30.&31.8 – Tag 42&43 – Bluff - > Cortez - > MontecelloEs sollte einer der anstrengendsten Tage werden – aber morgens weiß man das ja meistens noch nicht. Der San Juan River begleitete mich in den ersten Stunden und schuf mit seiner wie eine grüne Ader anmutenden Gestalt doch eine ansehnliche Abwechslung in der sonst rot/ockerfarbenen Landschaft.
Durch eine sanft hügelige Landschaft, vorbei an einigen knatternden und stinkenden Ölpumpen geht es nach Colorado. Neben der Straße war ein Teppich aus Dosen und Flaschen, der offenbarte wie weit die Leute aus ihren Autos im Stande waren zu werfen. (Das Straßensäuberungsprogramm greift bei Entfernungen zw. Den Orten von > 100km nicht mehr) Da mein Blick aber oft am Horizont heftete war mir das egal. Als ich nach 70 km auf die US 160 fuhr, konstatierte ich dem Tag noch eine 1+, die Sonne war sogar so kräftig, dass die Arme unter einem leichten Sonnenbrand (wohlgemerkt nach 4 Wochen Fahrt) leicht schmerzten.
Ein Abstecher an 4Corners.
Über meinem Ziel – Cortez – hingen tief schwarze Wolken und ich wurde vom CampingplatzHost ungläubig angesehen, als ich mitteilte heute komplett trocken unterwegs gewesen zu sein. Trocken? - das konnte man von dem Platz allerdings nicht gerade behaupten. Die Betreiber waren so freundlich, mir eine Plane zu geben – diese fehlte nämlich in meinem Gepäck. Der nächste Tag verlief wenig spektakulär: Wiesen, Wälder und Felder so weit das Auge reicht.
1.9.13 - Tag 44 – Montecello - > Moab - > DeweyDas Wetter war gänzlich anders als ich es aus den Berichten erwartet hatte. Kräftiger Südwind blies mir im Rücken – der positive Teil. Die (lokalen) Überschwemmungswarnungen bereiteten mir jedoch Sorgen – doch soweit waren nur kleinere Wolken am Himmel auszumachen.
Die Strecke mutete wie eine Phantasielandschaft an. Zu beiden Seiten der Straße brachen rötliche, meist glatte Hügel durch das ansonsten mit Gras bewachsene Landschaftsbild. Abwechslung stand auf dem Plan: grade noch die Berge betrachtet, ging es im nächsten Moment hinab in eine riesiges Tal um dann wenige Minuten später durch - ja beinahe möchte ich es - Schlucht nennen zu fahren. Vorbei an Hole n' a rock ging es nach Moab – die heimliche MountainbikeHauptstadt der USA. Hier gibt es mehr Radshops als Fastfoodläden und das will etwas heißen. Offenkundig hat sich der Trend hin zu 29“ Rädern in den USA schneller ausgebreitet. Ob einem auch bei einem 26“ Rad geholfen werden kann? - Bisher kann ich aus Ermangelung an Problemen keine Auskunft geben. Später wird sich zeigen, zumindest der Schlauchkauf ist kein Problem. Kurz hinter Moab, dass reichlich mit Fahrradwegen bestückt ist, bog ich auf die US 128 und fuhr parallel zum ColoraoRiver.
(^^Regenbogen)
Am Fluss lagen einige Zeltspots, doch mein Zeil war der Platz bei Dewey. Ich war in der Hoffnung dort eine Dusche anzutreffen. Es stellte sich heraus – wie alle Zeltplätze am Fluss verfügte er nur über ein Plumpsklo. Und dafür sind dann 15 US-$ zu entrichten
Ich aß die letzten Bagels und den letzten Rest an Erdnussbutter. Eine Kombi die sich so langsam bewährte – denn anders als Nutella, die es auch zu kaufen gibt, verändert sich die Konsistenz auch bei 35° nicht. Warum Bagels? Naja in Amerika gibt es oft nur (weißes) Brot, das sich auf die Größe einer kleinen Kartoffel zusammendrücken lässt. Und von Bagels verstehen die Amerikaner etwas.
