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#1222854 - 07/06/16 06:05 AM
Island - Nur die Ringstraße herum
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Puffin oder auch Papageientaucher, das Island-MaskottchenAnreiseNach 3 ½ Stunden und mit zwei Stunden Verspätung wird der Landeanflug nach Keflavik/Island angekündigt. Der Flug von Berlin-Schönefeld mit Wow Air, eine isländische Billigairline, war recht angenehm. Warten auf das Boarding in Berlin-Schönefeld Nun bin ich gespannt auf die Insel. Was erwartet mich wohl in den 3 Wochen in Island? Der Blick aus dem Fenster zeigt nur dicke Wolken und hin wieder sieht man schneebedeckte Berge. Der Kapitän gibt ein paar Wetterdaten durch: Regen, 8 ° C und starker böiger Wind aus Südost. Ich habe noch keine Ahnung, dass hier Wind anders definiert wird. Die Hoffnung, dass das Wetter besser wird, kann ich begraben. Also entschließe ich mich gerade beim Landeanflug, dass ich im Uhrzeigersinn die Insel umrunden will. Vielleicht auch mal einen Abstecher ins Hochland. Na ja mal sehen, wie ich durchkomme. Warum bin ich überhaupt auf die Idee gekommen, meine diesjährige durch Island zu machen? Ideen hatte ich ja viele, aber irgendwie bekam ich ein Buch in die Hand, wo jemand seine Radreise durch Island beschrieb. Wildes Land, mit herrlicher Landschaft, Vulkanen, Gletschern, Wasser usw. Nur das Wetter soll sehr unberechenbar sein. Selbst im Sommer kann es verdammt kalt werden und der Wind soll hier allgegenwärtig sein. Also Abenteuer pur! Ich starte Ende Mai, nicht unbedingt die beste Zeit für Island und eine Schönwettertour wird es wohl auch nicht. Leider hat mein Mitfahrer kurz vor der Reise seinen Flug storniert. Nun starte ich alleine, hat ja auch seine Vorteile Die erste Übernachtung habe ich in Keflavik, im Guesthouse Alex Camp gebucht. Es ist eine praktische Blockhütte als Schlafsackunterkunft. Große Blockhütte Alex-Camp mit überdachtem Vorraum. An die hohen Preise muss ich mich erst gewöhnen. Der Vorteil ist, dass diese Unterkunft nur weinige Kilometer vom Flughafen entfernt ist, man mit samt Rad/Gepäck abgeholt wird und gegen eine kleine Gebühr den Radkarton oder ähnliches bis zum Abflug dort lagern kann. Zeit zum Einradeln von Südwest in den Norden (Keflavik-Blönduos)
Ich schaue aus dem Fenster und haue mich gleich wieder hin. Mist, draußen peitscht der Wind den Regen an die Fenster. Warum gleich am ersten Tag? Jetzt oder nie, denke ich mir und stehe endlich auf. Mich hetzt niemand und so lasse ich mir Zeit. In der Hoffnung, dass das Wetter vielleicht doch besser wird. Aber ich hoffe vergebens, ich muss endlich starten. Der Streckenabschnitt bis Reykjavik ist nicht gerade schön. Klar, ich könnte auch mit dem Bus fahren. Ich will aber nur im Notfall den Bus nutzen. Auf der 41, die vierspurig ist, gibt es glücklicherweise einen Randstreifen, wo man sicher fahren kann. Aber schön ist was anderes. Die Verkehrsdichte ist enorm und den Wind habe ich mal von der Seite oder von vorne. Eine Verschnaufpause bietet der kleine Umweg auf der 420, über Vogar. Nach einigen Kilometern bin ich jedoch wieder auf der 41. Ich bin wieder gefahren, ohne eine Pause zu machen. Aber wo auch? Am Straßenrand, im strömenden Regen? Muss doch irgendwann mal ein Supermarkt kommen? Daran werde ich mich auch gewöhnen müssen, dass es in Island nicht ganz so viele Supermärkte gibt, wie beispielsweise in Deutschland. In Hafnarfördur, kurz vor Reykjavik finde ich einen Supermarkt und daneben ist auch ein Bäcker. Besser geht es nicht. Nach einer langen Pause bin ich dann bereit Reykjavik zu durchfahren. Ich habe keine Lust Reykjavik zu besichtigen, ich will endlich in die Natur. Ein paar Autofahre hupen, weil ich hier bestimmt nicht fahren darf. Ist mir egal, ich sehe keine Radwege und suche auch keine, also bleibe ich trotzig auf den mehrspurigen Straßen. Erst als ich die Stadt durchfahren habe, gibt es einen schönen Radweg. In der Ferne sehe ich die ersten schneebedeckten Berge. Es ist das 914 m hohe Esja-Massiv. Welch' ein Gegensatz zu der mondähnlichen Landschaft bis Reykjavik. Nun bin ich auf der Ringstraße 1, die fast vollständig asphaltiert sein soll und auf der man Island umrunden kann. In Mosfaellsbaer (8500 Einwohner) möchte ich heute bleiben und suche einen Zeltplatz. Für mich ist es die erste Radreise, auf der ich das Zelt mitnehme. Auch das ist für mich Neuland. Ich bin doch mehr der Warmduscher und werde mich hier in Island noch an einiges gewöhnen müssen Der Campingplatz ist schnell gefunden, dank guter Ausschilderung. Doch hier kommt für mich der nächste Schock. Der Platz befindet sich auf einer kleinen Anhöhe, Bäume gibt es hier keine. Auf dem Platz befindet sich nur ein grünes Häuschen mit Toilette und Waschbecken. Keine Dusche! Niemand hier! Mein Wunschdenken von Zeltplatzromantik passt nun rein gar nicht mit dem vorliegenden Platz überein. Was soll ich sagen: Ich bin noch nicht reif für´s zelten. Warum auch, ich habe Urlaub. Also suche ich mir eine feste Behausung. Als ich am nächsten Tag am Campingplatz vorbei komme, habe ich meine Entscheidung kein