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#1472358 - 06/15/21 11:41 AM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: Toxxi]
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Ich schlug vor, sie könnten sich mal den Pont du Gard ansehen. Davon hatten sie noch nie gehört. Davon hatte ich bis eben auch nicht nichts gehort... Das muss dir nicht peinlich sein. Ich glaub, ich würde den auch nicht kennen, wenn er nicht zu den Sehenswürdigkeiten gehören würde, die gefühlt in jedem Französisch-Lehrbuch abgebildet sind.
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#1472363 - 06/15/21 12:20 PM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: Martina]
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Ich schlug vor, sie könnten sich mal den Pont du Gard ansehen. Davon hatten sie noch nie gehört. Davon hatte ich bis eben auch nicht nichts gehort... Das muss dir nicht peinlich sein. Ich glaub, ich würde den auch nicht kennen, wenn er nicht zu den Sehenswürdigkeiten gehören würde, die gefühlt in jedem Französisch-Lehrbuch abgebildet sind. So ist es. Wenn ich mir überlege, welche Sehenswürdigkeiten mir für Korea einfallen würden, käme da ... nichts. Keine Ahnung. Und, um in der Region zu bleiben, China. Auf Anhieb die große Mauer und die verbotene Stadt. Aus Frankreich dürften Eiffelturm und Mont Saint-Michel am bekanntesten sein - ist jetzt eine Vermutung aus dem Bauch raus. Schon Notre Dame dürfte für Menschen aus anderen Kulturkreisen schwer von anderen Kathedralen zu unterscheiden sein. Wobei ich fürchte, dass die meistbesuchte "Sehenswürdigkeit" Frankreichs Disneyland ist. Der Punkt, auf den axurit in meinem Verständnis hinauswill, ist aber ein anderer. Wie bereitet man sich auf eine Reise vor. Wenn ich in Korea eine Radreise machen wollte, dann würde ich wahrscheinlich schon ein paar Sehenswürdigkeiten zusammenbekommen. Und wenn Toxxi den Süden Frankreichs als Ziel aussuchen würde, stünden die Chancen auch recht gut, dass er irgendwann auch was vom Pont du Gard hört. Dass man eine Radreise von Barcelona nach München plant und nichtmal weiß, dass es möglicherweise im Mai netter ist als im November, befremdet mich schon auch. Und ehrlich, ich kann das auch nicht so ganz verstehen. Dass man Pont du Gard nicht kennt, das wundert mich zwar auch, aber das aus meiner Perspektive. Wenn ich mich mal versuche rauszunehmen, dann ist es ja relativ egal, ob man die Allianz-Arena oder Schloss Nymphenburg anschauen will. Unterschiedliche Interessen halt. Aber wie gesagt, sich bei einer Reise, die man in weiten Teilen im Freien verbringt, keine Gedanken um das Wetter zu machen, da tue ich mich schwer
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#1472368 - 06/15/21 02:23 PM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: Holger]
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Aber wie gesagt, sich bei einer Reise, die man in weiten Teilen im Freien verbringt, keine Gedanken um das Wetter zu machen, da tue ich mich schwer Definitiv.
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#1472375 - 06/15/21 04:07 PM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: Holger]
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Ich finde, es gibt nicht nur quantitative Unterschiede, sondern aus qualitative. Will sagen: natürlich braucht nicht jedermann die veloträumerische Kenntnistiefe aufzuweisen. Es tut auch ein Informationsstand, der dürftiger ist. Zumindest vorab. Ich fände es aber unpassend, wenn jemand dermaßen uninformiert ist, wie das von Indalo geschildert wird. Also aus dem Eigeninteresse des Radreisenden skandalös. Dann lieber die von LudgerP erwähnte Gezeitendusche der Ehefrau. Soviel zur quantitativen Bemessung. Qualitatives nogo ist für mich aber, wenn auch noch die Jahreszeiten und deren Bedingungen fehlen. Das ist dann nicht mehr Radreise- oder Reisebildung, sondern Allgemeinbildung, die da fehlt. Und dann stellt sich für mich die Frage nach der Lebenstauglichkeit außerhalb der gewohnten eigenen 4 Wände. Es braucht keinerlei Informationstiefe, um zu vermeiden, in Flipflops das Matterhorn besteigen zu wollen, nur primitivste Lebenspraxis. Jemanden, dem diese fehlt, korrigiert eben das Leben dann. So oder anders.
