlegen. Ich ringe immer noch mit mir, ob ich da mal hin will, in Anbetracht meiner n-dimensionalen Zielmatrix hatte ich es eher abgeschrieben und zudem zu viele Hirtenhunde dort. Jetzt regt sich der Wunsch aufs Neue. - Mach es mir doch nicht so schwer! Vielen Dank fürs gelungene Berichten samt reizvoller Foto-Dokumentation!
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#1309347 - 11/05/17 09:49 PM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: veloträumer]
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Hallo Matthias, Rumänien hat mir gut gefallen und ich könnte mir vorstellen, dorthin wieder zu reisen. Die Hunde, von denen ich im Bericht nicht, aber anderswo schon vor einiger Zeit, berichtet habe, sind tatsächlich lästig. Es sind aber nicht die Hunde, die in Dörfern und bei Höfen bellend hinter Dir herjagen, sondern die immer wieder in freier Wildbahn anzutreffenden wirklich verwilderten Exemplare, die wirklich ein Problem darstellen. Irgendwann bin ich in den Dörfern einfach weitergefahren, auch wenn gerade wieder einmal ein Hund mit viel Lärm bekannt geben wollte, dass ich ein Eindringling in seinem Revier sei. Wenn aber eine kleine Hundemeute zunächst auf einer Wiese zusammenkommt und dann in Deiner Richtung losspurtet und Du weit und breit keine Menschen siehst, so ist das nicht lustig. Ich hatte drei solcher Vorfälle, bei denen ich jedesmal das Glück hatte, bergab schnell entkommen zu können. Wenn also irgend etwas gegen Rumänien sprechen sollte, so ist es im Wesentlichen dieser Punkt. Ansonsten habe ich (insbesondere auch in der Walachei) sehr freundliche Menschen erleben können und die Natur und auch das sehr einfache ländliche Leben waren äußerst angenehm - die Menschen dort hätten sich wahrscheinlich gerne etwas mehr Wohlstand gegönnt. Wenn man also Städte wie Bukarest meiden kann und sich eher abseits von den Ballungszentren aufhält, so kann man recht Ursprüngliches erleben. Thoralf und Falk haben ja auch schon Positives zu Rumänien berichtet. Ich hoffe, dass auch die beiden Teile, die noch folgen werden, interessant sein werden. Jedes Gebiet hat seine eigenen Reize, wobei ich Montenegro und Rumänien schon zu den Höhepunkten zählen möchte. P.S. Leider konnte ich nicht jeden Tipp, den ich von Dir und anderen bekommen habe, berücksichtigen. Ich tendiere sowieso dazu, mir eher zuviel aufzuladen. Es gibt eben viel zu viel Schönes zu sehen.
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Gruß, Arnulf
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#1309403 - 11/06/17 11:13 AM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: Keine Ahnung]
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Hallo Arnulf, Dank Dir für Deinen Bericht durch eine schöne Region Europas.Viele Teile Deiner Strecke sind mir durchaus bekannt. Rumänien scheint ja an manchen Stellen schon noch ein wenig von seinem alten Charme behalten zu haben. Hermannstadt (Sibiu)war zum Zeitpunkt meines Besuchs,der schon ein wenig zurück liegt,deutlich abgerissener. Vielleicht sind manche EU -Gelder doch sinnvoll angelegt. Ich finde übrigens 29 Tage Urlaub am Stück schon eine recht lange Zeitspanne für eine Tour. Und ganz sicher langt das,um ordentlich was zu sehen. Aber wie immer ist das alles eine Frage der eigenen Ansprüche. Gruß Nat
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#1309411 - 11/06/17 12:13 PM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: natash]
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Hallo Nat, Rumänien ist stellenweise sehr ursprünglich - so, wie ich die Slowakei noch als Kind in Erinnerung habe. Sibiu ist überwiegend sehr gut hergerichtet - Außenbezirke mögen anders aussehen. Ich habe hier aber keinen Vergleich zu dem Aussehen z. B. vor 20 Jahren. Die 29 Tage waren wirklich mehr Zeit, als ich üblicherweise aufbringen kann. Allerdings standen ja davon nur 17 Fahrtage für die Montenegro-Türkei-Tour zur Verfügung. Hier hätte ich mir mehr gewünscht. Aber sehen konnte ich tatsächlich sehr viel, wie man ja auch an der Auswahl der Bilder erkennt, die ich hier präsentiere. Man könnte aber natürlich mehr Zeit an diversen Orten verbringen. Sibiu hätte ich wohl etwas länger besucht und Istanbul war in den zwei Tagen, die ich dort war, definitiv noch nicht "abgegrast". Bei einer Radreise habe ich aber andere Prioritäten. Meistens bin ich froh, wenn ich wieder auf dem Fahrrad sitze und durch die Natur fahren kann - die alleine hat auf meiner Tour schon ausreichend für Abwechslung gesorgt .
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Gruß, Arnulf
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#1309430 - 11/06/17 02:12 PM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: Keine Ahnung]
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INHALTSVERZEICHNISTeil 1: Vorwort(e) - Forumstreffen Erfurt - von Erfurt nach Berlin Teil 2: Haupttour (Tag 1-5: Montenegro mit Durmitor Nationalpark, durch Serbien zur Donau) Teil 3: Haupttour (Tag 6-9: Donau in Serbien, Rumänien mit Transalpina nach Transsilvanien) Teil 4: Haupttour (Tag 10-15: Rumänien mit Transfagarasan, Bulgarien mit Schwarzmeerküste, Türkei)Teil 5: Haupttour (Tag 16-20: Türkei mit dem Tourenziel Istanbul) DER ZEHNTE TAG (13.06. – 116 KM / 2.030 M)Bereits in Sibiu und nun auch in Cârta fragte ich nach, ob der Transfagarasan befahrbar sei. In Sibiu äußerte man sich skeptisch, in meiner Pension wusste man aber, dass zwar Autos offiziell nicht über den Pass kämen, dass aber oben schon fest geräumt würde. Zur Not könnte ich den Tunnel oben ja auch durch die kleine Fußgängertür durchqueren, wenn das Tor noch geschlossen sein sollte. Also fuhr ich hoffnungsvoll immer bergan. Bild: Zisterzienserkloster Kerz in Cârta, deutsch Kerz.Der Anstieg war weniger anstrengend als der am Transalpina, da die Steigungen meist relativ gemäßigt waren. Überholt wurde ich von einer Gruppe von Motorradfahrern aus Polen, die ich dann an einem Rastplatz nochmals kurz traf. Da die mir nicht mehr entgegenkamen, wuchs meine Zuversicht, dass der Pass überwunden werden könne. Das änderte sich auch nicht, nachdem ich etliche Schilder gesehen hatte, die darauf hinwiesen, dass