Kurz darauf biege ich von der Straße ab auf eine Piste, ich will ab hier für ein Stück der recht bekannten Bikepacking-Route namens „motañas perdidas- Vergessene Berge“ folgen, die sich noch weiter in dieses kaum erschlossene Gebirge hineinzieht. Es geht ein Weilchen durch den Wald, schließlich komme ich auf einer baumlosen Hochebene raus und erkenne mit Schrecken, dass sowohl von vorne ein Gewitter auf mich zukommt, als auch eins von hinten hinter mir her zieht. Das ist zwar unlogisch, aber ich mache mir in dem Moment keine tiefsinnigen Gedanken darüber. Vielmehr sprinte ich über Stock und Stein bis zu einer in der Karte eingezeichneten Schutzhütte, die ich jedoch verschlossen und ohne jegliches Vordach finde.
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Und nun? Die Route soll die nächsten zehn Kilometer über einen exponierten kahlen Bergrücken führen, es donnert und wetterleuchtet schon aus allen Richtungen und zudem dämmert es schon unübersehbar. Plötzlich quere ich ein nagelneues Asphaltsträßchen, das noch nicht mal in meinen eigentlich aktualisierten Karten aufscheint. Rechts runter ist nach 10 Kilometern eine Art Jugendherberge in der Karte eingezeichnet, ein paar Kilometer weiter noch ein abgelegener Picknickplatz.
Sonst eher der vorsichtige Bergabfahrer, lasse ich es hier richtig durch den Wald laufen und scheuche mehrere Rehe und sogar eine kleine Wildschweinrotte von der nagelneuen Straße.
Kurz vor der angeblichen Jugendherberge schlägt ein Blitz ganz in der Nähe ein, es regnet immer noch nicht, die Herberge selbst ist verrammelt und hat auch keinerlei Vordach.
Ich sprinte weiter über einen Fahrweg ein kleines Tal hoch bis zum eingezeichneten Picknickplatz, in den Bergen rundherum schlagen weitere Blitze ein, ich finde gerade noch eine gemauerte großzügige Grillhütte als endlich der Wolkenbruch runterkommt. Es regnet die ganze Nacht, allfällige offroad-Ideen für die nächsten Tage werden wieder gestrichen.
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Am nächsten Morgen folge ich weiter der nagelneuen Straße, es geht anhaltend aber gut fahrbar den Berg hinauf, irgendwann kommt ein Straßenbaucamp mit Schotterbergen, Maschinen und Containern. Mir kommt ein Pickup entgegen, der Fahrer in Leuchtweste erklärt mir dass ich hier leider nicht weiterfahren könne, vielmehr müsse ich zurückfahren und könne das nahegelegene Dorf nur über einen etwa fünfzig Kilometer langen Umweg erreichen. Ich bedauere seinen Antrag als unstatthaft ablehnen zu müssen, da fünfzig Kilometer Umleitung für ein Fahrrad einfach zu viel seien, zumal bei dieser anstrengenden Topografie. Das sieht mein Gegenüber gnädiger Weise auch ein und ich darf die Baustelle unter seinem Geleitschutz durchradeln.
Im nächsten Dorf suche ich die Bar, aber diese hat heute Ruhetag, ich finde aber einen kleinen Laden mit der Bezeichnung „ultramarinos“, das entspricht etwa dem deutschen Wort „Kolonialwaren“ und wird eigentlich seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt.
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Ins nächste Dorf Uña sind es laut komoot auf einem Wanderweg 12 Kilometer, auf der Straße hingegen 33 Kilometer. Ich will mir die Wanderwegvariante anschauen, erst geht es noch mit spektakulärer Aussicht an der Oberkante einer Klippe entlang, die Geier surfen hier teilweise wenige Meter entfernt an der Thermikkante.
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Später verschwindet der Wanderweg in einer nassen Geröllrinne, als ich die erste Drahtseilversicherung sehe, kehre ich um. Das sieht zwar abenteuerlich spannend aus, ist mir aber letztendlich zu gefährlich. Ich fahre also das Sträßchen entlang, hier hat der Wald vor kurzem großflächig gebrannt, die Luft riecht noch nach kaltem Rauch.
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Die Abfahrt führt mich durch ein verlassenes Hochtal mit Weiden und Wäldchen, hier streifen mehrere Gruppen von Pferden und Rindern zaunlos umher, Verkehr nicht vorhanden.
Uña liegt an einem schönen Bergsee, ich spähe gerade noch eine Grillhütte als Übernachtungsplatz aus, als das nächste Gewitter über mich hereinbricht, es regnet schon wieder die ganze Nacht.
