Myanmar - Grenzüberquerung nach Indien (Mai 2014) und allgemein Feedback
von Jan & Karina -
www.nie-mehr-radlos.comauf Fahrradweltreise 2011 – 2015, bisher 21 Länder und 32.000 km geradelt
Im April/Mai 2014 radelten wir über Land von Thailand über Myanmar nach Indien. Noch vor wenigen Monaten als wir uns mit den Formalitäten (Visa für Thailand, Myanmar, Indien) befassten, hätten wir nicht gedacht, dass das wirklich klappen würde. Denn sämtliche Informationsquellen teilten uns mit: es ist unmöglich…! Aber wir haben es als eine der ersten Radler seit Jahrzehnten geschafft!
Unsere Route: Myawaddy - Kawkareik - Hpa-An - Kyaithyo - Bago - Yangon - Pyay - Magway - Mt. Popa - Bagan - Pakokku - Monywa - Kalewa - Tamu, circa 1700 km.
Myawaddy-Kawkareik, um Mt. Popa und Monywa-Kalewa waren bergig, der Rest hauptsächlich flach. Die landschaftlich schönsten Orte waren für uns um Hpa-an und Mt. Popa. Nördlich von Pyay war es vor allem heiss, trocken und staubig.
Landschaftliche Perlen sind sicherlich anderorts zu finden, doch hatten wir aufgrund der kurzen Visadauer nicht genügend Zeit für mehr Umwege. Unserer Meinung nach sind die wahren Sehenswürdigkeiten Myanmars sowieso die Menschen. Sie sind freundlich, interessiert und neugierig, offen für Fremde(s), ehrlich, pur und lieben es zu lächeln. In keinem anderen Land haben wir so viele Lächeln vom Herzen heraus gesehen. Es ist das Land des goldenen Lächelns!
Die Straßen waren meist besser als ihr Ruf. Meistens asphaltiert, wenn auch huppelig, da meist manuell gebaut. Manchmal ein Schlaglochlabyrinth. Dennoch erhielt Myanmar den Rekordplatz für die schlimmste Straße unserer gesamten Reise: 70 km nach Monywa, die Straße nach Kalewa ist eine 120 km Schotterpiste mit großen Steinen, Staubdecken und recht guten Steigungen/Gefällen.
Mit einem gültigen Myanmar-Visum ist es seit 2013 kein Problem mehr, über Land von Thailand einzureisen. Beim Visumantrag reichten wir aber einfachhalber eine Flugreservierung ein, statt eines detaillierten Reiseplans, und erhielten so das Visum innerhalb 24h (Kuala Lumpur, Malaysia). Auf unseren Visa ist keine Information über den Einreiseort oder das Transportmittel.
4 Thailand-Myanmar Grenzen sind offen, doch nicht alle führen weit ins Land hinein (gesperrte Gebiete), also vor der eigenen Reise nochmal prüfen! Wir reisten über Mae Sot-Myawaddy ein, was vollkommen problemlos war. Der gesamte Weg von der Grenze nach Hpa-an oder Moulmein ist erlaubt. Es wurden lediglich an einigen Militär Checkpoints unsere Passdaten aufgenommen. Achtung: Die Straße 15 km nach Myawaddy bis Kawkareik ist eine Bergstraße, die jeden zweiten Tag die Verkehrsrichtung für Autos ändert (Zweiräder sind erlaubt). Im April 2014 war die Straße an geraden Tagen westwärts geöffnet. Wir fuhren trotz Verbot des Grenzbeamten an einem ungeraden Tag landeinwärts, was kein Problem war, allerdings können wir nun nachvollziehen, warum diese seltsame Regelung Sinn macht (uneinsichtige, enge Strecken).
In Yangon beantragten wir die Sondergenehmigungen über eine Reiseagentur, um in der gesperrten Zone zwischen Kalewa und Tamu Radfahren sowie in Tamu offiziell ausreisen zu dürfen. Reiseagentur: "Seven Diamond Express Travels Co., Ltd."; www.sevendiamondtravels.com; Yangon: Corner of U Wizaya Road & Damazedi Road (gegenüber von CB Bank), No. 99 (B) 3rd Floor; Ansprechpartner Mr. Thit Lwin, sdm.marketing2009@gmail.com oder Ms. Mar Swe, sales-mktho@sevendiamond.com.mm, beide freundlich und kompetent. [Die offizielle Reiseagentur MTT (Myanmar Travel & Tours) können wir nicht empfehlen, diese hatte nur die „alten“ Infos, man müsse ein Tourpaket inklusive Guide buchen, sonst könne man die Erlaubnis vergessen!] Kosten: 100$/Person (Gruppendiscount möglich). Einreichen: Pass (Kopie von Personalseite, Visum, Einreisestempel), Reiseroute (teilten uns mit, wir müssten uns an diese halten, konnten aber telefonisch mehrmals die Strecke umändern), Geld in bar (burmesische Kyat auch möglich). Dauer der Beantragung: 1-2 Wochen. Erhalt der Erlaubnis: E-Mail, in unserem Fall (da kein Internet vor Ort) ging die E-Mail direkt an den Immigrationsbeamten in Tamu. Den uns kontrollierenden Polizisten/Soldaten erklärten wir dies und sie waren damit zufrieden, obwohl man normalerweise den Ausdruck vorzeigen hätte müssen.