bisschen bereut. Blick vom Campingplatz oder Windplatz zum Esja-Massiv Die Strecke von Mosfaellsbaer nach Borgarnes verläuft zunächst am Meer entlang. Rechts türmen sich Schneebedeckte Berge auf. Auf den Weiden grasen... ...Islandpferde ...Schafe ...und manchmal auch Kühe. Die Verkehrsdichte hat deutlich abgenommen und der Rückenwind macht das Fahren sehr angenehm. Vielleicht habe ich heute Glück und komme mit Hilfe des Windes gut voran. Nach ca. 20 km kommt die Zufahrt zum 5760 m langen Tunnel unter dem Hvalfördur (Walfjord). Der mautpflichtige Tunnel wurde 1998 eröffnet. Toll, aber Radfahren ist im Tunnel strikt verboten. Spare ich eben die Maut und umfahre ich den Fjord. Dieser Umweg auf der Straße 47 ist 60 km länger, aber wunderschön. Fahrzeugverkehr ist auf der 47 selten, aber es sind sehr viele Rennradfahrergruppen unterwegs. Ich genieße das auf und ab der Straße, die Wasserfälle, Bäche und den Blick auf den Fjord. Der Fjord ist 30 km lang und bis zu 100 m tief. Im 2. Weltkrieg war der Fjord für die Amerikaner und Briten strategisch günstig. Hier wurden die Geleitzüge zusammengestellt, die kriegswichtige Materialien z.B. nach Russland schiffen sollten. Der Fjord bot einen idealen Schutz vor U-Boot- oder Fliegerangriffen der Deutschen. Allmählich verdichten sich die Wolken, der Wind nimmt wieder zu und ich bekomme den Wind jetzt seitlich von vorne. Hoffentlich bin ich bald um den Fjord herum. Ich muss jetzt sogar auf der kleinsten Übersetzung bergab treten. Diese Erfahrung ist neu für mich. Zum Glück fahren hier kaum Autos, denn ich benötige teilweise die ganze Straßenbreite, wenn mal wieder eine Windböe mit mir spielt. Am Ende des Fjordes nimmt der Wind noch weiter zu. Ich kann noch nicht einmal bergab treten. Ich muss schieben. Das Wasser eines kleineren Sees wird durch den Wind hochgepeitscht. Am Ende des Fjords wird es ungemütlich. Nun muss ich zwischen dem kleinen See und dem Fjord die Straße passieren. Ich bekomme den Wind komplett von der Seite. Mir wird angst und bange, als das ganze Rad vibriert. Ich kann kaum noch das Rad schieben. Jedes mal, wenn eine kräftige Böe kommt, lege ich mich flach auf das Rad auf die Straße. Das ganze Rad vibriert unter mir und ich habe Angst, dass sich eine Tasche aus der Halterung löst. Der Wind würde diese einfach wegpusten. Immer wenn der Wind nachlässt, schiebe ich weiter. Doch die Windböen kommen schneller, als ich einige Meter gut machen kann. Also wieder flach auf die Straße legen. Ein Auto fährt um mich herum. Von Hilfe keine Spur. Die Leute im Auto denken wahrscheinlich, dass der blöde Radfahrer einen komischen Platz zum Ausruhen gewählt hat. Aus dem Augenwinkel sehe ich eine Gruppe Radfahrer auf Rennrädern, die aus der Gegenrichtung kommen. Als sie mich auf der Straße sehen, steigen sie ab, schieben die Räder und helfen mir. Zu dritt gelingt es uns den windgefährlichen Abschnitt von ca. 300 m zu passieren. Alleine hätte ich wohl sehr lange gebraucht. Ich bedanke mich bei den Radfahrern, die mir sagen, dass es ab jetzt weniger gefährlichen Wind gibt. Ich setze mich in den Straßengraben und mache eine Verschnaufpause. Ich bin erst mal fix und fertig. Nachdem ich den Fjord umrundet habe, schiebt mich der Wind die kleinen Hügel hoch. Ich kann wieder die Landschaft genießen. Pausenplatz im Windschatten des Gebäudes. Nach dem passieren der 2 km langen Brücke über den Borgarfördur gelange ich nach Borgarnes (1800 Einw.). Der erste Supermarkt ist meine. Ich kaufe ein, frage den Kassierer nach einem Campingplatz und fahre zu dem Campingplatz. Heute scheint die Sonne, aber auch das kann den Campingplatz, unmittelbar neben der Ringstraße auch nicht verschönern. Ich fahre wieder zurück in die Stadt, zu einem Hostel. Plötzlich fällt mir auf, dass ich meinen Einkauf gar nicht in die Taschen gepackt habe. Ich Schusselkopf habe doch glattweg die Tüte im Einkaufswagen gelassen. Wie schmerzlich, denn auch die Lebensmittel sind in Island nicht ganz billig. Ich fahre zurück zum Supermarkt und hoffe, die Einkaufstüte noch zu finden. Weder in den Körben ist sie, noch wissen die zwei Kassiererinnen, ob jemand eine gefüllte Einkaufstüte abgegeben hat. Dummheit muss bestraft werden, denke ich und will nochmals dieselben Lebensmittel kaufen. Da sehe ich den Kassierer, der mir den Weg zum Campingplatz erklärt hat. Der sagt mir, dass eine gefüllte Tüte abgegeben wurde und ich kann mir diese im Büro abholen. Wie cool ist das denn? Im Hostel treffe ich zwei Frauen aus München, die mir erklären, dass die Berge im Norden, auf der Ringstraße recht heftig sein sollen. Sie könnten sich nicht vorstellen, dass man das mit dem Rad schafft. Eine der Frauen ist angeblich auch Radfahrerin. Ich lasse mich nicht nervös machen, denn ich habe ja noch ein paar Tage Zeit zum trainieren. Aus dem Auto sieht doch alles etwas schwieriger aus Erstmalig riecht das warme Wasser beim Duschen, wie faule Eier. Das ist der Schwefelgeruch, denn das Wasser kommt direkt aus den heißen Quellen. Na solange ich bzw. meine Sachen nicht nach faulen Eiern riechen, ist es mir schnuppe. Fortsetzung folgt!
