Hallo,
ich überlege mir gerade ob ich mir ein neues Rennrad kaufe und das gleich als (Langstrecken-) Randonneurrad ausrüsten lasse. Nachdem hier auch manche Leute ein Rennrad und ein Reiserad besitzen ist sicher die Problematik hinlänglich bekannt, daß die Standardrennräder viel zu lange Übersetzungen haben und viel zu tiefe Lenker. Ich dachte an die gewichtsparende Ausstattung mit einer Kompaktkurbel und dafür hinten einen Langen Umwerfer mit mindestens 12-27 Kassette. Um aber in den Alpen als Durschnittstreter stundenlang eine knieschonende Trittfrequenz von mind. 75-85 zu halten, wären sogar größere Ritzel besser.

Frage:

1.Laut Katalog schafft der lange Umwerferarm nur max 37 Zähne. Das wäre mit einer 12-27 Kassette mit Kompaktkurbel schon erreicht.Gibt es die Möglichkeit MTB -Teile am Rennrad zu verbauen, um eine noch längere Kassette zu verwenden? Kann die mit STI noch schalten?Ist es evtl ratsam der Einfachheit halber gleich beim dreifach-Zahnkranz zu bleiben?

2. Kurbellänge: Ist die Wahl von der Beinlänge abhängig? Es verändert sich ja der zurückgelegte Kurbelumfang , aber auch die Hebelkraft? Habt Ihr dazu eine Meinung?

Hallo Wolfi, eigentlich doch dein Spezialgebiet, wenn ich Dein RR anschaue. Würde mich über eine Antwort sehr freuen.
Gruß
Wilfried

Servus Wilfried,

ich bin ja auch grad am Aufbau einer Promenadenmischung von Rennrad und Randonneur, und ich habe ein etwas spleeniges Feierabendhobby: Ritzeln.

Dafür habe ich mir auch ein schönes "Programm" erstellt, ein mächtiges Excelfile. Nachdem ich bei der MTB-Übersetzung reingefallen bin (ich glaubte den Leuten, daß 22:34 gaaanz sicher reicht) überlegte ich mir lange, was ich genau vorhabe und brauche.
Dabei sind Bergmarathons und LuFF-Reisen im Gebirge. Und ich weiß, daß ich, wenn ich nicht alles im Wiegetritt stampfen will, im Sitzen am Berg eine eher höhere Trittfrequenz brauche als im Flachen, so um die 90..95. Jetzt gibts doch viele Pässe mit 10..12% und schwankende Form. Ich kam so auf eine Kettenblattabstufung von 46-34-20 mit Kassetten von 11..21 bis 12..34 je nach Bedarf.

Also mit dem alten MTB-compact-Lochkreis 94-58 (110-58 gibts leider nicht, wäre ideal). Als Rennradkurbel gibts das nur von TA, die Carmina. Schaut ganz brauchbar aus - Dogfish ist in die richtig verliebt - ist aber teuer. Aber: Wenn Du gerne bei zwei Kettenblättern bleiben willst, bietet die eine sehr schöne Möglichkeit (aber wohl nur für 9-fach) mit dem entsprechenden LK94 Stern für 2-fach: da kannst Du zB 46-29 montieren!

Nach meinem Wissen kannst Du hinten auch ein MTB-Schaltwerk verwenden, ich tue das (ich brauche die 45 Zähne Kapazität). Dies gilt nicht für den Umwerfer: wenn Du STI oder Ergopower benutzt, mußt Du auch einen RR-Umwerfer verwenden.

Bei mir (Schritt 93cm) hat sich am MTB eine 175mm Kurbel gut bewährt. Ist aber sicher bei jedem ein bißchen anders. Je kürzer, desto schneller tritt man.

ciao Christian

Ich kenn die Problematik zur Genüge und werde wohl deswegen bei der dreifach Kurbel bleiben.
48 brauch ich als Minimum nach oben, besser wäre 50, aber gut.
Für gaaanz steile Dinger ( so 18 % und mehr) brauch ich
24 / 32, für den Durchschnittsalpenpaß genügte auch 24 / 27.
Was tun sprach Lenin!
Ich habe mich entschieden und verwende am Randonneur, da ich sehr oft in den Alpen radle 48 / 36 /24 mit der Kassette 12/27.
Wenn absehbar sehr steile Anstiege anstehen, werde ich in Zukunft eine 12 / 32 Kassette montieren. Der letzte Anstieg zum Pragel mit 24 / 27 war einfach hart.

