Re: Plötzlich neues Reiserad

Posted by: derSammy

Re: Plötzlich neues Reiserad - 11/07/12 06:04 PM

Ok, dann erbarme ich mich mal und geb meinen bescheidenen Senf zu ein paar deiner zahlreichen Fragen:
In Antwort auf: suddenly_bike

Ich saß bisher immer "normal" mäßig tief gebeugt auf dem Rad (etwas näher an einer Rennposition als an einer aufrechten Haltung), mein Orthopäde hat mir jetzt aber *sehr* nahe gelegt, aufrechter zu fahren, weil meine Rückenmuskeln eh schon zu kurz und mein Rücken/Nacken zu verspannt seien und das bei aufrechterer Position wahrscheinlich besser werde.

Mag sein dass er da Recht hat, vielleicht auch nicht. Ich hab auch einen ziemlich versauten Rücken (Rundrücken, Hohlkreuz,...) und hatte nach dem Radfahren auch oft einen verspannten Nacken. Mit nem Rennlenker komme ich jetzt sehr gut klar, die Verspannungen kommen viel später. Der Vorteil liegt wohl insbesondere darin, die Sitzposition teils drastisch mal ändern zu können. Du wirst ums Ausprobieren nicht herum kommen. Ein aufrechtes Sitzen ist aerodynamisch ne Katastrophe und zumindest mal ne Herausforderung an den Sattel. Ich kenne kaum jemanden der sehr aufrecht sitzend lange Distanzen fahren kann, ohne sich über Sitzprobleme zu beklagen.

In Antwort auf: suddenly_bike

Es soll so wartungsarm wie möglich sein (klar), und Wartungen sollten so einfach wie möglich sein. Ich habe keine Lust, alle zwei oder drei Tage alles grundzureinigen, zu ölen usw. Wartungsarmut geht für mich in den meisten Belangen auch klar vor Gewicht.

Ich glaub so groß sind die Wartungsunterschiede verschiedener Räder gar nicht, wie du hier vermutest. Einen viel größeren Einfluss auf die Wartungshäufigkeit hat z.B. das Wetter bei dem man radelt. Nach nem Regentag lechst jede (nicht gekapselte) Kette nach nem Tropfen Öl.

In Antwort auf: suddenly_bike

Wenn ich mir mein Basiswerkzeug angucke, frage ich mich unweigerlich: Geht das nicht auch einfacher (weniger -> gewichtsmäßig leichter)?! ...Inbus in verschiedensten Größen, diverse Gabel- und Steckschlüssel, Kreuzschlitz, Philips, Torx... Gibt es Hersteller/Verkäufer, die das alles auf 3-4 verschiedene benötigte Werkzeuge reduzieren? Kennt ansonsten jemand eine gute Quelle für einzelne Edelstahlschrauben, mit denen man sich selbst helfen kann?

Solche Hersteller sind mir nicht bekannt, aber ich kenne mich auch nicht wirklich aus. Du solltest es so handhaben: Für den Radservice zu Hause solltest du dir einen Maul-und Ringschlüsselsatz, ne Ratsche (mit Steckschlüsseln und ev. diversen Bitaufsätzen) und gute Inbus zulegen. Alles gibt es für kleines Geld in unregelmäßigen Abständen z.B. im Discounter deiner Wahl. Für Unterwegs (oder den Anfang) mag ein Multitool ok sein, Freude entwickelt man damit nicht.
Die paar Schrauben, die Gepäckträger, Schutzblech und Getränkehalter halten sind übrigens das kleinste Problem. Nerviger ist Spezialwerkzeug vom Nippelspanner bis zu diversen Abziehern.

In Antwort auf: suddenly_bike

Zweitens sind manche teure Sachen soo leicht abschraubbar (Frontstrahler z.B.)! Für einen simplen Diebstahlschutz würde ich tatsächlich noch ein extra-Werkzeug mitnehmen: Gibt es "Spezialschrauben" wie bei Autofelgen?

Es gibt Pitlock und ähnliches System. Außerdem gibt auch Schrauben mit Innen-Fünf-Kant. Alles sollte es auch für die Frontleuchte geben. Ich empfehle die Verwendung eines Zweitrades: In der Stadt, wo du die Demontage diverser Radteile fürchten musst, ein Rad ohne teuren Schnickschnack - am Tourenrad muss dann gar nicht unbedingt so ein doller Diebstahlschutz dran, denn meist lässt man das eh nicht weit aus den Augen (gut, hängt auch von deinem "Tourenverhalten" ab). Schnellspanner, sind nur an Rädern empfehlenswert, die man NIE aus den Augen lässt. (Rennrad für die Trainingsrunde)

In Antwort auf: suddenly_bike

Ich kann die Diskussionen um 26" vs. 28" deswegen nicht nachvollziehen, weil ich seit 15 Jahren nur noch 28" gefahren bin. Mit 28" bin ich bisher auch bei schlechterer Wegequalität mit engeren Kurven gut zurechtgekommen. Mein Händler hat bekräftigt, dass 26"er stabiler seien als 28"er und deswegen die meisten neueren Reiseräder 26"er seien. Von der Effizienz würde es auch keinen nennenswerten Unterschied machen.
Bei der Frage ob Stahl- oder Alu-Rahmen bin ich für mich zu dem Schluss gekommen, dass ich keines von beidem kategorisch ausschließe - von Rahmenbrüchen lese und höre ich selten. Tendieren tue ich aus schon oft genannten Gründen zu Stahl.