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Edited by iassu (06/15/21 04:14 PM) |
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#1472377 - 06/15/21 04:47 PM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: iassu]
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Ich fände es aber unpassend, wenn jemand dermaßen uninformiert ist, wie das von Indalo geschildert wird. Also aus dem Eigeninteresse des Radreisenden skandalös. Ehrlich gesagt, ging es mir auch schon mal so. Ich wollte 2010 nach Usedom radeln und 2011 nach Rostock in der naiven Vorstellung einfach nur den Radwegweisern Berlin-Usedom oder Berin-Kopenhagen folgen zu müssen... Unterwegs hatte ich oft keinen Plan, wo ich überhaupt bin. Wenn ich in einen Ort kam, dann irgendwie von der Seite ohne Orteingangsschild, so dass ich nicht mal wusste, wie das Nest heißt. Wenn es ein Lokal mit aushängender Speisekarte gab, dann konnte ich immerhin die Adresse mit Ortnamen dort lesen. Wenn ich mal einen Wegweiser übersah (einige waren sehr gut getarnt), dann hatte ich kaum einen Plan, wie ich jetzt weiter fahren muss. Zum Glück hatte ich jeweils eine Landkarte dabei. Das war mir eine Lehre. Heute schaue ich vorher viel intensiver auf die Karte, sowohl auf Papiertkarten für den Überblick als auch auf elektronische Karten für die Feinplanung.
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#1472378 - 06/15/21 04:48 PM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: Toxxi]
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Ich wollte 2010 nach Usedom radeln und 2011 nach Rostock in der naiven Vorstellung einfach nur den Radwegweisern Berlin-Usedom oder Berin-Kopenhagen folgen zu müssen... Da fällt mir noch ein passender Vergleich ein: Einfach nur den Radwegweisern zu folgen ist faktisch das gleiche, wie einer Linie auf dem Navi zu folgen. Offenbar ist der engstirnige Blick doch unabhängig von analoger oder digitaler Navigation.
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#1472380 - 06/15/21 05:13 PM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: Toxxi]
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Ich fände es aber unpassend, wenn jemand dermaßen uninformiert ist, wie das von Indalo geschildert wird. Also aus dem Eigeninteresse des Radreisenden skandalös. Ehrlich gesagt, ging es mir auch schon mal so. Und doch nehme ich zu deinen Gunsten an, daß du abends gewußt hättest, ob du über Tag über einen Paß oder am Meer entlang oder über eine Grenze gefahren bist....
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...in diesem Sinne. Andreas |
Edited by iassu (06/15/21 05:14 PM) |
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#1472405 - 06/16/21 04:39 AM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: Holger]
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Der Punkt, auf den axurit in meinem Verständnis hinauswill, Wenn ich auf etwas hinaus wollte, dann darauf, dass die Reiseweise des von Indalo beschriebenen Radfahrers gar nicht so selten anzutreffen ist , und dass diese Leute auf ihre Façon ihr Glück im Radreisen finden. Viele Balkan-Vorderasien-Hindukusch-Radler sind da auch nicht viel anders.
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#1472410 - 06/16/21 05:52 AM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: Axurit]
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Natürlich!
In der Zeit vor dem Internet (Gott, wie alt bin ich schon?) sind die meisten der wenigen Tourenfahrer ziemlich ahnungslos ins Blaue gefahren. Für Griechenland hatte ich eine zerfledderte Karte, die ich von meinem Vater geschenkt bekommen hatte, dazu eine Reihe Aussagen diverser Reiseerfahrener, dass "man in Griechenland, wenn man im Sommer radelt, gleich gegrillt und tot vom Radl fällt) (sehr hilfreich, wenn der Sommer die einzige Zeit ist, in der man weg kann), das war es dann schon ziemlich. Ach ja, mir wurde erklärt, dass Radeln in Griechenland mit dem Rennradl, dem einzigen tourentauglichen Radl, das ich hatte, völlig unmöglich sein. Auch der Hinweis, dass ich verrückt werden würde, wenn ich einen Monat alleine radeln wollte, hat nicht gefehlt.
