Hallo zusammen. Bin am Mittwoch Abend zuhause angekommen, also gerade so noch im Zeitplan. Ich bin bis Goldap geradelt, und habe am dortigen Bahnhof dann ein Ticket für den PKP IC nach Stettin gekauft. Am nächsten Mittag war ich natürlich rechtzeitig am Bahnhof, habe mich nach dem Gleis erkundigt, und das Fahrrad über den Schienenüberweg hingeschoben. Es gab insgesamt drei Gleise, diese waren eigentlich über eine Treppe zu einem Tunnelweg erreichbar, aber es gab eben weiter hinten auch einen kleinen Weg über die Schienen, offiziell ist der zwar für Rollstuhlfahrer vorgesehen, aber der Weg wurde auch von vielen Reisenden mit Rollkoffern genutzt. Ich habe am mittleren Bahnsteig gewartet, und war etwas angespannt. Als dann eine Lautsprecherdurchsage auf Polnisch zu hören war, in der ich das Wort Sczcezin bzw. Stettin zu hören glaubte, und plötzlich fast alle Wartenden den Bahnsteig gewechselt haben, wurde ich etwas nervös...Mit dem Rad im letzten Moment die Treppen runter und wieder rauf..das hätte schief gehen können. Ich habe dann einen polnischen Mitwartenden gefragt, der mir aber auch nicht weiterhelfen konnte. Da er leider kein Englisch sprach, konnte ich ihn nicht gezielt nach der Lautsprecherdurchsage fragen. Er erkundigte sich zwar noch bei einigen ebenfalls Wartenden, aber die wussten wohl auch nicht, ob der Zug nach Stettin von diesem Gleis fahren würde. Naja, leider verschwand der Mann dann kommentarlos. Allerdings kam er nach einigen Minuten zurück, und gab mir zu verstehen, dass ich am richtigen Gleis sei. Er war offensichtlich in Bahnhofsgebäude gegangen, um dort am Schalter nachzufragen, welches Gleis das richtige ist. Da war ich schon etwas baff über diese Freundlichkeit.
Als der Zug einrollte habe ich schnell die Taschen abgenommen, natürlich hatte ich vorher schon alles gut verstaut und die Taschen ordentlich verschlossen. Dann erst die Taschen reingestellt, danach das Fahrrad reingehoben. Der freundliche Pole den ich kennengelernt hatte, ging gerade in dem Moment durchs Fahrradabteil, und half mir natürlich sofort beim Fahrrad. Es wäre aber auch alleine problemlos möglich gewesen. Beim Aussteigen habe ich das Rad auch ohne Probleme rausgehoben. Der Einstieg ist zwar hoch, aber über die Stufen gut erreichbar. Allerdings sollten die Gepäcktaschen schon abgenommen werden, da das Rad sonst zu breit ist, man muss ja selber auch noch neben dem Rad Platz finden.