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Edited by benki (07/09/16 04:17 PM) |
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#1222883 - 07/06/16 07:56 AM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: benki]
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dein erster Teil des Berichts erinnert mich sehr an meine erste Island Radtour, die war auch auf der Ringstraße im Uhrzeigersinn.
Jakob
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#1222911 - 07/06/16 09:01 AM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: benki]
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immer wieder diese schönen Berichte aus Island und ich war noch nie dort... Neid pur
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#1222927 - 07/06/16 10:16 AM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: benki]
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Schön! Und zu: Sie könnten sich nicht vorstellen, dass man das mit dem Rad schafft. Das hat wohl jeder schon ein paar mal gehört... ich möchte aber die Straße sehen die man mit dem Auto schafft und mit dem Rad nicht.
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#1222932 - 07/06/16 10:37 AM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: Jakob]
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Zum Eingewöhnen ist die Ringstraße gar nicht mal so schlecht. Für das Hochland wäre bestimmt mein Rad und vorallem das viele Gepäck nicht optimal gewesen.
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Edited by benki (07/06/16 10:38 AM) |
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#1222941 - 07/06/16 11:10 AM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: benki]
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Schöner Bericht, und tolle Bilder, die fast gar keinen Regen zeigen ^^. Danke dafür Ich habe noch keine Ahnung, dass hier Wind anders definiert wird.
Volle Zustimmung, für Island und Wetterbericht gilt Wind > Regen> Temperatur
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#1222951 - 07/06/16 12:14 PM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: dhomas]
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Naja, Schieben und Tragen geht noch lang. Aber an manchen Stellen kommt ein 4x4 locker weiter und ein Reiserad kann nicht mehr gefahren werden.
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...in diesem Sinne. Andreas | |
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#1222971 - 07/06/16 02:12 PM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: benki]
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Dauer: 11 Monate, 28 Tage Also so lange hätte ich das nicht durchgehalten.
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Edited by miba12 (07/06/16 02:14 PM) |
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#1223011 - 07/06/16 06:48 PM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: miba12]
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Danke für den Hinweis! Die Tour war natürlich nur bis 18. Juni 2016, also 3 Wochen.
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#1223072 - 07/07/16 06:53 AM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: benki]
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Kurz überlege ich, ob ich auf der Ringstraße bleiben soll oder ob ich die Straße 54 in Richtung Halbinsel Snaefellsnes fahren sollte. Diese Halbinsel soll landschaftlich sehr reizvoll sein und währe lohnenswert. Die Entscheidung fällt mir nicht leicht, aber ich will die Insel umrunden und so lasse ich die Halbinsel links liegen. Sollte ich noch mal Island besuchen, steht Snaefellsnes und auch die Westfjorde auf meinem Wunschzettel. Also geht es weiter auf der Ringstraße. Der Verkehr wird immer weniger und das Wetter ist ganz o.K. Immer wieder wird die Natur durch unzählige Bäche und Flüsse durchschnitten. Kurz vor Bifröst bestaune ich links und rechts der Straße die mit Moss bewachsenen Lavafelder. Der Aufstieg auf den seit über 1000 Jahren nicht mehr aktiven Vulkan Grabrok lohnt sich. Von oben hat man einen schönen Ausblick auf die Landschaft mit den Lavafeldern. Vulkan Grabrok Die Pause hat sich wirklich gelohnt. Die Straße führt nun allmählich aufwärts auf gut 400 Höhenmeter. Das Grün schwindet, die Landschaft wirkt trist. Aber mir gefällt es trotzdem. Auf der Passhöhe hat man einen schönen Ausblick auf den Hrutafjördur. Unten im Tal versorge ich mich bei der N1 Tankstelle mit Lebensmitteln. Da es nicht viele Versorgungsmöglichkeiten gibt und man hier auch „gesundes“ Fastfood bekommt, ist es auch entsprechend voll. Ich übernachte in Stadur und treffe zwei französische Frauen. Beide sind mit dem Auto im Norden unterwegs und fahren die Highlights ab. Reisen verbindet und so gibt es keine Kontaktschwierigkeiten. Man erzählt sich seine Erlebnisse, bekommt Informationen. Es wird also nie langweilig. Am nächsten Tag treffen wir uns immer wieder auf der Strecke. Also bin ich doch nicht sooo langsam Am Hrutafjördur fahre ich ca. 21 entlang. Sehr bergig ist es nicht. Es sind immer nur kleinere Anstiege. Heute werde ich öfters von Autofahrer gegrüßt, die die Leistung auf dem Rad anerkennen. Hier im Norden sieht man unheimlich viele Weideflächen. Die Islandpferde sind im Norden besonders zahlreich vorhanden. Endlich kommt die Sonne raus und die Landschaft sieht gleich viel schöner aus. Klar, der Wind pustet von vorne und ich fahre nicht schneller als 10 km/h, aber die Sonne wiegt alles wieder auf. 20 km vor Blönduos sieht man etliche kleine Pseudokrater. Die sehen schon lustig aus, auf der Spitze liegt immer ein Fels. Jetzt kann man sich auslassen oder seine Phantasie spielen lassen, wonach diese Hügel aussehen Blönduos (900 Einw.) hat einen wunderschönen Campingplatz, am Gletscherfluss Blanda. Hier gibt es einen Supermarkt, eine Schwimmhalle und vor allem scheint die Sonne. Auf dem Campingplatz treffe ich den Spanier Andres, der sich mit seinem Rad auf eine Hochlandpiste gewagt hat. Leider hat sein Rad sehr gelitten (Bowdenzug der Schaltung und der Gepäckträger wurden beschädigt). Ihm blieb also nichts anders übrig, als wieder den Rückweg anzutreten. Jetzt zieren unzählige Kabelbinder sein Rad. Nun muss er einen Fahrradladen aufsuchen. Ob er in Blönduos fündig wird, ist ungewiss und unwahrscheinlich. Wir quatschen noch einige Zeit und ich bin glücklich endlich mal einen Radfahrer getroffen zu haben, er will auch in Richtung Akureyri fahren. Dann werden sich unsere Wege bestimmt nochmal kreuzen. Bis demnächst!
