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#1260583 - 01/15/17 08:21 PM
Re: Saxonia Bohemia Velogida
[Re: veloträumer]
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Hier noch zwei Ergänzeungen, die sich aufgrund meines Messebesuchs CMT in Stuttgart im Gespräch mit Vertretern des Tousimusverbandes Sachsen ergeben haben. Die Zusammenarbeit der Tourismusagenturen von der deutschen Sächsischen Schweiz und der tschechischen Böhmischen Schweiz arbeiten nach Aussage der sächsischen Vertreterin aus dem Büro in Pirna hervorragend zusammen (also nicht nur die Nationalparkverwaltungen). Für die schwachen Besuchszahlen führt sie vor allem das Denken in den Köpfen an, wobei sie weniger auf die historischen Lasten Bezug nehmen wollte, aber dieses Argument auch nicht ganz ablehnen wollte. Hauptgrund seien viele Westdeutsche, die mit Tschechien doch eher das Unbekannte, das Unsichere verbinden, und sich dann nicht über die Grenze trauen, lieber im vertrauten Deutschland bleiben. Offensichtlich ist es nicht leicht zu vermitteln, dass der Sprung über die Grenze sehr leicht ist, dass dort fast alle ein bisschen Deutsch sprechen und dass eine fremde Währung noch keine Mauer eines Eisernen Vorhangs bedeutet. Dass es überwiegend Westdeutsche sein sollen, die den Kontakt scheuen, deckt sich allerdings nicht ganz mit meinen Beobachtungen - vielleicht fällt es auch schwer, da einen selbstkritischen Blick zu werfen. Sicherlich einig sind wir uns, dass sich in den Köpfen noch einiges ändern muss, die Infrastruktur ist jedenfalls ausreichend gut vorhanden - selbst wenn es kleine Mängel geben sollte und gibt.
Die zweite Sache ist etwas völlig anderes. Ich sah informative Hochglanzbroschüren am Sachsen-Stand über verschiedene Themen. Ein Davon war überschrieben mit "Musiklandschaft Sachsen" und im Unteritel "Klassik von Weltrang erleben - Sachsen, Land von Welt". Spontan sagt ich einer (anderen) Dame, "sie vergssen den Jazz immer". Spontan griff sie zum Heft kontrollierte die Festivallistung am Schluss der Broschüre, betätigte mir diesen Mangel. Sie war nicht auf den Kopf gefallen, teilte meine Ansicht und notierte den Mangel und versprach mir, bei der nächsten Ausgabe (es sind sehr neue Broschüren, die auch teuer sind) diesen Mangel zu beseitigen und zumindest die Jazztage Dresden zu erwähnen. Schließlich gehört das unbedingt zum Land von Welt dazu - besonders bei den aktuell politischen Image-Problemen des Landes. Sie meinte, sie wäre schon froh gewesen, dass Moderner Tanz in der Broschüre berücksichtigt wurde. Da würden immer wieder Sachen vergessen. Für meinen Hinweis war sie zutiefst dankbar und zeigte dabei ernsthaftes Engagement. Lob!
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#1260626 - 01/16/17 04:54 AM
Re: Saxonia Bohemia Velogida
[Re: veloträumer]
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Weise? Komisch, ich wird` alt.
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#1260627 - 01/16/17 05:02 AM
Re: Saxonia Bohemia Velogida
[Re: veloträumer]
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Zu Tschechien:
Wir sind ja mit unserer Planung noch nicht ganz durch was die Elbe betrifft. Aber dabei hat uns das Tourismusbüro in Pirna sehr geholfen. Dort hat man uns auch Infomaterial zugeschickt und den Start ab Prag angeraten. Tschechien wäre unproblematisch (ja ich weiß, im Forum liest man auch anderes)und der Weg ab Prag (wie auch die Stadt selbst) prima.
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#1260682 - 01/16/17 11:12 AM
Re: Saxonia Bohemia Velogida
[Re: veloträumer]
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Man wird den "Westbesuch" nicht erzwingen können. Das schaffen auch die vielen bunten Broschüren nicht, die sicher für viel Geld eigentlich direkt für den Papierkorb produziert werden. Ich finde z.B., dass die Böhmische Schweiz im Vergleich zur Sächsischen Schweiz, etwas abfällt. Bei der begrenzten Urlaubszeit wird dann eben die Prioritätenliste abgearbeitet. Bastei, Lilienstein und eine gemütliche Dampferfahrt reichen vielen vielleicht aus. Da kann man sich das Plattformticket für das Prebischtor schon sparen. Wenn dann im Herbst die Klammfahrten eingestellt werden, wird es auf der böhmischen Seite des Nationalparks wirklich ruhig, was aber nicht unbedingt nur schlecht ist... Gruß, Gatzek.