2.9.13 - Tag 45 – Dewey - > Fruita(ein 360° Rundumblick, mit Regen und Sonnenstrahlen die durch Wolken brechen)
Laut Navi lag die Ortschaft Cisco nur gut eine Stunde entfernt – dort fülle ich meine Vorräte auf, das war der Plan!
Doch in Cisco, einer Geisterstadt, gibt es lediglich Sand und verfallene Wohnwagen. Weiter auf die IS70/HW6/50. Ich traf auf eine 3er Gruppe an Radfahrern just in dem Moment als ich auf die Interstate auffuhr. Sie widmen ihren Urlaub dem Projekt “Journey for Health“. Sie radeln (mit Begleitfahrzeug) von San Francisco bis zur Ostküste. Jeden Tag ein anderer Ort, in dem sie den Jugendlichen nahebringen wollen, gesund zu leben und was man alles neben PC und „abhängen“ tun kann.
3.9.13 - Tag 46 – Fruita - > DeltaWas passiert wenn man sich in einer Planung verzettelt durfte ich heute erleben. Alle möglichen Ersatz- und Ausweichrouten im Kopf schlug ich ausgerechnet im Ort „Grand Junction“ (große Kreuzung) den Weg nach Montrose ein. Kurz nach Delta merkte ich mein Fehler. Doch nach GrandJunction wären es bereits 60 km, also suchte ich auf dem Navi eine Strecke die mich schneller auf die angedachte Route brächte. Ich vertat mich aber in den Straßen und merkte erst vor vor dem Montrose-Ortseingangsschild das Problem. Eine „Abkürzung“ zurück auf die eigentliche Route war mit einem 3000er Pass verstellt. Also zurück nach GrandJunction – aber erst übermorgen, heute nur nach Delta. Nach dem Stress und acht Tagen auf dem Rad brauchte ich einen Tag Ruhe.
In Delta fand ich einen Zeltplatz für nur 10$. Einziges Manko: er lag direkt an einer Eisenbahnlinie auf der zwar nur zwei Züge fuhren die aber jeweils um 7 Uhr morgens.
4.9.13 - Tag 47 - Pause5.9.13 - Tag 48 – Delta - > GrandJunction - > AUTO - > GlenwoodSpringsMit Wut auf mich selbst im Bauch trat ich in die Pedale, so war ich bereits gegen Mittag in GrandJunction. Das Fahren wurde aber etwas schwammig – ein schleichender Platten. Kurz bevor ich auf die Interstate fuhr deute mir jemand in einem Pickup an doch anzuhalten. Er bot mir an, mich für den Autobahnabschnitt – denn diesen Charakter hat die Interstate zwischen Grand Junction und Glenwood Springs – mitzunehmen. Es entwickelte sich eine lebhafte Unterhaltung. Mit Blick auf die Strecke war ich froh mitgenommen worden zu sein. Um so mehr als dann noch ein heftiger Regenschauer über dem Gebiet nieder ging. Ich erfuhr so einiges über die Berge und die Gegend. Ich hätte Glück, die Interstate wäre nämlich noch vor ein paar Tagen durch Erdrutsche gesperrt gewesen. Oder die Information über die Berge: sie enthalten Öl, soviel, dass man manche Felsbrocken anzünden kann. Der Fahrer erzählte es gäbe allerdings noch keine Methode das Öl wirtschaftlich abzubauen. Zum Glück wie ich meine, andernfalls würde womöglich der ein oder andere Berg im Landschaftsbild verschwinden. Man stelle sich nur mal vor der Harz oder die Zugspitze würden abgetragen werden. Am Ortseingang von Glenwood Springs wurde ich abgesetzt, 75 Meilen bzw. 120 km übersprungen. So hatte ich fast meinen „Ausflug“ nach Delta fast wieder reingeholt.
6.9.13 - Tag 49 – Glenwood Srings - > EagleDer Aspen-Effekt wird immer stärker spürbar. Bereits für den Zeltslot hatte ich fast 40 $ zu löhnen. Im Gegenzug war die Fahrt sehr entspannend. Doch zuvor war ich nochmal nach Glenwood Springs gefahren, um mir im örtlichen Radladen der gestern keine Zeit mehr gehabt hatte den Reifen richten zu lassen. Ich bekam den Schlauch einfach nicht 100% rund.