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#1223076 - 07/07/16 07:08 AM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: benki]
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Hallo Benki, du hast meinen größten Respekt. Ich überlege hin, ich überlege her, will ich hin oder will ich nicht hin. Nach Island. Dein Bericht hilft mir da auch nicht weiter und das ist als Kompliment gedacht. Denn eigentlich habe ich Island als Reiseziel abgehakt. Hauptsächlich weil ich im Urlaub keine Lust auf andauernden Regen und Wind habe. Ich war also klar. Nun lese ich deinen Bericht und bin nicht mehr klar. Deine Wetterschilderungen bestätigen mich eigentlich, aber deine Bilder machen meine Lust auf Island riesengroß. Ich les' jetzt einfach deine weiteren Berichte und werde dann mal meinen Bauch entscheiden lassen Gruß Jörg.
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Edited by joeyyy (07/07/16 07:09 AM) |
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#1223079 - 07/07/16 07:14 AM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: joeyyy]
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Danke! Das Wetter wird besser und die Landschaft auch, soviel kann ich schon meinen weiteren Verlauf vorweg nehmen. Island war nicht nur bei der EM faszinierend
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#1223080 - 07/07/16 07:16 AM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: joeyyy]
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Hauptsächlich weil ich im Urlaub keine Lust auf andauernden Regen und Wind habe. Ich war also klar.
Ach so schlimm ist der auch nicht. Ich hatte letztes Jahr keinen Dauerregen sondern eher 3,4 Tage Nieselregen. Das Wetter mit den heftigen Regenfällen hier in den letzten Wochen empfinde ich schlimmer. OK, der Wind auf Island kann heftig sein, aber wenn er erst von hinten kommt Gruss Thomas
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#1223091 - 07/07/16 07:51 AM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: benki]
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Der Aufstieg auf den seit über 1000 Jahren nicht mehr aktiven Vulkan Grabrok lohnt sich. Bedeutet Aufstieg zu Fuß oder doch mit dem Rad?
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#1223096 - 07/07/16 07:56 AM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: ]
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Zu Fuß und das auch noch touristisch angenehm mit Stufen aus wunderschönen, hellen Holz.
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#1223099 - 07/07/16 08:04 AM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: benki]
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ein Vorteil hatte deine Reisezeit noch, im Juli-August ist die Ringstraße (besonders im Süden) ziemlich frequentiert von Touris im Mietwagen, Touris im Bus und Touris auf dem Rad
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#1223102 - 07/07/16 08:10 AM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: Jakob]
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ein Vorteil hatte deine Reisezeit noch, im Juli-August ist die Ringstraße (besonders im Süden) ziemlich frequentiert von Touris im Mietwagen, Touris im Bus und Touris auf dem Rad Kann ich in keinster Weise bestätigen, ich war im Juli/August 2015 auf Island, sowohl im Hochland wie auch auf der Ringstraße.
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#1223105 - 07/07/16 08:13 AM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: ]
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@ Jacob: Mittlerweile ist es im Süden auch schon im Juni nervig. Am schlimmsten empfand ich die asiatischen Touristen, die wahrscheinlich in 3 Tagen mit ihrem Mietauto die ganze Insel erkunden wollen. Man muss eben stur bleiben und nicht so nah am Rand fahren, dann müssen die Autofahrer bei Gegenverkehr bremsen.
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#1223113 - 07/07/16 08:45 AM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: Thomas1976]
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ein Vorteil hatte deine Reisezeit noch, im Juli-August ist die Ringstraße (besonders im Süden) ziemlich frequentiert von Touris im Mietwagen, Touris im Bus und Touris auf dem Rad Kann ich in keinster Weise bestätigen, ich war im Juli/August 2015 auf Island, sowohl im Hochland wie auch auf der Ringstraße. vor wie vielen Jahren hast du denn diese Beobachtung gemacht? Im Südwesten sind mir 2010 täglich 30-40 Radler begegnet, bei er ersten Tour auf der Ringstraße 1998 waren es kaum 20 in 3 Wochen.
