Der Flickenteppich nimmt wohl wieder zu, nachdem es eine Tendenz zu einheitlichen Preisen gab. Ich erinnere mal etwas weiter zurück daran, dass Mitte der 1990er Jahre bei der Swissair die Radmitnahme gegen 150 oder 170 SFR bei Interkontinentalflügen kostete, während es bei Air France nichts kostete. Solche Zeiten sind aber passé, wenn eine Leistung nicht mehr eine Nachfragenische ist, sondern Standardkundenwunsch.
"Radler sind offensichtlich unerwünscht bei denen. Streiche "bei denen". Die scheinbare Notwendigkeit, Radfahren könnte/müsste attraktiver werden im Rahmen des Umbaus von Mobilität und der Umweltanforderungen stößt bei vielen Gegnern des Radfahrens mittlerweile auf recht agressive Gegenreaktionen. Es dominieren immer noch Autogesellschaft und ggf. andere Verkehrsträger. Es ist kein Zufall, dass in Polen Regierungsvertreter Radfahrer zusammen mit Vegetariern als "Spinner" bezeichneten - und es ist auch nicht "niedlich" oder "unwichtig". Ich möchte die Zusammenhänge nicht überstrapazieren, aber man schaue sich mal in Deutschland und Europa gewisse politische Strömungen an.
Die Verkehrsunternehmen widmen sich weniger der Verbesserung der Radmitnahme, sondern sehen darin eine Last, die mehr in einer unzureichenden zeitgemäßen logistischen Struktur leidet als in einem ernsten Kostenfakor o.ä. Im Flugverkehr macht sich auch eine scheuklappenartig verweigerte geeignete Radmitnahme bemerkbar. Die Kartons und Riesentaschen verursachen nämlich weit mehr Aufwand als ein unverpacktes Rad. Unklare und nicht nachvollziehbare Verpackungsvorschirften sorgen für häufiges Nachfragen (= Mehraufwand am Schalter oder im Servicebüro), Personal ist schlecht ausgebildet/informiert (= Mehraufwand beim Checkin). Ähnliches gilt bereits für die Folgen der Tarife der Gepäckstücke (Riesenstücke sind günstiger als mehrere kleine). Wie weit die Flugunternehmen noch von realistischer Einschätzung entfernt sind, zeigt sich immer wieder bei Vorschriften wie "Luft aus dem Reifen".
Was mir wichtiger ist: Man soll sich nicht hier im Wigwam sicher fühlen, Radfahren sei ein Supertrend, dem die Gesellschaft offen gegenüber steht und der Feind seien ausgebüchste E-Biker. Nicht nur die Verkehrsträger, auch die Bevölkerung sowie Personal der Verkehrsträger (sind ja auch "Volk") reagiert auf Räder und Radfahrer zunehmend gereizt, weil sie sich in ihren eigenen Muscheln aus Auto & Co. bedroht fühlen. Es trifft sogar auf Nur-Fußgänger zu. Natürlich gibt es auch mehr Verbündete, doch in der Masse sind Radler auch weiterhin eine Minderheit. Größer werdende Minderheiten (der Raum bleibt eher gleich) werden in gewissen Mainstream-Glocken immer gerne als Bedrohung gesehen. Wer die Augen offen hält, weiß, dass sich das keineswegs nur auf Radler bezieht.
Ich habe das bereits hier beschrieben für die Radmitnahme als Gepäckstück bei der Bahn: Unwillige Mitarbeiter reagieren gereizt, wenn sie eine Verpackung als "Rad" erkennen, sogar bei Radkleidung schrecken sie schon auf. Es gibt soagr in diesem Forum Leute, die Radkleidung als unzüchtig oder "bäh" empfinden. Jahrzehnte hat man das Rad als dreckig, Kindergerät, nicht Business-tauglich usw. diskreditiert. Entsprechende "Vorbild"-Firmenchefs waren austauschbar in der Luftfahrt und im Bahnwesen unterwegs. Das wird nicht von heute auf morgen weggekehrt. Und diese Denke bricht sich nunmehr immer mehr Bahn auch in den Vorschriften der Verkehrsträger - im Widerstreit mit der öffentlich angeregten Förderung, politischen Lippenbekenntnissen und den andersgelagerten Kundenwünschen. Somit werden die Widersprüche zunehmend größer, die Tarife unverhältnismäßig teurer und die Leistungen schlechter. Die Einkommenserwartungen in vielen Bereichen der Luftfahrt sind auch nicht gerade bescheiden, bei den Bahnen steigt auch diese Tendenz - das alles, ohne eine Steigerung an Kundenservice, der sich weitgehend in digitalen Gimmicks verliert.