Am nächsten Morgen fahre ich hoch zur „Ciudad Encantada“, der „verwunschenen Stadt“. Es handelt sich um eine Ansammlung gar wundersamer Steinformationen, die allesamt Namen und Geschichten tragen. Das Gelände ist umzäunt und kostet Eintritt (8€, 2023), es gibt einen Kiosk und eine Resto-Bar.
Auf der Straße von Uña bis zur Abzweigung hoch zur verwunschenen Stadt herrscht endlich mal wieder ein bisschen Verkehr, aber die Straße ist sehr breit und hat dazu noch einen großzügigen Seitenstreifen.
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"Der Kampf zwischen dem Krokodil und dem Elefanten"
"Das Gesicht eines Mannes"Als ich mit dem Rundgang durch die Ciudad Encantada fast durch bin, fängt es zur Abwechslung mal wieder an zu gewittern, ich sitze den gröbsten Teil in der Resto-Bar aus und fahre dann zügig ab nach Cuenca, kurz vor der Stadt erwischt mich das nächste Gewitter. Ich flüchte in eine Bar, der Wetterbericht prophezeit Regen bis übermorgen, ich fange an Hotels zu suchen im Netz, frage aber aus einer Laune heraus den Wirt und der besorgt mir innerhalb von wenigen Minuten ein Zimmer für zwei Nächte für zusammen 45.-€. Am nächsten Vormittag ist das Wetter für ein paar Stunden passabel und ich erkunde Cuenca, eine sehr schöne Stadt, toll die hängenden Häuser und beeindruckend die Museen für abstrakte und moderne Kunst.
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"Es gibt Eier von Dinosauriern und Einhörnern"![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/47581439ok.jpg)
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In Cuenca konsultiere ich noch zwei Fahrradläden auf der Suche nach einem neuen Schalthebel für mein Fahrrad, werde aber in beiden nur milde belächelt, solche Hebel wären seit mindestens zwanzig Jahren nicht mehr im Umlauf.
Aus Quenca raus muss ich für ein paar Kilometer auf eine stark befahrene Nationalstraße, einen in den Karten markierten Fahrradweg kann ich trotz Suche nicht finden. Kaum verlasse ich die Hauptstraße, befinde ich mich schon wieder im leeren Spanien, kaum Verkehr und halbverlassene Dörfer, aber die Äcker bestellt. Eigentlich will ich mir noch die Ausgrabungen einer alten Römerstadt ansehen, aber das Gelände ist verschlossen, sowie auch das Museum.
Bei einer längeren Abfahrt schwimmt auf einmal das Hinterrad und macht eigenartige Geräusche. Ich halte an und finde insgesamt sieben Speichen extrem locker. Vorsichtig mache ich mich dran diese zumindest handwarm wieder anzuziehen, ohne mir einen Schlag oder eine Acht ins Rad zu ziehen, besonders geübt bin ich darin nicht. Auf einmal hält ein Reiseradlerpärchen aus Holland, die ersten Reiseradler seit der Atlantikküste, sie fahren eine Route von Amsterdam nach Malaga, das GPS kennt den Weg, die Übernachtungsmöglichkeiten kennt das Roadbook. Sie wissen gar nicht so genau wo sie hier gerade sind, von der schönen Stadt Cuenca haben sie noch nie gehört.
Etwa: „Freiheit ist für sich selbst zu denken und das auch laut äußern zu können“Wir treffen uns abends auf einem arg verlotterten Campingplatz wieder, wir sind die einzigen Gäste, abgesehen von ein paar älteren Dauerbewohnern. Es soll wieder regnen und ich habe in der Gegend keinen Picknickplatz oder dergleichen gefunden. Uns werden Stellplätze auf Hartgummiboden zugewiesen mit der expliziten Auflage dort keine Zeltnägel einzuschlagen. Mein Zelt steht zum Glück auch ohne, aber das holländische Pärchen mit seinem Tunnelzelt hat gröbere Probleme sich einzurichten. Wir speisen zusammen in der Resto-Bar des Platzes als einzige Gäste zu Abend, das Essen taugt nichts und der Tischwein ist beeindruckend sauer. Seltsamer Platz.