Da sind Leutchen, die ahnungslos ins Abenteuer, eher ins Abenteuerchen stolpern, kein Problem für mich. Lassen wir sie doch! Ich habe in der Slowakei ein Paar getroffen, die mit weitgehend fertig kompostierten Rädern (u.A. mit notdürftig geschweißtem Rahmenbruch, der durch massivste Rostschäden entstanden ist), ohne Navi und ohne jeder Papierkarte nach Asien unterwegs waren, ich glaube, nach Indien. Geld hatten sie natürlich auch keines. Meins wäre das nicht, war es auch nie, aber wenn es sie freut, soll es mir recht sein!
lg! georg
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#1472416 - 06/16/21 06:18 AM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: Toxxi]
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Einfach nur den Radwegweisern zu folgen ist faktisch das gleiche, wie einer Linie auf dem Navi zu folgen. Offenbar ist der engstirnige Blick doch unabhängig von analoger oder digitaler Navigation. Hat schon was... Obwohl ich mir das Leben ohne Internet und Smartphone kaum vorstellen könnte und auch nicht mehr möchte... bevorzuge ich unterwegs doch das Papier, auch wenn ich mich zugegebener Maßen gern von den Wegweisern leiten lasse. Planen tue ich Reisen zunächst am PC - möglichst mit Unterstützung einer guten Karte. Denn ich habe zumindest noch ekin digitales Tool gefunden, wo ich gut erkennen kann, ob da nun ein guter Radweg oder nur ein Trampelpfad vorhanden ist. Ich erstelle mit mit Caminaro Tracks, die ich aufs Smartphone lade um unterwegs nicht plötzlich lost zu sein. Wo ich tatsächlich langfahre entscheide ich vor Ort spontan nach Wegweisung, Karte oder GPS. Tagestouren insbesondere in der näheren Umgebung fahre ich einfach so mit einer gesunden Mischung aus Erfahrung und Neugier und mit einer groben Idee im Kopf, wo es lang gehen könnte, sowie mit möglichst einer Karte und dem Smartphone in der Tasche, um bei Bedarf auf fundierte Informationen zurückzugreifen. Wenn ich aber so im Internet Postings lese, dann scheint mir, dass man ohne Komoot gar nicht mehr radfahren kann...
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Edited by olafs-traveltip (06/16/21 06:24 AM) |
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#1472431 - 06/16/21 07:48 AM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: irg]
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[…]Da sind Leutchen, die ahnungslos ins Abenteuer, eher ins Abenteuerchen stolpern, kein Problem für mich. Lassen wir sie doch![…] Also, ich lasse sie ja. Es war nicht so gemeint, dass ihnen das verbieten möchte. Ich verstehe halt manches nicht. Ich verstehe, wenn sich jemand nicht für gotische Kathedralen interessiert und statt dessen Fußbellstadien anschauen will. Und umgekehrt. Ich verstehe, wenn jemand lieber bei McDonald's ist, weil's am einfachsten ist. Ich verstehe, wenn jemand sich nicht für die Geschichte der Region interessiert, durch die er fährt. Ich verstehe, wenn jemand keine Ahnung von der Vegetation dort hat. Was ich nicht verstehe, das ist, wenn man derzeit - es ist nunmal jetzt viel einfacher als in Prä-Internet-Zeiten, sich zu informieren - nicht einmal Mindestinformationen vorher einholt, die einen vor sehr unangenehmen bis gefährlichen Erfahrungen warnen könnten. Also, RAdreisen im November in Mitteleuropa beispielsweise. Radreisen in Regionen mit bewaffneten Konflikten. Das verstehe ich dann nicht mehr.
