Hallo zusammen,
bin schon seit Samstagabend wieder zurück (hat niemand gemerkt, oder
?) und wollte mich mal wieder melden.
Die Tour hat wunderbar geklappt, einschließlich Anreise nach Oslo (genauer: Årnes) und Rückreise ab Kemi.
Am 1. Juli bin ich in Oslo angekommen, dann noch mit dem Zug nach Årnes gefahren und um etwa 12:20 dort mit dem Rad losgefahren. Während dieser wenige Minuten langen Zugfahrt hat sich das Wetter von trübe und regnerisch in Oslo zu herrlichstem Sonnenschein in Årnes gewandelt - ich konnte es im Zug schließlich kaum noch erwarten, endlich aufs Rad zu kommen. Am 7. Juli abends bin ich im Dauerregen bei erbärmlicher Kälte (waren noch etwa 10 Grad, aber so ganz durchnässt fühlte sich das echt kalt an, dabei friere ich wirklich nicht leicht) in Luleå angekommen.
Dort bin ich drei Tage geblieben und habe mein Gepäckgewicht mit CDs, DVDs und vor allem Büchern deutlich nach oben gesetzt. Leider war das Wetter in den drei Tagen richtig mies. Schaut mal
hier, der Temperaturverlauf in Luleå im Juli. Die Tage mit ausgeprägtem Maximum am Tag und Minimum in der Nacht sind üblicherweise die sonnigen. Da kann man nur sagen, Volltreffer, genau ins Schwarze
. Am 11. Juli fuhr ich nach Kemi in Finnland, um dort den Abendzug nach Helsinki zu kriegen. An dem Tag wurde das Wetter deutlich besser, in Haparanda hatte ich schon Sonne, in Kemi war's richtig warm und ich hab noch ein bisschen Zeit auf der Uferpromenade genießen können. Die Fahrt von Luleå nach Kemi war sicher die schnellste Reiseetappe, die ich je gefahren bin, mit einem Fahrschnitt von über 28 km/h
. Die 130km nach Haparanda ohne Anhalten durch (nö, stimmt nicht - ein Foto und einmal Karte umfalten), und weil ich da schon so gut in der Zeit war, bin ich in das Städtchen reingefahren, hauptsächlich, um zwei Ansichtskarten auf den Weg zu bringen. Die Fahrt auf der E4 bis Haparanda war nicht gerade ein Genuss, besonders auf dem schon auf drei Fahrspuren umgebauten Stück bis Råneå (bis Töre wollen sie im Herbst soweit sein). Dieser Umbau von Hauptstraßen auf drei Spuren, der aunscheinend immer mehr um sich greift ("begegnungsfreie" Strecken), macht die Straßen für Radfahrer praktisch unbenutzbar, da lebensgefährlich. Allerdings ist eine Fahrt auf der E4 sowieso schon wegen des Verkehrs nicht schön, aber mir ging es da nur darum, möglichst schnell nach Kemi zu kommen, ich betrachtete das schon als Teil der Rückreise (ich bin schon von Piteå nach Luleå auf der E4 gefahren, was aber andere Gründe hatte - zig Kilometer lange Bauabschnitte auf der geplanten Strecke; wenn einen im strömenden Regen laufend LKWs im Zentimeterabstand überholen, ohne die Geschwindigkeit zu senken, dann lernt man diese Abschnitte lieben, auf denen es nur eine abgetrennte Fahrspur in die eigene Richtung gibt, schmal und ohne Seitenstreifen, mit einer tief geriffelten Fahrbahnbegrenzung, auf die man nicht draufkommen will, weil man da glaubt, dass es einem das Rad zerlegt).
In Kemi konnte ich es kaum fassen, wie einfach Bahnfahren sein kann. Rein in den Bahnhof, zum Schalter, Fahrkarte für mich (sogar noch mit Liegeplatz) und das Fahrrad gekauft. Radmitnahme auch über diese lange Strecke ohne Reservierung kein Problem (man muss einen Expresszug (Zugnummer beginnt mit "P") nehmen). Billig war's (insgesamt 85,40 Euro), und der Zug hatte nicht eine Minute Verspätung. Ich war von meiner ersten Zugfahrt in Finnland sehr beeindruckt, auch wenn die Wagen nicht unbedingt die neuesten sind. In der Nacht, bis kurz vor Helsinki hatte es ordentlich geregnet, aber in Helsinki war es dann den ganzen Tag (die Fähre fuhr erst abends) schön, fast schon unangenehm heiß. Habe dort einen total chaotischen Spezialradladen besucht, gut versteckt in einem ehemaligen Fabrikgebäude. Wenn man nicht genau weiß, wo man hin muss, findet man den nie. Ich hatte den Tipp von einer Verkäuferin auf einem Markt am Südhafen bekommen, die sich dort ein Liegerad gekauft hatte.
