VorbemerkungIm Winter hatte ich mir einen neuen Gepäckträger montiert. Beim Alten war bei den manchmal etwas ruppigen Tagestouren plötzlich eine Strebe gebrochen – trotz nur leichtem Gepäck! Mein Zelt hatte ebenfalls im Herbst bei der Durchsicht auf der Terrasse mit Stangenbruch gezeigt, daß es mir nicht länger dienen wollte. Der Regenfestigkeit traute ich auch nicht mehr. Ich verzichtete auf die Reparatur und kaufte ein neues Zelt.
Himmelfahrt findet ein
Radlertreffen des Reiseradforums in Offenburg statt. Daran will ich teilnehmen. Die Anfahrt soll wie letztes Jahr zum
Edersee bei Sonne und Regen (Reiseberichte) mit dem Rad stattfinden. Die Rheinschiene bis Wiesbaden bin ich schon hoch und runter gefahren. Daher will ich sie meiden. Außerdem ist das Stück bis Köln sozusagen „Heimspiel“, denn das liegt im Bereich von Tagestouren und ist deshalb hinreichend bekannt. Um mir unbekanntes Gelände zu erkunden, hatte ich die Fahrt durch das Bergisches Land, Westerwald und Taunus geplant. Da es hier ziemlich hügelig ist, brauchte ich noch etwas Training, vor allem mit Gepäck! Die erste Etappe der Radreise wollte ich vorab schon einmal fahren und zum Üben nutzen, und natürlich das neue Equipment testen.
Ein Hinweis in eigener Sache: Die Rechtschreibreform ist erst teilweise bei mir angekommen und wird zusätzlich hin und wieder ignoriert. Die Schreibweise mag für jüngere Leute daher manchmal etwas ungewöhnlich sein. Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.
Tag 1: Freitag 24.4.2015
Start: Oberhausen/Rheinland
Ziel: Campingplatz Brucher See
Strecke: ca. 93 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=wrharivabmvtkizaIch wollte zwar Berge trainieren, aber allzu schlimm sollte es nicht unbedingt werden. Ich hatte mehrere Varianten geplant, um dann diejenige mit den wenigsten Höhenmetern zu fahren – also möglichst viele ehemaligen Bahntrassen.
Um 7 Uhr war ich abfahrberiet. Ich war nicht der einzige, der schon unterwegs war.
Auf kürzestem Weg durch die Oberhausener Fußgängerzone, die um diese Zeit noch für Radfahrer erlaubt ist, fuhr ich zum ersten Bahntrassenradweg – von Essen-Frohnhausen am Grugapark vorbei zur Ruhr.
Ich bin hier immer noch im Zentrum des Ruhrgebiets, aber man kann die Industriezonen durchfahren, ohne sie zu sehen! Dieses Hundertwasserhaus steht im Park und ist ohne Eintritt nur vom Radweg aus zu sehen. Auch alte Infrastruktur fügt sich idyllisch in die Landschaft ein wie hier die Schwimmbrücke über die Ruhr im Essener Süden. Diese Strecke gehört schon zum Ruhrtalradweg.
Diesem folgte ich flußaufwärts. Friedlich zeigte sich die Ruhr bei Hattingen im Morgenlicht.
Manchmal ist sie auch etwas wilder. Nicht ganz so imposant wie die Niagarafälle, aber immerhin.
In Hattingen habe ich den Ruhrtalweg verlassen, um auf den nächsten Eisenbahnradweg (ehemalige Kohlenbahn) Richtung Wuppertal zu kommen. Mit sanften Steigungen überquert sie die Hügel bis Sprockhövel, allzu steile Berge werden untertunnelt . Gleich am Ortsrand von Hattingen befindet sich der Schulenbergtunnel.
Obwohl man sich hier schon im Bergischen Land befindet, sieht man immer wieder Kohle, wie hier den Flöz ‚Schiefer Bank‘, der durch die Eisenbahnlinie angeschnitten wurde.
Ab Schee wollte ich auf der ‚Nordbahn‘ weiter fahren – einem frisch eröffneten Radweg durch Wuppertal. So hoffte ich, bequem die Wupper erreichen, um dann mit einer heftigen Steigung in Lennep wieder im ‚Hochland‘ zu sein. Dort beginnt der Alleenradweg, eine Eisenbahntrasse, die über Hückeswagen und Wipperführt Marienheide erreicht.