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#1261097 - 01/17/17 09:27 PM
Re: Saxonia Bohemia Velogida
[Re: veloträumer]
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Hallo Matthias,
wieder einmal, wie von Dir ja gewohnt, ein toller, überaus lesenswerter und opulent bebilderter Reisebericht, zumal aus einer Region, die mir nur allzu gut vertraut ist, hatte ich doch das Glück, neun Jahre lang im schönen Dresden zu wohnen (inzwischen wegen Berufstätigkeit in Erfurt leider nur noch am Wochendende). Ich habe daher in all den Jahren, wenn auch überwiegend nicht im Rahmen von Radreisen, so doch auf zahllosen Wochenendtouren teils mit dem Rad, teils wandernd oder auch in Kombination aus beidem, die Region Sächsisch-Böhmische Schweiz, (Ost)-Erzgebirge und auch die nicht Teil Deiner Reise gewesene Lausitz ausgiebig erkundet (wobei die Gegend bisweilen auch Ausgangspunkt von Radreisen war, angefangen bei meiner allerersten entlang Elbe- und Moldauradweg nach Prag, später Richtung Riesengebirge und Richtung Polen). Fast alles, was in Deinem Bericht bis Freiberg vorkommt, ist mir daher bekannt, und ich war von Anfang meiner Dresdner Zeit an begeistert von den Möglichkeiten für Radtouren, die die Gegend bietet.
Schmunzeln musste ich bei Deinem Satz in der Einleitung, in dem Du das Fehlen von Reiseführern beklagst, die grenzüberschreitende geografische bzw. kulturelle Regionen in ihrer Gesamtheit behandeln. Zufällig und spontan fiel mir als löbliches Gegenbeispiel sofort der Pyrenäen-Reiseführer aus der Reise-Know-How-Reihe ein, der mir im vergangenen Jahr bei meiner Pyrenäen-Radreise hervorragende Dienste geleistet hat, noch bevor ich beim Weiterlesen überrascht feststellte, dass auch Du im Klammerzusatz ebendiesen Reiseführer in diesem Zusammenhang erwähnst.
Noch ein Tipp, aber darauf bist Du aufgrund der Eindrücke vor Ort wahscheinlich auch selbst gekommen: Wenn Du das Elbsandsteingebirge nochmal beradelst, solltest Du auf alle Fälle Wanderschuhe einpacken. Selbst wenn Du nicht auf längere Wanderungen aus sein solltest (wozu die Gegend natürlich unendliche Möglichkeiten bietet), so kann man die meisten der beeindruckenden, bizarren Felsplateaus, Felsnadeln und Felsformationen auf recht kurzem Wege, teils über abenteuerlich in den Fels montierte Stege und Leitern, besteigen und hat auf diese Weise wunderbare Ausblicke in die Landschaft und hat eigentlich auch nur so den Reiz des Elbsandsteingebirges wirklich ausgekostet.
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#1261208 - 01/18/17 12:56 PM
Re: Saxonia Bohemia Velogida
[Re: Tom72]
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Noch ein Tipp, aber darauf bist Du aufgrund der Eindrücke vor Ort wahscheinlich auch selbst gekommen: Wenn Du das Elbsandsteingebirge nochmal beradelst, solltest Du auf alle Fälle Wanderschuhe einpacken. Selbst wenn Du nicht auf längere Wanderungen aus sein solltest (wozu die Gegend natürlich unendliche Möglichkeiten bietet), so kann man die meisten der beeindruckenden, bizarren Felsplateaus, Felsnadeln und Felsformationen auf recht kurzem Wege, teils über abenteuerlich in den Fels montierte Stege und Leitern, besteigen und hat auf diese Weise wunderbare Ausblicke in die Landschaft und hat eigentlich auch nur so den Reiz des Elbsandsteingebirges wirklich ausgekostet. Ja, das hatte mir ja gleich die Konditorin in Königstein nahe gelegt - da war ich gerade ein Stündchen aus dem Zug raus. Ich habe das natürlich auch schon vorher geahnt, aber natürlich bei den Zeitfenstern macht das keinen Sinn - es sei denn, ganz ohne Rad. Den Lilienstein hätte ich evtl. noch per pedes erobert, aber da war ja das Wetter extrem garstig, wie man zumindest später auf den Bildern zur Bastei erahnen kann. Als ich am Falkenstein im Sand drin Stand hatte ich gleich das Gefühl, dass es auch sehr großen Spaß dort machen würde, zu Fuß zu laufen, vielleicht sogar stellenweise barfuß. Ich bekam da flügelhafte Sonne-Meer-Freiheitsgefühle. Wie das Beispiel Edmundsklamm und Prebischtor zeigte, sind aber sogar manche Wanderwege im Winter gesperrt oder erschwert zugänglich. Der Novemerb hat zwar seine eigenen wie einmaligen Stimmungen, aber man muss natürlich mit den Einschränkungen leben. Zumindest auf der deutschen Seite habe ich etliche Wanderer gesehen, neben den Autospaziergehern waren auch einige "richtige" Elbsandsteingebirgequerer dabei, ebenso wollte die recht große Gruppe mit Kind und Kegel in der Jugendherberge auf Wanderschaft gehen. Als ich beim Falkenstein zu Fuß herumstocherte, fragte ich ein professionelles Wanderduo, ob es sich lohne, noch weiter zu gehen. Die Frage hielten sie für einen frevelhaften Witz und waren laut prustend entsetzt wie entrüstet über ein solchen Banausen wie mich. Sinngemäß sagten sie: "Es ist alles sehenswert, da und dort, überall - es ist der Wahnsinn!" Ganz wichtig ist mir daran gelegen zu bemerken, dass man die Naturparkseite im Westen nicht vergessen sollte (weil man sich im Zweifel bevorzugt an den Highlights im Nationalpark orientiert), denn da gibt es ebenso eine Vielzahl reiszvollster Wandermöglichkeiten, insbesondere vom Bielatal ausgehend, aber auch um Zschirnstein und Zirkelstein, die tschechische Seite auch dort natürlich zu beachten. Ein Nachtrag zur Dresdener Tonne mit dem besonderen Kunstwerk dort: Der beweglich gelagerte Korpus besteht aus Kalkstein, Kunststoff und Fotografien, der Durchmesser beträgt 0,97 m, die Höhe 1,28 m und das ganze wiegt gar ungefähr 2 Tonnen. Es handelt sich um eine Diplomarbeit von Sandra Rosenstiel unter dem Titel "Masse und Zeit". Die Künstlerin ist die Schwester der kaufmännischen Leiterin des Jazzclubs, Mandy Rosenstiel, die zusammen mit dem Geschäftsführer Steffen Wilde den Laden schmeißt.