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#1223120 - 07/07/16 09:01 AM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: Jakob]
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ich war im Juli/August 2015 auf Island
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#1223124 - 07/07/16 09:22 AM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: Thomas1976]
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ich war im Juli/August 2015 auf Island Also ich halte solche Vergleiche für sehr unergiebig. Ich habe mich mal darüber gewundert, warum von einem Jahr zum anderem schlagartig die Zahl der Franzosen in Nordnorwegen angestiegen ist. Das Rätsels Lösung war, die Verschiebung der hessischen Ferien zu den Französischen. Es gibt da so viele Faktoren, dass Aussagen schwierig sind. Aber eine Sache dürfte stimmen, dass die Zahlen steigen.
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#1223128 - 07/07/16 09:34 AM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: Thomas1976]
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ich war im Juli/August 2015 auf Island sorry überlesen! evtl ist es mir ja auch nur aufgefallen weil zwischen meinen islandtouren immer mehrere jahre lagen
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#1223225 - 07/07/16 03:31 PM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: Jakob]
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Der Verkehr hat schon deutlich zugenohmen, ich war in 5 Jahresabständen da, zuletzt 2015. 2010 konnte man noch auf der Ringstrasse im Osten Picknick machen. Trotzdem ist der Verkehr in den meisten Abschnitten eher geringer als auf ner mittelmässigen deutschen Bundesstrasse. Stärker befahren sind die Abschnitte von Selfoss/Hella nach Reykjavik (da geht alles in Richtung golden Circle) und die Stecke Reykjavik - Akureyri in Teilen. Die kann man aber ganz vermeiden, in dem man entweder die Kaldidalur fährt (hochlandpiste ohne Furten) oder die Kjölur. Die ist wie nen mittelprächtiger Feldweg ... Ich find es immer sehr angenehm, dass jedernoch so kleine Ort nen Schwimmbad mit Hotpot hat, kann man am Abend optimal relaxen oder mal nen Regentag anders verbringen ...
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#1223260 - 07/07/16 05:27 PM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: benki]
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Schöner Bericht. Erstaunlich allerdings, mit welch wenig sturmstabilem Zelt du unterwegs warst. Da hatten wir - trotz im Schnitt gutem bis sehr gutem Wetter - ganz andere Winde.
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#1223323 - 07/08/16 06:03 AM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: Karl Drais]
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Danke! Bezüglich meinem Zelt bin ich sehr zufrieden (macpac microlight) . Ob es nun einen richtigen Sturm aushält, kann ich nicht beurteilen. Bei dem "bisschen" Wind auf Island hatte ich mit dem Zelt keine Probleme. Ich habe es als Einbogen-Zelt mit dem Bogen in Längsrichtung "in den Wind" gestellt. Es stand stabil, zumindest war ich unbekümmert und hatte Vertrauen, dass es nicht wegfliegt
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#1223487 - 07/08/16 04:50 PM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: benki]
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Island, schön War letztes Jahr dort (Ringstraße gegen den Uhrzeigersinn und Hochland). Weckt Erinnerungen, die 4-spurige 41 bin ich morgens um ~4 Uhr nach Reykjavik reingedüst --- ging wunderbar. Zum "Regen"... ich habe mir an den ersten 2-3 Tagen einen Sonnenbrand geholt... dann wurde es naja sagen wir mal "wechselhaft" ... Man kann also echt Glück oder auch Pech haben... die Radler die ich unterwegs getroffen hab, hatten teils keinen einzigen Sonnentag gehabt.
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#1223658 - 07/09/16 03:53 PM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: benki]