Sehe ich ähnlich entspannt. Wenn es aufs Budget ankommt, würde ich hier auch nicht unbedingt die Priorität setzen.

In Antwort auf: suddenly_bike

Mit Gabeln kenne ich mich kein Stück aus. Mein Laienwissen beschränkt sich auf "Federgabel = bequemer, dafür schwer und falls nicht hochpreisig auch schnell labberig und kaputt". Ich fand meine "Standard-Federgabel" am alten Rad auch mit Gepäck (das nur hinten drauf war) relativ angenehm, aber tatsächlich wars bei zügigeren Abfahrten nicht gerade ein Gefühl wie auf Schienen. Ich tendiere also zu einer ungefederten Gabel mit Lowrider-Aufnahmen. Mein Händler meinte noch, dass Taschen-Aufnahmen für Federgabeln nicht empfehlenswert seien (instabiler, schwerer, höherer Schwerpunkt). Muss ich da sonst noch was beachten?

Ich bin Verfechter ungefederter Räder (aus oben genannten Gründen) - fahre aber auch am liebsten auf asphaltiertem Untergrund. Lowrider+Federgabel geht, ist aber komplizierter+teurer. Federgabeln sind ein zusätzliches Teil, was kaputt gehen kann und ev. mal einer Wartung bedarf.

In Antwort auf: suddenly_bike

Zuerst zur Breite der Räder: Hier tendiere ich zu einer etwas breiteren Variante, sprich, z.B. 50mm. Ich hab's ja auch nicht eilig und will querfeldein. Das TX-400 hat Mondial-Bereifung, die Mein Händler sehr empfehlenswert findet.

Den Mondial mit 50mm fahre ich auch. Keine Langzeiterfahrung, aber ist ok. Ein breiterer Reifen federt auch.



In Antwort auf: suddenly_bike

Von Laufrädern habe ich wohl am allerwenigsten Ahnung. [...]

Da hatte ich auch meine Probleme, mir im Internet ein Bild zu verschaffen. Entweder nachfragen oder beim Händler fragen. Grundlegend: Geöst, am Reiserad nicht mit zu leichten Felgen und zu wenig Speichen experimentieren und bei einem 50mm-Reifen MINDESTENS 19mm Maulweite (wir haben 25). Manche fahren das auch mit 17mm, dann sollte man aber wissen was man tut.


In Antwort auf: suddenly_bike

Ich bin noch nie Rohloff gefahren (und die kommt aus Preisgründen wohl auch nicht in frage) und bin mit sonstigen Naben nie warm geworden. Mein Händler rät für Fernreisen von Nexus und Co. ab. Andererseits hatte ich bei den drei bisherigen Rädern mit Kettenschaltung (bin aber auch nur bis XT-Niveau gefahren) ziemlich schnell abgefahrene Lieblingsritzel (nach ~3-5000km) und unpräzise Schaltungen, die auch von verschiedenen Fachwerktstätten nicht mehr sauber eingestellt werden konnten. Aufgrund der Ersatzteilsituation in technisch weniger entwickelten Ländern tendiere ich trotzdem zu einer Kettenschaltung. [...]
Das TX-400 hat vorne 26/36/48, hinten 11-34. Falls sich das ähnlich fährt wie bei einem 28", muss ich mir ganz schwer überlegen, ob das vorne nicht viel zu groß ist.

Die Rohloff kann ich empfehlen, fällt aber aus deinem Budget. Sonstige Naben haben in meinen Augen zu wenig Übersetzungsspektrum, entweder fehlt es am Berg oder du trittst ab 30 km/h ins Leere. Eigne dir an, wie man eine Kettenschaltung sauber einstellt. Das ist keine Magie, man kann manch hakelige Schaltung sogar bei der Fahrt einstellen (ne kleine Drehung der entsprechenden Stellschraube am Lenker). Manch penible messen auch ganz akribisch Ketten- und Ritzelverschleiß und tauschen entsprechend, das hilft natürlich auch ne immer gut laufende Kettenschaltung zu haben.
Kennst du den Ritzelrechner? Der Hilft ganz gut verschiedene Schaltungskonfigurationen zu vergleichen. Ich fahre bei meinem Fitnessbike (28") ein 52er Ritzel vorn. Da kann man bergab bei 60 noch gut mittreten, vielen hier ist das aber zu dick. Am Reiserad würde ich aber vor allem darauf achten, dass du auch einen Gang mit recht niedriger Entfaltung fahren kannst. Mit Gepäck ist man steil bergauf schnell nicht mehr schnell. Dann liegt es an dir, wie du die Abstufungen dazwischen möchtest. Ich bin z.B. kein Freund von so nem großen Rettungsanker, da ist mir der Sprung zu groß.