der Pass noch nicht geöffnet sei. Schon ziemlich weit oben überholten mich zwei MTB-Fahrer aus Österreich, die allerdings nicht über den Pass fahren wollten, sondern vorhatten, am höchsten Punkt umzukehren und wieder zurück zu fahren. Die kamen mir allerdings auch nicht mehr entgegen … Bild: Einer der beiden Österreicher, die mich überholt haben ... Bild: Es ist Mitte Juni und das ist noch nicht die Passhöhe des Transfagarasan …Schließlich kam ich am Bâlea-Tunnel an, der auf ca. 2050 m den ca. 2400 m hohen Paltinu unterquerte. Das Tor stand offen und auf der anderen Seite waren Schneeräumfahrzeuge dabei, die zweite Straßenhälfte von Schnee zu befreien. An Schneewänden von sicher 5 Meter Höhe vorbei konnte ich nun den Weg nach unten antreten. Bild: Das Tor ist offen – in dem Tor wäre aber auch eine Tür, durch die Fahrräder passieren könnten …Auf etwa 900 Meter wurde der Stausee Lacul Vidraru umfahren. Eine schöne Strecke mit Blick auf den See, auf der aber auch etliche Gegenanstiege warteten. Schließlich fuhr ich weiter ab bis nach Corbeni, wo ich wieder in einer Pension (Colt de Munte) übernachtete. Angesichts der Kosten für die Unterkünfte, die meist um die 10 Euro lagen, hatte ich gar nicht mehr nach Zeltplätzen gesucht. Da es nachts auch recht kühl wurde, wollte ich nicht eine weitere Unterkühlung riskieren. Ich merkte nämlich, dass trotz entsprechender Bekleidung, die erneute Abfahrt bei nasskaltem Wetter meinen Blasenproblemen nicht zuträglich war. Ich konnte das zwar angesichts der tollen Passüberquerung ausblenden, musste mich aber nun doch der Realität stellen … Bild: Der Herr dürfte auch bekannt sein – die spitzen Zähne sind gut verborgen …DER ELFTE TAG (14.06. – 62 KM / 230 M + ZUGFAHRT)So schlimm, dass ich die Tour abbrechen hätte wollen, waren die Beschwerden nicht, aber ich überlegte mir dennoch, wie ich den Rest der Tour retten konnte. Die Transfogarascher Hochstraße hatte ich nun überwunden, somit war ein ganz wichtiger Teil meiner Tour schon einmal bewältigt. Es sollte nun die Umfahrung Bukarests und dann das Stück durch Bulgarien zum Schwarzen Meer folgen. Da ich noch nie am Schwarzen Meer war und schon bei der Planung das Stück an Bukarest vorbei und die Strecke bis kurz vor dem Schwarzen Meer eher als notwendige Zwischenstrecke erschienen waren, entschloss ich mich, Teile der Strecke mit dem Zug zu überbrücken. Die ca. 60 km bis Pitesti machten mir die Entscheidung leicht. Der Weg war landschaftlich nicht attraktiv und der Autoverkehr wirklich lästig. Verglichen mit der ländlichen Idylle der Vortage, war dieser Teil deutlich weniger attraktiv. Dennoch ein paar Bilder … Bild: In Curtea de Arges. So stieg ich in Petesti in den Zug und fuhr nach Bukarest, von wo ich am nächsten Morgen nach Varna weiterfahren wollte. Das, was ich von Bukarest zu sehen bekam, bestätigte meinen Entschluss diese Großstadt umfahren zu wollen. Ich gönnte mir etwas Ruhe und hoffte, dass mein Plan aufging und ich dann den Rest nach Istanbul bewältigen konnte. Die Überbrückung der Teilstrecke mit dem Zug ermöglichte mir auch, die letzte Strecke in – für meine Verhältnisse – kurzen Etappen zu fahren. Bild: Am Nordbahnhof in Bukarest …Bild: Der Charme der Großstadt …DER ZWÖLFTE TAG (15.06. – ZUGFAHRT)Ich sollte vielleicht erwähnen, dass weder bei der Zugfahrt nach Bukarest noch bei der am heutigen Tag nach Varna (oder Warna) der Luxus eines Fahrradstellplatzes vorhanden war. Das Fahrrad wurde im Einstiegsbereich zum Teil vor die Türen gestellt, so dass ich bei jeder Haltestelle das Fahrrad hin- und herschieben musste, um Ein- und Ausstieg zu ermöglichen. Mir war das egal – Hauptsache, ich konnte das Fahrrad transportieren. Obwohl ich schon um 12 Uhr in Bukarest mit dem Zug losfuhr, kam ich erst um 21:30 Uhr in Varnas an. Natürlich beobachtete ich aus dem Zug aufmerksam die Landschaft, die ich zum Teil mit dem Fahrrad durchfahren wäre. Es tröstete mich ungemein, dass ich bis kurz von der Küste nur eine recht eintönige und eher flache Gegend vorfand. Bild: Der Grenzübergang zu Bulgarien. Hier hat die Donau auch an Attraktivität verloren.Bild: Am Bahnhof in Russe (Bulgarien). Bild: Russe war auch die erste Endstation des Orientexpress – die Beschilderung ist aus dieser Zeit … Bild: Auch in Bulgarien bleibt es zunächst eher eben …Bild: Erst am Abend, als sich der Zug der Küste nähert, werden erste Hügel sichtbar … Dass die Strecke ans Schwarze Meer nicht so spannend erschien, tröstete mich doch sehr. Ich würde rückblickend vielleicht dieses Stück auch ohne Erkrankung eher mit dem Zug überbrücken wollen. DER DREIZEHNTE TAG (16.06. – 50 KM / 350 M + ZUGFAHRT)Da ich in der Nacht recht häufig die Toilette aufsuchen musste, entschloss ich mich, das Stück nach Burgas, wohin meine Radtour mich nach der Überquerung der Donau bei Russe (wo ich auch mit dem Zug die Grenze zu Bulgarien überquert hatte) führen sollte, auch noch mit dem Zug zurückzulegen. Ich dachte schon daran in Burgas evtl. einen Arzt aufzusuchen. Am Vormittag besichtigte ich noch Varna (natürlich per Rad), welches nicht zwingend einen Besuch wert ist. Bild: Die Römer waren natürlich auch in Varna …Bild: Open-Air-Marinemuseum … Bild: Der Grund, warum es Touristen ans Schwarze Meer lockt – für mich nicht reizvoll – aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden … Bild: Maritimes Kontrastprogramm zu den vorhergegangenen Tagen … Bild: Orthodoxe Kathedrale Varna. Bild: Der Bahnhof in Varna.In Burgas angekommen, fühlte ich mich besser und ich beschloss, nach einer kleinen Rundtour durch Burgas, welches ich attraktiver empfand als Varna, mit dem Fahrrad weiter zu fahren. Es liegt sicher auch daran, dass ich mit Stränden nichts anzufangen weiß, dass ich jetzt nicht das Gefühl hatte, dass Varna oder Burgas oder auch die Strände dort eine weite Reise wert waren. Bild: Zumindest war das Wasser warm und klar …Bild: "Fundamentalpunkt" Burgas mit Koordinaten.Aus Burgas heraus führte eine viel befahrene, autobahnähnliche Straße. Glücklich stellte ich fest, dass linksseitig ein abgetrennter Radweg verlief, den ich dankbar nutzte. Dieser Radweg führte bis zu einer Naturschutzstation und … nicht weiter. Bild: Endpunkt des Fahrradwegs …Nun befand ich mich auf der linken Seite einer vierspurigen Autobahn mit hohen Leitplanken in der Mitte, die ich schon alleine wegen des Verkehrs nicht überqueren konnte. Meine Karte zeigte mir, dass ich etwa 150 bis 200 Meter entlang der Autobahn entgegen der Fahrtrichtung in die Nähe einer kleinen Parallelstraße kommen sollte. Einen Seitenstreifen gab es nicht, so schob ich das Fahrrad durch das Gras neben der Fahrbahn, während direkt an mir die Autos und Lastwagen vorbeibrausten. Tatsächlich konnte ich aber schließlich die kleine Straße erreichen, die mich weg von der Hauptverkehrsstraße zurück auf meinen ursprünglichen Track brachte. Bild: Wieder ein Radweg – diesmal aber nicht mit abruptem Ende …Am Schwarzen Meer wollte ich nun nicht wieder in eine Pension gehen und Campingplätze gab es ausreichend. So konnte ich diese Nacht wieder im Zelt direkt am Meer verbringen. So wenig habe ich das Zelt bislang noch nie benutzt, wie auf dieser Radreise… DER VIERZEHNTE TAG (17.06. – 103 KM / 2.050 M)Eigentlich wollte ich von nun an bei meinen Tagesetappen unter 100 km bleiben, aber das klappte nicht auf Anhieb. Und Hügel hatte ich heute auch noch zur Genüge. Zunächst ging es an der Küste entlang. Bild: Frühstückspause in den Dünen an der Schwarzmeerküste.Bild: Am Ropotamo Fluss …Bild: Die Kette hatte sich gelängt – mit richtigem Werkzeug lässt sich das verschiebbare Ausfallende bequemer lösen und festschrauben. Und auch hier waren die Leute wieder sehr freundlich und hilfsbereit …Die Region hat sich auf Tourismus eingestellt, was man an vielen Stellen bemerken konnte. Der Unterschied zum nicht so touristischen Bulgarien wurde deutlich, als es dann weg von der Küste über die Anhöhen in Richtung Türkei ging. Landschaftlich schön, aber auf ziemlich holpriger Strecke entfernte ich mich vom Meer. Bild: Nicht jedes Tourismusnobjekt wird fertiggestellt (bei Zarewo) … Bild: Ist denn Bulgarien von Europa getrennt – und liegt Bulgarien wirklich jenseits des Schwarzen Meeres? Bild: Zwischen Izgrev und Balgari – die Herren kenne ich nicht …Bild: Ideal für eine Mittagspause …Bild: Eine schöne Strecke ohne Verkehr …Bild: Die Pflanzen am Wegesrand waren zum Teil deutlich über zwei Meter hoch …Am Ende fing es an zu regnen, zum Glück bei recht angenehmer Temperatur. In Malko Turnovo nutzte ich wieder einmal "Booking.com", um das "Likor Apartment" für mich zu buchen. Mein Navigationssystem führte mich zu einem ziemlich elenden Wohnblock, in dem keiner der Anwohner dieses Apartment kannte. Eine junge Frau rief für mich die Telefonnummer an, die auf der Buchungsseite angegeben war. Tatsächlich kam dann ein Mann, der offensichtlich die Wohnung seiner verstorbenen Eltern im obersten Stockwerk vermietete. Luxus geht anders, aber das störte mich nicht. Die Wohnung war sauber und – es gab eine Waschmaschine, die ich dann auch nutzte, um mit Spüli, welches ich in der Küche fand, meine Wäsche wieder auf den Ausgangszustand zurücksetzte. Der Campingplatz am Schwarzen Meer hatte doppelt so viel gekostet, wie dieses Apartment … Bild: Was will man mehr …DER FÜNFZEHNTE TAG (18.06. – 94 KM / 1.490 M)Am nächsten Tag hatte sich der Regen des Vortags verzogen und nach kräftigen Anstiegen ging es schließlich zur türkischen Grenze. Ein paar türkische Motorradfahrer dolmetschen für mich und halfen mir, die Fragen der Grenzbeamten zu beantworten, die nur türkisch sprachen. Bild: Für mich war es ein wenig weiter …In der Türkei fuhr ich auf kleinen, teilweise etwas holprigen Sträßchen durch schöne Natur. Ich freute mich, dass ich an der Grenze und danach nur Positives erleben konnte und die bunten Blumen überall ließen mich auch die zum Glück weiter abklingenden Blasenbeschwerden vergessen. Bild: Eine typische Ortsdurchfahrt (hier Armağan).Bild: Diese Wasserstellen sieht man überall …Bild: Gerade Strecke, kein Verkehr – dennoch Autowracks!?Bild: Interessante Gesteinsformationen am Wegrand …Bild: In Vize - nicht Erdogan …Erst in Vize gab es Banken mit Geldautomaten, so dass ich mich mit Bargeld versorgen konnte. Als ich vor einer Gastwirtschaft anhielt, um auf meinem Mobiltelefon nach Übernachtungsmöglichkeiten Ausschau zu halten, wurde ich durch das offene Fenster von ein paar Männern angesprochen, die dort zusammen Karten spielten. Ich sollte doch zu ihnen kommen und ihnen erzählen, woher ich käme. Ich folgte der Einladung und wurde gleich zu einer Cola eingeladen. Es stellte sich heraus, dass die vier Türken selber leidenschaftlich Rennrad fuhren und etliche Touren in der Umgebung gemeinsam fuhren. Einer rief für mich bei einem nahegelegenen Hotel an und handelte einen sehr günstigen Übernachtungspreis aus. Das "Trak Otel", zu dem mich die ganze Gruppe gemeinsam begleitete, lag direkt gegenüber einer Moschee. Die laut vernehmbaren Adhāns (Muezzinrufe) erinnerten mich dann auch daran, dass ich in der Türkei war. An der Decke des Hotelzimmers wurde mit einem Pfeil auch die Gebetsrichtung angezeigt. Bild: Blick von meinem Hotel … und nicht zu überhören …Bild: Zur Orientierung – dort liegt Mekka …Nachdem ich geduscht hatte, ging ich zu Fuß los, um ein Restaurant zu suchen, welches ich mir wieder im Internet ausgesucht hatte. Als ich hineinging, saßen da wieder ein paar türkische Männer an einem Tisch – es waren die Radfahrer aus dem Wirtshaus. Die Welt ist wirklich klein. Sie ließen es sich nicht nehmen und luden mich zum Abendessen ein. Danach nahmen sie mich im Auto auf eine Stadtbesichtigung mit, bei der ich auch die dortige Hagia Sophia besichtigen konnte, deren christlichen Gemälde erst in den 70er Jahren übermalt worden waren. Interessant ist, dass von Vize aus eine Wasserleitung Konstantinopel (Istanbul) mit Wasser versorgte. Bild: Meine türkischen Radfahrbekannten …Bild: Die Hagia Sophia in Vize.Bild: Die historischen Christi- und Mariengemälde wurden in dieser Hagia Sophia vor ca. 40 Jahren übermalt … Bild: Die Burg Vize – am Englisch (s. unten) müsste noch etwa gefeilt werden ... Teil 5 - also der letzte Teil - demnächst - oder besser sofort. Die Teile habe ich gestern schon in einer Textdatei fertiggestellt …
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Gruß, Arnulf
