Hallo zusammen,
der Einfachheit halber, statt allen einzeln zu antworten, hänge ich mich mal an Eberhards Beitrag an. Zunächst bin ich sehr überrascht und erfreut über die bisherige positive Resonanz auf meinen Ausgangsbeitrag. Es ist natürlich unmöglich, eine allgemeingültige Definition der Begriffe "Heimat" oder "Zuhause" zu treffen. Zu sehr ist die Verwendung beider Begriffe von den persönlichen Erfahrungen, Lebensumständen und Gefühlen jedes einzelnen abhängig. Dennoch scheint aber weitgehend Einigkeit darüber zu bestehen, dass "Heimat" oder "Zuhause" eng zusammenhängen mit Gefühlen der Vertrautheit, des sich Wohlfühlens und der Geborgenheit (übrigens auch ein schönes Wort).
Sehr gut gefallen mir (im Zusammenhang mit dem Radreisen) die Vorstellung, das eigene Zuhause als "Basisstation" oder "Basislager" zu betrachten. Andreas "iassu" und Nat "natash" haben diesen schönen Gedanken ins Spiel gebracht.
Und wie sieht es bei mir selbst aus? Auch für mich bedeutet "Heimat" zunächst den Ort meiner Kindheit, wobei dieser geographisch nicht allzuweit von meiner jetzigen Wahlheimat entfernt ist. Wohnort und Heimat sind also nahezu identisch. Insofern fühle ich mich auch privilegiert, da ich mich hier wohlfühle. Dies ist nicht selbstverständlich.
Vor der Abfahrt in den Radurlaub empfinde ich ein ähnliches "Kribbeln" wie das von Matthias "veloträumer" beschriebene. Es mag übertrieben pathetisch klingen, aber ich verspüre nach all den Jahren noch immer einen Hauch von Abenteuer, wenn ich mein Zuhause verlasse und mit dem Rad verreise. Wenn ich dann eine Weile unterwegs bin (das kann Tage dauern oder auch Wochen) freue ich mich aber auch schon wieder auf die Rückkehr in meine Heimat, werde des Vagabundierens überdrüssig. Anja "schmeifengrall" scheint es hin und wieder auch so zu gehen.
Auch das von "Hoin" beschriebene Gefühl der (kurzzeitigen) Entfremdung bei der Rückkehr ist mir nicht unbekannt. Es ist nicht so, dass ich das Gefühl hätte, der Ort sei mir fremd, im Gegenteil, der Ort ist mir vertraut, er hat sich ja während meiner Abwesenheit kaum verändert. Aber ich selbst fühle mich dann fremd, habe während meiner Radreise eine Menge erlebt. Mehr als ich in derselben Zeit zuhause erlebt hätte. Ich komme dann am Bahnhof zwar körperlich an, aber mein Geist hinkt, bildlich gesprochen, noch einige hundert Kilometer hinterher. Er muss sozusagen die unterwegs gemachten Erfahrungen erst noch verarbeiten.
Gruß netbelbo