Tag 10 11.08.2012
Palinuro - Paestum
85 km, 1090 HM
http://www.bikemap.net/route/1789286Der heutige Tag galt der Küstenstraße zwischen Palinuro und Paestum. Ein wenig spät kamen wir heute los, es fehlte wohl ein wenig Schlaf von gestern. Es war bereits halb 9, als wir uns auf den Weg machten, aber hier an der Küste war es deutlich erträglicher als im Landesinneren und wir konnten auch in der Mittagshitze gut fahren. Auf dem ersten Abschnitt zwischen Palinuro und Caprioli fuhren wir an einem ewig langen Strandabschnitt entlang, der schon am morgen voller Menschen war. Die ständig ankommenden Autos waren auf der Suche nach den letzten freien Parkplätzen und es war ganz schön hektisch um uns herum. Zum Glück wurde es hinter Caprioli dann deutlich ruhiger, dafür aber auch anstrengender. Hoch und runter ging es, mal 200 m rauf, dann wieder runter und das auf der gesamten Strecke. Vor Ascea kam ein Straßenabschnitt mit 18% Gefälle, an dessen Ende eine scharfe Rechtskurve wartete. Gut, das wir keinen schweren Wohnwagen dabei hatten, denn wer die Kurve verpasst hätte, wäre direkt den Steilhang runter ins Meer abgerauscht. Da hätte selbst ich Bammel hoch oder runter zu fahren. Meine Bremse verabschiedete sich allerdings auch immer mehr und sie produzierte wieder zahlreiche Späne beim Bremsen in der steilen Passage. Zum Glück hielt sie durch und wurde ein letztes Mal eingestellt. Ansonsten war die heutige Strecke zwar sehr schön aber auch sehr unspektakulär. Nach diversen Pausen kamen wir am späten Nachmittag in Paestum an, einen Ort, in dem einst Griechen lebten, bis sie von den Römern vertrieben wurden. Die archäologische Stätte musste aber erstmal warten, denn die Suche nach einem Campingplatz hatte Vorrang.
Schöne Aussichten an der Küstenstraße.

Ascea

Das steile Teilstück sieht auf dem Foto viel harmloser aus...

Traumhaft schön dieser Abschnitt

Landschaft kurz vor Paestum
Nach dem wir dann wieder einen teuren Platz in Strandnähe gefunden hatten und das Zelt aufgebaut war, ging es aber erstmal ins Wasser zum abkühlen. Heute war das Meer nicht ganz so schön. Lebhafter Wind sorgte für relativ hohe Wellen und das Wasser war hier deutlich algenreicher. Aber zum Abkühlen reichte es. Während Torsten sich nach dem Baden etwas hinlegte, machte ich mich auf die Suche nach einer Pizzeria. Dabei fand ich auch zufällig die Ruinen von Paestum. Wir hätten nur an der letzten Kreuzung rechts fahren müssen, dann hätten wir sie heute schon gesehen. So in der untergehenden Sonne sahen sie schon toll aus, aber ich hielt mich nicht allzu lange dort auf, besorgte eine leckere Pizza und kalte Getränke und dann hätte der Abend gemütlich ausklingen können. Hätte! Den diese Nacht zählte zu den schlimmsten der gesamten Tour. Jede Menge junges Partyvolk wollte auf dem Campingplatz feiern und da Samstag Abend war, gab es eine extra lange laute Partynacht. An Schlaf war für mich nicht zu denken, unser Zelt war zu nah am geschehen. Um Mitternacht marschierte ich aus lauter Verzweifelung zum Strand, um dort einem Waldbrand zuzusehen, der wenige Kilometer weiter südlich direkt an der Küste wütete und anscheinend nicht gelöscht werden konnte. Hier war es angenehm kühl und die Musik war deutlich leiser. Um eins war die Party dann auch zu Ende und ich konnte endlich in den ersehnten Schlaf fallen. Wie schön waren doch diese ruhigen, stillen Plätze im Inland. Ich kann wirklich niemanden empfehlen an der italienischen Westküste Campingurlaub zu machen, wenn er Ruhe sucht.

