Einen Ledersattel, egal von welchem Hersteller, würde ich niemals auf einem Reiserad montieren. Der ist vielleicht bei bestimmten Stadträdern schick, aber nicht halb so komfortabel wie ein moderner Tourensattel.
Dafür, daß du den Ledersattel hier kurzerhand zum Anachronismus erklärst, bleibst du ziemlich wortkarg. Wenn sich deine Erkenntnis durchsetzt, können die Hersteller von Ledersätteln einpacken. Die paar, die noch geordert werden, um Stadträdern Schick zu verleihen, kann dann Mr Brooks vermutlich im Alleingang machen. Aber alles kein Problem: Wenn es so ist, dann ist es eben so. Die Produzenten von Waschbrettern hatten auch ihr böses Erwachen, als die Waschmaschine erfunden wurde. Und trauert heute noch jemand um sie?
Du transzendierst mit deiner Bemerkung quasi den Diskussionsstand des Forums. Der ist, daß die Sattelfrage eine höchst individuelle ist. Die Erfahrungen, die der eine mit seinem Sattel macht, zählen für den anderen genau gar nichts. Unterschiedliche Anatomien und Bedürfnisse erfordern verschiedene Sattellösungen. Deswegen bleibt dieser Bereich auch weitgehend von den sogenannten Glaubenskriegen verschont, die bei anderen Fragen immer wieder ihre faszinierende Entfaltung finden.

Ich z.B. kam bislang mit jedem Sattel zumindest einigermaßen klar; meine Lebensgefährtin dagegen experimentiert seit Jahren mit vielen Sätteln, ohne für sich bereits einen wirklich guten gefunden zu haben.
"Schick" ist gewiß nicht der Grund, warum ich einen Ledersattel benutze. Es geht tatsächlich um Bequemlichkeit. Aber nicht um jeden Preis. Für das Rennrad wäre er mir zu schwer bzw. die Titanversion zu teuer. Wenn du also garantieren kannst, daß deine modernen Tourensättel besser sind, vielleicht sogar leichter, günstiger und unempfindlicher, dann muß ich sie wahrscheinlich haben. Sie müssen sogar nicht, wie du versprichst, 100% komfortabler sein. 50% würden völlig reichen, schon 25% wären nicht schlecht. Verdammt, schon 10 wären Ok. Aber wie heißen sie?
Wolfgang