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Das Islandhoch - Blönduos-Reydarfördur (Norden bis Osten)Blönduos-Gullfoss Die Ringstraße führt ab Blönduos einige Kilometer in südliche Richtung. Die Sonne scheint, der Wind ist zunächst mein Freund und es macht einfach Spaß. Kurz vor dem Abzweig 733, mache ich eine Pause. Der Wind hat urplötzlich gedreht ohne das ich irgendwo abgebogen bin. Das ist schon krass, aber gegenüber den letzten Tagen, ist es nur ein laues Lüftchen und es scheint die Sonne. Von der 733 kommt man auf die F 35, eine Hochlandpiste, auf der man nach Süden durchfahren kann. Eigentlich war es meine Absicht, diese Piste zu nehmen, doch die Hochlandpisten sind noch alle gesperrt, weil zu viel Schnee liegt. Es ist jetzt Anfang Juni und trotzdem hält sich er Schnee hartnäckig oder das Schmelzwasser flutet die Pisten. Nach dem Abzweig kommt ein wunderschöner Anstieg und nach der Passhöhe, kann man gleich wieder ins Tal fahren. Heute lasse ich mir Zeit. Andres holt mich ein und wir verabreden uns in Varmahlid an einer Tanke zum Kaffee. Andres will noch einige Kilometer weiter fahren. Ich bin mir unschlüssig, denn bis Akureyri ist es noch verdammt weit und dazwischen gibt es keinen Campingplatz. Andres fährt los und vielleicht sehen wir uns wieder. Varmahlid hat zwei Campingplätze, aber es ist noch so früh am Tage. Der eine liegt auch ganz idyllisch auf einem Berg, umgeben von Bäumen und unweit eines Schwimmbades. Ich entscheide mich dann doch, weiter zu radeln. Vielleicht finde ich ein hübsches Fleckchen zum Zelten. Nach ca. 20 km habe ich Andres eingeholt. Er hat einen Hungerast und wir schauen gemeinsam nach einen Platz zum Zelten. Noch bevor es richtig in die Berge geht, sehen wir ein Werbeschild für Jeeptouren. Dort soll es auch Übernachtungsmöglichkeiten geben. Wir rufen an und haben Glück, wir dürfen dort unser Zelt aufbauen. Der Anstieg auf der 6 km langen Schotterstraße nach Egilsa, hat es noch mal in sich. Oben werden wir von Islandpferden begrüßt oder wollen sie uns vertreiben? Der Inhaber des Guesthouses schickt seinen Hund vor, um die aufdringlichen Pferde wegzutreiben. Welch‘ ein Spaß. Wir dürfen die Dusche nutzen und können auch noch Bier kaufen. Von hier oben haben wir einen tollen Blick auf die unter uns liegende Landschaft und die Berge. Wer hätte das gedacht, dass wir noch einen schönen Platz bei so netten Leuten finden. Ich trödle am Morgen beim Zusammenpacken noch etwas rum. Andres fährt schon mal voraus. Heute müssen wir einen Pass von 560 m hinauffahren, nur um dann wieder ins Tal zu rollen. Aber genau das macht Spaß. Andres habe ich schnell wieder eingeholt. Jeder fährt sein Tempo und macht seine Pausen zum Fotografieren. Das nenne ich entspanntes radeln. Nachdem die Passhöhe erreicht ist, schießen wir ins Tal. Andres kann mit seinem Rad nicht so schnell fahren und so bin ich vor ihn Akureyri. Bei der ersten möglichen Tankstelle wollen wir uns wieder treffen. Also warte ich dort und esse einen "gesunden" Burger mit Pommes. Nach ca. einer Stunde ist Andres immer noch nicht da. Haben wir uns verpasst? Dann eben nicht! Ich habe noch Lust weiter zu fahren und nicht in Akureyri zu bleiben. Ob ich hier was verpasse, ist mir egal. Akureyri, die „Hauptstadt des Nordens“, habe ich schnell hinter mir gelassen und fahre schon auf der anderen Seite des Eyjafjördur. Nach fast 20 km kommt wieder ein heftiger Anstieg. Mit dem Wetter habe ich Glück, die Sonne scheint, der Wind ist mir gnädig. Je höher man kommt, desto mehr Schnee liegt am Wegesrand und das Auffüllen der Trinkflasche ist kein Problem. Ich will es heute bis zum Godafoss schaffen. Dann habe ich zwar 140 km in den Knochen, aber der morgige Tag ist dann schon fast ein Ruhetag bis zum See Myvatn. Ca. 20 km vor meinem heutigen Ziel überholt mich ein Auto, bremst und winkt aus dem Fenster ganz hektisch, damit ich anhalte. War der Weihnachsmann auf der Passhöhe ein Zeichen? Bestimmt will mir der Autofahrer etwas Gutes tun…vielleicht eine Cola…oder einen Schokoriegel…mir schießen viele Dinge durch den Kopf. Doch damit ich hätte ich nicht gerechnet: Er zeigt auf seine Karte, Marke Globus, und fragt wie er zum Godafoss kommt. Vielleicht sehe ich mit meinem gelben Rad aus, wie der Postmann. Nun gut, keine Cola, kein Schokoriegel. Freundlich sage ich ihm, dass ich auch dorthin fahre und es geht nur auf der Ringstraße entlang. Wenn er will kann er mir hinterher fahren. Er lacht, bedankt sich und düst davon. Eine Stunde später stehe ich auch total happy an dem wunderschönen Wasserfall. Direkt am Godafoss kann man campen oder im festen Haus nächtigen. Im Restaurant kann man Frühstück bestellen. Ich bleibe hier und wandere am Abend noch am Godafoss entlang. Hier stürzt der Skjalfandafljot „unglaubliche“ 12 m in die Tiefe und bildet den beeindruckenden doppelten „Götterfall“. Beeindruckend ist die Breite und die mächtigen Wassermassen. Angeblich soll das Wasser in ca. 1000 Jahren die Felsstufen soweit abgetragen haben, dass der Wasserfall verschwunden sein soll. Im linken Teil des Wasserfalls gibt es manchmal wagemutige Kanuten, die sich dort in die Tiefe stürzen. Heute gab es keinen lebens… äh, wagemutigen Kanuten zu bestaunen. Pause!!!