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Am nächsten Tag fahre ich nach Alarcón, einem kleinen mittelalterlichem Dorf mit beeindruckenden Festungs- und Kirchenanlagen. Einen vormittäglichen Regenschauer sitze ich in einer Bar aus. Von hier will ich weiter dem Rio Jucár entlang, der direkte Weg führt über Wirtschafts- und Wanderwege, Asphaltvarianten wären gleich mal über 20 Kilometer länger. Ich mache mich also auf den Weg nach El Picazo und versinke bald im Schlamm. Für die nächsten zwölf Kilometer brauche ich fast drei Stunden.
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In El Picazo angekommen beginnt es schon wieder zu regnen, sogar ziemlich heftig. Ich flüchte in die Dorfschenke und kann zusehen wie sich die daneben verlaufende Straße in wenigen Minuten in einen reißenden Bach verwandelt. Es soll bis morgen Vormittag so weiter regnen, an Weiterfahrt ist nicht wirklich zu denken. Mit Hilfe der Kellnerin organisiere ich mit eine Unterkunft in einem Hotel das seit Jahren schon geschlossen ist, ein Riesenkomplex mit etwa 70 Zimmern, es regnet an vielen Stellen rein und die Atmosphäre ist eher gruselig. Dafür bezahle ich nichts fürs Übernachten sofern ich im angeschlossenen noch existierenden Restaurant zu Abend esse.
Am frühen Abend werden am Dorfplatz Tribünen und Tische aufgebaut. Ich frage nach dem Grund und erfahre dass nachts hier ein Mountainbike Rennen durchkommen soll, nonstop ca. 600km von Madrid nach Murcia. Bei dem Wetter? Es regnet immer noch in Strömen, selbst auf der vorbeiführenden Fernstraße ist kaum ein Durchkommen, im Fernsehen wird gesagt, die Menschen in dieser Region sollten heute besser zuhause bleiben. Gegen zehn Uhr abends füllt sich auf einmal der Parkplatz vor dem heruntergekommenen Hotel mit zig Wohnmobilen und Transportern, alle verziert mit den Logos von Fahrradmarken und Rennställen, hektisch werden mobile Fahrradwerkstätten aufgebaut. Gegen Mitternacht kommen dann die ersten bemitleidenswerten Fahrerinnen und Fahrer angerollt, allesamt dreckverkrustet, und sichtlich durchgefroren und erschöpft. Es gibt Diskussionen und sogar einen leichten Aufruhr, die Rennleitung tagt und beschließt, dass die nächsten 150 Kilometer der Rennstrecke übersprungen werden, da das Geläuf unbefahrbar ist. Und dann wird’s richtig skurril, die eine Hälfte der Teilnehmenden ist nämlich über Rennställe organisiert und wird jetzt mit den Wohnmobilen und Transportern zum nächsten Startpunkt gefahren, die andere Hälfte ist „selfsupported“ und bleibt hier im wahrsten Sinne sprichwörtlich auf der Strecke, für diese Teilnehmenden stehen keine Transportmöglichkeiten zur Verfügung. Immerhin wird die Dorfturnhalle geöffnet und der Zivilschutz bringt warme Decken.
Am nächsten Morgen scheint die Sonne und von dem Radrennen ist nichts mehr zu sehen, die Turnhalle ist verlassen und alle Fahrerinnen und Fahrer sind verschwunden, wie und wohin auch immer.
Mein Plan war eigentlich weiter auf Feldwegen dem Rio Jucár zu folgen bis nach Albacete, aber nach wenigen Kilometern sehe ich ein, dass diese Wege noch viel zu schlammig sind. Auf Straße habe ich keine Lust hier in dieser Gegend, die Landschaft ist komplett flach und die Straßen laufen gerne mal 20, 30 Kilometer schnurgeradeaus, dazu kommt der Wind genau aus der Richtung in die ich will.
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Auf der Karte finde ich einen Kanal der in etwa in meine Richtung führt, dieser bringt das Wasser aus den zentralspanischen Bergen runter an die Südküste, damit die Tomaten dort auch schön wachsen. Neben dem Kanal verläuft ein asphaltierter Serviceweg, mir kommt ein Radfahrer entgegen der mir erzählt jeglicher Verkehr wäre hier verboten, auch Radfahrer müssten eine Strafe zahlen wenn sie erwischt werden. Ich frage ihn warum er denn dann hier fährt und er antwortet ganz stolz dass er ja wüsste zu welcher Uhrzeit die Kanalwächter ihre Kontrollfahrt machen, nach geduldigem Zureden verrät er mir sein Geheimwissen. Bei starkem Gegenwind erreiche ich ohne besondere Vorkommnisse das Dorf Balazote, hier treffe ich auf einen längeren Bahntrassenradweg der bis nach Andalusien führt.