Das war die Theorie! Die Wirklichkeit kam aber ganz anders. Ich wurde von entgegenkommenden Radfahrern angegesprochen:
- „Wollen Sie nach Wuppertal?“
- „Ja, und von dort weiter nach Lennep.“
- „ Da kommen sie heute nicht durch. Die bauen gerade die Brücke.“
- „Meinen Sie die letzte fehlende Brücke? Dafür ist doch eine Umleitung beschildert.“
- „Ja, die meinen wir. Und auf der Umleitung steht ein großer Kran. Der soll die Brücke einhängen. Es ist alles abgesperrt.“
- „Und wie komme ich da durch?“
- „Das wissen wir auch nicht. Sie müssen aber spätestens hinter dem Scheetunnel auf Landstraßen ausweichen und dann versuchen, nach Wuppertal zu kommen.“
Ich inspizierte meine Karte und befragte mein Navi. Ein zu Hause geplanter Alternativtrack kreuzte noch vor dem Scheetunnel meine Strecke. Ich beschloß, dieser Alternative nachzufahren.
Gegen Mittag erreichte ich Schwelm. Hier hat es eine lebendige Fußgängerzone mit vielen kleine Geschäften und Lokalen. In einer Eisdiele wollte ich Rast machen, aber alle Außenplätzte waren belegt. Also fuhr ich weiter. Das Sträßchen aus der Stadt raus zeigt mir sofort, daß ich nicht mehr auf Eisenbahnlinien fahre: 18% Steigung! Das war für mich nicht zu schaffen, ich schob den Berg hoch. Danach ging es auf Land- und Bundesstraßen weiter, immer hoch und runter. Entweder gab es hier keine interessanten Motive oder ich war zu erschöpft, die Schönheiten zu sehen. Auf jeden Fall habe ich keine Fotos.
Kurz vor Marienheide stieß ich auf den ursprünglich angepeilten Alleenradweg und folgte ihm. Schon um 16 Uhr konnte ich auf dem Campingplatz an der Brucher Talsperre mein Zelt aufbauen. Dieser preisgünstige Platz mit seinen modernen Sanitäranlagen gefiel mir deutlich besser als der
Bergisches Land - Sauerland (Reiseberichte) wo ich vor drei Jahren war.
Zum Abendessen war ich wieder im selben Lokal wie damals und es war wieder gut. Da es noch früh war, begab ich mich nach dem Essen auf einen kleinen Rundgang um den See und genoß die Abendsonne.
Tag 2: Samstag 25.4.2015
Start: Brucher See, Marienheide
Ziel: Camping Rheinblick, Monheim
Strecke: ca. 72 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=akqjneogpzmxafef Für den Rückweg hatte ich zwei Tage geplant. Ich wollte die ebenfalls neu eröffnete Balkantrasse von Lennep nach Opladen kennen lernen. Für die nächsten Tage war Regen angesagt und ich wollte mir genügend Spielraum zum Unterstellen lassen.
Als ich morgens das Zelt abbaute, war es wolkig, aber trocken. Auch das Zelt war innen und außen trocken. Um 8 Uhr frühstückte ich gemütlich und genußvoll in einer Bäckerei in Marienheide. Als ich um halb Neun auf mein Rad stieg, fing es an zu regnen. Mit kleinen Unterbrechungen blieb das so bis Opladen. In einem Tunnel bei Ohl wetterte ich den ersten starken Regenguß ab.
Auch die Wuppertalsperre bei Hückeswagen gab nur ein trübes Bild ab. Der Fluß, der durch selbige Talsperre fließt, heißt im Oberlauf Wipper. Erst ab Wipperführt bis Leverkusen spricht man von der Wupper.
Dieses Bild entstand ebenfalls am Bahntrassenradweg Bergisch Born - Marienheide. Wenn eine Brücke fehlt, kann es auch auf Eisenbahntrassen steil werden. Für mich war das eine Schiebestrecke! (Das Bild wurde von oben aufgenommen)
Und zwischendurch immer wieder Bilder wie dieses:
Erst ab Olpladen wurde es besser. Ab dem Ende der Balkantrasse hielt ich mich grob am Lauf der Wupper und erreichte bald den Rheinradweg. Diesem folgend erreichte ich um 15.30 Uhr den Campingplatz Rheinblick.
Dieser Platz hat eine Besonderheit: Man braucht für alles einen Schlüssel. Egal, ob man den Platz verlassen oder nur zur Toilette, zum Duschen oder zur Rezeption gehen will. Auch für den Besuch der Gaststätte, die sich im selben Gebäude wie die Rezeption befindet, benötigt man den Schlüssel. 25 Euro Pfand muß man hierfür hinterlegen. Da die Rezeption nur von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet ist, ist die Ankunfts- und Abfahrtszeit festgelegt! Eine Telefonnummer für Zuspätkommer habe ich nicht gesehen!
Die Balkantrasse führt übrigens von Bergisch Born bis Opladen fast nur bergab: herrlich zu fahren (wenn es nicht gerade regnet)!
