Thema: Vom Ruhrgebiet in den Schwarzwald und zurück
Tour de Ländle
Teil 2: Rundfahrt Freudenberg am Main und Fahrt zum Start
26.7. – 27.7.2012
Tag 6: 26.7.2012
Start: Freudenberg am Main
Ziel: Freudenberg am Main
Strecke: 97 km, ca. 800 Hm
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=yklzlrrmmyggrrlh
Dieser Tag war als Reserve- oder Ruhetag eingeplant. Ich hatte mein Handy nicht auf wecken gestellt, war aber trotzdem schon kurz nach 6 Uhr wach. Wozu also den Morgen vertrödeln? Zuerst wollte ich meine verschwitzten Radklamotten durchwaschen und zum trocknen aufhängen. Das war schnell erledigt. Nun noch ein Blick auf das Fahrrad – was macht der gebrochene Gepäckträger? Heute wäre die letzte Chance für eine Werkstatt. Die Inspektion beruhigt mich. Die geflickte Strebe sieht aus wie gerade eben repariert – Keinerlei Verschleiß! Nun gut – bei der ‚Tour de Ländle‘ habe ich Gepäcktransport. Die Last ist dann geringer, es sollte also durchhalten. Zusätzlich gibt es da einen Werkstattwagen und für den Notfall Ersatzräder – aber diesen Service wollte ich eigentlich nicht in Anspruch nehmen.
Die nächste Frage war: Wo frühstücken? Hier auf dem Platz gab es nichts. Zu Fuß nach Freudenberg gehen, frühstücken, den Tag verbummeln mit etwas Sightseeing, wieder was essen und dann ins Zelt zum Schlafen, erschien mir nicht so verlockend. Auch wenn ich gestern Abend das Gefühl hatte, ich müßte mich von den 400 km der letzten Tage etwas ausruhen, so fühlte ich mich jetzt wieder fit. Schon beim Kartenstudium unterwegs hatte ich festgestellt, daß der Routenplaner (jetzt nicht mehr NRW, der auch in Hessen und Rheinland-Pfalz routet, sondern Routenplaner Baden-Württemberg) mir eine Strecke über die Berge nach Tauberbischofsheim berechnet hatte. Laut Fahrradkarte gab es einen Radweg an Main und Tauber, der zu mindestens optisch nur wenig weiter aussah. Die Windungen, die der Weg am Fluß entlang macht, sind jedoch in ihrer Länge schwer abzuschätzen. Da ich noch nie in ‚Badisch Sibirien‘ war und die Gegend kennen lernen wollte, entschloß ich mich zu einer Rundtour mit leichtem Tagesgepäck: Über die Berge nach Tauberbischofsheim, Stadt und Startort erkunden und entlang der Tauber zurück fahren.
Kurz vor 8 Uhr war ich fuhr ich los auf dem im Navi vorgeplanten Weg. Den Rückweg wollte ich dann auf dem Tauber-Radweg (die klassische Variante) und dem Maintalradweg machen.
Zuerst radelte ich auf einem Radweg neben, bald jedoch direkt auf der Landstraße Richtung Wertheim. Der erste Ort, den ich erreichte, hieß Boxtal. Ab hier wurde es bergig. Eine Stärkung am Morgen wäre jetzt angebracht. Offensichtlich gab es laut Befragung von Passanten in diesem Ort aber keinen Bäcker oder Supermarkt. Nur das Hotel zur Rose lag genau vor mir. Es war 8.20Uhr. In einem Hotel sollte da Frühstückszeit sein und so versuchte ich mein Glück. Die Wirtin hatte das Frühstücksbuffet noch nicht abgeräumt, obwohl alle Hotelgäste schon gegessen hatten. So konnte ich auch noch am Buffet teilhaben. Die Gäste, eine holländische Wandergruppe, zogen derweil los auf ihren Tagesausflug. Meine Anfrage für eine Frühstücksmöglichkeit am nächsten Tag, vielleicht etwas später als heute, wollte sie aber nicht mit Sicherheit bejahen.
Das Frühstück war gut und reichlich und als Basis für die nun folgende Steigung auch nötig. Die nächsten 15km ging es ständig und ununterbrochen bergauf. Langweilig oder monoton wurde diese Kletterei aber nicht, denn es gab einige Unterbrechungen. In Sonderriet z.B. versperrte mir dieses Monster unerwartet den Weg.