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Das erste Stück gleich ist wegen Bauarbeiten gesperrt, ich sehe aber keine Baufahrzeuge und auch keine Spuren und fahre einfach weiter. Nach einigen Kilometern endet die Sperre ohne dass ich irgendeine Baustelle gesehen habe.
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Kurz darauf kommt die nächste Sperre und dort geht es wirklich nicht mehr weiter, ein Tunnel ist von einem Erdrutsch verschüttet, dort steht auch ein schon sehr verrosteter Bagger. Ich umgehe den Tunnel auf einem Trampelpfad und ab dort ist Strecke auch wieder gut zu fahren, ich treffe den ganzen Tag auf diesem Radweg keinen einzigen Menschen.
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Der Gegenwind wird immer stärker, nach dem Dorf Alcaraz ist der Radweg für zehn Kilometer unterbrochen und ich muss auf die Nationalstraße, für diese zehn Kilometer brauche ich bergab über eine Stunde, so heftig bläst der Wind. Nachts bietet mir eine Bahnhofsruine etwas Windschutz.
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Kurz vor Ende dieses Bahntrassenradweges biege ich bei La Puerta de Segura ab in die wunderschöne Sierra de Cazorla, dem größten Naturpark Spaniens. Wäre ich dem Radweg bis zum Ende gefolgt, würde ich in den unendlichen Olivenmonokulturen der Provinz Jaén landen.
Über Cortijos Nuevos komme ich zum großen Stausee Tranco de Beas. Am westlichen Ufer verläuft eine Straße, mich lacht aber auf der Karte dieser Wirtschaftsweg am östlichen Ufer an. Kleiner Haken an der Sache ist nur dass dieser Wirtschaftsweg irgendwann das Ufer verlässt und steil über einen Berg klettert um auf der anderen Seite wieder runter zum Ufer zu kommen. Allerdings sehe ich in der Karte einen kleinen gepunkteten Pfad am Ufer entlangführen und denke mir in meinem spätjugendlichen Leichtsinn dass ich da schon irgendwie durchkommen werde, verläuft ja schließlich eben weil am Ufer. Aus der Piste wird ein Weg, aus dem ein Pfad wird, der sich schließlich als feiner Steig im schottrigen Schrofengelände verläuft. Na ganz toll! Ich muss absatteln und mehrfach gehen, auf der Wanderskala hätte der Weg wahrscheinlich eine T4-Bewertung.
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Ich komme zwar ganz gut durch ohne Sturz und ohne Unfall, aber mittlerweile fängt es an zu dämmern, eigentlich wollte ich noch zwanzig Kilometer weiter. Ich stehe im steilen Bergwald, finde aber mit Glück mittendrin eine gut gepflegte Olivenplantage mit uralten Bäumen. Gerade als ich mein Zelt aufbauen will, kommt noch ein Parkwächter vorbeigefahren und hält an. Ich erwarte Ärger, weil ich an anderer Stelle in diesem Naturpark mal Mecker bekommen habe wegen Wildcampens, aber dieser Kollege ist zum Glück umgänglich und hat kein Problem mit meinen Biwakabsichten solange ich hier keine Party veranstalte so ganz alleine.
Ich träume schon seit Tagen davon hier im Tal des oberen Guadalquivir Forelle zu essen. Hier gibt es mehrere Zuchtteiche und die dreimal die hier schon war, gab es jedes Mal frische Forelle. Ich frage gefühlt in allen Restaurants auf dem Weg, aber just heute sind überall die Forellen aus.
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Am Nachmittag mache ich noch eine kleine Wanderung in die beeindruckende Schlucht namens Cerrada del Utero und beschließe auf dem Campingplatz am Ende der Straße zu übernachten weil schon wieder Gewitter droht. Richtige Entscheidung, während des Gewitters sitze ich im Restaurant des Campingplatzes und esse endlich Forelle.
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Am nächsten Tag klettere ich über eine Forststraße durch einsame Bergwälder hoch bis zur Quelle des Guadalquivir, dem wichtigsten Fluss Andalusiens. Direkt an der Quelle, die nur aus dem Boden sprudelt und nicht gefasst ist, hat jemand hingekackt, was für ein Sakrileg, ich bin richtig wütend.
Kurz darauf will ich eigentlich an einem sehr schönen Picknickplatz mit gefasster Quelle eine längere Mittagspause einlegen, aber der hier wohnende Fuchs bedrängt mich so hartnäckig in seinem Trachten mir das Essen zu klauen, das ich nach ein paar Minuten die Flucht ergreife. Weiter oben liegt ein wahrscheinlich anderer Fuchs faul auf der Straße in der Sonne und zeigt sich gänzlich unbeeindruckt als ich an ihm vorbeiradele.