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#1472436 - 06/16/21 09:16 AM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: irg]
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Da sind Leutchen, die ahnungslos ins Abenteuer, eher ins Abenteuerchen stolpern, kein Problem für mich. Lassen wir sie doch! Nunja, ganz ehrlich: wenn ich feststelle, daß ich früher den gleichen Unsinn gemacht habe, wird das dadurch ja nicht Weisheit, sondern bleibt eben Unsinn. Ich wäre in keiner in Frage kommenden Altersstufe dermaßen gedankenlos und uninformiert, will sagen desinteressiert, losgefahren. Da beißt sich für mich das Krokodil in den Schwanz. Wenn jemand dermaßen erkennbar keinerlei Interesse für irgendetwas hat, was ihn erwartet: wieso fährt er dann dorthin? Ich habe da eben wieder den Tunnelblickreisenden vor Augen, den Indalo geschildert hat. Und ich glaube, auf diesem Niveau bist auch du damals nicht nach GR gefahren.
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#1472488 - 06/17/21 05:01 AM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: Holger]
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... Radreisen in Regionen mit bewaffneten Konflikten. Das bezieht sich jetzt aber nicht auf die Allianz-Arena oder?
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#1472492 - 06/17/21 05:26 AM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: LudgerP]
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... Radreisen in Regionen mit bewaffneten Konflikten. Das bezieht sich jetzt aber nicht auf die Allianz-Arena oder? Nein, ich dachte eher an das Oktoberfest
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#1472494 - 06/17/21 05:52 AM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: iassu]
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Da sind Leutchen, die ahnungslos ins Abenteuer, eher ins Abenteuerchen stolpern, kein Problem für mich. Lassen wir sie doch! Nunja, ganz ehrlich: wenn ich feststelle, daß ich früher den gleichen Unsinn gemacht habe, wird das dadurch ja nicht Weisheit, sondern bleibt eben Unsinn. Ich wäre in keiner in Frage kommenden Altersstufe dermaßen gedankenlos und uninformiert, will sagen desinteressiert, losgefahren. Da beißt sich für mich das Krokodil in den Schwanz. Wenn jemand dermaßen erkennbar keinerlei Interesse für irgendetwas hat, was ihn erwartet: wieso fährt er dann dorthin? Ich habe da eben wieder den Tunnelblickreisenden vor Augen, den Indalo geschildert hat. Und ich glaube, auf diesem Niveau bist auch du damals nicht nach GR gefahren. Klar, hätte ich die Möglichkeiten von heute gehabt, hätte ich sie genützt! Dermaßen gedankenlos los zu fahren ist für mich seltsam: Ich wusste über die bereisten Länder und die Leute, die dort wohnen, sehr, sehr wenig. Das hat mich neugierig gemacht. Mit offenen Augen, Ohren und Nasenlöchern zu reisen ist mir nach wie vor wichtig. Vielleicht hat meine Ahnungslosigkeit die Chance mit sich gebracht, anderes zu entdecken als die anderen vor mir. Auch Kleines zu entdecken kann interessant und berührend sein, wie z.B. die vielen kleinen Marterln auf den griechischen Feldern und an den Straßenrändern, die ich 1984 sehen konnte, mit einem mehr oder weniger billigen Heiligenbild drin und einer Ampel mit "ewigem Licht", daneben einer dreckigen, alten Bierflasche mit dem selbstgepressten Olivenöl für die Lampe. Auch wenn ich für damals relativ lange Tagesetappen gefahren bin, die Eindrücke wahr zu nehmen war für mich immer wichtig. Dafür bin ich ja geradelt! Heute noch fehlt mir beim Familienurlaub mit Auto und Mini-Wohnwagen, dass ich die Nase nur zu Fuß oder auf Radausflügen wirklich ins Land stecken kann. Stumpfsinniges Kilometerschrubben mag manche freuen, ich kann damit gar nichts anfangen. Etwas ist mir aus dieser frühen Radreisezeit geblieben: Ich bereite mich zwar weit besser vor als früher, "alles" will ich davor immer noch nicht wissen. Manches will erfahren im wörtlichen Sinn werden, um erfahren zu werden. lg! georg
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#1472499 - 06/17/21 07:18 AM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: irg]
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. . . Das"alles" will ich davor immer noch nicht wissen. Manches will erfahren im wörtlichen Sinn werden, um erfahren zu werden. ich sehe und handhabe das so ähnlich. Bei "allzu viel" Vorbereitung könnte sich eine Reise leicht in Richtung "Abarbeiten, Abhaken" einer to-do-Liste entwickeln. Und wäre es wirklich erwähnenswert, die eine oder andere der vermeintlichen "Must See Attraktionen" nur um ein paar Kilometer verpasst zu haben, aber dafür einige andere nette Dinge, Orte, Menschen gesehen oder getroffen zu haben?