Radfahren im gesperrten Gebiet war kein Problem. Da uns die 150 km zwischen Kalewa und Tamu für einen Tag zu viel waren, übernachteten wir sogar in einem Kloster. Der lokale Polizist prüfte lediglich unsere Personalien und die Sondergenehmigung. Die letzten 120 km bis zur Myanmar-Indien Grenze fuhren wir auf der besten Straße Myanmars. Lustigerweise gab es dort mehr englischsprachige Straßenschilder als in ganz Myanmar.
Das einzige, teure Touristenhotel in Tamu (10$/Person) kann man sich übrigens schenken, denn Moreh liegt nur wenige Kilometer entfernt und hat deutlich günstigere Hotelpreise. Wir können die Sangai Lodge (100 Rupien oder 1,7$/Person) empfehlen, etwa 3 km nach der Grenzbrücke auf der linken Seite. Natürlich ist Indien deutlich chaotischer und dreckiger als Myanmar, aber an der Stromversorgung hapert es in beiden Orten.
Bei Übernachtungsplätzen variierten wir zwischen
- Touristenhotels (an touristischen Stätten)
- Zelten. Bei Dämmerung einen Ort suchen und darauf achten, von niemandem gesehen zu werden (es gibt viele Menschen in ländlichen Gebieten!). Wir verwendeten nie Taschenlampen. Vorsicht wegen Dornen, wir hatten mehrere platte Reifen!
- Klöster (wir gaben Spenden). Hier hatten wir stets freundliche, interessierte Mönche und Locals um uns rum. Manchmal kamen Polizisten vorbei, um unsere Personalien aufzuschreiben, war aber nie ein Problem.
- Privatfamilien. 2 Familien luden uns von der Straße weg ein. Da wir wissen, dass das nicht erlaubt ist, erzählten wir vom Militär befragt nie etwas davon. Die Übernachtung bei einer dritten Familie hat uns sogar ein Polizist organisiert, da es in näherer Umgebung keine Touristenhotels gibt (zwischen Pyay und Magway, im Dörfchen namens Pye San An). In Yangon gibt es mehrere Couchsurfing und Warmshowers Kontakte.
Geld: Es gibt einen ATM direkt nach der Grenze in Myawaddy, dort kann man Burmesische Kyat abheben. Transaktionsgebühr von 3000-5000 Kyats (2,3-3,8€). Falls dieser je nicht funktionieren sollte, kann man nebenan ‚inoffiziell‘ Thailändische Baht umwechseln. Weitere ATMs gibt es über das ganze Land verteilt in größeren Städten. Wir mussten nur zweimal abheben (Visa) und hatten niemals Probleme mit leeren Automaten oder Sonstigem. Es kann alles mit Kyat gezahlt werden. Mit Dollar (sauber, ungeknickt) zahlten wir lediglich die Hotels, da man in Dollar einen besseren Preis erhält. Eintrittspreise ebenso, diese vermieden wir allerdings, um die Militärregierung nicht zu sehr zu unterstützen. Die übrig geblieben Kyat wechselten wir am Markt von Tamu in Rupien (1 Rupie: 15,4 Kyat), nahe Border Gate 2 gibt es mehrere indische Geldwechsler.
Generelle Kosten: Unterkunft im Hotel 4-11$/Person; Vegetarisches Essen/Restaurant 1000-2000K, Finger Food/Straße 100-600K; Kaffee 150-300K, frischer Zuckerrohrsaft 150-400K, Tee und Wasser aus 20l Kanistern meistens kostenlos! Wasser wird außerdem überall in Tonkrügen angeboten, allerdings kann man sich der Reinheit nicht sicher sein..
Die Ausreise aus Myanmar in Tamu, am Bridge Gate für Ausländer, war unkompliziert. Wir warteten, bis die offiziellen Papiere geordnet waren und bekamen dann einen Ausreisestempel auf die Visa gedrückt. Die Überprüfung des korrekten Datums ist empfehlenswert, unseres war falsch.
Für die offizielle Einreise nach Indien in Moreh findet man das Immigrationsbüro im Polizeigebäude etwa 2 km von der Grenzbrücke entfernt auf der linken Seite. Dass man den Einreisestempel erst in Imphal (Hauptstadt von Manipur) erhalte, ist nicht korrekt, uns sagte man das an zwei unterschiedlichen Stellen. Schließlich muss man sich in Imphal im ‚Foreigner Registration Office‘ (nach dem CID (SB) Office fragen) registrieren. Es befindet sich in der Nähe des Polizei Hauptquartiers auf der Mahatma Gandhi Avenue/National Highway 39. Dort bekamen wir einen Aufenthaltsstempel für Imphal. Wir wissen nicht, was passiert wäre, hätten wir uns nicht registriert, wie wir es von anderen Reisenden gehört haben. Für die weiteren Aufenthaltsorte in Nordostindien haben wir das jedenfalls nicht mehr gemacht..
Liebe Grüße aus Indien!
Karina & Jan