In Antwort auf: suddenly_bike

"HS11 oder V-Break?"

Ich verwende immer viel Zeit (mag auch ein Spleen sein) meine V-Breaks genau einzustellen. Dies ist auch immer wieder mal nötig. Die HS11/33 mögen da robuster sein.
Die Ersatzteilsituation bei V-Breaks ist aber in meinen Augen kein Grund gegen Maguras. Gute V-Break-Klötze kosten auch (billig empfiehlt sich nicht, ich hab mal 3€-Klötze aus dem Pfennigpfeifer bei EINER Passabfahrt (1200m) weggehobelt!) und sollte man wohl auch mitführen. Ferner kannst du im Extremfall immer noch defekte Maguras abbauen und durch V-Breaks ersetzen.
Mich wundert, dass Falk noch nicht laut "Scheibe" gebrüllt hat, aber diese Option gibts auch noch (ja, die Dinger greifen wirklich weit bombiger zu und verschleißen auch keine Felgen) und ich würde zumindest drauf achten, dass du die nachrüsten kannst.

In Antwort auf: suddenly_bike

Sattel?

Kann ich wenig zu sagen, musst du wohl sowieso ausprobieren. Wenn du wirklich aufrechter sitzen willst, brauchst du tendenziell auch einen etwas breiteren Sattel.

In Antwort auf: suddenly_bike

Energieversorgung, Nabendynamo

Mein Eindruck ist, dass sich die NaDys hinsichtlich ihrer elektrischen Leistung nicht viel nehmen. Wichtiger ist die Qualität der Lager und Achsen, ob man diese tauschen kann
und was die Dinger wiegen. Dies spiegelt dann auch die verschiedenen Preise wieder. Ich fahre SON, die Shimanos mögen aber auch gehen.

In Antwort auf: suddenly_bike

Zur Stromversorgung: Ich bin also bisher immer mit E-Werk und meinem (wasserdichten) Motorola Defy (mit Oruxmaps und OSM/OCM, Google Maps) gefahren und damit - bis auf die mangelnde Displayheligkeit - extrem zufrieden. Da ich ausschließlich per USB ladbare Geräte habe (Handy, Digicam, ebookreader), kaufe ich als nächstes wohl entweder ein bumm USB-Werk oder einen Luxos.

Allerdings brauch ich die extreme Helligkeit des Luxos nicht und habe in Münster großen Schiss, dass der mir schneller geklaut wird als ich "Busch und Müller Lumotec IQ2 Luxos U" sagen kann (siehe auch oben zur Diebstahlsicherung). Mein Händler empfiehl mir heute den Dahon Reecharge, den ich wg. Pufferakku, Netzladefunktion, Spritzwasserschutz und schnell abnehmbarem Gehäuse auf dem Papier ebenfalls sehr interessant finde - allerdings fallen die Ergebnisse im fahrradzukunft-Test ja gemischt aus. Gibt's da weitere Erfahrungen?

Du scheinst mit deinem Strombedarf in der Tat ein guter Kandidat für den Luxos, den Dahon kenne ich nicht. Mag auch ne Option sein. Diebstahlsicherung für den Luxos sollte es geben, am Stadtrad muss der vielleicht trotzdem nicht sein, zumal du ja ein E-Werk dein Eigen nennst. Der Forumslader fällt mir noch ein, der hat sicher keine hohe Klauattraktivität ;-)


In Antwort auf: suddenly_bike

Schutzbleche/Kettenschutz
Dazu les ich fast nie was. Standard-Schutzbleche scheinen mir a) zu schwer, b) sind sie mir (vor allem hinten) meistens zu kurz, und c) ist die Reinigung mühselig. Spricht irgendetwas (außer dem leichten Diebstahl) gegen Steckschutzbleche? Gibt's da Modelle, die extralang sind? Falks Meinung (Re: Einsteiger braucht Hilfe bei Fahrradberatung (Ausrüstung Reiserad)) kenne ich dazu, aber Falk hat ja auch tendenziell dogmatische Einstellungen zwinker Kann das jemand bestätigen/dem was entgegenbringen?
Bei Reiserädern "von der Stange" ist mir aufgefallen, dass sie sehr häufig keinen Kettenschutz haben. Warum nicht? Mein Händler meinte, dass das vor allem ästhetische Gründe hätte, dass der zusätzliche Dreck ohne Schutz aber auch nicht ins Gewicht fallen würde..?