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#1472500 - 06/17/21 07:23 AM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: irg]
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[…]Ich bereite mich zwar weit besser vor als früher, "alles" will ich davor immer noch nicht wissen. […] Ich glaube, das geht auch gar nicht. Selbst wenn man minutiös vorplant, die gesamte Strecke auf Google-Earth abfährt, jedes Hotel und jedes Restaurant vorbestellt - die Kakerlake unter dem Bett erlebt man erst vor Ort Im Ernst: Egal, wie viele Fotos, Videos und Dokumentationen man über Notre Dame gesehen hat - der Eindruck ist ein ganz anderer, wenn man davor oder darin steht. Ich denke, Goethe hat recht mit seinem "Man erblickt nur, was man schon weiß und versteht". Man stelle sich einen Menschen aus dem Mittelalter vor, der in der Jetzzeit in Tokyo aufwacht. Er wird nichts, gar nichts irgendwie einordnen können. Ich denke, die Extreme "alles wissen" und "gar nichts wissen" sind unmöglich.
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#1472514 - 06/17/21 09:19 AM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: iassu]
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Ich wäre in keiner in Frage kommenden Altersstufe dermaßen gedankenlos und uninformiert, will sagen desinteressiert, losgefahren. Da beißt sich für mich das Krokodil in den Schwanz. Wenn jemand dermaßen erkennbar keinerlei Interesse für irgendetwas hat, was ihn erwartet: wieso fährt er dann dorthin? Kommt drauf an... Als ich das erste mal durch Italien fuhr, war ich völlig baff, dass man nur dann etwas zu essen bekommt, wenn der Koch Bock hat, aber nicht, wenn man Hunger hat. Also weder um 14 Uhr noch um 18 Uhr. Sondern entweder zwischen 11 und 12 Uhr und nach 19 Uhr. Das hat mich völlig kalt erwischt, mit so etwas hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Und habe es erst nach einer Woche wirklich verstanden. Dachte immer, ich habe einfach nur Pech. Das hat mir die Freude am Urlaub (neben dem Regenwetter in der Toskana) doch ein wenig getrübt. Klar hätte man sowas vorher rausfinden können. Aber dazu muss man überhaupt erst mal ahnen, dass das ein Problem sein könnte. Dort, wo ich sonst unterwegs war, gabs das Problem nämlich so nicht (eher so, dass die Küche um 20 Uhr zumacht). Irgendwo hört auch die Recherche mal auf. Für mich selbstverständliche Kleinigkeiten (so wie, dass ich etwas zu Essen bekomme, wenn ich Hunger habe) recherchierte ich damals nicht. Sowas ist mir später (genauer vor 2 Jahren) noch mal passiert. Da bin ich im Elsass fast verdurstet, weil über Mittag wirklich ALLE Läden zu hatten, selbst die großen Supermärkte. Das ist wirklich steinzeitlich... Ja, wenn ich das geahnt hätte, hätte ich vorgesorgt. Aber wer rechnet denn mit sowas?
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#1472515 - 06/17/21 09:21 AM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: Holger]
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Man stelle sich einen Menschen aus dem Mittelalter vor, der in der Jetzzeit in Tokyo aufwacht. Er wird nichts, gar nichts irgendwie einordnen können. Ich denke, die Extreme "alles wissen" und "gar nichts wissen" sind unmöglich. Sowas wurde tatsächlich mal als soziologisches Experiment durchgeführt. Mit Menschen, die irgendwo in einem unkontaktierten Volk im Urwald aufgewachsen sind. Möglicherweise sogar in Tokyo, aber vielleicht auch in New York. Ich erinnere mich nicht mehr genau... aber sie hielten wohl Fernsehläden für Imbissbuden, weil auf den ausgestellten Bildschirmen offenbar gerade ein Werbespot für Grillhähnchen lief (Hühner kannten sie wohl).
