Hallo,
trotz des frühen Ostertermines und der unsicheren Wetterlage sind wir (natürlich) auch dieses Jahr wieder auf eine kleine Italientour gegangen und haben damit unsere langjährige Tradition weiter gepflegt. Wir waren dieses Mal wieder alleine (also zu zweit und ohne Kinder) unterwegs.
Wir haben uns für eine Tour entschieden, die sich eigentlich für einen späteren Ostertour besser geeignet hätte, aber angesichts der Diskussionen über die Einstellung der CNL-Nachzugverbindungen haben wir sie ins heurige Jahr vorverlegt: Verona – Bologna – Florenz, also einmal quer durch die Po-Ebene und dann noch über den Apennin. Die Bahn-Anreise erfolgte mit Umsteigen in Innsbruck und am Brenner, die Rückreise dann im Schlafwagen von Florenz nach Rosenheim und dann mit Regionalverbindungen heim ins Salzburger Land.
Hier grob die einzelnen Tage:
- Erster Tag: Anreise mit dem Zug nach Verona
- Zweiter Tag (Palmsonntag), also der erste Tag auf dem Rad: von Verona nach Mantua und weiter in die Po-Ebene nach Mirandola, einer Kleinstadt in der Provinz Modena. Wir fahren praktisch ausschließlich auf wenig befahrenen Nebenstraßen; den Radweg von Verona nach Mantua verschmähen wir. Wir kennen ihn von früheren Touren: zuerst viel Hopplerei auf Schotterstraßen und dann recht eintönig am Mincio entlang.
- Dritter Tag: von Mirandola nach Bologna. Auch hier fahren wir praktisch ausschließlich auf verkehrsarmen Nebenstraßen.
- Vierter Tag: von Bologna nach Süden ins Tal des Reno. Unser eigentliches Tagesziel war der Suviana-See. Wegen kaltem Regenwetter verlegen wir kurzfristig das Tagesziel nach Porretta Terme und legen wir die letzten 20 km dorthin mit dem Zug zurück. Der folgende Tag wird damit etwas länger.
Die Ausfahrt aus Bologna geht auf Radwegen, die sich im Renotal stellenweise als sumpfige Singletrails erweisen und wir auf die SS ausweichen.
- Fünfter Tag: von Porrette Terme hinauf an den Lago de Suviana und von dort tiefer hinein in den Apennin. Die Passhöhe liegt knapp unter 1.000 m, danach folgt die Abfahrt ins Tal des Bisenzio bzw. Arno. Die Strecke durch den Apennin ist absolut ruhig; die Straße zwar durchgehend asphaltiert aber stellenweise reparaturbedürftig. Im Tal können wir großteils den Flussradwegen bis Florenz folgen.
- Sechster Tag: Bummeltag in Florenz. Am Abend mit dem Nachtzug zurück nach Hause.
In Summe waren es etwa 300 km auf dem Rad und 20 km mit der Bahn. Ach ja, und nebenbei war die Tour die Premiere für mein neues Reiserad. Mein 14 Jahre altes 26 Zoller habe ich vor wenigen Wochen gegen ein 29-Zoll Cube Tonopah ausgetauscht.
Der erste Teil der Anreise erfolgt mit dem ÖBB-Railjet von Salzburg nach Innsbruck. Das ist eine für den Radtransport umgebaute Garnitur (mit fünf Radplätzen). Ein Polizeieinsatz im Zug (nein, nicht wegen uns) sorgt für Verspätung in Innsbruck und wir erreichen den Brennerzug nicht mehr. So kommen wir zwei Stunden später als geplant in Verona an und das Bummeln fällt entsprechend kürzer aus.
In Verona starten wir traditionsgemäß an der Arena und nach einer kleinen Runde durch die Stadt.
Es ist Palmsonntag und alles angenehm ruhig
Auch die Ausfahrt aus der Stadt und die ersten Kilometer sind sehr angenehm und verkehrsarm
Wir genießen den strahlend schönen Vormittag und radeln nach Süden auf Mantua zu.
Mantua ist rasch erreicht und wir pausieren für den ersten Espresso unserer Tour.
