Kette rutscht durch - muss Kassette auch neu?

Hallo allerseits!

Ich möchte mich trotz meines Anliegens schon ganz gerne wenigstens kurz vorstellen.
Mein Name ist Dominik, bin 22 Jahre alt und wohne nahe Köln. Ich habe mich hier angemeldet, da ich nach mehrfach bereits längeren Tagestouren über 100 km in naher Zukunft auch mal erste (wenn auch wohl kleinere) mehrtägige Radreisen innerhalb Deutschlands fahren möchte...

...und weil ich wohl manchmal Hilfe mit der Ausrüstung brauchen werde, so wie jetzt. Toller Einstand im Forum, aber was solls.

Ich habe wegen dem sehr knappen Budget über mehrere Jahre ein Rad aufgerüstet. Es ist ein Bergamont Horizon 3.2 Trekkingrad, also nichts besonderes. Vieles wurde durch höherwertige Teile ersetzt, darunter der Antrieb samt Schaltung und Hebeln, Bremsen und Lichtanlage.

Ich habe allerdings ein Problem mit dem Rad, genauer mit dem Antrieb. Seit 4500 km fahre ich eine 10fach-XT-Kassette (CS-M771-10 müsste das sein), SLX-Kurbel (FC-M670) und eine SRAM PC1071 Kette samt LX-Schaltwerk.
Funktionierte gut, auch abseits fester Straßen.
Nun rutscht die Kette seit wenigen Kilometern durch, wenn ich fest antrete. Die Kette rutscht tatsächlich über das mittlere Kettenblatt, NICHT über die Kassette, das konnte ich bereits beobachten. Teilweise springt die Kette auch direkt ab bzw. rutscht auf ein anderes Kettenblatt.
Bei den anderen beiden Kettenblättern rutscht die Kette vorerst nicht durch. Ein zweiter Blick zeigt mir: die Kette hat sich laut meinem bescheidenen Wissen zur Fahrradtechnik sehr stark gelängt, da die Kettenglieder offenbar nicht mehr genau in den Zähnen sitzen.

Ich habe noch ein paar Fotos des Übels gemacht:



Das Problem sollte trotz des Drecks am Antrieb gut sichtbar sein.

Meine Frage dazu: liege ich mit meiner ersten Fehlerdiagnose richtig - und noch wichtiger - muss die Kassette beim Tausch der Kette und des Kettenblatts auch neu? Ich habe nämlich immer wieder gelesen, dass bei einem Kettentausch auch die Kassette getauscht werden sollte, da "Kette und Kassette nicht mehr ineinanderpassen" oder so und dann bei starkem Tritt wieder durchrutschen können. Dass die Kette und wohl auch das mittlere Kettenblatt neu muss, ist mir klar.
Könnt ihr anhand der Bilder eventuell einschätzen ob auch noch die Kassette ersetzt werden muss (Verschleiß)? Die Zähne schauen in meinen Augen ja noch ok aus. Kette und Kettenblatt kann ich austauschen, aber noch eine neue Kassette sprengt mein Budget.

LG, Dominik

Kauf dir eine neue Kette und das Kettenblatt. Und mach mal alles richtig sauber.

Eine preisgünstige Variante wäre mit Diesel alles zu säubern

Wenn Du hinten keine Probleme hast, sondern bloß vorne, bedeutet dies, das die Kassette höchstwahrscheinlich der Kette angepasst verschlissen ist.
Du brauchst also auch eine neue Kassette.
Brauchst nichts allzu teures nehmen, ich habe gute Erfahrungen mit der Sram 1030 Kassette gemacht. Wintertauglich vernickelt und haltbarer Stahl.

Dazu eine neue Kette, klar.
Und wenn Du schon einkaufst, nimm noch eine Kettenmesslehre dazu und leg die etwa alle vier Wochen mal auf die Kette. Fällt sie ganz rein, muss die Kette runter.

Wenn Du die Kette wechselst, kannst Du aber gerne mal die alte Kassette drauf lassen und eine Proberunde drehen. Dann merkst Du den Effekt, den Du jetzt mit dem Kettenblatt vorne hast, auch hinten und deutlicher.

Dein mittleres Kettenblatt ist wegen dem Dreck schlecht zu erkennen. Ich sehe da einen ziemlich spitz verformten Zahn (Haifisch). Fährst Du hauptsächlich das mittlere Blatt?

Ok, danke für Eure Antworten.
Dann muss ich wohl wirklich alles (Kette, mittleres Kettenblatt und Kassette) neu machen (lassen). Hatte ich mir schon fast gedacht.

Wenn ich die Kette direkt wechsele sobald die Messlehre ganz rein fällt, kann die Kassette dann drauf bleiben? Eine neue Kette ist mir ja schon lieber als noch eine neue Kassette dazu...

LG, Dominik

Kauf neue Kette und Kettenblatt. Ob du eine neue Kassette brauchst merkst du auf den ersten Metern, dann rutscht es nämlich hinten durch.