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Hierbei handelt es sich um die Raupe eines Kiefernschwärmers, die die Straße überquerte, um zu neuen Freßgründen zu gelangen.
Etwas weiter kurz vor Hundheim erreichte ich dieses Denkmal. Es erinnert an die Schlacht bei Hundheim im Juli 1866 und die badischen Gefallenen. Das der Preußisch-Österreichische Krieg auch in Baden stattfand, war mir bis dato unbekannt. So lernt man durch eine Radtour deutsche Geschichte.
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Die Straße führte weiter bergauf, bis ich ca. 250m höher war als der Standplatz meines Zeltes. Unvermittelt stand ich vor einer Schranke und einem Schild: „Truppenübungsplatz – Durchgang für Unbefugte verboten“. Hier muß es sich um ein NATO-Geheimnis handeln, denn der Radroutenplaner BW wußte nichts davon.
Also fuhr ich zurück bis zur letzten Abzweigung und folgte der Straße mit leichtem auf und ab weiter über die Dörfer bis Tauberbischofsheim. Die Altstadt nutzte ich für einen ausgiebigen Fotospaziergang.
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Bei diesem Rundgang schaute ich natürlich auch, wo am nächsten Tag die Tourveranstaltungen sind und wie weit die Vorbereitungen gediehen sind. Hierbei bekommt man einen Eindruck, wie flott solche mobilen Showbühnen und Zelte aufgebaut werden. Dieses Wetterdach für wasserscheues Publikum z.B. wurde jeden Tag an den neuen Etappenort gebracht und aufgebaut.
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Die Rückfahrt zum Zelt nach Freudenberg wollte ich auf dem klassischen Taubertalradweg fahren. Es gibt auch eine ‚Sportliche Route‘. Diese habe ich auf dem Hinweg mehrfach gekreuzt. Für konditionsstarke Mountainbiker ist das sicherlich zu empfehlen, denn sie führt auf unbefestigten Wegen von Freudenberg nach Tauberbischofsheim und läßt kein Tal und keine Höhe aus. Das bedeutete für mich erhöhte Aufmerksamkeit, um auf dem Weg aus der Stadt auf den richtigen Tauberradweg zu gelangen. Leider gelang mir das nicht auf Anhieb, so daß ein paar unnötige Feldwege mit auf mein Streckenkonto gelangten.
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Die Eulschirbenmühle ist Teil eines Bauerhofes und kann nicht besichtigt werden. Das Kloster Bronnbach aber sehr wohl. Ich fand es aber verschlossen vor. Vermutlich wird in der Woche nur bei Bedarf und nach Anmeldung geöffnet, vielleicht war auch einfach nur Mittagspause. Dafür gab es direkt daneben einen Biergarten. Dieser stellt an diesem heißen Sommertag eine wunderschöne Pausenstation dar.
In Wertheim überquerte ich den Main, denn der Maintalradweg läuft hier auf der rechten Mainseite.
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Einige Kilometer radelte ich am Main entlang und bald konnte ich den Campingplatz, auf dem mein Zelt stand, sehen. So kurz vor dem Ziel wurde mir bewußt, wie abgekämpft und erschöpft ich durch die Hitze und das hügelige Gelände war. Dazu ist zu sagen, daß auch der Tauberradweg im Gegensatz zum Maintalweg nicht eben ist. Jetzt gab es nur noch ein Hindernis, um zum Platz zu gelangen: den Main! Einen Kilometer weiter gab es ein Wasserkraftwerk mit Staumauer. Hier führte ein Fußweg auf die andere Flußseite. Diesen wollte ich nehmen. Leider führten nur Treppen auf die Staumauer. Es waren die anstrengendsten Treppen meines Lebens. Nur selten fühlte ich mich nach einer Radtour so ausgepowert wie heute.