Man fährt lange Zeit neben oder unter der Autobahn auf einem eigenen gut ausgebauten Weg.
In gut gewählten Abständen laden Spots mit Bänken, Unterständen, WCs und Getränkeautomaten auf eine Rast an. Doch den vielen anderen Radfahrern, Wanderern und einigen Wildwasserwaftern leistete ich keine Gesellschaft. Ich war im Kopf am Planen, wie denn die Reise weiter gehen sollte. Der Zeltplatz um Eagle lag erst kurz vor der Abzweigung der US131 (12km). Ein am Ende doch anstrengender Tag geht zu Ende. Ein Schauer hatte mich erwischt und den Zeltplatz zu finden war mit den ungenauen, um nicht zu sagen falschen Aussagen alles andere als einfach.
7.9.13 – Tag 50 – Eagle - > Kremmling - > Stillwater CGDas Kernstück der heutigen Straße war die „trough road“ - die schlechteste Straße ever. In Eagle hatte ich im TouristenBüro nachgefragt ob ich die Straße überhaupt befahren kann und nach einem Blick auf mich (nicht auf mein Rad) wurde mir Zustimmung signalisiert. Aber der Reihe nach. Früh schon auf der Straße, die US 131 führt mit 6% gen norden doch meisten der Höhenmeter verlor ich bis zur Kreuzung der troughroad. Alternativ gibt es die Möglichkeit eine asphaltierte Straße zu fahren, ca 40km und ein paar Höhenmeter mehr. Es [die troughroad] handelt sich um eine Schotterpiste auf der sich ein Schlagloch an das nächste reiht, ganz so als wäre zuvor ein Panzerbattalion drüber gefahren. Hier hätten sich die 29“Reifen bezahlt gemacht.
Doch meckern gilt nicht und die 40 km waren dann auch irgendwann geschafft, zumal ich eben auf diesem Abschnitt radfahrende Gesellschaft erleben durfte. In Kremmling (wo ich nächtigen würde war noch nicht klar) entschloss ich kurzerhand auch die für den nächsten Tag geplante Etappe anzugehen.
Eine gute Landstraße auf deren Seiten die Berge weit nach oben ragen. Die letzte Stunde fuhr ich an einem wilden Strom entlang, an dessen anderem Ufer die Bahnlinie teils auf Holzpflöcken gezogen war. Der an einem Reservoir gelegene Zeltplatz hatte seinen eigenen Charme. Der Preis bei ca 22$ +(3$ besserer Slot + 5$ für Strom) und rustikalen Sanitäranlagen konnten mich nicht schrecken. Die Nacht wieder bitter kalt, was nicht verwundert bei 2500 Metern auf denen ich hier war. Auf den Kilometern vor dem angesprochenen Zeltplatz finden sich auch weiterer (teils auch kostenfreie) Zeltplätze, dann aber wohl ohne Dusche.
8.9.13 – Tag 51 – Stillwater CG - > Trail Ridge Road - > Estes ParkDie ersten Straßen krochen über den Berg, ich kletterte aus meinem Zelt und lief zitternd und schlotternd über den Zeltplatz. Hier neben der Sanddüne in Nevada (siehe weiter oben) einer der beeindruckensten Momente der Reise. Die Wolken schoben sich langsam wabernd über die Wasserfläche – unfassbar! Zurück am Zelt hieß mich mein Fahrrad mit dem zweiten Platten der Reise wieder – ob das eine Nachwirkung der schlechten Straße gestern war? In Gedanken war ich froh, die beiden Strecken zusammenzufassen. Heute war Sonntag, vielleicht hätte ich ja den ein oder anderen Radler der mit mir fährt. Womöglich findet sich ja auch ein Fan der mich anfeuert. Spaß.
Der Gedanke - nur noch ein Berg und dann gemütlich nach NewYork „ausrollen“ - kreiste in meinem Kopf.
Der Nationalpark war schnell erreicht – der Ranger guckte noch etwas sonderbar. Ich dachte, mit so viel Gepäck sind es sicher nur eine Hand voll an Radlern die die Strecke fahren. Es geht immerhin hoch auf über 12.183 Fuß / 3713 m. Leider misst der Seitenstreifen nur 10-15 cm. Da heißt es aufmerksam fahren, denn ich wollte nicht zu einem dauerhaften Hindernis werden. Nach nicht ganz einer Stunde begann es zu tröpfeln.
