Mittwoch: Amberg-Kulmbach
Aus meiner vorab zusammengeklickten Route bin ich seit Budweis heraus. Ich überlege, wohin ich von Amberg aus noch fahren könnte. Bei der Hitze möchte ich eher nicht in den Großraum Nürnberg. Nach Pilsen und Budweis bietet sich aber Kulmbach als dritte Brauerstadt geradezu an. Entfernung 120km ist auch bei dem heißen, aber schönen Wetter realistisch schaffbar.

[ von dps.informatik.uni-leipzig.de]
Nachdem der Herr Gefängnisdirektor seine Entlassungspapiere eingereicht hat, gehts erst mal nach Sulzbach. Hier fotografiere ich die Maxhütte, ein ehemaliges Stahlwerk. Das in Völklingen im Saarland war wesentlich größer, und wohl auch um einiges neuer. Es wurde auch schon einiges von der Maxhütte abgerissen.

[ von dps.informatik.uni-leipzig.de]
Nanu, ein Dynamo Dresden-Fan hat sich hier mitten im Wald hinter Sulzbach ausgelebt? Das Vogelhaus sieht aber unbenutzt aus. Möglicherweise sind die oberpfälzer Meisen bei dieser Unterkunft eher zurückhaltend zwinker

[ von dps.informatik.uni-leipzig.de]
Mein Weg führt mich nun in den Veldensteiner Forst. Der macht einen beinahe unwirklichen, parkähnlichen Eindruck: Die Moore, Felsen, Bäume und Hügel wirken, wie von einem englischen Landschäftsgärtner kunstvoll arrangiert, sodass es hinter jeder Wegbiegung etwas anderes zu schauen gibt. Eine ganz erstaunlich vielseitige Landschaft!

[ von dps.informatik.uni-leipzig.de]
Die Seerosen stehen in voller Blüte, Frösche und Fische beleben das Wasser, obendrüber Libellen... Ich meine, ich habe noch nie ein so abwechslungsreiches Waldgebiet gesehen. Am Rand hängen Tafeln, die die Wanderer auffordern, die Wölfe in Ruhe zu lassen zwinker

[ von dps.informatik.uni-leipzig.de]
Zufällig komme ich am Großen Lochstein vorbei, eine weitere Überraschung. Zum Größenvergleich habe ich mal mein Fahrrad danebengestellt.

[ von dps.informatik.uni-leipzig.de]
Langsam bekomme ich Hunger. Meine Einkehr in Pegnitz gewinnt mit Abstand den Sympathiebonus: Die fast 80jährige Oma saust mit einem Bier herbei, "Ein Schnitzel kann ich dir machen, mein Junge", schaltet den Herd an und fängt an zu klopfen, mit perfektem Ergebnis schmunzel

[ von dps.informatik.uni-leipzig.de]
Ab Pegnitz gehts dann noch ein paar Mal rauf und runter, ...

[ von dps.informatik.uni-leipzig.de]
... bis ich Bayreuth erreiche. Ich bin hier schon ein paar Mal durchgefahren und steuere zielsicher das Maisel-Bräu am Marktplatz an. Bei 32 Grad ist mir ein Weißbier gerade recht! Zumal ich nach Kulmbach nur noch 30km den Roten Main herunterrollern muss.

[ von dps.informatik.uni-leipzig.de]
Der Rundenzähler von meinem Tacho setzt sich alle 1000km wieder auf 0. Mit größeren Runden hat bei Sigma wohl niemand gerechnet. Gleich ist es so weit -- vielleicht brauche ich mal einen anderen Tacho zwinker

[ von dps.informatik.uni-leipzig.de]
Kulmbach erreicht! Mit Pilsen, Budweis und Kulmbach habe ich dann meine Drei-Brauerstädte-Runde komplett zwinker

[ von dps.informatik.uni-leipzig.de]
Kulmbach liegt nicht mehr in der Oberpfalz, sondern in Franken. Das heißt, ich komme jetzt auch zu meinem Schäufela! Könnte größer sein, aber so habe ich auch noch die Gelegenheit, den Weißen Käs zu probieren lach

[ von dps.informatik.uni-leipzig.de]
Nach dem Abendessen flitze ich noch rasch zum Sonnenuntergang auf die Plassenburg hinauf. Bei den Temperaturen komme ich naß oben an, muss ich halt nochmal duschen... zwinker

[ von dps.informatik.uni-leipzig.de]
Der Ausblick über Kulmbach ist toll. Das große Zeltdach unten rechts gehört zur Kulmbacher Bierwoche, die gerade zu Ende gegangen ist.

