Das letzte Mal, dass ich in Russland war, ist zwar etwas länger her (1996 bzw. 2000), aber damals war es tatsächlich so, dass es sehr hilfreich war, nicht alle Reisegesetze zu beachten. Abgesehen davon, dass man sie gar nicht alle kennen, geschweige denn, nachvollziehen kann. Nun war meine Situation eine andere, ich war nicht mit dem Rad unterwegs, sondern habe als Student in Novosibirsk ein entsprechendes Visum gehabt. Aber gereist bin ich dennoch - und einfach in den verschiedenen Städten ins Hotel marschiert und hab mir dort ein Zimmer genommen. Manchmal wurden mir dann ominöse "Registrierungsgebühren" abgezogen, die auf keiner Quittung auftauchten, manchmal auch nicht. Wirklich problematisch war es lediglich ein Mal, 1996 in Wladiwostok: Wir sind da zu zweit gegen Mitternacht mit der Transsib gelandet und hatten natürlich nichts reserviert (eigentlich wollten wir da auch gar nicht hin, aber es hat sich halt so ergeben). Uns hat ein Akademikerpärchen, das wir auf der nächtlichen Straße getroffen haben, geholfen, in dem sie uns in ein Hotel steckten mit dem Kommentar, wir seien Gäste der Uni und man habe vergessen, uns zu registrieren. Am nächsten Tag mussten wir dann zum Amt, weil Wladiwostoik ne besondere Visa-Regelung hatte damals. So in der Art: Keine Visum, kein Hotel - und andersherum. Es sah auf jeden Fall so aus, als würde es mächtig Ärger geben und teuer werden, aber da hat meine weibliche Reisebegleitung die stärkste Waffe gezogen, die man gegenüber einem russischen Macho-Beamten ziehen kann: Sie hat spontan (es wirkte sehr authentisch) angefangen zu heulen. Das hat den guten Mann erweicht, wir bekamen den Stempel und alles war gut. Lange Rede, kurzer Sinn: Einfach dumm stellen und ins Hotel dackeln, bzw. die Leute vor Ort fragen, wo es ein gostinica gibt. Die laden dann auch gerne mal zum Abendessen ein, mit einer ordentlichen Portion Wodka, der gerne auch in seiner selbstgebrannten Variante schmeckt wie Mofabenzin...Oh, wie ich Euch beneide. Grüßt mir Russland! Privjet, chastlivo i vse choroshego!!
Jens