Am Strand (ohne Urlauber)

Sonnenuntergangstimmung am Strand bei Paestum. Hinten sieht man bereits die Amalfiküste

Waldbrand in der schlaflosen Nacht
Tag 11 12.08.2012
Paestum - Pompeji
88 km, 1100 HM
http://www.bikemap.net/route/1789290#lat...type=ts_terrainNach einer zu kurzen Nacht, mussten wir erstmal ausschlafen. Bevor wir uns heute auf die lange Etappe nach Pompeji machten, besuchten wir zuerst das antike Paestum. Paestum ist eine antike Stätte die im 6. Jahrhundert vor Chr. von griechischen Völkern gegründet wurde. Oft wurde es umkämpft, Völker wechselten sich in der Herrschaft ab und vieles wurde gleich wieder zerstört. Auf wundersame Weise jedoch haben die griechischen Tempel die Jahrhunderte überdauert. Im Gegensatz zu Grumentum, sind die Ruinen sogar noch sehr gut erhalten und man fühlt sich auf einmal wie in einem anderen Land. Das Geld für den Eintritt sparten wir uns, den vom Zaun konnte man wunderbar die gut erhaltenen Tempel beobachten.

Tempel der Athene im Sonnenuntergang

Tempel des Poseidon.
Zusammen mit der Basilika sind dies die drei best erhaltenen griechischen Tempel
Nach ausreichender Fernbesichtigung und einem kurzen Besuch der Nippesgeschäfte machten wir uns auf den Weg nach Norden. Der heutige Verlauf der Strecke teilte sich einen sehr langweiligen, unschönen und einen anstrengenden aber schönen Abschnitt. Paestum lag am südlichen Rand einer etwa 40 km breiten Flussebene, die sich bis Salerno kurz vor der Amalfiküste erstreckt. Die Straße war die unspektakulärste unsere gesamten Tour. Konditionell gesehen war die Straße extrem einfach, aber die Eintönigkeit der überwiegend geradeaus verlaufenden Straße, gepaart mit einem relativ hohen Verkehrsaufkommen und wenig Aussicht auf schöne Dinge strengten uns ein wenig an. Nicht mal das Meer war sichtbar, da Häuser und schmale Waldstreifen den Blick versperrten. Zweieinhalb Stunden später erreichten wir kurz vor Ende dieser quälenden Straße einen winzigen Strandabschnitt, der ausnahmsweise nicht überbevölkert war. Hier machten wir in einem winzigen Park unsere ersehnte Mittagspause und ich sprang nochmal kurz in das herrlich erfrischende Wasser.
Erst am Strand kam die Kamera wieder zum Vorschein. Im Hintergrund die Amalfiküste
Es sollte aber deutlich besser werden, denn hinter Salerno fing die Amalfi-Küste an, von der man im Vorfeld nur die schönsten Berichte gehört hatte. Anstatt direkt über Salerno nach Pompeji zu fahren, sind wir daher ein kurzes Stück die Amalfiküste Richtung Westen gefahren, um dann von Höhe des kleinen Fischerdorf Maiori die Sorrentische Halbinsel nach Norden zu queren. Der letzte Pass unserer Reise wartete auf uns. Auf knappe 600 m schlängelte sich die kleine kurvenreiche Straße empor. Der Verkehr war sehr übersichtlich aber diese (Sorry!) ätzenden jugendlichen Italiener auf ihren Motorrollern raubten mir den letzten Nerv. Bisher waren mir alle Italiener extrem sympatisch, aber ich kann es absolut nicht leiden, wenn mich Typen von der Seite anquatschen oder wenn man alle naselang angehupt wird. Vor allem wenn man sich gerade auf einen Berg hochquält. Und es gab kaum einen, der nicht in irgendeiner Form auf sich aufmerksam machte.