119km und 1300 Höhenmeter, Maximalhöhe 596m, heiß und sonnig


Donnerstag: Kulmbach-Hof
60km und 900 Höhenmeter, Maximalhöhe 650m, warm und sonnig

Langsam gehen mir die Ziele und die sauberen Klamotten aus. Nach Bamberg oder nach Hof in den Zug nach Hause? Ich entscheide mich für Hof, weils da durch den Frankenwald bergauf geht. Heute morgen muss ich den zweiten Platten beheben, wieder ein Dorn von irgendeinem Gebüsch. Das irritiert mich -- Reifen sollten von Dornen nicht zu beeindrucken sein. Diese Reifen sind fast neu, mit dem selben Modell habe ich aber über die Jahre schon weit über 100.000km herunter...

[ von dps.informatik.uni-leipzig.de]
Die dichte Wolkendecke verspricht angenehme Temperaturen für die erste Kletterei, das Thermometer zeigt noch 19 Grad.

[ von dps.informatik.uni-leipzig.de]
Um von Kulmbach aus auf die Münchberger Hochebene zu kommen, ist ein 200 Höhenmeter-Anstieg fällig. Dafür finde ich eine prima Abkürzung: Eine winzige Straße bei Stadtsteinach mit teilweise über 25% Steigung lach

[ von dps.informatik.uni-leipzig.de]
Zwar ist es nicht heiß, aber ich komme trotzdem vollkommen klatschnass auf der Hochebene an.

[ von dps.informatik.uni-leipzig.de]
Der direkte Weg nach Hof führt auf Radwegen entlang der Bundesstraßen. Zum Glück gibts einen viel schöneren ausgeschilderten Radweg ab Helmbrechts über ein Stückchen Bahntrassenradeweg und das Selbitztal. Irgendwo bei Hohenberg grüßt dieses Kirchlein.

[ von dps.informatik.uni-leipzig.de]
Bevor ich in Hof in die rappelvolle Bahn nach Hause steige, gibts noch ein letztes fränkisches Bier und einen Wurstsalat im Biergarten vom Meinel-Bräu, direkt am Saale-Radweg gelegen. Schön war's! Die Biergärten von Böhmen, Bayern und Franken werde ich vermissen!


Abschluss
Insgesamt war ich von Dienstag Mittag bis übernächsten Donnerstag Mittag 1.109km und 13.000 Höhenmeter (Fußwege und Weg zum Bahnhof jeweils mitgezählt) unterwegs. Mal zum Vergleich, von Venedig nach Garmisch durch die Dolomiten und über den Brenner ist für 600km und 8.000 Höhenmeter zu haben zwinker
Meine Route war nur zur Hälfte geplant, weil ich bei der Abfahrt nur wusste, dass ich in Pilsen und Budweis einen Abend verbringen wollte. Der Rest hat sich dann unterwegs ergeben.
Mit dem Wetter hatte ich Glück. Mit Temperaturen um die 30 Grad komme ich gut zurecht, erst darüber werde ich ein wenig faul. Während ich häufig auf 600-800m Höhe der größten Hitze gut ausweichen konnte und nur 2h leichten Regen hatte, gab es in Tirol und Niederösterreich weitere von Murenabgängen überflutete Dörfer und blockierte Straßen, und bei Seefeld sind sogar zwei voll besetzte Regionalzüge in Muren steckengeblieben.
Meine Routenwahl hat sehr gut funktioniert. Wie erwartet werden aus 100km Planung eher 120km am Tag - das kann ich praktisch unbegrenzt fahren, ohne dass ich Pausentage brauchen würde.
Rückblickend hat mir nur der Abschnitt durch den Nationalpark Bayerischer Wald nicht besonders gefallen, weil da die Radrouten mit losem Schotter schwer zu fahren waren, während nebenan auf den perfekt geteerten Landstraßen gerast wurde als gäbs kein Morgen. Im Gegensatz zum Bayerischen Wald wurde der Böhmerwald wohl nie so stark genutzt, entsprechend sieht man dort praktisch keine abgestorbenen Fichten oder das eingeschleppte indische Springkraut mit seinen süßlich stinkenden Blüten, das praktisch das gesamte Regen-Ufer durchgängig erobert hat. Der ganze Böhmerwald hinterlässt darum so eine Art Heile-Welt-Feeling, das mich sehr angesprochen hat. Dasselbe gilt auch für den Veldensteiner Forst. Wenn ich mich für drei besondere Highlights der Tour entscheiden müsste, wären das dank des stimmungsvollen Festivals Pilsen, dann Budweis mit seiner tollen Altstadt, und das Hotel in der Fronfeste in Amberg. Aber auch Krumau, Klatovy, Franzensbad, Kulmbach und der große Arber haben mir sehr gefallen. Nach Plauen muss ich sowieso nochmal, aber die 120km kann ich auch direkt von daheim ohne Gepäck fahren.