ist zwar schon ein Zeiterl her unsere erste Radreise mit Packtaschen, aber vielleicht ist für den ein oder anderen doch auch ein interessanter Tipp dabei. Wir denken jedenfalls sehr gerne an die Tour zurück und möchten heuer wieder ein paar Tage nach Kroatien fahren.
So ging es uns jedenfalls im Oktober 2012 auf unserer 12-tägigen Fahrt von zu Hause (Perchtoldsdorf/Niederösterreich) nach Montenegro:
1.290km, 11.000 Höhenmeter und 66 Std. im Sattel waren wir unterwegs von unserem Zuhause in Perchtoldsdorf durch die Steiermark, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina bis Montenegro.
12 eindrucksvolle Etappen über einsame Weinhügel, durch mystische Wälder sowie entlang der prachtvollen kroatischen Küste vorbei an märchenhaften Städten, türkisfarbenen Buchten und bunten Häfen.
50% Sonne – 50% Wolken und einige Stunden Starkregen inkl. Gewitter gestalteten unsere Reise zusätzlich kontrastreich und spannend. In Erinnerung haben wir eine Menge wunderbarer Momente, Begegnungen und Erfahrungen, die das gesamte Projekt Perchtoldsdorf – Kotor für uns überaus lohnenswert machten.
Die ersten 5 Etappen bis an die kroatische Grenze war unsere Reise extrem abwechslungsreich, spannend und goßteils einsam. Danach glänzte zwar die Küstenlandschaft mit einigen hochkarätigen Highlights – der allgegenwärtige Touristen-Flair, schier genervte Einheimische und selten das Gefühl willkommen zu sein, trübten allerdings etwas die Gesamtnote.
Wahrscheinlich geht es Reisenden im April/Mai hier besser, da der Unmut vieler Tourismus-Dienstleister im Lauf der Hauptsaison bekanntlich steigt.
Hinsichtlich Landschaft und Kulinarik stellte sich bei uns nach 2-3 Tagen an der Küste auch eine gewisse Übersättigung ein. Selbst die türkisesten Buchten und die malerischsten Ortschaften faszinierten uns am Ende nicht mehr so sehr wie zu Beginn. 6-7 Std. täglich im Sattel bringen eine ungeheure Flut an Eindrücken und Ausblicken, die am Ende des Tages im Gedächtnis oft verschwimmen.
Kulinarisch war es am Ende schwierig, abseits von Fastfood-Buden (mit deren Überangebot an Pizza und Fleisch/Fisch mit Pommes) halbwegs was “Gscheites” zum Beißen zu bekommen, vor allem wenn man sich vegetarisch ernähren möchte. Je südlicher wir fuhren, desto höher wurde der Prozentsatz an Pizza und Blätterteig. In Bar stand schlußendlich an 20 von 20 Restaurants groß und fett das Schild “Pizzeria” und in den Pekaras und Supermärkten gab es keine Kuchen mehr – nur noch Blätterteig.
Von uns dennoch ein klares “Daumen hoch” für die gesamte Reise, deren Highlights wir hier nochmals kurz listen möchten:
Unterkunft/Bewirtung/Morgenstimmung im Hotel Berghof/Hartberg
ab Slowenien: Café-Preise; Bäckerei/Pekar(n)a quasi an jeder Ecke
einsamste Weinstraßen am Weg nach Novo Mesto
Märchen-Route nach Ogulin
Bergstraße und Überfahrt zur kroatischen Küste
Karlovačko Grapefruit-Radler
Salbei- und Thymianbüsche ab der Küste soweit das Auge reicht
weiße Fels-Inseln von Senj bis Pag
Oliven- und Granatapfelbäume von Zadar bis Montenegro
allgegenwärtig: die faszinierende Bergkulisse im kroatischen Hinterland
Altstadt von Šibenik
Primošten (märchenhafter Küstenort)
Abendstimmung in Split
türkise Buchten und glasklares Meer zwischen Split und Dubrovnik
Baćina-Seen nahe Ploce/Opuzen
Mandarinen-Plantagen bei Opuzen
Altstadt von Dubrovnik
bei besserem Wetter bestimmt: die Ehrenrunde in der Boka kotorska (Bucht von Kotor)
Kotor bei Nacht
Unsere Etappen:1. Etappe: Perchtoldsdorf – Hartberg (126.5km – 1.215hm)
2. Etappe: Hartberg – Maribor (128.4km – 1030hm)
3. Etappe: Maribor – Sevnica (108.3km – 570hm)
4. Etappe: Sevnica – Ogulin (132km – 1.425hm)
5. Etappe: Ogulin – Senj (92km – 1.200hm)
6. Etappe: Senj – Pag – Ražanac (117.5km – 1.320hm)
7. Etappe: Ražanac – Šibenik (109.5km – 665hm)
8. Etappe: Šibenik – Split (89.9km – 510hm)
9. Etappe: Split – Opuzen (132.6km – 1.085hm)
10. Etappe: Opuzen – Dubrovnik (88.1km – 800hm)
11. Etappe: Dubrovnik – Kotor (91.9km – 650hm)
12. Etappe: Kotor – Bar (66.1km – 850hm)
Detaillierte Reisebreichte der einzelnen Etappen inkl.