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Die Landschaft hier nennt sich das Tal der tausendjährigen Eiben und man kommt auch an einigen dieser uralten Bäume vorbei. Den ganzen Tag lang treffe ich vielleicht eine Handvoll Menschen und sehe ein einziges Auto, von den Parkwächtern.
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Aussicht vom Llano-Pass, ganz am Horizont ist schon die Sierra Nevada zu erahnenAm späten Nachmittag erreiche ich endlich den Llano-Pass. 200 Höhenmeter weiter oben befindet sich eine offene Schutzhütte für Wanderer auf dem Gipfel eines Berges mit fantastischer Aussicht, dort will ich übernachten. Zur Hütte führt noch eine Piste hinauf mit über 20% Steigung, ich schiebe und ich keuche und wie ich oben bin, sehe ich dass diese kleine Hütte von einer größeren Gruppe besetzt ist, die bei mir allesamt das Klischee deutscher Oberstudienrat erfüllen. Mir wird auch gleich auf denglisch zugerufen dass die Hütte besetzt sei und ich dort nicht übernachten könne. Ich überlege kurz ob ich Zank beginne, von wegen Hüttenrecht und so und was für eine Frechheit es doch wäre mit so einer großen Gruppe so eine kleine Hütte zu okkupieren. Aber da ich eh kein Bedürfnis habe mit den Herren Oberstudienräten den Abend und die Nacht zu verbringen, drehe ich um und suche mir einen Biwakplatz schon weit unten im Tal. In der Nacht wache ich kurz auf weil es oben in den Bergen gewittrig rumpelt und ich wünsche den Herren Oberstudienräten dass es ordentlich kracht rundum ihre vereinnahmte Hütte. Letztendlich bin ich den Herren sogar dankbar dass ich jetzt nicht dort oben auf dem Gipfel bin.
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Am nächsten Tag verlasse ich die Sierra de Cazorla und bin erstaunt über den abrupten Vegetationswechsel, an den Bergen regnen sich die Stauwolken ab und das Gebiet davor bekommt keinen Tropfen davon ab, Regenschattenwüste nennt sich das Phänomen wohl.
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Ich komme jetzt in das Gebiet der Badlands von Guadix, auch auf spanisch wird diese Gegend „badlands“ genannt, eine andere Bezeichnung ist auch die Wüste von Gorafe, einem kleinen Ort mittendrin.
Auf jeden Fall handelt es sich um eine erosionszerfressene Wüstenei mit abgefahrenen Farben und Formen.
Zu anfangs fahre ich noch durch ein Gebiet das mal bewaldet war, allerdings ist der gesamte Wald vor etlichen Jahren abgebrannt und die Erosion hat alles Erdreich davon getragen, so dass nur noch Baumgerippe im Schotter stehen, eine recht trostlose Angelegenheit.
Eigentlich eine Forsthütte, aber den Forst gibt es leider nicht mehr.
Im Hintergrund die Sierra de Cazorla
Am Horizont die Sierra Nevada![[ von up.picr.de]](https://up.picr.de/47583174op.jpg)
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Ich habe keine Lust durch Guadix zu fahren, hauptsächlich weil ich die Straße raus aus der Stadt als stark befahren in Erinnerung habe. Stattdessen schlängele ich mich östlich vorbei über karge und eintönige Felder. Irgendwann folgt mir für eine Stunde ein großer Hund, aber immer knapp außerhalb der Steinwurfweite.
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Schließlich treffe ich bei Dólar auf die alte Landstraße Richtung Almeria, auf der seit Fertigstellung der parallelen Autobahn so gut wie kein Verkehr mehr herrscht.
Eine herrlich lange Abfahrt bringt mich bis nach Los Navarros, wo in der Bar ein betrunkener Mann Streit mit mir anfangen will, was mir nur sehr selten passiert.
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Ich biwakiere ganz in der Nähe und fahre am nächsten Tag die sehr schöne Pistenstrecke durch die Wüste von Tabernas parallel zur Eisenbahnlinie.
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Almeria-Stadt umfahre ich großzügig östlich durch die Gewächshäuser und lande schließlich bei San Miguel de Cabo de Gata am Mittelmeer und fahre über die Piste an der Küste entlang bis San José wo ich pünktlich zur abendlichen Öffnungszeit in meiner Lieblingsbar einreite.
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