"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot) |
Edited by Keine Ahnung (11/28/17 12:25 PM) |
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#1309437 - 11/06/17 02:38 PM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: Keine Ahnung]
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INHALTSVERZEICHNISTeil 1: Vorwort(e) - Forumstreffen Erfurt - von Erfurt nach Berlin Teil 2: Haupttour (Tag 1-5: Montenegro mit Durmitor Nationalpark, durch Serbien zur Donau) Teil 3: Haupttour (Tag 6-9: Donau in Serbien, Rumänien mit Transalpina nach Transsilvanien) Teil 4: Haupttour (Tag 10-15: Rumänien mit Transfagarasan, Bulgarien mit Schwarzmeerküste, Türkei) Teil 5: Haupttour (Tag 16-20: Türkei mit dem Tourenziel Istanbul)DER SECHZEHNTE TAG (19.06. – 85 KM / 870 M)Fast den ganzen Tag gab es heute Regen und gleichzeitig war es noch recht kühl. Im Juni hätte ich zumindest andere Temperaturen in diesem Teil der Türkei erwartet, aber es blieb auch der einzige wirkliche Regentag auf der ganzen Radreise. Schlechtes Wetter wirkt sich durchaus auch auf das Naturerlebnis aus, so dass ich von diesem Tag nicht viel Angenehmes in Erinnerung habe. Für meine Mittagspause machte ich an einem völlig verdreckten Picknickplatz halt, bei dem eine der Bänke provisorisch mit einer Plastikplane überspannt war. Immerhin konnte ich so trocken etwas essen und trinken. Es war aber dennoch nicht angenehm und selbst meine Kamera wollte kein scharfes Bild mehr machen. Am späten Nachmittag ließ der Regen dann nach. Im Ort Subaşı gab es das einzige Hotel, welches ich weit und breit ausmachen konnte. Das "Hotel Kleopatra" hatte deutlich bessere Zeiten gesehen und war sicher einmal ganz nett. Nun war es aber sehr schmuddelig und die Bettwäsche hatten wohl schon etliche Gäste vor mir genutzt. So kam wenigsten wieder einmal meine Campingausrüstung zum Einsatz. Immerhin funktionierte die Heizfunktion der Klimaanlage, so dass ich meine regennasse Kleidung wieder trocknen konnte. DER SIEBZEHNTE TAG (20.06. – 85 KM / 710 M)Das Frühstück war bei dem Hotel mit inbegriffen. Es war aber ein Spiegel des aktuellen Hotelzustands, so dass ich lediglich etwas vom Brot und etwas eingeschweißte "Marmelade" (ich wusste gar nicht, dass man derart künstlich schmeckende süße Masse herstellen kann ) zu mir nahm. Bisher hatte ich mir auf meinen Radreisen noch nie die Unterkunft schon am Tag zuvor gebucht. Da ich aber im Hotel Kleopatra Zeit und Internet hatte und sehr gut einschätzen konnte, wie der Rest meiner Tour ablaufen würde, hatte ich mir in Şişli, einem der 39 Landkreise Istanbuls, ein recht günstiges Hotelzimmer reserviert, von dem ich dann am folgenden Tag bequem Istanbul für eine erste Besichtigungsrunde erreichen konnte. Somit war schon am Morgen klar, wie weit ich an diesem Tag fahren würde. Die von mir vorher geplante Strecke nach Istanbul erwies sich als sehr gut. Ich konnte dem stärker werdenden Verkehr in Großstadtnähe weitestgehend ausweichen. Lediglich einige Lastwagen, die Steinbrüche anfuhren, sorgten ab und zu für unangenehme Staubfahnen. Nur das erste Stück meiner geplanten Strecke war nach dem Regen des Vortags nicht fahrbar. Bereits nach 100 Metern hatte sich so viel Lehm an den Reifen festgesetzt, dass die Räder sich nicht mehr drehen wollten. Ich brauchte eine halbe Stunde, um mühsam den Dreck soweit zu beseitigen, dass ich wieder fahren konnte. Das Wegstück konnte aber ohne große Umwege gut umfahren werden. Bild: Die Moschee in Oklalı.Bild: Ein Selfie …Bild: Zwischen İzzettin und Nakkaş – akzeptable Verkehrsdichte.Bild: Die Vorboten der Großstadt (Blick Richtung Hastane und Esenyurt).Bild: Ich pirsche mich noch durch recht beschauliche Landschaft an Istanbul heran (am Sazlıdere Barajı - Trinkwasserversorgung für Istanbul) …Bild: Zum Glück nur ein kurzes Stück und eigentlich besser zu fahren als man vermutet …Bild: Und der großen Straße wieder entkommen (zwischen Işıklar und Göktürk Merkez) – gut fürs Gemüt …Bild: Das bleibt weiterhin im grünen (bzw. blauen) Bereich (Göktürk Merkez) …Bild: Und wieder die Römer … Bild: Telekom Arena in Istanbul.Wie erwartet, nahm der Verkehr im Vorstadtbereich Istanbuls drastisch zu. Ich hatte zwar eine durchaus brauchbare Kombination zum Teil kleiner Sträßchen als Route gewählt, aber es wurde schnell klar, dass Fahrradfahrer nicht als Verkehrsteilnehmer mit irgendwelchen nennenswerten Rechten betrachtet wurden. Rechtsabbiegende Autofahrer störte die Anwesenheit eines Fahrrads nicht die Spur. Hatte man sich aber an eine völlig defensive Fahrweise gewöhnt, war ein Durchkommen recht gut möglich. Bild: Zentralmoschee in Şişli, Istanbul.Das Hotel "Blisstanbul" war direkt in einer Einkaufsstraße gelegen und – das hatte mich zur Wahl des Hotels bewegt – es gab in unmittelbarer Nähe einen großen jüdischen, katholischen und orthodoxen Friedhof. Alle Teile sorgfältig voneinander abgetrennt. Ich besichtigte den jüdischen Teil, zu dem ich zunächst bei einer Pforte klingeln musste. Erst nachdem ich erzählt hatte, dass ich extra aus Deutschland hierhergekommen sei, um den Friedhof zu sehen, wurde mir Einlass gewährt. Ich war der einzige Lebende auf dem Friedhof und konnte mir in aller Ruhe die Gräber ansehen. Viele deutsche und französische Inschriften waren zu finden. Booking.com war doch recht hilfreich – das Hotel war gut, das Personal sehr freundlich. Mein Fahrrad wurde am Abend für mich abgestellt und mir in der Früh wieder ausgehändigt. Bild: Verhungern muss hier niemand …Bild: Vitamine gibt es auch ausreichend …Bild: Der jüdische Friedhof … Bild: Die moderne Türkei …DER ACHTZEHNTE TAG (21.06. – 57 KM / 590 M)Auf kleinen Straßen fuhr ich Richtung Zentrum. Zum Teil ging es derart steil bergab, dass ich Angst hatte, ich könnte mich bei einem Bremsmanöver überschlagen. Ich wäre da wohl auch schiebend kaum hochgekommen. Bild: Basilika St. Antonius.Immerhin wich ich dem Autoverkehr fast vollständig aus. Schnell war ich dann auch im Zentrum des europäischen Teils Istanbuls. Die erste „große Sehenswürdigkeit“ war der von den Genuesen errichtete Galata-Turm. Eine Rundtour führte mich nun zu einer ganzen Reihe weiterer "Höhepunkte", wobei ich durchaus auch in Bereiche gelangte, die Touristen wohl weniger zu Gesicht bekamen – der Vorteil der Nutzung des Fahrrads. Bild: Süleymaniye-Moschee von der Galata-Brücke.Bild: Goldenes Horn mit Atatürk-Brücke. Bild: Bei Yeni Cami Moschee (Neue Moschee) – jeder dieser Attraktionen wurde durch Polizisten mit Metalldetektoren und Röntgenanlagen überwacht. Keine Chance da mit dem Fahrrad durchschieben zu können …Bild: Der Ägyptenbasar bei Yeni Cami Moschee (Neue Moschee).Bild: Tourentauglich?Bild: Ohne Kommentar …Bild: Süleymaniye-Moschee.Bild: … und der zugehörige Friedhof.Bild: … und in der Moschee.Bild: Das sind die Dinge, die man entdeckt, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist …Bild: Fatih-Moschee (Eroberer Moschee, benannt nach Sultan Mehmet II).Bild: Nuruosmaniye-Moschee (Lichtmoschee) in der Nähe des Großen Basars.Bild: Sultan-Ahmed-Moschee ("Blaue Moschee" - Hauptmoschee von Istanbul).Bild: Hagia Sophia nun in Istanbul … Bild: Hier sind die Gemälde erhalten geblieben. Bild: Auch der Eingang zum Topkapi-Palast wird scharf bewacht.Bild: Harem des Topkapi-Palasts … offensichtlich nicht mehr bewohnt …Das war nur eine kleine Auswahl der Bilder. Man kann hier sicherlich viel Zeit verbringen. Ich hatte ja noch einen ganzen Tag für weitere Besichtigungen und hatte sicherlich nur einen Überblick über den europäischen Teil Istanbuls gewinnen können. Am späten Nachmittag machte ich mich dann auf, um zum Hotel in der Nähe des Flughafens Atatürk zu kommen. Meine neuen türkischen Freunde in Vize hatten mir die Empfehlung gegeben, den Decathlon aufzusuchen, der sich nicht weit vom Hotel befand, als ich nach einer Möglichkeit fragte, in Istanbul einen Fahrradkarton für den Rückflug zu organisieren. So wich ich von meiner vorher sorgfältig geplanten Route abseits der großen Straßen ab. Ich dachte, dass das ja nicht so schlimm sein könnte, da die Entfernung (ca. 20 km) nicht so gewaltig war. Da hatte ich mich aber geirrt! Die Fahrt zunächst zu Decathlon war ein Albtraum. Der Verkehr war die Hölle und zum Glück kamen die motorisierten Verkehrsteilnehmer selber kaum voran, so dass ich mich wagemutig zwischen Autos, Lastwagen und Bussen durchschlängeln konnte. Das, was ich an Ruß und Abgasen auf dieser Strecke inhaliert hatte, wog sicherlich die ganze Erholung meiner Lungen auf, die die vorangegangene Tour gebracht hatte. Beim Decathlon wurde ich zum Glück mit einem brauchbaren Karton belohnt und ich schaffte es schließlich völlig erschöpft bis zum Hotel. 20 Kilometer Istanbul hatten mich mehr geschafft, als das Drei- bis Vierfache irgendwo durch die freie Natur ... DER NEUNZEHNTE TAG (22.06. – STADTBESICHTIGUNG)Für den letzten Tag hatte ich eine weitere Stadtbesichtigung vorgesehen. Eigentlich wollte ich wieder mit dem Fahrrad ins Zentrum fahren, aber nach dem Erlebnis des Vortags war mir die Lust darauf vergangen. Also nahm ich den Bus und lies mich entspannt durch das Verkehrsgewühl fahren. Nach einem zweiten Besuch der Hagia Sophia und diverser anderer interessanter Sehenswürdigkeiten ging auch dieser Tag zu Ende. Im Hotel bereitete ich das Fahrrad für den Rückflug vor und verpackte es im Karton. Ich verzichte auf weitere Bilder Istanbuls – ich denke, dass die Bilder des Vortags bereits einen sehr guten Eindruck von der Vielfalt der Sehenswürdigkeiten gegeben haben, die Istanbul zu bieten hat. Ich würde eine Fahrradtour dorthin empfehlen – man sieht mehr … DER ZWANZIGSTE TAG (23.05. – 22 KM / 80 M + HEIMFLUG)Mein Fahrrad hatte ich für den Rückflug bereits in Deutschland angemeldet. Den Boardingpass hatte ich mir beim Online-Check-in im Hotel auf das Mobiltelefon schicken lassen. Ein Taxi kam pünktlich am frühen Morgen und der Karton mit dem Fahrrad passte gerade von der Breite in den Kofferraum. Dass fast die Hälfte des Kartons nach hinten herausragte, störte den Taxifahrer und – da der Karton recht fest im Kofferraum verklemmt war – auch mich nicht. Durch das mehrfache Falten des Kartons hatte er nicht mehr die ursprüngliche Stabilität, aber es reichte aus, um am Ende das Fahrrad unbeschädigt nach Bremen transportieren zu lassen. Am Schalter musste ich die Gebühr für die Fahrradmitnahme entrichten und nachdem der Karton mit dem Fahrrad sowie die Gepäcktaschen außer Sichtweite waren, konnte ich entspannt auf den Rückflug warten. In Bremen war das Fahrrad schnell wieder zusammengebaut und die letzten gut 20 Kilometer nachhause stellten den Endspurt der Radtour dar. RESUMEDurch die Kombination von Forumstreffen mit den gemeinschaftlichen Radtouren dort, die anschließende Anreise nach Berlin und schließlich die "große Tour" durch Montenegro, Serbien, Rumänien, Bulgarien und die Türkei war dies wieder ein außergewöhnliches Erlebnis. Jeder dieser Teile hatte natürlich seinen eigenen Reiz. Die eigentliche Radreise alleine hatte diesmal wieder so viele unterschiedliche Eindrücke mit sich gebracht, dass man in den wenigen Wochen gar nicht alles verdauen kann. Man zehrt von den Erlebnissen noch lange – mindestens bis zur nächsten Radreise. Ganz ärgerlich waren natürlich die gesundheitlichen Probleme, auch wenn sie mich nicht wirklich wesentlich eingeschränkt haben. Erst bei gründlichen Untersuchungen zuhause stellte sich heraus, dass es wohl nicht die Blase war, die Probleme bereitete, sondern evtl. eine Reizung der von Männern ab 50 so geliebten Prostata. Na toll, nun komme ich ganz offensichtlich auch in das Alter . Dumm ist, dass ich wohl auch in Zukunft mit Problemen rechnen muss, was sich schon darin ankündigt, dass ich auch jetzt immer wieder diese "Blasenprobleme" spüre. Obwohl mein geliebter Brooks B17 mir immer als bequemer Sattel erschienen war, werde ich wohl in Zukunft zu einer Sattelversion mit Aussparung greifen. Wohl wissend, dass ich mit dem Problem in guter Gesellschaft bin, werde ich mich wohl damit abfinden müssen, dass auch ich nicht jünger werde. Ich bin einmal zuversichtlich und überlege schon die ganze Zeit, wo es nächstes Jahr hingehen soll. Das Lesen der interessanten Reiseberichte hier im Forum macht mir die Entscheidung ehrlich gesagt nicht leichter. Es gibt einfach zu viel Schönes zu erkunden .