GPS-Files haben wir auf
http://www.love2.bike/perchtoldsdorf-kotor-mit-dem-rad-nach-montenegro/ online.
HEIMREISE:
Das Thema Heimreise gestaltete sich schon im Vorfeld gar nicht so einfach. Flughäfen gibt es zwar in Dubrovnik, Tivat und Podgorica … neben den recht hohen Kosten stellte sich uns jedoch auch die Frage nach dem Bike-Transport. Ob es irgendwo Kartons gäbe, in denen man die Bikes halbwegs flugtauglich packen kann? Koffer oder Kartons vorab per Post irgendwo hin zu schicken, erschien uns auch schwierig, da wir ja vorab nicht 100% wussten, bis wohin wir kommen werden.
Mietwagen von Kroatien (Dubrovnik) nach Wien (Retourgabe) wäre prinzipiell möglich, aber mit ca. EUR 450,- exkl. Sprit und Autobahngebühren die teuerste Variante.
Blieben noch Bahn und Bus. Als nächsten Bahnhof von Kotor recherchierten wir Bar in Montenegro. Über die historische Besonderheit der Bahnstrecke Bar-Belgrad gibt es eine eigene Wikipedia-Seite, die auf uns mehr faszinierend als abschreckend wirkte. Also entschieden wir uns für die Rückreise via Zug von Bar nach Belgrad und von dort weiter
mit dem Bus nach Wien.
Über diese durchaus abenteuerliche Rückreise könnte man wahrscheinlich einen extra ausführlichen Bericht schreiben … an dieser Stelle wollen wir aber jetzt nur ein paar Fakten und Gedanken listen:
- Zug fährt ab 9.00 Uhr morgens in Bar.
- Ca. 11 Stunden Fahrtzeit für 476km durch Montenegro, Bosnien und Serbien
- 254 Tunnel, 435 Brücken. Höchster Punkt: 1.032m
- Kosten der Bahnfahrt Bar – Belgrad EUR 24,- inkl. Sitzplatzreservierung p.P.
- Zusätzlich EUR 4,- pro Bike in Montenegro vom Schaffner eingehoben. Zusätzlich EUR 1,- pro Bike vom serbischen Schaffner kassiert.
- Die Bike-Mitnahme dürfte grundsätzlich eine Grauzone sein – an sich OK, aber es gibt nirgends einen eigenen Platz für Räder zum Abstellen. In Plastik verpackt auf den Nebensitzen gab es bei jeder Grenzkontrolle einen Nervenkitzel bei den Diskussionen mit Zöllnern und Bahnpersonal. Der Montenegrinische Zöllner hätte gerne eine Rechnung gesehen, da er die verpackten Bikes für neu und/oder gestohlen hielt. Erst nach langem hin und her und mehrmaligem Verweis auf Gebrauchspuren/Schmutz unter der Plastikfolie kam ein resches OK und ein anschließend fast freundliches “First time in Montenegro? … You liked it? …” Was soll man da sagen …
- Absolut sehenswert ist v.a. die Fahrt durch den Skadar Lake National Park und das Bergland Montenegros hinter Podgorica.
- Unvergesslich auch die strengen Passkontrollen an jeder Grenze …
- Kurz nach 20.00 Uhr endlich in Belgrad. Über booking.com am Vortag ein Hostel in Bahnhofsnähe gebucht (Central Station Hostel – Tipp! – EUR 15,- p.P.).
- Geld abheben (Dinar), top Essen (Empfehlung vom Hostel) in Kneipe ca. 300m Fußmarsch; wir lassen uns auch gleich Polenta- und Bohnengerichte für den nächsten Tag in Plastikgeschirr mitgeben, da wir schön langsam kein Weißbrot und schon gar keinen Blätterteig mehr sehen können.
- Nächster morgen Frühstück in 0-24h Pekara
- Busbahnhof (ca. EUR 1,5 “Eintritt” p.P.!) gleich neben Hauptbahnhof
- Kosten für Busfahrt Belgrad – Wien p.P. EUR 40,- (vorab recherchiert via Eurolines). Zusätzlich EUR 1,- pro Gepäck (egal ob verpacktes Bike oder kleine Tasche). Radmitnahme (unverpackt) laut Telefonauskunft nicht möglich.
- Bus-Abfahrt 8.00 Freitag morgen
- Veranstalter der Reise sehr nett und sympathisch. Ticketkauf im Bus (Vorreservierung sehr empfehlenswert. Wir hatten nicht reserviert und extrem Glück, da gerade noch 2 Plätze frei sind.)
- Elendslange Grenzkontrollen Serbien – Ungarn (EU-Einreise!). Grenzbeamtin schaut Peter 5x in die Augen – in den Pass – in die Augen in den Pass … Drogenhunde schnüffeln so ziemlich alles im und um den Bus ab …
- großes Aufatmen in Ungarn und nach 10h Fahrt in Wien Erdberg angekommen zu sein
- Mit U- und Schnellbahn weiter nach Liesing
- Auto holen und alle Sachen in den Kofferraum
- Billa-Einkauf – Balsam für die Seele war das “Ich wünsch Ihnen ein schönes Wochenende” an der Kassa.
- Heim nach Perchtoldsdorf