Von Stettin bin ich dann bis ins Bremerland geradelt. Einige Anmerkungen zu der Reise vielleicht noch: Mir ist am vorderen linken Lowrider eine Schweißnaht abgebrochen. Ich habe dann mit Kabelbindern nachgebessert. Daraufhin ist einige Tage später das entsprechende Gestänge am Lowrider durchgebrochen!! Das ganze habe ich dann in einer kleinen Privat-Werkstatt in Siauliai (Litauen) repariert bekommen. Samstag Nachmittags war das, die richtigen Werkstätten hatten schon alle geschlossen. Ich stand ziemlich dumm da..Die Gepäcktasche konnte ich vorne nicht mehr einhängen..hatte sie dann auf dem hinteren Gepäckträger angebunden. Ich bin dann also zu einer Fahrradwerkstatt gefahren, die wie geschrieben geschlossen hatte. Darauf bin ich frustriert in einem kleinen Imbiss um die Ecke eingekehrt, habe mir zu Essen und zu trinken bestellt, und anschließend nach einer Fahrradwerkstatt gefragt. Der Chef vom dem Laden wurde von den freundlichen Damen hinzugezogen. Dieser machte sich ein Bild von dem Schaden, telefonierte kurz, und teilte mir dann mit, es würde gleich jemand vorbeikommen, der mir evtl helfen kann. Ich hatte kaum mein grünes Omlett aufgegessen, da war die betreffende Person auch schon da. Ein freundlicher junger Mann. Er konnte mir auch nicht helfen, da schon alle Werkstätten geschlossen waren. Aber er kannte wiederum jemanden, den er dann anrief. Letztendlich hat er mir dann bei googgle-maps die Adresse gezeigt, ich bin hingeradelt, und habe mich vor dem Haus ihm getroffen, denn der Mechaniker sprach nur Russisch und Litauisch. Der Lowrider wurde dann provisorisch mit einer Verstrebung verstärkt. Außerdem habe ich eine Ersatzkette bekommen, und zwei Kettenschlösser. Ich hatte den vorherigen Tag viel Zeit damit verbracht die Kette immer wieder zu flicken, da sie ein Kettenglied immer wieder aufgegangen war. Nunja...was soll ich sagen. Weder der Vermittler noch der Mechaniker wollten Geld haben. Ich hatte schon fast ein schlechtes Gewissen, schließlich war es nicht nur die investierte Zeit, die ich schuldig war, nein ich habe auch eine Kette und zwei Kettenschlösser bekommen.
Einige Tage später hatte sich am hinteren Gepäckträger ebenfalls eine Schweißnaht gelöst. Sowohl Lowrider als auch Gepäckträger sind aus Alu. Ich musste oft an Bernies Signatur denken

Allerdings war das Alu auch nicht gerade stark, eher recht dünnes Gestänge.
Ansonsten bleibt zu erwähnen, dass mir der Karton indem ich das Fahrrad hatte, halb zerfleddert und halb offen in Tallin überreicht wurde. Werde das nächstes mal deutlich besser verpacken.
Außerdem war das Zelt undicht, sprich bei Regen ist immer Wasser reingelaufen. Ebenso war die Isomatte (Wolfcamp Wolfmat) kaputt, spätestens nach einer Stunde war die Luft raus. Das aufblasbare Kopfkissen hatte ebenfalls ein Loch. Und zu guter Letzt waren sämtliche Nähte von der Adidas Regenjacke und der Goretex Regenhose undicht, und haben schon nach kurzer Regenzeit das Wasser in innere durchgelassen. Ich hatte eine Packung Seamgrip dabei, die hat aber bei weitem nicht für alle Nähte gereicht.
Das Zelt war vor der Reise immer Wasserdicht, die Isomatte hatte auch die Luft gehalten und das Kissen war auch in Ordnung. Die Regenjacke hatte ich des Öfteren bei Regen auf dem Weg zur Arbeit an, und keine Probleme damit gehabt. Allerdings fahre ich da ja auch nicht so weit und lange. Ich bin also wirklich am überlegen, ob die ganze Ausrüstung beim Flug Schaden genommen hat. Vielleicht durch die niedrige Temperatur im Flugzeugbauch ?
Ansonsten ist aber alles gut gegangen...habe nur noch etwas Rückenschmerzen vom harten Boden.
Einige interessante Personen habe ich unterwegs auch getroffen, z.B. einen jungen Mann in Riga, der in Bremen mit dem Rad gestartet war, durch Dänemark, Schweden, Finnland, Estland, etc. bis in die heimische Schweiz radeln will/wollte. Oder einen Letten, der mit Nordic skates vom Nordkap bis Gibraltar gefahren ist(Website: Bored of Borders).
Ausserdem habe ich den ein oder anderen wirklich interessanten Ort besucht, z.B. den Hill of Crosses in Litauen.
Danke nochmal für eure Tips.