Hinter Mantua geht es einige Kilometer direkt am Mincio entlang, durch die Riserva Regionale Vallazza, ein kleines Naturschutzgebiet. Den Müll, der säckeweise die Natur verschandelt, übersehen wir geflissentlich, um uns die Laune nicht zu verderben.
Es geht weiter: die Landschaft ist nicht gerade spektakulär, aber hat auch ihre Reize.
Bei Coreggio Micheli überqueren wir den Po, dem wir dann noch ein kurzes Stück folgen.
Auffallend sind die vielen verlassenen und verfallenden Anwesen und Gebäude
Am Secchia, kurz vor seiner Mündung in den Po.
Am späteren Nachmittag erreichen wir nach 98 km Mirandola, eine Kleinstadt mitten in der großen Ebene. Hier nächtigen wir und staunen wieder einmal, wie im Frühstücksraum des Hotels, der gleichzeitig eine öffentliche Bar ist, von mehreren Bildschirmen an der Wand, Morgennachrichten in die Welt hinaus gelärmt werden.
Am nächsten Tag brechen wir weiter auf nach Süden; zuerst in Richtung Modena, bevor wir nach Osten abbiegen. Die ersten Kilometer haben wir einen Radweg für uns.
Danach geht es auf Nebenstraßen weiter, deren Verkehrsdichte wenig höher ist als auf dem Radweg zuvor.
Leider kommt den ganzen Tag die Sonne kaum heraus, was aus dem schönen Frühlingstag einen wunderschönen gemacht hätte.
Die einzigen Steigungen und Gefälle sind die Auf- und Abfahrten von Straßen- und Bahnüberquerungen. Trotzdem haben sich bis zum Ende des Tages sowohl auf dem Radcomputer wie auf dem Garmin etwa 200 Höhenmeter angesammelt. Übrigens: irgendwann merke ich, dass ich in den ersten zwei Tagen den Umwerfer meines neuen Rades kein einziges Mal betätigt habe. Der kommt erst in den Folgetagen zum Einsatz.
Kurz vor Bologna lassen sich im Süden die ersten Hügel des Apennin erkennen, die dann am nächsten Tag auf uns warten.
Die Einfahrt nach Bologna ist problemlos; die Busspuren sind auch für Radler geöffnet
Ankunft nach 73 km an der Piazza del Nettuno (der Neptun ist der auf der Säule)
Der dritte Tag begrüßt uns mit Nieselregen. Da der Wetterbericht bereits für den Vormittag Wetterbesserung („aufgelockerte Bewölkung“) verspricht, lassen wir uns mit dem Aufbruch Zeit. Die aufgelockerte Bewölkung leider ebenfalls und so starten wir im Nieselregen.
Wir verlassen Bologna in Richtung Süden – auf Radwegen und Nebenstraßen ins Tal des Reno. Bei Schönwetter müssen das traumhafte Kilometer sein. Bei Schlechtwetter ist es stellenweise eine Schlamm-Etappe.
Wir verlegen daher einige Kilometer auf die Staatsstraße, bevor wir wieder auf dem Reno-Radweg landen. Eigentlich hatten wir als Tagesziel eine kleine Ortschaft oberhalb des Suviana-Stausees angepeilt gehabt. Am frühen Nachmittag haben wir dann aber einmal genug von Regen und Kälte und ändern unseren Tagesplan. Wir peilen die nächste Bahnstation an, überreden den Schaffner, dass er uns mit den Rädern mitnimmt (was nicht schwer ist) und fahren mit dem Zug nach Porretta Terme. Damit waren es heute nur ca. 40 Radkilometer.
Porretta T. ist ein Thermalort im oberen Renotal; dort gönnen wir uns ein nobles Hotel und wärmen uns am restlichen Nachmittag im Wellnessbereich auf.
Mit der verkürzten Etappe des Vortages wird der vierte Tag etwas länger als geplant. Der Regen hat in der Nacht aufgehört und wir brechen in Richtung Florenz auf.
Zuerst geht es noch einige Kilometer am Reno entlang, bevor es in den Anstieg zum Lago di Suviana geht.
