Ohne Anspruch auf Vollständigkeit und absolute Richtigkeit in kurzen Worten meine Kenntnisse:
Headshok ist eine Markenbezeichnung der Firma Cannondale und kennzeichnet alle Federgabeln mit Federung im Steuerrohr mit Nadellagerung. Das Patent soll bereits aus den 1950iger Jahren stammen und wurde 1992 von Cannondale als eine der ersten gebrauchstauglichen Federgabeln auf den Markt gebracht. Bis heute eine der steifsten, leichtesten, langlebigsten und leicht ansprechenden Federgabeln. Die Modelle gab es mit Luft- oder Stahlfeder, mit etwas mehr oder weniger Federweg. Lesestoff, alte Kataloge und Fotos bei
http://www.vintagecannondale.com/ speziell zu Headshok
hier. Vorteil des Prinzips ist, dass gegenüber einer Teleskopgabel keine Einschränkung der Gabelsteifigkeit in Kauf zu nehmen ist und gleichzeitig Leichtbau möglich ist. Gegenüber späteren Patentumgehungskonstruktionen besitzt Headshok den Vorzug exakt positionierter, spielfreier Nadellager. Obwohl bei Headshok die Einfederungsrichtung ebenso ungünstig ist, wie bei allen anderen Teleskopgabeln, resultieren aus der präzisen Nadellagerführung ein sehr gutes Ansprechverhalten und ein geringerer Wartungsaufwand.
Nachteile von Headshok, die eine massenhafte Verbreitung verhindert haben: Die Gabel benötigt ein Steuerrohr mit größerem Durchmesser. Solche Rahmen gibt es nur von Cannondale und wenigen Rahmenbauern. Obwohl Cannondale die Gabel einzeln verkauft, hat z.B. Riese & Müller nie einen geeigneten Rahmen angeboten (Standardgabeln lassen sich über Steuersatz-Adapter trotzdem einbauen). Wegen der Kosten wäre eine Headshokgabel für viele Radhersteller nicht attraktiv. Guylaine gab es nach meiner Erinnerung einmal mit der Option für Headshok...
Mehr als ca. 8 cm Federweg sind nicht möglich, ohne unmögliche Rahmengeometrien zu konstruieren. Das asiatische Teleskopgabel-Marketing hat aber erfolgreich propagiert, dass allein möglichst viel Federweg glücklich macht (10-12-14 cm und mehr) und ebenso erfolgreich unter den Teppich gekehrt, dass Ansprechverhalten, Steifigkeit, spielfreie Lagerung, dauerhaltbare Konstruktion auch wichtige Kriterien sind. Nach meiner Meinung ist die Headshok-Gabel für Alltags- und Reiseräder bis heute unerreicht.
Relativ spät wurde, angeblich auf Drängen der europäischen Fachhändler, die Eignung für Lowrider getestet und freigegeben. Trotz der Leichtbauweise und der relativ dünnwandigen Gabel in Aluminium konnte die Freigabe problemlos erteilt werden ohne die langjährige Garantie einzuschränken. Ja, die Gabel funktioniert auch mit Last am Lowrider einwandfrei. Wer sich dafür interessiert, sollte nicht theoretisieren, sondern beim kompetenten Cannondale-Fachhändler eine Testfahrt beantragen. Es gibt zwei Federgabeln, die mit ungefederter Last am Lowrider sehr gut funktionieren: Headshok und german-a Kilo 1.3. Beide habe ich probiert. Letztere fahre ich mit 2x5 kg Ortlieb-Frontroller. Alle konventionellen Teleskopgabeln sind dafür ungeeignet, weil mangelnde Gabelsteifigkeit und unvermeidliches Lagerspiel dort zum Verspannen und Verklemmen der Konstruktion führen.
Da Cannondale traditionell eher Rennräder und MTB liefert, hat man das Headshok-Prinzip für mehr Federweg weiterentwickelt. Konsequent führte der Weg zu einarmigen Gabel Lefty. Gegenüber allen zweiholmigen Teleskopgabeln und Starrgabeln hat man hier die negativen, asymmetrischen Auswirkungen der Ein-Scheibenbremse elegant eliminiert. Gleichzeitig Leichtbau und hohe Steifigkeit erhalten. Besonderheiten: Für den Computersensor ist ein Adapter nötig. Gepäckträger gibt es für Lefty natürlich nicht.
Leider hat sich Cannondale als eigenständiges Unternehmen vor Jahren ins Aus geführt, weil man statt Fahrrädern lieber Moto-Cross-Motorräder bauen wollte. Die halbherzige Einsicht, dass es neben Rennrad und MTB auch eine Menge Alltags- und Reiseradler gibt, kam zu spät. Immerhin ist uns die hohe Güte der Rahmen und Federgabeln erhalten geblieben. Das jüngst in der Familie erworbene Tesoro macht jedenfalls glücklich.