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Gruß, Arnulf
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Edited by Keine Ahnung (11/28/17 12:53 PM) |
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#1309511 - 11/06/17 11:17 PM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: Keine Ahnung]
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Glückwunsch zu dieser Reise, diesem Bericht und den vielseitigen Bildern! Und gute Besserung. So schnell sargdeckelt es sich dann auch nicht....
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...in diesem Sinne. Andreas |
Edited by iassu (11/06/17 11:19 PM) |
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#1309527 - 11/07/17 08:48 AM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: iassu]
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So schnell sargdeckelt es sich dann auch nicht.... Soweit gingen meine Befürchtungen auch nicht . Aber lästig ist das schon und man macht sich Gedanken über die zukünftigen Touren. Am Samstag bin ich wieder eine "Trainingsrunde" von 90 km gefahren. Auf dem Crossbike habe ich meinen Brooks Team Pro gegen einen Selle SMP TRK Man in schönem knalligem Gelb ausgetauscht. Ob es nun daran lag (am Sattel, nicht an der Farbe ) oder ob es allgemein besser wird, kann ich nicht sagen, aber ich habe das und auch die anderen Trainingsrunden gut überstanden. Ich hoffe doch, dass ich auch in Zukunft noch Material für weitere Reiseberichte sammeln kann . P.S. @Matthias: Den Sattel gibt es auch in Grün
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#1309550 - 11/07/17 11:42 AM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: Keine Ahnung]
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P.S. @Matthias: Den Sattel gibt es auch in Grün Schwarz-Grün habe ich schon eine Rennsattel, ist mir aber dauerhaft zu hart, daher nur am Stadtrad verbaut. Angebener Sattel scheint mir ähnlich gepolstert und konstruiert wie mein aktueller Sattel, den ich in Italien mal erworben habe ( Selle Montegrappa Liberty, Kunstleder, von der Firma gibt es auch sonst noch interessante Sättel, auch Ledersättel in Konkurrenz zu Brooks: Katalog - erwähne ich nochmal, weil sonst von anderen im Forum nie genannt). Die reine Lehre (vom harten Sattel für langes Sattelsitzen) kommt da ins Wanken. Brooks hatte ich aber noch nie, das ist ja wieder eine andere Härte als klassische Rennsättel. Bericht: Wunderbar. Autowracks/nächste Reise : Autowracks mit wenig Verkehr auf den Straßen gibt es auch in Korsika, Autowracks gehören da quasi zur Landschaftsgestaltung (das ist keineswegs negativ gemeint - sehr hünbsche Motive dadurch immer wieder mitten im Busch). Angler am Kai/auf Brücke: Verkaufen die Krimskrams neben dem Angeln (sieht bei einem so aus)? Kannst du mit dem Meer eigentlich nie nie was anfangen oder ist es nur wegen der Massenstrände? (Obwohl sehr Berg-affin finde ich das Meer immer wieder inspirierend, auch wo es flach ist, Salzluft empfinde ich als angenehm und Salzwasser ist auch angenehm "weich".)
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#1309561 - 11/07/17 12:30 PM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: Keine Ahnung]
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Hallo, sehr schöner Bericht + prima Bilder Dankeschön fürs Teilen und als seelenverwandter bezüglich Prostata (wobei ja meine nicht mehr da ist) wünsche ich für die Zukunft alles erdenklich Gute. Irgendwie geht's immer weiter
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#1309564 - 11/07/17 12:48 PM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: veloträumer]
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Hallo Matthias,
der SMP TRK Man ist relativ hart. Es gibt noch härtere Rennsättel, aber da man durch das Weglassen des Mittelteils mehr Last auf andere Bereiche des Gesäßes bringt, würde ich den Sattel nicht härter haben wollen. Der Team Pro war als Ledersattel immer hart (härter als der B17), aber er hat sich dem Hinterteil so gut angepasst, dass er sehr angenehm zu fahren war. Ich will aber im Augenblick dafür sorgen, dass dort, wo ich das evtl. Übel vermute, kein Druck ausgeübt wird.
Die Angler hatten sich eigentlich nur mit dem Einfangen von Flossengetier beschäftigt. Es gab einzelne Händler, die Stände mit Getränken usw. aufgebaut hatten. Ob auf dem Bild etwas zu sehen ist, was man hätte kaufen können, weiß ich nicht.
Ich bin kein Freund von zuviel Wasser und vermeide es auch, in dieses zu steigen, wenn es nicht der Körperreinigung dient. Strände, an denen Touristen sich vergnügen, sind für mich eher abschreckend. Ein Urlaub am Strand wäre für mich nach kurzer Zeit "Folter". Dennoch mag ich es durchaus, ab und zu am Meer mit dem Fahrrad entlang zu fahren. So empfand ich die Küste des Schwarzen Meers dort schön, wo keine Menschen waren. Die Dünen sind abwechslungsreich und wenn dann noch Felsen hinzukommen, so halte ich mich gerne dort auf. Generell sind mir aber Berge und Wälder lieber.