Danach geht es weiter in den Apennin hinein und langsam gewinnen wir Höhe
In ziemlicher Einsamkeit überqueren wir die Regionengrenze von der Emilia-Romagna zur Toskana; irgendwann später übrigens auch den 44. Breitengrad.
Die Einsamkeit bleibt unser Begleiter, ebenso wie der eisige Wind, der uns ab und zu fast vom Rad holt. Zum Glück ist es Nordwind und kommt damit von hinten. Sozusagen Rückenwind, oft genug zeigt er sich aber als Rückenwind von vorne – und von der Seite sowieso. An den Blättern kann man vielleicht ein wenig den Wind erahnen.
Gegen Mittag steht der letzte Anstieg vor der Passhöhe bevor. Morgens sind wir auf Höhe 350 NN gestartet, die Passhöhe liegt auf 995 NN, Radcomputer und Garmin haben an diesem Tag aber flotte 1.300 Höhenmeter gesammelt, was an den vielen Gegengefällen liegt, die uns den Tag bis zur Passhöhe versüßt haben.
Der Pass selber ist unspektakulär und hat nicht einmal einen Namen. Nebenbei bemerkt hat er auch keine nennenswerten Temperaturen. Wir ziehen alles an, was wir haben, bevor wir uns in die Abfahrt stürzen.
Die Abfahrt geht wieder einmal deutlich schneller als der Anstieg
Auch hier in der Abfahrt: schmale Straße, kein Verkehr, stellenweise mieser Zustand
Mit den fallenden Höhenmetern steigen die Temperaturen und wird es insgesamt angenehmer und freundlicher
Wir erreichen rasch wieder die Zivilisation und das Klima, für welches der Olivenbäume DER typische Vertreter ist.
In Prato machen wir kurze Rast und genießen Sonnenschein und Temperaturen von deutlich über 10 Grad.
Hier beginnt der schönste Teil des heutigen Tages: die wunderschönen Kilometer bis nach Florenz. Wir verlassen Prato auf dem Radweg am Bisenzio.
Die Sonne scheint, der Rückenwind kommt von hinten und diese Kilometer werden zum reinsten Genuss.
Die letzten 10 Kilometer geht es am Arno aufwärts
und direkt in die Stadt hinein
Erster Fixpunkt am Arno ist natürlich der Ponte Vecchio
Von dort kämpfen wir uns durch das Getümmel bis zum Domplatz, wo wir nach 82 Tageskilometern die Tour mit einem offiziellen Zielfoto beschließen.
Wir übernachten in der noblen Innenstadt und verbringen noch einen schönen Tag in Florenz. Am nächsten Abend (Gründonnerstag) steigen wir dann in den Nachtzug nach Rosenheim, wo wir in den Zug nach Hause umsteigen.
Von Florenz stellen wir keine weiteren Bilder ein; es wäre nichts Neues dabei. Wir kannten Florenz aus früheren (radlosen) Besuchen und haben zum Drüberstreuen Eindrücke und Plätze gesammelt, sind mit dem Bus nach Fiesole hinauf gefahren und haben es uns gut gehen lassen.
Fazit: es war wieder eine sehr schöne Tour. Leider hat das Wetter nicht so mitgespielt, wie man sich das in seinen Radlerträumen wünscht. So ist sicher viel an Genuss auf der Strecke geblieben: die Landschaften geben bei trübem Wetter nicht so viel her wie bei Sonnenschein und natürlich wünscht man sich Sonnenschein und Wärme nicht nur fürs Auge, sondern auch für den restlichen Teil des Körpers.
Die Strecke war in der Po-Ebene erwartungsgemäß nicht spektakulär, aber durchaus reizvoll. Wir haben in der Planung bewusst auf viele ausgewiesene Radwege verzichtet und sind dabei auf den Nebenstraßen im wahrsten Sinne des Wortes gut gefahren. Für uns war es die dritte Nord-Süd-Querung der Po-Ebene und das sollte fürs erste reichen. Apenninquerung war es die zweite und da suche ich mir gerne noch die eine oder andere heraus. Vielleicht lässt sich noch die eine oder andere ähnlich abgeschiedene und verkehrsarme Strecke finden.
Hans