Wenn ich noch älter und lahmer werde kommt noch das 34er Ritzel dazu!

Resignierend

Theodor

Hallo,

die Kapazität des hinteren Schaltwerkes würde ich nicht so ernst nehmen. Erstens spricht wenn es sein muss nichts gegen die Verwendung eines MTB-Schaltwerkes, zweitens kann man die Kapazität auch überschreiten, muss dann aber eventuell ein paar Kompromisse mit der Länge der Kette eingehen. Mit Kompaktkurbeln hab ich keine Erfahrung, aber bei dreifach sieht es dann so aus, dass die Kette entweder lang genug für groß-groß ist und bei klein-kleiner als 3./4. Ritzel gehörig schlabbert oder dass sie für groß-groß etwas kurz ist, was zu Kettenklemmern führen kann, wenn mans denn aus Versehen doch schaltet. Das würde ich aber nur machen, wenns denn sein muss, sprich wenn auch die Kapazität eines MTB-Schaltwerkes nicht mehr langt. In deinem Fall sollte es aber mit einem MTB-Schaltwerk klappen (tut es zumindest bei uns allerdings mit 3fach 52-42-30, 12-27, einem XTR-Schaltwerk, einem Ultegra-Umwerfer und Ultegra-STI-Schalthebeln, Reserven für größere Ritzel sind auch noch vorhanden)


Martina

Aus der Praxis:
Alte 110-er MTB- Kurbel. Großes Blatt 50, kleines 34. Vorne mit altem MTB-Dreifachwerfer geschaltet, hinten mit einem langen RSX. Kassette: 14-32. Alle Gänge können gefahren werden. Früher hatte ich eine 52-36 Kombination auf einer Stronglight 100lx. Hinten 13-28. Mit kurzem Suntour Ax Schaltwerk ging klein-klein nicht, da die Kette nicht genug gespannt war. Der Rest ging.
Nur Mut!
Michael

Hallo,

bevor ich auch noch meinen Kommentar zu diesem Thema abgebe, hätte ich gerne gewußt worin der Unterschied liegen soll zwischen einer Kompaktkurbel und einer 2-oder 3-fach-Kettenblattgarnitur oder wird der Begriff Kompaktkurbel als synonym für Kettenblattgarnitur verwendet?

Bernd

Kompaktkurbeln nennen Rennradler Kurbeln mit dem alten MTB-Lochkreis 110mm und zwei Kettenblättern, wodurch das kleine Kettenblatt kleiner als 38 werden kann (Kettenblätter groß meist 50 und klein 36, 34 oder 33)

Gruß Christian

MTB-Umwerfer lassen sich mit Lenkerendschaltern sehr schön schalten. Zudem spart man sich die sauteuren STIs ein, die ich eh nicht mag.

Danke euch für die vielen Antworten. Das Fachchinesisch muß ich mir dann mal in Ruhe vergegenwärtigen und entsprechende Fragen an den Händler meines Vertrauens (habe ich eigentlich gar nicht)stellen.Selbst schrauben will ich das eh nicht.
Gruß
Wilfried

Folgende Kombination funzt auf meinen neuen Langstreckenreiserennrad problemlos : Ultegra STI - Ultegra-Umwerfer (3-fach), XT Hollowtechkurbel mit 50/38/28 Gebhardt-Kettenblättern, XTR-Umwerfer mit mittellangem Käfig, Zahnkranz 12-23.

Wegen der kleineren Abstufung hinten habe ich einer 3-fach Kurbel gegenüber der Kompaktkurbel den Vorzug gegeben.
Und wegen einer bequemeren Sitzposition habe ich den (Ritchey)Vorbau andersrum (leicht aufsteigend) montiert - damit ist die Haltung etwas bequemer als am RR.

Wenn du nicht selbst schrauben willst, würde ich mich mit solchen Sonderwünschen aber nur an einen wirklich guten Fachhändler wenden der auch Erfahrung mit ausgefallenen Kombinationen bzw. Lösungen hat. Verrate uns dann, was dann letzendlich draus geworden ist ! Gute Fahrt wünscht Gerold