Kurz danach war ich am Zelt. Hier vollzog sich die übliche Routine: duschen, Trikot waschen und auf die Leine hängen, einen Plausch mit den Zeltnachbarn halten. Dabei ergab sich, daß sie Strom hatten (Reisemobil!) und mein Handy laden konnten. Das Solarmodul, das ich für diese Reise angeschafft hatte, war trotz des sonnigen Wetters nicht in der Lage, das Samsung für den normalen Bereitschaftsbetrieb unter Strom zu halten. Meine Hoffnung, es als Unterhaltungszentrum für einsame Abende (ich hatte Musik, Hörbücher und in PDF-Dateien umgewandelte E-Books geladen, um die Mitnahme von MP3-Player und Bücher zu ersparen) zu nutzen, hatte sich zerschlagen. Ein Nabendynamo mit der nötigen Ladeelektronik stand ab jetzt auf meiner To-Do-Liste zur Ausführung nach der Reise.
Tag 7: 27.7.2012
Start: Freudenberg am Main
Ziel: Tauberbischofsheim
Strecke: 54 km, ca. 400 Hm
Track: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=jkgpvmeojpfxbruu
Es ist der letzte Tag der ‚Anreise‘, denn die eigentliche gebuchte Radtour beginnt ja erst morgen. In Anbetracht der gestrigen Erschöpfung wollte ich mich etwas schonen und wählte für heute den gefühlt weiniger hügeligen Weg an Main und Tauber, um zum Ziel zu kommen. Somit entfällt das Frühstückshotel in Boxtal und ich suchte mir ein anderes. Die Meinung anderer Campingplatzbesucher war, daß der REWE in Freudenberg leicht erreichbar wäre und ein gutes Angebot hätte. Das war dann auch mein erstes Zwischenziel für heute.
Der weitere Weg führte auf meistenteils bekannten Pfaden nach Tauberbischofsheim. Da es wieder ein heißer Tag wurde, kehrte ich auch heute im Biergarten beim Kloster Bronnbach ein. Zeit hatte ich genug, denn laut Plan machte der Anmeldestand zur ‚Tour de Ländle‘ erst um 14 Uhr auf.
Zur Erbauung füge ich noch ein paar Bilder ein, die ich an diesem Tag gemacht habe, aber auch schon gestern so ähnlich hätte machen können. Interessant ist z.B. eine Bachüberquerung, wo es für Fußgänger und Radfahrer eine Brücke gibt, der motorisierte Anliegerverkehr aber eine Furt benutzen muß. Auffällig fand ich auch eine etwa 200 Jahre alte Kirche mit bayrischem Zwiebelturm (in Baden!), die aber Ende des letzten Jahrtausends einen modernen Anbau bekommen hat.
Um 13 Uhr erreichte ich die Anmeldung. Die Vorbereitungen waren gerade Abgeschlossen, so daß ich als erster Campingteilnehmer eincheckte und auf dem Fußballplatz mein Zelt aufstellen konnte.
Mein Schulfreund, den ich hier treffen wollte, rief mich im Laufe des Nachmittags an und bat mich, für seine Anmeldung zu sorgen, falls er nach der offiziellen Anmeldefrist ankäme. Er reiste vom Hochrhein aus mit der Bahn an, hatte aber wegen diverser Zugausfälle erhebliche Probleme, Tauberbischofsheim rechtzeitig zu erreichen. Schlußendlich konnte er sich mit drei weiteren Teilnehmern, die er auf dem Bahnhof kennen lernte, zusammentun und ein Großraumtaxi mieten. Dieses war für Behindertentransport eingerichtet und hatte auch Platz für 4 Fahrräder. Damit überbrückten sie dann die letzten 40 km bis Tauberbischofsheim und erreichten den Startplatz noch rechtzeitig.
Die Eröffnungsveranstaltung zur Tour ließen wir aus, sondern verbrachten den Abend in der Stadt in einem Restaurant und erforschten den Ort des morgigen Frühstücks (Man beachte: die ‚Tour de Ländle‘ ist eine Massenveranstaltung, es sind hunderte von Leuten, die vor dem Start frühstücken wollen. Damit kann eine Kleinstadt schnell überfordert sein.) Eine Cafeteria hatte ein handgeschriebenes Schild im Schaufenster: ‚Frühstück ab 6.00 Uhr‘. Wir waren uns einig, daß das morgen früh unser erstes Ziel sein wird. Den Abend begannen wir mit einem Wiedersehenstrunk und beendeten ihn mit einem Schlummertrunk.
Fortsetzung folgt