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#1472518 - 06/17/21 09:35 AM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: Toxxi]
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Das Problem, dass man nicht zu beliebigen Zeiten etwas zu essen bekommt oder auch dass die Restaurantdichte in manchen Ländern deutlich kleiner ist als ich das so gewohnt bin hatte ich schon so oft, dass ich die Essensversorgung tatsächlich recherchiere und zwar, indem ich auf Google Maps erstens die grundsätzliche Restaurantdichte recherchiere, eine Zufallsauswahl davon anklicke und mir die Öffungszeiten anschaue. Das hat sich als sehr effizient erwiesen, in den Vor-Internetzeiten mussten wir das auch erst im Land lernen.
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#1472519 - 06/17/21 09:51 AM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: Martina]
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Das hilft aber auch nicht immer. Ich kann mich erinnern, dass wir in Griechenland unterwegs waren und dort gabe es immer relativ späte Essenszeiten. Einmal nach ca. 2 Wochen aber gingen wir am Campingplatz erst gegen 9 Uhr abends zum Essen. Die Antwort: Die Küche ist schon zu. Da haben wir aber dumm geschaut. Gott sei Dank war die Wirtin so nett, und hat uns ganz frisch noch ein Gulasch gemacht. Das war das einzige mal in Griechenland, dass wir ein richtig heißes Essen bekamen.
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#1472520 - 06/17/21 10:07 AM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: Martina]
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Diesbezüglich wurde ich auf fast schmerzhafte Weise desillusioniert, als ich zu Beginn der 90er von Westfalen hier runter zog. Ich war es vom Münsterland gewohnt, in jedem noch so kleinen Ort eine offen Gastwirtschft am Wochenende vorzufinden, wo man gemütlich unter Bäumen was essen und trinken kann. Bei meinen ersten Touren durch das Hohenloherland gab es nichts, garnichts. Die Gasthäuser, die ich gefunden habe, waren geschlossen - und das an einem Samstagnachmittag!!!
Seit dem Erlebnis fahre ich nur noch mit 3 Liter (2x1.5) Wasser in der Packtasche hier durch die Gegend.
Selbst vorletztes Jahr ist es mir noch passiert, daß ich über 30km meiner Route keinen Bäcker für ein Frühstücksbrötchen gefunden habe, das war nördlich von Osterburken Richtung Tauber/Main. Der kleine Edeka, den ich ergoogelt hatte, hatte mittlerweile sein Geschäft aufgegeben.
Ludger
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#1472521 - 06/17/21 10:11 AM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: LudgerP]
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Selbst vorletztes Jahr ist es mir noch passiert, daß ich über 30km meiner Route keinen Bäcker für ein Frühstücksbrötchen gefunden habe Luxus, dass dir das zum letzten Mal vorletztes Jahr passiert ist... In Brandenburg und Mecklenburg ist sowas immer an der Tagesordnung. Wenn man nicht genau weiß, wo was ist, kann man auch durchaus 50 km fahren ohne Versorgungsmöglichkeit, an einem Fernradweg auch gern noch mehr (die werden (aus Bosheit?) gezielt um alles herum gelegt, was irgendwie geöffnet haben könnte). Deshalb: Tankstelle.
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#1472530 - 06/17/21 11:22 AM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: LudgerP]
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Bei meinen ersten Touren durch das Hohenloherland gab es nichts, garnichts. Die Gasthäuser, die ich gefunden habe, waren geschlossen - und das an einem Samstagnachmittag!!! Da ich ja aus der Hohenlohe stamme, kenn ich das Problem schon seit meiner Kindheit. In der Umgebung meines Studienorts auf der Alb war es ähnlich. Vielleicht bin ich deshalb eher vorsichtig und versuche die 'durchschnittliche Essensversorgungsdichte' im Vorfeld zu recherchieren. Selbst vorletztes Jahr ist es mir noch passiert, daß ich über 30km meiner Route keinen Bäcker für ein Frühstücksbrötchen gefunden habe, das war nördlich von Osterburken Richtung Tauber/Main. Der kleine Edeka, den ich ergoogelt hatte, hatte mittlerweile sein Geschäft aufgegeben.
