Habe ich herumgenörgelt? So war das eigentlich nicht geplant. Meine Erfahrungen mit den Felgenbeißern sind eben nur um Längen schlechter als mit jeder anderen Bremse. Auf die Gefahr, dass es in wenigen Minuten dafür Blumen gibt (und die Töpfe noch dranhängen), schreibe ich es trotzdem nochmal.
Ich habe Im September 1996 meine erste Fuhre im Alpenraum gemacht. Dabei bin ich auch über den Berninapass gefahren, in der Richtung für Faule, also südwärts. Von Bernina-Hospiz geht es so etwa 1900m zu Tal, ich hatte noch meinen ersten Gebirgshirsch mit Trapezrahmen und Cantileverbremsen. Die Fuhre ist gerannt wie der Teufel, auf der langen Gerade, die nach der Abzw. Livigno beginnt und bis Poschiavo geht, bin ich einem anderem, genauso beladenem Radfahrer, der vor mir gefahren ist, langsam nähergekommen. Und der hatte dann in der Ortslge Poschiavo, sinnigerweise vor dem Krankenhaus, einen Felgenbruch am Vorderrad. Das ging sehr schnell, etwas blitzte schwarz rechts von ihm auf, dann hat es sich auf die Seite gelegt und mehr oder weniger überschlagen. Man hat ihn sehr schnell ins Krankenhaus reingeholt, ich habe dann noch sein Wrack am straßenrand liegen sehen. Sah ziemlich schlecht aus. Ich bin dann sehr viel langsamer weitergefahren, außerdem war mir klar, dass meine Bdenken wegen der Felgenraspeln doch begründet waren. Ab diesem Moment habe ich alles versucht, um zumindest vorn von der Zerstörung der Tragstruktur beim Bremsen wegzukommen. Die Stationen waren dann eben Trommelbremse, Keramikfelgen (mangels Alternativen hinten) und ab 2001 Scheibenbremsen. Die Unarten, die Du beschreibst, hatte ich eigentlich nicht. Die ursprüngliche Clara 2001 hat vor allem durch ungleichmäßigen Sohlenverschleiß genervt, am Hebel war sie auch mal undicht. Nicht ganz unbegründet, da diese Bremse auch wirklich überlastet worden ist. Nach einigen Garantiereparaturen ist sie inzwischen ein problemloser "Louise XT"-Hybrid. Die Bremsscheibe, die ich 2003 zum ersten Mal ersetzen musste (weil sie mitsamt dem Laufrad weggekommen war, musste in diesem Frühjahr raus, weil sie deutlich unter dem Betriebsgrenzmaß war. Das ist allerdings auch die Einzige, die bis jetzt fällig war, es liegt vor allem daran, dass dieses Fahrzeug in jedem Urlaub Bergstrecken ertragen muss (und derer waren viele). Bei meinen anderen beiden Böcken mit Vorderradscheibenbremse (unwesentlich jünger) ist noch nichts gewechselt worden, bei Fahrten in Sichtweite um das Unihochhaus ist der Bremsverschleiß nicht der Rede wert. Na, und verbogene Bremsscheiben hatte ich auch noch nicht. Wenn es aber dochmal passieren sollte, dann ist die Scheibe in zehn Minuten gewechselt. Mach das mal mit einer Felge. Am Reiserad halten die Bremssohlen je nach Menge der Bergstrecken so etwa ein halbes bis ein Jahr. Winterbedingungen und Schlamm sind völlig irrelevant. Na, und richtig teuer sind Scheibenbremsen auch nur, wenn Du zweimal kaufst, weil Du umrüstest.
Es kommt aber darauf an, welche Massen Du auf welchen Strecken wie lange abbremsen musst. Wenn Du bei den Felgenbeißern bleiben willst (und unter denen sind die Bauarten mit Paralellogrammführung schon die sinnvollsten), dann muss ich wirklich zu Keramikfelgen raten. Soll es aber billig sein und Du willst erstmal nur den Fockeberg bezwingen, dann habe ich auch noch irgendwo eine uralte "Rasant 300"-Bremszange rumliegen.
In der Union von Schönefeld ist die Sonne schon seit halb zehn weg.
Falk, SchwLabt