Schutzbleche aus Plastik finde ich nicht zu schwer, idR auch nicht zu kurz und die Reinigung - naja das wäre eine der Stelle wo ich auch ohne Bedenken mal mit nem Wasserstrahl drunter spritzen würde.
Dagegen fallen mir fast nur Nachteile der Steckvarianten ein: teils schwer, nur unzureichend abdeckend, da zu weit weg vom Rad, zu kurz und in ihrer Position (insbes. Vorderrad) nur unzureichend fixiert. Wer klaut daher Steckschutzbleche? Am Fitnessbike hatte ich welche: Vorn hab ich es abmontiert, das nervte nur, hinten ist es noch dran, aber hinter mir empfiehlt es sich wirklich nicht zu fahren...
Kettenschutz hab ich auch keinen dran. Die Frage ist, was geschützt werden soll. Deine Hose? Das geht IMHO mit leichteren Methoden. Die Kette selber? Da ist nur ein geschlossenes System wirklich sinnvoll. Solange wie von unten noch Sand an die Kette spritzen kann, hast du den wirklichen Verschleißverursacher nicht getilkt. Im Gegenteil, Regen von oben hilft vielleicht sogar noch den Sand wieder wegzuwaschen. Und Ketten-&Kurbel-reinigung, -wechsel und -ölen ist mit Kettenschutz einfach nur nervig.


In Antwort auf: suddenly_bike

Zu folgenden und weiteren Dingen habe ich mir bisher nur sehr wenige bis gar keine Gedanken gemacht und bin natürlich genauso für Anregungen dankbar:
- Pedale (mit Klick komme ich nicht zurecht - meine Knie brauchen große und abwechslungsreiche Bewegungsfreiheit, sonst machen meine losen Kniescheiben Ärger. Ogottt, ich klinge wie ein gebrechlicher Mann)

Hast du das ausprobiert? Auf "gut ausgenuddelten" Klickies (von nem Kumpel bekommen) habe ich mit labberiger Federspannung sehr viel "Kniefreiheit".
Eine Alternative wären noch Pedalhaken und Riemchen. Mir war dabei irgendwann der Schuhverschleiß zu hoch, aber sinnvoll finde ich die Möglichkeit an den Pedalen "ziehen" zu können in jedem Fall.

In Antwort auf: suddenly_bike

- Kette

Ist ein Verschleißteil was irgendwann gewechselt werden muss...

In Antwort auf: suddenly_bike

- Vorbau (ahead-Vorbau? Was ist das, was sind die Vor- und Nachteile? Wie kann ich die Höhe verstellen?)

Wikipedia sagt dir, was ein AHead-Vorbau ist. zwinker Im Gegensatz zu Vorbauten mit Innenklemmung kannst du da die Höhe nur durch Spacer und die Wahl eines anderen Vorbaus ändern. Mir scheint diese Konstruktion aber stabiler und sie ist im Mountainbike- und Rennradbereich heute Standard.
Der Fahrradhändler deines Vertrauens sollte vor dem Radkauf deine gewünschte Sitzgeometrie bestimmen. Davon abhängig bestimmst ihr die Rahmengröße. Dann sollte das Rad auf dich angepasst werden. Das ist Routine für den Händler und der weiß dann schon, wo er das Gabelrohr oben absägt (eine höhere Lenkerposition ist dann nur noch schwierig zu realisieren). (Als Option kannst du noch wünschen, dass noch ein oder zwei Spacer über dem Vorbau verbleiben, dann ist auch eine höhere Lenkerposition später mal realisierbar).

In Antwort auf: suddenly_bike

- Lenker (Multiposition? Auflieger? Griffe?)

Wird vor der Wahl des Vorbaus rausgesucht. Mein Tipp: Rennbügel (ist aber zugegeben ne Herausforderung, was die Wahl von Schaltung, Bremsen,... betrifft). Mehrere Griffpositionen (d.h. Multiposition (obwohl mich das nicht überzeugt) oder zumindest Bar Ends). Auflieger hab ich nie probiert, aber an einem Reiserad beißt sich das wohl auch eher mit der empfehlenswerten (schnell erreichbar, Karte/GPS) Lenkertasche.

In Antwort auf: suddenly_bike

"Selber zusammenbauen?"

Da du nichtmal weißt, was ein Ahead-Vorbau ist, rate ich davon eher ab. Es sei denn, du hast jemanden, der dir dabei zur Hand geht oder hast selbst Lust auf dieses zeitaufwändige Projekt. Und ja, du wirst Fehler machen und wohl auch falsche Dinge bestellen. Ein gebrauchtes Rad für deine Belange anzupassen ist die geschicktere Wahl.