Der Regen war lange Zeit nur schwach ausgeprägt.
Erst zum Gipfel hin wurde der Regen intensiver und wurde immer stärker. Um es kurz zu sagen, Starkregen auf über 3500 Metern macht nur bedingt Spaß. Ich war bemüht dem Wind zu trotzen, der drohte mich den Abhang hinunter zu drücken. Denn wegen des Bedürfnisses nach Aussicht nach unten auch aus den Autos, waren die Leitplanke wenn vorhanden mit 20 cm Höhe sehr zierlich. Den höchsten Punkt habe ich aber verpasst, also kein Bild. Ich war vielmehr bemüht, frierend und deutlich zitternd, den Lenker nicht zu verreißen. So, noch 20km Abfahrt – na toll -.- Mich überholten viele Autos, der Verkehr war beachtlich. Und was alles über den Berg transportiert wird, von Bussen, über JetSkys bis hin zu mittelgroßen Booten. Einige wenige der entgegenkommenden Autofahrer schüttelten den Kopf, andere schmunzelten einfach. Irgendwann überholte mich ein Kombi und das hintere rechte Fenster wurde geöffnet. Zwei Kinderhände streckten sich aus dem Fenster, und hoben die Daumen, ich musste schmunzeln, doch Fans.
In Estes Park fand ich mit etwas örtlicher Hilfe eine Unterkunft.
9.9.13 – Tag 52 – Estes Park - > Denver(^^Sicht kurz vor Denver auf die Berge, bzw auf die sie verhüllenden Regenwplken)
Kein Regenschauer trübte die Abfahrt auf der US 36. Nach einer kurzen Steigung, konnte man über weite Strecken nur Rollen lassen. Neben der Straße begleitet die Abfahrt ein Bach. Dieser Bach sollte es auch sein, der für die Zerstörung der Straße verantwortlich sein wird. In den Tagen Sonntag bis Donnerstag hat es im Gebiet nördlich von Denver 10-18 Zoll /m^2 geregnet, was ca 250-450 Liter/m^2 entspricht. Ich erlebte das alles in Denver aus einem Hostel heraus. Bereits die Fahrt nach Denver war anstrengend, der ständigen Richtungswechsel wegen.
Link bzgl. Flut 10.9.13 – Tag 53 – PAUSEDenver anschauen, Kette gewechselt. Mit Denver war der Abschnitt BERGE vorbei – in meinen Gedanken fuhr ich von jetzt an nur noch durch spiegelglatte Ebenen auf denen sich Maisfelder bis zum Horizont erstrecken. Leider kam es ganz anders.
Bilanz nach 2 von 3 Teilen:
5273,13 km mit 70327 hm in 456:37h
Karte Fremdes Bild in Link umgewandelt. Zur Erläuterung siehe hier.(Der Pfeil markiert ungefähr die Position von Denver)
11.9.13 – Tag 54 – Denver - > Last ChanceNach dem ganzen Regen, der auch heute morgen noch nicht geendet hatte, trug ich mich bereits mit dem Gedanken mit dem Zug in die Gebiete ohne Regen zu fahren. Ich muss nämlich auch auf die Zeit achten – es gilt einen Flugzeug in New York zu erreichen. Doch wo wären die Regenfreien Gegenden? An dem Nothern Tear-Trail wurde Sturm angesagt, im mittleren Westen würde mich der Regen wahrscheinlich einholen. Und schließlich heißt es CrossCountry! Noch wollte ich nicht aufgeben! - auch wenn ich den Schlenker nach Süden hin zum Transamerican Trail nun nicht fahren könnte. Der Weg direkt nach Osten war möglich, die US 36 ???
Für heute war im Ort „Last Chance“ Schluss. Ort? Nunja eigentlich handelt es sich um eine Kreuzung mit fünf oder sechs verlassenen Häusern an der einer Seite 3 Bäume, 1 WC und 2 Picknickbänke stehen. In der Nacht dachte ich viel darüber nach, ob der Ortsname „Last Chance“ sich auf mich bezog, die Option auf einen Zug nutzen zu können.