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Gruß, Arnulf
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#1309566 - 11/07/17 12:58 PM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: grenzenlos]
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als seelenverwandter bezüglich Prostata (wobei ja meine nicht mehr da ist) wünsche ich für die Zukunft alles erdenklich Gute. Danke für die guten Wünsche. Die Prostata-Geschichte ist bei mir derart wenig ausgeprägt, dass bei einer regulären Untersuchung nichts bemerkt worden wäre (kleiner als für mein Alter zu erwarten, nur mit etwas Fantasie des Urologen konnte er eine evtl. Entzündung registrieren (ohne Bakterien), auch im MRT keine Auffälligkeiten, PSA ideal, ...). Aber auch die Blase ergab kein negatives Untersuchungsergebnis, obwohl ich dort die typischen Beschwerden einer Blasenentzündung habe. Es ist also nicht wirklich klar, was hier die Probleme macht. Im Prinzip könnte ich froh sein, aber zugleich würde ich lieber genau wissen, was die Beschwerden verursacht, die immer noch in Schüben - wenn auch nicht sehr intensiv - auftreten. Es freut mich, dass Dir der Bericht gefallen hat. Ich selber habe immer die Bilder meiner aktuellen Radtour als Hintergrundbild-Diashow auf meinen Rechnern installiert und freue mich, wenn ich immer wieder an meine Tour erinnert werde. Es sind ja in Wirklichkeit noch deutlich mehr Bilder als ich sie hier vorstelle. Ich denke aber, dass meine Auswahl schon üppig genug ist .
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Edited by Keine Ahnung (11/07/17 12:59 PM) |
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#1309941 - 11/09/17 11:48 AM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: Keine Ahnung]
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Bezüglich unserer Männlichkeit. Dein PSA Wert ist ja gut. Dies ist ja wichtig + einfach ab und zu zum Urologen + vielleicht ist es ganz einfach nur eine Reizung. Wünsche zumindest, dass es so ist Und mit Reizungen, egal welcher Art, können männliche Radler ja gut umgehen Ja, Bilder hat man in der Regel zu viel. Da fällt die Auswahl auch immer nicht leicht. Das sonderbare bei mir, bei meinen ca. 60 000 Bildern kann ich mich bei jedem ans Land/Region/Tour und manchmal sogar an den genauen Tag erinnern. Früher habe ich noch Tagebuch geschrieben. Jetzt sind die Bilder mein Tagebuch
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Edited by grenzenlos (11/09/17 11:49 AM) |
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#1309990 - 11/09/17 06:53 PM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: grenzenlos]
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Diese Art vor Reizungen mag ich aber nicht . Ich habe ein "bildhaftes Gedächtnis". Wenn ich an meine Radreisen denke, so habe ich präzise Bilder im Kopf. Die kann ich nach Jahren noch abrufen. Was ich mir aber nicht einmal über kurze Zeiträume merken kann, sind Ortsnamen - das ist ziemlich unangenehm, wenn mich jemand zu meiner Route fragt. Das wird noch verstärkt durch einen enorm schlechten Orientierungssinn. Ich kann mir offensichtlich die zweidimensionale Anordnung von Orten, Ländern usw. nicht einprägen. Ebenfalls eine unangenehme Sache. Ich suche auf Karten ewig nach Orten, selbst wenn sie in der näheren Umgebung liegen.Ich kann mir eine Landkarte hundert Mal ansehen und kann dann nach kürzester Zeit wieder nicht sagen, wo welcher Ort liegt. Andererseits kann ich mir ganz hervorragend dreidimensionale Anordnungen vorstellen, was mir den Geometrieunterricht sehr erleichtert hat. Das ist alles recht seltsam, aber ich habe mich damit abgefunden. Somit kann auch ich mich bei jedem Bild genau an die Umstände erinnern, unter denen sie entstanden sind. Da ich aber die Ortsnamen nicht zuordnen kann, ist die erste Aufgabe für mich die Beschriftung der Bilder, wobei mir die Georeferenz und er aufgezeichnete Track inzwischen unheimlich helfen. Ich bewundere immer Matthias (Veloträumer), der offensichtlich ein sehr gut ausgeprägtes Ortsgedächtnis hat . Davon profitiere ich immer bei meinen Reiseplanungen - ich muss nur darauf achten, dass ich nicht Reisen plane, die außerhalb seines Erfahrungsspektrums liegen .
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Gruß, Arnulf
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#1309991 - 11/09/17 07:10 PM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: Keine Ahnung]
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Mir geht das ein bißchen so ähnlich. Was mir aber hilft, ist die Anwesenheit in der entsprechenden Gegend. Dann fallen mir auch die Ortsnamen eher wieder ein. Was ich kaum beherrsche, ist ein detalliertes Ortsnamengedächtnis aus der Ferne. Gewisse Reiseradler posten ja aus Afrika, aus Fernost und aus Ozeanien, schon seit Jahr und Tag unterwegs seiend, feinste geografische Tips und Einzelheiten ihre Heimat im weiten Sinne betreffend. In der siebten Klasse hatten wir im Geografieunterricht den sich wiederholenden Job, Kontinente, Länder und Regionen umrißartig und mit den wesentlichen Hauptorten auswendig skizzieren zu sollen/müssen. Das hat mir zumindest nicht geschadet. Wenn ich heute beobachte, wie jemand aus dem Haus geht und keinen blassen Schimmer hat, in welche Richtung er fahren soll, wenn es nach Hamburg oder nach Italien geht, bleibt mir immer die Spucke weg. Im übrigen paßt hier natürlich bestens der alte Kalauer hin: Drei Dinge sind es, die ich mir nicht merken kann: - Namen - Zahlen - ........ ............. .............
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...in diesem Sinne. Andreas |
Edited by iassu (11/09/17 07:15 PM) |
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#1310045 - 11/10/17 08:09 AM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: Keine Ahnung]
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Daniela und Thomas, die ich am Donauradweg getroffen habe, hatte ich auf meinen Bericht aufmerksam gemacht. Es freut mich, dass sie sich bei mir daraufhin gemeldet haben. Leider hatten sie das Pech, dass ihnen auf der weiteren Strecke eine Felge seitlich aufgerissen ist. Mit Kabelbindern haben sie sich noch ein ganzes Stück weit behelfen können, aber den Rest der Tour hatten sie dann doch nicht wie geplant zu Ende bringen können. Schade ...