Mit der Fähre nach Rostock, dort im InterCity-Hotel am Bahnhof übernachtet und am nächsten Tag frühmorgens ohne Reservierung in den durchgehenden IC nach Stuttgart. Auch wenn alle Stellplätze reserviert waren, hat mich die Schaffnerin mitfahren lassen. Ansonsten wäre das eine Odyssee mit Regionalzügen geworden (vier von den reservierten Plätzen wurden nicht in Anspruch genommen, so dass es auch nie ein Platzproblem gab).
So, jetzt hab ich so viel über die Rückreise geschrieben, und noch kaum was über die eigentlich Fahrt.
Insbesondere die ersten Tage waren wunderschön. Zum einen wegen des Wetters; es hat die ersten 4 Tage zwar oft nicht die Sonne gescheint, aber es hat da überhaupt nicht geregnet. Zum anderen wegen der tollen Landschaft. Die Fahrt durch die Berge an der Grenze zu Norwegen war super. Ich bin durch das höchstgelegene Dorf Schwedens (
Högvålen, 830m hoch) und über die höchste staatliche Straße Schwedens (
Flatruet, 975m am höchsten Punkt der Straße) gefahren. Das sind zwar nun keine Höhen, die Alpenbezwinger beeindrucken können, aber man kommt da stellenweise schon deutlich über die Baumgrenze.
Am fünften Tag hat es nachmittags eine Stunde lang heftig geregnet, am sechsten Tag begann am Nachmittag der Dauerregen, der den Rest des Tages und den ganzen nächsten Tag angehalten hat. Das war dann weniger schön.
Ab dem Moment, es war am dritten Tourtag, an dem ich mich nach Osten gewendet hatte, hatte ich Gegenwind. Zeitweise war der richtig heftig und echt lästig. Zunächst Wind aus Osten, als es dann immer mehr wieder nach Norden ging, drehte der Wind erst auf Nordost und schließlich auf Nord. Halt immer so, dass er mir ins Gesicht blies. Immerhin schwächte der Wind während des Regens merklich ab).
Was gab's sonst noch? Viele nette Leute, wenige Reiseradler (nur auf der E45 (seit diesem Jahr hat die 45 ein "E"), in der Nähe von Östersund, in Luleå und Kemi - und gleich auf dem allerersten Kilometer in Årnes), einige lange im Bau befindliche Abschnitte, wo die Straße oft kilometerlang mit grobem Schotter zugedeckt war, unzählige Wohnmobile auf den Straßen, aber auch viele herrlich ruhige Straßen, wo man fast vergisst, dass es Autos auf dieser Welt gibt. (Ja, ich bin auch mal ein Stück auf der so oft empfohlenen 45 gefahren, ab Östersund, und ich muss sagen, meine Begeisterung für diese Straße hält sich doch sehr in Grenzen - öde und relativ viel Verkehr. War aber nur von Östersund bis Hammerdal.)
Übernachtungen unterwegs alle sechs Nächte im Zelt, fünfmal wild (zweimal Sportplatz, einmal Lagerstelle, einmal See, einmal vor leerstehendem Haus) und einmal auf einem Campingplatz. In Luleå vier Nächte in der Jugendherberge (davon die erste auch "wild", ging nicht anders
).
Grüßen konnte ich, wie beauftragt
, die Fram im Vorbeifahren von der Fähre aus, zwei Elche (damit hat sich, nach vielen tausend Kilometern auf Skandinaviens Straßen, innerhalb von wenigen Kilometern die Zahl meiner Elchsichtungen verdoppelt) und viiiiiiiiiiiiiiiiele Rentiere (die konnte ich nicht alle einzeln grüßen
). Mücken gab's leider auch reichlich, und in den höheren Lagen richtig lästige Riesenbremsen. An den Straßen Unmengen von verschiedensten Blumen, insbesondere die Meere von Lupinen haben mich von Anfang bis Ende begleitet.
Ja, schön war's, trotz Regen und Kälte am Schluss.
Und weil ich so schnell war, habe ich noch eine Woche Urlaub daheim
(naja, schon wieder teilweise rum).