Blick zurück auf Salerno

Auf der Küstenstraße

Kurvenreich und imposant
In Maiori war gut was los

Rückblick vom letzten Pass unserer Tour
Irgendwann war ich dann oben und Torsten wartete bereits auf mich. Vom höchsten Punkt hatte man eine grandiose Aussicht auf den Vesuv und den Golf von Neapel. Es war zwar sehr dunstig, aber man konnte sogar fast die Stadt Neapel erahnen. Die Ebene sah allerdings weniger einladend aus, denn sie war komplett zugebaut. Am liebsten wären wir hier oben geblieben, aber dort unten wartete das nächste Highlight unserer Tour: Pompeji, die Stadt die 79 v. Chr. von einem Vulkanausbruch überrascht wurde. Also noch ein letztes Mal die Aussicht genossen und flott ging es wieder runter auf der Suche nach dem Campingplatz, der direkt neben der versunkenen Stadt liegt.

Eindrucksvoller Blick auf den Vesuv und die Ebene, in der Pompeji ganz unromantisch inmitten von dicht besiedelten Städten und Industrieanlagen liegt.

Auf dem Campingplatz "Spartacus", wo wir endlich wieder moderate Preise fanden.

Blick von Pompeji zum Vesuv
Und damit ist auch der erste Teil unserer Radreise zu Ende. Nachdem wir uns Pompeji angesehen hatten, fuhren wir mit dem Zug bis Rom und sahen uns noch drei Tage die ewige Stadt an.
Damit gehen 16 spannende Tage zu Ende. Wir haben viel von Italien gesehen: wunderbare Landschaften, extreme Hitze, freundliche Italiener, Berge und Meer, Pizza und Pasta, Archäologische Schätze und den Kontrast zwischen einsamer Natur und Trubel in Städten. Wir sind zwar nur etwa 550 km gefahren, haben dafür aber auf insgesamt 8 Tagesstrecken zusammen 8000 HM gemacht. Als Fazit können wir definitiv behaupten, dass Süditalien ein gutes Reiseziel abgibt. Wer allerdings am ursprünglichen, authentischen Italien interessiert ist, sollte sich auf jeden Fall ins Landesinnere wagen. Die Küstengebiete haben mich eher enttäuscht. Nicht das sie nicht auch schön sind, aber hier spielen Tourismus und auch Verkehr eine wichtige Rolle und die Ursprünglichkeit geht dadurch natürlich etwas verloren. Wenigstens haben wir keine Abschnitte gesehen, die mit Hotelburgen zugebaut waren, wie man es an vielen Bereichen der spanischen Südküste beobachtet. Der Tourismus ist hier glücklicherweise noch nicht so ausgeprägt und beschränkt sich überwiegend auf Campingplätze und vereinzelte unauffällige Hotels und Pensionen. Ich denke, die beste Jahresszeit für einen Strandurlaub dürfte der Frühsommer oder der beginnende Herbst sein. Dann sind auch die Campingplatzpreise drastisch günstiger als im August, wo ganz Italien Urlaub am Meer macht. Uns hat es jedenfalls im Landesinneren am besten gefallen, alleine auch durch die Tatsache, dass wir hier immer besonders aufgefallen sind und viel in Kontakt mit Einheimischen gekommen sind. Auch gibt es im Landesinneren deutlich mehr an kleinen ruigen Straßen und eine Vielfalt an tollen Landschaften. Aber letztendlich kann ja jeder selber entscheiden, wo es ihm am besten gefällt. Und auch Rom ist eine tolle Stadt, die man gesehen haben sollte.
Zu empfehlen ist der Campingplatz
http://www.ecvacanze.it/de/camping/camping-in-town/roma-camping-village/Er liegt etwa 10 km vom Stadtzentrum entfernt, hat aber super Anbindungen zur Innenstadt. Ein Camping-Shuttlebus fährt z.B. mehrmals täglich zum Vatikan. Außerdem war er mit 30 Euro für 2 Pers mit Zelt für Rom sehr günstig.

Grüße aus Rom