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Gruß, Arnulf
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#1310049 - 11/10/17 08:29 AM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: Keine Ahnung]
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#1310064 - 11/10/17 12:37 PM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: Keine Ahnung]
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Ich habe ein "bildhaftes Gedächtnis". ... Ich kann mir offensichtlich die zweidimensionale Anordnung von Orten, Ländern usw. nicht einprägen. Ebenfalls eine unangenehme Sache. Das widerspricht sich allerdings etwas. Ich schreibe mir auch ein solches bildhaftes Gedächtnis zu und kann mir daher sehr gut geografische Anordnungen von der Landkarte her merken. (So konnte ich mir auch das Bild gedrückter Tasten am Klavier merken, hatte aber keine Notenkenntnisse.) Ich habe allerdings schon immer Atlanten und Erdkunde gemocht. Ich kann die Lahe der Orte auch meist gut zuordnen, was aber nicht heißt, dass sie mir immer namentlich einfallen. Das ist sogar mittlerweile kritisch an der Grenze zum Alzheimer. Manchmal kann ich dir über Personen oder Orte ganze Geschichten erzählen, aber mir fällt der Name nicht ein. Manchmal dann aber wieder einen Tag später. Ich glaube das ist etwas der Google-Mentalität geschuldet - man sucht sofort im Web nach einem fehlenden Begriff etc., ohne noch das Gedächtnis lange zu bemühen. Mit der Landkarteneinprägung dürfte es ähnlich sein. Ich benutzte halt Landkarten und damit komplexe topografische Übersichten weit mehr als der laut schreibende Forumsdurchschnitt, der nur noch mit roten Linien auf einem kaum lesbaren Display fährt. Meine geplanten Routen sind Ketten von Ortsnamen (als Roadbook sozusagen) und keine Digitalspuren, der man auch blind folgen kann, weil sich das Gerät meldet, wenn man falsch abzweigt. Auf gezoomten Karten entsteht keine Bildruhe mehr, es prägt sich weniger gut ein und oft werden sogar wichtige geografische Namen ausgeblendet. Es ist müßig über Vor- und Nachteile zu diskutieren, jedoch ändert jedes System das Gehirn - und zwar recht schnell. Dessen sollte man sich zumindest bewusst sein. Es ist auch naheliegend, dass zunehmend Digitalwissen in die Schulen drängt, was wiederum klassisches Wissen wie Geografie zurückdrängen kann bzw. geografisches Wissen sich verändert von Landkartenbetrachtung zur Auswertung von Daten usw. Andererseits kommt manchmal wieder altes Wissen nach oben, etwa die Navigation, eine alte Seefahrerkunst und heute vereinfacht in GPS-Geräten für fast jeden Alltagswissen. Ich bewundere immer Matthias (Veloträumer), der offensichtlich ein sehr gut ausgeprägtes Ortsgedächtnis hat Ich möchte ungern einen Mythos entzaubern, wenn er mir schmeichelt wie dieser. Neben oben bereits Gesagtem zur Entzauberung sind meine Ortskenntnisse natürlich auch deswegen besser, weil ich mich seit Jahren in einigen bevorzugten Gegenden mehrfach aufhalte, manche Gegenden sind mir gar aus Kindertagen vertraut. Ganz neue Regionen, evtl. neue Sprachen, bereiten mir dann auch weit mehr Schwierigkeiten - so etwa wie im letzten November in Tschechien. Schließlich kommt die Vor- und Nachbearbeitung meiner Reisen dazu, die intensiver ist als beim Durchschnitt. Nicht nur, dass anliegende Ortsnamen in verschiedenen Bearbeitungsstufen immer wieder auftauchen, auch muss ich meine langen Texte häufiger Korrektur lesen als der Durchschnitt. Dazu kommt aber auch das Lesen von Fremdliteratur, was geografisches Wissen erfordert - sowohl in Fachbüchern über die Regionen als auch in der Belletristik von Literaten aus den Regionen. In der fiktiven Literatur erscheinen Orte oft nur schemenhaft oder angedeutet - da ist es gut zu wissen, wenn man Kenntnisse hat, aus denen man dann ableiten kann, um welche Orte es sich handeln kann oder muss. Sprache und Namen sind also auch immer Kulturelemente, Träger von Wissen und von Geschichte. Damit entstehen Bezüge, sodass Ortsnamen nicht nur nackte Namen sind, die das Gedächtnis sich schlechter einprägen kann als ein Geflecht von Wissen oder von Geschichten. Dazu eine Anekdote: Lange Zeit habe ich bei der Post Briefe sortiert, Straßennamen waren Postbezirken zuzuordnen. Das gelang mit u.a. dadurch, dass ich mir Geschichten ausgedacht habe, in denen ich Straßenamen oder Teile davon zu einem Bezirk ausgedacht habe. Also ließ ich z.B. ein Mädchen auf dem Heidemoosweg laufen und Lilien pflücken (Lilienthalstraße), die sie zum Friedhof (Friedhofstraße) bringt usw. usw. Das ist intuitiv das gemacht, was auch Gedächtnistrainer immer wieder empfehlen.
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#1310078 - 11/10/17 04:40 PM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: veloträumer]
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Bei mir beruht das "bildhafte Gedächntnis" eher auf dem dreidimensionalen Bildeindruck. Ich erinnere mich noch mit Grauen an den Unterricht unseres alten Erdkundelehrers, der Kartenstempel hatte, die z. B. die Umrisse, wesentlichen Städte, Flussverläufe usw. von Russland darstellten. Wir mussten die dann aus dem Gedächtnis beschriften. Es war für mich absolut furchtbar . Mein Namensgedächtnis ist so schrecklich, dass ich selbst in der näheren Umgebung immer wieder die Orte vergesse, durch die ich mit dem Fahrrad schon unzählige Male gefahren bin. Ich bin sicher, dass hier in meinem Hirn ein Teil nicht vernetzt wurde . Ich hoffe, dass ich dennoch einigermaßen brauchbare und korrekte Reiseberichte hier eingestellt habe ...
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Gruß, Arnulf
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#1310122 - 11/10/17 11:45 PM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: Keine Ahnung]
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Ich hoffe, dass ich dennoch einigermaßen brauchbare und korrekte Reiseberichte hier eingestellt habe ... Dochdoch, das klappt schon ganz prima. Solange du in deinen Ortsbeschreibungen keine Kontinentalverschiebungen vornimmst, kommt man da ausgezeichnet mit.
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...in diesem Sinne. Andreas | |
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#1310521 - 11/14/17 08:16 AM
Re: Podgorica nach Istanbul mit Prolog
[Re: Keine Ahnung]
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Ja, die Reizungen. Bei mir reizt es auch noch immer Bezüglich Orientierung: Ich bin ja immer mit meiner besseren Hälfte unterwegs. Wir haben da Aufgabenteilung. Zum Glück hat jeder andere gute Eigenschaften. Ich kümmere mich immer um den Weg. Dafür benutze ich noch immer Landkarten. Schon als kleiner Junge haben mich diese fasziniert. Dies hat mich wahrscheinlich geprägt. Da ich aus dem Osten stamme, war immer der Traum, irgendwann den Rest der Welt auch zu erkunden. Schon vor der Grenzöffnung wusste ich somit wo die Wege nach Griechenland oder der Türkei und auch viel, viel weiter sein werden Und es hat später dann auch fast immer funktioniert. Das Fach Erdkunde (so war denke ich der Name) war mein Lieblingsfach. Noch heute könnte ich blind die Strecke unserer Weltradeltour mit den einzelnen Ortschaften aufzeichnen Ist halt meine ganz persönliche positive Eingebung. Nebenbei koche ich noch recht lecker Kaffee In der Schule habe ich Sprachen gehasst. Die erste Fremdsprache war für mich Hochdeutsch Dies sagt schon einiges aus. Meine bessere Hälfte liebt zum Glück Sprachen. Sie übersetzt mir dann unterwegs auch mal arabische Landkarten Ich möchte damit nur sagen, jeder hat zum Glück andere positive Eigenheiten. Und dies finde ich gut so. Ich zeige ihr dafür auch immer was nun rechts und links ist
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