Dass das Googeln nach einem konkreten Laden schief geht oder dass der gerade Betriebsferien hat, die natürlich nicht in Google stehen, kann leider passieren. Deshalb besteht meine Vorabrecherche aus mehreren Stichproben in der zu bereisenden Gegend. Daran müsste man m.E. sehen können, dass es in der Hohenlohe deutlich weniger Läden und Restaurants gibt als im Großraum Stuttgart. Wir reagieren darauf in der Regel so, dass wir versuchen, zur Mittagszeit an einem größeren Ort vorbeizukommen. Oder (was sich im dünn besiedelten Frankreich sehr bewährt hat) wir achten verstärkt auf Wegweiser und Werbeschilder.
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#1472538 - 06/17/21 12:10 PM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: Thomas S]
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Ich kann mich erinnern, dass wir in Griechenland unterwegs waren und dort gabe es immer relativ späte Essenszeiten. Einmal nach ca. 2 Wochen aber gingen wir am Campingplatz erst gegen 9 Uhr abends zum Essen. Die Antwort: Die Küche ist schon zu. Da haben wir aber dumm geschaut. Gott sei Dank war die Wirtin so nett, und hat uns ganz frisch noch ein Gulasch gemacht. Das war das einzige mal in Griechenland, dass wir ein richtig heißes Essen bekamen. Tja und vor zwei Wochen, wir zählten zu den ersten, die nach der Öffnung wieder zu Besuch im Land waren, haben sich alle um unseren Besuch gerissen. Wir konnten auch an Orten, die sonst ihrer gesetzten Mittagsruhe anheim gefallen wären, um 15:30 essen. "Natürlich!"
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...in diesem Sinne. Andreas | |
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#1472539 - 06/17/21 12:11 PM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: LudgerP]
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Die Gasthäuser, die ich gefunden habe, waren geschlossen - und das an einem Samstagnachmittag!!!...Seit dem Erlebnis fahre ich nur noch mit 3 Liter (2x1.5) Wasser in der Packtasche hier durch die Gegend. Nun, zur Not kann man ja auch seine Papierkarte aufessen.
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...in diesem Sinne. Andreas |
Edited by iassu (06/17/21 12:12 PM) |
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#1472543 - 06/17/21 12:23 PM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: iassu]
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Hallo Andreas,
Friedhöfe sind immer - auch samstags - offen. Und da gibt es stets frisches Wasser.
Gruß
Wolfgang
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Ein Leben ohne Lenkertasche ist möglich - aber sinnlos (frei nach Keine Ahnung und Loriot) | |
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#1472545 - 06/17/21 12:24 PM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: Sattelstütze]
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Sorry,
eigenlich meine ich Ludger ....
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#1472546 - 06/17/21 12:33 PM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: iassu]
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Die Gasthäuser, die ich gefunden habe, waren geschlossen - und das an einem Samstagnachmittag!!!...Seit dem Erlebnis fahre ich nur noch mit 3 Liter (2x1.5) Wasser in der Packtasche hier durch die Gegend. Nun, zur Not kann man ja auch seine Papierkarte aufessen. Das Navi ist knackiger.
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#1472547 - 06/17/21 12:40 PM
Re: Ein Lob der Papierkarte
[Re: Sattelstütze]
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Hallo Andreas,
Friedhöfe sind immer - auch samstags - offen. Und da gibt es stets frisches Wasser.
Gruß
Wolfgang Ich bin mir nicht sicher, ob das Wasser nicht ab und an direkt am Friedhof aus dem Boden gefördert wird... ... andererseits, die Köpi-Brauerei in Duisburg soll auch neben einem Friedhof liegen.
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