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#1223813 - 07/10/16 10:57 AM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: benki]
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Godafoss-MyvatnDie Sonne scheint, am Himmel ist kein Wölkchen, ich profitiere vom Islandhoch. In Deutschland sorgt dieses Islandhoch für heftige Unwetter und ich schmiere mir heute eine dicke Schicht Sonnencreme auf die Haut. Dabei dachte ich schon, dass ich die Tube Sonnencreme umsonst mitschleppe. Nach einem ordentlichen Frühstück im Restaurant kann es endlich losgehen. Irgendwie kommt es mir spanisch vor, auf dem Parkplatz vor der Tankstelle sehe ich einen Radfahrer stehen. Als ich näher ranfahre, sehe ich es: Ja, es ist spanisch. Denn es ist Andres, den ich am Vortag in Akureyri aus den Augen verloren habe. Eigentlich ist das ein Ding der Unmöglichkeit, dass er um diese Zeit schon am Godafoss ist. Die Freude ist groß und er zeigt mir stolz sein repariertes Rad. Am gestrigen hat er mein Rad an der ersten vereinbarten Tankstelle nicht gesehen, da er schon im Suchmodus nach einer Werkstatt war. Nach zwei Stunden hatte er in Akureyri einen Fahrradladen gefunden, die ihm sein Rad repariert haben. Soll nicht ganz billig gewesen sein. Hauptsache es hält! Wir fahren heute gemeinsam zum See Myvatn. Für mich und für Andres ist es wie ein Ruhetag, weil es nur 52 km sind. Auch Andres hat heute nur 52 km zu radeln, denn der Herr ist mit dem Bus zum Godafoss gefahren.  Er fragt mich noch, ob der Anstieg zwischen Akureyri und dem Godafoss wirklich so heftig war, wie er diesen aus dem Bus heraus empfunden hat . Ich flachse herum und meine, dass ich diesen Anstieg gar nicht gespürt habe, denn der Wind hat mich ja geschoben. Wir verstehen uns prima und es macht wirklich Spaß mit ihm gemeinsam zu fahren. Nach einem kurzen Anstieg haben wir einen schönen Blick zurück zum Godafoss. Kurz vor Myvatn.Wir entscheiden uns, den See Myvatn oder auch Mückensee südlich auf der 848 zu umfahren. Kaum sind wir am See, sind wir auch schon begehrt. Schwärme von Mücken begleiten uns nun. Es sind keine Stechmücken, aber lästig sind sie schon. Als dann der Wind wieder zunimmt, sind wir die Mücken wieder los. Hat der Wind doch was Gutes. Andres hat Hunger und ich habe ihm eine Pizza versprochen. In Vogar gibt es eine Pizzeria und auch einen Campingplatz. Den Tipp habe ich hier im Forum bekommen, danke nochmals! Bevor wir unser Zelt aufbauen, bestellen wir uns eine 16 Zoll Pizza und jeder ein Bier. Lecker! Hätten wir mal erst das Zelt aufgebaut, dann gäbe es Rabatt für die Pizza. Sonne, Pizza, Bier und noch ein Bier. Ach das Leben ist so schön. Genau an diesem Punkt muss man sich entscheiden, ob das Leben weiter so schön sein soll oder ob wir uns noch was anschauen. Die Preise für das Bier sind so hoch, dass die Entscheidung klar für das Sightseeing getroffen wird. Nachdem wir unser Zelt aufgebaut haben, fahren wir mit dem Rad in der Gegend herum. Der See Myvatn liegt 277 m über dem Meeresspiegel und entstand durch das Aufstauen von Lava bei Vulkanaussprüchen vor langer Zeit. Er hat bizarre Formen, kleine Inseln und ist nicht nur ein beliebtes Vogelparadies. Auch Touristen lieben diesen See in der geologisch sehr interessanten Gegend. (Erdrisse über den Höhlen) Als erstes fahren wir zu den Höhlen Grjotagja, wo einst ein Naturbad war. In der Höhle mit dem türkisblauen Wasser sind sehr angenehme Temperaturen. Die Wassertemperatur soll zwischen 45 bis 50 ° C betragen. Baden sehe ich keinen, ist auch verboten. Danach besteigen wir zu Fuß den Vulkan Hverfjall, einen 312 m hohen Ringwallkrater. Von weitem sieht dieser aus, wie die Ronneburger Abraumhalde. Der Weg ist steil und steinig. Andres wollte zunächst mit dem Rad hochfahren. Meine moralische Unterstützung hätte er bekommen. Nun weiß ich nicht, ob wir zu wenig Bier getrunken haben. Jedenfalls setzte er seine kühne Idee nicht in die Tat um. Ich hätte ihn auch gefilmt. Vom Vulkan hat man einen tollen Blick auf den See und die Lavalandschaft. Im Norden sieht man auch Dampf aus den Bergen hervorsteigen. Dabei handelt es sich um heißen Dampf, aus dem elektrische Energie gewonnen wird. Das Geothermische Kraftwerk liegt am Fuße des 863 m hohen Vulkans Krafla. Hier brodelt es überall und es gibt unzähliges zu bestaunen. Wir machen uns noch einen gemütlichen Abend vor unserm Zelt und ich präsentiere Andres meinen Sessel  Wie der morgige Tag aussehen wird, wissen wir noch nicht. Einen Ruhetag machen oder weiter fahren? Ich überlege es mir bis morgen. Myvatn-MödrudalurLange schlafen ist nicht möglich, da die Sonne das Zelt ordentlich aufheizt. Es könnte wieder ein wunderschöner Tag werden. Meine Entscheidung ist gefallen, ich fahre heute weiter. Andres möchte den angeblich langweiligen Abschnitt bis zur Ostküste mit dem Bus fahren. Aber den Dettifoss würde er auch gerne sehen. Er will per Anhalter zum Dettifoss und zurück trampen. Sein Zelt kann er stehen lassen und Abends will er den Bus Richtung Ostküste nehmen. Wir verabschieden uns herzlich und hoffen uns nochmals zu sehen. Per Facebook bleiben wir aber im Kontakt. Ich fülle im Supermarkt in Reykjahlid meine Lebensmittel auf. Bis Egilsstadir werde ich keinen Supermarkt oder andere Versorgungsmöglichkeit haben. Das sind bei mir über 200 km. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es in Island kostenlos Karten für Radfahrer: „CYCLING MAP AND BICYCLE SERVICE AROUND ICELAND – SUMMER 2016“ Auf dieser Übersichtskarte sind fast alle aktuellen Versorgungsmöglichkeiten, Campingplätze, Servicewerkstätten, Steigungen, gefährliche Abschnitte (Wind), Verkehrsdichte u.s.w. dargestellt. Für mich war diese Karte sehr wichtig, um meine Strecke zu planen. Nach einem kurzen 10 %-igen Anstieg, hat man nochmals einen schönen Blick zurück auf Myvatn. Kurz danach erreiche ich „Hverir“ am Namafjall (Minenberg). Hier wurde einst Schwefel gewonnen und exportiert. Schon von der Straße sieht man den Dampf aussteigen. Es riecht, nein es stinkt nach Schwefel. Überall brodelt heißer Schlamm und es zischen Heißdampfquellen aus der Erde. In nur 1000 m Tiefe sollen Temperaturen von über 200 ° C herrschen. Der Boden ist brüchig und wenn man von den markierten Wegen abweicht, besteht die Gefahr dass man einbricht und sich am heißen Dampf verbrüht. Den Abstecher zum Vulkan Krafla mache ich nicht. Ich fahre durch die flache und unbesiedelte Hochlandschaft, am Rande des Burfellshraun, einem Lavafeld. Rechts kann man den 1682 m hohen Herdubreid sehen. Dieser ist zwar weit weg, aber in der flachen Hochlandschaft wirkt er doch so nah. Links den 953 m hohen Horstvulkan Burfell. Nach ca. 30 km bin ich am Abzweig 862, diese gut ausgebaute Asphaltstraße führt zum Dettifoss und endet dort. Hier gibt es noch wunderschöne Schneefelder und kleinere Seen. Man könnte auch weiter die F862 weiter nördlich fahren, aber das soll eine übelste Piste sein und ich habe auch nicht Absicht weiter in den Norden zu fahren. Nach über einer Stunde bin ich am Dettifoss. Hier wimmelt es nur von Touristen. Der 1 km lange Fußweg zum Dettifoss ist nur im Gänsemarsch möglich und auch am Wasserfall herrscht Gedränge. Trotzdem ist der Wasserfall wunderschön. Der Wasserfall gehört zu den bekanntesten Wasserfällen Islands. Hier stürzt der Fluss „Jökulsa a Fjöllum“ 44 m in die Tiefe. Das Wasservolumen beträgt zwischen 200 qm bis 1500 qm in der Schneeschmelze. Damit ist es der wasserreichste Wasserfall Europas. Ich habe diesen gesehen und fahre die 25 km zurück bis zur Ringstraße. Mein heutiges Ziel ist der höchst gelegenste Bauernhof Islands Mödrudalur. Dort soll es ein Restaurant und auch einen Campingplatz geben. Ich unterhalte mich unterwegs noch mit einem Schweizer Paar und zwei Radfahrern aus Alaska. Ansonsten gibt es nicht viel Abwechslung auf der Strecke. Abzweig F88 zum Herdubreid - geschlossen.Ich stelle mir die Gegend hier in der Dunkelheit vor, wie eine Mondlandefähre Apollo … aufsetzt und man meint, es wäre der Mond. Die Fahne weht im Wind. Wer weiß, vielleicht waren die doch nicht auf dem Mond, sondern hier in der Mondlandschaft. Ich überquere den gewaltigen Fluss „Jökulsa a Fjöllum“, der zum Dettifoss fließt. Der Wind ist wieder grausam. Ich kämpfe gegen diesen und bin total hungrig. Nur noch die eine Bergkuppe. Ein Bus fährt an mir vorbei. Andres sieht mich in Island zum letzten mal aus dem Bus heraus, wie er mir später berichtet. Am liebsten wäre er ausgestiegen und hätte mich bei dem Wind aufgemuntert. Endlich habe ich den Abzweig 901 zum Hof Mödrudalur erreicht. Die 8 km Schotterstraße sind für mich nochmal richtig anstrengend. Nach den über 120 km bin ich richtig kaputt, die Hälfte der Strecke war der Wind von vorne. Schneller als 10 km/h ist man dann nicht. Auf den letzten Metern treffe ich noch eine Frau mit ihrem Kind, die Island zu Fuß oder trampend erkunden. Sie Frau hat einen Wagen dabei und viel Gepäck. Wahnsinn denke ich mir nur, da habe ich es auf dem Rad leichter. Der Hof und auch der Campingplatz liegen idyllisch. Überall sind noch Schneefelder. Teile des Campingplatzes sind noch nicht nutzbar. Ich esse im Restaurant Lachs und gönne mir nach der Anstrengung ein Bier. Mir gefällt der Platz richtig gut und ich sitze lange draußen in der Sonne, mit Blick auf den Herdubreid und diese Vögel. Dunkel wird es hier nicht und nachts sind Nebelfelder auf dem Platz und Schafe grasen direkt neben meinem Zelt. Leise sind die Wolltiere nicht gerade. Pause!
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#1223860 - 07/10/16 02:52 PM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: benki]
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Vielleicht sehe ich mit meinem gelben Rad aus, wie der Postmann. Hättest Du es mal grün oder blau gestrichen. Dann würdest Du aussehen wie ein Polizist…
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#1224011 - 07/11/16 07:20 AM
Re: Island - Nur die Ringstraße herum
[Re: benki]
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Ca. 20 km vor meinem heutigen Ziel überholt mich ein Auto, bremst und winkt aus dem Fenster ganz hektisch, damit ich anhalte. ...
Er zeigt auf seine Karte, Marke Globus, und fragt wie er zum Godafoss kommt.
Amerikaner? :-) Richtig schöne Tour. Viel gesehen und erlebt und auch sonnige Abschnitte für schöne Erinnerungsfotos gehabt. Deine Erlebnisse mit dem Wind wirst du vermutlich sobald nicht wieder vergessen. Da hat es dich aber auch wirklich sehr heftig erwischt in den ersten Tagen. Besten Dank für den Bericht. Gruß Jörg
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