So versaut wie die Kassette ist, läßt sich da nicht erkennen, ob einige Ritzel auch "hin" sein könnten.
Besorg dir am bestern direkt ne gescheitere Qualität für das mittlere Blatt. Für nur 4500km ist das doch reichlich abgenudelt.
Eine Kette hält bei mir maximal 3000km, bei Manchen ist es noch weniger, bei Einigen auch deutlich mehr. Gewwöhn dir einfach an die Kette ab 2500km regelmäßig auf ihre Verschleißgrenze zu prüfen, dann sollte das so nicht mehr passieren. Ist leider der häufigste Anfängerfehler, an dem die Radhändler gerne direkt die nächste "Mark" verdienen. Vielleicht erzählen sie Käufern deswegen nicht so ganz genau worauf man bei der Kette achten soll, damit die teuren Folgekosten vermieden werden können.

Genau das ist der Sinn einer Messlehre. Sie zeigt die Verschleißgrenze an, bevor die Kassette leidet.
So alle drei bis fünf Ketten ist dann auch mal die Kassette fällig für den Wechsel.

Allerdings, und die Kollegen wiesen Dich schon drauf hin, klappt das nur, wenn Du den Antrieb hin und wieder mal reinigst. Der hält dann länger. Wenn man wöchentlich die Kette mit einem geölten Lappen abzieht, setzt sich da nicht so ein Schmodder fest wie auf deinen Bildern gezeigt wird.

Die Bilder sehe ich auf meinem mobilen Endgerät gerade nicht. Aber Kettenreinigung ist eigentlich nicht nötig, solange man gerade so sparsam die Kette nachölt, dass sie nicht zwitschert. Umso mehr man der Maxime "viel hilft viel" nacheifert, umso mehr Dreck zieht die Kette.

An den Fadenersteller: Ich würde es auch erst mal nur mit einer neuen Kette und dem neuen mittleren Kettenblatt versuchen. Rutscht die Kette dann hinten durch (nicht unwahrscheinlich), dann eben auch eine neue Kassette.
Das Werkzeug für diese Umbauten kostet kaum mehr als die Lohnkosten eines Mechanikers dafür. Sprich: Werkzeug anschaffen und selber machen. Dafür einen Radladen zu bemühen kostet langfristig sowohl mehr Zeit als auch mehr Geld.

Tausche den Zahnkranz und verzichte dabei auf die super teuren Versionen. Ein einfacher Zahnkranz tut es auch und lebt nicht wirklich viel kürzer als der teure. Zudem muss das mittlere Kettenblatt ausgetauscht werden. Das ist meistens das erste, welches hinübergeht, da es in der Regel mehr genutzt wird.

Ich werde also demnächst nach und nach das nötige Werkzeug, Kettenblatt, neue Kette und Kassette beschaffen und den Wechsel der Komponenten selber vornehmen. Spart auf Dauer in der Tat viel Geld und eröffnet auch zukünftig neue Möglichkeiten.
Brauche ich nur noch einen günstigen Fahrradmontageständer, denn den habe ich auch nicht - brauche ich aber, um verfünftig am Rad arbeiten zu können. Gibt es da etwas, was für den Hobbygebrauch gut hält?

LG, Dominik (der erstmal ein altes Ersatzrad mit 5-Gang Positron fahren wird)

Hallo Dominik,

du hast eine SRAM-Kette verbaut, vielleicht ist das Kettenschloss nicht richtig eingerastet.

LG Martin

Montageständer ist eher Kür, für nen Ketten-, Ritzel- und Kettenblattwechsel brauchst du das nicht unbedingt. Schadet natürlich nicht, wenn man es hat, aber geht wie gesagt auch gut ohne.

Mache erstmal den Schmodder vom Antrieb runter. Mit Glück läuft das Teil wieder.

Wenn ich das richtig erkenne, und so stark kann der Winkel zum kleinen und mittleren Kettenblatt gar nicht abweichen, dann ist dieses Blatt völlig zuschandengefahren. Könnte es sein, dass Du den Fehler machst, immer auf dem Mittelblatt zu fahren? Wenn das so ist, dann überdenke mal Deine Nutzung und Dein Schaltverhalten. An sich sollte das Mittelblatt nur eine Anfahrstufe sein. Wenn Du das große Kettenblatt, dass ja eigentlich als Streckenblatt gedacht ist, nie nutzt, dann ist es sehr wahrscheinlich zu groß. Dazu beigetragen haben auch die in den letzten zwanzig Jahren immer kleiner gewordenen Ritzel. In den Neunzigern war das Kleinste gar nicht mal so selten ein 13er und damit vertrug sich auch ein 48er Kettenblatt, das heute von vielen für »viel zu groß« angesehen wird. Beim mittleren Kettenblatt müssen deutlich weniger Zähne die Zugkraft übertragen, entsprechend häufiger greifen sie in die Kette ein. Kein Wunder, dass kleinere Kettenräder schneller verschleißen. Ich bin jedenfalls zu Kettenschaltungszeiten konsequent bis stur schäglaufvermeidend gefahren. Das machte die Mittelblätter ausgesprochen langlebig.