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#1269921 - 03/09/17 02:17 PM
Re: Saxonia Bohemia Velogida
[Re: veloträumer]
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Hallo Matthias, habe ein bisschen Zeit benötigt, um diesem Werk die notwendige Aufmerksamkeit zuwenden zu können. Wie immer sehr textgewaltig, sehr informativ, sehr kenntnisreich und teils berührend. So auch diese Worte: "Wie lebendig der Gedanke an das zerstörte Dresden, den Feuersturm im Zweiten Weltkrieg, noch ist, zeigte die Andacht in der Frauenkirche. Es dürfte auch ein Zeichen der aufgeschobenen Geschichtsbewältigung sein, den die schweigende Decke des Sozialismus lähmend über den Ostteil Deutschlands für Jahrzehnte legte. … Im Osten blieben viel Trümmer liegen – auch diese Kirche, die im nun glanzvoll wiederaufgebauten Zustand gar nicht verhindern kann, dass sie vordinglich ziervolles Museum und Weltgedenkstätte des Friedens geworden ist – auch wenn sie für sich den Anspruch erhebt, nur ein schlichter Ort des Gebetes und der religiösen Einkehr zu sein." Dazu möchte ich anmerken: Eine „schweigende Decke“ gab es nicht. In Dresden waren der Krieg und seine Folgen immer gegenwärtig. Der aufmerksame Besucher findet auch heute noch zahlreiche gegenständliche Zeitzeugen, wie auch in Berlin, Magdeburg, Köln, usw. Ich habe in meiner Dresdner Zeit (1970er) viele Menschen kennengelernt, die die Bombennacht miterlebt hatten. Auch offiziell gab es eine jederzeit gegenwärtige Erinnerungskultur. Dass einige Ruinen liegengeblieben sind, lag in erster Linie an der fehlenden Wirtschaftskraft der DDR. Mit dem Wiederaufbau des Zwingers wurde bereits 1945 begonnen. Die Arbeiten dauerten bis in die 1960er Jahre. Die Semperoper wurde 1985 fertig gestellt. Vom Schloss wurde nur kleiner Teil wiedererrichtet. Inzwischen scheint es äußerlich fast fertig zu sein. Die Räume im Innern sind zu ca. 65 % restauriert. Die Frauenkirche kannte ich viele Jahre nur als schwarzen Trümmerhaufen mit Spontanbewuchs. Ein Teil einer Ecke ragte wie eine Säule in die Höhe. Der Rest war eigentlich nur Bauschutt. Offiziell war es ein Mahnmal. Immerhin erkennt man diese Überbleibsel anhand ihrer Farbe im wiedererrichteten Bau. Der Wiederaufbau wurde durch eine weltweite Spendenaktion ermöglicht. Nachdem ich die Kirche mehrere Jahre nur umrunden konnte, hatte ich im Januar erstmals Gelegenheit zu einer Innenbesichtigung. Somit kann ich deine Eindrücke nur bestätigen. Also vielen Dank für all den Aufwand und für das wunderbare Ergebnis! Herzlichst Dietmar
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#1270532 - 03/13/17 12:02 PM
Re: Saxonia Bohemia Velogida
[Re: Dietmar]
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Hallo Dietmar, habe vielen Dank für dein intensives Einarbeiten in den Bericht und deine sachlichen Ergänzungen. Die Formulierung ist natürlich der "Kürze" wegen unscharf und soll eher zum Nachdenken anregen bzw. meine spontane Empfindung wiedergeben als die komplette Erinnerungskultur Ost/West-Deutschland vergleichend zu analysieren.
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