Nach dem Abendessen genoß ich den Sonnenuntergang auf einer Bank am Rhein. Dabei kam ich mit einem Kanufahrer ins Gespräch. Er gehörte zu einer Gruppe, die hier eine Basisstation aufgebaut hatten, um auf dem Rhein zu paddeln. Wir fachsimpelten über die Vorteile unserer Sportarten, bis die Sonne unter dem Horizont verschwunden war und jeder seine Bleibe aufsuchte.
Tag 3: Sonntag 26.4.2015
Start: Camping Rheinblick, Monheim
Ziel: Oberhausen
Strecke: ca. 64 km
Track : http://www.gpsies.com/map.do?fileId=zjhlvzrlbzutjecqEs hatte die ganze Nacht geregnet. Am Morgen war die Wiese aufgeweicht, aber das neue Zelt war innen und außen trocken. Nach dem Abbau natürlich nicht mehr, denn auf einer nassen Wiese kann ich das Außenzelt nicht trocken einpacken.
Im Sanitärraum beim Zähneputzen traf ich den Kanufahrer vom Vorabend wieder. Da sonntags nur wenige Bäckereien oder Cafeterias schon früh auf haben, hat er mich spontan in seinen Wohnwagen zum Frühstück eingeladen. Hier nochmals „Vielen Dank“!
Das Wetter sah nicht nach Dauerregen aus und so entschloß ich mich, soweit wie möglich auf dem Rheindeich zu fahren und jede Rheinschleife mitzunehmen.
Das Naturschutzgebiet „ Urdenbacher Kämpen“ ist ebenfalls eine ehemalige Rheinschleife, die jetzt aber nur noch bei Hochwasser ein Teil des Rheins ist.
An der Fleher Brücke beginnt das eigentliche Stadtgebiet von Düsseldorf.
Ab hier könnte man durch die Stadt abkürzen, aber schöner ist die Fahrt entlang des Rheins. Ganz unspektakulär streift man den Düsseldorfer Hafen und steht plötzlich am „Medienhafen“ direkt neben der Düsseldorfer Altstadt. Besonders auffällig sind hier die Gehrybauten, inzwischen ein Wahrzeichen der Stadt.
Auf der Rheinuferpromenade in Düsseldorf war Stadtmarathon. Teile meiner Route waren abgesperrt und ich mußte mich auf Umwegen zur Zielgeraden durcharbeiten. Als ich dort ankam, liefen gerade die Sieger ein. Da mich diese Sportart kaum interessiert, kannte ich natürlich niemanden und habe auch keine Bilder gemacht. In dem Volksfestgetümmel wollte ich mich auch nicht lange aufhalten und so schob ich langsam flußabwärts Richtung Kaiserswerth.
Bald wurden es weniger Fußgänger. Ich konnte wieder fahren und peilte als nächsten Zielpunkt die Kaiserpfalz an.
Kurz hinter der Pfalz verließ ich den Rheindeich und steuerte meine Lieblingseisdiele im Düsseldorf an. Ich will hier keine Namen nennen oder Werbung machen, aber ein Eis am Brunnen des Clemensplatzes schmeckt immer lecker!
Von hier sind es noch gute 25km bis nach Hause auf bekanntem Terrain. Die einzige Überraschung des Tages war, daß meine Frau überrascht war, wie früh ich zu Hause bin. Es ist trotz Aufenthalt beim Stadtmarathon erstaunlich gut gelaufen. Mit dem Regen hatte ich auch Glück, denn ich habe nur wenige Tropfen mitbekommen, während es in Oberhausen mehrere Regenschauer gab.
Die Vorbereitung zur mehrwöchigen Tour ist hiermit abgeschlossen. Ich denke, ich bin fit genug für die große Reise. Das Rad hat mir zu verstehen gegeben, daß es noch etwas Wartung benötigt: die Schaltung hat nicht sauber gearbeitet. Ritzelpaket und Kette hatten über 10000km hinter sich und warteten schon auf den Austausch. Nicht gerechnet hatte ich mit dem angerissenen aufgespleißten Schaltzug, der inzwischen einschließlich Hülle (und Kette und Ritzel) erneuert wurde. Um kein Risiko einzugehen, habe ich dem Hinterrad noch einen neuen Reifen spendiert, obwohl bisher keine Pannen aufgetreten waren. Die Probefahrten verliefen bestens.
Mir hat die Reise Freude gemacht. Für die nächste Radtour, die am 6. Mai beginnen soll, fühle ich mich gut gerüstet. Daher wünsche ich auch Euch:
Viel Spaß beim Lesen _____________________
Wie es begann: Bergisches Land - Sauerland - Münsterland (Reiseberichte)Und hier beginnt die nächste Tour: Ruhr-Rhein-Mosel-Maas-Ruhr (Reiseberichte)